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Die Musik zu dem Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus" schrieb Beethoven um 1800. — Von den 16 Nummern des Balletts, das bei der Urauf führung 1801 nur wenig Widerhall fand, wird heute zumeist noch die Ouvertüre gespielt. Prometheus war eine Heldengestalt aus der griechischen Sage, ein Göttersohn, dem später die Schöpfung des Menschen zugeschrieben wurde. Die Geschichte der Menschenschöpfung, tänzerisch dargestöllt, war auch der eigentliche Inhalt des Balletts. Durch dieses Werk wurde Beethoven von Schikaneder, dem Textdichter der „Zauberflöte", an das damals neue „Theater an der Wien" verpflichtet. Hatte Beethoven 1801 noch in einem Brief ausgesagt: „Ich habe alles geschrieben bis auf Opern!", so kam er jetzt mit dem Theater in engste Verbindung und wenige Jahre später, 1804, begann der Meister seine einzige Oper zu schreiben, das Meisterwerk „Firlelio". Die Ouvertüre zu dem Prometheus-Ballett ist ein lebendiges, frisch empfundenes Werk, in dem die musikalischen Hauptgedanken lose anein andergereiht werden. Nach einer langsamen Einleitung erklingt ein schneller Satz, aus dem Heiterkeit, beschwingte Freude und tänzerischer Übermut sprechen. Den gleichen musikalischen Gedanken finden wir wieder in Beethovens Variationen für Klavier, op. 35, und im letzten Satz der 3. Sinfonie (Eroica). Beethovens 2. Sinfonie, op. 36, in D-dur gehört zu den geradzahligen Sin fonien, die — eine nicht restlos klärbare Tatsache — in der Gunst des Publikums hinter seinen ungeradzahligen zurückstehen. F.s ist ein freudiges, lebenslustiges Werk, das seltsamerweise im Sommer 1802 niedergeschrieben ist, in dem Beethoven sein Heiligenstädter Testament verfaßt hat. Man er sieht an dieser Tatsache, welche Höhen und Tiefen der Mensch Beethoven in so kurzen Zeitspannen durchmessen hat. Beethoven bedient sich des von Haydn und Mozart entwickelteh und ver- vollkommneten Sonatengerüstes. Er spricht in der 2. Sinfonie noch dazu die Tonsprache dieser beiden Meister bei völliger Wahrung seines eigenen Gesichts. * Eine große Einleitung geht dem eigentlichen I. Satz voran, dessen erstes, frisches und sonnig-klares Thema von den Bratschen und Celli vorgetragen wird. Das zweite Thema von Klarinetten und Fagotten geblasen, ist im Cha rakter dem ersten sehr verwandt, wodurch dieser Satz eine auffällige Ein heitlichkeit erfährt. In der Durchführung ist die Meisterschaft Beethovens schon offensichtlich. Das Larghetto ist eine der liebenswürdigsten Erfin dungen des Komponisten, der sich seiner Meisterschaft bewußt ist. Das Scherzo (hier noch als ein beschleunigtes Menuett aufgefaßt) zeigt viel