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1. August 1900. Beferate und kleinere Mittheilungen. Stahl und Eisen. 821 und oft unterbleiben. Die starke Vermehrung der Arbeiterzahl wird Wohnungen und Lebensmittel un- gemein vertheuern, daher den Werth des Verdienst guldeus schmälern. Bei schlechter Conjunctur und in den Sommermonaten kann die heute geringere Anzahl von Arbeitern oft nicht voll ausgenützt werden, und es müssen Schichten ausfallen. Dadurch wird der monatliche Verdienst der Arbeiter wesentlich ge schmälert. Eine gröfsere Gefahr birgt die Vermehrung der Belegschaft, die bei schlechten Conjuncturen zu Massen - Entlassungen führen würde. Unmittelbare Folgen der Einführung der achtstündigen Schicht wären Verminderung der Production, Erhöhung der Gestehungskosten pro Metercentner bei gleichzeitigem Minderverdienst pro Mann und Schicht, daher eine schwere Schädigung der Gruben und Verschlechterung der materiellen Lage des Arbeiters. Ein Irrthum ist die Annahme, dafs der aus der geringeren Leistung resultirende Gewinnentgang des Arbeiters durch eine Lohnerhöhung dauernd aufgehoben werden könnte. Das wäre nur in einzelnen Fällen und vorübergehend möglich. Der Verdienst steht im innigen Connex mit der Leistung. Die Lohnhöhe wird auf die Dauer ausschliefslich geregelt durch Angebot und Nachfrage, unbeschadet aller künstlichen Schwankungen durch das Vorgehen eines rücksichtslosen Unternehmers oder der streikenden Arbeiter. Weniger gut situirte Gruben müfsten sogar die Gedinge reduciren, da die Minderproduction nicht nur ihren Bruttoertrag schmälert, sondern die Erhöhung ihrer Gestehungskosten durch die bei jeder - Erzeugung gleichbleibenden Lasten der Regie u. s. w. ihre Existenz fähigkeit in Frage stellen würde. Nun giebt es aller dings Zeiten, wo die Conjunctur diese Leistungen ermöglicht, und in denen sich die Steigerung der Gestehungskosten auf die Consumenten überwälzen läfst. Aber das Hinaufschrauben der Preise mufs sich rächen. Es folgen Perioden, wo die Industrie die hohen Kohlenpreise nicht mehr verträgt. Die Pro duction vermindert sich und damit der Wohlstand von vielen Tausenden. Erst wird der Export abgeschnitten, dann sinkt der Absatz im Inlande, der Consum an Kohle mufs fallen, die Gruben ermäfsigen ihre Preise, um ihre Förderung wegzubringen, und bricht dann bei gleichzeitig schlechter Marktlage im Auslande fremde Kohle billig herein, so erfolgt ein Preissturz der Kohle, die wachsenden Zubufsen ungünstig situirter Gruben zwingen sie zur Sperrung dos Betriebes. Ein Ueber- schuft an Arbeitsangebot tritt ein, und nun gehen die Löhne unaufhaltsam und rapid herunter, und eine Reduction der Löhne ist ein unendlich schwerer Schlag für die Arbeiterschaft, die an einen höheren Status vivendi gewöhnt war. „Die Gewerkschaft, der ich angehöre," fährt der Vortragende fort, „beschäftigt inclusive dem Eisenwerke gegen 24000 Arbeiter, das giebt mit Familienangehörigen etwa 50000 Personen, und von diesen leben indirect wieder viele Tausende von Menschen. Unsere Löhne f. d. Jahr betragen inclusive Eisenwerk rund 10 Millionen Gulden. Unsere Auslagen für Wohlfahrt — die uns vom Gesetze auferlegten, wie Bruderladen, Unfall versicherung und Krankenkasse, — die statutarischen — Altersversorgung — und die freiwilligen — ohne Rück sicht auf Anlage und Baukosten von Schulen, Spitälern, Bädern u. s. w., ferner uneingerechnet die Zinsen von bestehenden Fonds, beispielsweise die Zinsen des vor handenen Fonds von 440000 fl. für Erhaltung des Waisenhauses, — diese wiederkehrenden Lasten be tragen f. d. Jahr 800000 fl. Was hat Witkowitz von seinen hohen Kohlenpreisen, da es vier Fünftel seiner Förderung selbst verarbeitet? Geschützt bleibt seine Arbeit nur insolange, als die Eisenpreise in Deutschland hohe sind; gehen diese herab auf ein Niveau ihrer günstigen Productionsverhältnisse, so mufs auch der Preis unserer Fabricate fallen, trotz der hohen Selbst kosten der Kohle. Die Eisenindustrie Mährens und Schlesiens würde durch jeden Rückschlag in der Weltconjunctur härter getroffen werden als diejenige von Böhmen und Steiermark, welche eigene und billige Erze besitzen, während die mährischen und schlesischen Werke die Erze von Ungarn, der Alpinen Montan- Gesellschaft und sogar aus Schweden beziehen müssen, und die Concurrenzfähigkeit mit dem Inlande nur auf billiger Kohle basirt. In schlechten Zeiten kann unser Absatz und unsere Production um einen grofsen Bruh- theil ihrer heutigen Höhe gekürzt werden. Bei Mangel an Arbeit dieser Massenbevölkerung, welche von der Eisenindustrie Mährens und Schlesiens direct und indirect lebt, einen angemessenen Verdienst zu ge währen, dazu genügt auch nicht die gröfste Kapitals kraft Europas. Ich war der Erste im Jahre 1890 (sagt der Vor tragende), der im Vereine mit Bergrath Jicinsky für den Uebergang von der Zwölfstunden- auf die Zehn- stunden-Schicht im Kreise der Gewerken eintrat, weil ich dieselbe für die in unseren Verhältnissen richtigste hielt, doch werde ich für eine weitere Herabsetzung der Arbeitszeit nie stimmen, da ich darin nur ein Unglück für unseren Bergbau, sowie für unsere Eisen industrie erblicken könnte, unter welchem allerdings wir Gewerken weniger leiden würden als die Arbeiter schaft selbst und die Allgemeinheit. Sollte uns die Arbeitszeitverkürzung gesetzlich auferlegt werden, so lehnen wir jede Verantwortung für die Consequenzen ab. Das Elend, welches jetzt von gewisser Seite so beweglich an die Wand gemalt wird, würde dann zur traurigen Wahrheit werden. Dies ist meine Ueber- zeugung. Ich halte es für meine Pflicht, für dieselbe einzutreten ohne Rücksicht auf Anfechtungen und auf die Gefahr hin, mifsverstanden zu werden.“ Referate und kleinere Mittheilungen. Japans Berg- und Hüttenwesen 1898. Gold’Auarz). Silber Kupfer . . Blei Zinn / (Aus Gruben) . . I (Seifen) Roheisen Stahl und Schmiedeeisen Rohstahl Schwefelkies . Erzeugung Werth in Yen 950,685 kg 1 177 328 208,609 „ 185 245 60 443,388 „ 2 159 844 21 023,75 t 8 865 017 1 702,54 t 212 534 34,95 t 17 707 7,63 t 3 914 20 588,82 t 702 470 1 101,45 t 67 250 1 920,62 t 61 153 8 726,37 t 27 831 Eisenvitriol Ocker Arsen Quecksilber ... f raffinirt . . . Antimon | roh Manganerz Braunkohle Anthracit Natürlicher Koks . . . Rohpetroleum Schwefel Graphit Erzeugung Werth in Yen 20 100 kg 492 7 920 „ 262 7 128 „ 814 13 998 „ 2 333 232,75 t 60 127 1 004,34 t 153 062 11497,39 t 80 290 6 598 033 t 26 617 039 53 175 t 152 586 44 825 t 149 178 50 533 740 1 348 962 10 321,30 t 275 235 346 593,20 kg 62 386