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gezogen, die eisernen Böcke, auf denen sie ruhen, bis an die Flufssohle umgelegt, so dafs das ganze Wehr in kurzer Zeit verschwindet und das Wasser ungehindert, ohne Schaden für die Angrenzer, ' abfliefsen kann. Die Schiffe verkehren dann auf dem freien Moselstrom und der Landwirthschaft erwachsen keine Nachtheile aus der Kanalisirung. I Bei der Wassertiefe von 2 in, welche durch die Kanalisirung hervorgebracht wird, bei den grofsen Abmessungen der Schleusen und der Breite der Fahrrinne, die mindestens 50 bis 60 m betragen wird, können dann Schiffe von 600 bis 1000 t Tragfähigkeit auf der Mosel verkehren, also in einem Schiffsgefäfs so viel befördert werden, als. 100 Eisenbahnwagen zu tragen vermögen. Dies sind die Grundzüge, nach welchen die hier vorliegenden Entwürfe ausgearbeitet sind, und will ich nur noch Einiges durch Mittheilung der Abmessungen ergänzen. Die ganze Länge der Kanalisation von Metz bis Coblenz beträgt 300,8 km, also rund 301 km, wovon 60 auf Elsafs-Lothringenund 241 aufPreufsen entfallen. Der Höhenunterschied der Mosel bei Niederwasser von der Stadtschleuse in Metz bis zur Einmündung in den Rhein bei Coblenz beträgt 103,07 m, von denen 20,72 auf lothringischem und 82,35 auf preufsischem Gebiete liegen. Das mittlere Gefälle der Mosel von Metz bis Coblenz beträgt 0,34 m auf das Kilometer. Wie schon gesagt, müssen, um diesen Höhenunterschied auszugleichen, 42 Nadelwehre und ebensoviele Schleusen an gelegt werden, von denen 10 auf lothringisches und 32 auf preufsisches Gebiet fallen. Die Länge einer Haltung beträgt im Mittel 7,16 km; die längste Haltung ist bei Traben mit 11,675 km und die kürzeste bei Oberbillig mit 3,898 km. Die mittlere Höhe eines Wehres, d. i. der Unter schied zwischen Ober- und Unterwehr, beträgt 2,45 in, die gröfste Höhe 3,50 m bei Mesenich, die kleinste 1,70 m bei Ay. Winter-Häfen sind 14 vorgesehen, von denen 6 in Lothringen und 8 in Preufsen liegen, die einentheils dazu angelegt sind, dafs die Schiffer bei plötzlich eintretendem Frost ihre Fahrzeuge in kurzer Zeit an einen sicheren Ort bringen können, andererseits als Aus- und Einladestellen dienen. Der für Metz projectirte Hafen soll zu gleicher Zeit Umschlaghafen sein. Die von Metz bis Frouard bereits kanalisirte Mosel ist nur für Schiffe von 35 m Länge, 5 m Breite und 1,8 m Tiefgang und 250 bis 300 t Tragfähigkeit gebaut, so dafs die grofsen Rheinschiffe von 600 Tonnen und mehr umgeladen werden müssen. Der hierfür gewählte Hafenplatz ist bei der Umänderung, welche Metz infolge der Stadt erweiterung und der Bahnverlegung erleiden wird, jedenfalls noch kein definitiver. Die Schleusen werden natürlich mit allen Hülfsmitteln eingerichtet, welche die Fortschritte der Technik gewähren, um eine rasche Schleusung zu ermöglichen. Die Zeit, welche ein Schiff braucht, um eine Schleuse zu passiren, ist auf 2,3 Minuten berechnet; die, welche nöthig ist, um 3 oder 4 Schiffe mit dem Schlepper in der Schleppzugschleuse emporzuheben, ist auf 6,3 Minuten berechnet. Ich will hier noch Einiges über die Kosten der Kanalisirung erwähnen. Sie sind für die ganze Strecke berechnet zu rund 57 600 000 I, nämlich: Grunderwerb und Grundentschädigung 6 300 000 M Erd-, Böschungs- und Pflasterarbeiten u. s. w 11 000 000 „ Wehre, Schleusen und sonstige Kunst bauten 36 750 000 „ (einschlieslich Umbau der Mosel ¬ brücke bei Coblenz 500000 () Dienstwohnungen u. Fernsprechanlagen und andere Nebenanlagen 1 750 000 „ Bauleitung und Insgemein 1 800 000 „ Summa - " 57 600 000 Hierbei sind die Häfen, welche den Gemeinden zur Last fallen, nicht mitgerechnet. Von diesen Gesammtkosten entfallen auf die lothringische Strecke 12 Millionen Mark, auf die preufsische 45 600 000 . Die Hauptkosten, mehr als die Hälfte, entfallen auf die Anlage von Wehren und Schleusen. Das Kilometer kostet nach den Anschlägen im Mittel 191 300 JI. Baurath Schönbrod hat auch die Unter haltungskosten des Kanals berechnet und dafür pro Kilometer und Jahr 1680 JI gefunden. Wenn ich diesen Satz für die ganze Strecke annehme, so werden die jährlichen Unterhaltungs kosten rund 506 000 JL betragen, wovon 101 000 JI auf Elsafs-Lothringen und 405 000 JI auf Preufsen entfallen würden. Als Bewegungskraft für die auf dem Kanal verkehrenden Schiffe ist das Ziehen durch Pferde oder das Schleppen durch Dampfer angenommen. Da an jedem Wehr eine Wasserkraft, welche einer bedeutenden Anzahl von Pferdekräften ent spricht, gewonnen werden kann, wenn das Wehr gefälle mittels Turbinen ausgenutzt und durch Elektricität an die Verwendungsstellen fort gepflanzt wird, so wird wahrscheinlich später die Bewegung der Schiffe durch die in den Wehren aufgespeicherte Wasserkraft bewerk stelligt werden und auch noch ein Theil der gewonnenen Kräfte zu anderen gewerblichen Industrien verwendet werden können, eine Ein nahmequelle, die nicht zu unterschätzen ist, über die ich mich aber jetzt nicht weiter aussprechen will. Da Zweifel darüber bestanden, ob auf der Strecke zwischen Perl und Oberbillig, in welcher die Mosel die Grenze zwischen Preufsen und Luxemburg bildet, die Zustimmung der luxemburgischen Regierung zur Kanalisirung der Mosel zu erreichen sein wird, hat Baurath Schönbrod einen Entwurf der Umgehung dieser Strecke durch Anlage eines Seitenkanals, der