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Dresdner Journal : 20.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187409200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-09
- Tag 1874-09-20
-
Monat
1874-09
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 20.09.1874
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2V21S Sonntag, dm A>. Scptemder —, ^dv»«»»i»t»pr«t»i l» UHM« äLürliot»:. ... 6 I'dlr ^jkUrliod: 1 Hilr. 1b Azr. ^»v»«Ioek1nmmvrv: 1 L»Z»«rk»Idä«» äoutovbso lt«iok« tritt?o«^ ass 8t«Mp«I»u»cbI»8 dioio. IvserLteuproti«: ^ür^äoo k»nn» viaor ^sopLltoooo psütrsil«: r I4^r. Vvwr „Kiii^8«»o6r" cli« b Hxr. kr«eli»l»v»: l^Iick mit Xuin»km« 6sr Sono- uvä ^»isrt»^«, Xbsvä» Mr äov fol^ooäoo ^»8 DttMerIMrnal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. i 1874 Io8oi-a1on»i>»»limv »uo^Li-tsr H .Lra»rci»tetter, 6vwwit»iooLr ckt-8 * l)re8<Iner 4c>urv»Is; el>enü»».: 4'or' u. L ^r^er, «»mdm^-NorN». Vi«o-I,«ip»i8-L»»«I-Lr«»I»ii-rr»Lt4iu1» ».: 4 LerU» V>«a-S,mdnr8-kr»8'^«iP«i8-^r»Q>l- turtKl. - Klbr»ebm»: L«rUo t F /nva/nt,n4a^l,^/. XiLrrr/dt, L. Lcklotte,-r«, I»a: N. <8tunAer>'s Lürvau; OkonuUti: /<>. ^oiAt, rnu»>- 0ir1»H.: F ^/«^kr'sckv u.^O. //errrtt<inn'^t<e Luetld^ V)a«/-e4 t-'o., vörlit»: /nvl), 8»iwovir: (/'. §c^ü«Äer, r»rt,: /.a/ittr, L«ttier L'o., 5tlltt8»rt: i-u«Le 4 Co.» LÄ44. Fttnoncen-Lüfea««, Vies: U«>r»u88<ddvrr t IILnixl. Orp^Iition 4«?» 0rt>«6uor .tournal», Orescivu, ^lkr^rvtlrooxussv Ho. 1. Abonnements - Einladung. Auf da- mit dem 1. Stober beginnende neue vierteljährliche Llbonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen zu dem Preise von 1'/!« Thlr. für Dresden links der Elbe beider unter- zeichneten Expedition, für Dresden rechts der Elbe in der Bach - schen Buchhandlung (Hauptstraße 22) und für au-wärtS bei den betreffenden Postanstalten angenommen. Ueber die Verhandlungen deS bevorstehenden Deutschen Reichstags bringt das „Dresdner Journal" wiederum selbstständige ausführliche Be richte durch bewährte Referenten, wie denn auch die Referate über die nahen Verhandlungen deS sächsischen Landtags wiederum in besonderen Beilagen gegeben werden. Die ossicieUen Gewinnlisten der k. sächs. LandeSlotteric werden vom „Dresdner Jour nal" Zug um Zug vollständig mitgetheilr. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsgebühren werden im Jnseratentheile mit 2 Ngr. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eingesandtes" sind die Jnsertionsgebühren auf 5 Ngr. pro Zeile festgestellt. Wir bitten um baldige Erneuerung des Abonnements für das nächste Quartal, da bei verspäteter Bestellung die Nachlieferung voll ständiger Exemplare nicht garantirt werden kann. Hönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, l9. September. Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Amalie in Bayern ist heute früh Uhr von Blankenberghe bei Ostende hier eingetroffen und hat Sich in das Hoflagcr nach Pillnitz begeben. Nichtamtlicher TtM. Ueber sicht. Telegraphische Nachrichten Tagckgeschichte. (Berlin. Aus Baden. Darmstadt. Wien. Prag. St. Qucntin. Brüssel. Bern. Solothurn. Rom. London. Chnstiania. New-Aork.) Ter Proceß vor dem Zuchtpolizeigericht zu Grasse. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Riesa. Crimmitschau. Bautzen.) Statistik und BolkSwirthschaft. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. B-rsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Buda-Pest, Freitag, 18. September, Abends. (W. T. B.1 In dem unter Vorsitz deS Kaiser- Heute abgehalteuen gemeinsamen Ministerrath wurde die Angelegenheit deS Getreidezolles be sprochen: der letztere wird vom 1. October an wieder eingehoben werden. Santander, Freitag, 18. September. (W. T. B.) Den Offizieren der deutschen Kriegsschiffe „AlbatroS"' und „Nautilus" ist von den Be wohnern Bilbaos am dortigen Bahnhofe ein Ban- ket yeaeben worden, welchem auch die Offiziere des englisHen Kanonenbootes „Fly" beiwohnten. Die deutschen Kanonenboote haben sich nach Portuga- lete begeben. New -Orleans, Freitag, 18. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Verhandlungen zwischen Mac Henry, dem früheren Gouverneur, und Kel- logg, dem legitimen Gouverneur, habe« einen Ver glich herbeigrführt, wonach die Liga der Weißen Kellogg als Gouverneur anerkannt hat. Die Stadt ist ruhig, und die BundeStruppen werden in 5 Tagen wieder abziehen. (Vgl. unter „Tages geschichte".) Tagesgeschichle. * Berlin, l8. September. Aus Hannover wird gemeldet, daß Se. Majestät der Kaiser und Se. kaiserl. und köntgl. Hoheit der Kronprinz von dem heutigen Ma növer Abends 6 Uhr mit der Altenbekener Bahn dahin zurückgekrhrt sind. Se. Majestät wird auch morgen Vormittag nochmals den Manövern beiwohnen. Die Abreise nach Kiel ist auf morgen Nachmittag 2 Uhr fest gesetzt. Die Rückkehr Sr. Majestät steht am Montag früh zu erwarten. Am Donnerstag wird Se. Majestät sich zur Abhaltung der Hofjagd nach Hubertusstock be geben, von wo die Rückkehr nach Berlin am Freitag Abend erfolgen soll. — Der Ausschuß des Bundes- raths für Handel und Verkehr, die vereinigten Aus schüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungs wesen und der Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sitzungen. — Die neueste „D. R.-C." bringt folgende Mittheilungen: Ueber die am 15. d. M. stattgehabte Sitzung der Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen hört man nachträglich, daß die Differenzen zwischen den ein zelnen Vertretern der Bundesregierungen in Betreff des Bankgesctzcs nicht so weitgehende sind, als man ur sprünglich annahm. Wenn auch Bayern sich dem Prin- cip der Vorlage nicht so ohne Weiteres anschließen wird, so hat doch die Besprechung in dieser Sitzung, welche allerdings nur eine oberflächliche sein konnte, dargethan, daß die bayersche Negierung sich zu dem Entwurf durch aus nicht negirend verhält, daß sie vielmehr im großen Ganzen dem Princip zustimmt und nur im Betreff der Details für das Gesetz einige Wünsche hege. In Be treff der Ansichten der württembergischcn Regierung hören wir, daß der Vertreter Württembergs nicht nur eine dem Gesetze zustimmende Erklärung abgab, sondern daß diese Regierung möglichst noch viel weiter gehen und aus dem Provisorium des Entwurfs lieber noch rin Definitivum in Form einer Reichsbank im Gesetze ausgesprochen wissen wolle. Diesen Ausführungen war cs namentlich zu danken, daß die Referenten für den Entwurf gerade aus den Vertretern dieser beiden Staaten gewählt wurden. — Seiten des Reichskanzlers ist dem Bundesrath eine Uebersicht der ordentlichen Ausgaben und Einnahmen des deutschen Reichs für das Jahr 1873, sowie eine Uebersicht der außeretatsmäßigen außerordent lichen Ausgaben, welche durch den Krieg gegen Frank reich veranlaßt sind oder mit demselben im Zusammen hänge stehen, ebenfalls für das Jahr 1873 mit dem Ersuchen zugegangen, !die in diesen Uebersichten zusam- mengestellten und motivirten Etatsüberschrcitungcn und außeretatsmäßigen Ausgaben vorbehältlich der ver fassungsmäßigen Entlastung, genehmigen zu wollen. Aus der letzteren ergiebt sich, daß die Ausgaben Deutschlands in dem Kriege gegen Frankreich überhaupt 341,370,746 Thlr. betragen haben, welchem Betrage eine gleiche Einnahmesumme gegeuüberstcht. — Gestern Mittag trat, wie die „Spen. Ztg." berichtet, in einem Conferenzsaale des Reichskanzleramts die von dem Bundesrathe zur Entwerfung des bürgerlichen Ge setzbuches für Deutschland erwählte Commission zum ersten Male zusammen. Der von dem Reichskanz- lfr zum Vorsitzenden der Commission ernannte Präsident des Reichsoderhandelsgerichts, wirkl. Geh. Rath Dr. Pape, begrüßte die vollzählig anwesenden Commissions- nütglieder und erklärte im Namen und Auftrage der Rcichsrrgierung die Commission für eingesetzt und ihre Thätigkeit für eröffnet. Alsdann wurde sogleich mit der Berathung der zunächst festzustellcndcn Vorfragen begonnen. — Nach der „Schics. Ztg." ist die Nachricht, daß der ehemalige erste Vortragende Rath im Staats- ministcrium, der geh. Oberregierungsrath Wagener, nach Varzin berufen worden sei, um von dem Reichs kanzler bei einer neuen Serie von Reichsgrsetzen zu Rathe gezogen zu werden, mit Vorsicht aufzunehmen. Jedenfalls stehe die Thatsache fest, daß Herr Wagener, seit er nicht mehr Vortragender Rath im Staatsministe- rium ist, zu keinerlei Betheiligung an der Rcichsgesetz- gebung herangezogen worden ist. A«S Baden, 17. September, berichtet die „B. Lds.- Ztg." :Jm Bezirk Ueberlingcu wurde gegen Neu Prie ster wegen gesetzwidriger Ausübung von Amtsverrich tungen amtlich cingeschtttten. Der Neupriester Fauler in Sipplingen, welcher trotz Verwarnung Religions unterricht ertheilte, wurde vor Beginn des Unterrichts auf zwei Stunden eingesperrt, um ihn an der ferneren Ertheilung des Religionsunterrichts zu verhindern. Auf gleiche Weise wurde gegen den Neupricster Jhringcr in Meersburg vorgegangen. Darmstadt, 17. September. Wie das „Fr. Jonrn." vemimmt, hat der Ausschuß für die Kirchengesetze seine Arbeiten soweit beendigt, daß am 19. d. M. mit dem Ministerium eine gemeinschaftliche Sitzung zur Ver handlung wegen der in Aussicht genommenen Vcr- besserungsvorschläge stattfinden kann. Wien, 18. September. (Tel.) In der heutigen Sitzung des hiesigen Gemein dcra ths wnrde über das Zustandebringeu eines Nationalgeschenkes für die Mit glieder der österreichischen Nordpolexpedition bc- rathen. Es wurde beantragt, daß die Gemeinde Wien sich mit 5000 Fl. an die Spitze einer Subscription stellen und alle zu dem gedachten Zwecke cinlausendcn Gelder theils zur Verlheilung unter die Schiffsmann schaft, theils dazu verwenden solle, daß den Offizieren und Gelehrten der Expedition die Möglichkeit geboten werde, ihre Erfahrungen für die Wissenschaft nutzbar zu machen. Sämmtliche Städte und Gemeinden Oester reichs sollen durch eiu Rundschreiben des Bürgermeisters gleichfalls zur Verwilligung von Beiträgen eingeladen, eine Aufforderung, in derselben Weise in Ungarn die Initiative zu ergreifen, soll an den Oberbürgermeister von Buda-Pest gerichtet, an die Bevölkerung von Wien soll ein besonderer Aufruf erlassen werden. Die vor stehenden Anträge wurden einstimmig genehmigt und zu ihrer Ausführung eine aus 6 Mitgliedern bestehende Commission gewählt. — Ter niederöftcrreichischc Land tag wird am 22. d. über das Nationalgcschcnk für die Expeditionsmitglieder gleichfalls beschließen. Prag, 18. September. Wie leicht begreiflich bildet noch immer das Erscheinen derJungtschechen im Landtage das allgemeine Tagesgespräch. Von verfassungstreuer Seite wird nichts unterlassen, um den sieben jungtschechischcn Abgeordneten ihre überaus schwie rige und dornenvolle Stellung womöglich zu erleichtern. So wurde z. B. in jede einzelne bisher gewählte Com mission wenigstens einer, in manche derselben sogar zwei von den erwähnten Dcputirten gewählt. Außer dem soll, wie cs heißt, den Jungtschechcn die Zusage crtheilt worden sein, einen eventuellen Antrag derselben auf Gewährung einer größeren Subvention aus Landes mitteln für das tschechische Nationaltheater auf das Kräftigste zu unterstützen. Um so leidenschaftlicher und ungeberdiger gehen nunmehr die Alttschechen gegen ihre ehemaligen Patteigenossen ins Zeug. Kein Schimpf, kein Hohn, keine Schmach ist groß genug, daß nicht die alttschechischen Blätter den „Jungen" gegenüber davon den ausgiebigsten Gebrauch machen würden. Man hat cs auch versucht, in den Wahlbezirke» der jungtschechischcn Abgeordneten Mißtraucnskundgebungen gegen dieselben zu Staude zu bringen. Die bezüglichen Bemühungen scheinen jedoch ohne Erfolg geblieben zu sein; wenigstens ist bisher, trotzdem der Landtag bereits vier Tage bei sammen ist, kein einziges Mißtrauensvotum an die Adresse der Jungtschechcn eiugelaufcn. Darüber sind nun, wie leicht begreiflich, die alttschcchischcn Blätter sehr ungehalten, und eines derselben — die hiesige „Politik" — versteigt sich sogar zu der, Drohung, daß die bezüglichen Wahlbezirke aus dem Schooßc des böh mischen Volkes ausgeschlossen werden müßten, falls sic nicht das „hcrostratijchc" Vorgehen ihrer Abgeordneten verdammen. Nun rcpräscntiren aber die betreffenden sieben Wahlbezirke eine Bcvölkerungszahl von über 350,000 Seelen; es dürfte somit etwas schwer fallen, diese Massenausschließung factisch ins Werk zu setzen. — Der hiesige Erzbischof Fürst Schwarzenberg hat an einzelne Mitglieder des feudalen Adels ein Schreiben gerichtet, in welchem er bezüglich der Regelung des Patronatswesens das Concordat vom Jahre 1855 als allein maßgebend hinstcllt und gleichzeitig die Ver sicherung crtheilt, daß die Bischöfe einer einseitigen Aenderuug der bezüglichen Rechtsverhältnisse nie ihre Zustimmung geben werden. Das betreffende Schreiben, welches vom 8. d. M. datirt ist, gilt zugleich als Ant wort auf die Erklärung einer Anzahl feudaler Kirchen patrone vom 3l. März l. I., in welcher dieselben das Verhalten der Bischöfe als einzige Richtschnur für ihr weiteres Verhalten in Bezug auf die Regelung der Patrvnatsrechte bezeichnen. St. Quentin, 18. September (Tel.) Der Marschall- Präsident Mac Mahon wurde bei scincr Ankunft hier mit den Rufen: „Es lebe Mac Mahon! Es lebe die Republik!" empfangen. Der Maire hob in seiner An rede hervor, daß die mühselig arbeitenden Schichten der Bevölkerung von der Nationalversammlung eine Be festigung und Weiterentwickelung der gegenwärtigen Institutionen erwattnen; alle guten Bürger würden dem Marschall Mac Mahon ihre Unterstützung leihen. Der republikanische Dcputirtc Henri Martin erschien an der Spitze einer Deputation aus dem Departement der Aisne, um dem „tapferen Soldaten" seine Hul digungen darzubringcn. Derselbe erklärte in seiner An sprache, das Land sei beruhigt; dasselbe fordere aber auch Sicherheit für die Zukunft und wünsche die Executiv- gewalt des Marschalls durch Einrichtungcu vervollstän digt zu sehen, die dem demokratischen Geiste entsprächen, der für die Gesellschaft ein conscrvativer sei und bei welchem das allgemeine Stimmrecht unangetastet bliebe. Der Marschall erwiderte, daß er mit der Unterstützung aller guten Bürger die Aufgabe lösen werde, die ihm gestellt worden sei. Zugleich gedachte er der Stadt St. Quentin, über deren Felder er in der Erinnerung an die dort vorgefallenen kriegerischen Begebenheiten nicht ohne Gemüthsbcwegung seinen Weg genommen habe. Seine Rückreise nach Paris hat der Marschallpräsident heute Abend 6 Uhr angetrcten. T Brüssel, 17. September. Der über Vorgänge in Rußland gewöhnlich gut unterrichtete „Nord" schreibt: Aus Carlistischcr Quelle stammende Depeschen machen viel Lärm von einem Schreiben, das der Kaiser von Rußland an Don Carlos gerichtet haben und wcl- Feuilleton. Redigitt von Ott» Banck. Europäische Gradmessung. I. In den nächsten Tagen findet in unsern Mauern eine Confexcnz von höchst wissenschaftlicher Bedeutung statt. Es tagen nämlich allhier in der Aula des kgl. Polytechnikums die Commissare für die europäische Grab messung, und es werden die betreffenden Sitzungen Mitt woch, den 23. September, Vormittags 11 Uhr und zwar, wie wir hören, durch Begrüßung der Conferenzmitglieder durch den Staatsminister Frhrn. v. Friesen eröffnet. An den beiden vorhergehenden Tagen hält die perma nente Commission ordnungsmäßig ihre Berathungcn in demselben Locale, durch welche u. A. auch das von der selben Commission in der vorjährigen zu Wien abgehal tenen Sitzung vorläufig für die diesjährige „allge meine Eonferenz" ausgestellte Programm definitiv festgestellt werden wird. Der Entwurf des Programms ist folgender: l) über astronomische Bestimmungen; 2) über dir Positionen der benutzten Sterne; 3) über die Beobachtungen zur Be stimmung der Intensität der Schwere; 4) über Maß- Vergleichungen; 5) über Messung von Grundlinien; 6) über die geodätischen Richtunasbeobachtungrn; 7) über die Präcisionsnivrllements; 8) über die Publica- tion der Gradmcssungsarbriten; 9) Anträge der per manenten Commission. Dem Vernehmen nach sind von -den Mitgliedern der pcrmanenten Commission bereits eingrtroffcn: 1) der verdiente Begründer des Unternchmens, Grnrrallieutr- nant Oi-. Baeyer, Präsident des Centtalbureaus der europ. Gradmessung und des geodätischen Instituts zu Berlin, 2) Professor Di-, v. Bauernfeind, Director des Münchner Polytechnikums, und 3) Prof. vr. Bruhns, Director der Sternwarte zu Leipzig. Erwartet werden die andern der permanenten Commission angehörenden Mitglieder: Feldmarschalllieutenant v. Fligely aus Wien, Generalmajor v. Forsch aus St. Petersburg, Prof. Or. Hirsch aus Ncuchatel, General de Vccchi (Italien) und Oberst Jbakez aus Madrid (?). Von den übrigen die europäischen Staaten vertreten den, etwa vierzig Commissaren wird jedenfalls die Mehr zahl der diesjährigen allgemeinen Conferenz beiwohnen. Von Seiten Sachsens sind zu derselben Professor Ur. Bruhns in Leipzig und Regierungsrath Professor Nagel in Dresden delegirt. Eine kurze Entstehungsgeschichte dieser Gradmessung, sowie Mittheilungen über die Conferenzverhandlungen werden seiner Zeit folgen. A. Refidenztheater. Am 18. September wurde das Schweitzer^sehe Lustspiel „Epidemisch" vor einem sehr gefüllten Hause auf vielseitiges Verlangen gegeben, ein Verlangen, das man in Anbetracht dieses überaus amüsanten Stückes und seiner rührigen, frischen Dar stellung sehr natürlich finden muß. „Epidemisch" zeichnet sich unter den besten modernen Lustspielen des leichten Genres durch seine drollige Situationskomik und srinrn natürlichen, für die Schauspieler sehr dankbaren Dialog auS. Und es hat noch eine vortreffliche Eigenschaft: es bietet in der Harmlosigkeit seiner Handlung und seines Redeinhalts keine Lascivität dar, ja es giebt nicht ein mal Gelegenheit, frivole Späße und Betonungen hinein- zuertrmporirrn. Somit schneidet es sehr heilsam einer Methode das Leben ab, die ebenso wie der Börsen schwindel und die Privatspeculation „epidemisch" und ein moralisches Rattengift geworden ist, welches den Unschuldigen so oft wie thunlich gestellt wird. In diesem Stücke findet es keinen Platz und die lcckerhastcn Liebhaber jenes Giftes werden sich überzeugen, daß sich selbst ein bescheidener Verstand und cin geringer Grad von sittlichem und ästhetischem Feingefühl auch bei einem anständigen Scherz und Humor unvergleichlich amusircn kann. Auch bei der gegenwärtigen theilweiscn Veränderung der Rollenbesetzung wird das Stück zu bester Wirkung gebracht, und den derben, aber hier ganz passenden Aus führungen einiger Pattien gegenüber bringt besonders das feine, echt künstlerisch accentuitte und individuell durchaus interessante Spiel des Herrn Müller als Major Romberg einen gehaltenen Grundton in das Ganze. In der kleinen Rolle des Pottc-öpeefähnrichs Alfred v. Seldcneck gastirte ein junger aus Dresden gebürtiger Schauspieler, Herr Thimig, welcher frühe schon das Glück gehabt hat, am Wiener Hosburgtheater engagitt zu werden. Seine Darstellung, durch Mimik, charak teristische Haltung und guten Redcton unterstützt, war eine recht wohlgelunbcnc und zeigte aufmerksame Lebcns- beobachtung und Fleiß eines netten, elastischen Talentes, wenn auch der etwaige Umfang der Befähigung bei der Art dieser Rolle, die sonst hier Herr Schenk mit viel Naturell und gesunder Komik spielt, undurchsichtig bleiben mußte. Die abgerundete gefällige Leistung des jungcn Gastes, der sich von Urberttcibung löblich frei hielt, wurde mit freundlichem Beifall ausgenommen. O. B. Mein erster Patient in Südamerika. Erzählung von Ernst Frhr. v. Bibra (Fortsetzung auS Nr. 2l8.) Die beiden Scnorita's ritten voraus, indem sie ihre Pfcrde, ohne alle Veranlassung, über Gräben und Gebü'chc springen ließen und überhanpt Reiterkunststücke aufführten, welche man in jedem europäischen EircuS bewundert haben würde, Pedro aber, der an meiner Seite ihnen langsamer folgte, sagte: „Schen Sic, so sind sie hier im Lande, leichtsinnig über alle Begriffe. Vor einer Stunde noch waren sie außer sich vor Jammer, jetzt wissen sic nicht, was sic aus Uebermuth Alles beginnen sollen. Freilich trägt dazu die Ucberzcugung viel bei, daß der berühmte Arzt, welchen ich herbei,chafftc, den Alten heilen wird, leicht sinnig bleibt es aber immer. Wenn sic cbrn hier auch nichts weiter können als reiten, so muß man ihnen doch wenigstens lassen, daß sic dann Meister sind. „Jetzt aber will ich Ihnen erzählen, wie ich hier ins Land gekommen bin, und muß voransschicken, wie mir es drüben bei uns ergangen ist. „Ich heißc Peter Dürrbachcr und bin eines Bauern Cohn aus einem Dorfe in der Nähe bei Würzburg, indessen nicht, wie mein Name anzudeuten scheint, aus Dürrbach selbst. „Was nun diesen «reinen ehrlichen Namen betrifft, so sprach man denselben hier auf eine so nichtswürdige Weise aus, daß ich mich, um mich für die Hiesigen mundgerecht zu machen, ins Spanische übersetzte und mich Pedro Saccarroyo nannte, was, wie Sie verstehen werden, wörtlich Dürrbacher heißt und gar nicht schlecht klingt. „In der Schule unseres Dorfes machte ich rasche Fortschritte.
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