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764 Stahl und Eisen. Vierteljahrs - Marktberichte. 15. Juli 1900. Vierteljahrs-Marktberichte. (April, Mai, Juni 1900.) I. Rheinland-Westfalen. Die allgemeine Lage der Eisen- und Stahl-Industrie hat sieh, soweit das Inland in Betracht kommt, gegen das erste Vierteljahr insofern geändert, als zu den vor liegenden Abschlüssen nicht viel neue hinzugekommen sind. In dem Beschäftigungsgrad ist eine Aenderung nicht eingetreten, da die vorliegenden Verträge den Werken in den meisten Artikeln reichlich Aufträge und Specificationen zuführten. In der letzten Zeit haben allerdings die auf dem amerikanischen Markt eingetretene Flaue und die so plötzlich eingetretenen chinesischen Wirren eine Unsicherheit hervorgerufen, welche bewirkte, dafs die Händler die Kauflust ver loren, so dafs neue Abschlüsse wenig oder gar nicht gethätigt wurden. Was den Auslandsmarkt anbetrifft, so ist die Lage insofern anders geworden, als es den Werken schwerer wurde, gegen den Wettbewerb des Auslands anzukämpfen. Im ganzen abgelaufenen Vierteljahr war der Bedarf an Kohlen, ungeachtet der Erhöhung des Kohlen preises um 1 • seit dem 1. April, so grofs, dafs er trotz der gröfseren Förderung nicht befriedigt werden konnte. Das Kohlensyndicat hat sich alle Mühe gegeben, so viel wie möglich die gestellten Ansprüche zu befriedigen. Die durch die Inventuren, welche die Eisenwerke Anfangs Juli regelmäfsig vornehmen, frei gewordenen Mengen fanden mit Leichtigkeit bei anderen Verbrauchern Unterkommen. Es ist voraus zusehen , dafs beim herannahenden Herbst der durch Hausbrand vergröfserte Bedarf an Kohlen nicht ge deckt werden kann, da der fortdauernde Arbeiter mangel eine hinreichende Vermehrung, der Förderung hindert. Die Nachfrage nach Koks konnte ebenfalls nicht voll gedeckt werden; die Nachfrage tritt in letzter Zeit zwar weniger stürmisch auf, jedoch ist noch immer voller Absatz für die durch Hinzutreten neuer Koks anlagen vergröfserte Hervorbringung vorhanden. Im Erzgeschäft war der Markt sehr fest. Die Gruben hatten vollauf zu thun, der grofsen Nachfrage zu genügen und ihren Lieferungsverpflichtungen nach zukommen. Bekanntlich ist die gesammte Siegerländer Production bis Ende des nächsten Jahres verkauft und es fanden die hie und da frei werdenden Mengen willige Abnehmer; die Preise hielten sich unverändert. In nassauischem Erz war der Absatz lebhaft. Auf dem Roheisenmarkt blieb das Geschäft unverändert gut. Die Roheisen verkaufenden Hoch ofenwerke haben ihre Production, wie im früheren Bericht schon bemerkt, bis Ende 1901 abgesetzt, eine Abschwächung der Abnahme ist nicht erfolgt. Die Nachfrage war im Gegentheil so stark, dafs ihr nicht genügt werden konnte, sondern stellenweise noch immer Roheisenmangel vorhanden war, zumal viel fach infolge unzureichender Zufuhren in Brenn stoffen, namentlich in Kokskohlen, die Erzeugung der Hochöfen erhebliche Einschränkung erleiden mufste. Gegen den Schlufs des Quartals war das Geschäft ruhig. Die Preise blieben unverändert. In den ersten Monaten des Berichtsvierteljahres sind in St ab eisen die Werke voll beschäftigt ge wesen. Wenn auch durch die eingangs gekennzeichneten Zustände neue Verkäufe nicht zugetreten sind, so sind doch bei der allgemeinen guten Geschäftslage die Werke genügend mit Arbeit versehen. Der in der Tabelle verzeichnete Preis für Hoch ofenkoks ist der Fusionspreis für 1900/1901. Wo keine Fusion vorliegt, wird zu 22 bis 23 • verkauft. Der Draht markt hat die im ersten Viertel des Jahres von Amerika ausgegangene plötzliche Er schütterung überwunden und sich seitdem stetig weiter entwickelt; die Vorgänge in Ostasien, diesem grofsen Absatzgebiet, werden ihn freilich nicht unberührt lassen. Inzwischen verharrt das Inlandsgeschäft bei regem Bedarf in ruhigem Fortschreiten. Für Grobblech gestaltete sich die Verkaufs- thätigkeit ähnlich wie bei Stabeisen; die Specificationen gingen ziemlich gut ein, und die Beschäftigung war befriedigend. Durch Ausbleiben der Specificationen in den letzten Monaten stand Feinblech unter Druck; doch machte sich bereits ein gröfserer Bedarf in den letzten Wochen geltend. Die gute Beschäftigung in Eisenbahnmaterial dauerte fortwährend an. Aufträge lagen in genügendem Mafse vor, um den Werken auch fernerhin einen regel rechten Betrieb zu sichern, besonders da der weitere Ein gang an Bestellungen in hinreichendem Umfang anhielt. Die Eisengiefsereien und Maschinen fabriken waren bei langen Lieferfristen vollauf beschäftigt. Bestellungen auf kurze Fristen konnten überhaupt nicht angenommen werden. Die Preise stellten sich wie folgt: I. V.: E. Schrödter. Monat April Monat Mai Monat Juni Kohlen und Koks: JI J( a Flammkohlen .... 10,25—10.75 10,25-10,75 10,25-10,75 Kokskohlen, gewaschen 10,50 10,50 10,50 „ melirte, z. Zerkl. — — Koks für Hochofenwerke 17,00-18,00 17,00-18,00 17,00-18.00 „ „ Bessemerbetr. . — — — Erze: Rohspath 14,00 14,00 14,00 Geröst.Spatheisenstein . Somorrostro f. a. B. 19,00-20,00 10,00 -20,00 19,00 - 20,00 Rotterdam .... — — — Roheisen: Giefsereieisen Preise J Nr..I • ' abHutteHämatit : : 102,00 102,00 102,00 98,00 98,00 98,00 102,00 102,00 102,00 Bessemer ab Hütte . . Preise (Qualitäts- Pud- ) — — ®h । deleisen Nr. 1 . Siegen | Qualit.-Puddel- 5 t eisen Siegen. j 90,00 90,00 90,00 Stahleisen, weifses, mit nicht über 0,10/0 Phos phor, ab Siegen . . 92,00 92,00 92,00 Thomaseisen mit min- destens 20/0 Mangan, frei Verbrauchsstelle, netto Gassa .... 90,20 90,20 90,20 Basselbe ohne Mangan . 87,80 87,80 87,80 Spiegeleisen, 10 bis 120’0 Engi. Giefsereiroheisen 110,00 110,00 110,00 Nr. 111, franco Ruhrort 95,00 95,00 95,00 Luxemburg. Puddeleisen ab Luxemburg . . . Gewalztes Eisen: 82,00 82,00 82,00 Stabeisen, Schweifs- . . 215,00 215,00 215,00 , Flufs- .... 190,00 190,00 190,00 Winkel- und Faoneisen zu ähnlichen Grund- preisen als Stabeisen mit Aufschlägen nach der Scala. Träger, ab Burbach . . 140,00 140,00 140,00 Bleche, Flufseisen . . 220, 00 220,00 220,00 , dünne .... 215,00 215,00 215,00 Stahldraht, 5,3mm netto ab Werk Draht ausSch wei fseisen. — gewöhnl. ab Werk etwa — besondere Qualitäten — —