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724 Stahl und Eisen. Versuche an der GOOpferdigen Gichtgasmaschine, mit Gebläse. 15. Juli 1900. anderen Seite Corlifs-Ventile nach Cockerillscher Bauart von sehr kleinem Durchmesser, von denen 5 auf einem Sitze vereinigt sind. Das Gichtgas, das den Gasmotor speist, kommt von fünf Hochöfen. Vier davon haben eine Höhe von 18,4 m und erzeugen täglich 85 bis 90 t Eisen, der fünfte ist 24 m hoch, seine tägliche Eisenerzeugung beträgt 210 t. Wie schon gesagt, bedarf das Gas keiner besonderen Reinigung. Der Weg, den es vom Hochofen bis zum Motor zurücklegt (insgesammt 260 m), ist in Figur 2 dargestellt. Nach dem Verlassen der Hochöfen strömt es durch einen Trockenreiniger mit vier Kammern. In die Leitung zum Ma schinenbaus ist ferner ein Staubsammler ein geschaltet und schliefslich befindet sich vor dem Maschinenhaus noch ein Kühler mit vier Kammern, in dem vier Körtingsche Strahlapparate von unmittelbar vom Hochofen zum Motor führende Gichtgasleitung vor dem Motor abgeschlossen, dagegen die Verbindung des letzteren mit der Gasglocke geöffnet, so dafs der Motor jetzt lediglich aus der Glocke gespeist wurde. Der Fall der Glocke wurde, um auch bei schiefer Stellung derselben richtige Werthe zu erhalten, an drei senkrechten Mafsstäben, die in gleichen Abständen am Glockenumfang aufgestellt waren, gleichzeitig abgelesen. Diese Mafsstäbe besafsen auf Grund einer genauen Aichung der Glocke eine solche Eintheilung, dafs der Fall um einen Theilstrich einem Gasverbrauch von 1 cbm entsprach. Es dauerte ungefähr 10 Minuten, bis die Glocke entleert war, und somit konnten mit jeder Füllung ungefähr 7 Minuten lang nach jeder Minute genaue Messungen über den Gasverbrauch gemacht werden. Sie wurden von 100 mm Durchmesser das Gas anfeuchten. Dieser Apparat (zur Reserve doppelt ausgeführt) dient mehr dazu, das Gas abzukühlen und es dichter zu machen, als zur Staubabscheidung. 2. Die Versuchseinrichtungen. Die Versuche fanden am 20. u. 21. März 1900 statt. Am ersten Tage war der Motor durch die Bremse belastet; das Gebläse war aus geschaltet. Es konnte somit sein mechanischer Wirkungsgrad und sein stündlicher Gas- und Wärmeverbrauch für eine indicirte und für eine Brems-Pferdekraft bestimmt werden. Am 21. März betrieb der Motor das Gebläse; jetzt handelte es sich um die Feststellung, wieviel von der indicirten Arbeit des Motors als nutzbare Arbeit auf den Wind übertragen wurde, und wie grofs der Gas- und Wärmeverbrauch für die auf den Wind übertragene Pferdestärkenstunde ist. Daher waren die folgenden Versuchseinrichtungen ge troffen. Der Gasverbrauch wurde mit Hülfe einer Gasglocke von 300 cbm Inhalt bestimmt. Sie konnte in ungefähr 20 Minuten durch einen elektrisch betriebenen rotirenden Gassauger mit Gichtgas gefüllt werden. Hierauf wurde die Herrn Ingenieur F. Kraft de la Saulx jr. ausgeführt. Während des Glocken Versuches, der mit Rücksicht auf die zur Füllung der Glocke nothwendige Zeit alle halbe Stunden wiederholt werden konnte, wurden auch die Ablesungen am Motor alle Minuten gemacht, in der Zeit der Füllung der Glocke dagegen alle 5 Minuten. Den Verkehr zwischen den Beobachtern am Motor und an der Glocke vermittelten elektrische Signale. Am Motor abgelesen wurden: der Stand eines an der Kurbelwelle angebrachten Umdrehungszählers und eines Zählers, der mit dem Gasventil verbunden war und daher die Zahl der Gasansauger aufschrieb, die Zuflufs- und Abflufstemperatur des Kühlwassers für den Cylinder und für den Kolben, die Zuflufstem- peratur des Gichtgases und die Auspufftemperatur der Abgase. Der Kühlwasserverbrauch für den Cylinder wurde in einem Schmidtschen Wasser- inesser, derjenige des Kolbens in genau geaichten Gefäfsen volumetrisch bestimmt. Der Heizwerth des verwendeten Gichtgases wurde von Hrn. Dr. Dwelshauvers - Dery jr. durch fortlaufende Untersuchungen im Junkers- sehen Calorimeter festgestellt; daneben hat am