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Dresdner Journal : 10.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187409107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-09
- Tag 1874-09-10
-
Monat
1874-09
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 10.09.1874
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210. Donnerstag, den 10. September 1874. I» ,«Q— d«u^Ut>° dkUxlicch:. ' ' - 8«ivt»«> tritt Kott-»i»d z^jLUrttot»: H*Ir> >8». SwiopvlxusoNI»^ dia»u. Klv»«lll«»UWIUVN»! 1 «b» t,»vr»teupr«l»er KUr den N»um viovr ^l>»It^aer> kvtit»cil»: 2 di^r Uowr „k!iaixr>«u»<ti" di« 2«it«: d Kjsr. LrieN^invur l^liok mit >»»i>^kio« 6«r 8ouo- und t'vivrta^«, Xvsud« tür dvo tol^sodvo l*^. Dres-mrIonrnal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionörath I. G. Hartmann in Dresden. Ia!»«r»t«a»ooadm« 1,«1pttU: n /-xindrlette»-, OowwiEouLr d«> Drvvdoor doormtt»; < !x nd^ : FuAen F'orr u. L />«ver, »«wdiuA L«rlt». Vts» » ».: d LerU» Vi«o S»mdivx l-*>p«tx-kr»a^ tart ». »I. -MiUicd«u: /tud. Afo«»,, »«rUo- /»pu/id^ndant,// ^ZLrec/d, Lrsm«»: L. Lc^/otte, Sr«, Ul«! Nöür«au; ctiomQit»: />>. p oiAt, »r««»- Nitt » It.: u. F 0. //«-rmann'iivßv Uut:U>^ d-D'o.,- Sörtit«: /nv /)., ksmiovsr: t?. ä'c^ü««/^, //niux, /.»Me, Lu//>>rd t^'o , Slatt^ari: /-auö- <t t.'<-., ^>ddd. ^1n,M»c-n-Lär-a«, Vi«a: X/ Dxixe/»t. ll«r»u«xvd«rr - Ilüui^I. Expedition dex Dresdner donrm^Is, ltresden, ^lnrrrnrvtkenxnsso Xo. l. Amtlicher Theil. Dresden, 9. September. Se. Majestät derKönig sind heute früh nach Brandeis gereist. Nichtamtlicher Theil. Nebcl fickt. Telegraphische Nachrichten Taget geschichte. (Dresden. Berlin. Posen. München. Freiburg i. Br. Meiningen. Prag. Paris. Rom. Madrid. London. St. Petersburg.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Königstein. Bautzen. Neu salza. Colditz.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. Einaesandte». Feuilleton. TagrSkalender. Inserate. Beilage. BSrsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Teleyr.iplnlche Nachrichten. Berlin, Mittwoch, v September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Zeitungsnachricht, eS sei eine Verstärkung des in den spanischen Gewässern krenzendrv deutschen Geschwaders beschlossen, wird von unterrichteter Seite als unbegründet erklärt; es sei bisher nichts darüber beschlossen worden. Prag, Mittwoch, 9 September, Vormittags. (Tel. d Dresdn. Zourn.) In der Antwort auf die Prager Stadtadresse dankt der Kaiser für die kuudgegebenc Ergebenheit, sagt weitere Fürsorge für Prags Gedeihen zu und spricht schließlich d»e Hoffnung aus, die hiesige Gemeinde werde unter dem Schutze der von Sr. Majestät gegebenen In stitutionen weiter aufblühen, wie bisher. Heute früh 3 Uhr ist der Kaiser von hier nach Brandeis abgereist. (Nach den bishenaen Disposi tionen wird der Kaiser in Altbunzlau Se. Majestät den König von Sachsen empfangen und mit Höchstdemselben nach 6 Uhr im Schlosse zu Brandeis eintreffen. Dem König Albert sind Feldmarschalllieutenant Baron Ram- berg und der kaiserl. Flügeladjutant Baron Löhncysen zngetkeilt. Am Sonnabend Nachmittag gedenkt der Kai ser die Rückreise nach. Wien anzutreten.) Paris, Dienstag, 8. September, AbendS. (W. T. B.) Die Nachricht vom Tode Guizot'S ist unbe gründet. Der Kriegsminister hat dem Comman- danten der Pyrenäendivision, General Pourcct, den B fehl zugehen lassen, die Ueberwachung der Pyren äengrenzc und der Bidassoalinie mit größter Str uge zu handhaben. Aus Santander wird gemeldet, daß die Car listen am Sonntage einen Eisenbahnzug beschossen haben, auf dem die Gesandten des deutschen Nelchs und Oesterreichs sich bepnden sollten; der Maschinist und der Heizer sollen dabei grtödtet worden sein. Feuilleton. Rediglrt von Otto Bauet. K. Hoftheater — Altstadt. — Am 8. September: „Judith", Tragödie in 5 Acten, von Friedrich Hebbel. (Neu einstudirt.) Unbedingt ist dieses Trauerspiel ein solches, das sich, trotz all' seiner vielerwähnte» künstlerischen Schwächen, durch den Ausdruck urkrästiger Genialität des Dichters, durch den intercstanten Geist des Dialogs, durch die Kraft einer stets neuen, echt dramatischen Sprache so sehr wie nicht leicht ein anderes zum Re pertoirestück eignet. Das durchaus tüchtige neue Ein- studiren dieses Werkes war daher so zweckmäßig wie dankenswetth, da letzteres geeignet ist, zwei bis drei Mal im Jahre ein gebildetes Publicum zahlreich zu versam meln. Dieses Resultat gewinnt natürlich erst dadurch an Sicherheit, daß der bewegende Nerv des Stückes, die gewaltige Actionsrolle der Judith iu die Hände einer Schauspielerin gelegt werden konnte, die für diese heroische Aufgabe bei einer vollen Jugendlichkeit brr Erscheinung mit großen physischen Mitteln ausaestattet ist. Diese Bedingung wurde durch Fräul. Haverlandt erfüllt, und zwar in Bezug auf Organ und Rede in einer Weise, welche wohl die günstigsten Erwartungen übertroffen hat. Es war voranszusehen, daß die marftge, austönende Euphonie dieser Stimme von herrlicher Wir kung sein werde; aber es hat mich dabei der Ausdruck des richtigen verständnißvollen Accentes, das Phantastische in der Leidenschaftlichkeit und eine gewisse, an den Ein druck des Bedeutenden anstreifende Stärke des Gefühls wahrhaft angenehm überrascht. Und nicht minder er freulich wirkte, daß eine nahe liegende Befürchtung nicht Madrid, DienStag, 8. September, AbendS (W. T. B.) Die amtliche „Gaceta" meldet, daß dem General Laserva der Oberbefehl über die Nordarmee übertragen ist. Unter ihm werden Ce ballos i« Centrum undLoma auf dem linken Flügel eia Commando führen Die „Iberia" versichert, daß die Einberufung der CorteS nicht in Rede stehe. Valentia, DienStag, 8. September. (W. T. B.) Die Legung des fünften transatlantischen Ka bels ist heute früh um 1 Uhr glücklich vollendet worden. Die angestellteu Vtrsuche habtn die voll ständige LeitungSfähigkeit desselben ergeben. London, Dienstag, 8. September, AbendS. (W. T. B.) Die vier alten transatlantischen Kabel find durch einen heftigen Orcan, welcher gestern auf Neufundland herrschte, beschädigt worden Die telegraphische Verbindung zwischen hier und New Aork ist vollständig unterbrochen. Tromsöe, DienStag, 8. September. (W.T.B.) Die Mitglieder der österreichischen Nordpolerpe- dition find hier eingetroffen. Tagesgeschichle. Dresden, 9. September. Se. Majestät derKönig haben Sich heute früh Uhr von Pillnitz nach Ler Bahnstation Niedersedlitz begeben und sind von dort mit Extrazug über Bodenbach und Alt-Bunzlau nach Brandeis abgereist, um den in der dortigen Gegend stattfindenden Manöver» beizuwohnen. In der Begleitung Allerhöchst- desselben befinden sich der Generaladjutant Gencrallieute- nant Krug v. "Nidda und der Flügrladjutant Oberst v. Dziembowski, Generalmajor v. Carlowitz und Major Reyher (vom Gcneralstabe). Die Rückkehr Sr. Maje stät wird morgen Abend erfolgen. "Nächsten Freitag gedenken Se. Majestät Sich zu den Manövern bei Meißen, Sonnabend zu den Manöver» bei Hainichen zu begeben. * Berlin, 8. September. Se. Majestät der Kaiser ist heute Mittag von den Manövern bei Burg zurück gekehrt. — Nach den bisherigen Dispositionen gedenkt Se. Majestät sich an, Freitag ( i 1. d. M.) Morgens über Kreiensen und Kassel nach Friedberg zu begeben und daselbst bei Sr. k. Hoheit den: Großhcrzoge von Hessen das Logis zu nehme». Ani Sonnabend findet Truppen- drsichtigung statt. Am Sonntag Morgens erfolgt die Abreise Sr. Majestät nach Hannover, wo Höchftdiesclben im kgl. Rcsidcnzschlosse adsteigen. Am Montag findet große Parade vor Sr. Majestät und "Nachmittags um 4 Uhr Galadiner statt. Am Dienstag werden Corps- manöver, am Mittwoch Truppendesichtigungen abgehal- ten, woran sich am Donnerstag, Freitag und Sonn- adend Feldmanöver anschließen. Am letztgenannten Tage erfolgt nach dem Dejeuner "Nachmittags von Hannover die Abreise nach Kiel, wo Se. Majestät im Schlosse Logis nehmen werden. Am Sonntag begiebt sich Se. Ma jestät per Dainpfschiff nach Friedrichsort zum Torpedo- exercircn und dann per Dampfschiff »ach Ellerbeck zur Besichtigung des dortigen Etablissements. Um ^3 Uhr erfolgt der Ablauf des neuerbauten Schiffes. Darauf geht Se. Majestät per Schiff nach Düsterbrook; Nach mittags um 5 Uhr erfolgt die Abreise von Altona per Extrazug und am Diontag (21. früh l Uhr) die Ankunft in Berlin. — Ihre Majestät die Kaiserin ist von Hannover nach Eisenach und von dort zu Wagen nach Schloß Wilhelmsthal zum Besuche der großherzoglichen Familie ab gereist. — Se. k. Hoheit der Prinz Fried rich Karl wird sich morgen früh zur Beiwohnung der Manöver von hier nach Straßburg begeben. — Die heutige „N A. Z." bestätigt, daß der Tag der Einbe rufung des Reichstags noch nicht festgestellt ist, in dem sie schreibt: Ueber den Termin für dre Einberufung des Reichstages sind verschiedene Varianten im Umlauf. Es ist früher der Termin des 15. October angegeben. eintrat, indem sich der Portrag von einer üblichen aka demischen Declamation möglichst frei erhielt. Wenn die junge Künstlerin an einigen Stellen das Tempo ein wenig zu rasch nahm, so wird das Derjenige nur mit Vorsicht andeuteu, welcher, wie ich, über 25 Jahre lang gelitten hat unter dem hier und da am deutschen Theater und namentlich in Dresden grassiren- drn Predigerton. Diese Art der Rede, welche kein Par- tikelchen ohne volle retardirende Betonung über die Zunge schlüpfen läßt, kann zwar in sich durch Talent und Methode zu einer Harmon,sch wohlklingenden Künste lei erhoben werden, und diese Weihe wurde ihr viel fach zu Theil; aber sie ist und bleibt zu sehr das Wi derspiel von der Sprache des Lebens, um unser Herz mit der Wärme der Ueberzeugung, mit der Kraft des improvisirenden Augenblicks nachdrücklich zu berühren. Wenn die Fluth der Leidenschaft erst durch das Haar sieb der Reflexion filtrirt und dann durch die Schleusen und Wehre der Declamation geleitet wird, so bildet sie keinen Strom mehr, sondern einen Canal. Eine solche Wiedergabe echter Poesie steht den Forderungen der Schauspielkunst eben so fern, als die naturalistische Rede, welche Accent und Tempo vom gemeinen Markt des Lebens borgt und sie ohne Stil und Läuterung in den Tempel der Kunst trägt. Dieser profane Realis- mus moderner Schauspieler hat sich nicht minder wett von der rechten Mitte verirrt, wie das Streckbett idea listischer Vortragsweise. Die dämonische Tyrannenrolle des Holofernes stattet Hr. Porth mit der Hingabe höchsten Fleißes aus und bringt sie zu einer respektablen Repräsentation. Es ist Kern und gesunde Kraft in seiner Sprache und eine wirkungsvolle Einfachheit im Spiel. Vielleicht wird der Künstler finden, daß manche nebensächliche Dinge mit weniger Ton zu sprechen sind. Und noch Eins würde Heute finden sich ander« Gerüchte in den Blättern, welche den 13. und 2D. October in Aussicht uehmen. Man sieht aus der Verschiedenheit dieser Angaben, daß diese aus Vermuthung beruhen. Es leuchtet auch ein, daß ein Beschluß darüber erst wird gefaßt werden können, wenn die Vorarbeiten, welche jetzt im Bundesrathe ihren Anfang genommen, bis zu einem gewissen Abschluß ge langt sind. Bis zu den, Zeitpunkte darf man noch auf eine Reihe widersprechender Angaben gefaßt fein. — Nach der„D.R.-C." sind die Ausschüsse des Bun- desraths für Handel und Verkehr und für Rechnungs wesen bereits officiell zu einer gemeinsamen Sitzung auf den 15. September "Nachmittags 2 Uhr in das Reichs kanzleramt berufen und werden sich voraussichtlich mit dem Postvertrage mit Peru zu beschäftigen haben. — Der deutsche Gesandte in Italien, geh. Legationsrath v. Keudell, ist gestern von Varzin wieder hier ein getroffen. — Die „N. A. Z." schreibt: In den hiesigen Zei tungen inachen neuerdings beharrlich Gerüchte über die Wiederbesetzung des landwirthschastlichen Mini steriums die Runde. So weit man in amtlichen Kreisen weiß, ist von einer solchen Wiederbesetzung augenblick lich nicht die Rede, und daher sind auch alle Candiba- turen, welche ausgestellt werden, nur in das Gebiet der Eonjecturrn zu verweisen. Posen, 7. September. Nach hiesigen polnischen Blättern hat der Jarociner Decan gestern in der Kirche zu WloSciejewSki, einem zur Parochie Lions gehörigen Pfarrdorfe, während des Gottesdienstes und in Gegen wart von fast zweitausend Parochianen die oxc oiniuunl- ^atio umM- über den Geistlichen Kubeczak ausge sprochen. „Aus dem Munde der durch den Decan Rzezniewski repräsentirten geistlichen Behörde, schreibt der „Dz. Poz.", erfuhren die in der Kirche zahlreich ver sammelten Parochianen, was für eilten Hirte» die Pa- rochic Lions erhalte» habe. Es wurden ihnen Anwei sungen zu Theil, wie sie sich dem von der Kirche excom- municirien Propst gegenüber verhalten, wie sie verfahren sollen, wenn sie religiöser Tröstungen bedürfen, sei eS auf dem Sterbebette oder iin Falle eines Begräbnisses oder einer Taufe. Die zerbrochene und voll dem Decan von der Kanzel herabgeworfene Wachskerze machte einen tiefen Eindruck auf die Parochianen, welche unter Thrä- nen feierlichst versicherten, daß sie stets dem römisch-ka tholischen Glaubeil treu bleiben und keinem von der Kirche excommunicirten Geistlichen gehorchen werden." Sache der Staatsbehörde wird cs nun sein, bemerkt der Eorrespondent der „Sp. Ztg.", diese Anmaßung einer kirchlichen Disciplinargewalt zu ahuden. DaS Gesetz über die kirchliche Disciplinargewalt und über die „Grenzen zum Gebrauch kirchlicher Straf- und Zucht mittel" bietet die Mittel dazu. München, 7. September. (A. Z.) Der Staats minister des Innern, v. Pfeufer, wird von einem sie- benwöchigen Urlaub morgen zurückkehrcn und alsbald die Leitung seines Ministeriums wieder übernehme,» Staatsminister v. Lutz hat sich, einer Einladung Sr. k. H. des Herzogs Karl Theodor in Bayern folgend, zu deu Jagden des Herzogs nach Bayrisch-Zell begeben und ist für die zehntägige Abwesenheit desselben die Lei tung des Cultusministeriums dem Staatsrath v. Schu bert übertragen worden. * Freiburg i. Br., 8. September. (Tel.) In der heutigen von 40,-O—üDDO Personen besuchten Schlußsitzung des Altkatholikencongresses sprachen Oberstaats anwalt Streng, Professor Messmer und Bischof Rein kens. Letzterer prolestirte gegen das Sendschreiben des Capitelvicars Kübel und erklärte eine Behauptung des selben über eine von ihm (Reinkens) in Konstanz ge haltene Rede für unwahr. Der Vicar habe trotz einer an ihn ergangenen Aufforderung dieselbe bisher nicht widerrufen. Professor Schulte schloß die Versammlung mit einem Hoch auf deu Kaiser uud den Großherzog. xlp Meiningen, 8. September. Ist auch der durch die Feuersbrunst angerichtete Schaden etwas geringer als anfänglich angenommen wurde, so ist derselbe doch den Eindruck erhöhen: die Maske des Holofernes braucht nicht so wüst und abschreckend zu sein. Es ist ein in teressantes Factum der Psychologie, daß die größten Un holde der Welt- und Specialgeschichte, die berühmtesten Völkerschlächter in der Regel ein vortreffliches, zwar ost heroisches, aber gewinnendes Aeußeres hatten. Der furchtbare Cäsar Borgia sah aus wie der edelste Jünger des Mars, und Alba blickte in Wirklichkeit weniger- grimmig, als aus der Bühne. Auch ist es nicht nöthig, daß Holofernes so braun ist und umbrafarbene Arme hat. Wenn der Darsteller auf die Dichtung zurückgrcift, wie sie Hebbel schrieb, wird er sehen, daß Judith den General "NebukadnezarS nicht nur gewaltig, sondern auch männlich schön fand. Hr. Ja ff« spielte den Aeltesten der Juden mit maß voller Haftung, das Ensemble war rege und reif. O. B. Eine Erinnerung an König Maximilian H. von Bayern*). In der Gemeinde P., wo meine Geschäfte mich öfter hinführten, bemerkte ich bei mancher Gelegenheit ein be sonderes Mißtrauen, ja selbst eine Art von Erbitterung gegen die benachbarten Klosterherren in Dt., besonders bei den ältesten Männern der Gemeinde , war z. B. Einer in Geldverlegenheit, und ich sagte: „Schau, daß Du ein Kirchencapual in M. bekommst" — so erhielt ich meistens zur Antwort: „Nein, mit diesen Herren mögm wir nichts zu thun haben" — und auf weitere Fragen um das Warum ? erhielt ich entweder gar keinen oder einen sehr ungenügenden Aufschluß. . *) Vom Verfasser der „Erinnerungen an König Maxi ¬ milian Joseph t." (Rr. 2b8 und rov, Jahrg. 1872.) überwältigend groß: 198 Häuser und zahlreiche Hinter und Nebengebäude sind vernichtet, weit mehr als der dritte Theil der Stadt. Die noch stehenden Häuser sind vom Dach bis in den Keller von Obdachlosen angcfüllt. deren Möbel und sonstiges Geräth in Scheunen und auf freien Plätzen untergebracht ist. Leider sind in dem Brande des RathhauseS und des Landschaftsgcbäudes auch zahlreiche werthvolle Documente und Papiere, die dort deponirt waren, verloren gegangen. — Der Landtag deS Hcrzogthums sollte nach früheren Bestimmungen im Monat Octobcr zusammentreten. Als Gegenstände seiner Thätigkeit werden bezeichnet: zunächst zahlreiche finanzielle Vorlagen, der Etat für die bevorstehende Finanzpenode, welche dem Vernehmen nach einerseits eine Herabsetzung der Steuern, andererseits eine Erhöhung der Gehalte der Beamten, Geistlichen und Lehrer nachwcist, ferner ein Gesetzentwurf betr. die Vcrtheilung der KriegSent- schädigungsgelder an Kirchen-, Schul- und Kreisfonds, vor Allem aber der Entwurf über die Gemeindeordnung, über welchen ich bereits berichtet. Möglich, daß eine Verzögerung in der Berufung deS Landtags durch die Feuersbrunst bedingt wird. 2X Prag, 8. September. Wie bereits gemeldet, war der Empfang, der gestern dem Monarchen in nn- serer Landeshauptstadt zu Theil wurde, ein geradezu enthusiastischer, und alle Schichten der Bevölkerung wett eiferten mit einander in Kundgebungen der Loyalität und deS Patriotismus. Die am Abend stattgefundene Illumina tion der Stadt war überaus großartig und übertraf Alles, was Prag in dieser Beziehung je gesehen. Besonders pracht voll beleuchtet war die kaiserliche Burg, dann das deutsche Casino, das Ursulinerkloster, daS RathhauS, das fürst lich Kinsky'sche PalaiS, das Generalcommandogebäude aus der Küinsede, die böhmische Sparkasse und zahlreiche Privatgcdäude. Der Kaiser besuchte nach 8 Uhr Abends das tschechische Theater, wo er mit stürmischen Ovatio nen empfangen wurde. In seiner Begleitung befanden sich der ReichSkricgSminister Baron Koller, der LandeS- vertheidigungsminister Oberst Horst, der Statthafter Ba ron Weber und andere Würdenträger. Die Logen wa ren von Mitgliedern deS feudalen Adels und tschechischen Landtagsabgeordneten dicht besetzt. "Nach Schluß des ersten Actes verließ der Kaiser das Theater und machte in Begleitung des Erzherzogs Ludwig vou Toscana eine Rundfahrt durch die tageshell erleuchteten Stra ßen. Heute wohnte Se. Majestät einer vom Cardinal- erzbijchof Fürsten Schwarzenberg celebrirten Messe bei und empfing dann die Mitglieder deS Landesansschusses mit dem Oberstlandmarschall Fürsten Carlos Auersperg an der Spitze, ferner daS Prager Stadtverordnetencolle- gium, deni sich auch die Herren Palazky und Ur. Rie ger angeschlosfcn hatten, Deputationen des Adels und der Geistlichkeit, die Vorsteher aller hiesigen Behörden und Corporationen, dann zahlreiche Bittsteller aller Ka tegorien. Die Antworten, welche der Monarch bei die ser Gelegenheit auf die an ihn gerichteten Ansprachen ertheilte, entbehrten jeder politischen Pointe, und das hiesige Stadtverordnetcncollegium mag sich in seinen Er mattungen wohl sehr enttäuscht gefühlt haben. Nach mittags besichtigte der Kaiser die Domkirchc, die Scham zcndemolirung beim Spittelthor, die neue Gebäranstalt, das tschechische Polytechnikum, die Schützeninsel, wobei sich der Kaiser am Scheibenschießen betheiligte, und Abends das deutsche Landcstheatcr, wo er Gegenstand stürmischer Ovationen war. Die Abreise nach Brandeis erfolgt morgen zeitlich früh, weil Se. "Majestät der Kai ser beim Empfange Sr. Majestät des Königs von Sach sen, der bereits um 6 Uhr früh in Altbunzlau eintref fen soll, persönlich anwesend sein will. Paris, 7. September. Man macht sich in den osficiellcn Kreisen große Sorgen über den muthmaßlichcn Ausfall der Wahlen in Maine-et-Loire. Der Um stand, daß die Royalisten keinen eigenen Candidaten aufstelltcn, hatte anfangs die Hoffnung erweckt, dieselben würden, zum großen Theile wenigstens, dem Regierungs- candidatcn Bruas ihre Stimme geben. Wenn sie aber diese Absicht haben, so verheimlichen sie dieselbe, wie _ " Diese Erscheinung war mir um so auffallender, als die ganze dortige Gegend ausschließcnd von Katholiken bevölkert, und überdies gegen andere der mehrer« in jenen, Districte liegenden Klöster eine solche Abgeneigt heit nicht zu erkennen war. Da fügte cs der Zufall, daß einmal der sog. Hubcr- bauer der Gemeinde P. Rechtshilfe bei mir suchte. "Noch immer erinnere ich mich dieses alten ehrwürdigen Man nes mit besonderer Gcnugthuuug; ein wahrer Typus des Bauernstandes, wie er sein sollte; hoch und stattlich von Figur, freundlichen und ehrlichen Antlitzes, franc und frei in seinem Benehmen, von Rohheit eben so weit entfernt, also von Kriecherei, klaren Verstandes und, wie ich von Andern erfuhr, ein Muster von Arbeitsam keit, streng im Haushalte und in der Rinderzucht, dabei gottesfürchtig und ohne Kopfhänger«. Diesen Huber bauen, befrug ich denn nun einmal um die Ursache des mir so auffallenden Mißtrauens der meisten Gemeindc- glieder gegen das Kloster in M., und warum doch Nie mand dieselbe mittheilen wolle? Er erwiderte mir: „Ja, lieber Herr Doctor, das ist eine uralte Geschichte, von der Keiner von uns etwas Bestimmtes weiß; aber es hat sich in der Gemeinde die Sage erhalten, daß die schöne, große Waldung bei H. — durch welche Sie schon oft gefahren sind — in alten Zeiten uns von den Klosterhrrren in M. gestohlen worden sei." „Oho, sagte ich lachend, man stiehlt doch nicht einen großen Wald, wie allenfalls einen Mantclsack?" „Kann sein", fuhr er fort, „daß ich mich rines un richtigen Ausdrucks bedient habe; aber wir Bauern nen nen eS halt so, wenn auf unrechte Weise etwas an sich gebracht wird; Mancher von unS hat darüber das Maul zu weit ausgemacht, wurde dann von den Klosterhrrren verklagt und vom Landgerichte tüchtig gestraft; des Haitz
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