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Dresdner Journal : 28.02.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187502285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Seite 241 als Seite 235 gezählt.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-02
- Tag 1875-02-28
-
Monat
1875-02
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 28.02.1875
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R? 48. I»Krllot»i ... I» 4 il»rk »0 ?k liawo,«r»i 1» ?k L»—«rL»Id ck0« cksVtzmSG» ktt-ieü«, tritt M«t- »»4 8towz>elra»ot»l»U U»». l»»«r»t«nprv1svt Mir 4» Keuun oiu« jx«l>»Ito»v»20 Ml. V*t»r ckio 2«U«i SO?L Lrsekol»«»« 1ZUU«i mit L««mKm* <l*r So»»- nock 4cd«»ck» kür «t« tols»oä«l l^. Sonntag, ven 28. Febrnar 1875 DreMMÄurml. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. la«»r»t»o»il»»N»« »»»»Art«» S«t»»lU: />. ^kra^ei«te<t«r, OomaumrvoHr am . l)r»«iuvr ckour»»l»z «dencki : Luzen >oe4, N»»b«eU.>«rU» 7N«»-L«tP«^. »«»«l-ürO^a-^i-KLkülr» » M : <- Votier, IirU» Vt«»- N^wdiu-^- vr»ss-I.«Ip«L^ - er»»ttar4 ». N. - »ä»ek«»: Ruck ^tko«««, I«rU» L. , /^vat»«k«»»- ckant, Lr«m«a: L §ckllott«,' >r«»I»«: D ä't-lNA«»'» Uür«»u; CdsmLlt,: F'r. l'o«g</ rr«itttt»r» «».: L. Za«Aer'«kv 0. S'. Lerrimom» «0« lluckü., S»rUt>. V»v -D , S»o»or«r: t>' §e^S«»1er, r»rt«: k/ava^, Da^tte, A««N»«r <S 0»., >t,«U»rt: V^a-Sv <s Oo., LiQdiv»: /cr«-tkA«-, VI«»! Oxr»«t«t S«r»uor«b»rr Tömst. iLipväition 6s« Ormaom >««»-»»4^ Oeoxl«v, l1»rL»r«ttuM»tr»— N» t. Amtlicher Theil. Dresden, 27. Februar. Se Kaiserlich Königliche Hoheit der Erzherzog Carl Ludwig ist heute Vor mittag H10 Uhr von Wien hier eingctroffen und im Königlichen Palais an der Augustusstraßc abgetreten. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem bei dem Messingwerke zu Rodewisch in Arbeit stehen den Johann Wilhelm Petermann die silberne Me daille vom Albrechtsorden zu verleihen. NMämllMr Tbeil. n o r» crst t. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Stutt gart. Oldenburg. Wien. Prag. Buda-Pest. Paris. Versailles. Bern. Rom. Madrid. London.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Rachrichten. (Chemnitz. Meißen.) Statistik und Bolkswirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Erste Beilage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Provinzial - Nachrichten. (Dippoldiswalde. Mitt weida/) Gerichtsverhandlungen. (Annabcrg.) Statistik und Bolkswirthschaft. Inserate Zweite Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte Inserate. llnklinchlen. Wien, Sonnabend, 27. Februar, Mittags. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Die Schlußsitzung im Pro- rrß Ofcnbeim ist heute Vormittag S Uhr eröffnet worden. Anstatt des noch kranken Präsidenten Barons Wittmann hat den Vorsitz der LandeS- grrichtsrath Gernerth übernommen, welcher den von Baron Wittmann gesprochenen ersten Theil des Resum» S verlesen läßt und sodann daö Resum^ über die vier letzten Fragen fortführt Paris, Freitag, 26. Februar, Mittags. (W. T. B.) Die Nationalversammlung wird nächsten Montag die Neuwahl ihres Bureaus vornehmen; die Mitglieder der Rechten beabsichtigen de Kcrdrel als Candidaten für das Präsidium aufzustellcn Für die Beratdung des vom D^mlirten Savary über die Wahl im Departement Nidvrc erstatteten Berichts (vgl. unter „Tagcsgcschichte") ist noch kein Tag bestimmt Paris, Freitag, 26. Februar, Abends. (W. T. B.) Das ,,Journal des D'batS (Organ der gemäßigt-republikanischen Partei) versichert, Buffet werde den ihm vom Marschallpräfidcnten erthcil- ten Auftrag zur Bildung eines neuen CabinctS ablchnen. Das Blatt hofft, daß Buffet bei sei ner Weigerung stehen bleiben werde, und hebt hervor, daß die Politik deS neuen Eabinets eine streng antibonapartistischc sein müsse. Die Furcht vor Wiederherstellung des Kaiserreichs und der Haß gegen die Bonapartistrn seien die wirksam sten Faktoren für das Zustandekommen der Par- teiencoalitivn gewesen, die gegenwärtig die Ober hand gewonnen habe; die Republikaner würden auch ferner die größten Opfer bringen, wenn man sie nur sicher stelle gegen die Gefahren des Bona partiömus. London, Freitag, 26. Februar, Abeud». (W. T. B.) Das dem Parlamente heute vorgelegte Ma rinebudget vro >875 ist um 344,539 Pfd. Sterl, höher, alS dasjenige des Vorjahres. Auf eine Anfrage Pim s im Unterhause, in Betreff der im Jahre 1871 abgebrochenen diplo- «atiscyen Beziehungen mit Uruguay, erklärte der UnterstaatSsecretär im Departement deS Auswär tigen, der englische Konsul iu Montevideo habe angezeigt, daß nach den im Januar ftattgehabten Unruhen sich eine neue Regierung gebildet habe und daß durch das bei Montevideo liegende enß- lischt Geschwader die englischen InterUen genü gend geschützt erschienen. St. Petersburg, Freitag, 26 Februar, .Mittags. (W. T. B.) Die Negierung hat dir Er- laubniß zum Tranfitwaarenverkehr auS Ostpreußen nach Galizien auf den Bahnen Brest-Grajewo und Kiew Brest ertheilt. Belgrad, Freitag, 26. Februar, Mittags. (W. T. B.) Der deutsche Generalkonsul Rosen kehrt heute auf seinen diesigen Posten zurück, und ist damit die regelmäßige Vertretung des deutschen Reichs bei der serbischen Regierung wieder her- gestellt. Tagesytschichle. Dresden, 27. Februar. Im Palais Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg hat heute Mittag 12 Uhr in Anwesenheit Ihrer Majestäten des Königs und der Königin, der Königin Mutter und der Königin Marie die Tause des ncugebornen Prinzen stattgesundcn, wel- cher die Namm: Albert, Karl, Anton, Ludwig, Wil helm, Victor, erhalten hat. Taufzeugen waren: Se. kaiscrl. königl. Hoheit der Erzherzog Karl Ludwig (Höchst welcher Vormittags aus Wien hier eingett offen ist), Ihre kaiscrl. königl. Hoheit die zur Zeit am hiesigen königl. Hofe weilende Erzherzogin Antoinette, Prinzessin von Toskana, Ihre königl. Hoheit die Frau Herzogin Max in Bayern und Se. Hoheit der Herzog Wilhelm von Braunschweig. Dem Taufacte, welcher von dem Hofkaplan Präses Bernert vollzogen wurde, wohnten noch bei: der am hiesigen königl. Hofe beglaubigte außer ordentliche Gesandte Oesterreich - Ungarns Freiherr v. Frankenstein nebst Frau Gemahlin, die activen Herren Slaatsunuister und ver Minister des königl. HausxL, der königl. große Dienst und die Zutriitsdamen Ihrer königl. Majestäten. Morgen (Sonntag) wird die glückliche Entbindung Ihrer königl. Hoheit der Frau Prinzessin Georg in allen hiesigen Kirchen (in den Kirchen außerhalb Dresdens aber Sonntag den 7. März) durch ein De Dtnnu und ein besonderes Dankgcbet gefeiert werden. — Die gestern und heute im königl. Palais am Taschenbergc ausgclegtcn Bulletins lauten: „Ihre königliche Hoheit die Frau Prinzessin Georg und der neugcborne Prinz befinden sich durchaus wohl. Dresden, 26. Februar 18:5, früh lO UHr. v>. Fiedler. Or. F. Winckcl." „Auch heute ist das Befinden Ihrer königl. Hoheit der Frau Prinzessin und des ncugcbornen Prinzen ein völlig befriedigendes. Dresden, 27. Februar 1875, Vormittags 10 Uhr. vr. Fiedler. IR. F. Muckel." * Berlin, 26. Februar. Nach dem „St.-A." ist die Genesung des Kaisers soweit vorgeschritten, daß sie Sr. Majestät gestern die Theilnahmc an einer musi kalischen Soire im kaiscrl. Palais gestattete. — Der Bu ndcsrath hat gestern seine Schlußsitzung gehalten. Den Vorsitz führte Staatsminister Or. Delbrück. Ge genstände der Berathung waren: der vom Reichstage beschlossene Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Rcb- lauskrankhcit, und der Erlaß einer Bekanntmachung, be treffend das Verbot des Umlaufs der polnischen '/ß- und !ß-Talarastückc. Nach Erledigung dieser Gegenstände . wurde die Session des Bundesraths 1874/75 geschlossen. Bisher erfolgte der Sessionsschluß stets mit dem Ablauf des JahrtL; es mußte aber diesmal von dem Herkom men Abstand genommen und eine Reihe von schweben den Angelegenheiten in das neue Jahr hinüber genom men werden, weil der Reichstag bis zu Ende des Ja nuar währte. Zur Zeit ist mit Bestimmtheit der Termin der neuen Session noch nicht anzugeben. Nach der „N.- Z." dürste indessen keinesfalls eine Wiederaufnahme der Arbeiten vor Ende Mai oder Anfang Juni erfolgen, damit ist bann auch eine Neuwahl der Ausschüsse ver bunden. Jedenfalls sollen alle Vorbereitungen so ge troffen werben, daß der Reichstag so früh wie möglich im Herbst berufen und vor Ablauf des Jahres geschloffen werden kann. — Den „H. N." wird von hier telegra- phirt: „Uebercinstimmend mit den officiösen Zcitungs- angaben verlautet anderweitig, die Frage, betreffend den Rücktritt des Fürsten Bismarck, werde später ge löst werden, vorläufig sei sie vertagt." Die „N.Pr. Z." bemerkt heute hierzu: Das einzig Positive wird also vor der Hand wohl blciben, was wir gleich im Anfänge meldeten, daß der Reichskanzler demnächst einen Urlaub auf längere odcr unbestimmte Zeit antretcn wird. Na türlich kann aber Niemand dafür cinstchen, daß die Rücktrittsfragc nicht trotz Alledem bald wieder austaucht. — Im landwirthschaftlicben Ministerium ist, wie die „N. A.Z." meldet, der Entwurf zu einer allgemeinen Jagdordnung rusgearbeitet und den Bezirksregie rungen zur gutachtlichen Aeußerung übersendet worden. Nach diesem Entwürfe basirt bas Jagdrecht wie bisher auf dem Grundeigenthum, aber ein sclbstständigs Jagd revier hat erst der Grundbesitz von mindestens 80 Hek taren (1 Hektar gleich beinahe 4 Morgen) Größe. Es wird mithm die bisherige Minimalgröße eines Jagd reviers um eine geringe Fläche überschritten. Einen selbstständigen Jagdbezirk bilden ferner alle dauernd und vollständig eingcfriedigten Grundstücke. Die zu bilden den gemeinschaftlichen Jagdbezirke müssen mindestens einen Umfang von 150 Hektaren in zusammenhängen dem Areale haben. Größere gemeinschaftliche Jagdbezirke können getheilt werden, jedoch nicht in Abschnitte unter 300 Hektaren. Auf Waldcnclaven kann der Besitzer des umschließenden, jedoch mindestens 30o Hektaren großen Waldes ein Jagdrecht geltend machen in dem Falle, daß die Enclave, vorausgesetzt, daß sie dir Größe eines selbst ständigen Jagdbezirks besitzt, sich in so unregelmäßigen, langgestre^en Grenzen hinzieht, daß in derselben die Jagd ohnü erhcblicke Beeinträchtigung des Besitzers des umliegcuM^ Waldes nicht ausgeübt werden kann. Der Preis des Jagdscheins wll'akf 10 Mark ekhöht werben. T. Berlin, 25. Februar. Im Abgeordneten haus«: zeigte heute die Registrandc an, daß außer eini gen kleineren Vorlagen auch der Gesetzentwurf über die Abtretung der preußischen Bank an das Reich cinge- gangcn ist. Nach rascher nur formaler Erledigung der ersten drei Nummern der Tagesordnung — Transscrip- tionsgebühren rc. bei dem rheinischen Hypothekcnwescn, Rechnungen der Kasse der Oberrcchuungskammer, Cours- verlustc der Eisenbahnanleihe von 1868 —wurde dieEtats- berathung und zwar die Berathung des Etats der Ju stizverwaltung fortgesetzt. Das Capitel: „Gerichte erster Instanz" führte eine kurze Debatte herbei. Abg Hecrcmanu hob die Nolhwcndigkcit einer schleu nigen RegMirung des Strafvollzugs hervor und veichwerle sich über die Art der Behandlung, welche dem verhafteten Redacteur deS „Westfalischen Mercur", Winkler, zu Anfang dieses Jahres in Münster zu Theil geworden sei. Auch mehrere Priester, die wegen Uebertretung der Maigesetze vcrurthcilt worden sind, seien in Cleve wie gemeine Verbrecher behandelt worden Ge heimer Justizrath Starke berichtigte die von dem Vorredner angeführten Thatfschcn Abg Kanngießer wüuichte eine Verstärkung der Bibliothcksonds. Geh. Justizrath Rind fleisch versprach, daß die Justizverwaltung Alles aufbieten werde, um auch dem wissenschaftlichen Bedürfnisse der GerichS- beamten zu genügen. Abg. Windthorst (Bielefeld) wünschte in Anbetracht deS notorischen Mangels an Richtern die Aus hebung verschiedener kleiner Gcrichtscommissionen Ministerial- director Wentzel erklärte, daß dieser Umstand schon in Erwä gung gezogen sei und ferner werde im Auge behalten werden Abg. Windthorst (Meppen) meinte, daß die von dem Abg. v. Heeremann vorgelraacnen Thatiachen doch Veranlassung bäten, die Nothwendigkeit der schleunigen Regulirung deS Feuilleton. Redigirt von lvtto Banck. DaS Gastspiel in Potsdam Von Karoline Dauer. (Fortsetzung aus Nr. 47.) Da traten der alten Frau Thränen in die Augen: „Plein Sohn geht nicht in Gesellschaft. Er ist tief unglücklich — und jetzt noch unglücklicher als sonst, seit er Sie anbetet und sich Ihnen nicht nahen darf . . ." „Aber was hindert ihn denn? Er will mich ja doch an, Abend vom Theater nach Haus gellsten . . ." „Ja, am Abend, wenn cs dunkel ist — odcr der Mond milde scheint! Am Tage würden Sic vor ihni erschrecken... vor seinem blauen Gesicht! — Doch hören Sie nur, wie das Unglück über ihn gekommen ist. Mein Eduard war der schönste, liebenswürdigste Knabe, als gedankenlose Schulkameraden sich mit ihm einen traurigen Spaß erlaubten. Sie riesen ihn, am 1. April plötzlich in der Zwischenstunde zu: Eduard, lauf geschwind heim, euer Haus ist eingestürzt! . . . und hatten so den träu merischen Knaben in den April schicken wollen ... Aber Eduard bekam vor Schreck epileptische Krämpfe und stürzte bewußtlos und in Zuckungen zu Boden. So brachten sie mir meinen gesunden blühenden Knaben im Wagen wieder nach Haus. Und diese epileptischen Zufälle blie ben ihm, trotz aller ärztlichen Experimente, bis auf den heutigen Tag. Ja, durch das gewissenlose Experiment eines Docwrs und durch den übermäßigen Gebrauch von Höllenstein kam ein neues Leiden dazu: seine Haut, seine Lippen, ja sogar das Weiße des Auges lief bläu lich an. Bei Tage sieht er wie eine Leiche aus... beim sanften Mondlichte oder bei Heller Beleuchtung von Wachskerzen aber ganz unentstellt, nur melancholisch bleich wie von einer schweren Krankheit erstanden... Also er darf Sie Abends am Theater erwarten?" »Ja, ja!" riefen die Mutter und ich zugleich, mit Thränen in den Augen. „Uebcrmorgcn spiele ich aus nahmsweise im Opcrnhause und — wir haben Mond schein. Da darf ich Eduard doch auch schcn!" Und er stand richtig, einen Maiblumenstrauß in der Hand, abermals am Am gange. Er grüßte mit vielen: Anstande und sagte mit wohlklingender, zitternder Stimme: „Sie kennen mich durch meine Mutter. Ich kenne Sie seit Ihren: ersten Auftreten in Berlin. Ich danke Ihnen für die vielen stillglücklichen Stunden, in denen ich aus dem Dunkel einer Loge Sie sehen — Sie hören durfte ... wenn es auch nach diesen einzelnen flüchtigen Son nenblicken nur um so dunkler in mir wurde. Ich danke Ihnen für die Güte, mit der Sie einen Unglücklichen hier empfangen..." Er reichte mir die Maiblumen und der Mutter den Aim. So traten wir in das Mond licht vor. Zagend hob ich meine Augen zu ihm auf. Sein Gesicht war wirklich wunderbar schön, edel und fein geschnitten, die alabasterne Blässe durch reiches, dunkcllockiges Haar, ein zierliches Bärtchen und große dunkle, leuchtende Augen nur noch mchr gehoben. Ein Hauch von Schwermuth, der auf diesen bleichen, milden Zügen lag, verlieh ihnen einen neuen, unbeschreiblichen Reiz. Er sprach einfach, milde, poetisch, geistvoll — ohne jede Phrase unserer sonstigen Theateranbeter. An unserer Hausthür küßte er der Mutter die Hand. Ich reichte ihm, wie einem guten alten Bekannten, auch die Rechte und sagte möglichst heiter: Am Montag spiele ich Käthchen von Heilbronn und wir haben noch Mond schein ... Da beugte er sich auch zum Kusse aus meine Hand nieder und ich fühlte eine heiße Thräne daraus fallen und hörte sein Flüstcrwort: „Wie glücklich Ihre Engelsgütc mich macht. Gott segne Sie..." „Und weiter?" fragte Ludwig Devrient theilnahm- voll. „Ja, damit ist meine kleine Geschichte eigentlich aus. Denn über das Wort „Verehrung" sind wir nie hinaus- gekommen. Wie ein guter Bruder wartet Eduard all abendlich am Ausgange der Schauspielertreppc und ge leitet die Mutter und mich bis an unsere Hausthür. Nur einmal hat er uns am Tage einen Besuch gemacht — auf meine dringende, wiederholte Bitte. Ich wollte ihm zeigen, daß ich die Herzenskrast hätte, vor seinem blauen Gefickte nicht zu erschrecken. Ich hoffte ihn da durch der Geselligkeit, dem Leben, eem Frohsinn und Selbstvertrauen wiederzugeben. Aber ich hatte meinen Nerven zu viel Kraft zugetraut. Ich prallte doch förm lich zurück und ich fürchte, mein Gesicht hat trotz aller schauspielerischen Bchcrrschungsgabe mein ganzes inneres Grausen nur zu deutlich wiedcrgejpiegelt, als er mir eines Tages im Hellen Sonnenlicht entgcgentrat. Ner vöses Zittern befiel mich und ich brach in Thränen aus. Ich seh' noch das wehmüthige Zucken um seinen Mund und sein Auge so traurig blicken. Er sagte sanft, rcsig- nirt: „Das wußte ich ja. Aber machen Sie sich keine Vorwürfe, verehrtes Fräulein. Sic haben es ja so herzlich gut mit mir gemeint. Und wie dankbar bin ich Ihnen dafür. Aber jetzt lassen Sie mich schnell wieder in meine — Nacht zurücktreten ... Und er ging, ohne sich zu setzen. An den nächsten Abenden fehlte er sogar auf seinem Platze an der Thüre des Schauspielhauses. Erft auf mein briefliches Bitten: mn durch sein Er scheinen die Gewißheit seiner Verzeihung für mein kin disches Erschrecken zu geben! — kam rr wieder. Noch heute ist der blaue Eduard mir der gute, sorgende, war nende, ermuthigende, rathende Bruder!" Strafvollzug- energischer, als bisher geschehen sei, zu betonen > und rügte es, daß immer ein Ressort die Verantwortlichkeit auf den andern zu wälzen suche. Der Justizminislcr er widerte , von einem Abwälzen der Verantwortlichkeit sei nicht die Rede, aber man könne einem Minister nicht zumuthcn, sich bei Gelegenheit der Bndgctberathuna über Spccialfälle, von deneu ihm bisher gar keine Kenntniv gegeben worden, zu er klären. — Die angeblich tendenziöse Zusammensetzung der Cri- minalabtheilung der Gerichtsdeputation in Tarnowitz führte zu einer lebhaften Erörterung zwischen dem Abg. Schröder (Lippstadt) und dem Ministerialdirektor Wentzel, der mit Entschiedenheit den Vorwurf zurückwies, daß das Appella- tionSgericht zu Ratibor einen Gerichtshof componirt hätte, um vcrurtheilende Erkenntnisse zu erzielen Hierauf wurde das betreffende Etatscapitel mit sämmt- lichen Titeln unverändert genehmigt und ebenso dw übrigen Titel der Ausgaben. Das Haus tritt nun in die Berathung des Etats der Finanzvcrwaltung ein, welcher mit 6^,094,771 M. Einnahme, 84,014,818 M. dauernder und 1,200,000 M. einmaliger Ausgabe po- stulirt ist. Bei dem Ordinarium hatte Abg. Loewen stein folgenden Antrag gestellt: „in Wiederholung des am 5 März 4873 gefaßten Be schlusses, die Staatsregicruua auszusordern, in der nächlien Session des Landtages eine Vorlage zu machen, wel ee die den Staatsbeamten bei Versetzungen zu bewilligenden Umzncs- kosten gesetzlich regelt" Dcrselbe wurde der Budgetcommission überwiesen und im klebrigen das Ordinarium dieses Etats bewil ligt. Zum Extraordinarium desselben stellten die schleswig- holstcinschen Abgeordneten zum Titel 1 1,2M,OOn M. für den Provinzialverband Schleswig-Holstein als ein maliger Beitrag behufs Verwendung im Interesse der durch die Kriegsereigniffe von 1849/50 belasteten Com mune:: folgenden Antrag: ,,l) ditscn Beitrag von l,2cn,ooo M nicht zu bewilligen und 2) die Staatsregierung aufzufordern, eine billige Aus gleichung der schleSwig-holstcinfchcn ZwangSanleihen von I84S/Ü", insbesondere der beiden von den Eommu en der vor maligen Herzogthümer aufgebrachten Anleihen im Sinne des Beschlusses des Abgeordnetenhauses vom tZ. Mai 1874 zu be wirken " Dieser Antrag wurde, nachdem er von dem Abg. IB-. Haenel in längerer Rede begründet und nachdem seitens der Regierung sich der Rcgierungscommiffar geh. Finanzrath Rötger und der Vicepräsident des Staatsministeriums, Staats- und Finanzminister Camp hausen über denselben erklärt hatten, auf den Antrag der Abgg. Or.Gneist und Miquel der Budgetcommis sion überwiesen. l>. Berlin, 26. Februar. In der heutigen Sitzung VeS Ab-gevrdnrtenHauses wurde-zunächft mitqetheilt, daß die Commission zur Vorberathung des Gesetzent wurfs, betreffend die Befähigung zum höheren Verwal tungsdienst, gewählt worden ist und sich constituirt hat, und sodann die Berathung des Etats für l875 fort gesetzt. Bei dem Etat des Handelsministeriums werden zunächst die Einnahmen der Verwaltung für Handel, Gewerbe und Bauwesen ohne Discussson genehmigt. Bei der Berathung des Ausgabeetats hierfür bringt der Abg. Dohrn mehrere Klagen vor, besonders die, daß den Baubeamten eine zu große Arbeitskraft auferlegt sei. Der Handclsministers Dr. Achenbach giebt zu, daß diese Klagen im Allgemeinen begründet seien, und sei deren Abstellung bereits von ihm in Erwägung gezogen wor den. Er werde besonders auch eine Eonfcrenz von Sachverständigen berufen, in welcher die Frage einer- etwaigen Abänderung der Prüfungsordnung der Bau beamten geordnet werden soll. Hierauf tadelt Abg. Duncker den einer Großstadt nicht würdigen Bebauungs plan von Berlin. Der Handelsministcr entgegnet, daß die meisten der Klagen des Vorredners au ciue ganz andere Adresse, nämlich an die städtische Verwaltung zu richten seien, denn die Hebung solcher Uebclstänhc, wie sie Duncker gerügt, sei eine Aufgabe der Selbstverwal tung, nicht des Handelsministers. Die folgenden Red ner, welche nach Verlassen dieses Titels sprechen, na mentlich der Berichterstatter Rickert, beschränken sich so dann auf kurze sachliche Bemerkungen zu einzelnen Titeln, die von hervorragendem Interesse nicht sind, „Und die Geschichte soll lustig sein?" rief Esper stedt und seine Superlativnase vibrirtc spöttisch. „Unser Clauren hätte sie nicht sentimentaler erzählen können." „Ja, dieser berlinerblauc Verehrer verdunkelt das tragische Geschick meines in Liebcsraserei verschlungenen Handschuhes weit — weit!" declamirtc Amalie Wolff mit Pathos. „Armes Kind, ich beneide Sie nicht nm diesen Verehrer!" „Sind wir Br- und Vertreterinnen der brctcrnen Welt denn überhaupt um einen einzigen Verehrer zu be neiden? fnhr ich in den: komischen Pathos Amalie Wolff's fort. Vor Allen erwäge man die Dutzcndvcrehrer, die es herzlich gut meinen, aber dafür verlangen, daß man sic bei jeder Kleinigkeit, jeder neuen Nolle, jedem Thcatcr- costum, Gastspielantrag u. s. w. freundlichst um Rath fragt und daun dieses Dutzend heterogenster Rathschlägc auch pünktlich befolgt. Da dies doch aber nur stets bei einem Rather möglich ist, so sind die andern 11 natürlich tief gekränkt. Und wie gern triumphiren sic dann, wenn etwas schief geht: „O, wären Sie meinem Rath ge folgt, es stände heute besser um Sie — aber Sie yören ja nie auf Ihren aufrichtigsten Verehrer!"... O, diese Herren Protectoren könnten mir das ganze Künstler leben verleiden, wie mir mein „wärmster Verehrer", Justizrath Ludolf, schon längst das Mittagbrod verlei det hat. (Fortsetzung folgt.) Literarische Revue. (Fortsetzung auS Nr. 47.) Wenn im Vorhergehenden die traurige Erscheinung beklagt wurde, die Producenten unserer Gegenwart im Gebiete der Künste und speciell der Literatur dem ober
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