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Dresdner Journal : 22.01.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187501229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-01
- Tag 1875-01-22
-
Monat
1875-01
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1875
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Ld*>os»«»ts»r«1»» I» U««» 4««1»«L»L L»c-L«: , K«le 4 K«It b0 kk W»»t»«K«inm«n,: l» kk. 4a—riuUd äs» ck«t>1»MS» 8«iot>« tritt k«t- Ml» 8wr»x«l»o»«t>l»4i U»». i»»er»ten prell«, ^r <t» lUuuv «io«r ?«tit»«U« - K> Nl. V»t»r „Lwzs«»»nät" <k« ^sll«: SO kL LiHelteiaear H^Ued wit -tonuU»«»« ä«r Som»- »»4 ?«i«rt»^ Xd«,ä» kür 6eo kols»a«l«» Dres-nerImmml. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. L«ip,Iss: /> Lr««^trtter, Oolilou»»ioii>» 4« vr«»äo«r louroat»; «ksnüa« : ^- ort , N«»biiris-»«rU».^t«»-l^tP^- L»»«I-Lr«»I«i»-rr»LLrurt » ».: <S ^o-ter,- LsrNv V„L S»mdurx-?r»8-l.«ip»i8 -krrLktort ». N Nl«4 L/E«, L«rN»: A. ^l-rn»c^;, ^nvatxlen- //. ^l/bree/tt, Sramou: L Itilrv»»; vdsmint»: ^r. kr»Lklurr »N. :L ^arAer'^uk« u. k,'. Werrmann »one Nuekß., /)a»L«>SOo., Sorlit»: /nv-4)„ 8<umov«r: L,'. §c^««Hker,- ?»rt»: //ava», T«/itte, LuN»er «4 L,'o., Itor^»rt: /-auLe <S (Ä., ü»wd«-z: /> ^cle^«lAen, Visa: A Opxel»L Ner»u«xed«rr klrpvtlitino <1e» Or«clo« ^oar»»t»i I)rv«tvll, U^rzLrvtüslllt»»«« Ll». t. Ämtlicher Theil. Dresden, 20. Januar. Auf allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Seiner Königlichen Hoheit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Hessen am Königlichen Hofe eine Trauer von zwei Wochen, vom 21. Januar bis mit 3. Februar ds. Js. angelegt. MchtmnMcher Theil. U,'b erficht. Telegraphische Nachrichten. TaaeSaeschichte. (Berlin. Wien. Prag. Buda-Pest. Pans. Madrid. San Sebastian. London. Kopenhagen. St. Petersburg.) Der Proce- Ofenheim in Wien. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Mittweida. Sebnitz. Löbau. Dippoldiswalde. Sayda.) Statistik und BolkSwirthschaft. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 20. Januar.) Börseunachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. !7L!MllMlchc Nachrichten. Wien, Donnerstag, 21. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das „Tel. Correspondenzbureau" meldet auS Belgrad: Eine auS Konstantinopel heute eingetroffene Meldung versichert, die Pforte habe in der Podgorizza-Affaire zur Nachgiebigkeit sich entschlossen und sei sofort geneigt, die Rath- schlage der Großmächte anzunehmen. Paris, Mittwoch, 2V. Januar, Nachmittags, (W. T. B.) Hierselbst ist ein spanischer KabinetS- courier eingetroffen, welcher sich nach Berlin be- airbt, um Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm ein Schreiben deS Königs Alfonso zu überbringen, in welchem derselbe seine Thronbesteigung anzetgt. Paris, Donnerstag, 21. Januar. (Tel. d. Dresdn.'Journ.) Aus Bayonne meldet die „Ager-ce HavaS", daß sich daselbst 48 Carlistische Ofstnere für den König Alfonso erklärt haben und daß die spanischen Kriegsschiffe vor Harauz morgen die Beschießung dieser Stadt beginnen sollen. Versailles, Mittwoch, 20. Januar, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Natio nalversammlung wurden die noch übrigen Artikel des Gesetzes über die Cadres der Armee durchberatben und darauf die zweite Lesuma des Gesetzentwurfes beschlossen. Von einem Mitglied der Rechten wurde der Antrag einaebracht, die Discusfion über die konstitutionellen Gesetze am Freitag zu eröff nen. Die Nationalversammlung beschloß dagegen, dieselbe bereits auf die Tagesordnung der morgen den Sitzung zu stellen. Brüssel, Mittwoch, 20. Januar, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ) Die Aepräsentantenkam- mrr hat in ihrer heutigen Sitzung den Antrag der Deputirten Courreur und Thomffen auf Bil dung eines internationalen Schiedsgerichtes ange nommen. Der Deputirte Berger richtete sodann mehrere Interpellationen an den Minister deS Auswärtigen. Berge fragt an, warum die Regierung die Ver tretung bei der Curie aufrecht erhalte, welche Beziehun gen die belgische Regierung zum Könige Alfonso von Spanien habe und warum die Beziehungen zu Mexico nicht wieder ausgenommen worden sind? Der Minister des Auswärtigen, Graf d'Aspre- mont-Lynden, erwidert bezüglich des ersten Punktes, daß die Lage dieselbe geblieben und daher die Haltung der Regierung nicht modificirt worden sei. Was die Thronbesteigung Don Alfonso's anbelanßt, so stehe Belgien auf demselben Standpunkte wie die übrigen 'Rationen und werde weder die erste, noch die letzte sein, dieselbe anzuerkennen. Die Beziehungen zu Mexico würden aus genommen werden, sobald die Differenzen, welche den Bruch herbeigcführt haben, beseitigt sind. Madrid, Donnerstag, 2i. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die spanischen Kinanzcommisfio- nen zu London und Paris sollen gelegentlich der Einlösung der fälligen auswärtigen Coupons re- organifirt werden. — Nachrichten auS den Nord provinzen zufolge werden daselbst von den Car listen 17 jährige Knaben auSgchoben. Saragossa, Mittwoch, 20. Januar, Nach mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) König Alfonso ist hier eingetroffen und von der Bevölkerung warm empfangen worden. Der König ritt sofort nach der Kirche Notre - Dame - del - Pilares und nahm dann iu dem Palaste deS Erzbischofs Woh nung, wo AbendS Galavorstellung stattfindet. Lngcsgeschichik. T,. Berlin, 20. Januar. Im Reichstage gelang ten heute diejenigen Petitionen zur Verhandlung, welche sich mit der Erhöhung, bez. Reform der Eisenbahntarife beschäftigen. Die Commission schlug vor, die 'Rieder setzung einer aus Delegirten der Eisenbahnverwaltungen, des Handels, der Industrie und der Landwirthschaft bestehenden Commission zur Untersuchung dieser Fragen zu beantragen, und das Haus beschloß nach längerer Discusfion in diesem Sinne, jedoch unter Weglassung jeder Angabe, aus welchen Personell die Commission zusammengesetzt werden solle. Principielle Gegner jeder Tariferhöhung ließen sich nicht vernehmen. Nachdem sodann der Schulze'sche Diätenantrag ohne Discusfion in dritter Lesung die Zustimmung des Hauses gefunden hatte, begründete der polnische Abgeordnete v. Tacza- nowski seinen Antrag, durch welchen die preußische Re gierung zur Achtung der den Bewohnern der polnischen Landestheile zucrkannten Rechte bezüglich ihrer Sprache und Nationalität angehalten werden soll. Ein Antrag, über den Antrag Taczanowski zur Tagesordnung überzugehen, fand zwar nicht die Mehrheit des Hauses; aber auch der Antrag selbst wurde abgelehut, nachdem Abg. v. Puttkamer (Sorau) die Grundlosigkeit der vorgebrachten Klagen dargethan hatte. (Bgl. drn-('»Zeucht in der B.rrla ge.) — Die heutige „Pr.-C." schlecht: „DicCom- mission für das Bankgesetz hat die zweite Lesung des Entwurfs beendigt. Bei derselben wurden einige wich tige Beschlüsse in Abweichung von den Absichten der Regierung gefaßt, durch welche die Vereinbarung des Gesetzes im Augenblick erheblich erschwert erscheint. Es ist jedoch zu hoffen, daß in dem Reichstage selbst, wel cher vermuthlich am Freitag in die Berathung des Ge setzes eintritt, eine schließliche Verständigung auch über die noch streitigen Punkte erzielt und damit das Zu standekommen des wichtigen und seither unter allseitigem Entgegenkommen berathenen Gesetzes von Neuem gesichert werden wird." Der „D. R.-C." zufolge ist der Bericht der Bankcommission noch nicht vollendet, sondern befin det sich noch im Druck, so daß er erst morgen früh unter den Mitgliedern zur Vertheilung gelangen wird. Es werde jedoch nach den Bestimmungen der Geschäfts ordnung noch möglich sein, mit den Berathungen des Entwurfes am Sonnabend den Anfang zu machen. (Nach der „N. Pr. Z." soll erst am Montag mit der Berathung des Bankgesetzes im Reichstage begonnen werden. D. Ned.) Dem Reichstage ist gegenwärtig auch noch die neue Concursordnung für das deutsche Reich, wie sie aus den Berathungen des Bundesrathes hervor gegangen ist, vorgelegt worden. Sie wird voraussicht lich schon morgen zur Vertheilnng gelangen und nach den Intentionen, die bei den Reichstagsmitgliedern vor herrschen, der großen Commission für die Justizgesetze zur Vorberathung überwiesen werden. * Berlin, 20. Januar. Unter Vorsitz des Staats- ministers Or. Delbrück hat heute eine Pleuaisitzung des Bundesraths stattgefunden. Gegenstand der Berathung waren: n) der Entwurf eines Gesetzes, be treffend die Erweiterung der Umwallung von Straß burg; 5) der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Controle des Reichöhaushalts und des Landrshaus- halts von Elsaß - Lothringen für das Jahr 1874. Eine Reihe von Handelskammern und kaufmännischen Korporationen hat sich im Anschluß an eine Eingabe der Handelskammer zu Barmen an das Reichskanzler amt und gleichzeitig an den Reichstag mit dem Anträge gewandt, gelegentlich der Einführung der Reichsmark- rechnung eine Aenderung der Wcchselstempelsteuersätzc berbeizufübren. Der Wechselstempel beträgt gegenwär tig bekanntlich für Wechsel bis 150 Mark 10 Pfennige, von da bis 300 Mark 15 Pfennige und weiter für jede angefangenen 300 Mark 15 Pfennige mehr. Nach dem Vorschläge der Antragsteller soll er dagegen von 100 zu 10" Mark steigen und für jedes angefangcne Hundert 5 Pfennige betragen. Nur zwei Handelskam mern (Hildesheim und Mühlheim) wollen den niedrig sten Steuersatz — für Wechsel bis zu 100 Mark — statt auf 5 Pfennige in Höhe von 10 Pfennigen, wie bisher, festsetzen. Die zuerst eingegangenen Gesuche der Handelskammern zu Barmen und Hannover sind vom Bundesrathe mit Rücksicht auf den von der Maßnahme zu erwartenden Steuerausfall ablehnend beschieden wor den, später ist aber gelegentlich der Berathung des Reichshaushaltsetats im Reichstage die Erklärung ab gegeben worden, daß eine Beschlußnahme des Bundes- raths in der Angelegenheit ergehen werde Der Bun desrat!) hat deshalb in seiner Sitzung vom 9. v. M. beschlossen, die Frage dem Ausschüsse für Rechnungs wesen zur Berichterstattung zu überweisen. Der Aus schuß des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und die vereinigten Ausschüsse desselben für das Seewesen und für Justizwescn hielten heute Sitzungen. - - Aus der Sitzung des Bundesrathes vom 5. Ja nuar d. I., in welcher der Civilehegcsctzentwurf angenommen wurde, wird nachträglich noch Folgendes bekannt: Gegen den Entwurf stimmten Königreich Sach sen, beide Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig, Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß ä. L. und Schaumburg- Lippe. Der badische Bevollmächtigte enthielt sich wegen Mangels .^»ftrnctiov der Abstimmung, mit der Erklärung, lick daß Protokoll offen zu halten- — Der großherzogl. mecklcubur- gische Bevollmächtigte erklärte: „Er sei beauftragt, namens der beiden mecklenburgischen Regierungen gegen den Entwurf, als wegen seiner principielle» Grundlage für dieselben unan nehmbar, zu stimmen. Die grobherzogl. Regierungen sind der Ansicht, daß die Einführung der obligatorischen Eivilehe mit ihrem tiefen Eingriff in das gesammte, insbesondere kirchliche Leben des Volkes principiell bedenklich ist und ohne die aller- dringendste Nothwendigkeit nicht gerechtfertigt werden kann; und daß deshalb, da eine solche Nothwendigkeit für die Ge- sammtheit der deutschen Bundesstaate» und namentlich sür die beiden Mecklenburg, als wesentlich protestantische Länder nicht vorliegt, für die reichsgesctzliche Einführung der obligatorischen Eivilehe cs an der Voraussetzung fehlt. Die mecklenburgischen Regierungen haben in dieser Ansicht nur bestärkt werden kön nen durch die anscheinend nicht günstigen Erfahrungen, welche man in Preußen seit dem kurzen Bestehen der obligatorische» Eivilehe mit dem Einfluß derselben auf die kirchlichen Trau ungen gemacht hat, und sie können es nicht gerechtfertigt halten, daß man mit dem Vorgehen der Rcichsrcgierung aus diesem Gebiete nicht gewartet hat, bis in Preußen die Wirkungen des betreffenden Gesetzes amtlich constatirt vorlicgen." — Der königl. sächsische Bevollmächtigte erklärte: „Die sächsische Re gierung kann sich nicht entschließen, dem vorliegenden Gesetz entwürfe zuznstimmen, theils aus Rücksicht auf die in den verschiedensten Kreisen der sächsischen Bevölkerung an die Re gierung gelangten zahlreichen Kundgebungen gegen die Ein führung der Eivilehe, thcilS deshalb, weil der dem Gesetzent würfe nen einverleibte dritte Abschnitt — welcher insbesondere auch die das Recht zur Eheschließung beschränkenden Vor schriften in einer an sich nicht unbedenklichen Weise verändert — nicht nur durch die partielle Regelung des materiellen Ehe- rechts, die er enthält, den künftigen Bestimmungen des bürger lichen Gesetzentwurfs vorgreift, sondern auch durch die Ein- Feuilletou. Redigirt von Ott» Bauök. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 20. Januar: „Rosamunde", Trauerspiel in fünf Aufzügen von Wilhelm v. Warten egg. (Zum ersten Male und zu ermäßigten Preisen.) Die Kritik ist sicherlich keine Kraft, welche dazu da ist, Sorge zu tragen, daß die Wahrheit gar nicht, oder in vermummter Gestalt zu Tage komme. Das Gegcn- theil ist ihre Aufgabe. Trotz der gewundenen Rede der Rücksicht ist jede schützende Hand doch nur ein künstlicher Schirm, der zur schließlichen Prüfung der Wetterfestigkeit vom Arm der Welt hinweggeschobcn wird, denn jedes Product findet endlich nur so viel Berechtigung, als cs Macht hat. Darum stcht es dem überzeugungsredlichen Wohlwollen in allen Dingen am besten zu Gesicht und ehrt den fraglichen Gegenstand und seinen Urheber am meisten, ohne sentimentale Um wege mit dem Ende anzufangen, denn man mag einen Gegenstand noch so vorsichtig auf das Wasser setzen, wenn cs ein Stein ist, sinkt er doch zu Grund. Aber bei Wartenegg's Trauerspiel handelt es sich um keinen Stein, das Fahrzeug ward nur aus zu schwerem Holze geschnitzt, es schwimmt, jedoch mühsam und oft ein wenig unter dem Wasser. Das Resultat wird sich günstiger gestalten, sobald der Autor aus leichterem Material arbeitet. Und hier möchte ich ebenfalls gleich beim Ende anfangen und das Gesammtmtbeil in we nigen Worten vorausschicken: Ich sage offenherzig, daß ich von poetisch schöpferischer Dichterkrast, nament lich in Bezug auf Charaktere, Leidenschaften und Ge danken, am wenigsten in Hinsicht auf die Sprache, in diesem Stücke keine sicheren Documente wahrgenommen habe; aber ich erkläre eben so bestimmt, daß wir es im Autor mit einem offenbaren dramatischen Talent zu thun habeu, welches eine lebhafte scenische Em pfindung und im sachlichen Aufbau und in der Schil derung oft eine besondere Geschicklichkeit an den Tag legt. Sein Vortrag hat gesunde Frische, die Einbildungs kraft des Verfassers sieht die Dinge plastisch vor sich und arbeitet mit dem Nerv des theatralischen Pathos (nicht zu verwechseln mit Leidenschaft) freudig darauf los. Das ist nicht wenig, und es bedarf nur eines uns näher liegenden Stoffes, um diese gewandten Kräfte zur Geltung zu bringen. Damit es geschehen könne, rathe ich den andern Hofbühnen nachdrückich, die „Rosa munde" zur Aufführung zu bringen; wenn sie so gut ausstatteu und insceniren, wie es in Dresden unter der intelligenten Regie des Hrn. Marcks geschehen, so werden sic im schlimmsten Fall schon durch die Anzieh ungskraft des stofflichen Inhalts die Mühen gedeckt sehen. Und außerdem bleibt es bei unserer kargen dramatischen Production eine nothwendige Pflicht der Theater, ein strebsames bildungsfähiges Talent dadurch zu fördern, daß sie es kennen lernen und sich selbst kennen lehren. Der Rosamundenstofs wurde nicht zum ersten Male bearbeitet. Schon Rucellai, Alfieri, Fouque, Th. Körner, v. Uechtritz und endlich Joseph Weilen haben ihre Kraft daran verloren. Tas geschieht stets, wo cs sich um eine romantische Verirrung handelt, oder wo das Grasse wilder Unthaten mit einer poetischen Ent hüllung der Menschcnseelr verwechselt wird. In der Chronik der Grschichtr und Sage giebt cs eine Anzahl solcher malerischer Blutlachen, in welchen die jungen Siegfriede der Literatur gern wie ihr Ahn im Drachrn- sast ein Etählungsbad nehmen. Es mocht nicht nnvcr« wundbar, aber es wäscht sich anch unschädlich wie der ab. Und zu diesen immerhin nützlichen Uebungsstücken verleitet der ost ausgesprochene Wahn, daß dieser oder jener Vorfall historisch höchst interessant sei. Vielleicht lohnt es darum dcr Mühe, die nie aufgeworfene Frage zu beantworten: Was ist historisch interessant? Historisch interessant ist keineswegs, was blos vcr-, möge der stofflichen Action oder ihres poetischen Ge-' Halles einen dichterischen Kopf fesseln und seine Phan tasie bewegen und befruchten kann, sondern historisch interessant ist nur, was von frühern Thaten und Be gebenheiten in continuirlichem Zusammenhänge mit der Entwickelung der Folgezeit und dem Wesen der Gegen wart stcht und im Popularbewutztsein der Gebildeten fortlebt oder fortzuleben verdient. Geschichtliche Er eignisse, welche nicht die augenfälligen Ringe jener gro ßen geistigen Cultnrkctte aus Ursachen nnd Folgen, vom Schicksal geschmiedet, darstellcn, können an nnd für sich als reale Vorgänge psychologisch interessant sein, aber auf dem Gebiete der Geschichte stehen sie dann nur bei läufig. Daß Erscheinungen, die historisch interessant sind, ferner in solche abgethcilt werden können, die zugleich als Menschenoffenbarungen, also psychologisch interessant sind, und in jene, welche dieses Interesse schuldig bleiben und sich somit in ursprünglicher Form nie für die Poesie eignen, ist nur eine selbstverständliche logische Ergänzung. Will ein Dichter seine Fabel Be gebenheiten entnehmen, die gleich den meisten Bewegungen dcr Völkerwanderung und der darauf folgenden plan losen Eroberungszüge in ihren allgemein sichtbaren Spu ren für uns verloscht und mit all ihrer Willkürgcwalt und Heldenkraft im Leichrndünger der Weltgeschichte verwest sind; will er Todte aufwecken, über deren un bekannten Hügeln nur noch die Odinsraben der Sage reihung seiner Vorschriften in das im Uebrigen unberührt bleibende particulare Recht der Einzelstaate» erhebliche Schwie rigkeiten und neue Nothstände herbeizusührcn droht." — Die „Pr.-C." erklärt heute, daß die zunächst einem englischen Blatte von Carlistischer Seite zuge- aangene Meldung, daß die Besatzung des deutschen Kanonenbootes „Nautilus" hundert Vianu bei Zara uz ans Land gesetzt und den Platz nach kurzem Widerstand vonCcitcn derCarlisten besetzt habe, sich „als eine vermuth lich böswillige Erfindung" herausgestellt habe, und bc-- werkt sodann dazu: „Die deutsche Negierung darf nach den vorläufigen Verhandlungen mit der neuen könig lichen Negierung Spaniens zuversichtlich annchmcn, baß ihr für die Carlistische Gewaltthat gegen den „Gustav" volle Gcnugthuung zu Theil werden wird." * Wien, 20. Januar. Das Abgeordnetenhaus hat heute nach cinmonatlicber Vertagung seine Thätig- ke>t wieder aufgenommen. Zum Beginne der Sitzung widmete der Präsident dem verstorbenen Abg. IN. v. Grebiner einen warmen Nachruf. Daun kam eine Ein gabe der Alttschechcn zur Verlesung, in welcher dieselben erklären, im Reichstage Nichterscheinen zu können (vgl. nachstehend unsre Prager Correspondenz). Ihr Ausbleiben wurde voit der Versammlung als nicht gerechtfertigt er- klärt. Hieran reihten sich die Jungtschechen mit einer ähnlichen Erklärung, und wirder erfolgte die gleiche Ent scheidung des Hauses, wobei die interessante Wahrneh mung zu machen war, daß auch die Mehrzahl der Po len mit der verfassungstreuen Majorität stimmte. So dann kam eine Vorlageüber die Abänderung eines Neichs- rathswahlbezirkes in Böhmen zur Verhandlung, und Graf Hohenwart benutzte diesen Anlaß, um zu erklären, daß er und seine Partei sich der Lheilnahme an der Berathung dieses Gesetzes enthalten. Abg. I »>. Ruß beant wortete diese Erklärung mit der Mahnung an den Eid auf die Verfassung, den die Herren beim Eintritte in das Haus geleistet haben. Der diesbezügliche Gesetzent wurf wurde hierauf in dritter Lesung angenommen. Ebenso wird nach lebhafter Debatte, trotz des Ein spruches des Justizministers, dcr Antrag der Minorität des Ausschusses, welcher die Aufhebung des Legalisi- rungszwangs fordert, in namentlicher Abstimmung mit l lö gegen 41 Stimmen angenommen. — In der Pod- goxHzza-Angclegenhcit ist, wie die „Pr." hört, bis jetzt keine Aenderung cingetretcn; beide streitenden Thcile ('Harren auf ihren Forderungen. Aarifi Paschas Rück tritt vom auswärtigen Amte influencirtc den Stand des Constictes nicht, da der Großwesir, nicht der Minister der auswänigen Angelegenheiten, die in dieser Ange legenheit maßgebende Person ist. /L Prag, 20. Januar. Wie bereits gemeldet, haben die alttschechischen Rcichsrathsabgeordneten vorgestern eine gemeinschaftliche Erklärung am den Präsidenten des Abgeordnetenhauses, tlr. Rcchbauer, ab- geschickt, in welcher sie die Aufforderung zum Eintritte in den Reichsrath aus staatsrechtlichen und formellen Gründen ablehnen. Viel 'Neues wird man aus dem Schriftstücke schwerlich erfahren, unc über das Schicksal desselben dürfte wohl auch nicht der leiseste Zweifel be stehen. Die Absendung hätte somit ganz bequem unter bleiben können, wenn nicht der Leiter dcr Erklärung, Or. Rieger, dcr festen Ucberzeuguug wäre, ganz Europa lausche mit dem höchsten Interesse seinen staatsrechtlichen Auseinandersetzungen und die tschechische Opposition müsse denn doch wieder einmal in der Oeffentlichkeit von sich reden machen. 'Natürlich konnten es auch die jungtschechischen Reichsrathsabgcordnctcn nicht un terlassen, ihr staatsrechtliches Licht leuchten zu lassen, und so beeilten sie sich denn gleichfalls, eine Erklärung an den Präsidenten Or. Rcchbauer abzuschickcn, in wel cher sie ihr Fernbleiben vom Reichsrathe motiviren. Nur ist ihre Erklärung viel kürzer und nüchterner, als jene der Alttschechen, indem sie sich einfach auf die vom jung- tschechischen Parteitage angenommene Resolution berufen. Die Antwort der Alttschechcn trägt 28, jene dcr Jung tschechen 3 Unterschriften; 2 Abgeordnete konnten weder der einen, noch der anderen Erklärung bcitreten, weil krächzen, so müssen diese Vorgänge — auch wenn man sic als freie dichterische Erfindung betrachten wollte — von poetischem Gehalt sein und zu einer klaren psychologi schen Gliederung und Enthüllung den Hinweis bieten. Versagen sie diese höhern Aactoren und zeigen blos das grausame Kampfspicl der Sinncnlust, der Wuth, dcr Rache, so verfallen sic jener abenteuerlichen Romantik, in welcher die materielle That und der bleiche Schrecken Selbstzweck wird. Dieser Kategorie gehört die Rosa- mundengeschichtc an. Ohne specielle Geschichtskcuntnisse vorauszusetzcn, würde es ein vergebliches Bemühen sein, dem großen Publicum dcu nothwendigen Hinter- und Untergrund derartiger Stoffe, die Kreuz- und Ouerzüge der Ost- und Westgothen, Avaren, Longobarden, Gepidcn, ihr Treiben auf deutschem und italienischem Boden, ihre Kämpfe unter einander, ihre Sitten, ihre Berührungen mit dem Christcnthum, ihre Religionsanschauungen, die Stellung des Exarchats und dergleichen Fragen irgend klar zu machen Nur wo sich diese Elemente mit Cultur- staaten, mit Rom, mit Byzanz berühren, fällt rin Licht ring auf quirlende» Völkcrnebel und einige Gestalten treten markirter hervor. Aber nur wenige davon gewinnen unsere Thcil- nahme. Diese Alboins, Klephs, Aegilufs, Autharisund wie sie heißen, waren zum Theil gar tüchtige rohc Recken, so kühn wie vcrrätherisch, so tapfer und zum Theil dumm, wie cs stets sehr muthige Personen von großer Dummheit und Ruchlosigkeit geben wird. Wegen ihrer Kraft und Energie, die Schwächeren nach Laune kurz« weg todtzuschlagen, wurden sic von ihnen zur Verhütung jener Laune als Anführer und Herzöge erwählt oder geduldet. Verwechseln wir die Verhältnisse nicht; diese Edlen hatten nur für ihre Zeit Werth und Ge wicht und können nur selten noch unsere Bewunderung
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