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722 Stahl und Eisen. Versuche an der 600pferdigen Gichtgasmaschine mit Gebläse. 15. Juli 1900. c) für die gesammte Anlage: ( Höhe über dem Fufsboden . 4 m Raumbedarf K Länge 16,5 „ ( Breite 6 „ 158 t Das Kurbellager und der Cylinder sind ge trennte Gufsstücke, die durch sehr starke Schrauben spindeln miteinander verbunden sind. Die Form des Cylinderkopfes ist sehr glücklich gewählt; er bildet nach oben und nach der Seite einen glatten, zunächst cy lindrischen, dann kegel förmigen Umdrehungskörper und ist nur nach unten mit offenen Ansätzen versehen, um die Ventile aufzunehmen. Das Gufsstück wird somit recht einfach und kann leicht die Spannungen aushalten, die infolge verschiedener Temperaturen seiner einzelnen Theile entstehen. Bezeichnend ist es, dafs die Ventile im tiefsten Punkte des Cylinderkopfes und damit des gesammten Cylinder- raumes liegen; diese Anordnung ist getroffen, damit sich der Gichtstaub nicht im Cylinder an setzen kann, sondern stets mit den Auspuffgasen herausgeblasen wird. Allerdings lassen sich in folgedessen die Ventile nur dadurch herausnehmen, dafs die Ventilgehäuse nach unten abgeschraubt werden, doch dürfte der Vortheil der einfachen Gestaltung des Kopfes diesen Nachtheil im Hinblick darauf, dafs bei Gichtgasmotoren eine Verschmutzung und Verrufsung der Ventile nicht leicht vorkommt, überwiegen. Auch ist das Auspuffventil in seinem Innern gekühlt, so dafs es wohl länger dicht bleibt, als ein un gekühltes Ventil. Die Ventilanordnung für den Eintritt des Ge menges in den Cylinder zeigt gegenüber der Otto- sehen Anordnung eine bemerkenswerthe Neuerung. Vor dem Einströmventil, das den Zutritt des Ge menges indenCylinderraumbethätigt, befindet sich nicht nur das Gasventil, sondern auch noch ein Luftventil, das von demselben Nocken gesteuert wird, wiedas Gasventil. Hinter diesen beiden Ven tilen vereinigen sich Luft und Gas und treten dann gemeinsam zum Einströmventil. Da das Gasventil und das Luftventil in genau gleicher Weise an gehoben werden, so bleibt während des ganzen Saugehubes die Zusammensetzung des Gemenges sehr gleichmäfsig. Und diese Gleichmäfsigkeit bleibt auch erhalten, wenn die Geschwindigkeit des Motors sich ändert, was für Gebläsemaschinen von Bedeutung ist. Aufser dem Auspuffventil ist auch der Kolben des Motors gekühlt. Die Kolbenkühlung scheint bei grofsen Motoren einen entschiedenen Fort schritt zu bezeichnen. Denn man ist dadurch im stande, grofse Wärmemengen abzuführen. Wenn bei ungekühlten Kolben durch augenblicklich ungenügende Oelzufuhr u. s. w. die Reibung zu grofs wird, so speichert sich die Wärme auf, die Reibung wird noch mehr vergröfsert, und es kann vorkommen, dafs der Motor stillgesetzt werden mufs. Bei gekühlten Kolben kann auch bei zunehmender Reibung die Wärme sicher abgeführt werden, Störungen sind daher viel weniger zu befürchten. — Im vorliegenden Falle ist die Anordnung so gewählt, dafs zwischen der festen Rohrleitung und den Enden der am Kolben befestigten und mit ihm hin und her gehenden Zu- und Ableitungsrohre gelenkig ver bundene Rohrstücke eingeschaltet sind. Am Ende der festen Rohrleitung sind in die Zu- und Ab leitung kleine Windkessel eingeschaltet. Eine Wasserpumpe bringt das Kühlwasser auf den nöthigen Druck. Die erforderlichen Drehstopf büchsen bieten constructiv keine Schwierigkeiten und die ganze Kolbenkühlung macht sich somit ungemein einfach. Die Zündung erfolgt auf elektrischem Wege. In der Höhlung eines kleinen Schiebers sprin gen an zwei Drahtenden fortwährend elek trische Funken über, die durch eine Batterie und einen Ruhmkorffschen Apparat erzeugt werden. Der Schieber sitzt am Compressions- raum und wird von der Steuerwelle aus so hin. und her bewegt, dafs die Schieberhöhlung am Ende des Compressionshubes mit dem Innern des Compressionsraumes in Verbindung tritt, worauf die Zündung stattfindet. Die Schieberstange ist an einem excentrischen Zapfen befestigt. Durch Drehen an diesem Zapfen kann es erreicht werden, dafs die Schieberhöhlung früher oder später mit dem Compressionsraum verbunden wird; es kann somit der Zündbeginn während des Betriebes von Hand verstellt werden. Dies ist für den Gebläsebetrieb von Bedeutung, da bei langsamem Gange der Maschine die Ein leitung der Zündung später erfolgen mufs, als bei raschem Gange, sollen im ersteren Falle keine Vorzündungen auftreten. Zur Regelung des Ganges der Maschine dient ein Luftregulator; bei zu raschem Gange lenkt er eine Klinke aus ihrer senkrechten Stellung ab, so dafs während des Ansaugehubes das Gasventil 'geschlossen bleibt und nur Luft in den Cylinder angesogen wird. Von Hand kann der Regulator verstellt und damit die Geschwindigkeit des Motors in weiten Grenzen verändert werden. Das Anlassen geschieht in folgender Weise: Das Ritzel einer Anlafswinde kann zum Eingriff mit einem Zahnkranz gebracht werden, der im Innern des Schwungradkranzes liegt. Mit Hülfe der Winde bewegt man die Maschine und läfst dabei durch den Kolben Luft und aus einer Anlafsleitung Benzindampf ansaugen. Hierauf wird durch weiteres Drehen an der Anlafswinde dieses Gemenge verdichtet. Nun schaltet man die Winde aus und dafür die elektrische Zündung ein. Die Explosion des Benzindampfgemenges erfolgt und genügt zum Andrehen des Motors. Die Gebläsemaschine besitzt auf der einen Seite die bekannten Hörbiger-Ventile, auf der