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1. August 1900. I 'ereins - Nachrichten. Stahl und Eisen. 823 Bessemerverfahrens grofse Anforderungen an ihn stellte und eine angestrengte und verantwortungsvolle Thätig- keit mit sich brachte. In dieser Stellung hat er ins besondere als Constructeur und ausführender Ingenieur bei dem Umbau des Bessemerwerks in den siebziger Jahren, der einen grofsen Fortschritt in der Fabrication des Bessemerstahls bedeutete, mitgewirkt. In gleicher Weise ist er später bei dem Umbau der Tiegelstahl- schmelze, welcher auch in dieser ältesten Fabrication der Gufsstahlfabrik eine wesentliche Verbesserung und Vervollkommnung des Verfahrens zur Folge hatte, thätig gewesen. Im Jahre 188(1 wurde dem Verstorbenen die Lei tung einer Reihe von wich tigen Betrieben der Gufs- Stahlfabrik, unter denen besonders die Tiegelstahl- schmelze, die Martinstahl- werke und die Hammer werke zu nennen sind, als Ressortchef übertragen. In dieser Stellung hatte er die Construction und Ausfüh rung verschiedener Neu- anlagen zu leiten, ins besondere die Anlage der grofsen hydraulischen Schmiedepressen und des Panzerplattenwerks. In der Panzerplatten fabrication hat er eine bahnbrechende Thätigkeit entfaltet, in dem er an der Ausbil dung des Fabricationsver- fahrens, nach welchem die heutigen, an Widerstands- vermögen alle anderen Fabricate dieser Art über treffenden Kruppschen Panzerplatten hergestellt werden, wesentlich mitbetheiligt war. Im Jahre 1889 wurde er von Herrn F. A. Krupp zum Procuristen und im Jahre 1894 zum Mitglied des Directoriums der Firma Fried. Krupp ernannt. In diesen Eigenschaften hatte er einen hervorragenden Antheil an der Oberleitung der ganzen Gufsstahlfabrik, wie auch an der Schaffung der neuen Werksanlagen in Rheinhausen und der technischen Oberaufsicht über die sonstigen Aufsenwerke, insbesondere das Kruppsche Stahlwerk in Annen und das Fried. Krupp-Grusonwerk in Magdeburg-Buckau. In besonderem Mafse erstreckte sich seine Thätigkeit auf die sämmtlichen Stahl- productions - W erkstätten. Albert Schmitz hat in allen seinen Stellungen eine hohe Intelligenz, einen klaren und scharfen prak tischen Blick, eine gründliche technische Bildung be- wiesen, grofse Energie und Arbeitskraft entwickelt und sich eine reiche Er fahrungerworben. Er war von warmer Liebe zu seinem Berufe als Ma schineningenieur und Hüt tenmann und von lebhaftem Interesse für das grofse Werk, dem er seine Le bensarbeit widmete und an dessen Entwicklung er einen bedeutenden Antheil genommen hat, erfüllt. Vermöge seiner aufser- gewöhnlichen Tüchtigkeit und reichen Erfahrung hat er Bedeutendes geleistet und sich in hohem Mafse die Anerkennung, die Hochschätzung und das Vertrauen seines Chefs sowie seiner Coliegen und Mitarbeiter erworben. Bei den ihm unterstellten Beamten, Meistern und Arbeitern, die seine Ge- i echtigke.it und Gradheit, seine wohlwollende Ge sinnung und seine Für sorge für jeden Einzelnen besonders zu schätzen wufsten, war er in hohem Grade beliebt und verehrt. Nicht minder schätzten ihn auch seine zahlreichen Freunde, bei welchen er sich als hervorragender Fach genosse und als Vorbild zuverlässigen Charakters allgemeiner Beliebtheit erfreute. Die Trauer um sein Hinscheiden, durch welches die Firma Fried. Krupp einen ihrer tüchtigsten Ingenieure und der Verein deutscher Eisenhüttenleute einen seiner Mitbegründer verloren hat, war daher überall eine tiefe und auf richtige. Er ruhe in ewigem Frieden! Bendix Meyer - Die oberschlesische Industrie hat einen schweren Verlust zu beklagen. Am 26. Juni — seinem Geburts tage — verschied zu Berlin, wo er Heilung von einem Leiden suchte, Bendix Meyer. Im Jahre 1846 in Münster in Westfalen geboren, bestand der nun Entschlafene im Alter von 16 Jahren bereits sein Abiturienten-Examen mit Auszeichnung und studirte dann in Berlin. Nach Beendigung seiner Studien trat er bei A. Borsig daselbst als Prakticant ein und gewann bald das Vertrauen seines Chefs. Während einer kurzen Unterbrechung dieser Thätigkeit unterstützte er Ingenieur Veitmeyer bei der Frage der Wasserversorgung Berlins und Geheimrath Wiebe in anderen technischen Fragen mit anerkanntem Erfolg, kehrte dann wieder zu Borsig zurück und wurde schliefslich von dieser Firma auf ihr oberschlesisches Werk gesandt. Hier wirkte er 31/: Jahre als Ober ingenieur und leistete besonders beim Bau der - Hoch ofenanlage, aber auch für die sonstige Entwicklung des Werkes Hervorragendes, so dafs ihm sowohl der alte A. Borsig wie sein leider früh verstorbener Sohn Arnold dauernde Freundschaft bewahrten. Im Jahre 1874 folgte er dem Rufe der Firma S. Huldschinsky & Söhne, Gleiwitz, indem er die Direction des damals noch ganz unbedeutenden Rohrwalzwerks dieser Firma übernahm. Das Werk hatte bei Meyers Antritt kaum mehr als 100 Arbeiter, dehnte sich aber unter seiner Leitung zu einem industriellen Unternehmen aus, das heute, zusammen mit den in Rufsland und Oesterreich ge gründeten Zweigfabriken, über 6000 Arbeiter beschäf tigt. Die Röhren- und Eisenwalzwerke in Sosnowice, in denen am 19. Februar 1887 das erste Gasrohr in