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Wasser mit Hülfe zweier Rohransätze gelegte weite Glasröhre, die das Schiffchen aufnahm und mit der Sprengelpurnpe verbunden wurde. Die Hauptmenge des so erhaltenen Rück standes wurde im Schiffchen in einem Porzellan- rohre bei hoher Temperatur im Sauerstoffstrome verbrannt und der Kohlenstoff sowie das Eisen in bekannter Weise bestimmt. Die Verfasser erwähnen nun mit keinem Worte, ob sie sich durch Versuche davon über zeugt haben, dafs diese Lösungsmethode auch ihren Zweck erfüllt. Dies mufs um so mehr auffallen, als die Weylsche Methode doch zur Bestimmung des Gesammtkohlenstoffs dienen soll. Man hätte also im Rückstand neben dem Carbid auch den übrigen Kohlenstoff in der bekannten hydratischen Form erwarten sollen. Ueberdies ist die chemische Wirkung des elektrischen Stroms von der Stromdichte abhängig, weshalb auch Weyl vorschreibt, man solle den Strom nicht bis zur Bildung von braunem Feg Cis steigern. Die Abhandlung sagt von Strommessung nichts. Die beigegebene Zeichnung zeigt weiter nichts als ein Bunsenelement, das seinen Strom durch zwei hintereinander geschaltete Zellen sendet, in deren einer sich ein ,normaler“, in deren andrer sich der zugehörige ausgeglühte Stab befindet. Wer kann also von vornherein wissen, dafs beim Angriff der Jonen nur das Carbid Widerstand leistet, der übrige Kohlenstoff aber glatt als Kohlenwasserstoff entfernt wird? Die von den Verfassern mitgetheilten Ergebnisse werden uns darüber belehren. Die Abhandlung enthält zunächst eine ver fehlte Versuchsreihe. Man hatte die Versuchs stäbe zuerst als solche geglüht und hinterher blofs abgerieben. Die Kohlenstoffgehalte der be treffenden Rückstände sind aber so niedrig, dafs offenbar eine theiiweise Entkohlung der Ober flächenschicht stattgefunden hat. Nach dieser Erfahrung wurden Stücke der 5-cm-Walzstäbe ausgeglüht und hinterher auf 0,8 mm ab gedreht. Nun ergaben gut übereinstimmende Doppelt bestimmungen aus dem 0,96-C-Stahl 12,9 %, aus dem 0,57-C-Stahl 7,4 % Rückstand und zwar fast die nämliche Menge in den normalen wie ausgeglühten Stäben. Die Analysen beweisen, dafs diese Rückstände, abgesehen von einem ge ringen, früher auch von Abel und mir nach gewiesenen Wassergehalte, reines Carbid FegC sind. In ersterem Stahle haben 90 % des Ge sammtkohlenstoffs Carbidform angenommen, im zweiten 87 %. Die Rückstände aus den beiden folgenden Stahlarten mit 0,33 und 0,16 C, welche durch schnittlich 75 % des Gesammtkohlenstoffs ent halten, müssen nach Ausweis der Analysen neben dem Carbid schon geringe Mengen hydratischer Kohle enthalten. Das weichste Material endlich mit 0,06 G hinterliefs ein graues Pulver, dem mindestens 10 % Hydratkohle beigemengt sind. Die elektrolytische Lösung liefert also nur bei kohlenstoffreicheren Stählen ein Carbid von genügender Reinheit, und das möglicherweise nur durch einen glücklichen Zufall, so dafs andere Beobachter, falls sie nicht zufällig die gleiche Stromdichte treffen, vielleicht noch ungünstiger fahren. Am meisten Interesse verdienen die Beobach tungen über den Einflufs des „annealing". Der Begriff dieser metallurgischen Operation bedarf einer genaueren Feststellung um so mehr, als wir ein deutsches Wort dafür nicht haben. Denn die gewöhnliche Uebersetzung „Ausglühen“ ist deshalb wenig bezeichnend, weil das 70 stündige Ausglühen bei 1050 0 C. doch lediglich die Krystal- lisation beeinflussen kann, da das Carbid ober halb 700 0 C. gar nicht mehr vorhanden ist. Der Gang der Carbidausscheidung wird aber bestimmt durch die Schnelligkeit, mit der das sich abküh lende Metall durch die kritische Gegend zwischen 700 und 650° geht. Annealing kommt also darauf hinaus, den Stahl künstlich längere Zeit nahe unterhalb der kritischen Temperatur zu halten. Demnach ist auch bei den Experimenten der Sheffielder Forscher nicht das Ausglühen, sondern die 100stündige Dauer des Erkaltens das Ausschlaggebende. Wie schon gesagt, hat diese Behandlung eine Vergröfserung der Carbidmenge nicht zur Folge gehabt. Dagegen zeigte schon das äufsere Aussehen eine auffallende Verschieden heit, und unter dem Mikroskop erwies sich das aus den normalen Stäben erhaltene Präparat als ein graues Pulver, während die ausgeglühten Stäbe das Carbid in silberglänzenden Plättchen zurückliefsen. Eine wichtige Ergänzung dieses Ergebnisses der chemischen Analyse, bietet die mikroskopische Untersuchung polirter und ange ätzter Flächen der nämlichen Stahlstäbe. Die Verfasser geben in ihrem Aufsatze die Bilder wieder, wie sie bei 600 facher Linearvergröfserung der 0,96-C-Stahl im normalen und ausgeglühten Zustande darbot. Danach besteht der Stahl in seinem gewöhnlichen Zustande aus unregel- mäfsigen , undeutlich begrenzten Krystallen der Grundmasse, in welcher das FegC vorwiegend in Gestalt mikroskopischer Körner ausgestreut ist. Hier und da finden sich jedoch auch Krystalle mit parallel gelagerten Carbidplättchen. Das Bild des ausgeglühten Metalls zeigt das Carbid fast nur in gut ausgebildeten parallelen Streifen von wechselnder Dicke. In den meisten Kry stallen laufen die Streifen gerade, in anderen wellenförmig. Je nach der Lage des Krystalls sieht man die Carbidplättchen von der schmalen oder breiten Seite her. Gelegentlich bildet das Carbid jedoch auch unregelmäfsige Ströme mit seeartigen Erweiterungen. Diese gneifsartige Structur, welche der Stahl beim sehr langsamen