Volltext Seite (XML)
gegeben. Man ersieht, dafs das Ruder selbst in seiner Mittschiffsstellung eine Fortsetzung der Hinterschiffslinien bildet. Infolgedessen mufs dann die Ruderspindel als Rohr von einem oft ziemlich bedeutenden Durchmesser ausgebildet werden. In Figur 3 ist ein aufgehängtes Ruder eines modernen Kriegsschiffes gegeben. Es werden gleichzeitig die Formen des Balanceruders ver ¬ anschaulicht; etwa 1/3 der Ruderfläche liegt vor der Drehachse, dieselbe balancirt beim Umlegen des Ruders naturgemäfs das gleiche Drittel der hinter der Drehachse liegenden Ruderfläche aus. Die nun verbleibende Fläche mit dem darauf lastenden Wasserdruck multiplicirt mit ihrem Schwerpunkts-Abstand von der Drehachse, ist das beim Ruderumlegen noch zu überwindende Moment. Fig. 4 zeigt das Hinterschiff der Dampfer „Patria" und „Pallatia" und den dazu gehörigen Steven mit der Ruderanordnung, während Figur 5 den .jetzt üblichen Steven unserer modernen grofsen Zweischraubendampfer darstellt. Es mufs besonders hervorgehoben werden, dafs es bei uns nicht üblich ist, die Wasser linien auch selbst bei einem derartigen Steven, wie ihn die letzte Figur zeigt, auf den Schrauben- Steven, also den vordem Theil desselben, aus laufen zu lassen, sondern dafs man stets so con- struirt, dafs die Wafserlinien auf den eigent lichen Rudersteven auslaufen, und zwar lediglich aus dem Grunde, weil dadurch der vordere Theil des Stahlgufsstevens gröfsere Querschnittsdimen sionen erhält, also auch eine gröfsere Festigkeit bekommt, was noch ganz besonders in Betracht zu ziehen ist, wenn an diesem Theile die beiden Böcke für die Lagerung der beiden Schrauben angegossen sind. Von den sogenannten Neuerungen Wortleys bleibt also im Grunde, soweit das Hinterschiff in Betracht kommt, nur äufserst wenig übrig. Neu ist hierbei eigentlich nur die Anwendung einer Reihe längst bekannter Ver hältnisse anderer Schiffstypen auf Seeschiffe, speciell auf Frachtdampfer. Hervorgehoben mufs aber werden, dafs diese Constructionen Wortleys durchaus nicht zu verwerfen sind. Im Gegen ¬ theil ist es erfreulich zu begrüfsen, wenn man in Schiffbaukreisen sich mehr und mehr Rechen schaft darüber zu geben sucht, aus welchen Gründen man so baut, wie es überliefert ist, und ob es nicht am Platze ist, hier mit manchen Ueberlieferungen zu brechen und Fortschritte zu schaffen aus Gründen der Erkenntnifs der Zweck- mäfsigkeit. Aehnliches gilt von den anderen Neuerungen, die in dem Vortrage besprochen werden. Wenn Wortley bei seinen Dampfern unter den Decks balken von vorn bis hinten glatt durchlaufende Längsträger als sogenannte obere Gurtung ein baut, so giebt er dadurch seinen Fahrzeugen eine erheblich gröfsere Festigkeit. Wie man bei einer Brücke eine obere und eine untere Gurtung unterscheidet, so sucht auch hier Wortley die obere Gurtung, die bis jetzt in dem zum Theil sehr schwachen Deck besteht, dadurch zu erhöhen, dafs er unter den Decks kastenförmige oder doppel-T-förmige Längsträger durchführt. Aber