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Dresdner Journal : 23.02.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187502232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-02
- Tag 1875-02-23
-
Monat
1875-02
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 23.02.1875
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I» 4««»—»«» »«»«>»: K>«rU««> ... 1» N»k M-U^lo«, 4 H»rk b« kt. 1* kk. 4»—rk»Id«s»«»W>MA N«od— tritt »M« I»»»r»t«»pr«l»«r WO» «m >»aw «iaer v»4» »oät" äi« Lsllsi I» KL Lr»»K«1»«»r TH^Uvt, »1t - 4» Soo»- ooö NW 4» s»l^»ä»v ^4«. Dienstag, ren 23. Februar AresdnerHourml. Verantwortlicher Redacteur: Commissiousrach I. G. Hartmann in Dresden. 1875 I»„„t*»»»»»d»« »»»ALrt», OvlluoioaooUr 4» Orooäoor ^ooro»1»; ebooä» : L«Acn F«-t, L»«»i^r-»«U» »tPilU- Io»«I-Ir«»l»a-rr»>»Uan » > : I/«a»«nrte,n <- I«rU» Vts» - LuodorU - r»L-L«tpttU - ^rooLtorr N. »LocL«: Nu«t Lko»«, »srU»: A. LocM»et, /»vat»<1«»- FtLcee«t,- L Schott«, Stao-«»'» vür«»o; 0U»»iüw: F'r. ^«ot. » N.: L F«e-«e'8<:h« o. F. 0. Lehman» >od« SuoUt»., /)a«L«F0o.» 0»rUtt: /^v -D , N^»,v«r: v k»rt»: Lava«, I-a/ttte, Loü,«r «t 0»., >vi«U»rt! Da«A« <» 0»., L—dor«: 7' Lt—VI«, FL SMMt. N«r»o>ss»H»r« LSoisl. Lip«tittoo äs» vr»4L« vr«»ä«L, LL»r,»reU»«o,tt»»» I» t. Tngesyelchichte. Dresden, 22. Februar. Ihre Majestäten der König und die Königin sind vorgestern (Sonnabend) Nachmittags gegen 5 Uhr in Weimar eingetroffen. Uebcr die Ankunft und den ersten Tag des Aufenthalts Aller» höchstderselben am großherzoglichen Hofe daselbst liegt uns dir nachfolgende Mittheilung vor: Weimar, 2l. Februar. Zum Empfange Ihrer MaMäten des Königs und der Königin von Sachsen waren gestern Nachmittag auf dem geschmückten Bahn- Hofe die Hofstaaten des großherzoglichen Hofes, das Offiziercorps des l. Bataillons des 5. thüringischen Infanterieregiments Nr. 94 (Großherzog von Sachsen) versammelt, auf dem Perron die Regimentsmusik und eine Kompagnie des Bataillons als Ehrenwache unter dem Kommando des Hauptmanns v. Nostitz aufgestellt. K^irz vor Ankunft des Zuges erschienen Ihre königl. Hoheiten der Großherzog, der Erbproßherzog und die Fran Erbgroßherzogin — Ihre königl. Hoheit die Frau Großherzogin ist durch katarrhalische Affectionen ge zwungen, die frische Luft zu vermeiden —, sowie Ihre Hoheiten die Prinzessinnen Marie und Elisabeth. Nach den Begrüßungen besichtigte Se. Majestät der König Albert mit Sr. königl. Hoheit dem Großherzog die Ehren wache, worauf sich unsere höchsten Herrschaften mit ihren königlichen Gästen in das schloß begaben, wel ches ebenso wie einige öffentliche Gebäude im Flaggcn- schmuck prangte. Nach der Tafel blieben ihre Maje stäten und die großherzoglichen Herrschaften im engern Familienkreise vereinigt und begaben sich später in das Hoftheater. Heute (Sonntag) früh, nachdem Ihre Ma jestäten die Messe gehört, wohnten Allerhöchstdieselbcn und Ihre königl. Hoheiten der Großherzog, der Erb- großhrrzog, die Frau Erbgroßherzogin und die Prin zessinnen einer Matinee im Saale der „Erholung" bei. Später nahmen die hohen Gäste die Stadt in Augen schein und besuchte Ihre Majestät die Königin Earola namentlich auch das Schillcrhaus. Abends wohnten die sächsischen Majestäten einem Concert hiesiger Künstler bei den erbgroßherzoglichen Herrschaften bei. Morgen früh wird der König zunächst die Kaserne besichtigen. * Berlin, 21. Februar. Ueber das Befinden de s Kaisers berichtet der gestern Abend erschienene „St.- Anz.", daß die Besserung Fortichritte macht, Se. Majestät jedoch noch genöthigt sind, das Zimmer zu hüten. — Der Bundesrathhat gestern Mittag unter dem Vorsitz des Staatsministers Delbrück für diese Session die letzte Sitzung gehalten. In derselben gelangten noch mehrere Ausschußanträge zur Annahme; neue Vorlagen wurden nicht mehr eingebracht. Zur Annahme gelangten die bereits früher mitgctheilten Ausschußanträgc, betreffend Petitionen wegen Gewährung »»» u» pci- tern Polarforschungen, die Liquidationen über Zoüver-^ waltungskosten und den Anschluß von Vegesack und Aumund an das Zollgebiet. Mündliche Berichte wur den erstattet über die Entrichtung der Brausteuer im Wege der Vermahlungssteuer, sowie über die auf Ham burgischem und Bremischem Gebiete auszuführenden Zoll» bauten. Ferner wurden Ausschußberichle erstattet und auf Grund derselben die damit verbundenen Anträge erledigt: über den vom Reichstage beschlossenen Gesetz entwurf, betreffend die Ergreifung von Maßregeln gegen die Reblauskrankheit sowie über den Abschluß einer Literarconvention mit den Niederlanden. Endlich wur den durch mündliche Berichte des Rechnungsausschusses erledigt: die Beschlüsse des Reichstages über die Etats- Überschreitungen für 1873, über die Rechnungen be züglich des Bundes- und Rcichshaushalts für das zweite Semester 1867 sowie für 1868, 1869 u. 1870; ferner betreffend die Erstattung der den Ascendenten von Land wehrleuten gewährten Kreisunterstützungen; endlich über den Entwurf einer Instruction für den Rechnungshof des deutschen Reiches und die Wahl eines Mitgliedes für den Rechnungshof. Es ist als feststehend anzuneh men, daß zu den ersten Vorlagen für den nächsten Reichstag die Entwürfe über den Rechnungshof und die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben des Reiches gehören werden. — Die Eommission des Abge ordnetenhauses zur Vorberathung der Provinzial- ordnung hat gestern ohne erhebliche Aenderungen die Abschnitte 5 bis 7 des zweiten Theils durchberathcn, welche von den Proviuzialbeamtcn, den Provinzialcom- Rom, Sonntag, 21. Februar, Morgen«. (W. T. B.) In der gestriaen Sitzung der Deputirten- kammer stand zur Bcrathung der Etat de« Mi nisterium« de« Auswärtigen. Der Minister Vis conti Venosta erwähnte dabei die ganz besonder« freundlichen Beziehungen, in denen die italienische Regierung zu deu auswärtigen Mächten stehe, und knüpfte daran eine Reihe von Bemerkungen über die gegenwärtige politische Situation. Gegenüber der Aeußerung des Abg. Miceli, daß durch die vom italienischen Gesandten Cadorna in Lon don bei dem Festbankete für das französische Hospital AWomt!!chtk TW. »kderN-b« Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Weimar. Berlin. Mün chen. Stuttgart. Schwerin. Wien. Paris. Genf. Madrid. London. Kopenhagen. Stockholm. Warschau.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Rachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Glauchau. Werdau. Annaberg. Grimma. Dippoldis walde.) Vermischte«. Statistik und BolkSwirthschaft. Eingesandte«. Feuilleton. Tage«kaleuder. Inserate. Beilage. Börsevvachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Missionen und dem Provinzialhaushalt handeln. Eine »wette Lesung des ganzen Entwurfs ist übrigens Vor behalten, und die principiell wichtigsten Abschnitte über die Zusammensetzung der Provinziallandtage, sowie die Functionen des Provinzialausschusses und die Bildung von Bezirksausschüssen hat die Commission, wie wir schon gestern bemerkten, zurückgestellt, ebenso den Antrag des Abg. Höne, hinter tz 1 eine Bestimmung rinzuschal- ten, durch welche die Theilung der Provinz Preußen ausgesprochen wurde. Zum Referenten für den Ent wurf über die Bildung einer Provinz Berlin ist der Abgeordnete Stadtkämmerer Runge bestellt worden. — Nach der „Nat.-Ztg." ist in dem Zustande des Abg. vr. Lasker bis jetzt eine Veränderung noch nicht einge- treten. Nachdem anderweit bekannt gemacht ist, daß vr. Lasker an einem Typhus erkrankt ist, ist damit selbst verständlich dargelegt, daß es sich um eine Krankheit handelt, die erst nach Wochen eine sichere Entscheidung zuläßt. Der Verlauf der Krankheit ist aber bis jetzt kein abnormer nnd eine unmittelbar drohende Gefahr nicht vorhanden. — Die bereits telegraphisch signalisirte Bulle desPapstes an die preußischen Bischöfe hat hier zuerst (vorgestern Abend) die „Germania" mit- getheilt, und heute ist dieselbe ihrem vollen Wortlaute nach auch in der „Nordd. AUg. Ztg." und in der „Nat.- Ztg." zu lesen. Wie die „Germ." in einer Redactions anmerkung mittheilt, ist die Bulle seit einigen Tagen in die Hände der preußischen Bischöfe gelangt, und zwar, wie der „Germ." mitgetheilt wurde, nicht durch den päpstlichen Nuntius in München, noch auf directem Postwege, sondern um der größeren Sicherheit willen durch Privatvermittlung. Die Herren Bischöfe sind nach dem Wissen der „Germ." über die Art und Weise der Publication dieser Bulle erst in Correfpon- denz getreten. Die „N. A. Z." begleitet ihren Ab druck der Encyklika mit folgenden Worten: „In dieser Kundgebung des Vaticans liegt unstreitig der stärkste Ausdruck hierarchischen Uebcrmuths vor, dessen Zeugen wir bisher gewesen sind, da in derselben nicht blos die unbedingte Verurthrilung der Maigesetze pro- clamirt, sondern auch der Ungehorsam gegen dieselben zur Gewissenspflicht gemacht wird. Die Encyklika giebt daher den noch jüngst im Abgeordnetenhaus! laut ge wordenen A> deutungen über die Möglichkeit einer Ver ständigung das schroffste Dementi, und ist wohl selbst verständlich, daß diese neueste Kundgebung desPapstes, welche den unversöhnlichen Widerspruch zwischen dem -Httmte»««« Tümijchen Kirche von Neuem constatirt, von entscdiedenem Einfluß am das fernere Verhalten der Regierung sein muß." Die Bulle selbst lautet in der Uebersetzung der „Germania" wörtlich wie folgt: „Unseren Ehrwürdigen Brüdern, den Erzbischöfen und Bischöfen in Preußen. PiuS IX., Papst. Ehrwürdige Brüder, Gruß und apostolischen Segen! Was Wir, eingedenk der Bestimmungeu, welche von diesem apostolischen Stuhle mit der obersten RcgicrungSgewaltPreußcnS im 21. Jahre des laufenden Jahrhunderts für das Wohl und Gedeihen der katholischen Interessen vereinbart wurden, nie mals für möglich gehalten, das hat sich gegenwärtig, Ehrwür dige Brüder, in Euren Gegenden aus die beklagenswertheste Weise ereignet; auf die Ruhe und den Frieden, dessen die Kirche Gottes bei Euch sich erfreute, ist ein schwerer, uner warteter Sturm gefolgt. Den Gesetzen, welche man vor Kurzem gegen die Rechte der Kirche erlassen hatte und durch welche schon viele treue und gewissenhafte Diener derselben, sowohl im Klerus als auch im gläubigen Volke getroffen waren, sind neue binzugesügt, welche die göttliche Verfassung der Kirche vollständig umstürzen und die unverletzlichen Ge rechtsame der Bischöfe gänzlich vernichten. In diesen Gefeven wurde Richtern aus dem Laieifftande die Macht beigcleat, die Bischöfe und andere geistliche Obern ihrer Würde und Amts gewalt zu entkleiden Durch diese Gesetze wurden vielfache und große Hindernisse Denjenigen bereitet, welche in Abwesenheit der Obcrhirten die rechtmäßige Jurisdiction derselben auszu üben berufen sind. Durch diese Gesche wurde den Kapiteln der Kathcdralkirchen zugcmuthet, entgegen den Canones Ca- Pitelsvicare zu wablen, während der bischöfliche Stuhl noch nicht vacant ist. Durch diese Gesetze wurde, »m Anderes zu übergehen, den Obcrpräsidenien die Befugnis beiaeleat, sogar akatdolische Männer an Stelle der Bischöfe und als diesen gleichberechtigt in den Diäresen mit der Verwaltung der gcist- gehaltene Rede die guten Beziehungen zu einer anderen Macht leicht hätten getrübt werden können, bemerkte der Minister: Die freundliche Erinnerung an die italienisch- französische Allianz vom Jahre 1859 könne den gegen wärtigen freundschaftlichen Beziehungen Italiens zu Deutschland keinen Abbruch thun. Bezüglich der Even tualität eines künftigen Conclave erklärte der Minister: Es sei natürlich, daß die italienische Regierung mit an deren ihr befreundeten Mächten ihre Ansichten über die sen Punkt ausgctauscht habe; er sei jedoch nicht in der Lage, wettere Mitteilungen hierüber machen zu können. Es werde die erste Pflicht der italienischen Regierung sein, die Sicherheit des Conclave zu schützen und die Erhaltung der öffentlichen Ruhe zu garantiren. Der Minister bemerkte ferner: Betreffs der St. Petersburger Konferenzen über das Kriegsvölkerrecht sei von der Re gierung noch keine definitive Entschließung gefaßt; der aus den Brüsseler Conferenzen hervorgegangene Entwurf sei dem Kriegsminister und dem Justizminister zur Prü fung mitgetheilt worden. Was Spanien anbetreffe, so hege die Regierung die besten Wünsche. Dieselbe werde sich im Uebrigen betreffs Spaniens nach den« Verhalten der anderen Mächte richten. Das Schreiben des Königs Alfonso, womit derselbe seine Thronbesteigung angezeigt, sei durch den König Victor Emanuel beantwortet wor den. Was die gewünschte Veröffentlichung von diplo matischen Dokumenten aybelange, so halte er dieselbe für überflüssig und keinen Nutzen bringend; er werde indeß nicht ermangeln, solche Dokumente der Kammer vorzulegen, falls irgend eine besonders wichtige Frage zu Erörterungen Anlaß geben sollte. In der die Zu- rückbrrufung des französischen Kriegsschiffes „Orönocque" aus Civitavecchia betreffenden Angelegenheit habe ein Austausch von diplomatischen Aktenstücken zwischen Frankreich und Italien nicht stattgefunden; es seien in dieser Frage nur mündliche Erklärungen erfolgt. Be züglich des von der österreichischen Regierung an deu italienischen Konsul in Triest ergangenen Verbotes, Trau ungen von italienischen Unterthanen vorzunchmcn, er klärte endlich der Minister: Es seien deshalb mit der österreichischen Regierung Verhandlungen eingeleitet; feiten der österreichischen Regierung werde in jenen Hand lungen des italienischen Consuls eine Verletzung der ter ritorialen Hohcitsrechte gefunden. Die Generaldebatte wurde geschlossen, nachdem noch mehrere Deputirte sich für die Berechtigung de« Triester Consul« zur Trauung von italieni schen Unterthanen ausgesprochen hatten. Madrid, Sonntag, 21. Februar, Morgens. (W. T. B.) Die zwischen der spanischen Regierung und den Vereinigten Staaten von Nordamerika in der ,,Lirginiu« -Angelegenheit bestandenen Schwie rigkeiten find, wie regierungsseitig gemeldet wird, vollständig gehoben, und ist betreff« de« „VirginiuS" nunmehr eine definitive Vereinbarung zu Stande gekommen. Da« Gerücht von einer in Andalusien statt- gehabten republikanischen Erhebung ist, amtlicher Mittheilung zufolge, unbegründet. Aden, Sonnabend, 2V. Februar. (W. T. B.) Der englische KriegSdampfer „Nassau" hat gestern da« Fort von Mombaza bombardirt und nach Sstündigem Kampfe eingenommen. Die Besatz- ung von Mombaza hatte 17 Todte und 51 Ver wundete; die Engländer hatten gar keinen Verlust. Da« eroberte Gebiet ist zum Gebiete deS Sultan« von Zanzibar geschlagen worden. — Die Dampf- corvette „ThetiS" hat zwei Sklavenschiffe auf- gebracht. Utleyraphilche Nachrichten. Berlin, Montag, 22. Februar, Mittag«. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Während au« Anlaß der in der „Germania" erfolgten Publikation der neuesten pästlichen Encyklika (vgl. deren Wortlaut unter „Tagesgeschichte") gegen deren Redacteur straf rechtlich tingeschritten worden sein soll, kann ver sichert werden, daß weder bei der „Nordd. Allg. Ztg ", noch bei der „National-Ztg ", welche beide die Encyklika nach der „Germ " mitgetheilt haben, der Abdruck derselben bi«her eiue gerichtliche Be anstandung hervorgerufen hat. Wien, Montag, 22. Februar, Vormittag«. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Wegen einer wesentliche« Verschlimmerung in dem Befinden de« Borfitzen den im Proceß Ofenheim, de« LandeSgerichtSrath« Arhrn. v. Wittmann, ist die am vorigen Sonnabend auf heute vertagte Fortsetzung der Verhandlung auf unbestimmte Zeit, wahrscheinlich bi« künftige Mittwoch vertagt worden. Pari«, Sonntag, 21, Februar, Abend«. (W. T. B.) Die äußerste Linke war heute zur Bera- tbung über die Wallon'sche Genat«vorlage ver sammelt und beschloß nach langen Verhandlungen fast einstimmig, ihre Stimmen für dieselbe abzu- geven. Gambetta sprach fich in einer langen Rede entschieden zu Gunsten der Wallon'schen Vorlage au«. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Ta- grsgrschichtr.") Pari^«, Montag, 22. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bei der gestern erfolgten Stichwahl eine« Deputirten zur Nationalversammlung für da« Departement Cvte« du-Nord wurde der Sep- tenualist Kerj^gu mit 43,917 Stimmen gewählt. Der Republikaner Koucher de Carril hatte 39,785, der Bonapartist Herzog v. Keltre 29,008 Stim- men erhalten. Feuilleton. Redigirt von Otto Bauäk. K. Hostheater. — Neustadt. — Am 21. Februar „Gottsched und Gellert", Charakterlustspiel in 5 Actm von H. Laube. Die Wahl dieses Lustspiels für eine Sonntagsvor stellung ist eine sehr wohl paffende, und die Bemühung der Künstler ließ es an Streben und flotter Beweglich keit nicht fehlen. Und dieses bereitwillige Wirken ist doppelt anzuerkennen, da es im vorstehenden, wie in manchem anderen Stücke mit einer großen Schwierigkeit zu kämpfen hat. Unsere Bühne hatte für viele Rollenbesetzungen schon ein« bequemere Zeit als dir jetziae, um gar nicht von jener Epoche zu sprechen, wo im alleren Charakter fach neben Herrn Eduard Devrient auch die hochbe gabten Herren Ouanter, Porth und Winger thätig waren. Das Theater hat nach und nach diese Kräfte alle verloren, und unsere Direktion arbeitet na türlich seit längerer Zett schon in der Stille darauf hin, in dieser Sphäre wenigstens vorläufig einen entsprechen den Künstler für Väter, komische Alte, Onkelrollen und höhere Aufgaben des klassischen Dramas zu gewinne«-, ein Beginnen, das doppelt angespannt ist, nachdem Herr Winger abtrat und auch Herr Hellwald eine Lücke, wenn auch eine weniger fühlbare hinterlassen hat. End- lich ist unser Bedürfniß großer als früher, da zwei Thea ter, welche von demselben Personal bedient werden, die Verlegenheit in der Besetzung und somit die im Reper toire selbst erhöhen. Wer trotz dieses Dualismus leicht gegen die Direktion mit dem Vorwurf bereit ist, zu viel Mitglieder zu engagirrn, steht der Einsicht in die tech nische Bei waltung nngemein fern. Tüchtige Mitglieder finden vollauf Beschäftigung, und jeder verständige Thea terfreund sieht den Gastspielen zum Zwecke des Engage ments im Gebiete bürgerlicher und idealer älterer Charakter- darstellung mit Ungeduld entgegen. Haben wir erst einen solchen Künstler gewonnen, so werden wir auch einen zweiten für geringere, aber immerhin jetzt nicht zu lösende Auf gaben finden. Kommt dann die von allen Bühnen tets gesuchte poetische Jungfrau, das jugendliche Talent ür jugendliche sentimentale Liebhaberinnen im bürger- ichen und höheren Drama hinzu, so ist unser Personal zu unvergleichlichem Wirken arrondirt. Ein Aushelfen durch Kräfte, die nicht die paffenden sind, gestattet man sich jetzt nur aus Noth in überall einttrtenden Jnterimsperioden ; auf die Tauer würde es für die betreffenden Schauspieler so nachtheilig sein, wie für das mit Eifer seine hohe Stellung bewachende Kunstinstitut selbst. Durch dieses Interim litt, wie schon mehrere Male bei andern Gelegenheiten Hr. Kramer in der Rolle Gottsched's. Der Genannte ist seit langen Jahren eine treue Stütze unseres Theaters, und seine rastlosen Mühen können nicht dankbar genug anerkannt werden. Für das Derbe, Maikirte, Temperamentvolle erfreulich be gabt, ist er auf breiter ausgeführte Charakterrollen nie mals zugekommen, und seine frischt Bereitwilligkeit kann sich solche Leistungen rascher zumuthen, als sie erfüllen. So mußte die Farbe von einer vorhandenen Palette genommen werden, welche die damit ausgemalte Gestalt entweder aus dem Gesammtbilde herausfaüm läßt, oder dieses zwingt, sich nach dem stark aufgetragenen Colorit jener Gestalt zu stimmen. Es traten abwechselnd beide üble Konsequenzen ein, zumeist die letztere. Als Warnung dagegen seihervorgehoben, daß Laube bereits in seinem „Gottsched und Gellert" den Ton ab sichtlich so leicht und trivial wie möglich herabgestimmt hat. Geht man in diesen Bahnen durch schauspielerischen Stil, durch Geberde und Sprache, ja endlich durch ein wenig Extemporiren, Verändern der eigentlichen Inten tionen und Änlagen noch einen Schritt weiter, so wird das beabsichtigte Zeitbild zu einem Possenspiel und leistet als Farce nicht, was Titel und Tendenz ver sprechen. Solche Klippen, an denen allzulustige Schiffer das Fahrzeug zum Schettern bringen können, dürften künftig ins Auge zu fassen sein und zwar auch an Sonntagen. Sehr maßvoll spielten Herr Jaffs den Gellert, Frau Beyer die Gräfin Manteuffel und Frl. Guinand die Frau Professorin. Auch Herrn Kober st ein's Wachtmeister war eine frische, soldatisch keck gelaunte Gestalt. O. B. Die musikalische Matinee, welche Fräul. A. Götze am 21. d. im Saale des „Hotel de Saxe" veranstaltet hatte, um die Gesangsleistungen ihrer Schülerinnen und Schüler vorzuführen, fand zwar nur vor einem einge- ladenrn Zuhörerkreise Statt; aber eine ausnahmsweise Erwähnung derselben wird von den guten Resultaten befürwortet, die sich darin, und zwar nach verschiedenen Gesangsrichtungen hin, ergaben. Durch schöne, sym pathische und namentlich in der höhern tlage klangvolle Stimmmittel trat Fräul. Clara Rudolph hervor; sie sang, vom Chor der Elevinnen gut assistirt, die Jntroduction aus Gluck's „Iphigenie in Tauris" mit der darauf fol genden Arie, und eine Arie aus Rinaldo ,,^li mutt'-I" von Händel in überraschend sicherer, gelingender Weise, stilvoll in der Behandlung, musikalisch warm empfun den, mit entschiedenem Talent für den ernsten, drama tischen Gesang. Fräul. Zimmermann erwies in einer Arie aus Rossini's „ Cenerentola" und im Duett aus oessen „Barbier" (mit Figaro — Hr. v. Kotzebue) eine schon sehr ancrkennenswerth vorgeschrittene Ausbildung ihrer kleinen, aber behenden hohen Sopranstimme im graziösen Coloraturgesang, auch beginnende Neigung zu zierlich pointirtcm Vortrag. In Licdervorträgeu er freute in höchst gewinnender Art durch geschmackvolle Gesangsweise und durch feinsinnig eingehende, mit warmem Gefühl wiedergegebene Auffassung Fräulein v. Kotzebue; demnächst auch Hr. v. Kotzebue durch zart empfundenen gefälligen Vortrag, der seiner in der höhern Lage hübschen Tenorstimme zu Gebote steht, die aber in den liefern Tönen durch die Tonbildung vielleicht ge winnen könnte. Den Erwähnten schlossen sich in wei tern Vorträgen noch Frl. Vetter und Gretschel an. In musikalisch correcter und geschmackvoller Ausfüh rung, reiner Tonbildung, sicherm Tonansatz, richtiger Phrasirung, deutlicher Aussprache erwiesen alle Leistun gen den überaus löblichen Erfolg einer musikalisch ver ständigen, mit gewissenhafter Sorgfalt ausgeübten Un terrichtsmethode, darauf gerichtet, den Schülerinnen in der, ihrer Stimmbegabung gemäßen Richtung eine je nach Zeit und Talent möglichst geförderte tüchtige tech nische Ausbildung zu geben und sie vor Allem immer auf eine künstlerisch musikalische Behandlung und ein sicheres, fertiges Können beim Studium ihrer Aufgaben hinzuweisen. C. B. Oeffentliche Vorträge. Am 10. Februar sprach im Schnftenverein Consistorialrath Franz über einige kirchliche Secten der Gegenwart. Er hatte sein Absehen speciell auf unsere sächsischen Verhältnisse ge richtet und zog darum in den Kreis der Betrachtung auch nur die zur Zett in Sachsen gemeindebildend oder werbend auftretendcn Secten der Methodisten, Baptisten, Jrwingianer und Hoffmannianer. Daß es zu allen Zeiten innerhalb der Christenheit Secten gegeben ha»
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