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Dresdner Journal : 12.01.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187501128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-01
- Tag 1875-01-12
-
Monat
1875-01
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 12.01.1875
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UV 8. L» I«—«i ^Ukriiod, ... 18 U»rb ^jLkrtieki 4 Uvk 50 kt. Li»»»t»» Kowmvr»! 10 K5 S»«»rk»ld 644 «IMAckD» Heickv» tritt?«t «»6 8wo>p«lill»ek!»z Kia»». I»»«r»ttnprotto: ^Mr 6»a kaum eiosr k»tit»»U«: 40 kt. vatsr „Llnxo»»o6t" Ui» b0 ?L Lr»el>»lavn r lA^Uek mit ^a»v»k»» ä« Soo»- aaä ?ei«rt»F«, ^daaä» kür 6«» kot^vaäm» 1^. Dienstag, den 12. Januar 1875 DreMerZoumal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. l»»«r»t»»»»»»k»« »»vOrti» /> Lran<i»t«tt«r, OowminiooS» 6» » l>r»«1oor ^oara»l»z «denäs» : , L»md»rU-»»rU».Ml«-L!»ip^. I»,»l-Ir,»I»i>-rr»»kiari » » ; ttaarrnstei» <s Votier, L»rlt» Vi«»-S»mdarss-rr»,-I.«ip»t^ -rr»»Lt»r1 ». >.- Hüll cd,» - Nuri L/u«»«, 8«rU»: L. Lor^io^, /nvut«<i«n- cian^, // ^tö-ecät,- »r«w,L^ L Schott«, Lr«»1»»: ÄnnAr»'» tiür«»u; Vdswmli: Koiat, ^r»akturr »N : L a. F. v. //errma^n >xms öuedk., D«l«Le<tt.'o., SLrUt»: /«)-/-, L»»»,vr! k»rt»: L«v<u, ^a/itte, L«U»«r «t 6»., /-»»-« <d 6V., Lmadar,! D Li«»U-e»,- Vl»»: Tt. Oxpettt. S«r»a»8vN«r» LSaiai. Lrpväitioa ä«, Vr*»«ta« LrsiLva, tt»rjr»r«tk««itr»»i« U» t. Amtlicher Theil. Dresden, w. Januar. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Schleswig-Holstein sind gestern Nachmittag 6 Uhr von Primftnau hier ringe- troffen und im.Hotel Bellevue' abgetreten. Dresden , 8. Januar. Se. königliche Majestät haben den Geheimen RegierungSräthen Friedrich Wilhelm Iust uud Georg von Zahn den Character als Geheimer Rath beizulegen allergnädigst geruht. Seine Majestät der König haben allergnädiast ge ruht, dem Oberwachtmeister beim König!. Rettstalle, Carl Gottlob Rosenkranz, die zu dem Albrechts orden gehörige Medaille in Gold zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Ucbersicht. Telegraphische Nachrichten. TaaeSgeschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. Posen. Karlsruhe. Prag. Paris. Rom. Madrid. Barcelona. Kopenhagen. Konstantinopel. Athen. New-Aork.) Der Proceß Ofenheim in Wien. Ernennungen, Versetzungen ic. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Chemnitz. Zwickau. Lim- bach.) Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Beilage. Lom deutschen Reichstage. Provinzial-Nachrichten. (Chemnitz. Glauchau. Mitt weida. Döbeln. Bautzen. Zittau.) Börsennachrichten. Telegraphische WitteruugSderichte. 'Felegr.ivhMe Nachrichten. Berlin, Montag, 11. Januar, Vormit tags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die deutschen Kanonenboote „Albatroß" und „RautiluS" find nach Santander zurückbeordert worden. Der Be- fehl der Rückbeorderuvg erreichte den „Albatroß" in Christiavsand (Norwegen), den „Nautilus" in Madeira; der letztere ist bereits in Santander eingetroffen. Paris, Sonntag, 10. Januar, Vormittags. (W. T. B.) Der Herzog v. Broglie hat, wie die ^Agence HavaS" erfährt, erklärt, daß er nicht im Stande sei, rin neues Cabinet zu Stande zu brin gen, bevor nicht die Nationalversammlung über die konstitutionellen Gesetzentwürfe mit voller Be stimmtheit sich ausgesprochen habe. (Vgl. unsere Pariser Korrespondenz unter „Tagesgeschichte".) Paris, Sonntag, 10. Januar, Abends. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In einem heute Vormittag ab gehalteneu Ministerrathe theilte der Marschallprä- fideut Mac Mahon daS Resultat der Besprechun gen mit den von ihm wegen Neubildung deS Ca vinetS berufenen Personen mit und erklärte, daß die Bildung eines neuen CabinetS bei der auaen- blicklicheu Stellung der Parteien und bis die Na tionalversammlung über die konstitutionellen Vor lagen einen bestimmten Beschluß gefaßt habe, äußerst schwierig sei. Er (Mac Mahon) müsse die Minister bitten, die Geschäfte bislang noch fortzuführen. Man nimmt in Regierungskreisen an, daß daS Gesetz über die CadreS, dessen DiSeusfion morgen eröffnet wird, bis Ende der Woche durchberathen sein wird und am Schluß der Woche noch mit der Berathung der konstitutionellen Vorlagen begonnen werden kann. Dem Londoner „Observer" wird unter« heuti- gen Tage aus Paris gemeldet, daß in dortigen diplomatischen Kreisen die Nachricht verbreitet sei, König Alfonso habe sich vor seiner Abreise nach Spanien mit seiner Cousine Maria de laS Mer cedes, dritter Tochter deS Herzogs v. Montpenfier und jüngerer Schwester der Gemahlin deS Grafen v. Paris, verlobt. Barcelona, Sonntag, 10. Januar, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der König Alfonso (über dessen Ankunst hirZelbst wir unter „ Tagesgeschichte" be richten) wohnte gestern einem Festbanket bei, trank auf die Reorganisation der Armee und der Marine und sagte: „Ich trinke nicht auf den Krieg, sondern auf die Erhaltung des Friedens, der das Glück der Völker ist, und ich bin berufen, Spanien glücklich »u machen." Heute empfing der König eine Anzahl Depu tationen, darunter auch solche von Arbeitern, und reiste Nachmittags 2 Uhr nach Valencia av, wo er morgen Mittag ankommen wird New-Dork, Sonnabend, 0. Januar. (Reuter's Bureau.) Der Präsident Grant beabfichttgt, dem Coaaresse in der nächsten Woche eine Botschaft zugehen zu lassen, lieber den Inhalt derselben verlautet, daß der Präsident die von der Regie rung in Louisiana ergriffenen Maßregeln motivi- ren und seine Uebereinstimmung mit dem Verhal ten deS Generals Sheridan erklären wird. Bei der Bevölkerung zeigt fich eine wachsende Oppo sition gegen die Politik Grant'S. Die Lage der Dinge in Louisiana ist unverändert. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) New-Dock, Sonntag, 10. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gerüchtweise verlautet, wegen der Vorgänge in Louisiana sei ein MeinungSzwie- spalt unter den Mitgliedern deS CabinetS in Washington auSgebrochen; drei derselben sollen beabsichtigen, zurückzutreten Einflußreiche republikanische Mitglieder deS Kongresses find bemüht, die Harmonie deS Ministeriums wieder hrrzustellen. Tagtsgeschichle. Dresden, 11. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre kaiserl. königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Toskana, sowie Ihre königl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Geor^ haben vorgestern Abend bei Sr. Excellenz dem Herrn Staatsmlnister General der Cavaleric v. Fabrice einem Balle beigewohnt, zu welchem zahlreiche Ein ladungen an das diplomatische Corps, an die Herren Staatsminister und obersten Hofchargcn, die Generali tät rc. ergangen waren. Die allerhöchsten und höchsten Herrschaften — mit Ausnahme der Frau Prinzessin Georg, Höchstwelchc sich bereits um 11 Uhr zurückzog — geruhten an dem Souper Theil zu nehmen und nach demselben noch bis gegen 1 Uhr zu verweilen. Zur Feier des Geburtstages Ihrer k. k. Hoheit der zur Zeit hier weilenden Erzherzogin Antoinette, Prinzessin von Toskana (geb. 10. Januar 1858), fand gestern bei Ihrer Majestät der Königin Mutter, der durchlauchtigsten Großmutter der Erzherzogin, Familien tafel statt, an welcher auch Ihre k. k. Hoheiten der Großherzog Ferdinand und die Großherzogin Alice von Toskana, sowie Ihre königl. Hoheiten Prinz und Frau Prinzessin Georg mit dem Prinzen Friedrich August und den Prinzessinnen Mathilde und Josefa Theil nah men. (Erzherzogin Antoinette ist bekanntlich die Tochter des Großherzogs Ferdinand von Toskana aus dessen Ehe mit der 1851» verstorbenen Prinzessin Anna von Sachsen.) Zu Ehren Ihrer Hoheiten des Herzogs Friedrich und der Herzogin Adelheid von Schleswig-Holstein, Höchstwelche vorgestern Nachmittag von Schloß Prim- kenau hier eingetroffen sind, fand bei Ihren königlichen Majestäten gestern Nachmittag 5 Uhr ein Diner statt, zu welchem auch die beiden sich hier aufhaltenden Prinzen Ernst und Friedrich von Sachsen-Meiningen geladen waren. Abends wohnten beide königliche Majestäten mit den großherzoglich toskanischen und den herzoglich schleswig-holsteinschrn Gästen der Vorstellung im königl. Hofthcater (in der Altstadt) bei. Heute Nachmittag findet bei Ihren königlichen Ma jestäten ein großes Dtncr statt, zu welchem Einladungen an einige der am hiesigen k. Hofe accredltirten Herren Gesandten, an einige der Herren Staatsminister und höhere Staatsbeamte ergangen sind. Berlin, 9. Januar. In der heutigen Sitzung des Reichstags wurden einige kleinere Vorlagen er ledigt und sodann der Schulze'schc Diätenantrag, sowie der vom Abg. Or. Buhl vorgelcgte Gesetzentwurf, Maß regeln gegen die Reblauskrankheit betreffend, in zweiter Lesung angenommen. (Vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) Die Bankgesetzcommission hält täglich Sitzungen ab; trotzdem läßt sich bei der Langsamkeit, mit der ihre Arbeiten vorschreiten, noch nicht entfernt absehen, wann sie in der Lage sein wird, dem Plenum Bericht zu erstatten. Bei der jedenfalls alsdann weit vor gerückten Zeit beabsichtigt man, einen schriftlichen Bericht nickt zu erstatten. — Der Astern vom Reichstage ge faßte Beschluß, die Entschädigungssätze für die Natural verpfleguna von einquartierten Truppen gegen die Vor lage um 15 bis 25 Pfennige zu erhöhen, stößt, wie man hört, im Bundesrathe auf Widerstand; namentlich sollen Preußen und die kleinem Staaten nur ungern an eine Erhöhung der für vollständig ausreichend gehal tenen Sätze herantreten. — Die vor einigen Tagen durch die Zeitungen gegangene Notiz über die Haltung der Bundesrathsausschüsse zu der Eisenbahntarifreformvor lage enthält, wie von competentcr Seite versichert wird, mehrfache bedeutende Unrichtigkeiten. — Der bereits mit- getheilte Antrag des Abg. Hoffmann auf Declaration des Art. 31 der Reichsverfassung ist unterstützt durch 40 Mitglieder der Fortschrittspartei, unter denen sich u. A. die sächsischen Abgg. Oehmichen, vr. Heine, vr. Minckwitz und Eysold befinden. Ob dieser Antrag im Laufe der gegenwärtigen Session noch zur Verhandlung gestellt werden wird, ist sehr zweifelhaft. — In der heutigen Sitzung der Petitionscommission kamen die auf Reformen in der Gewerbeordnung gerichteten Petitionen zur Berathung. Es lagen 261 Petitionen vor, welche von 469 Vereinen und Innungen und ca. 1300 Privat Personen unterschrieben waren. Die Corporationen, wslche unterschrieben, gaben die Zahl ihrer Mitglieder zu ca. 46,000 an. Der zugezogene Reaicrungscommissar, geh. Regierungsrath Niebcrding, erklärte, daß bei dem Rcichskanzleramte Arbeiten statistischer und sonstiger Art bereits über die gewerblichen Schiedsgerichte, Sicherung der Vertragsverhältnisse, Frauen- und Kinderarbeit, Auf- sichtsinstanzen über das Fabrikwesen, gewerbliche Hilfs kassen, Lehrlingswesen und Fabrikarbeiterthum im Gange seien; ob noch andere Fragen in dm Kreis der Er örterungen gezogen würden, könne er augenblicklich nicht sagen, die Regierungen aber hätten den ernsten Willen, die ganze Angelegenheit weiter zu verfolgen und, soweit es geboten erscheine, zum Abschluß zu bringen, wie das schon der Präsident des Rrichskanzleramts auf die Acker- mann'sche Interpellation versichert habe. Die in der Sache bestellten Referenten Struckmann (Osnabrück) und Mayer (Donauwörth) schlugen vor, daß Bericht an das Haus zu erstatten und bei diesem zu beantragen sei: „der Reichstag wolle beschließen, in Erwägung, daß nach der Erklärung des Regierungscommissars die Neichsregierung mit den Erhebungen bezüglich der hier fraglichen gewerblichen Verhältnisse in eingehender Weise sich beschäftigt und die gesetzliche Regelung derselben ihrerErwägung unterliegt, die Petitionen dem Hrn. Reichs kanzler als Material zu überweisen, zugleich mit dem Ersuchen, möglichst bis zur nächsten Session des Reichs tags die betreffenden Arbeiten zum Abschluß zu bringen und das Resultat derselben dem Reichstage vorzulegen." Der Abg. vr. Banks stellte den Antrag entgegen: „die Petitionen nicht geeignet zur Erörterung im pleno zu erklären, da die angeregten Fragen nach den Mitthci- lungen des Hru. Commissars des Reichskanzleramts zur Zeit von den Regierungen eingehend geprüft werden". In der Debatte wurde Hervorgehoden, daß das von den Referenten jetzt vorgeschlaaene Votum den Petenten we- sentlich günstiger laute, als dir Vota der Petittonscom mission aus frühem Sessionen, welche mit Ue bergang zur Tagesordnung die Petitionen beantwortet wissen wollten. Es brtheiligten sich an der Debatte außer den obbenannten Antragstellern die Abgg. Ackermann, Albrecht und Moufang. Der Antrag Banks wurde gegen nur 2 Stimmen abgclehnt und sodann der Antrag der Refe renten angenommen. — Der Bundesrath und die vereinigten Aus schüsse desselben für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Justizwesen versammelten sich heute im Reichs tagsgebäude. In der Plenarsitzung des Bundesraths, welche im Reichstagsgebäude stattfand, führte Staats minister Delbrück den Vorsitz. Seiten des Reichstags präsidenten wurden die Resolutionen des Reichstags zu dem Reichshaushaltetat und dem Landeshaushaltetat für Elsaß-Lothrtngen pro 1875 vorgelegt, welche den Aus schüssen überwiesen wurden. Ebenso wurden die Reichs- tagsbcschlüsse über Petitionen von Lclegraphendeamten behandelt. Sodann erfolgten Mittheilüngcn über die Unterhaltung der Kriegergrabstätten und über die Wechsel stempelsteuer. Hierauf folgte die Annahme des Aus- liefcrungsvertrags mit Belgien und daran schloß sich eine lange Reihe mündlicher Ausjchußberichte. Zunächst betrafen dieselben die Neuwahl eines Mitgliedes für die Reichsschulcvmmission; den Entwurf eines Geschäfts ordnungsregulativs bei der Disciplinarkammer für elsaß- lothringische Beamte; die Wahl von Mitgliedern dieser Disciplinarkammer; die Vorlage über dir Fortführung der Uonuuioutu OvimLniuo tiiktorioa; die Annahme der Vorlage wegen Ankaufs von Grundstücken für das Reich; die Bereitstellung der Geldmittel für die Reichs- ausgaben pro 1875; die Unterstützung für die kaiserl. Leopoldinisch - Karolinische Gesellschaft der Staturforscher. Geschäftliches und die Vorlegung einer großen Anzahl von Eingaben machte den Schluß. BreSlau, 9. Januar. Der Herzog Eugen von Württembergist, wie der „ Schles. Volksztg." aus Karls ruhe in Oberschlefien telegraphisch gemeldet wird, gestern Nachmittag 2 Uhr verschieden. Der nach längerem Leiden Heimgegangene Fürst war geboren am 25. December 1820, erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses, königl. Preuß. General, vermählt am 15. Juli 1843 mit der Herzogin Mathilde, Tochter des Fürsten Georg von Schaumburg-Lippe. Das Majorat Karlsruhe geht nunmehr auf seinen Sohn, den Herzog Wilhelm Eugen August Georg, königl. württemdergischen Major und Escadronschef im I. Ulanenregiment über, welcher seit dem 8. Mai vor. I. mit der Herzogin Wjera Konstan tinowna, Großfürstin von Rußland, vermählt ist. Posen, 8. Januar. (K. Z.) Gestern Abend fand auf Requisition der Staatsanwaltschaft in Gnesen eine Haussuchung bei dem Weihbischof Cybichowski und dem Geistlichen und Registrator Pasikowski nach Schrift stücken über die ungesetzliche Diöcesanverwaltung statt. Cybichowski protestirte dagegen. Dem Vernehmen nach wäre bei der Haussuchung Material vorgefunden worden. Karlsruhe, 8. Januar. (Fr. I.) Die bisher vom römisch-katholischen Oberstiftungsrath besorgte Vrr waltung der den Altkath oliken überwiesenen Pfründen und Localfonds ist nun durch eine Verfügung des Staatsministeriums dahin abgeändert worden, day diese Verwaltung allein dem altkatholischen Kirchenvorstande unter Controle des großherzogl. Vrrwaltungshofrs zu- stehe. 2^ Prag, 10. Januar. Aus Anlaß der morgen stattfindenden feierlichen Einsegnung der Leiche des Kurfürsten von Hessen ist eine Anzahl hessischer Adeliger und Offiziere, darunter Landgraf Alexis von Hessen, der Generalmajor Baron v. Heathcote, der Oberstallmeister Baron v. Eschwege, Kammerherr v. Trott und der Herrschaftsdesitzer Freiherr v. Haynsels, hier eingetroffen. Die Ucberführung der irdischen Hülle Feuilleton. Redigirt von Otto Nauck. K. Hoftheater. — Neustadt — Ani 10. Januar: „Der Paria", Trauerspiel in 1 Act von Michael Beer. (Neu cinstudirt.) „Ihr guter Engel er wartet Sie", Lustspiel in 1 Act nach einer älteren Idee des Grafen Fredro von Louis v. Saville. „Sie will ihre Mutter verheirathen", Lustspiel in 1 Act von L. Günther. (Beide zum ersten Male.) „ Domestiquenstreiche", Posse von einem Ungenannten. Dir ausgezeichnete Familie Beer, denn Haus seiner Zeit zu den edelsten Berlins gehörte, hat drei öffentlich wirkende Persönlichkeiten hervorgebracht, von welchen die eine, Meyer Beer, im Gebiete der Musik unvergleichlichen Ruhm erworben hat und noch viele Geschlechter hin durch dem Publicum im hohen Andenken bleiben wird. Der Bruder Wilhelm Beer, Commerzienrath, Bankier, Astronom und Selenograph, war schon weniger bedeu tend, wenn es auch eine arge Verleumdung von Hein rich Heine ist, daß der Genannte von seiner kleinen, selbsterbauten Sternwarte stets diejenige Sette des Mon des bettachte, welche uns niemals zuaekrhrt ist und für die n sich besondere Instrumente construirt habe. Noch minder wichtig für die Befruchtung der Gristescultur war der dritte Bruder, Michael Beer, der mit einer lebendiaen Anempfindung für alles Große und Schöne und mit der schmeichelnden Täuschung, es selbst hervor bringen zu können, behaftet war und deshalb frühe schon unter die Dichter ging. Seine liebenswürdige Persönlichkeit und die Rücksichten Anderer gegen seine bevorzugte gesellschaftliche Stellung ebneten ihm die Bahn; man nahm sein Dilettantentalent mit schonender Anerkennung auf, und selbst Goethe lobte diesen wie noch so manchen viel schwächer begabten Privatpoeten mit concilianter Urbanität. Dies passirte Goethe beispielsweise gerade bei dem 1823 gedichteten Trauerspiel „Der Paria", welches dem Stücke „Struensee", mit welchem wir dereinst alle bei der musikalischen Verjüngung dieser Arbeit durch den Bruder pietätvoll gequält worden sind, lange vorausgina. Uebrigens muß man als Milderungsgrund für die damals zu bereitwillige Beachtung Michael's anführen, daß zu seiner Zeit die gebildeten Dilettanten meist sorg samer, corrrctcr, gesammelter arbeiteten, als heutigen Tages sehr viele gebildete Schriftsteller von Fach produciren. Diese geläuterte Sauberkeit, verbunden mit einem ideali stischen „Streben zum Höheren", gewährt oft den mittel mäßigsten Leistungen Haltung. Jetzt aber ist billig ihre Zeit dahin; man überlasse es dem Leser, ihre So lidität anzuerkenncn. Sie noch auf die Bühne zu bringen, ist ein forcirtes Beginnen. Vor fünfzig Jahren waren Indien und seine Rcligions- und Culturzustände eine für uns neu eröffnete, interessante Welt. Durch die Konflikte, welche der englische Länderappetit fand, wurde die Völkerkunde zu spectellen Betrachtungen angeregt; der Brahmanismus, die Wittwenverbrennung, dasPariathum regten zu vielen Betrachtungen an. Michael Beer be nutzte den Stoff, um zugleich den blutigen Fanatismus und die Unduldsamkeit zu beleuchten. Diese Stützen sind gefallen und mit ihm das Verständniß; von hun dert Zuschauern hat nicht Einer speciellen Zugang in daS Wirrsaal der indischen Tradition, fast Jeder aber freut sich, den scheußlichen Anschauungen von einem Rachegott und einer Kaste Verworfener aus dem Wege gehen zu könnm. Dazu kommt, daß dieses Stück ganz geeignet ist, eine hohle Deklamation zu befördern. Dieser Paria, der ungekämmt und ungewaschen, sich den kühnsten Phan» tasien hingiebt, wurde von Hrn. Porth und sein Weib von Frl. Haverland mit vielem Aufwand von Kraft dargestellt; Beide sahen in ihrer braunen Schmutz schminke höchst widerwärtig aus. Die zwei folgenden Novitäten waren nicht im Stande, die ermüdete, gemißhandelte Stimmung des vollen Hauses wieder aufzurichten. Frrdro's „ältere* und in der That zu alte Idee vom guten Engel ist nichts weiter, als die herkömmliche Plänkelei zwischen einer hcirathsbe- gierigrn schönen Wittwe und einem in das Geschlecht ver liebten Thoren aus der guten Gesellschaft. Diese Scene, welche Frl. Ulrich und Hr. Dettmer in eben so her kömmlicher Weise ausführten, ist mit ungewöhnlich faden Witzen zugestumpft und endet natürlich mit der Ver lobung. L. Günther's „Sie will ihre Mutter verheirathen" hat die Länge von zwei breiten Acten auf einen ver theilt, da es lächerlich sein würde, concentrirt zu sagen. Concenttirt ist in diesem Stücke nur die harmlose Naive tät, welche durchaus nicht an Langeweile glaubt. Da für müssen die Zuschauer daran glauben. Sie thaten es auch. Und dennoch wurde diese dramatische Trivi alität von den Fräul. Masson und Guinand und den Herren Dessoir, Marcks, Richelsen und Porth recht nett und aufgeräumt gespielt. Das Alles nützte aber nichts, da es der Autor versäumt hatte, den um gekehrten Weg einzuschlagen und seine verkappten zwei Aufzüge in einen von ganz gewöhnlicher Länge zu- sammenzuzirhen. Obgleich Regie und Schauspieler ibre Schuldigkeit thaten, würden die besprochenen drei Stücke dieses Abends doch nur Zugkraft bewähren, wenn die Autoren gesagt hätten: wer fünf Vorstellungen gratis mit an sieht, erhält die sechste bezahlt. O. vqnck. Die projectirte dritte deutsche Rordpolarfahrt. Kaum sind die hochgefeiertcn Helden der mit so gün stigen und überraschenden Resultaten gekrönten öster reichisch-ungarischen Nordpolerpedition nach zweijähriger Abwesenheit in die Heimath zurückgekehrt und schon liegen allenthalben weitere Projekte zn demnächst aus- zufuhrenden, neuen arktischen Expeditionen vor. Dem Vernehmen nach will der unermüdliche Lieutenant Payer Nordgrönland erforschen, während Graf Wilczek und Dr. Kepes den Zusammenhang des neu entdeckten Franz-Joseph-Landcs mit dem vermuthrten Nordpolar- continent näher zu untersuchen beabsichtigen. England rüstet sich für eine dreijährige Expedition zur Erfor schung Westgrönlands und des arktischen Archipels Nord amerikas, und nunmehr hat auch der Verein für die deutsche Nordpolfahrt die Initiative für das deutsche Reich ergriffen und bereits dem Bundesrathe untern: 3. Januar d. I. den Entwurf zu einem Plane für eine dritte deutsche Rordpolarfahrt zur Prüfung bez. Ge nehmigung ringereicht. Diese erfreuliche Thatsache ist wohl dazu angethan, die Theilnahme des deutschen Vol kes in hohem Maße anzuregeu, und auch wir glaubten die Aufmerksamkeit unserer Leser auf dieses wichtige Unternehmen hinlenken zu müssen, indem wir zunächst in einer kurzen geschichtlichen Darstellung der deutschen Nordpolerforschung die Motive und den Plan zur Fort setzung derselben zur näheren Kenntniß bringen. Auf dem i. I. 1865 vom freien deutschen Hochstifte berufenen Congresse deutscher Geographen zu Frankfurt L/M. war es Dr. A. Petermann in Gotha, der bei Besprechung wichtiger, die Hebung des deutschen See wesens betreffender Fragen zuerst auf die Bedeutung einer deutschen Expedition zur Erforschung des Nord polaxgebietes hinwies. Erst i. 1.1868 sollte die damals
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