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wegung gegeneinander an diesen Stellen eintreten. Die anliegenden Steine oder der Beton werden Risse bekommen und die Träger, deren schützender Ueberzug an diesen Stellen durch die Reibung gelitten hat, werden den schädlichen äufseren Ein flüssen ausgesetzt sein. Das Gleiche wird ein treten bei übermäfsiger Belastung einzelner Con- structionstheile, deren schützende Hülle bei zu grofser Deformation rissig wird oder sich voll Figur 2. ständig löst. Sehr häufig wird auch der Fehler be gangen, dafs die elektri schen DrähleoderWasser-, Gas- oder Ventilationslei tungen dicht an die äufse ren Flächen der Säulen (siehe Fig. 2 und 3) oder sogar durch die Eisen- construction gelegt wer den. In vielen Hand büchern der Eisenwerke wird gerade als Vorzug mancher Säulen angegeben, dafs diese genügend Spielraum für das Anbringen der Leitungen lassen und somit wesentlich ökono mischer in Hinsicht auf die Kosten der Umhüllung sowohl, als auch auf den nothwendigen Raum sich stellen. Die vollständige feuerfeste Umhüllung der Rohrleitung läfst eine Untersuchung derselben nicht zu; undichte Stellen, die im Laufe der Jahre zweifellos auftreten, werden ein Rosten des Eisens herbeiführen. Unter allen Umständen sollte darauf Figur 3. gesehen werden, dafs für diese Lei tungen ein beson derer Schacht, wie z. B. beim Monadnock - Ge- bäudein Chicago (siehe Figur 4) hergestellt wird. Ein anderer Feh ler wird häufig in Läden oder Waarenhäusern insofern ge macht, als die feuerfeste Um hüllung der Säulen nicht genügend gegen äufsere Einwirkungen geschützt ist. Eine weitere Umhüllung von 6 bis 8 mm starken Blechen sollte hier vor gesehen werden. 2. Werksteine. Nach einem heftigen Feuer wird man häufig bemerken, dafs Frontsteine, Ver blender, steinerne Gesimse u. s. w. zerstört wurden, während die zurückliegenden Ziegelsteine verhält- nifsmäfsig gut erhalten blieben. Unter der Ein wirkung der Hitze werden die ersteren springen, abblättern oder sich auflösen, je nach der Natur des Materials. Bei der Verwendung bearbeiteter Steine für feuerfeste Constructionen ist beson dere Vorsicht zu brauchen. Granit wird, dem Feuer ausgesetzt, abblättern, in kleine Stücke springen oder sich in feinen Sand verwandeln. Einige Baubehörden, die die nicht feuer beständige Eigenschaft des Granits aus Er fahrung kennen, fordern einen Feuerschutz für diesen, wenn derselbe für constructive Zwecke verwendet wird. Eisenconstructionen sollten mit diesem Material unter keinen Umständen — es geschieht jedoch häufig genug — gegen Feuer geschützt werden. Mehr als Granit wird Kalk stein oder Marmor in der Hitze leiden. Diese werden in gebrannten Kalk verwandelt und hier durch vollständig zerstört. Am besten kann fein körniger, fester Sandstein widerstehen, weniger gut brauner Sandstein; doch werden auch diese bei andauerndem Feuer unter der wechselnden Wirkung von Feuer und Wasser zerstört, wie ein Feuer in der Bedfordstrafse in Boston zeigte. Bei einem Versuche mit Würfeln aus Sandstein, Kalkstein, Marmor, Granit und einer gleichen An zahl poröser Thonsteine wurden die drei ersten 10 Minuten lang stark erhitzt und erkalteten dann Figur 4. langsam; die porösen Thonsteine wurden bis zur Weifsglül- hitze gebracht und dann in kaltes Wasser geworfen. Kalkstein und Marmor zerfiel in Pulver; Granit be gann in rothglühen dem Zustande zu schmelzen und fiel dann auseinander; der braune Sandstein widerstand am besten, erkaltet bekam er aber Risse und wurde werthlos; die porösen Thonsteine blieben gut erhalten, nur einer zeigte einen feinen Rifs. Beim Pittsburger Brande waren die dem Feuer ausgesetzten Frontsteine vollständig unbrauchbar geworden und konnten nur mit er heblichen Kosten ersetzt werden. In dem feuer fest gebauten Life Insurance Gebäude in New- York brannten am 4. December 1898 die über der 8. Etage liegenden Räume fast vollständig aus. Am meisten beschädigt waren die aus Marmor hergestellten Frontmauern, die sich infolge der Hitze loslösten und theilweise auf die Strafse fielen. Vom 8. Stockwerke an mufsten diese voll ständig durch neue ersetzt werden. 3. Ziegel und poröse Hohlsteine haben am besten der Hitze widerstanden, wenn alles andere Material stark beschädigt oder vollständig zerstört war. Beide Arten von Steinen finden in verschiedenen Abstufungen, mehr oder weniger stark gebrannt, Verwendung. Die gewöhnliche Vorschrift ist, dieselben mäfsig hart zu brennen, so dafs sie hell klingen, wenn mit einem Eisen gegen sie geschlagen wird. Poröse Steine (Terracotta) werden aus einer Mischung von Sägeniehl oder geschnittenem