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an, dafs die Blöcke von 150 mm Durchmesser, durch Gietsen in kalte Formen hergestellt, mit zahlreichen Sprüngen übersäet waren, wodurch sie unbrauchbar wurden. Es wurde daher eine Vorwärmung der Formen auf Rothgluth nöthig. Sir William Siemens verwendete runde Blöcke, welche sehr saubere Oberfläche haben mufsten, für Bleche, wobei sich jedoch aus denselben Gründen diese als unbrauchbar erwiesen. Das verwendete Metall war weich, von sonst üblichen Eigenschaften folgende Zusammensetzung: A C. . . 0,15 °/ Si . . 0,026 „ S. . . 0,06 „ P. . . 0,035 „ Mn. . 0,48 „ B C 0,21 % 0,18 °/o 0,056 " 0,063 " 0,035 „ 0,042 „ » » und zeigte D 0,18 °/o 0,037 „ 0,058 „ 0,045 „ 0,61 „ Der Blockdurchmesser war 215 (81/2") bis 230 mm (9") am Kopf und 180 mm (7") am Fufs, die Formen waren unten geschlossen und mit Schwingzapfen zum Kippen versehen; das Gewicht der Blöcke betrug 355,6 kg (= 7 ctw). Da das Resultat mit diesen Blöcken jedoch nicht zufriedenstellend ausfiel, wurden gröfsere Blöcke von 250 mm (10") Durchmesser au gefertigt. Der Unterschied war derartig, dafs in der Folge nur noch gröfsere Blöcke verwendet wurden und stieg dadurch die durchschnittliche Tagesproduction an brauchbaren Walzknüppeln aus runden Blöcken von 55,9 auf 83,4 °/o innerhalb eines Monats. Die gröfseren Blöcke fielen brauchbarer aus, was wahrscheinlich von der Abkühlung der Rinde herrührt. Es wird dabei auf A. Pourcel* verwiesen, welcher in seinen „Notes on the Manufacture of Solid Steel Castings“ über die Fabrication von Ringen für 10-em-Kanonen der fran zösischen Marine angiebt, dafs dieselben aus runden Blöcken von 385 mm Durchmesser geschnitten und dabei über Risse keine Bemerkungen vorhanden seien. Um die Uebelstände, welche der starke Druck vom Innern auf die Rinde der runden Blöcke hervor ruft, zu beheben, schlägt der Verfasser einen Block querschnitt von vorstehend abgebildeter Form vor, und giebt als dessen Vorzug vor runden, acht-, sechs- und viereckigen Blockquerschnitten an, dafs ein Reifsen der Gufsrinden durch die concave Form der Seiten vermieden sei und man auf diese Weise ein zuver lässiges Material für Geschützrohre und besonders für Schiffsschraubenwellen erzielen könne, so dafs das sonst für viele andere Zwecke so werthvolle und gut brauch bare Material auch für den letzteren Zweck unbesorgt angewandt werden könne. Schott. Stapellauf des Linienschiffes „Wittelsbach“. Am 3. Juli d. J. lief in Wilhelmshaven das auf der dortigen kaiserlichen Werft erbaute Linienschiff C" in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers, Ihrer Majestät der Kaiserin und einer grosen Anzahl hoher Persönlichkeiten vom Stapel. Auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers taufte Prinz Rupprecht von Bayern das Schiff auf den Namen „Wittelsbach". Es sind 5 Schiffe dieser Klasse im Bau, welche wie folgt vertheilt sind: „0“ und „G“ Kaiserliche Werft in Wilhelmshaven, „D“ Schichau in Danzig, „E“ „Germania“ in Kiel, „F“ „Vulkan“ in Stettin. Die „Wittelsbach“ hat bei einer Wasserverdrängung von 12 000 t eine Länge von 125 m, eine Breite von 20,8 m und einen Tiefgang von 7,8 m. — Zur Pan zerung wurden bei einer Gesammtfläche von rund 1200 qm etwa 2800 t Nickelstahl-Panzerplatten, nach * „Journal of thelron and Steel Inst.“ 1882, pag.511. Kruppschem Verfahren hergestellt, verwendet. Die Panzerung hat in der Mitte eine Stärke von 225 mm, an den Enden 100 mm, an der Citadelle und den Kasematten 140 mm. — Die Armirung besteht aus 4 Stück 24 cm-, 18 Stück 15 cm- und 12 Stück 8,8 cm- Geschützen, 12 Stück 3,7 em-Maschinenkanonen und 8 Stück 8 mm-Maschinen-Gewehren. Die Vorder- und Hintersteven sind dreitheilig, aus Siemens-Martin- Stahl gegossen und haben ein Gesammtgewicht von rund 68000 kg. Das Schiff erhält 3 dreiflügelige Bronzeschrauben von 4,5 m Durchmesser, welche durch 3 verticale Dreifach-Expansionsmaschinen von zusammen 15000 PS angetrieben werden und das Schiff mit einer Maximal- Geschwindigkeit von 18 Seemeilen in der Stunde fort- bewegten. Die 12 Kessel arbeiten mit. einem Dampf druck von 13 1/2 Atm. Die Kohlenbunker fassen normal 650 1, können aber im Nothfalle auf 10001 erhöht werden. Der Kiel dieses Linienschiffes, welches das gröfste unserer Flotte ist, wurde Ende September 1899 gelegt, und wenn der Bau in der kurzen Zeit von kaum 9 Monaten schon bis zum Stapellauf gediehen ist, so war dies nur durch die überaus praktische, rationelle Arbeitseintheilung auf der Wilhelmshavener Werft zu ermöglichen. Wurden doch durchschnittlich täglich löt Eisen verarbeitet. Die Handarbeit wurde überall, wo irgend angängig, durch Maschinenarbeit ersetzt und wurden bei diesem Kriegsschiff zum erstenmal von der Kaiserlichen Werft die Prefsluft - Werkzeuge * in gröserem Mafsstabe zur Anwendung gebracht. Ganz besonders bei der Bearbeitung des Stahlgus-Vorder- Stevens sollen diese Werkzeuge Hervorragendes ge leistet haben. Das chemische Laboratorium der Ecole nationale suprieure des mines untersucht kostenfrei alle mineralischen Substanzen, die ihm zu diesem Zweck unter genauer Angabe des Ursprungs und mit der schriftlichen Erklärung, dafs die Kenntnifs ihrer chemischen Zusammensetzung einen wirklichen Nutzen für Wissenschaft, Technik, Agri- cultur u. s. w. besitze,, eingeschickt werden. Wie wil dem „Bulletin 1620 des Comit des Forges de France“ entnehmen, wurden im verflossenen Jahre 1068 derartige Proben, darunter 131 Eisenerze, 94 Brennmaterialien, 142 Thone, 31 Manganerze analysirt. Centralcondensation. In Figur 3 des Aufsatzes „Centralcondensation“, der in den Nrn. 3 und 4 des vorigen Jahrganges in dieser Zeitschrift erschienen ist, wird ein Dampfentöler dargestellt, von dem unter dem Abschnitte „Die Ent ölung von Kühlwasser und Condensat“ gesagt ist, dafs er von der Firma Balcke & Co. zum D.R. P. angemeldet sei. Dem ist anzufügen, dafs zwar die Patentanmeldung von genannter Firma erfolgte, die Erfindung aber von Herrn Josef Popper, Ingenieurin Wien, gemacht wurde. Das Patent wurde jedoch für Deutschland nicht ertheilt. München, den 23. Juni 1900. Chr. Eberle. Friedr. Siemens in Dresden wurde von der dortigen technischen Hoch schule der Titel eines Doctor-Ingenieurs Ehren halber verliehen. * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1899 Nr. 13, S. 610.