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Dresdner Journal : 26.02.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187502264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-02
- Tag 1875-02-26
-
Monat
1875-02
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 26.02.1875
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»t- stör >itt- ken- Uhr Ühr int- lt >stor und fte». luspitl Mg 7 stop«. lwgene ^cbknst t-org" -ast. Dbruar *uu»ers ckivxkr- ßrmn 1g uoä nui6t«o tbt »o- tin6sr. Hku. »flicher unsern Mutter, r Frau », ged een Nef. d» uud en. M47. Freitag, ven 26. Februar 1875 4d»»»e,»»t«pr»>«» I, ff«»«»» <«N»«L»» : . . . 1, Uvtc ^jLkrU-I»: 1 Xurb »0 kk. >MM«K»«»«»r »0 ?k. L»»«»rd»ld -M ilMWMM U«icdv» »ritt?«t „S 8tvwp»l««»o^»T U«»». l»»»r»t«apr«t»«l W>e -» K»m» «in« g«p»It«»«> A» DA. v«-r <U» L«U», — tt Kr»a»«1»«»» 1HUU«t> »II — L« San», »»S ^«i«tt»G», Xd«»ä, tUr äa» kotgonä»u Zres-nerIMmal. Verantwortlicher Redacteur: CommisflonSrach I. G. Hartmann in Dresden. lu»»r»<«»»»»«d»« »«»v-rt«, LalPiiff. F« L»an«t»t«tter, volawj—lonRe S« » Or«<iovr Journal,; ebenä»».: >»»««»« »»U» ^N«».L»t^«tff- >«»»l.>r»i>«a kr»»Ilkur« » U nä«ue»»tein »«ritu Vi»» S»md»rff-rr«ff-l.»>x»^ rr«uLkiu'r «.».- >t»»rk«»: Lu<1. I«rU»i S. K««»ot, Inv<U»<ten- -tunt, L , Lr»m»o- L LdlttoU«, >r—i»>: F >Ha»ff«,'» Uüreau; VU«»uUt»: H. » N : L ^a«§sr'»od« u. 0. Lenina»» »ans Uueiid , La»L«<O0o., SSrUtt: /»v-Lt, Luu»«««r: O Sc^ü«i«,- k»rt«! Lava», /»M«, L»Ut»«v <O 6», It»ttU»N! LanL« 6o., M>«»i Opxeist N«r»o»ff«d«r» TSoigt. k!rpvtiitiou äv» Ur«<1aar vrn«äeo, dlurxnrvtt»«»»,»«^ N» Amtlicher Theil. DreSde», 25. Februar. Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Maria Anna, Gemahlin Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Georg, ist heute Vormittag Uh Uhr von einem Prinzen glücklich ent bunden worden. Dieses höchstrrfreuliche Ereigniß wurde nach 12 Uhr der Residenz und umliegenden Gegend durch 101 Kanonenschüsse verkündet. Das Befinden der hohen Wöchnerin sowohl, als des neugebornen Prinzen, ist, den Umständen nach, das er wünschteste. Dresden, 25. Februar. Mit allerhöchster Geneh migung ist dem Schiffer Heinrich Julius Siegmund zu Dresden für die unter eigener Lebensgefahr von ihm bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Er trinkens die silberne Lebensrettungsmedaille mit der Erlaubniß, dieselbe am weißen Bande zu tragen, ver liehen worden. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Gemeindevorstande und Ortsrichter Höhlig zu Lichtenau die silberne Medaille vom Verdienst-Orden zu verleihen. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Vorschrift in 8 6 der Verord nung über den Geschäftsbetrieb ausländiger Versicher ungsanstalten im Königreiche Sachsen vom 16. Sep tember 1856 wird von dem Ministerium des Innern hierdurch bekannt gemacht, daß die Allgemeine Deutsche Hagelversicherungs-Gesellschaft in Berlin den Vorschriften in 88 2 bis 4 derangezogenen Verordnung Genüge geleistet und Dresden zum Sitz für ihren Geschäftsbetrieb in Sachsen ge wählt hat. Dresden, am 17. Februar 1875. Ministerrum des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Schmal tz. Fromm. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Vorschrift in 8 6 der Verord- nuag über den Geschäftsbetrieb ausländischer Versicher ungsanstalten im Königreiche Sachsen vom 16. Sep tember 1856 wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Lebrnsversicherungs - Actien - Gesellschaft „Nordstern" in Berlin ihren Sitz für den hierlän dischen Geschäftsbetrieb von Dresden nach —-E5 SeiPtzl, zurückvrrlegt hat. Dresden, am 18. Februar 1875. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Schmaltz. Fromm. Nichtamtliche!' Tb-il. Ueler sicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Provinzial-Correspondenz.) Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Wien. Buda-Pest. Paris. London. Bukarest. Washington.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Rachrichten. (Leipzig. Wurzen. Meerane. Neukirch.) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Giuaesandtes. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im Sffrntl. Dienste. Dresdner Nachrichten Statistik und Volkswirthschaft. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte Inserate. Nachrichten. Wien, Donnerstag, 25. Februar (Tel. d. Dresdn. Journ.) Mehrere Moraenblätter veröffent lichen eine Zuschrift deS Präsidenten deS Ober- laudeSgerichtS Frhrn. v Hein, in welcher derselbe sein Schreiben an den Vorsitzenden in der Schwur- Gerichtsverhandlung gegen Ritter v Ofenbeim, Baron Wittmann, als rin vertrauliches Privat- schreiben bezeichnet und hinzufügt: Er (Hein) habe darin den Baron Wittmann darauf aufmerksam gemacht, daß die Darstellung der Verthei- digung des Angeklagten, der Proceß Ofenheim sei ein' Tendenzproceß des Ministeriums, in der Behauptung gipfele, daß die Gerichte sich zu einem Lcndenzprocesse hergäben. Er (Hein) habe deshalb den Baron Witt mann gebeten, gegenüber solchen Angriffen auf di: Un abhängigkeit und das Ansehen der Gerichte seine dis« cretionäre Gewalt zu gebrauchen. Hierin liege aber gewiß kein Angriff auf die Stellung des Richterstandes. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Buda Pest, Mittwoch, 24. Februar, AbendS. (W. T. B.) Der „Pester Correspondenz" zufolge wäre der Minister am kaiserlichen Hoflaaer, Ba- rou Bela Wenckheim, vom Kaiser mit der Bildung eines neuen CabinetS betraut worden, und würde derselbe nunmehr in weitere Verhandlungen mit dem linken Centrum treten, um die Fusion der verschiedenen Parteien und die Bildung eines neuen CabinetS zu ermöglichen. (Vgl. unter „Ta gesgeschichte".) Versailles, Mittwoch, 24. Februar, AbendS. (W. T. B) Die Nationalversammlung erledigte heute die Berathuna über den gestern an die con- stitutionelle CommiMon zurückverwiesenen Art. 5 deS Wallon'schen SenatSgesetzeS (Wahl der von der Nationalversammlung zu ernennenden 75 Senato ren durch absolute Majorität nach einem Listcnscruti- nium). Der Artikel wurde gleichfalls genehmigt und darauf auch die Wallon'sche Vorlage im Gan zen mit 448 gegen 241 Stimmen angenommen. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tage?- k s*Ne Versammlung ging sodann zur dritten Le- sung deS Gesetzentwurfes, betreffend dieOrganisa- tiov der öffentlichen Gewalten, über. Der 1. Artikel des Gesetzentwurfes wurde ohne Op position angenommen. Ebenso wird der 2. Artikel, wel cher lautet: „Der Präsident ist auf 7 Jahre ernannt und ist von 'Neuem wählbar", mit 433 gegen 262 Stimmen angenommen. Wallon stellt zu demselben fol genden Zusatzantrag: „Der Präsident der Republik ver öffentlicht die Gesetze und wacht über ihre Ausführung; er leitet die Verhandlungen bei Staatsverträgen und ratificirt dieselben; ihm steht das Recht der Begnadigung zu. Eine Amnestie kann nur auf Grund eines Gesetzes erlassen werden. Der Präsident verfügt über die Kräfte der Armer. Er ernennt nach vorgängiger Berathung mit seinen Ministern den Präsidenten und die Mitglie der des Staatsrathes. Die Absetzung derselben erfolgt ebenfalls durch den Präsidenten nach Anhörung der Mi nister. Der Präsident hat den Vorsitz bei nationalen Festlichkeiten; er ernennt die Gesandten Frankreichs und empfängt die Vertreter der fremden Staaten." Dieser Zusatzantrag wurde an die constitutionelle Commission verwiesen und die Berathnng desselben auf die Tages ordnung der morgenden Sitzung gestellt. Ein Amende ment Colombel's (von der äußersten Rechten), wonach Feuilleton. Redigirt von Otto Baust. DaS Gastspiel in Potsdam Bon -orotine -Hier (Fortsetzung aus Nr. 46.) Ueber das schöne blasst Gesicht Ludwig Devrient's zitterte es wie ein ironischer Sonnenstrahl — aber seine großen dunklen Augen blickten gar wehmüthig dazu. Dann sagte er mit seinen melancholischen Zaubertönrn — leise, wie verschämt: „Aber, Herr Hofrath, die Menschenherzen sind ver schieden. Nicht jedes verträgt die Kaltwasserkur. Manche werden nur kränker unter den kalten Sturzbädern ... oder zersplittern gar wie Glas. Als ich noch in Breslau rngagirt war, kannte ich sehr genau einen jungen — Collegen. Er hatte ein großes schönes Talent. Es hätte ein Meister aus ihm werden können — wie's noch keinen gegeben hat. Aber sein Stern wollte es anders. Auf einer Gastspielfahrt traf er einst in emrr Dorfschenke mit einer kleinen Wandertruppe zusammen. Die Toch ter des Directors spielte sentimentale, naive, heroische, komische Liebhaberinnen — Alles durcheinander und Alles miserabel. Aber sie war jung und schön, wie eine Früh lingsblume, und hatte eine weiche warme Herzens stimme, und wenn man ihr in's lichtblaue Auge sah, glaubte man, der Himmel thue sich auf ... Ich — mein armer glücklicher Freund ließ sein versprochenes Gastspiel und das Theater in Breslau im Stich und zog mit der kleinen Wandertruppe durch's Land und spielte in Tanzsälen, Wirthsstuben, auf Scheuertennen und in Pfrrdrställrn Banditen und verwunschene Prin zen, Ritter und Narren ... um nur mit ihr spielen zu können. Weiter dachte — weiter verlangte er nichts. ES waren die glücklichsten, reinsten Wochen seines Le bens ... Und dann sah er sie eines Tages freudestrah lend und so schön, wie nie, in einem neuen rosenrothen Kattunkleidr, um den Hals ein neues purpurnes Seiden tuch geknüpft ... Wie eine Prinzessin sah sie aus! — und am Abend fand er sie in den Armen des alten häßlichen Kleiderjuden ... für ein Kattunkleid und ein Seidcntuch! Das ist auch eine Kaltwassercur, Herr Hof rath ... aber hier hat sie nicht viel Gutes und Gesun des gemacht. Mein Freund kam todtkrank wieder in Breslau an — todtkrank im Herzen. Und doch war er lustiger als früher und er konnte oft plötzlich mitten in einem ernsthaften Gespräch laut auflachen ... Aber wie das klang: so schneidig und so verzweifelt; Mein Franz Moor, mein Hamlet und König Lear — und vor Allen mein Sklave in „Isidor und Olga" haben nach einander bei diesem armen Jungen lachen gelernt. Ihr könnt das Lachen da heute noch hören. Und dann brauchte mein Freund eine neue Cur: Wein und Weiber, Wei ber und Wein! Er wurde leichtsinnig, er wurde lüder- lich. Das ist ja die altbekannte Verzweiflungscur: ver gessen zu lernen! Aber es hilft nur nicht immer. Sicher aber geht ein guter, großer Mensch dabei unter. Mein Freund ist in der Kunst und im Leben nicht Das ge worden , wozu er geschaffen war . . . Das thut web — der Gedanke ist ost zum Todtschießen furchtbar . . . Und da wird immer wieder die alte verfluchte Cur versucht: Wein und Weiber, Weiber und Wein ... bis auch die letzten schillernden Scherben von Gottes Meisterwerk zerbröckelt sind ..." Ludwig Devrient's Stimme klang heiser, wir ge brochen. Und er war noch bleicher, als sonst. Die Augen hatte er geschlossen, den Kopf hintenüber in die Wagrnecke gelehnt. Um seinen schönen Mund zitterte lein Mitglied der Herrsche, familien Frankreichs Präsi dent der Republik werden könnte, lehnte die Versamm lung mit 543 gegen 43 Stimmen ab. Hierauf wurden die Artikel 3, 4 und 5 der Vorlage angenommen und die Sitzung alsdann aufgehoben. Haag, Mittwoch, 24. Februar, AbendS (W. T. B.) Eine der Regierung auS Java zugegan gene Depesche meldet, daß daselbst in mehreren Departement- große Ueberschwemmuvgen stattge funden haben. Dresden, 25. Februar. Die „Provinzial-Correspondenz" bringt in ihrer neuesten Nummer zwei Artikel, überschrieben: „Die deutschen Bischöfe uud der Papst", in wel chen sie am Schlüsse auch die päpstliche Encyklika von, 5. Februar bespricht. Das halbamtliche preußische Organ bezeichnet dieses neueste Rundschreiben des Papstes an die Erzbischöfe und Bischöfe in Preußen als den schla gendsten Beweis, „daß Pius IX. die Urberlieferung der gewaltthätigcn Päpste des Mittelalters rückhaltlos zu erneuen, entschlossen ist", und äußert sich sodann über dasselbe weiter wie folgt: „In dey, neuen Schritte des Papstes tritt zunächst die Anmaßung der Herrschaft auf den, bürgerlichen Gebiete unumwundener als je bisher hervor: der Papst wagt es, die bürgerlichen Gesetze, welche zwischen der Krone Preußens und der Landes- Vertretung verfassungsmäßig vereinbart sind, einfach für nichtig zu erklären. Die Thatsache dieses unvcrhüllt hervortretenden Anspruchs läßt keinen Zweifel mehr, daß die Beziehungen des päpstlichen Stuhles zu deu welt lichen Regierungen durch die neueste Entwickelung von Grund aus verändert sind. Aber der Papst geht noch weiter; er versucht, so viel an ihm ist, das Volk gegen die Regierung in Preußen aufzuwiegeln. Welchen an dern Sinn können die Klagen im Munde des Papstes über den mit Waffengewalt erzwungenen Gehorsam, über die Knechtschaft der Katholiken, über den eines edeln Volkes unwürdigen Zustand haben, wenn vollends hinzugefügt wird, daß in solchem Falle auch der Ge walt und Uebermacht gegenüber der Gehorsam aus Menschenfurcht nicht zu entschuldigen sei. Das Schrei ben des Papstes ist ein Aufruf und eine Aufmunterung revolutionärer Leidenschaft: das von katholischer Seite so geflissentlich in Zweifel gezogene Wort des päpstlichen Nuntius Meglia, daß die katholische Kirche sich nöthigen- falls auf die Revolution stützen müsse, findet jetzt in dem Auftreten des Papstes selbst thatsächliche Bestä tigung. So beklagenswerth diese Verwirrung der geist lichen Gewalt an und für sich ist, fv wird es doch für die unerläßliche weite--» A^emanderjetzung des Staates mit der römischen Kirche ein Gewinn sein, daß die Stel lung Roms zur weltlichen Macht jetzt so klar, so un widerleglich hervorgetreten ist, — daß alle die Verhüllungen, mit welchen die deutschen Bischöfe und die parlamen tarischen Führer der Ultramontanen soeben noch den Standpunkt Roms zu beschönigen suchten, durch den unfehlbaren Papst selber hinwcggerissen sind. Was die besonnenen Bischöfe vor dem Conctl und während des Concils mahnend und bittend vorhergesagt, das wird jetzt zur unabweislichen Thatsache: die Stellung des Papstes, wie Pius IX. sic auf Grund der vatikanischen Beschlüsse auffaßt und zu handhaben versucht, tritt in unlöslichen Widerspruch mit den Rechten aller weltlichen Herrschaft. Die Klarheit, welche der Papst jetzt in die Beziehungen zur preußischen Regierung gebracht hat, zeichnet auch der Regierung die Wege unverkennbar vor, welche sie gegen die revolutionäre Anmaßung weiter zu betreten hat: es muß für die katholische Kirche in Preu ßen zum allseitigen klaren Bewußtsein kommen, wer in Preußen Souverän ist! Weiter aber gewinnt durch das Auftreten des jetzigen Papstes die vom Fürsten Bis marck schon früher angeregte Frage in Betreff der Stel lung der Regierungen zur künftigen Papstwahl noch größere Bedeutung. Wiehr als zuvor noch ist cs klar, daß die Regierungen, ehe sie einem neuen Papst eine solche Stellung einräumen, wie sie nach dem vaticani- schen Concil« beansprucht wird, sich fragen müssen, ob die Wahl und die Person desselben die Bürgschaften darbieten, welche sie ge^cn den Mißbrauch geistlicher Ge walt zn fordern berechtigt sind." Tagesytschichte. Dre-deu, 25. Februar. Heute Mittag nach '«1 Uhr wurde der Residenz durch lOl Kanonenschüsse die frohe Kunde, daß unserm durchlauchtigsten Königshause wiederum ein Prinz geboren worden ist (vgl. oben den amtlichen Theil). Das erfreuliche Ercigniß ist schnell und glücklich erfolgt. Ueber das Befinden der hohen Wöchnerin und des neugebornen Prinzen wird von morgen an Nachmittags von 1 bis H3 Uhr in der I. Etage des k. Palais am Taschendcrge ein Bulletin ausgrlegt. — Den Neugebornen begrüßen mit dcn be glückten Aeltern .5 Geschwister, drei Brüder: die Prin zen Friedrich August (geb. 1865), Johann Georg (>86!») und Max (1870), sowie zwei Schwestern: die Prinzes sinnen Mathilde (1863) und Maria (1867). * Berlin, 24. Februar. Die heutige „Prov.-Corresp." bestätigt, daß Se. Majestät der Kaiser in voriger Woche infolge einer Erkältung leicht erkrankt war und seitdem das Zimmer hüten muß. Obwohl die Krank- heitserscheinungcn jetzt saft vollständig beseitigt sind, so hat doch die kalte Witterung bisher die Ausfahrten ver hindert. Den Rcgierungsgeschäftcn hat sich Sc. Maje stät mit gewohnter Regelmäßigkeit widmen können und namentlich den Reichskanzler Fürsten v. Bismarck wie derholt zu längeren Besprechungen empfangen. — Wie der „St.A." meldet, hat hcute Mittag auf allerhöchsten Befehl eine Besichtigung der Centralturnanstalt durch Se. kaiserl. und königl. Hoheit den Kronprinzen Statt gefunden. DeS beschränkten Raumes wegen war bei der Besichtigung nur die Anwesenheit der höheren Vorge setzten dis einschließlich der Regimentscommandcure ge stattet. — Officiösen Berichten zufolge ist die an das Staatsministerium ergangene allerhöchste Ordre in Be treff der geschäftlichen Behandlung der gesetzgebe rischen Arbeiten im Staatsministerium vom 6. Februar datirt und vom Präsidenten des Staatsmini- steriums gegengezrichnet. Die Ordre bestimmt, daß jeder Ressortchef, welcher den Erlaß eines Gesetzes für angezeigt hält, zunächst die Frage des Bedürfnisses, sowie die Grundsätze, durch deren Anwendung die Be friedigung desselben erstrebt wird, dem Staatsministerium zur Erörterung und Beschlußnahme zu unterbreiten hat. Sofern das Staatsministerium die Nothwcndigkeit einer legislativen Maßnahme anerkennt, soll dasselbe in allen Angelegenheiten von erheblicher Wichtigkeit, besonders von organisatorischer und politischer Bedeutung, die bei der Ausführung zu Grunde zu legenden Principicn Sr. Majestät zur Genehmigung vertragen. Nach Maßgabe dieser Grundlagen soll dann erst die Ausarbeitung des Entwurfes herbeigeführt und in der bisherigen geschäft lichen Weise vorgegangen werden. — Vor der 7. De putation des Criminal gerichts hatten sich gestern 5 Aeitungsredacteurc wegen Beleidigung des Gou verneurs von Berlin, Generals v. Stülpnagcl, zu ver antworten. Angeklagt waren die Redakteure der „Vos- sischen Zeitung" Oi. Hermann Klctke, des „Berliner Tageblattes" Or. Menger, der „Berliner Presse" IN. Jacobi, des „Boten vom Gesundbrunnen" Schmeling und des „Ulk" Haber. Die erstgenannten 4 Blätter brachten in den ersten Tagen des vorigen Monats einen dem Stuttgarter „Beobachicr" nachgedrucktcn Artikel unter der Ueberschrift „Durchgebrannt", inhatts dessen Herr v. Stülpnagrl während seines Aufenthalts in Stuttgart als Commandcur des 13. Armeekorps sich geweigert haben sollte, die ihm vorgelcgte Fassion zur Einschätzung seines Dienst und Capitalcinkommcns aus zufüllen und auf diese Weise die Steuer hinterzogen zu haben. Einige Tage darauf brachten die gedachten Zei- und zuckte es wild. Hatte er uns seine eigene Geschichte erzählt? — Mir standen die Augen voll Thränen und das Herz war mir so beklommen, so weh. Also darum vergeudete er Tag für Tag, Nacht für Nacht seine Kraft und sein Genie in der Weinstube von Lutter und Weg ner? Einst mit den: genialen E. T. A. Hoffmann und dessen Geistern — seit vier Jahren allein. Also darum hatte er zum Entsetzen von ganz Berlin kürzlich wieder geheirathet, eine junge, leichtlebige, unbedeutende Tän zerin, obgleich zwei frühere Ehen so unglücklich gewesen waren ? und man wußte in Berlin bereits viel von dem Unglück dieser neuen Ehe zu erzählen . . . Armer Lud wig! Ich mußte mich zu ihn, hinüberbeugeu und seine schöne marmorblasse Hand küssen ... Er schlug das Auge auf — wie aus einem fernen Traun: erwacht... Dann fuhr er sich mit der Hand über die hohe schmale Stirn und lächelte wie ein Kind: „Ach so! wir fahren nach Potsdam. Ich glaube, ich habe mal wieder recht häßlich geträumt. Und wir wollten ja lustige HerzenS- geschichten erzählen. Jetzt sind Sic an der Reihe, liebes Fräulein . . . aber bitte . . . recht lustig!" Ta war der Alp verscheucht, der sich in dem grünen Rumpelkasten so breit und immer schwerer gemacht hatte. Hofrath Esperstedt steckte seine große goldene diamanten- besetzte Tabatiere von Rußlands Gnaden, in die sich seine verlegene Nase perpetuirlich verkrochen hatte, we nigstens auf zwei Minuten wieder in die Tasche und Amalie Wolff fand ihre verlorene Haltung und Heiter keit wieder. »Ja, ja — geben Sie uns ihr lustiges Liebrsleid zum Dessert, liebe Kleene!" So nannte sie mich gern im echtesten Berlinisch. „Als ob ich bei meinen 18 Jahren nur so die Aus wahl hätte, Frau Collegin! Ich gebe Ihnen mein Ehren wort: ich habe noch keinen einzigen Lederhandschuh an gebissen." * „Aber Sie haben einen bcrlinerblauen Anbctcr — ein wahres blaues Liebeswunder l Ich könnte in meinen alten Tagen Sie noch drnm beneiden. Sie haben eine Cpccialität für sich!" Und ich mußte erzählen.: „Schon bald nach meinem ersten Auftreten am Königstädter Theater erhielt ich bei neuen Rollen ano nyme reizende Huldigungsgcdichte, einfach „Eduard" unterzeichnet, nebst dcn schönsten Blnmcn zugcsentet. Ich war nicht wcnig neugierig, wer dieser gcheimniß- volle zarte Verehrer sei, der nicht dcn geringsten Dank zu beanspruchen schien. Denn der Dank der Verehrten bleibt doch den Verehrern sonst immer die Hauptsache. Noch neugieriger wurde ich, als mir allabendlich am Ausgange des Theaters ein schlanker Mann anfficl, der im dunklen Schatten stand und mir nur stets eine stumme tiefe Verbeugung machte. Dann sahen die Mutter und ich dieselbe schlanke dunkle Gestalt uns in einiger Entfernung bis an unsere Wohnung folgen — auch wohl noch vom Fenster aus dcn Unbekannten drüben im Schatten der Häuser stehen und zu uns Hinaufstarren. „Das ist sicher Eduard", sagte ich zur Mutter. „Aber warum kommt er nicht am Hellen Tage und präsentirt sich als gebildeter Visttenmann, wenn die Liab' so groß ist?" Endlich, als ich schon bei Ihnen gelandet war, kam — seine Mutter, eine liebenswürdige alte Dame, die wir schon oft in Gesellschaften getroffen hatten, mit der wehmüthig verlegenen Bitte: ihrem Sohne Eduard zu erlauben, die Mutter und mich Abends zuweilen vom Theater nach Hause geleiten zu dürfen. Er verehre mich so sehr . . „Also Ihrem Eduard verdanke ich die sinnigen Ge»
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