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Dresdner Journal : 09.03.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187503092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-03
- Tag 1875-03-09
-
Monat
1875-03
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 09.03.1875
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d» ss««»» s««1»«d»» 1 . . . 1» l 4 Uv» »0 ?k. »«t—Kam»«! »« ?k.j 4a»»irk«rd S<> SWAMW» tritt kdit- »N 3^wp«ttri»«ki»U UW». 4» 8»um moer ^8»p»idml«v?,Ut»«ü«? *> V»t«r ^8u>b«war' <tt» Lott», »* kL Lrsoksl»«»« r^U-L mit lt« Son»- m>ä kür äm» tvlUonN« DreMlerIomlal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. F> Lraniirkrtter, OvmwiH-iooHr H» , I>r«»<to«r ^onrn»l»; «benä» : ^'ort,' U»»6«.>»rU»- I»»«I-Lr«,I»u-^r»L^llrl » » : <- >«rlt» Vi»»-S»md«r^-rr»r'!<*tp^-rr»Ltkilr» ». H. «imck»»: L««<t ^No««, S«rU»! >8. I„vat»<i«»»- ctant, // xttörec^t, Lr,m«a' L Schotte,- >r«»^«: /, LtonA«»'» Sürs»o; vk-ouUU: ^r. ^r»»klart »U.: L Fa,A«-'»ek» n. 6. k/errma«» »vos 8acbb., DouL«^t?o., SÄrUt»: /»»-!-., L»»»ovr: 6 Se^ü«^, kart»! La»«, /xr^tte, Latt»«- <1 O» , ttAttG»rt: I-a«L« <0 6»., Lu-dv». Z' Vt«! S»r»a»x«p»r, Lvoisb i^rpvtiitioo äs« i-rsxtiu» vr»ä«a, Ll»r^etti«»»lr»M» La-». Amtlicher Theil. Dresden, 2. März. Sc. Majestät der König haben dem außerordentlichen Professor der Medicin und Biblio thekar an der Universitäts-Bibliothek zu Leipzig, Or. mo6. Adolf Winter, den Titel und Rang eines Hof raths in der vierten Classe der Hofrangordnung zu er- theilen allergnädigst geruht. Wchlnmwchn' Tlitil. Neber sieht. Telegraphische Nachrichten. TageSgrschichte. (Dresden. Berlin. München. Stutt gart. Weimar. Wien. Prag. Agram. Paris. Bern. London. Wilna. Konstantinopel. Singa pur. Rio-de-Janeiro.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Zwickau. Plauen i. B. Löbau.) Beilage. Gerichtsverhandlungen. (Annaberg.) Statistik und LolkSwirthschaft. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte Inserate. LeltyraMlch? Nachrichten. Straßburg, Sonntag, 7.März, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Eine kaiserliche Verordnung beruft die elsaß-lothringischen Bezirkstage zu einer außerordentlichen Session auf die Zeit vom 5. biS 10 April ein, um die Wahl der Mitglieder deS LandeSauSschuffeS vorzunehmen. München, Montag, 8. März, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung der Kauimer der Abgeordneten legte der KriegSministrr, Krhr. v. Pranckh, einen Gesetzentwurf vor, betref fend einen außerordentlichen Militärcredit von 3,827,WO Kl. alS Ergänzung zu dem im von- gen Jahre bewilligten Credit für Ausrüstung«- zwecke. Auf der Tagesordnung stand die zweite Lesung deS Gesetzentwurfs üver die Rechtsver hältnisse der Beamten der Militärverwaltung. Kür den Gesetzentwurf waren 76, gegen den selben 67 Stimmen. Da aber für den Gesetz entwurf eine Zweidrittrlmajorität erforderlich ist, so ist derselbe somit abgetahnt. Paris, Sonntag, 7. März, Nachmittags. (W. T. B.) Die Verhandlungen über die Zusam mensetzung deS neuen CabinetS haben, wie die „Agence HavaS" erfährt, noch immer zu keinem definitiven Ergcbniß geführt. Namentlich find dadurch aufS Neue Schwierigkeiten entstanden, daß Bocher daS Ministerium des Innern abgelehnt hat. Unter allen Umständen dürfte feststehcn, daß Busset die Vicepräfidentschaft deS CabinetS über nimmt. Buffet und Dufaure waren heute Vor mittag abermals zu einer Conferenz zusammenge- treten. (Vgl. unsere Pariser Korrespondenz unter „Tagesgeschichte") London, Sonntag, 7. März, Morgens (W. T. B.) Der Lordkanzler, Rt. Hon. Lord CairnS, bat formell seine Mißbilligung über die Wieder- errichtung deS Oberhauses alS Appcllationsinstanz ausgedrückt. Jedoch glaubt man, daß diese Mei- nungSvrrsckiedenheit des Lordkanzlers mit den anderen Ministern keinerlei ernstliche Folgen nach sich ziehen werde. Bukarest, Sonntag, 7. März, Vormittags. (W. T. B.) Die Regierung hat der Deputirten- kammer die Entwürfe wegen des EisenbahnbaueS von Ploicsti an die fiebenbürgischc Grenze und von Barbosch nach Braila vorgelegt. Lnyesykschichie. Dresden, 8. März. Bom Reichs-Gesetzblatt ist das 11. Stück vom Jahre 1875 heute hier einge troffen. Dasselbe enthält: Nr. 1061) Verordnung vom 26. Februar d. I., daS Verbot der Einfuhr von Kar toffeln aus Amerika, sowie von Abfällen und Ver packungsmaterial solcher Kartoffeln betreffend; Nr. 1062) Convention vom 12. November/3l. October 1874 über die Regulirung von Hinterlassenschaften zwischen dem deutschen Reiche und Rußland; Nr. 1063) Consular- vertrag vom 8. December/26. November Is74 zwischen dem deutschen Reiche und Rußland. * Berlin, 6. März. Se. Majestät der Kaiser arbeitet jetzt wieder als völlig hergestellt in altgewohnter Weise und hat gestern Abend auch der Vorstellung im Opernhause beigewohnt. Seiten der Stadt Pyrmont ist an Se. Majestät die Bitte gerichtet worden, im näch sten Sommer bei Gelegenheit seiner Reise zur Theil- nahme an der Feier der Enthüllung des Hermanns denkmals bei Detmold die Stadt Pyrmont zu besuchen. Darauf hat, wie das „R. u. A. Bl." mittheilt, das k. Hofmarschallamt unterm 24. Februar geantwortet, daß der Kaiser eine bestimmte Zusage nicht geben könne. Wie auch dem Vereine für das Denkmal schon mitge- theilt worden, hänge die Reise nach dem Teutoburger Walde hauptsächlich von den Bestimmungen über die im künftigen Sommer von Sr. Majestät zu unternehmenden Brunnen- und Badecureu ab. Bis dies entschieden sei, könnten auch keine andern Reisedispositionen getroffen werden. — Nach einer von der „N. Pr. Z." gegebenen Uebersicht hat Se. Majestät der Kaiser in den Hof jagden der abgelaufenen Jagdsaison 406 Stück Wild erlegt, und zwar: 18 Hirsche, 38 Roth-, 8 Dam-, 104 Stück Schwarzwild, 5 Schaufler, 16 Rehe, 25 Fa sanen und 192 Hasen. Das ganze Resultat dieser 10 Hofjagden war 3521 Stück Wild, und zwar: an Roth wild 132 Hirsche, 357 Wild; an Damwild 74 Schauf ler und 262 Wild; an Schwarzwild 514 Stück, ferner 113 Rehe, 559 Fasanen, 1498 Hasen, 7 Füchse und 5 Stück verschiedenes kleinere Wild. — Aus dem preu ßischen Staatshaushaltsetat für 1875 hat die „P. Z." die Posten zusammengestcllt, welche der Staat zur Unter haltung der katholischen Kirche und zur Besol dung der katholischen Geistlichkeit zu zahlen hat, und welche, wenn der neue Gesetzentwurf die verfassungs mäßige Sanction erhält, eingestellt werden würden. Die Leistungen aus Staatsmitteln für die Bisthümer und die zu demselben gehörenden Institute betragen hiernach in Summa 1,242,774 Mark 54 Pf. — Die 7. Depu tation des Criminalgcrichts erkannte in ihrer heutigen Sitzung auf Schließung des allg emeineu Schuh mach ervcreins. Es ist dies der zweite gewerkschaft liche Verein socialdemokratischer Richtung, welcher auf Grund der KK 8 und 16 des Vereinsgesetzes inhibirt wird. — Ueber das Befinden des Abg. Or. Lasker geht der „N.-Z." folgende Mittheiluug zu: Das Fieber hat sich nicht stätig, aber, wenn man das Ergebniß der letzten Woche zusammcnfaßt, bedeutend ermäßigt. Dem entsprechend ist das Bewußtsein klarer geworden. Eine kritische Beendigung der Krankheit scheint nicht stattzu finden; es wird deshalb noch einige Zeit dauern, bis man auf wirkliche Reconvalescenz zu hoffen hat. — Am 20. v. M. hielt die von Samuda in London gebaute und jetzt von der nach England gesandten Commission abgenommene neue deutsche Pauzerfregatte „Kai ser" ihre Probefahrt an der zu diesem Zwecke abge steckten Meile bei Waplin-Sands ab. Die hierbei ge wonnenen Resultate sind sehr befriedigend. Es zeigten sich bei den stattgefundenen Probefahrten die schon früher erwähnten, auf der deutschen Admiralität seiner Zeit an den vorgelegten Plänen vorgcnommenen Verbesserungen als sehr zweckentsprechend. Die von der berühmten eng lischen Firma Penn und Sohn erbauten Maschinen er reichten bei der Probefahrt 77« OPfcrdekräftc. Tie nach der Probefahrt vorgenommenen Drchversuche ergaben, daß das Schiff, Dank seiner verhältnißmäßig großen Breite, in außerordentlich kurzer Zeit eine» Kreis von verhältnißmäßig kleinem Durchmesser zu beschreiben ver mag, eine Eigenschaft, die für das Gefecht von hohem Werthe ist. Der „Kaiser" wird in nächster Zeit von der Themse nach Wilhelmshaven gehen, wo seine Ge schütze (8 26-Cm.- und ein 21-Cm.-Ringgeschütz) an Bord gebracht werden. Nach Vollendung der ganzen Artillrrieausrüstung wird er alsdann 'für das in diesem Jahre zu bildende Uebungsgeschwader in Dienst gestellt und nach jeder Richtung weiter geprüft werden. — Die Arbeiten an der Panzersregätte „Deutschland" schreiten so rüstig fort, daß die Abnahme derselben noch im Laufe dieses Jahres wird erfolgen können. 1^. Berlin, 6. März. Auch heute haben beide Häuser des Landtags Sitzungen abgehalten. Die des Herren hauses war nur von kurzer Dauer, sie begann Nach mittags gegen '»3 Uhr und war vor '/i-4 Uhr schon zu Ende. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete die einmalige Schlußbcrathung über die Uebersicht über den Ausfall der im Laufe des Jahres 1874 auf Grund der Kreisorouung vom 13. December 1872 vorgenom- mencn Wahlen der Gemeindevorsteher und Schöffen in den Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern und Sachsen. Die Commission (Referent Herr v. Wedell) empfiehlt durch Kenntnißnahme die Vorlage als erledigt anzusehen und das Haus tritt ohne Debatte dem An träge bei. Es werden ferner ohne Debatte erledigt resp. acnehnügt: der Bericht über die Fortcrhebung der Schlacht- steuer als Gemeindesteuer; das Gesetz über die Dienst führung der Greben, Dorfschulzen rc. in den ehemaligen kurhessischen Landcstheilen; das Gesetz über die Theilung des Kreises Konitz; der Rechenschaftsbericht über die Ausführung des Consolidationsgesctzcs; das Gesetz über die Erhebung der Wirthschaftsabgaben in Hohenzollern, das Gesetz über die Abänderung der directen Steuern in Hohenzollern. Sodann wurden noch mehrere Wahlen, für die Staatsschuldencommission und Matrikelcom- mission, sämmtlich durch Acclamation rasch erledigt. Die nächste Sitzung wird vom Vicepräsidenten v. Bernuth zu Montag anberaumt; die Tagesordnung für dieselbe bildet das märkische Lehnsgesetz. Im Abgeordnetenhause wohnten der heutigen Sitzung die Staatsminister Camphausen, vi. Achenbach und Or. Falk bei. Auf der Tagesordnung stand die zweite Berathung des Staatshaushaltetats für 1875, und zwar wurde zunächst die des Eisenbahnetats fort- gesrtzt. L^bg-Schmidt (Sagau) tadelt dir ungleichmäßigen Vor- schritte«,welche in Bettest der RetourbilbtS auf den verschie- denen Bahnen bestehen, und macht einige Erleichterungsvor schlage, welche aber sowohl der Abg. Miquöl als auch Mi- nisterialdirector Weishaupt für undurchführbar halten, weil dadurch die Einnahmen der Bahnen noch mehr verringert würden A>g. vr. Hammacher lenkt die Aufmerksamkeit des HauscS auf die Stellung des Staates zu den Prwatbahnen, deren Zinsgarantie er übernommen habe, und hebt namentlich den Rückgang in den Einnahmen derselben hervor: er richtet ferner an die Staatsrcgieruna das Ersuchen, die Verwaltung der garantirten pommerscheu Bahnen auf den Eluat zu Mer- nehmen. Abg. v Benda ist der Ansicht, daß der Staat drin gende Veranlassung habe, für die Berliner Nordbahn helfend einzutteten, auch erwarte er. daß das Haus hierbei helfende Hand anlcaen werde. Die Regierung sei verpflichtet, eine neue hieraus bezügliche Vorlage einzubriugen. Der Handels- ministcr Nr. Achenbach weist daraufhin, daß eine vorjährige, im Sinne des Vorredners Angebrachte Vorlage an dem Votum des Hauses gescheitert sei. Die Direction der Bahn habe in zwischen an die Regierung den Antrag auf Genehmigung zur Liquidation der Gesellschaft gerichtet. Die Regierung erwäge, ob sie als Käufer der Bahn auftreten solle Der Minister wendet sich hierauf gegen den t r. Hammacher, dessen Aus führungen namentlich in Bezug auf die Berlin-Stettiner Bahn auch der Abg. Schmidt (Stettin- enlgcgcntritt. In Betreff der Nordbahn sprechen noch die Abgg Kicschke, 5> Löwe, Nr. Petri, Richter (Sangerhausen) und Windthorst (Meppen). Bci dem Cap. 33 wird ein Antrag des Abg. Lipke in seinem zweiten Theile, welcher lautet: »Cap. 3» der dauernden Ausgaben zu bewilligen, zugleich aber auszusprechen, daß die Verbindung des Amtes eines Eifenbahncommissars mit dem eines Eisenbahndirectors nicht verträglich erscheint," angenommen, auch von dem Negierungscommissar Rap- mund versprochen, die vom Abg. Donalies in Anregung gebrachte Frage über die Herstellung eines directen Gü terverkehrs mit Rußland im Auge behalten zu wollen. — Tas Haus wandte sich nunmehr zu dem Etat des Cultusministeriums. Abg. Richter (Sangerhausen) bringt zunächst den Uebelstand zur Sprache, daß es noch immer an einer Nachweisung über die Einnahmen und Ausgaben der Domstiftcr und des Stiftsvermögcns mangele. In der Budgetcommission sei dieser Uebel stand zur Sprache gekommen, der Minister des Innern habe jedoch in einem an die Etatsgruppe gerichteten Schreiben sich geweigert, nähere Auskunft zu ertheilcn, da es sich hier nicht um Staats-, sondern um Corpo- rationsvermögen handelt. Zu den Einnahmen liegt folgender Antrag des Abg. Schumann vor: „Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, die könial. Staatsregierung auszufordern, dahin zu wirken, 1) daß Vie Präbcndcn des Domcapttels in Brandenburg nicht mehr an einzelne Personen verliehen werden, sodann 2) daß die Gcsammteinkünste des Domstittes Brandenburg bald möglichst der evangelischen Kirche innerhalb der Provinz Brandenburg überwiesen werden." An Stelle der Worte unter Nr. 2 „der evangelischen Kirche innerhalb der Provinz ^Brandenburg" beantragt der Abg. Wehrenpfcnnig zu setzen: „zu Kirchen-und Schulzwccken." Ferner beantragt der Abg. Eberth: „die Staatsregierung aufzusordern, die Etats der Dom stifter Merseburg, Naumburg, Zeitz und Brandenburg sür t>«?ö insbesondere den Nachweis der Pfründeninhaber und der Veränderung der Zahl derselben seit dem Jahre 1868 dem Landtage noch in dieser Session vorzulegen " Bei Begründung seines Antrages hebt der Abg. Schumann hervor, daß sich unter den gegenwärtigen Pfründeninhabern des Domstiftes Brandenburg keine Geistlichen, sondern nur höhere Staats- und Militär- deamten, wie der frühere Minister des Innern v. West falen, der Minister v. Selchow, die Generäle v. Stülp- nagel und Frhr. v. Manteuffel und der gegenwärtige Minister des Innern Graf zu Eulenburg befinden. Er glaube, die Verdienste dieser Männer liegen auf einem ganz anderen Felde, als auf kcm der cvaug> lischen Kirche. Man möge der Kirche ihr rechtmäßiges Eigenthum zu rückgeben. Der Negierungscommissar erwidert, daß die Regierung den lebhaften Wunsch habe, die sächsischen Stifter zu reorganisiren, daß dies im Drange der Ge schäfte bisher aber noch nicht möglich gewesen sei. Hiernach begründet Abg. Eberly seinen Antrag und stellt in Abrede, daß in dieser Angelegenheit dem Mi nister des Innern die ausschließliche Competeuz zustehe. Redner wünscht, daß sich auch der Cultusminister über diesen Punkt äußere. Cultusminister Or. Falk erklärt hierauf, sich ganz auf den Standpunkt seines Collegen, des Grafen zu Eulenburg, stellen zu müssen. Nachdem sodann noch Abg. Windthorst (Meppen) gegen den An trag Schumann gesprochen, werden der Antrag Eberty und Schumann, letzterer mit dem Amendement Wehlen pfennig, vom Hause angenommen und dann die Sitzung auf Dienstag 10 Uhr vertagt. München, 6. März. In der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses der Abgeordnetenkammer kündigte der Kriegsminister Frhr. v. Pranckh die bevorstehende Vor lage eines Gesetzentwurfes über einen außerordent lichen Credit zu Armeezwccken an; die zu for dernde Gesammtsummc beziffert sich, wie der „N. C." meldet, auf ca. 3'^ Millionen und ist dazu bestimmt, das durch den im vergangenen Juli bewilligten Credit Begonnene fortzuführen, beziehungsweise zu vollenden. Stuttgart, 6. März. Durch k. Entschließung vom gestrigen Tage ist, wie die „A. Z." erfährt, der mit der Führung des Kriegsmimsterium beauftragte General major v. Wundt zum Departcmentschcf des Kriegs - wescus ernannt worden. Weimar, 6. März. Ihre königl. Hoheit die Frau Großherzogin, welche bereits zur Zeit der Anwesenheit der sächsischen Majestäten leidend war, hat sich noch nicht von der hartnäckigen Grippe erholt und darf ihre Gemächer noch nicht verlassen. — Die thü ringischen Staaten haben bekanntlich in Jena das ge- Feuilleton. Nrdiairt von Otto K. Hofthcater. — Altstadt. — Am 7. März wurde Meycrbcer's Oper „DieHugenotten"gegeben, und Fräulein Hofmeister vom Stadttheater in Frank furt a. M. gastirte darin als „Valentine". Sie erwies eine gute Ausbildung ihrer hohen Sopranstimme, eine musikalisch verständige und routinirte Behandlung des Vortrags. Ihre Stimme ist in der untern Octave ziem lich schwach und ohne kernigen Tonansatz, in der obern indeß entwickelt sie sich genügend klangvoll und aus giebig für die Accente der dramatischen Nffecte, während eine gleichmäßige Durchführung des dramafischen Aus drucks durch die Natur der Stimme beschränkt wird. Fräulein Hosmeister's Spiel erschien angemessen und gewandt und sehr vorteilhaft unterstützt durch ihre Gestalt. Zu einem bestimmten: Urtheil werden erst ihre weitern Gastrollen Berechtigung geben, umsomehr, da es mir unmöglich war, der vollständigen Ausführung der Partie brizuwohnen. Jedenfalls ist das Talent des Gastes für unsere Oper beachtenswcrth, da ein hoher Sopran kür dramatische Partien seit langer Zeit fehlt. Ausgezeichnete Leistungen gaben Frl. Proska und Hr. Riese (Margarethe, Raoul); Hr. Decarli war durch Heiserkeit an der Entfaltung seiner Stimme wesentlich behindert. C. B. Concert von Ernst Schiever am 6. März im Saale des „Hotel de Saxe". Ter Concertaeber hat uns schon mehrfach als erster Violinist des „Gräflich Hoch- berg'schcn Quartetts" eine tüchtige Technik und musika lische Durchbildung, eine ungewöhnliche Intelligenz in Auffassung und für geistig belebte Gestaltung des Vor trags erwiesen. Seine Ausführung des ViolinconccAs von M. Bruch bestätigte diesen Eindruck und die Er wartung, daß auch seine anerkcnuenswcrthen virtuosen Leistungen mit den: Gewinn einer noch ruhigeren, sichreren Beherrschung der Technik und einer geklärteren, sorg fältigeren Tonbildung zu einem sehr erfreulichen Ziele fortschreiten werden. Der im Volumen kleine Ton ist namentlich bei bewegtem Tempo und stärkeren Accenten noch stark gemischt mit materiellen Klangelementen, in der Höhe zu scharf und schrill. Leicht möglich, daß Hern: Schicver's temperamentvolle Behandlung in einem Mißverhältniß zum Tougehalt seines Instruments steht. Durch besonderes Gelingen zeichnete sich die aus drucksvolle Wiedergabe des Adagios und die Ausführung des letzten Abschnittes des Finalsatzes im Bruch'schen Concert aus. Dem Concert war eine musikalisch sehr interessante Unterstützung geworden. Herr Hermann Scholtz aus München — jetzt in Dresden lebend —, der den Clavier- freunden durch seine kleinen lyrischen Piecen für Piano forte (Albumblätter vr>. 20 rc. rc.) als Componist in vortheilhafter Weise bekannt ist, producirte sich dem Publicum als Clavicrspieler. Nicht zwar als Virtuose, sondery vorzugsweise als Spieler seiner eigenen Kom positionen, der mit geschmackvoller, fertiger Technik einen musikalisch im Detail fein ausgebildeten, durch innige, ruhige Empfindung gewinnenden Vortrag verbindet und mit zarter, sinniger Behandlung seine melodisch an- muthrgen, wohllautend und sorgfältig im Satz ausge- arbeiteten lyrischen Stücke, — zwei „Mädchenlieder" und eine „Barcarole" — reizend und anspruchslos zu Ge hör brachte. Die Concertpolonaise vp. 30 verlangt eine virtuosere Wiedergabe. Der Violincellist Herr Rob. Hausmann aus Berlin entwickelte eine löbliche sichere Fertigkeit, namentlich einen trefflichen Cantilenvortrag (in einem Largo Chopin's vp. 65) und einen vollen kräftigen, bis zur Tiefe gleich mäßigen Ton; er wird sich bei fortgesetzter Ausbildung unzweifelhaft als Virtuose auszeichnen. In Herrn Georg Henschel, Baritonist, aus Berlin lernten wir einen Sänger kennen, der mit einer schönen, metallreichcn und kräftigen, und im Piano weich an sprechenden Stimme — die übrigens auch infolge ihres Umfanges nach der Tiefe zu mehr den Baß- als Bariton- charaktcr hat — eine in seltener Weise musikalisch vor züglich geschulte und künstlerische Ausbildung vereinigt, auch für den Coloraturgesang. Letzteres bewies er durch die correcte, bravourvolle, auch durch energische drama tische Haltung ungemein effcctuirende Ausführung der Händel'schen Aric aus dem „Alcxanderfest", „Gieb Rache". In den übrigen Vorträgen, namentlich in den Gesängen „Memnon" (Schubert), „Liebcstrcu" (Brahms), deren Wahl schon eine künstlerisch ernste und gehaltvolle Rich tung kennzeichnet, entwickelte er eine durchdachte Auf fassung, eine im Ausdruck warme, intelligente, in Colorit und Nuancirung des Tons maßvolle und feinfühlige Gestaltung. Herr Henschel gewann den lebhaftesten Beifall durch diese schönen Eigenschaften seiner Gesangs leistungen; gelingt es ihm, sie zu noch größerer begeistigtcr Vollendung durchzubilden, auch die Tongeschmeidigkeit für die Cantilene zu erhöhen, so wird er sich den Sängern ersten Ranges anreihcn können. Es ist übrigens eine eigentümliche Wahrnehmung, daß zu der sehr kleinen Schaar von Gesangskünstlern in unserer Zeit die Ba- ritonisten die größere Zahl stellen. Die Herren Scholtz, Schirver und Hausmann er öffneten mit der lobenswrrthrn, im Ensemble sorgfältigen Ausführung des Trios op. 99 von Schubert das Con- cert, wodurch aber dessen Dauer in unzuträglicher Weise ausgedehnt wurde. Virtuosen, denen die Gunst der Mode zu Gute koinmt, könucu das bedenkliche Experi ment übermäßig langer Conccrte mit gutem Glücke wagen; andere Concertgeber indeß ziehen sich dadurch mit eigenem Verschulden die Unannehmlichkeit zu, die letzten Piecen vor halb geleertem Saale zu spielen. C. Banck. Ncsidenztheater. Am 6. März Gastspiel des Frl. Wolter vom WienerBurgthcater. „Deborah", Volks- schauspicl in 4 Acten von Mosenthal. Die Gastspielerin, deren Name in Wien hoch gefeiert und bei allen deutschen Theaterfreunden bekannt ge worden ist, hat sich mit ihrem cigcnattigen Darstellungs talent vielseitig und lebensvoll bcthciligt an den großen und ebenso eigenartigen Erfolgen des ernsten Dramas und der Tragödie am Burgtheater, in dessen jüngere zukunftsreiche Mitglieder die Genannte, wenn ich nicht irre, im Jahre 1856 cintrat. Ihre eigentliche künst lerische Entwickelung ist eng mit der Einwirkung Laube's verknüpft. Wie dieser geübte Praktiker so gern Anlage und Richtung einer Schauspielcrkraft als einen Vor sprung benutzt, den man kritisch zu conserviren hat, da er sich durch keine künstlichen Mittel und eingelernte ästhetische Principien ersetzen läßt, so wurde ihm auch hier doppelt jede Förderung leicht und sympathisch. Fiel doch der derbe blutheiße Realismus in Frl. Woltcr's 'Naturell mit der realistischen 'Neigung Laube's und mit seinen An sichten vom dramatischen Effect in den Hauptpunkten als wahlvcrwandt ebenso zusammen, wie er sich mit der Theaterstimmung des Wiener Publicums pathologisch verband, ja sich mit einer ausgedehnten Geschmacksrich tung jener Stadt geradezu organisch verquickte. In der leichtlebigen Wiener Bevölkerung hat die ei gentliche Tragödie kein Terrain, und wenn man in den
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