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Dresdner Journal : 24.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187409243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-09
- Tag 1874-09-24
-
Monat
1874-09
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 24.09.1874
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W22- Donnerstag den 2g September ^t»<>nnomc>nk»yrolR: I« U»Li«v <i«ui»ei>«» L«ied»- ^Lkrtiob:. . . . S ll'ülr Kj^ürlieb: I T'tilr. lb K^r. Llorolo« Nummern: 1 dl^r. lba»»«rd»I dcks, <lsut»odoo Uoiobo« tritt ?o«t uvel Ltoiupslruiebl»^ d>u»u. kauvratsnprvlusr l^iir ,l«v Ii»um «ins« ^««paltsuoo l'-Otroilv: 2 Kxr. vut«r „kins«»LU<tt" äis 2silv! b K^r. Lrsokotnen r I^Iicb mit Txiinnabme clor 8ouo- nuä k'mert^v, ^limxl» für llsn kol>xon«ton 1'iUx. DreMerÄomnal. Verantwortlicher Redacteur: Commisflonsrath I. G. Hartmann in Dresden. Inaoratoounoulimo l.«tprtz: /<>. ^reinttsitetter, Oowmiaaionitr tloa ltrexclner-laurnula; rl>« ixliui : F.«A«,i u 77 S»mdu^-8«eII». Vi»n-l.»ipri^-S»„I-Lr»»I»u-kr»ukkiltt» >.: <« SrrIM Vi«Q-L»wdii7^-kp»^-I.»ipii8-^r»L>l- turt ». N. -Llvoed»»: 77uck. L«rtm X77tt/-»»^/er, 7ttiu/i!/<n</a>F,7/. A/örec^t, Lrawsu: 7-7 Vr«, lau: F.7>'t<i»ic/c»t'a ItüroitH; Vdswiut»: 7>'r. kr»»'-- kurt» H.: 7. ^ar</cr'«ek<> 11.F.6'7/e-r» ma»i»i'-«ollo Itueb!'., 7>/i-tti<-.t('a.,- vbrliti: 7ne-77, »»imvvoe: ('. Lc/nexn/r» , ?»«>»: 7/e",i«, 7.e»/>tte, 7>x//t>r F ('n., Stuil^att: 7>a»7<e »l ^üikck. Fi,ue«iL«»-7,'ür<-«u. Vieu: Ilt > U< rnii8xol»t>rr '' ünni^'I. rtitio» <Ir^ lln-nttiwr .lemrnul», I «n-xh-u, ^tirrgur, tlit-it^ii^u Ko. 1- Amtlicher Theil. Drctzden, 22. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg ist heute früh 4 Uhr 55 Minuten nach Schloß Weindurg gereist. Bekanntmachung, die Chauffeegeldzettel mit Coupons betr. Da die durch die Bekanntmachung vom 29. April 1869 eingeführten mit Coupons versehenen Chaussee- geldzettel im Publikum nur geringen Eingang gefunden haben, so hat das Finanz-Ministerium beschlossen, sie vom l. October laufenden Jahres an nicht weiter aus- gcben zu lassen. Die bereits gelösten Zettel dieser Sorte verlieren mit dem Schlüsse dieses Jahres ihre Gültigkeit und sind daher bis zu diesem Zeitpunkte zu verwenden oder bis ebendahin bei jeder beliebigen Chausseegcld - Einnahme zur Einlösung gegen Rückerstattung des Kaufpreises zu präsentircn. Die gegenwärtige Bekanntmachung ist in sämmtliche Amtsblätter aufzunchmen. Dresden, den 16. September 1874. Finanzministerium. . Frhr. v. Friesen. Hrtm. Nichtamtlicher LtM. ucbcrsicht. Telegraphische Nachrichten Tagetgeschichte. (Dresden. Berlin. Königsberg. Köln. Paderborn. Wiesbaden. Frankfurt a. M. Würzburg. Stuttgart. Schwerin. Hamburg. Wien. Tcplitz. Buda- Pest. Pans. Bayonne. Bern. Haag. Brüssel. Madrid. London. Kopenhagen. New-4)oxk.) Dl «ebner Nackrickten. Provinzial - Rachrickten. (Plauen.) Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im ösfentl. Dienste. Statistik und Lolköwirthschaft. EingesandteS. Stand der sächsischen Sparkassen Ende August d. I. Börsennachrichten. Telegraphische WittcrungSberichte. ss?!co.raptji!lhc Nachrichten. Königsberg, Mittwoch, 23. September (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Verhandlungen gegen 318 Rädelsführer bei den O-uednauer Unruhen haben heute vor dem hiesigen Schwurgerichte be- gönnen und dürften 4 Tage dauern. Die übrigen Theilnehmcr werden von dem Kreisgerichte abge- urtheilt werden. Wien, Dienstag, 22. September, Abendö. (Corr.-Bur.) Der Kaiser verlieh mit Handschreiben vom 20. d. dem Oberlieutenant Payer und dem LinicnschissSlieutenant Wcyprecht in Anerkennung der mit hingebungsvoller Aufopferung, unter größter Lebensgefahr, mit Atener Energie und Lhatkraft im Interesse der Wissenschaft geleisteten Dienste das Ritterkreuz des Lcopoldordens. (Bgl. die „Tagcsgrfchichte" unter Hamburg.) Madrid, Dienstag, 22. September, Morgens. (W. T. B.) Die „Gaceta" meldet, daß der Regie- rungögcneral Marquis Pavia die befestigten Stel lungen der Earlisten bei Pobleta und Cogubla in Macstrazgo genommen hat. — Ein Transport von Zufuhren ist unter der Bedeckung von Trup pen deS Generals Laserna in Pampelona einge- troffen. New-York, Dienstag, 22. September. (W. T. B.) Nachrichten aus Guatemala zufolge hat die dortige Regierung die für den gemißhandelten eng ¬ lischen Consul Magee geforderte Entschädigung bezahlt und durch feierliche Salutirung der engli schen Flagge weitere Genugthuung geleistet. Tagesgeschichte. Dresden, 23. September. Der aus Anlaß der goldenen Pexmählunasjubelfeier Ihrer Majestäten des Hochseligcn Königs Johann und der Königin Mutter ani 10. November 1872 mit 43,000 THIr. begründete und beim Ministerium des königlichen Hauses ver waltete goldene Stipendienfond hat sich seitdem; noch verschiedener Zuflüsse, worunter insbesondere wieder holte namhafte Schenkungen einer edelgesinnten Dame, zu erfreuen gehabt, sodaß das Stammcapital auf 45,200 Thlr. angewachsen ist. Bon den Zinsen dieses Fonds konnten bereits an 14 Studenten der Universität Leipzig Studienbeihilfen im Betrage von jährlich 200 Thlr. auf die Dauer von ein bis zu drei Jahren verliehen werden. Dresden, 23. September. In der Aula des kgl. Polytechnikums wurde heute Vormittag die vierte allge meine Conferenz der europäischen Grad Messung durch den Vicepräsidenten der permanenten Commission, vr. v. Bauernfeind, eröffnet. In: Namen der k. sächs. Staatsrcgierung begrüßte die Versammlung Se. Excellcnz der Staatsminister Frhr. v. Friesen. (Vgl. das 'Nähere im „Feuilleton".) * Berlin, 22. September. Se. Majestät der Kaiser hat heute Nachmittag den neucrnanntcn griechi schen Gesandten am hiesigen Hofe, Herrn Rhangabe, behufs Ueberreichung seiner Crcditivc empfangen. Wie officiös nach auswärts von hier gemeldet wird, sind die Dispositionen für die weiteren Reisen des Kaisers dahin getroffen, daß die Abreise nach Baden, wo hie Kaiserin alljährlich ihren Geburtstag zuzubringen pflegt, am 27. September erfolgen soll. Der Aufenthalt des Kaisers in Baden wird sich wahrscheinlich bis gegen das Ende des Octobcrs hinzichen. Ob dann noch die Reise nach Rom zur Ausführung kommen wird, darüber läßt sich noch nichts Bestimmtes sagen. Gewiß sei nur, daß der Kaiser nach wie vor den Wuusch hegt, den Be such des Königs Victor Emanuel erwiedern zu können. — Der Kronprinz crtheiltc gestern Nachmittag dem amerikanischen Gesandten Bancroft Davis und später dem spanischen Vertreter Juan Antonio de Rascon Audienzen. — Der Prinz Leopold von Bayern, welcher den Manöver» in Hannover beigewohnt hat und einige Tage in Berlin verweilte, hat sich heute Nachmittag wieder nach München zurückbegcben. Wie die „Sp. Zta." berichtet, ist dem Prinzen während seiner Anwesenheit in Hannover vom Kaiser der hohe Orden vom schwarzen Adler verliehen und eigenhändig überreicht worden. — Der deutsche Ge sandte am italienischen Hofe, Herr v. Keudell, welcher am 1. Juli sich auf Urlaub begab, wird gegen Ende des Monats wieder auf seinen Posten zurückkehren. Augenblicklich weilt Herr v. Keudell in Magdeburg zum Besuche seines Schwiegervaters, des früheren Finanz- ministcrs, jetzigen Oberpräsidentcn v. Patow. — Nach den Mittheilungen hiesiger Blätter hat am Sonnabend eine zweite Sitzung der vereinigten Bundesrathsaus- schüssc für Handel und Verkehr und für Rechnungs wesen stattgefunden, in welcher der Reichsb ankgesctzent- wurf zur Berathung stand. Die erste Sitzung, am 15., war nur informatorisch. In der zweiten wurde dagegen auf die Sache selbst eingegangen. Wie die „Post" er fährt, hat sich in den betreffenden Ausschüssen die Ma jorität der Stimmen principiell für den vorgelegtcn Ent wurf ausgesprochen, über welchen nun die Specialbe- rathungen in der nächsten Zeit stattfinden werden. Ucber den Beginn der Plenarsitzungen steht noch nichts fest. — Wie schon vor einiger Zeit gemeldet, hat sich die spanische Regierung auf Betreiben der Reichsgesandtschast in Madrid bereit erklärt, den Rhedern des von einem spanischen Kanonenboote in der Nähe der Zuluinseln aufgebrachten deutschen Kauffahrteischiffes „Maric Luise' den vollen versicherten Werth des Schisses nebst Zinsen zu vergüten, während die für Krachtverlust zu gewährende Entschädigung durch beiderseitige Commissare in Manila festgestcUt werden soll. Die Zahlung der erwähnten Summe, welche auf 25,000 Duros veranschlagt worden war, an die deutsche Gesandt schaft in Madrid ist, wie ein Corrcspondent der „Wes.- Ztg." erfahren hat, nunmehr erfolgt und dürfte das Geld bereits in den nächsten Tagen durch das auswär tige Amt den Rhedern der „Marie Luise" übennittelt werden. Zum Commissar der Rcichsrcgierung bei Fest setzung der Entschädigungssumme für den Frachtverlust wird voraussichtlich der deutsche Consul in Manila, Herr Ruthmann, ernannt werden. — Mittheilungen hiesiger Blätter gegenüber, denen zufolge der geh. Rc- gierüngsrath IN. Stieber in Aachen hoffnungslos daniederliezcn sollte, drückt ein Schreiben des genann ten Herrn «I. 6. Aachen den 20. d. M. an die „Voss. Ztg." vielmehr die Erwartung auf eine baldige voll kommene Genesung aus. — Wie die „Sp. Ztg." be richtet, hat das Cultusministerium den Gesetzentwurf wegen Verwaltung des katholischen Kirchen vermögens nunmehr vollendet und den übrigen be- theiligten Ressortministern mitgctheilt. Derselbe wird also binnen Kurzem in dem Gcsammtumüsterium de- ratheu und unzweifelhaft dein nächsten Landtag vorgelegt werden. — Am 1. Octobcr wird die Neichscommission für Medicinalstatistik zusammentreten. Die Be- rathungen werden an der Hand einer Vorlage statt finden, welche im Juni d. I. von einer Subcommijsion, bestehend aus dem Vorsitzenden, Präsidenten der See- Handlung Bitter, dem Abgeordneten IN. Löwe, dem Director des kaiserlichen statistischen Amts Becker und den Geh. Rächen IN-. Eulenberg und IN. Engel (Director des königlich preußischen statistischen Bureaus) festgestellt worden ist. — Die vereinigten Bundcsrathsausschüssc für Handel, Verkehr und Rechnungswesen setzten heute die Berathung über das Bankgcsetz fort. Es wurde in die Specialdebatte eingctreten. Auch der Ausschuß für Zoll und Steuerwesen hielt heute Sitzung. — Das am 20. September in Kiel vom Stapel ge laufene Panzerschiff „Friedrich der Große" ist das zweite von drei ganz gleichen, in der kaiserlichen Admi ralität entworfenen und auf inländischen Werften in Bau gegebenen Schiffen, das jetzt seinem Elemente über geben wurde. Das erste dieser Schiffe ist das im November vorigen Jahres bereits von der Werft der Actiengcsellschaft „Vulcan" zu Stettin abgelaufenc „Preußen", das dritte der auf der kaiserlichen Werft zu Wilhelmshaven noch im Bau befindliche „Große Kur fürst". Diese 3 Schiffe gehören zur Klasse der vollgc- takelten, für den Kampf auf hoher See bestimmten Panzcrthurmschiffe und ähneln in der Disposition ihres Panzers und ihrer Thürme dem als gut anerkannten englischen Panzerschiff „Monarch", dem sic jedoch trotz ihrer sehr viel kleineren Dimensionen an Panzcrstärke weit überlegen sind, da sie im Gürtel Panzer von 9 Zoll Dicke gegen 7 Zoll beim „Monarch" erhalten. Der „R.-A." giebt heute eine interessante Beschreibung dieser neuen Schiffe, auS welcher hervorgcht, daß das nun von Stapel gelaufene Schiff ein mit allen Vervollkomm nungen der 'Neuzeit ausgcstattctes Bauwerk ist, das wohl im Stande ist, die deutsche Nation in fernen Län dern als ein Product einheimischer Industrie würdig zu vertreten. Innerhalb Jahresfrist ist der „Friedrich dcr Große" das vierte für die deutsche Flotte von Stapel gelaufene große Panzerschiff; im Octobcr vorigen Jahres wurde in England auf der Camuda'schcn Werft der „Kaiser", im November vorigen Jahres in Stettin „Preußen", am 12. dieses Monats ebenfalls bei Samuda „Deutschland" und nun am 20. dieses Monats das eben besprochene Schiff zu Wasser gelassen. Es ist dies in so kurzer Zett ein größerer Zuwachs, als selbst je in der englischen Flotte der Fall war. Um aber unser Programm zur Schaffung einer Flotte erfüllen zu kön nen, ist auf der kaiserlichen Werft in Ellerbeck bereits der Bau eines neuen Panzerschiffs (bis jetzt ohne Namen) begonnen, das zur Klasse der sehr schwer gepanzerten, sogenannten Panzercorvettcn, die hauptsächlich zum offen siven Küstenschutz bestimmt sind, gehört. Die Pläne auch für dieses Schiff sind in der Admiralität nach ganz neuen Principien entworfen. — Der Generalsnperintendcnt IN'. Büchscl hat unter dem 8. August die nachfolgende, erst in den letzten Tagen bekannt gewordene Ansprache bezüg lich der bevorstehenden A c n d e r u n ge n auf tirchli ch c m Gebiete an die Gemeinden der Neumark und Nieder lausitz gerichtet: Vom l Octobcr ab darf die Trauung durch den Geistlichen erst dann vollzogen werden, wenn die Brautleute zuvor bei dem CivilstandSbcamten die Erklärung abgegeben haben, das; sie Eheleute sein woUcn, und als solche in die Listen eingetragen sind. Die in dieser Weise eingegangcnc Ehe ist in bürgerlicher Hinsicht von dem Gesetz anerkannt, und dre Eheleute haben alle Rechte und Pflichten, die ihnen das Landesgcsetz beitcgl. Bw her konnte eine rcchtsgiltigc Ehe von Gliedern der christlichen Krrchc nur altem durch den Geistlichen geschlossen werden Vom I. Octobcr ab wird cs aber möglich sein, dass Ehen in den evangelischen Gemeinden entstehen und bestehen, die nicht rn seitheriger Weise durch die Diener der Kirche mit dem Segen Golles geschlossen sind, und cs kann geschehen, daß solche Per soucn, die sich innerlich von der Kirche und ihren Ordnungen losgesagt haben, sich nicht mehr vor dem Altäre trauen laücn und sich mit der Eivilehc begnügen. Jeder Christ gehört einer zwiefachen Ordnung an: deni Staate und dem Reiche Gottes. Auch die Ehe hat ihre zwiefache Seite: die bürgerliche und die kirchliche, und daher must die Christengemeinde verlangen, dau Die, welche entschlossen sind, als christliche Eheleute mit einander zu leben, auch nach dem Civilaetc sich vor Gott dem Herrn zur gegenseitigen Treue verpflichten und den Segen Gottes durch die Kirche empfangen. Gott der Herr hat die Ehe gestiftet und Mann und Weib gesegnet, darum ist cs auch seither christliche Ordnung gewesen, dav die Brautleute vor dem Altäre sich ein finden, unter Anrusnng des heiligen und allwissenden Gottes sich gegenseitige Liebe und Treue geloben und ein Band knüpfen, das nur der Tod trenm n kann. Wenn auch der Tag der Hoch zeit fröhlich gefeiert wird, jo ist er doch für das Brautpaar ein sehr ernster Tag. Die Tochter geht aus dem lieben Vaterhause und der Mann gründet seinen eignen Hausstand. Beide über nehmen große und h ilige Verpflichtungen und wissen, dast Jeder sür die Lebensruhe nnd den Ledenssriedcn des Anderen verantwortlich ist. Ter Weg zn den neuen Verhältnissen geht durch die Kirche. Sic treten unter den Gebeten von Acltern und Geschwistern vor den Altar, vor dem sie einst bei der Ein segnung Gott dem Herrn Treue gelobt haben, reichen sich die Hande und wechseln die Rmge und geloben vor dem allgegcn wattigen Gott, vor dem sic emst am Tage dcS Gerichts stchen werden, um Rechenschaft zu geben, wie fic mit einander gelebt haben, dasi sie mit einander m Geduld und Frieden ihre Wege gehen und des Lebens Last, Arbeit und Roth mit einander «ragen wollen. Der Ehestand ist ein von Gott geheiligter Stand, darum soll er auch vor Gott deni Herrn ciugegangen werden, und die Brautleute sollen nicht allein vor dem bürger lichen Gesetz als Eheleute gelten, soudcrn auch von der christ lichen Gemeinde als christliche Ehclcute anerkannt werden Ihr Vater und Mütter, die ihr eure Kinder mit euren Schwelst tropfen nnd euren Gebeten erzogen habt, gebt nicht zn. dast sic ohne den Segen GoltcS m den Stand der Ehe treten. Es wird daher angemessen sein, dast die Brautleute schon, bevor sic zu dem Civilstandsbcamtcn gehe», sich bei ihrem Geistlichen melden, und, um unnöthigc Gange zu vermeiden, von ihm sich berathen lassen und seine Hilse in Anspruch nehmen, »in die nöthlgcn Scheine und Attepe zn beschaffen. So wird cs mög lich fcin, dast das kirchliche Anfgcbot gleichzeitig mit dem bür gerlichen geschehe nnd die Trauung ohne Verzug erfolge, nachdem die Erklärung vor dem Ewilnaudsbeamten abgegeben ist, so dast sie nach der Vater Sitte sröhlich ihre Hochzeit feiern können. Dieweil mir befohlen ist darüber zn wachen, dast der Gemeinde Gottes Wort lauter und rein vcrlündct und Jucht und Sitte g-pflcgl werde, so habe ich es sür meine Pflicht gc halten, euch zu bitten und zu ermahnen, dast ihr auch bei ver änderten Verhältnissen hallet, was ihr habt, damit Niemand eure Krone raube. Der Gott des Friedens und der Gnade sei mit euch und sührc euch an seiner Hand durch das irdische Lcbcn zum seligen Frieden. * Königsberg, 22. September. (Tcl.) Das Er kcnntniß der ersten Instanz gegen den Bischof Crcmcntz von Ermland, welches denselben wegen widerrechtlicher Anstellung des Geistlichen Seeburg in Wuhsen zu einer Geldbuße von 200 Thlr. cvent. zu einer Gefängnißstrafc von 6 Wochen verurthcilt, ist vom ostprcußischcn Tri bunal heute bestätigt wordcn. * Königsbergs -22. September. (Tel.) Nachdem der Propst Linder sich abermals geweigert hat, die Beerdi gung eines Altkatholiken in geweihtem Boden zu Feuilleton. Rcdigitt von Otto Banck. A. Hoftheater. — Neustadt. — Nm 22. Sep tember: „Vorüber!" Drama in einem Act von F. Coppv, deutsch vom Grafen W. Baubissin. „Die Versucherin." Lustspiel in einem Act von G. v. Moser. (Beide Stücke zum ersten Mal.) „Die Liebe im Eckhause" nach Caldcron von Cosmar. Der hochverdiente Uebersetzer Shakespcare's und Moliore's hatte dem Theater bereits im vorigen Jahre eine kleine dramatische Scene von F. Copps durch jene feine, graziöse Uebertragungskunst zugeführt, die seiner Feder eigen ist und den Genius einer fremden Sprache m der unsrigen, unbeschadet der Eigenthümlichkeiten beider Idiome, geistvoll heimisch zu mache,« versteht. Die vorige Arbeit des französischen Autors, das „Rendezvous", wirkte durch eine poetische Erhebung und Klärung socialer Anschauungen und fand als eine handlungslosr Plauderei Stütze genug im pikanten Her- vortrcten realistischer Reize, wie sie nur rin begabtes Auge hinter den Coulissen des modernen Lebens zu er blicken vermag. Der Gegenstand lag dem Tage nahe und konnte in allen großen Städten ein Verständniß sindm, welches durch gute Logik im Gedankengang und in der Charakterentwicklung erleichtert wurde. Diesmal ist der französische Dichter in Stoff und Behandlung desselben viel minder glücklich gewesen. Die Grundidee, daß eine vornehme, der Ueppigkrit und dem sinnlichen Liebescultus lebende Dame auS dem Hause der „Grimaldi" von einer humanistischen lebensmüden Reflexionsstimmung angewandelt und von der gesunden unbefangenen Reinheit eines schönen Jünglings so ge rührt wird, daß sie nach heißem Kampfe mit ihrer immer bereiten Genußsucht in aufopfernder Munificenz die Netze der Verführung selbst zerreißt, in welchen sich der Arme schon ohne es selbst zu wissen, gefangen hat — diese tugendhafte Grundidee hebt sich auf dem Ter rain einer schwülen Mondscheinnacht, wo eigentlich die Gelegenheit keineswegs ihrem Siege, sondern vielmehr dem Amor und allen andern Spitzbuben günstig ist, durchaus nicht unpoctisch, sondern in jedem Fall sehr markirt ab. Aber der Eindruck geht ohne die rechte Wirkung vorüber, da dieser Act nicht auf sittliche Re form durch Selbsterkenntniß und Läuterung, senden, auf die Ausnahme zugejpitzt ist, welche Zufall und Lonne ermöglichen. Dieser Venus möchte vielleicht nicht zum zwecken Male eine Vestalinnenmaskc zu Gebote stehen, und man fürchtet, daß sie ihren nächsten Adonis, auch ohne Shakespcare's Epos gelesen zu haben, völlig mythologisch behandeln wird. Diese Fehler, die das ethisch-dramatische Element gänz lich lähmen, liegen allerdings in der Stoffwahl, in der Venusnatur, bei welcher das Verdienst der Entsagung sich zum Werth der Caprice verflüchtigt. Psychologisch aber hätte der Dichter mannichfach feiner und strenger sein können, zunächst in der Schilderung des Jünglings, dessen Entschlusse des Gehens oder Bleibens sehr schwach motivirt sind. Die Darstellung wurde durch Fräul. Ulrich, welche die Silvia spielte, sehr gehoben. Der Jüngling von Fräul. Haverlandt vorgeführt, ist eine schwierigere Leistung. Nicht Alles, was diese Rolle spricht, ist na türlich gedacht und um so näher liegt die Anwendung eines allgemeinen emphatischen Vortragcolorits, welches einer gewissen romantischen Hohlheit der Declamation die Arme öffnet. Das neue Lustspiel von Moser ist eine gar er freuliche Gabe, frisch und keck erfunden und voll wirk ¬ samer Verwickelung und Situationskomik. Für die Frauen und schönen Wittwcn im Publicum wäre cs hoffent lich angenehm gewesen, wenn der hier humoristisch recht übermüthige Verfasser mit jenen Bildern und Ver gleichen etwas sparsamer gewirtschaftet hätte, die dem Pferdcstall und der Reitbahn entnommen sind. Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan, aber nicht an der Longe, wie der Rittmeister v. Seeberg glaubt. Diese Rolle würde auch, wenn sie mehr cntpferdct wäre, von Hrn. Dettmer noch feiner und eleganter gespielt werden können. Frl. Ulrich war als Konstanze v. Leuten in wahrhaft überraschenden Betonungen des frappanten Lebensrealismus überaus glücklich und er heiternd. Hr. Rich elfen und Frl. Guinand unterstützten das amüsante Stück durch ihre Mitwirkung, ebenso that dies Hr. Löber. Es sei noch darauf hingewiescn, daß am 25. Sep tember in neuer Einstudirung Schiller's „Wilhelm Tell" zum Besten für die Wittwen und Waisen der Theater mitglieder in Scene gehen wird, eine glückliche Wahl, die sich, wie kaum eine andere, zur wünschenswerthen Vermehrung jener wohlthätigen Stiftung eignet. O. B. Europäische Gradmessung IV. Dresden, 23. September. Heute Vormittag 11 Uhr wurde die vierte allgemeine Conferenz der europäischen Gradmessung durch den Vice- präsidenten der permanenten Commission, IN . v. Bauern feind, eröffnet. Se. Excellcnz der Herr Staatsminister Freiherr v. Friesen begrüßte die Versammlung im Namen der königl. sächs. StaatSregiernng durch folgende Ansprache: ^,Es gereich« mir zur besondere» Freuds daß ich die Ehre habe. Sic im Namcn dcr königlich sächsischen Regierung hier «n unseren Manern herzlich zu begrüßen. Die sächsische Regierung hat von den ersten Anfängen dieses groben Unter nehmens, dessen Förderung und Lösung Ihre Ausgabe «st, dem selben ihre volle Thcilimhmc und das größte Interesse gcivid mct. Schon vor etwa >2 Jahren, als die erste Idee zu einer, wie man eS damals hieß, mitteleuropäischen Gradmcssung durch Se. Excellcnz des Herrn General Bacyer ansgcjtellt. vertheidigt und empföhle» wurde, schon zu jener Zeit haben an den ersten Vorbereitungen der Consercnzen königlich sächsische Regierungscommissare Antheil genommen, und ich kann ver sichern, dab unser Interesse an dieser Angelegenheit scildcm nicht abgeschwächt wordcn ist. AllcrdlngS Hal daS grobe Werk, das Ihnen vorttegt, seit jener Zeit wesentliche Veränderungen erlitten, cs hat ganz andere Dimensionen angenommen als da mals. Fast alle europäischen Regierungen haben nach und nach sich an dem Werke betheiligt- Ihre Messungen und Un tersuchungen erstrecken sich fast auf den ganzen Erdball. Mit einem Worte aus der mitteleuropäischen ist eine europäische Gradmessung geworden. Freilich ist cs »nsolgc dcsicn nicht möglich erschienen, den Zeitpunkt des Werks, den man damals vielfach im Auge hatte, sestzuhalten, und wenn man damals glaubte, in einer bescheidenen Anzahl von Jahren mit dem Werke fertig zu werden, so ist an diesem Zeitpunkte nicht mehr festzuhalten. Aber nicht blos extensiv, nicht blos dem Raume und der Zeit nach hat Ihre Ausgabe sich ver größert und ist gewachsen, auch intensiv haben sich schon im gegenwärtigen Fortaange der Arbeiten eine Menge von Fragen ausgcdrängl, eine Menge von Problemen dargeboten, die einer Lösung bedürfen und also erneute und vergrößerte Arbeiten in Anspruch nehmen Es dars uns nicht Wunder nehmen, es geht, wie bei allen großen Werken, die unternommen werden, um die großen Geheimnisse der Natur zu crsorschen: Je tieser man hincin- kommt, umsomehr reiben sich Fragen an Fragen, Problem« an Probleme und wcnndcrForscher nach mühsamer Arbeit glaubt, am EndescinerMuhcn zu sein und einProblcm gesunden »u haben, so findet er schlieblich, wie sein Hauptgewinn darin besteht, dab fein Blick eben nur geklärt ist, um neue Probleme zu erkennen, neue Ausgaben sich zu stellen. Und, meine Herren, dcr Mensch
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