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Dresdner Journal : 28.03.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187503281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-03
- Tag 1875-03-28
-
Monat
1875-03
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 28.03.1875
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SV71 187S Sonntag, Den 28. März »» »»»«» sa«t—»«« LalM»: ^ükttüchi 4 Nvb »0?L »„Mats«»»»»«»»: 1» ?f. L»»»r«»IbSck»ck«M»lW>» LvioU«, tntt ko«t «mN 8t»»p«l»o«ta»r bt»«. l»»«r»l«»pr»l»»r BW» S» N»«w ost>« kvtttxü«, »0 IR. V»t«r ^i»G«»ocki- <U» L«tt»i X kL VtzEUed a»1t Anniitim» äar Sawa- «ock ä, kür äa» L>i««ckM» D»,. ArrMerIMmal. Verantwortlicher Redacteur: CommissionSrath I. G. Hartmann in Dresden. «üNRrt«, F> Oommirä«M N» A vroxtaar ^oarmtt», - tAe-e» k>»tt, S»»»iaU->«rU» ^t«».L»tp«tL. »—l-»rvl»«.rr»»«üirr » »: -» ^o-i«r, »»»«d»»: L-«i Lto»»«, I«rU» S Lor-»»<F,' /»vat»ck«» L. ^ts-eckt, ür«»»»: L Lc^tott«, /, Sta«»-«»'» üürv»a; vd«»mt». Hat, Rr»»»litrl « L: L Faes«r'-cd« n. t). Lorrva«, i«ae 8u^t»N., L«<L«F60 , S»rUt»: /»v -H , v Schiit«',' r»rt»! Lava», La/itt«, Laü»«' <4 0» , »t»t^s»^: La-L« N Oo., L«d«r,: L Lt»e«ck,«,, HN«i SpP-t.4 S«r»u,,«ü»r, Lsrust. Lxp«äitioli ct— llrvelo« ^väea, tL»rgstrvtt»«»»tr»»» it«. Amtlicher Theil. Ansage. Auf Allerhöchsten Befehl Ihrer Königlichen Majestäten wird dm am Königlichen Hofe vorgestellten fremden und einheimischen Damen und Herren hiermit bekannt gegeben, daß Mittwoch, den 31. März 1875, Abends 8'^ Uhr ein Kof-KoncerL in den Paradesälen des Königlichen Schlosses stattfindet. Ihre Königlichen Majestäten werden die ge- nrhmigten Vorstellungen vor dem Concerte, 8A Uhr, anzunehmen geruhen. Anzug: Uniform (schwarzes Beinkleid mit Tressrn- brsatz). Dresden, am 27. März 1875. Königliches Oberhofmarschallamt. Dresden, 20. März. Se. Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß der Kammerherr Richard von Nostitz und Jänckendorf das von Sr. Ma jestät drin Könige der Belgier ihm verliehene Comman- dcurkrruz dcS Leopoldordcns annehme und trage. DreSden, 23. März. Seine Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die nach stehenden Offiziere die ihnen verliehenen Kaiserlich Russi schen OrdensDecorattonrn annehmen und anlegen dür fen, als: die Hauptleute Frhr. von Friesen des I. (Leib-)Grenadirr-Rcgiments Nr. 100 und Stein des Cchützen-(Füs.-)Regiments „Prinz Georg" Nr. 108, sowie Rittmeister von Wiedebach des Gardr-Reiter- Regiments den St. Wladimir-Orden 4. blasse, Haupt mann von Leonhardi des l. (Leib-)Grenadier Regi ments Nir. 100, Premierlieutenant von Sichart des Schützen (Füsilirr-)Regiments „Prinz Georg" Nr. 108, Rittmeister von Egidy, Premierlieutenant vonEgidy und Premierlieutenant von Posern des Garde-Reitrr- Regiments den St.Annen-Orden 3. blasse, Majorund Führer des 1. Reiter-Regiments von Kirchbach den St. Stanislaus-Orden 2. Elaste, die Secondelieutenants de Vaux I. und von Altrock II. des 1. (Leib-)Gre- nadier-Regimenls Nr. 100, Franke und Wahle des Schützen-(Füsilier-)Regiments „Prinz Georg" Nr. 108, die Premierlieutenants von Haugk und Frhr. von Stralrnheim, sowie Secondelieutenant vonOppen- Huldenberg l. des Garde-Reiter-Regiments den St. Stanislaus-Orden 3. blasse. Nichtamtlich^' Theil. u ebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Bochum. Fulda. München. Meiningen. Paris. Bern. Rom. London. Stockholm. St. Petersburg. Bukarest. Belgrad. Athen.), Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Leipzig. Zwickau. Bautzen. Burkhardtsdorf. Dippoldiswalde. Frauenstein. Stoll berg) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. den bei dem Mitte des Mai Tngesgeschichle. Donnerstag, 25. März. ottomanischeS Geschwader * Berlin, 26. März. Dieselben Blätter, welche jüngst allen Ernstes für den l. April die Ernennung des Fürsten Bismarck zum Herzog v. Laurnburg ver kündeten, beschäftigen sich neuerdings mit der bevor stehenden Reise des Kaisers nach Italien, sind hierbei in ihren Angaben aber etwas vorsichtiger. Wenn das Wetter sich günstig gestaltet, sagen sie, werde die Ko nstantinopel, (Agence Bordeano.) Ein unter dem Befehl deS Beilage. Gerichtsverhandlungen. (Bautzen.) Statistik und BolkSwirthschaft. Börseunachrichte«. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. VtleyrllMsche NllchrWen. Berlin, Sonnabend, 27. März, Mittags (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bald nach der Anwesen heit deS Kaisers von Rußland in Berlin (in der abgefitzten griechischen Patriarchen bestätigt. DaS schlechte Wetter fängt nun wieder an; der Schnee fällt in großer Menge; in Rustschuk ist ein Schiff durch die Eisschollen zertrümmert worden. Belgrad, Donnerstag, 85. März. (Tel. d. N. sr. Pr.) Lor der Auflösung der Skupschtina erklärte die Regierung, diese Skupschtlna sei nur von Leidenschaften getragen und mache da her jede Thätigkeit für die Nation unmöglich. Die Regierung habe sich in Versöhnlichkeit und in Geduld erschöpft und war endlich gezwungen, dem Fürsten die Auflösung anzurathcn. DaS Publi cum auf den Galerien applaudirte lebhaft Die öffentliche Meinung ist für die Regierung äußerst günstig. Alle Welt hat die fortwährenden Agita- tionen satt. (Vergl. unter „Tagesgeschichte".) New Dort, Donnerstag, 25. März. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Meldungen aus Cuba habeik die Insurgenten 14 der bedeutendsten Zuckerpflanzungen durch Feuer verwüstet. Der Schaden wird auf 500,000 Doll, geschätzt. Die diesjährige Ernte ist ebenfalls vernichtet. gekräftigten Gesundheitszustände deS Kaisers ge troffenen Bestimmungen, die italienische Reise Sr. Majestät stattfinden. Der Reichskanzler Fürst BiSmarck reist mit seiner Gemahlin heute Nachmittag 3 Uhr nach Friedrichsruhe im Lauenburgischen ab. Madrid Freitag, 28. März, Vormittags (W T- B.) Der König hat seiner Schwester, der Gräfin v. Girgenti, den Titel einer Prinzessin v. Asturien beigelegt. Dem „Jmpärciäl" zufolge hätte jetzt die Re- gierung defimtiv zugesaat, die Entschädigungs forderung der deutschen Regierung in der Ange legenheit der deutschen Brigg „Gustav" zu be- Gssse Sr. Majestät bereit- Ende April stattfinden, andnufalls werde dieselbe erst nach dem Besuche des Kaisers von Rußland und des Königs von Schweden am hiesigen Hofe unternommen werden, und würde sich in tiefem Falle der Kaiser dirrct von Italien nach Bad EM begeben, um dann noch einige Zeit mit dem Kaiser von Rußland dort zu verleben. Die „N. Pr. Z." dagegen versichert, daß die Ausführung der kaiserlichen Reste nach Italien, sobald es die Umstände gestatten, allerdings in den allerhöchsten Absichten liege, daß jedoch alle näheren Mittheilungen über die Zeit und die Mo- daütäten der Ausführung, wie sie die Zeitungen täglich bringen, rein erfunden sind, indem Erörterungen darüber an allerhöchster Stelle bisher nicht stattgefunden haben. — Der Gesandte am Hofe zu Athen, geh. Legationsrath v. Rado witz, dessen Rückkehr aus St. Petersburg wir bereits meldeten, hat seine Functionen im auswärtigen Amte bereits übernommen. Es ist ganz sicher an zunehmen, daß Herr v. Radowitz in dieser Stellung hier mindestens mehrere Monate lang thätig verbleiben wird. — Die „N. A. Z." bringt heute die Meldung, daß der Arnim'sche Proceß erst im Mai wieder zur Ver handlung kommen wird. — Die „V. Z." schreibt: Der Minister des Innern hat die Aufmerksamkeit der Polizeibehörden auf einen Schwindler lenken lasten, welcher sich schon mehrfach für einen politischen Agenten, in Venezuela sich sogar für den neuernannten Ge sandten des deutschen Reiches ausgegeben hat und sich gewöhnlich Hugo v. Bülow-Bartolly nennt, obwohl er bis vor wenigen Jahren Hausknecht in einem Amster damer Bankhause und dann Portier in einem Genfer Gasthofe gewesen ist. Er führt einen jungen Begleiter mit sich, welchen er gelegentlich für einen incognito reisenden Prinzen ausgiebt. Da nun anzunehmen ist, daß die in Rede stehende Persönlichkeit auch noch ferner hin durch falsche Vorspiegelungen den deutschen Namen im Auslande compromittiren wird, so ist es von be sonderer Wichtigkeit, die mehr genannte Persönlichkeit frstzustellen, weshalb die Polizeibehörden die sorgfältigsten Nachforschungen cinleiten und auch nur Muthmaßungcn schleunigst mittheilen sollen. — Der „K. Z." wird von hier telegraphirt: Der Handelsminister hat in einem Schreiben vom 14. d. der Direction der Nordbahn 'ein Kaufgeld von höchstens zwei Millionen Thaler angeboten und jede weitere Unterhandlung über höhere Kaufsummen abgelehnt- Die Acionäre, welche 8^ Millionen Thaler fordern wollten, befinden sich in ge drückter Stimmung, sie werden allerdings leer ausgehen, aber der Bau der Nordbahn wird doch eine Wohlthat für die betreffenden Lanvestheile sein. — Das Obertri bunal hat auf die Berufung des Herrn Kingston, des hiesigen Berichterstatters des „Daily Telegraph", gegen den ihm angekündigten Zeug nißzwang entschieden, daß für ihn eine Ausnahme nicht gemacht werden könne, da der Paragraph der Criminalordnung, auf den er sich berufe, sich nur auf technische Geheimnisse bezieht, solche aber mit dem Berufe eines Berichterstatters nicht verbunden seien. Das Obertr'bunal hat bei dieser Ge legenheit auch die Auffassung des Stadtgerichts mißbil ligt, welches auf Grund jenes Paragraphen im Proceß Arnim den Ur. Landsberg von der Zeugenpflicht ent band. — Der Kaiser hat eine Commission ernannt für Errichtung eines Denkmals auf dem Schlachtfelde von Fehrbellin. Die Schlacht wird am 18. Juni dieses Jahres zweihundertjährig. Bochum, 25. März. Wie die „Wests. Volksztg." hört, hat Redacteur ür. Blum, „zumal ihn sein bis auf Montag Abend gegebenes Ehrenwort nicht mehr band, der betreffenden Regierungsverfügung folgend, die Grenzen des deutschen Reiches aufgesucht, um sich im Aus lande fernere Existenzmittel zu verschaffen." Fulda, 25. März. (Fr. I.) Der aus dem deutschen Reiche ausgewiesene Pfarrer Helferich aus Dipperz ist heute schubweise an die holländische Grenze gebracht worden. — Domkaplan Weber, dessen Auf enthalt unbekannt, ist jetzt gleichfalls aus dem deutschen Reiche ausgewiesen worden. München, 25. März. Eine Privatdepesche der „Allg. Ztg." meldet: Wir können die erfreuliche That- sachc mittheilen, daß Se. Majestät der König den com- mandirenden General des II. Armeecorps, v. Mail- linger, zum k. Kriegsminister ernannt hat. Wie wir hören, hat Se. Majestät die außerordentlichen Verdienste des abtretrnden Krtegsministers, Frhrn. v. Pranckh, damit geehrt, daß derselbe zum General der Infanterie ernannt wurde und als Inhaber des 8. Infanterieregi ments in activen Dienstverhältnissen verbleibt. — Das „Bamb. Volksbl." erfährt, daß der Abg. Pfarrer Mahr der an ihn feiten des Bamberger Or dinariates gerichteten Aufforderung, auf seine Pfarrei freiwillig zu verzichten, keine Folge leisten werde. Die Thatsache der erfolgten Aufforderung ist hierdurch, da das „Bamb. Volksbl." vom Pfarrer Mahr unmittel bare Mittheilungen empfängt, außer Zweifel gestellt. — Der katholische Stadtpfarrer Haslinger in Neu-Ulm bezeichnet die Nachricht, er habe sich geweigert, am Ge burtstage des Kaisers bei der Kirchenparade in der ka tholischen Kirche zu Neu-Ulm ein Hochamt zu celebrircn, als unwahr. Das Gouvernement hatte, wie das „Neu- Ulmer Anzeigeblatt" mittheilt, nur anfragen lassen, ob ein Gebet für den Kaiser gesprochen würde, was feiten des katholischen Pfarramts mangels Ordre von Sei ten des bischöflichen Ordinariats Augsburg verneint wurde. Meiningen, 24. März. Am gestrigen Tage feierte der Herzog Bernhard das goldene Jubelfest seiner Vermählung mit der Herzogin Marie, einer Tochter des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen und Enkelin des Königs Friedrich Wilhelm I I. von Preußen. Stach den der Augsburger „Alla. Ztg." vorliegenden Berichten war die Bethciligung aller Schichten der Be völkerung an dem hohen Feste eine außerordentlich rege und herzliche. Daß cs auch an fürstlichen Besuchern, an festlichem Schmuck der Häuser, sowie an Deputa tionen aus der Nähe und Ferne nicht fehlte, versteht sich von selbst. Abends fand Festvorstellung im prächtig geschmückten Hoftheater statt, ringrleitet durch lebende Bileer aus der sächsischen Geschichte. Bekanntlich ist Herzog Bernhard 1866 zu Gunsten seines Sohnes, des jetzt regierenden Herzogs Georg, von der Regierung zurückgetrcten und lebt seitdem mit der Anspruchslosig keit eines Privatmannes. Wie sehr er sich aber durch sein langjähriges, festes und segensreiches Regiment, sammt seiner hohen Gemahlin, die eine wahre Mutter der Armen ist, die Herzen des Volkes gewonnen hat, zeigte sich wieder auf das Deutlichste bei der goldenen Hochzeitsfeier des fürstlichen Paares. Paris, 25. März. Jules Favre läßt dieser Tage bet Plon einen neuen Beitrag zur Kriegsgeschichte unter dem bescheidenen Titel: „Einfache Erzählung eines Mitgliedes der Regierung der Nationalvertheidlgung" erscheinen. Wir haben den ziemlich dicken Band flüchtig durchblicken können. Die „einfache Erzählung" hebt an mit dem Waffenstillstand vom 28. Januar 1871 und geht bis zum Juli desselben Jahres. Sie mischt viel Bekanntes und wenig Unbekanntes und verbreitet sich weitläufig über die Schwierigkeiten, welche der Regier ung der Nationalvertheidigung und derjenigen des Herm Thiers aus der inneren Lage sowohl, als auch aus den Unterhandlungen mit Deutschland erwuchsen. Was Jules Favre und Thiers mit dem Fürsten Bismarck verhandelt haben, wird im Einzelnen berichtet. Selbstverständlich hat Jules Favre bei allen diesen Vorgängen die schöne Rolle, und es ist ein Wunder zu sehen, wie er mit dem reizbaren deutschen Staatsmann fertig zu werden weiß und welche tragische Würde er den fürchterlichen Anmaßungen der Deutschen entgegenstellt. Es kann nur zur Erhöhung seiner eigenen Wichtigkeit beitragen, daß er im Uebrigen sichtliche Anstrengungen macht, dem per sönlichen Verfahren des Fürsten Bismarck Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Ein unbedingt anerkennendes Portrait entwirft jedoch Jules Favre von dem General v. Fabrice, der nach Bismarck's Heimreise die Unter- ContreadmiralS Hassan Pascha hat Ordre erhalten, sich nach dem adriati schen Meere zu begeben, um den Kaiser von Oesterreich während dessen dalmatinischer Reise zu begrüßen. Ebenso wird sich der Gouverneur von Bosnien, Derwisch Pascha, nach Dalmatien be- geben, um den Kaiser auf seiner Rundreise zu be- grüßen. Die Pforte hat die Ernennung eines Stell vertreters deö von seiner Synode in Jerusalem Feuilleton. Rrdigirt »ou Otto Banck. v^eornlions äu so^er äu nour«! ü« kuul Unuär). Unter diesem Titel sind in dem großen Kunstverlag von Goupil und Comp. in Paris die photographischen Reproduktionen von den viel erwähnten Gemälden er schienen, mit welchen der genannte Künstler das Pariser Opernhaus geschmückt hat. Das Werk umfaßt vicrund» zwanzig Blätter mit dreiunddreißig Darstellung!«; drei davon sind Plafondbilder, zwölf schmücken die Bogen wölbungen, acht Ovalbilder stellen die Musen dar mit Ausnahme der Polyhymnia, obgleich auch in der Oper die Muse der Beredtsamkeit in ihrem symbolischen Total begriff eigentlich einen Platz hätte finden dürfen. Den Schluß machen zehn Medaillons. Die Photographien sind ganz vorzüglich ausgeführt und von beträchtlicher Größe, welche jedesmal bei solchen Aufgaben der Wir kung des Gegenstandes günstig ist. Der Preis für die Gesammtcollection, 1500 Frcs., ist allerdings nicht für viele Kunstfreunde zahlbar und wesentlich für die euro päischen Cabinrte und Sammlungen und für den gene rösen Sinn englischer, französischer und italienischer Mäcene berechnet, denn auch diese letzteren übertreffen den begüterten Deutschen verhältnißmäßig in der willigen und selbstlosen Anschaffung kostspieliger Kunstobjecte. Diese Goupil'sche Editton ist in der Ernst Arnold'schen Kunsthandlung in Dresden zu sehen und vielleicht das einzige Exemplar, welches sich gegenwärtig in Deutsch land befindet. Intimen Kunstfreunden wird ein Blick darauf interessant sein, noch ehe diese Darstellungen in einer öffentlichen Sammlung für Jedermann zugäng lich werden. Mit Recht sind diese Compositionen geeignet, bei allen Künstlern, die sic sehen, Sensation hervorzurufen. Es ist schwierig und mißlich in diesem Falle, aber doch eine Pflicht der Kritik, die das Neue schnell beherzigen soll, ein Urtheil über Baudry's Leistungen auszusprcchen, über Leistungen, die selbst in unserer flüchtig dahinlcben- den Zeit noch nach langen Jahren die Kenner zu gründ lichen Erörterungen veranlassen werden. Ich selbst habe nur wenige Male Gelegenheit gehabt, Originalarbeiten von Baudry zn sehen, doch die starke Genialität und der intensive frische Lebensnerv derselben veranlaßten, daß in diesem Blatte bei Gelegenheit der Enthüllung der Foyerbilder speciellc Nachrichten über den Künstler ohne Verdacht gegen französische Reclame mitgetheilt wurden, und es sei noch einmal zurückgegriffen auf seinen Entwicklungsgang am Schluffe dieser Hindeutungen, die sich gegen den Anspruch auf ästhetische Klärung aus drücklich verwahren. Die Gemälde zeigen uns außer den schon erwähnten Musen in figurenreichen, sehr bewegten Compositionen: die Melodie und die Harmonie, ferner die Comödie und die Tragödie (letzteres Blatt fehlt). Die Wölbungsbilder heißen: der Parnaß, die Porten, das Urtheil des Paris, Marsias, der Angriff, die Schäferidyllc, Saul und David, der Traum der heiligen Cäcilie, Orpheus und Eurydice, Jupiter und die Corybanten, Orpheus und die Menaden, Salome: endlich sehen wir die symbolischen oder, wir rs dem Publicum verständlicher ist, die allego rischen Darstellungen von Rom, Aegypten, Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien, England, Griechenland, Persien und den Barbaren, unter denen in diesem Sinne die Wilden, die uncultivirten Naturkinder gedacht sind. Der Gesammteindruck dieser Schöpfungen sei in der Kür« bezeichnet Baudry macht den Eindruck eines Malers, der nicht blos für den Contour, sondern zugleich auch für die Wir kungen des Lichtes, des farbenprächtigen Colorits zu erfinden scheint; seine Phantasie ist ungemein frucht bar, und es geht ihm so leicht, so flüssig von der Hand, sein Gestaltungsvermögen ist so gewandt und vielseitig, daß nur durch die Beihilfe dieses glücklichen Naturells eine so große Massenproduktion in so kurzer Zeit er klärbar wird. Diese leichtblütige und doch so energie volle Schöpfungskrast ist gegenwärtig in der europäischen Kunst ein überraschendes Element, und es wird den Besten in Deutschland imponiren und beneidens- werth sein. Aber es tritt noch mehr hinzu. Baudry zeigt eine unglaubliche, an die vorzüglichsten Meister der gesamm- ten Kunstgeschichte erinnernde Kraft in der Beherrschung Dessen, was ein Künstler überhaupt erlernen kann. Seine Fähigkeit im Zeichnen ist eminent, er spielt mit den Schwierigkeiten des Stoffes. Disharmonische Räume, gebogene Flächen, verticale Sehlinien, kühnste Verkür zungen, widerspenstige Contraste sind ihm nichts weiter, als interessante Aufgaben, für die seine Technik jederzeit vorbereitet ist. Dabei sind seine Composition und sein Vortrag stets, was sie in der Malerei sein sollen, vor herrschend malerisch, nicht vorherrschend Plastisch. Es werden sich Stimmen erheben, welche diese An erkennung dadurch beschränken, ja bestreiten wollen, daß sie auf den Mangel an eigentlich harmonischer Schönheitslinie, auf den Mangel an gebundener Wärme und an Grazie in diesen Darstellungen Hinweisen. Gerade was allen größten Meistern, und sprciell Ra fael so eigenthümlich ist, fehlt diesem Oriente der Neu zeit: das gebundene innige Zusammen lassen der Gruppe durch wenige Grundlinien, die unsere Theilnahme durch einen großen charakteristischen Contour mit geschlossenen Schatten (und Farbenmassrn) fesseln und schon von Weitem durch die Macht der Silhouette wirken. Da gegen finden wir bei Baudry Zerstreuung, oft sogar Zerrissenheit der Gruppe, Unschönheiten in Contour und Stellung der Glieder, forcirte Bewegung, ganz ab gesehen von einer mangelhaften Eigenart seiner Köpfe, auf die wir später Hinweisen. Alle diese Einschränkungen sind richtig, aber der Mangel an Sammlung und Schönheidsideal fließt hier nicht aus einem Mangel an Schöpsungstraft und Tech nik. Bei Baudry mischt sich die ernste Schule seines Studiums großer Meister, besonders der stilvollen Italiener und unter ihnen des Michelangelo, mit einem völlig modernen Materialismus, der stillos ist uud der Einbildungskraft die Pforten der Willkür öffnet. (Fortsetzung folgt.) DaS Turnier der Dummen.*) (Von OScar Blumenthal.) In dem berühmten Stäbchen Schnuckenroda, das in den Chroniken des deutschen Reichs von Alters her neben Schilda und Lalenburg mit Auszeichnung genannt wird, war ich Zeuge eines Wettstreites, den ich mit gutem Gewissen unmöglich der Vergessenheit überlassen kann; so merkwürdig ist er in seiner Art und jo bei spiellos in seinem Ergebniß. Es lebte in Schnuckenroda noch vor Kurzem ein alter steinreicher Hagestolz, der wirklich das Muster eines verknorpelten Sonderlings war. Seine Lebens anschauungen waren schrullenhaft über die Maßen, und wenn nach den Berichten der glaubwürdigsten Ohren zeugen die Honoratioren der Stadt wiederholt die Er- *) Al» gekürztes und gezähmtes Probestück auS einem sati rische« OpuS de» Verfassers, auf das wir zurückkomme«.
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