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den letzten Jahren ganz aufserordentlich vergrölserten und modernen Anforderungen angepafsten Flotte betreiben. Entsprechend der Vermehrung und Ver besserung der Flotten haben beide Gesellschaften seit 1897 ihr Kapital erheblich vergröfsern müssen, die Hamburg-Amerika-Linie von 40 auf 65 Millionen, zu denen neuerdings weitere 15 Millionen hinzutreten, und der Lloyd von 40 auf 80 Millionen. Beide Gesell schaften verfügen also jetzt über das gleiche Kapital und sind die beiden gröfsten Gesellschaften der Welt. Die Hamburger Linie zeigt eine aufserordentliche Verbesserung der Flotte, sowohl was den Typ der Schiffe betrifft wie auch ihr durchschnittliches Alter. Neben den Riesendampfern vom Typ der „Pennsyl- vania“ und „Bulgaria" ist in erster Linie der neue grofse Schnelldampfer „Deutschland“ zu erwähnen, der nach der „Oceanic“ der Cunard-Linie der gröfste, mit dem „Kaiser Wilhelm der Grofse“ des Lloyd aber das schnellste Schiff der Welt werden wird. Während das Geschäft der Hamburger Gesellschaft sich vorher in der Hauptsache nur auf den Verkehr mit Nord- und Südamerika erstreckte, ist sie seit dem neuen Reichspostdampfervertrage auch in den asiatischen Reichspostdampferdienst eingetreten, den sie gemein sam mit dem Norddeutschen Lloyd betreibt. Ilir grofser Dampfer „Hamburg“ ist bereits im Betriebe und demnächst wird auch die „Kiautschau“ eingestellt werden. Gleichfalls im Verein mit dem Lloyd unter nahm die Hamburger Gesellschaft auch durch den Ankauf und den Betrieb der Dampfer der ehemaligen Kingsin-Linie das Frachtgeschäft nach Ostasien. Von andern Unternehmen ist zu erwähnen, dafs die Ham burger Gesellschaft schon seit Jahren eine wesentlich auf Fracht und Zwischendeckverkehr berechnete Linie Genua-La Plata unterhält, die jetzt insofern eine Aenderung erfahren soll, als für die in diesem Dienste befindlichen Dampfer eine eigene italienische Actien- gesellschaft „Italia“ errichtet ist mit 5000000 Lire Kapital. Den mafsgebenden Einflufs auf die Italia hat die Hamburg - Amerika - Linie sich Vorbehalten. Die Schnelldampferlinie Genua-New York, auf der die Schiffe der Gesellschaft bisher nur im Winter gemein sam mit dem Lloyd liefen, soll in Zukunft auch im Sommer betrieben werden. Als ganz neu ist endlich der Bau eines ausschliefslich für Vergnügungsreisen im grofsen Stil — Weltreisen u. s. w. — bestimmten Schiffes, der „Louise Victoria“, die noch in diesem Jahre zu ihrer ersten Reise in Dienst gestellt wird, zu verzeichnen. Was den Lloyd betrifft, so kann über Verbesserung des Schiffsmaterials und seine Ver jüngung dasselbe gesagt werden, wie von der Ham burger Gesellschaft; die Erfolge seines grofsen Schnell dampfers „Kaiser Wilhelm der Grofse“ wie seines Dampfers „Barbarossa“ sind bekannt; es darf aber wohl besonders hingewiesen werden auf die aufser ordentliche Hebung der Reichspostdampfer - Flotte innerhalb der letzten drei Jahre, die jetzt über ein in jeder Beziehung vorzügliches Material verfügt. Im amerikanischen Dienst der Gesellschaft sind in den drei Jahren keine neuen Linien eingerichtet worden, mit Ausnahme einer jetzt noch zu verstärkenden Linie nach Galveston, die vorzugsweise berufen ist, den wichtigen Bremer Baumwollmarkt vom Auslande immer unabhängiger zu gestalten. Das Hauptgewicht seiner Thätigkeit hat der Lloyd auf den Ausbau seiner ostasiatischen Linie gelegt. Im Einvernehmen mit dem Reiche und unter entsprechender Erhöhung des Reichszuschusses ist die monatliche Linie zu einer halbmonatlichen gemacht worden, die auch Japan in directe Verbindung mit Deutschland bringt. Infolge der Betheiligung der Hamburg-Amerika-Linie finden jetzt die Abfahrten abwechselnd von Bremen und Hamburg statt. In den indisch-chinesischen Meeren hat der Lloyd durch den Ankauf zweier englischen Dampferflotten einen Localdienst geschafft, der dem nächst mit etwa 40 Dampfern betrieben wird. Durch diese Schiffe werden Siam und die Insel Borneo in den deutschen Verkehr hineingezogen, während gleich zeitig Abmachungen mit fremden Dampfergesellschaften unmittelbare Anschlüsse nach Holländisch-Indien und Rangun ermöglichen. Indem der Norddeutsche Lloyd sich auch in China an der Küsten- und Flufsschiffahrt in Verbindung mit anderen deutschen Häusern zu betheiligen gedenkt, wird auch die Bedeutung von Shanghai und Hongkong für die deutsche Schiffahrt gehoben. Es besteht ferner die Absicht, letzteres zu einem Ausgangspunkte für die China mit Sidney ver bindende, unsere Besitzungen auf den Karolinen und Marianen anlaufende Linie zu machen. Diese Linie soll auch Neu-Guinea anlaufen, das somit in Zukunft von zwei Dampferlinien besucht werden wird. Die grofsen Aenderungen, die im Bereich der beiden grofsen Gesellschaften im Laufe der letzten drei Jahre stattgefunden haben, haben, wie aus den Rechnungs ablagen ersichtlich, keine sprungweise, wohl aber eine stetige günstige Entwicklung zur Folge gehabt, wie aus der nachstehenden Zusammenstellung ersichtlich ist: Von Interesse sind ferner folgende Ziffern: Ueberschüsse: 1897 1898 1899 Ji M Hamb.-Amerika . . 9 767 564 15 216 714 18 932 130 Nordd. Lloyd . . . 1 11 118 935 16 565 226 20 410 613 Abschreibungen : 1897 1898 1899 M J I Hamb.-Amerika. . 4 755 670 8 582 481 9 534 371 Nordd. Lloyd . . . 6 651 254 7 289 338 7 869 206 Ueberweisungen an die Rücklage: 1897 1898 1899 M Ji M Hamb.-Amerika . . 1 308 393 1 499 637 2 914 912 Nordd. Lloyd . . . 933 103 2 630 325 3 649 513 Dividende: 1897 1898 1899 6 % 8 % 8 % M Ji Ji Hamb.-Amerika . . 2 700 000 4 000 000 5 200 000 5 % 7 % 71/2 % M M « Nordd. Lloyd . . . 2 000 000 4 200 000 6 000 000 Güterbeförderung: 1897 cbm 1898 cbm 1899 cbm Hamb.-Amerika . . 2 304 785 2 388 640 3 033 887 Nordd. Lloyd . . . 1 910 740 1 983 482 2 308 404 Personenbeförderung: 1897 1898 1899 Hamb.-Amerika . 73 089 74 661 101 975 Nordd. Lloyd . . 140 584 161 963 197 226 Aus Schiffsverkäufen erzielte die Hamburger Gesell schaft im Jahre 1898 einen Gewinn von 3 106 307 -, während der aus der letzten Rechnungsablegung nicht ersichtliche Gewinn aus Schiffsverkäufen auf 2 bis 21/2 Millionen zu veranschlagen sein dürfte. Dem gegenüber hatte der Norddeutsche Lloyd in den beiden entsprechendeu Jahren aus dem gleichen Kapital nur einen Gewinn von nicht ganz 1 Million zu verrechnen. — Auf die Gestaltung der Rücklagen hatte das Auf geld bei der Ausgabe neuer Actien einen bestimmen den Einflufs. Dasselbe betrug in den Jahren 1897, 1898, 1899 bei Hamburg 1 489 870 «, 632 969 M, 995 753 -4, bei Bremen (1897 ausfallend) 187 201 , 1 788 877 Am Ende des Berichtsjahres 1899 stellte sich die vorhandene Rücklage bei Hamburg auf 6500000 und bei Bremen auf 4516 162 . Der Versicherungsbestand der Hamburg - Amerika - Linie