Suche löschen...
Dresdner Journal : 09.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187504093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750409
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750409
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-09
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 09.04.1875
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M80. Freitag, ven 9. April 1875 t» S«t<L«: . . . U ^jU»rU^i 4 N»r4 40 ?L 8n>w«»: 1» kt. kwivk« tritt W«t- ES 8wmp«I»«vt»1»r tS»E. Iv^tesproli«, Wir 4» It»a« aio«r 8«p»lw»«u kstttttü»- »G SR. V»»« «Ur r«I»r I« kL rr»»k«tL«», IHnllod mit U»r 8oa»- «sü W«t«4»E 4d»xt» kür äs» to l^vvä« D»E. DresdnerMmml. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. I»,cr»ton»»»d»» ««WUrS», L»<^riU F>. /!rl»»«trt«tt«r, OowiÜMioM» S» » Vrsräovr 4o»rv»t», ekruct»- i » » : ^/a«««t«M ck >«U» Wt«-S»w»»rU-rr»^-L«lptt^-^r«L4k«rt ».». - MS»ck» L«t 45o««, IrrU»: § / /„val,<ir« ü Sr«ro^ L <8e4tott«, L §ta-A«', vür«.»»; VU«»uUU: H. T«ia<. » ».! L 2a«Ae^'»cd« a. T O. »cbs ltuodd, Da«Seckvo., Svrlltt: /«-D, L»»»»«': 0 Sc4i<i«irr, Sav«, Savitt«, SM»«r cio , >»»ttU»rr^ ^>a«tL, 4 0o., S^»d»r«: S VW»! H. 0^»L N»r»a»r<4«r» Likünt. Lipsäitiou ä« l)rv4«r 4o«Wt», vro»äou, Lt»rir»r«td«»tr»E N«. 4 Amtlicher Theil. Dresden, 8. April. Seine Hoheit der Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein ist am 2. dss. Mts. von Primkrnau hier ringetroffen und heute Nachts 12 Uhr 25 Min. dorthin zurückgekrhrt. Dresden, 31. März. Se. Königliche Majestät ha ben zu genehmigen allergnädigst geruht, daß der Staats anwalt beim Bezirksgericht Meißen, Johann Friedrich Wilhelm Hentschel, den ihm von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Königlich Preußischen Kronenorden IV. Klasse annrhme und trage. Dresden, 3. April. Sc. Königliche Majestät haben dem Ortsrichter Karl Gottlieb Lotze zu Liebenau die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber zu ver leihen allergnädigst geruht. —" » UMaintiicher Theil. u? betstch t. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Breslau. Kassel. Darm stadt. München. Wien. Buda-Pest. Paris. London. St. Petersburg. Belgrad.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Plauen. Zwickau. Großenhain. Marienberg.) Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Frmlleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichtev. Telegraphische Witterungsberichte Inserate. I>!clir.iMlchc Nachrichten. Pola, Mittwoch, 7. April, Abends. (Tel. d Dresdn. Journ.) Der Kaiser Kranz Joseph ist heute Nachmittag 5 Uhr von Venedig glücklich hier eingetroffen und von dem Geschwader und der ganzen Bevölkerung, sowie mit einer äußerst loya len Ansprache des Bürgermeisters feierlichst empfangen worden. Paris, Mittwoch, 7. April, Abends. (W.T.B.) General Leflü kehrt heute Abend auf seinen Bot- schafterposten nach St. Petersburg zurück. AuS Bayonne wird gerüchtweise gemeldet, daß Carlistische Emissäre nach Frankreich gekom- men seien, um einen Anschlag auf Cabrera aus- ruführcn; die Behörden seien mit der Ermittelung derselben beschäftigt Bern, Mittwoch, 7. April, AbendS. (W. T. B.) Der BundeSrath hat nunmehr die Volksab stimmung über die neuen Bundesgesetze, betreffend die Eheschließung und die politische Stimmbcrech- tigung, auf den 23. Mai anberaumt. London, Donnerstag, 8. April, Morgens. (Trl. d. Dresdn. Journ.) DaS Unterbaus hat soeben den abeimals eingebrachten Gesetzentwurf, be treffend die Verleihung deS Stimmrechts an die Krauen, mit 187 gegen 152 Stimmen abgelehnt. Der Premier Disracli stimmte mit der Mino rität. Venedig, Mittwoch, 7. April, Nachmittags. (W. T. B-) Heute Vormittag 19 Uhr erfolgte die Abreise des Kaisers von Oesterreich. Nach dem Dejeuner verabschiedete sich der Kaiser an der Landungstreppe des Palazzo-reale von der Kron prinzessin Margarethe und begab sich daraus mit dcm König Victor Emanuel, den Ministern und der Gene ralität auf den Lagunendampfer. Die Abfahrt nach Malamocco erfolgte unter dem Donner der Kanonen, den Hurrahrufen der Matrosen und unter enthusiasti schen Kundgebungen der dicht gedrängten Zuschauer menge. In Malamocco gingen der Kaiser Franz Joseph und der König Victor Emanuel an Bord der kaiser lichen Aacht „Miramare", woselbst die beiden Souveräne unter herzlichen Umarmungen von einander Abschied nahmen. Der König Victor Emanuel hielt sodann die Revue über die Flotte ab und fuhr nach Venedig zurück. Wie man hört, manifcstirte sich sowohl im Verkehr der Monarchen, wie in dem der beiderseitigen Minister die größte Herzlichkeit. Der Kaiser hat sich mit großer Anerkennung über den ihm zu Theil gewordenen Em pfang geäußert und dem König Victor Emanuel zur Consolidirung Italiens seinen lebhaftesten Glückwunsch ausgesprochen. Der Kaiser Franz Joseph verlieh den königlichen Prinzen das goldene Vließ. Graf Andrassy erhielt vom König Victor Emanuel das Portrait des selben mit der eigenhändigen Widmung des Königs zum Geschenk. Die Stimmung der Bevölkerung war bis zum letzten Augenblick der Zusammenkunft der Sou veräne eine außerordentlich enthusiastische. Wie von unterrichteter Seite constatirt wird, ist als die einzige gegen den Kaiser Franz Joseph gerichtete Demonstra tion bisher bekannt geworden, daß am Tage der An kunft des Kaisers das Turiner clericale Blatt „Unitü cattolica" mit einem schwarzen Trauerrand erschien. (Vgl. übrigens die „TageSgeschichte" unter Wien.) Cagosgeschichtc. * Berlin, 7. April. Es wird heute hier auf das Bestimmteste versichert (und ist gestern von uns bereits telegraphisch gemeldet worden), daß Se. Majestät der Kaiser die beabsichtigte Reise nach Italien auf Grund ärztlicher Besprechungen aufgegeben hat. Die heutige halbamtliche „Pr.-C." deutet dies ebenfalls be reits an, indem sie schreibt: „In Betreff der beabsich tigten Reise des Kaisers nach Italien sind, wie schon neulich angcdeutet wurde, die bestimmten Ankündigungen der öffentlichen Blätter jedenfalls voreilig. So ent schieden Se. Majestät den Wunsch hegte, die Reise aus führen zu können, so haben doch seither ärztliche Er wägungen und Bedenken einer bestimmten Entschließung in jenem Sinne entgcgcngcstanden. Unser Kronprinz und die Frau Kronprinzessin werden sich voraus sichtlich in den nächsten Tagen nach Italien begeben. Der Kronprinz hatte in der vorigen Woche wiederholte längere Besprechungen mit dcm 'Reichskanzler Fürsten v. Bismarck." — Der „N. Z." wird hierzu mitgetheilt: „Das kronprinzliche Paar reist mit großem Gefolge und der Kronprinz officiell in Stellvertretung des Kaisers. Vian wird nicht irren, wenn man annimmt, daß die in den letzten Tagen mehrfach zwischen dcm Kronprinzen und dem Reichskanzler stattgchabten Erörterungen sich auf diese Angelegenheit bezogen haben. Der Kaiser hat sich nicht gern dem dringenden Wunsche der Aerztc gefügt, welche mit Rücksicht auf die wiederholten Indispositionen des Monarchen im letzten Winter die größte Schonung für rathsam erklärt haben. Der Kaiser selbst hatte seit dem letzten Herbst den ausgesprochenen Wunsch, die Reise nach Italien zu unternehmen. Es war deshalb auch bereits ein vollständiger Rciscplan entworfen, und es stand die Absicht fest, daß sich in der Begleitung des Kaisers der Reichskanzler Fürst Bismarck, die Fcldmar- schälle Graf v. Moltke und v. Manteuffel und der Ge neral v. Goeben befinden sollten. Es heißt, daß der übereinstimmende Rath mehrerer ärztlicher Autoritäten den Kaiser bestimmt hätten, diesen Plan aufzugeben." Feuilleton. Redimrt von Otto Banck. DaS moderne Babel. „Paris, seine Organe, seine Functionen und sein Leben in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts", so betitelt sich ein interessantes, inhaltreiches Werk, welches Maxime Du Camp im bekannten Verlage von Hachette und Co. erscheinen läßt und soeben mit dem 6. Bande abge schlossen hat. Mit regem Fleiße, mit unbefangenem Blicke und sittlichem Ernste hat der Verfasser sich seiner Aufgabe zu entledigen verstanden, ein klares Bild zu geben von dcm bunten und viclverzweigten Getriebe die ser Weltstadt, von der schon vor mehr als 3'/i, Jahr hunderten ein ritterlicher König seinem mächtigen Ueber- winder schreiben konnte: „Paris ist nicht eine Stadt, es ist eine Wett." Mit ungeheuchelter Selbstbewunde rung blickt der Pariser auf diese Welt im Kleinen, mtt Neugier und Staunen die ausländische Menge, mit lebhaftem Interesse der forschende und prüfende Sinn des Culturhistorikcrs. Allen diesen verschiedenen Be trachtungsweisen bietet Du Camp ein reiches, schätz bares Material, und es verlohnt sich wohl der Mühe, einen kurzen Uebrrblick über den Inhalt seines Werkes und die bedeutsamsten Ergebnisse seiner auf statistisch« 'Nachweise gestützten Ausführungen mitzutheilen. Will kommenen Anlaß hierzu gewährt ein leicktorirntirendrr, kritischer Artikel Amödee Achard's, welchen das „Jour nal des Döbats" nach dem Tode dieses seines Mitarbei ters noch zu veröffentlichen in der Lage gewesen ist. Achard rühmt dem Werke Du Camp's nach, daß man, Dank ihm, heute ein vollständiges Paris habe mit sei nem Verwaltungsmechanismus, der ausreichend wäre für ein Königreich, mit seiner verwickelten Organisation, seinem unerklärlichen Geiste, in dem alles Licht und aller Schatten sich begegnen, seinem eigenthümlichcn Genie voller Contraste, seiner gewaltigen Lebenskraft, die der Ohnmächtigkeit widersteht und alle Katastrophen überwindet, seiner verworrenen, beständig aufgeregten Bevölkerung, scincr Productionswuth und unerschöpf lichen Thätigkeit und jenem wunderbaren Gemisch ver schiedenartiger Kräfte, die sich in Meisterwerken oder Umwälzungen offenbaren und cs zu gleicher Zeit zu einem Beispiel und zu einer Gefahr machen. Sechs Bände hat der Verfasser seinem Werke gewidmet, in 35 besonderen Capitcln schildert er die verschiedenen Organe, in welchen sich die Existenz von Paris äußer lich kund giebt und dessen materielle und moralische Be dürfnisse ihren Ausdruck finden. So hat er nach einander den Asfisenhof, die Münze, das Leihhaus, die Cloakcn- leitungen, die Hallen, die Ucbclthäter, die Bettler, die Posten, die öffentlichen Wege, die Gefängnisse, die Bank von Frankreich, oas Schulwesen, die Krankenhäuser, die Beleuchtung, die Armenpflege, die Nahrungsmittel, den Tabak, die Eisenbahnen, die Polizei, die Wasserwerke, die Geisteskranken u. A. m. besprochen; endlich in den 5 Kapi teln des letzten Bandes das Vermögen der Stadt, den Civil- stand, die Kirchhöfe, die accessorischen Organe (Theater, Bibliotheken, Zeitungen, Feuerwehr, Municipalgarde) und — den Pariser. Letzteres Capitrl, einigermaßen die Zu sammenstellung aller vorhergegangenen, die Schlußfol gerung aus den gegebenen Prämissen, bietet natürlich das meiste Interesse dar; hier sieht man das eigentliche Paris ohne Schleier, sein Innerstes in voller Nacktheit. Die Bevölkerung, dir Straßen, die Religion, dir Sit- — In Brzug auf drn Gegenbesuch, welchen der Kaiser von Oesterreich in Venedig dem Kö nige von Italien abgestattet, betont die „Pr.-C.", daß die österreichische Regierung die Bedeutung dieser fürstlichen Begegnung in ihren halbamtlichen Blättern dahin präcisirt hat, daß die Begegnung der Monarchen von Oesterreich und Italien ihren politischen Charakter in der Kräftigung des Drei-Kaiser Bündnisses finden werde, dem Italien nicht ferne stehe und an das es nur noch näher herangezogen werde, daß die -lten Gegner schaften für immer abgethan erscheinen, neue werthvollc Freundschaften erworben seien und die Friedensinter essen in der Haltung Österreichs ihre wichtigste Bürg schaft fänden. Das preußische halbamtliche Organ be werft hierzu: „In diesem Sinne begleitet auch das deutsche Volk die Reise des Kaisers von Oesterreich mit aufrichtiger Theilnahme." 1.. Berlin, 7. April. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses bildete den ersten Gegenstand der Tagesordnung die dritte Bcrathung des Gesetzent wurfs, betreffend die Ausführung des Reichsimpfgcsctzes. Derselbe wurde nach kurzer Debatte, an welcher sich die Abgg. Fricke, Thilenius, Schmidt (Sagan) und > >r. Vir chow bctheiligtcn, auf Antrag des Letzteren in der von dcm Herrenhaus beschlossenen Fassung wieder hergestcllt. Es wurden hierauf zwei Petitionen an die Unterrichts commission zurückgewiescn und folgte der mündliche Be richt der Budgetcommission über einen Antrag des Abg. vr. Eberth, betreffend die Reorganisation des Nacht- wachdienstcs in Berlin. Der Antrag wurde in der von der Commission beantragten Fassung einstimmig ange nommen. Hierauf beschließt das Haus, auf Antrag des Grafen v. Wintzingerode und Dr. Eberth, die Staats regierung aufzufordern, bei Aufstellung des Etats von 1875 für die Jnspectoren und Unterbeamten bei den Strafanstalten, eine dcn Altsprüchen ihres Dienstes ent sprechende Gehaltserhöhung cintrcten zu lassen, und geht über einen Antrag der Abg. 1 >r. Techow und Moschner, betreffend die Erhöhung der Gehalte der Strafanstalts geistlichen, zur Tagesordnung über. Gleiches Schicksal widerfuhr einem Antrag der Abgg. Windthorst (Biele feld) und vr. Kapp betreffend die Gleichstellung der Kreissccretäre mit den Regierungssccretärcn im Gehalt, nachdem das Haus einige Petitionen durch Beschluß fassung erledigt. Letzten Gegenstand der Tagesordnung bildet der mündliche Bericht der Budgetcommission über einen Antrag des Abg. Löwenstein, betreffend die dcn 'Staatsbeamten bei Versetzungen zu bewilligenden Um zugskosten. Auf Antrag der Commission beschließt das Haus, die Staatsregierung aufzufordern: die dcn Staats beamten bei Versetzungen zu bewilligenden Umzugskosten nunmehr baldigst anderweit gesetzlich zu regeln und eine bezügliche Vorlage möglichst noch in dieser Session des Landtags zu machen, und vertagt sodann die Sitzung bis morgen, wo dasselbe auch die zweite Berathung der Provinzialordnung vornehmen wird. — In Bczug auf die Bcrathungcn des Landtags über die Provinzialordnung vernimmt die „N. Pr- Z ", daß die ministerielle Partei des Herrenhauses in der nächsten Plenarsitzung beantragen wird, daß unverzüglich eine Commission zur Durchberalhung der Provinzialordnung gewählt werde. Diese Commission soll alle Beschlüsse des Abgeordnetenhauses im Voraus prüfen, damit sie im Stande sei, in verhältnißmäßig kurzer Zeit nach der dritten Lesung der Provinzial ordnung im Abgcordnctenhausc dcm Herrcnhause Be richt zu erstatten. Derselben Commission dürfte zugleich aufgcgcben werden, in gleicher Weise die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses über das Dotationsgcsetz und über dcn Entwurf bezüglich des Venvaltungsgerichtshofcs zu verfolgen. — Das Abgeordnetenhaus wird die zweite Berathung der Provinzialordnung morgen in Angriff nehmen. Man meint, bis zum Mittwoch nächster Woche werde die zweite Lesung sich zu Ende führen lassen. Dies freilich nur unter der Voraus ten, die gute alte Zeit und die Revolutionen werden mit kritischem Streiflichte beleuchtet, dann ertönt zum Schluß, unter der Aufschrift: „Träume und Gefah ren", die Stimme des Verfassers mit ernster Warnung. Die Bevölkerung von Paris besteht nur zu einem Drit tel aus eingeborenen Stadtkindern, über eine Million sind aus den Provinzen zugewandert, an 200,000 sind Fremde. Und nierkwürdig ist der Nachweis aus der Geschichte, wie gering an den wclterschütternden Er eignissen, deren Schauplatz seit einem Jahrhundert Paris gewesen, der Antheil der eigentlichen Pariser war. Von den an der Junirrvolution Bethciligten waren nur 5?« in der Stadt geboren, und später, zur Zeit der Com- mune, befand sich unter 854 Kämpfen: auf dem Pla teau von Chütillon nur ein Pariser Kind und zwar wirklich ein Kind, welches soeben aus Pctite-Roquctte ent lassen worden war. Die provisorische Regierung von 1848 wie die der nationalen Vertheidigung von 1870 zählten eine jede nur zwei Pariser in ihrer Mitte. Die drei Männer, in denen die Revolution sich personificirt, Mirabeau, ihr Mund, Camille-Desmoulins, ihre Feder, Lafayette, ihr Degen, waren Provinziale. Die Provinz ist's, die in Paris Revolutionen macht. Eine andere in teressante Angabe betrifft dic enorme Steigerung des städtischen Octroi's, dieser „Henne mit den goldenen Eiern", wie Du Camp es bezeichnet: von 10 Millionen Francs, die diese Einkünfte zu Anfang unfrrcs Jahr hunderts betrugen, wuchsen dieselben im Laufe von 7 Jahrzchndcn, bis zum letzten Jahre des Kaiserreichs, wo sie ihren höchsten Stand erreichten, auf eine Summe von weit über Kio Millionen an, jährlich im Durch schnitt um l'-b Millionen steigend. 4l Theater öffnen allabendlich der schaulustigen Menge ihre Pforten, deren Besuch im Jahre 1873 mit einem Eintrittsgeld von über 16 Millionen Francs erkauft wurde; daneben bie- setzung, daß die Berathung keinerlei Unterbrechung er fährt. An die zweite Lesung der Provinzialordnung soll sich unmittelbar die zweite Berathung des Dotations- gesetzes anschließen und, weil demnächst der Bericht über den Verwaltungsgerichtshof erscheint, so liegt der Durch nahme auch dieses Entwurfs nichts im Wege. Nachdem diese Vorlagen sämmtlich erledigt sein werden, wird sich Herausstellen, ob auch noch das Gesetz in Betreff der Provinz Berlin in dieser Session zur Discusston ge langt. Wie man in Abgeordnetenkreisen rechnet, wird das Herrenhaus allermindestens vier Wochen Zeit für die Verwaltungsrrformgesetze nöthig haben. Brcvlau, 7. April. Die Stadt Beuthen in Oberschlesien war am vorgestrigen Tage der Schauplatz arger Excesse. über welche man der „Schles. Ztg." Folgendes berichtet: Im Laufe des Vormittags des 5. d. trafen in Beuthen gegen 500 Mann Reserven ein, welche von einem Commando der Neisser Garnison empfangen wurden, um mit dcm Frühzuge am 6. d. M. behufs Ausbildung mit dem Gewehr Ri. 71 nach Neisse ge führt zu werden. Einzelne Mannschaften gericthcn, durch spirituöse Getränke stark animirt, in einer dem Rath- hause zunächst gelegenen Schenkwirthschaft in heftigen Streit, welcher das Einschrciten der städtischen Polizei und dic Verhaftung des Haupttumultuanten in dcm im Rathhausc befindlichen Polizcigefängnisse nothwcndig machte. Ein Haufe von 60—80 Reservemännern drang in das Rathhaus und versuchte den Verhafteten mit Ge walt zu befreien. Das Landwchrcommando mußte unter Gewehr treten und ein Jnfantcriecommando von 50 Mann mit 2 Offizieren wurde telegraphisch von Königs hütte nach Beuthen berufen. Den vereinten Bemühungen gelang es, die Ruhe wieder herzustcllen, nachdem zahl reiche Verhaftungen der am ungestümsten sich geberdcn- den Mannschaften vorgenommcn waren. Leider verun glückte in dem entstandenen Gedränge ein Knabe, der zu Boden geworfen und sehr erheblich am Kopfe ver letzt wurde. Ucber die Veranlassung zum Tumulte cour- siren verschiedene, kaum glaubwürdige, theilweisc einan der widersprechende Gerüchte. Kassel, 7. April. Man telegraphirt dcm „Fr.J.": Pastor Henkel in Melsungen, welcher von dcm Kreis gerichte Rotenburg wegen Beleidigung Bismarck's in Attcntatsartikeln zu einer 3 monatigen Gefängnißstrafe vcrurtheilt worden war, erhielt in der Appellinstanz nur 50 Thaler Geldbuße. Darmstadt, 7. April. Laut einem Telegramm des »Fr. I." trat dic Erste Kammer dem Beschlusse der Zweiten Kammer, das Octroi auf Fleisch, Brod und Mehl von 1876 an aufzuhebcn, nicht bei. München, 7. April. Man telegraphirt dem „N. C.": Die Kammer der Reichsräthc beharrte bezüglich des Gesetzentwurfes über die Kompetenzen der Polizei und des Magistrats in München bei dcm Beschlusse, wonach die Gcsundheitspolizci der Polizeidirection zusteht. Damit ist das Nichtzustandekommen des Gesetzes ausge sprochen. — Die Kammer der Abgeordneten nahm heute mit allen gegen 1 Stimme den Gesetzentwurf, die Hypotheken- und Wechsclbank betreffend, wonach die Ge setze vom 1. Juli 1834, 5. Aprft 1840 und 24. Juni 1866 aufgehoben werden, an. Im Laufe der Discus- sion wurde eine Bemerkung des Abg. Miller über das Reichsbankgesetz, durch welches anderen Banken Fallen gestellt und Bayern geschädigt werde, vom Regicrungs- commissar Riedel unter großem Beifall des Hauses mit der Bemerkung zurnckgcwicsen: Preußen sei mit vollster Loyalität zu Werke gegangen, es habe Opfer gebracht; Bayern habe sich über die Factoren der Reichsgcsetz- gebung nicht zu beklagen, sondern ihnen zu danken. Auf die Jntervellation des Abg. Frhrn. v. Hafenbrädl, ob am nächsten Landtage ein Steucrreformgcsetz vorgelcgt werde, sicherte der Finanzministcr v. Berr die Antwort für eine der nächsten Sitzungen zu. »» - — ten eine Anzahl reichster, großartigster Bibliotheken der geistigen Arbeit und Forschung unerschöpfliche Nahrung; in den Bibliotheken der Mazarine, des Arsenals, der St. Grneviöve und der Rue-Richelieu findet sich ein Schatz von je 1.'>0,000, 230,000, 120,000 und 2,200,0«,0 Bänden und Tausenden von Manuskripten; 701 perio dische Zeitschriften erscheinen, darunter 113 politische Tagesblätter: entgegengesetzte Strömungen, welche eine in fieberhafter Atmosphäre getauchte Bevölkerung be ständig in Aufregung erhalten. Die Charakteristik des Parisers, wie ihn der Pariser Schriftsteller auffaßt, lautet nun folgendermaßen: Derselbe ist das bizarre, schwankende und vielfältige Product einer langen Reihe von Ereignissen und einer unerschöpflichen Aufeinander folge von Revolutionen. Es giebt nichts Gläubigeres und Skeptischeres zugleich. Was seinen Vorurthcilen oder Einbildungen schmeichelt, das glaubt er; was gegen seine Leidenschaften verstößt, leugnet er, und am we nigsten sympatbisch ist ihm wohl die Uederlegung. Er besitzt mehr Instinkt als Ueberzeugung, mehr Empfin dung als Grundsätze. Er geht sprungweise vor wie das Känguru und läßt auf dic rasendste Thatenwuth, ohne allen Uebergang, die trägste Unbe weglichkeit und Unthätigkeit folgen: und dieses Völk chen, das Alles gesehen, Alles erlebt und empfunden hat, das in allen Kunststücken wohl bewandert, gegen alle Lügen wohl auf der Hut, vollgepfropft, ja übersatt von Erfahrungen sein sollte, es ist am leichtesten be reit, am Angelhaken schöner Worte sich fangen zu lassen. Den Schluß des Werks bildet, wie schon crwädnt, eine ernste, eindringliche Mahnung vor den der Weltstadt aus ihrem eigenen Wesen drohenden Gefahren. Alle Laster und alle Tugenden finden sich dort, Arbeit wechselt mit Faulheit, Hingebung kreuzt sich mit dem Verbrechen, Wissenschaft mit Dummheit, dic höchsten Bestrebungen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite