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Dresdner Journal : 11.02.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187502111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-02
- Tag 1875-02-11
-
Monat
1875-02
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 11.02.1875
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^34 I» »«t-L«: . . . 1» X»» HMrUc^ 4 LV kk. di HWWI»! 10 kk 4«—rd»Id ToBdMlA Ksiot»«« tritt?«t M»S 8t«wp»I»o»odlLU U«». 4» 8»ow «ii>«r tk«o»1te»vu i?etit»«t>«i BO ?>, v»»«r „Lui8«»»oät" ckw Lsilsr 00 kt Lrooksl»«»« mit ä«r Som»- »oä ^d«»ä» kür ä« kol-«»ckm» ^»8- Donnerslag, von >1, Februar 1874 DreMerIournal. Verantwortlicher Redacteur: Commisstonsrath I. G. Hartmann in Dresden. l»»or»t«>»»i>»ki»o o«vLrto» LttsttU: /> Lra»«titett«r, 0« Dr«<tusr ^oariuU»; «bevck»«. - LuA«n , N»»>>iu^->,rU»^i,»-I.-t»«^- I»»«I->r«it»a-kr»Ltckilre » » : //a»»en»trin <S ^o-icr, L«rU« Vt«L-S»»>dor^-kr»4-l.iIpiio-^r»Lkkur1 ». » »äocd«»: K«ck Lt «e, S«rlU>: § Lornwl:, /»lakick«»- sitint, // FiLrec/»t, L Lc^/vtt«,- Or«»I»«: F Lti-A«»»'» Vä«MLU»: Fr. k^oiot, ^»nkturr » H.: L ^«e-«-'»odv a. F O. Lerrma»—«rb« Nueüd., Da«te<O6o., SSrUtt: /»v D , L»L»»r<r: O k»rt»! /kava», FaM«, <7 Oo, DuuL« <0 60.» L»wd«r»: F Fkri-tkpen, Vl»: Ft. Hpz-ettt. ll«r»u»is«dor» Kvaißl. Lrp«t1tiou ä«« 0r«<1o« Vroxivo, Ll»riri»rvttt0L»tr»«» Uo. t. Amtlicher Theil. Dresden, 10. Februar. Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erb großberzogin von Sachsen-Weimar sind heute Vormittag ^10 Uhr nach Dessau abgereist. Dresden, 3. Februar. Se. Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß der Geheime Medi- cinalrath und ordentliche Professor vr. mell. Ernst Le berecht Wagner in Leipzig das ihm verliehene Ritter kreuz erster Classe des Herzoglich Anhaltischen Haus ordens Albrechts des Bären annehme und trage. Nichtamtlich«'!- Theil. Neber sicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgescdichte. (Dresden. Berlin. Wien. Buda- Pest. Madrid. London. Stockholm. St. Peters burg. Konstantinopel. Belgrad. Bukarest.) Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Grimma. Meißen. Großenhain. Schwarzenberg. Limbach.) Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Te!cyr.«pdische Nachrichten. Buda-Pest, Dienstag, 9. Februar, Abends. (W. T. B.) Der Finanzminister Ghyczy hielt in der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses eine mehrstündige Aede, m welcher er den von der Re gierung vorgeschlagenen ModuS zur Regulirung deS Staatshaushalts alS den allem zweckmäßigen bezeichnete und nachzuweiscn suchte, daß bei An nahme der Vorschläge der Regierung die Regelung deS Staatshaushalts für 18^7 möglich sei. Der Schluß der Debatte wird wahrscheinlich am Frei tag oder am Sonnabend erfolgen. (Vgl. unter „Tagesgeschichte.") Madrid, DicnStag, S. Februar, AbendS. (W. T. B.) Die Carlisten haben in einer Stärke von 39W Mann eine der Anzahl nach schwächere Abtheilung der Besatzung von Daroca (in Ara gonien bei Saragossa) überfallen. ES entwickelte sich ein lebhaftes Gefecht, in welchem die Carlisten beträchtliche Verluste erlitten. Lom General Loma ist die Meldung eingc- gangen, daß der Brigadier Oviedo die Ortschaft Usubil in Guipuzcoa besetzt hat. (Vgl. unter „Tagesgeschichte.") Bombay, DienStag, 9- Februar. (W. T. B.) Die „Gazette de Bombay" meldet, daß Herat am 19. Januar von den Truppen Shir Ali KhanS besetzt worden sei. Tagesgerichte. DreSten, 10. Februar. Gestern Abend hat bei Ihren königlichen Majestäten in den Paradesälen der II. Etage des königl. Schlosses ein größerer Hofball stattgefnnden, welchem auch Ihre kaiserl. königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Toskana, Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Georg, Are königl. Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erb- großherzogin von Sachsen-Weimar, Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin und Se. Durchlaucht Prinz Reuß Heinrich I V. beigewohnt haben. Unter den zahlreichen Anwesenden (es waren gegen 800 Einladungen ergangen) befanden sich die am königl. Hofe beglaubigten Diplomaten mit ihren Frauen Ge mahlinnen, die Staatsminister, die Generalität rc. Nach 12 Uhr zogen diö allerhöchsten und höchsten Herr schaften sich in ihre Gemächer zurück (Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Georg hatte sich bereits vor Be ginn des Soupers zurückgezogen) und gegen 1 Uhr war das Ballfest, das letzte der diesjährigen Saison, zu Ende. Dresden, 10. Februar. Se. Hoheit der Prinz Philipp von Sachsen - Koburg und Gotha ist nebst Frau Gemahlin königl. Hoheit (Prinzessin Louise, Toch ter des Königs der Belgier) vorgestern Abend aus Brüssel im strengsten Jncognito hier eingctrofsen, im „Hotel de Saxe" abgetreten und heute Mittag nach Prag weiter gereist. * Berlin, 9. Februar. Heute Abend findet bei Ihren kaiserlichen Majestäten im weißen Saale des kgl. Schlosses ein Ball fest Statt, zu welchem gegen M-O Einladungen ergangen sind. — Gestern Abend war bei Ihren kaiserl. und königl. Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin ein glänzender Maskenball, dem auch Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Abends '-iklO Uhr bis Morgens 2 Uhr beiwohnten. Einladungen zu demselben hatten außer der königlichen Familie und den hier anwesenden Fürstlichkeiten auch die Minister, das diplomatische Corps, die Generalität, Hofchargcn, Notabilitäten der Kunst und Wissenschaften und distinguirtc Fremde erhalten. Dieses Maskenfcst, zu dem sämmtliche Eingeladene theils im Costum der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, theils im schwarzen Do mino erschienen, bildete den Höhepunkt der diesjährigen Hosfestlichkeiten. Es war seit den« Jahre 1868 das erste Mal, daß den Freuden des Carnevals in zwanglosem Maskenscherze bei Hofe gehuldigt wurde. Im Gegensatz zu dem damaligen war dem gestrigen Ballfeste ein be stimmter histonscher Charakter, sowie ein nach einheit lichem Plane entworfenes Gepräge aufgedrückt worden. Der Rahmen, in welchen sich das eben so prachtvoll als originell gehaltene Gemälde einfügte, stellte die Hofhal tung eines italienischen Fürstengeschlechts in der Zeit von der Mitte des 15. bis zu der des 16. Jahrhun derts dar. Es waren die Tage, in denen Cosmo v. Me dici den florentinischen Staat durch glückliche Kriege nach außen, durch Beförderung der Künste und Wissen schaften und durch Errichtung herrlicher Bauwerke im Innern mächtig und blühend machte. Ter Zug der Festgebenden und die Dekorationen entfalteten die reichste Pracht und legten von Neuem Zeugniß ab von dem sinnigen Verständniß, mit welchem die erlauchten Wirthe anregend und belebend den Aufgaben und Zielen künst lerischen Strebens folgen. — Der Bundesrath, die vereinigten Ausschüsse desselben für Zoll- und Steucr- wesen und für Handel und Verkehr, und der Ausschuß für Zoll- und Steucrwesen hielten heute Sitzungen.—Wie die „Köln. Ztg." vernimmt, wird seiten der Reichsregierung auch die bisher so häufig und von so verschiedenen Seiten in Anregung gebrachte Revision des Strafgesetzbuchs bald in Angriff genommen werden. Es hat sich heraus gestellt, daß manchen Beschwerden durch die Landcs- gesetzgebungen abgcholfen werden kann, denen ja durch das Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch nach vielen Richtungen hin Spielraum gelassen ist. Auf diese Weise wird auch ein Antrag Mecklenburgs an den Bundesrath seine Erledigung finden, der dahin gerichtet ist, ein Ge setz gegen den Forst- und Feldfrevel von Kindern zu erlassen, sodaß dafür in gewissen Fällen die Aeltern der Excedentcn zur Verantwortung zu ziehen wären. — Nach der „D. R.-C." ist Fürst Bismarck von seinem letz ten Krankheitsfalle vollständig wicderhergestellt, sodaß er die schon längst projectirte Reise nach seiner lauenburgi- schen Besitzung noch zu Ende diese- Monats anzutreten gedenkt. Bei dieser Reise handle es sich namentlich da rum, daß der Fürst Dispositionen treffen will, um auf seinem Besitzthum ein den Verhältnißbedürfnissen ent sprechendes fashionables Wohnhaus herzurichten, da das Schloß Friedrichsruhe, welches er ursprünglich zu die sem Zweck angekauft hat, den Bedürfnissen nicht ent sprechen soll. Der Fürst werde seine Anwesenheit auf seinen Besitzungen deshalb auch auf circa eine Woche ausdehnen, dann aber wieder nach Berlin zurückkehren und unsere Stadt nicht früher verlaffen, als bis die bessere Witterung einen Aufenthalt in dem etwas rauhen Klima von Varzm gestattet. l^. Berlin, 9. Februar. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses, welcher am Minister tische die Staatsminister Graf zu Eulenburg, l>r. Achen bach, Or. Falk und 0>. Friedenthal beiwohnten, bildete die Tagesordnung die erste Berathung einer neuen Pro vinzialordnung für die Provinzen Preußen, Branden burg, Pommern, Schlesien und Sachsen, sowie des Gesetzentwurfs, betreffend die Verfassung der Verwal tungsgerichte und das Verwaltungsstreitverfahren. Zum Wort haben .sich 12 Redner für und 14 Redner gegen die Vorlage gemeldet. Auf Wunsch des Abg. Ilr. Virchow wird ein von demselben eingegangener Antrag wegen Vorlegung einer Kreis-, Gemeinde- und Provinzialordnung für Rheinland und Westfalen mit in die Besprechung gezogen. Die Discussion eröffnet Aba. Frhr v. Heermann (gegen die Vorlage). Redner geht aus die einzelnen Bestimmungen des Entwurfs Näber ein und bemängelt zuerst das System der dreifach rectificirten Wahlen für den Provinriallandtag. Sodann tadelt er die Stasfelltiter der Berwaltungsinstanzen: Gemeindeversamm lung, Gcmeindeausschuß, Kreisversammlung, Kreisausschub, Bezirksverwaltungsaericht, Provinziallandtag rc. Wo in aller Welt sollen alle Personen Herkommen, um diese Ausschüsse und Versammlungen zu füllen? Was bleibt denn da noch für Reichstag und Landtag ? Die Beschränkung zur Befuanib von statutarischen Bestimmungen enge die Selbstverwaltnng zu sehr ein, während die Oberaussicht der Behörde über die in Aussicht genommenen Corporationen zu weit ausgedehnt sei. Erstere müssen erweitert, diese eingeschränkt werden. Um de» von ihm geäußerten Bedenken Abhilfe zu verschaffen, möge man die Vorlage an eine Commission von 2« Mitgliedern überweisen. Für die Vorlage sprach sodann der Abg v. Köller, welcher besonders die Beibehaltung der Regierungspräsidenten als nothwendigeS Mittelglied zwischen dem Oberpräsidenten und den Centren der Verwaltungsorgane und die Ausrecht- erhaltung der Trennung des Verwaltungsgerichts und des Bezirksausschusses betonte. Abg Miquäl erklärt die Grundprincipien der Entwürfe im Allgemeinen für die richtigen und spricht der Regierung seinen Dank für die Energie aus, mit welcher sie in den neuen Vorlagen den mit der Rreisordnung begonnenen Bau im Sinne der Selbstverwaltung weitergcführt habe. Einzelne Bestimmungen seien allerdings noch der Prüfung zu unter werfen; so erwarte er von der Regierung, daß sie den Regie rungspräsidenten weiterhin nicht beibehalten werde. Grund gedanke des Reformwerks sei nicht die Ncbeneinanderstellung der staatlichen Behörden und der bürgerlichen Elemente, son dern der Ersatz der ersteren durch die letzteren. Und dieser Grundgedanke müßte gleichmäßig und gleichzeitig aus alle Provinzen Anwendung finden, namentlich auch aufdie Rhein provinz und Westsalcn. Nachdem hieraus Abg. Schlüter erklärt, daß er cs für sehlerhuft ausehe, mit einer kommunalen Reform nur für einen Theil der Monarchie vorzugehen und die Ueberweisung der Vorlage zur Berathung in einer Commission empfohlen, ergreift das Wort Abg. vr. Virchow: Nach seiner Uebcrzeugung sei die Vorlage äußererdentlich unvollkommen, insbesondere fei die Grenze der Frage der Competenz zwischen Staats- und Com- munalvcrwaltung nicht fest genug gezogen. Er halte für schädlich, daß ferner die Vorlage aus weitere Vorlagen ver weise, man möge sich gleich entscheiden und die Sache sicher stellen. Redner geht nunmehr aus eine Beleuchtung des Ent wurfs nüber ein Er kann nicht die gegebenen Provinzen als selbstständige natürliche Körper anerkennen und bekämpft die Zwischeninslanz der Regierungspräsidenten. Er legt besonderes Gewicht daraus, daß auch tue Organe sür die Gesundheits pflege in dem Entwurse Aufnahme finden und aertycidiat so dann seinen Antrag wegen sofortiger Vorlegung einer Kreis gemeinde und Provinzialordnung für Rheinland und West falen. Sei der Minister hierzu in diesem Augenblick noch nicht im Stande, dann wolle er lieber noch ein Jahr auch mit dem vorliegenden Gesetze warten. Feuilleton. Redigirt von Otto Baust. K. Hofthcater. — Altstadt. — Am 9. Februar: „Ein Glas Wasser" oder „Ursachen und Fol gen", Jntriguenstück in fünf Acten von Scribe. Dieses modern anmuthige Lustspiel, das durch seine historische Anlehnung bis zu einem gewissen Grade fixirt und gegen frühe Veraltung geschützt ist, charaktrrisirt mehr als andere Stücke seines Genres die Eigenthüm- lichkciten der französischen Dramatik. Auch deren Un gezogenheiten erscheinen dabei noch in einem liebens würdigen Licht. Derartige Productionen sind aus der Literatur, die sich für die Pariser Theater gebildet hat, in späterer Zeit nicht wieder hervorgegangen; Dumas, Vater und Sohn, Feuillet, Sardou und Andere haben zwar mehr angestrebt, aber weniger erreicht, sie wollten tiefer aus dem Born der Poesie schöpfen, doch lief ihnen das Wasser zwischen den Fingern durch; nur wo sie abwechselnd in den Sumpf griffen, behielten sie etwas Consistentes in Händen, und es gestaltete sich daraus das neue dramatische Genre der socialen Probleme und fragwürdigen Existenzen. Scribe begnügte sich mit der Oberfläche und Außen seite der Dinge; aber er wußte die flache Schablone ihres Erscheinungslebens stets so pikant als Silhouette in ein theatralisch wirksames Licht zu stellen, die Be wegungen der Personen so leicht und frei zu machen, weil er ihr Inneres leer ließ, und endlich die unnatür lichste Jntrigue durch eine gefällige Einkleidung, durch einen amüsanten Dialog von souveräner Nachlässigkeit so biegsam erscheinen zu lassen, daß seine besten Stücke uns das Interesse eine- rasch ausgeführten Schachspiels einflößen, welches mit mehr Witz als System gespielt wird und durch zierlich geschnitzte Figuren fesselt. Es ist recht, solche Productionen auf der Bühne warm zu halten, sie thun fürs Repertoire die Dienste des getreuen Eckart. Als Frl. Ulrich die Königin Anna spielte (die zu ihren feinsten, echt künstlerischen Leistungen gehörte), war das Stück leichter zu besetzen, da sich für die Her zogin, auch abgeseheu von unserem damaligen Personal, viel leichter eine Vertreterin findet. Gegenwärtig ist die Wahl der Besetzung zwar ganz richtig, weil für Frl. Haverland eine einfach gestimmte, ruhige Rolle eine herrliche Uebung ist und weil Frl. Ulrich in den in triganten Sinn der Marlborough unvergleichlich cin- zudringen versteht, — aber die Wirkung der Anna hat an Feinheit verloren, verloren an einer gewissen vor nehmen Grazie mit geistiger Unzulänglichkeit und weid lich kindischem Eigensinn-gepaart. Frl. Haverland, die in der Königin ihre herrlichen persönlichen Mittel zu jugendlicher Entfaltung brachte, wird es zu ihrem Studium machen, den Eindruck dieser Partie aus der jetzt ringetretenen Vergröberung wieder anmuthig herauszuarbeiten, wobei Mimik, Augenspiel und Kopfbewegungen den Adel der Mäßigung zu erfah ren haben. Je feiner die Anna spielt, je feiner muß Boling- broke mit ihr spielen, und zwar nicht wie die Katze mit der Maus oder der Kluge mit dem Einfältigen; solcher Kappzaum des delikaten Tactes wird dem humo ristisch frischen, liebenswürdigen Vertreter Bolingbroke's sehr zu Gute kommen. Wenn man sich die Darstellung des Herrn Dettmer eben so gefärbt, aber mit mehr künstlerischer Decenz ausgesührt denkt, so würde sie gegenwärtig zu den besten Repräsentationen dieser Rolle gehören, die sich nun einmal dem starken übermüthigen Auftrag der Effecte spröde entzieht. Das Haus war erfreulich gefüllt. O. B. Leipzig. Eine Leipziger Universitätsdepu tation, bestehend aus den Professoren Domherr vr. tfieol. Kahms und Director l)r. pl.il. Bruhns, über reichte am 8. Februar in der alten niederländischen Universitätsstadt Leyden zur Jubelfeier des 300 jähri gen Bestehens der dortigen Universität die Glückwunsch adresse der Leipziger Hochschule unter entsprechenden Ste den in lateinischer und deutscher Sprache. — Die Zahl aller Jmmatriculirten beträgt in Leyden seit 1575 nicht weniger denn 70,000. Kunst. Ueber Murillo's gestohlenen „Antonius" tauchen immer noch Details auf, die vielleicht noch der letzten Klärung bedürfen. So schreibt die Madrider „Epoca": „Wie wir in einem Abendblatte lesen, hat der Generalcapitän der Insel Cuba telegraphisch dem Colo nienminister mitgethcilt, daß er mit dem Postdampfrr das Stück des „ heil. Antonius" von Murillo schicke, welches vor einigen Monaten aus der Kathedrale von Sevilla geraubt und Dank dem Eifer des spanischen Consuls und den guten Diensten der Regierung der Vereinigten Staaten auf dem Boden jener Republik wieder beigcbracht worden ist. Wir glauben, daß diese Nachricht von allen Kunstfreunden mit Befriedigung ausgenommen werden wird. Einige Künstler von Sevilla haben, in dem Wunsche, dem besagten spanischen Konsul einen Beweis ihrer Achtung zu geben, in dem Blatte ,^a Andalucia" den Vorschlag gemacht, denselben mit einer Copie des genannten Gemäldes von der Hand eines Künstlers zu beschenken, welcher die Manier des unsterblichen Murillo am besten wiedergeben kann." Minister des Innern Graf zu Eulenburg: ES sei vorauszusehen gewesen, daß einzelne Bestimmungen an dcm Gesetz« nicht die allgemeine Zustimmung finden würden. Er wolle sich nur einige allgemeine Bemerkungen erlauben Der Eiser und der Drang, das in dieser Gesetzgebung festgestellte System über den ganzen Staat zu verbreiten, ser bei der Re- gierung sowohl wie bei den betreffenden Refforts lebhafter als irgendwo. Schon die großen Schwierigkeiten, die aus diesen verschiedenen BerwaltungSsystemen für die Regierung ent stehen müssen, führten naturgemäß dahin. Deshalb war eS natürlich, daß, sobald die Kreisordnung ein Jahr in Kraft war, die Regierung den Blick auch auf tue übrigen Provinzen und deren Einrichtungen richten mußte, um sich ein Bild zu machen, wie die Ausdehnung der Kreisordnung zu erfolgen habe. Wenn das Haus wüßte, welche Zeit und welche Kräfte bereits dieser Theil der Gesetzgebung erfordert habe, so würde das Urtheil jedenfalls ein anderes sem. als es hier ausge sprachen worden, und es sei daher absolut unmöglich, schon jetzt alle diese Vorlagen zu machen und die StaatSregierung befand sich also daher in der Lage, mit einem sogenannten Bruchstück vor das Haus zu treten. Er glaube, daß man sich vor der Hand damit begnügen kann, in denjenigen Provinzen, wo die Kreisordnung Gesetz geworden ist, die Verwaltung zu einem ganzen Gebäude zu gestalten, das man den übrigen Provinzen als ein vollständiges Bild darstellen könne Er meine, diese Ausgabe werde erfüllt werden, wenn man die Provinzialord nung sür die fünf Provinzen fertig stelle; wenn man das Ge setz über die Verwaltungsgerichte berathe und die Provinzial fonds vcrtheilc. Er habe daher das größte Interesse daran, daß dieser Theil der Gesetzgebung zunächst zu Stande komme, um eine wirkliche Frucht sür diese Session daraus zu schaffen. Die Gründe, ob die Kreisordnung in Rheinland und West falen schon jetzt einzusühren ist oder nicht, beruhen auf Er wägungen, die ein klein Wenig ernster sind, als hier hinge worfen sei, und sei diese Frage in diesem Augenblick noch nicht entschieden. WaS nun im Uedrigen die Selbstverwaltung selbst anlangt, so gehe die Regierung davon aus, daß dieselbe zum groben Theile eine Machtsrage sei. Ein dauernd fesselndes Interesse an der Selbstverwaltung werde nicht dadurch erreicht, daß man sage, nehmt dem Staal etwas von seiner Arbeitslast ab, sondern dadurch, daß man ihr den richtigen Raum an weise und dadurch, daß das Volk ein Wort bei der Verwal tung mitzusprechen habe. DaS HauS habe wohl die Ueber zeugung, daß die Staatsregierung von dcm Gedanken, eS müffe in dem Sinne der Kreisordnung überhaupt organisirt werden, durchdrungen sei. Man vertraue also der Regierung und überlasse ihr die Initiative in der Sache. Es ergreift hieraus das Wort der Abg. v. Kardorff. Die Gründe, welche her Abg l»r. Virchow gegen die Vor lage gemacht habe, seien dieselben, welche er einst gegen die Krcisordnung geltend gemacht habe. ErsahrnngSmaßig babe man aber mit der letzteren einen günstigen Weg betreten, er empfehle daher die Annahme des Entwurfs, hoffend, daß die Provinzialordnung eben so wie die KreiSorbuung ein Hort deutscher Sitte und deutschen Rechts werdc und eine Schule unserer Nation, die dieselbe befähigt, die ihr gestellten grogcn Aufgaben zu erfüllen Lie Berathung wird sodann bis morgen vertagt. Wien, 9. Februar. Von angeblich gut unterrich teter Seite geht der „N. fr. Pr." nach Schluß ihres heutigen Abendblattes die folgende Darstellung der au genblicklichen politischen Situation in Ungarn zu: Die (nachstehend unter Buda-Pest in ihren Hauptzügen mitgetheilte) Rede des Ministerpräsidenten Bitt<», so gün stig auch ihr Eindruck war, hat doch nicht vermocht, das gegenwärtige Cabinet in seiner Stellung zu befestigen und den Versuch, ein Coalitionsministerium zu bilden, zum Falle zu bringen. Herr v. Bttto wird morgen hier erwartet, und dann dürften sofort die Unterhand lungen wegen Neubildung des Cabinets beginnen. Als feststehend scheint vor der Hand nur soviel betrachtet zu werden, daß das Ministerium in seiner Majorität aus dem Kerne der Deakpartei genommen und Koloman Tisza das Portefeuille des Innern erhalten wird. An gestrebt wird ferner, dem neuen Cabinete Ghyczy zu er halten und Baron Sennyey zu gewinnen, welchen! eventuell das Ministerpräsidium zugedacht ist. Sollte Sennyey ablehnen oder seine Berufung aus anderen Gründen unthunlich sein, so wäre Szlavy als Minister präsident auscrsehen. Herr v. Lonyay soll alle Anstreng ungen machen, das Finanzportefeuille zu erlangen; doch stehen seine Chancen nicht eben günstig, da sein Wie dereintritt ins Cabinet von keiner Leite gewünscht und lediglich aus Furcht vor der unbequemen Opposition der Lonyaypartci von einigen Zaghaften befürwortet wird. * Buda-Pest, 8. Februar. Im Nachstehende» skizziren wir den Inhalt der bereits kurz erwähnten Programmrcde, welche der Ministerpräsident Bittö, von * Professor Joseph Führich in Wien, welcher dort am 9. Februar seinen 75. Geburtstag feierte, wurde aus diesem Anlasse durch zahlreiche Ovationen ausge zeichnet. Geboren am 9. Februar 1800 zu Kratzau in Böhmen als der Sohn eines Landmalers, der, um seine Familie zu ernähren, auch Anstreicherarbeiteu uicht verschmähte, entwickelte Führich schon früh eine große Neigung zur Kunst. Graf Clam Gallas unterstützte den jungen Mann, der bald entschiedene Proben eines großen Talentes ablegte. In Prag erhielt er seine erste Aus bildung und übersiedelte dann nach Wien, dessen Kunst schätze ihn begeisterten. Dort fand er Freunde, welche ihm eine Reise nach Italien ermöglichten. Nach seiner Rückkehr lebte Führich noch einige Jahre in Prag, bis er im Frühjahre 1834 bleibend nach Wien übersiedelte, wo er als Custos der akademischen Gemäldegalerie eine Anstellung erhielt. Hier fand er Muße, fernem künst lerischen- Drange zu leben. Eine große Zahl von Ge mälden machte ihn zu einem der Führer der christlichen Historienmalerei. Mittags am 9. d. M. erschienen nun die Deputationen der Künstlergenoffe schäft und der Akademie der bildenden Künste, um dem verehrten Meister die Gratulation der Corporationen zu überreichen. Der Ausschuß der Künstlergenossenschast, unter Führung des Vorstandes Felix, überreichte ihm einen Lorbecrkranz und eine Adresse; desgleichen wurden ihm von der Akade mie, die durch den Rector v. Engerth und Prorector Friedrich Schmidt repräsentirt war, ein Lorbcerkranz und eine Adresse gewidmet. Die Dresdner Künstlerschaft schloß sich an die Wiener an, und der Delegirte Professor Thumann, von Felix vorgrstellt, brachte mündlich dcm in Deutschland hochgeschätzten Meister die herzlichsten Glückwünsche.
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