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Sächsisches. Dresden. Die außerordentliche Deputation der Zweiten Kammer zur Borberatung der Wahlrechtsreform trat am Montag zusammen, um die Schlußberichte zu lesen und zu unterschreiben. Sowohl der Mehrheitsbericht des Abgeordneten vr. Kühlmorgen als auch der Minderheits bericht des Abgeordneten Kettner liegen bereits gedruckt vor, sind jedoch zurzeit noch als vertraulich bezeichnet. Sie werden in den nächsten Tagen der Öffentlichkeit zu gänglich gemacht werden. Abgeordneter vr. Kühlmorgen stellte den Antrag, daß die Einteilung der großen Städte in einzelne Wahlkreise, die in der Wahlkreiseinteilung ur sprünglich nicht vorgesehen ist, der Regierung überlassen werden solle. Abgeordneter Kettner stellte einen Zusatz antrag, nach dem diese Einieilung dem Landtage vorzu legen ist und daß eine Aenderung nur durch Gesetz er- folgen darf. Der Antrag vr. Kühlmorgen wurde ange nommen, der Zusatzantrag jedoch abgelehnt. Es folgten dann die üblichen Schlußworte, in denen der Vorsitzende Vizepräsident Opitz der Deputation für ihre fleißige Arbeit dankte und dabei besonders die Tätigkeit der beiden Be richterstatter hervorhob, worauf Abgeordneter Or. Vogel dem Vorsitzenden der Deputation für die Geschäftsleitung dankte. — Nachdem nun die Lesung beendet ist, kann mit Sicherheit angenommen werden, daß die Schlußberatung über die Wahlrechtsreform in der Zweiten Kammer am nächsten Montag beginnt. Über ihre Dauer läßt sich jetzt noch nichts Bestimmtes sagen, doch hosft man, daß die Debatte nicht länger als zwei Tage in Anspruch nehmen wird. — Nachdem die Aushebung des den Beamten und Festbesoldeten zugestandenen Steuerprioilegs im Land tage zur Annahme gelangt ist, werden alle Steuerpflich tigen, die vom t. Januar ab erstmalig in eine mit festem Einkommen verbundene Stellung gelangen, Hinfort zur vollen Kommunalsteuer herangezogen werden, während den übrigen Beamten und Festbesoldeten, die sich bisher im Besitze des Steuervorrechts befanden, das Privilegium auch weiterhin zugestanden wird. — Auf dem alten Friedhof in Alt-Ossegg befindet sich ein im Jahre 1803 errichtetes Grabdenkmal für den im Jahre 1802 in Ossegg im Duell gefallenen Prinzen Joseph von Sachsen. In der östlichen Ecke des im Jahre 1880 aufgelassenen Friedhofes erhebt sich eine imposante Sandsteingruppe in Form einer Pyramide, die die Umfassungsmauer des Gottesackers weit überragt. In der Höhlung der Pyramide steht auf steinernem Postament ein Sarkophag, dessen Vorderseite eine Marmorplatte ziert, die eine lateinische Inschrift trägt. Das vom Zahn der Zeit arg mitgenommene Denkmal soll einer gründlichen Renovierung unterzogen und vor weiterem Verfall ge schützt werden. Auch König Friedrich August interessiert sich für die Renovierung des „Sachsendenkmals", wie cs allgemein im Volksmunde heißt, und hat durch das Mini sterium des Königlichen Hauses einen Beitrag in Aussicht gestellt. Ueber die Umstände, unter denen Prinz Joseph von Sachsen in Ossegg seine letzte Ruhestätte fand, ver lautet folgendes: Am 22. Juni 1802 fuhren zwei Wagen von Teplitz her durch Ossegg, ohne dort anzuhalten, nach dem Riesenberger Tal. Am Anfang des Ortes Riesenberg hielten die Wagen und cs entstiegen ihnen mehrere Herren, die sich auf einem freien Platz in der Nähe eines Holzgartens postierten. Die Dienerschaft entnahm den Wagen einige Degen und reichte sie den Herren, von denen sich bald zwei in lebhaftem Kampf befanden. Nach einigen Gängen erhielt der eine von seinem Gegner einen so heftigen Stoß in die Brust, daß er leblos zusammen brach. Der Getroffene war Prinz Joseph von Sachsen, während sein Gegner, der ein russischer Kavalier gewesen sein soll, gleich dem ersteren in Teplitz geweilt hatte. Der Leichnam des getöteten Prinzen wurde von den Sekun danten in ein nahegelegenes Häuschen getragen, sodann nach Ossegg übergesührt und unweit der Kirche zu St. Peter und Paul in Alt-Ossegg beigesetzt. Prinz Joseph Laver Karl Raphael Philipp Benice war der zweite Sohn und das dritte Kind des Prinzen Laver (gest. 21. Juni 1806) und seiner Gemahlin Prinzessin Klara geb. Gräfin Spinucci (Gräfin von der Lausitz; geit. 23. Nov. 1792). Er war am 23. August 1767 in Dresden geboren (nach anderen Meldungen am 26. Juni) und hieß offiziös „Chevalier de Saxe". Fünf seiner Schwestern heirateten Glieder des romanischen Adels (Marquis Lsclignac, Fürsten Altieri, Sforza, Marquis Patrizi und Fürsten Massimo). (Dr. A.) — Das Elektrizitätswerk in Limbach wird am 5. Dezember an die Stadt übergeben werden. — Die vom Eemeinderat in Potschappel be schlossene Viersteuer hat die ministerielle Genehmigung ge funden. Großpostwitz. Im vergangenen Sommer hat die hiesige Kirche sich dem im Orte befindlichen, der Firma Nierth L Förster in Bautzen gehörigen Elektrizitätswerk angeschlossen und eine elektrische Lichtanlage erhalten. Am Abend des Bußtages wurde das Licht zum ersten Male im össentlichen Gottesdienste verwendet. Leipzig. Der Kreisausschuß sprach sich in seiner letzten Sitzung gegen die Ausbezirkung der Gemeinden Burgstädt, Göppersdorf, Hartmannsdorf und Mühlau aus der Amtshauptmannschaft Rochlitz und gegen die Linbe- zirkung dieser Orte nach Chemnitz aus. Flöha. Aus Anlaß des für Juni nächsten Jahres bevorstehenden hundertjährigen Geschästsjubiläums der Baumwollspinnerei von E. I. Clauß Nachf. im benachbarten Plaue ließ die Firma einen Friedhof errichten, den sie der Gemeinde Plaue-Bernsdorf nebst einer Parentationshalle zum Geschenk machen wird. In Anbetracht dessen, daß die Anlegung einer neuen Gottesackers ein dringendes Bedürfnis ist, soll dessen Übergabe und Ingebrauchnahme bereits in nächster Zeit erfolgen. Ostritz. In den Forsten des Kloster» St. Marienthal sind zurzeit 200 Arbeiter mit dem Fällen der kahlgefressenen Waldungen beschäftigt. Das Holz muß, da es an Ab nehmern fehlt, meist als Schleifholz verkauft werden. Schneeberg. Die hiesigen städtischen Kollegien haben eine neue Besoldungsordnung für die städtischen Be amten beschlossen. Die durch Dienstaltrrs-Zulagen zu er reichenden Höchstgehalte betragen für den Bürgermeister 8000 Mark, die technischen Beamten 3800 Mark, die Sekretärgruppe 3600 Mark, die Assistentengruppe 2700 Mark, die Expedienten 2100 Mark und die Hilfsexpedienten 1100 Mark. Bei den Exekutivbeamten und den Wald wärtern gingen die Stadtverordneten, die alle Beschlüsse einstimmig faßten, über die Ratsvorschläge wesentlich hinaus. Crimmitschau. Da die Kapelle des Infanterie-Regi ments Nr. 133 aus Zwickau hier bei verschiedenen Ge- legenheiten in Vereinen Konzerte veranstalte, hat der hie sige Stadtrat beschlossen, eine vom hiesigen Stadtmusik direktor Künzel an das Kommando des Zwickauer Infanterie-Regiments gerichtete Eingabe zu befürworten, in der dieser im Hinblick auf die den Zioilkapellen durch die Militärkapellen erwachsende Konkurrenz darum nach- sucht, die Kapelle dieses Regiments zu veranlassen, künftig keine Konzerte mehr am hiesigen Orte zu veranstalten. Der Rat glaubt, das Gesuch umsomehr unterstützen zu sollen, weil nur auf diese Weise die erst kürzlich wieder für das Orchester notwendig gewordenen Zubußen aus städtischen Mitteln vermieden werden könnten. Elsterberg. Für die Erhaltung der größtenRuine des Bogtlandes, der Burg Elsterberg (Lobdaburg) hat das Ministerium alljährlich SOO Mark Beihilfe bewilligt. Jetzt hat der hiesige Gebirgsverein um 1000 Mark gebeten. Markneukirchen. Der „Obervogtl. Anzeiger" macht der sächsischen Regierung bezüglich der Erdbebenforschung den Vorwurf der Saumseligkeit. Den Erdbeben im Vogt lande soll jetzt mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden; es ist aber nicht die sächsische Regierung, die die Initiative ergreist, sondern die Erdbebenwarte in Straßburg und die österreichische Regierung, die Seismometer aufstellen lassen. Hohnstein. Da infolge des in letzter Zeit stattge fundenen Sturmes in einigen Klassenzimmern unserer neuen Schule sich Rauch entwickelt hatte, wodurch die Abhaltung des Schulunterrichts teilweise unterbrochen werden mußte, wurden am vergangenen Donnerstag die Schulvorstandsmitglieder zu einer Sitzung im Konferenz zimmer der Schule einberufen, um zu der eingetretenen Kalamität Stellung zu nehmen. Nach vorangegangener eingehender Untersuchung beschloß man nun hierbei, für d e in Frage kommenden beiden Klassenzimmer-Essen je einen Chamotte-Essenauflatz zu schaffen. Ferner soll probe weise ein Posaunenrohr für einen Schnls'.ubrnosen ange fertigt werden. Würde sich diese Rohreinrichtung be währen, so soll für jede der beiden anderen Schulklassen dieselbe Einrichtung getroffen werden. Bernstadt. Von ihrer Arbeitsstätte weg verhaftet und in das hiesige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert wurde die seit dem 13. September d. I. verheiratete Frau Roscher aus Altbernsdorf, welche im Verdacht stand, ihr Kind ermordet zu haben. Die Verhaftete legte bei ihrer Fest nahme ein Geständnis ab und gab an, am 22 September heimlich geboren zu haben. Alsbald nach der Geburt hat die Frau, die ihre Umgebung, auch ihren Ehemann, über ihren Zustand völlig zu täuschen vermocht hat, das Kind aus Scham, da ihr Mann nicht der Vater des Kindes war, erdrosselt. Die Leiche hat die unnatürliche Mutter alsdann in einem Kleiderschranke ihrer Wohnung ver borgen, wo der kleine Leichnam schon stark verwest jetzt gefunden wurde. Löbau. Eine wackere Tat vollbrachte ein zehn jähriger Knabe in Kleindehsa. Das zwölfjährige Schul mädchen Wauer war auf dem Eise des Rittergutsteichs eingebrochen. Während die anderen Kinder davonliefen, eilte auf das Geschrei der Eingebrochenen der zehnjährige Sohn Richard des Schuhmachers Randig in Kleindehsa sofort herbei und versuchte das Mädchen herauszuziehen Dies gelang ihm aber nicht, weil die Eingebrochene mit dem Schulranzen schon unter das Eis geraten war. Der kleine Randig aber ließ das Mädchen nicht sinken, sondern hielt es solange fest, bis endlich ein Arbeiter herbeieilte und das Mädchen vollends herauszog. Neugersdorf. Einen Wertbrief mit 1000 Mark soll hier einem Laufjungen eines hiesigen Fabrikgeschäftes ein junger Bursche aus der Überziehertasche gestohlen haben. Es wurde anfangs angenommen, daß der Laufjunge den Brief unterwegs verloren habe, durch die Verausgabung eines Hundertmarkscheines in einem Gasthause in Deorgs- walde erregten jedoch am Bußtag einige jüngere Bürsch chen Aufmerksamkeit, und so wurde die Entdeckung herbei- geführt. Dresdner Produttenbörse vom 23. November. I. An der Börse: Welzen, pro 1000 k^ netto: welß«r neuer 205-210, brauner 200 206, feuchter (70-74 kg) 191-199, russischer rot 256 259, Kansas 254—258, Argentinier 254-258, amerik. weiß 233 235. Roggen, pro 1000 kg netto: söchs. neuer (70-74 kg) 164 -172, preuß. 170-177, do. russischer 189 bis 193 Gerste, pro 1000 kg netto: sächsische neue 183—196, schlesische 195 210, pasener 195 205, böhmische 215 225. Futtergerste 150—155. Hafer, pro 11X10 kg netto: sächsische 160—168, do. neuer 160—168, schlesischer und posener —. Mais, pro lOOO kg netto: Ttnquantin« 195- 200, Laplata gelber 181 - 184, amerikanischer mired — , Nundmais, gelb 181 bis 184. Erbsen, pro 1000 kg netto: Futter- und Saatware 188 —195. Wicken, pro 1000 kg netto: sächs. 170 180. Buchweizen, pro 1000 kg netto: inländischer und fremder 205—215. Oelsaaten. Leinsaat, pro 1000 kg netto: feine 245 bl- 255, mittlere 235 -245, Ltwlata 230-235. Rüböl, pro 100 kg netto mit Faß: raffln. 72. Raps- kuchen pro 100 X« (Dre-dner Marken) lange 13.50. Lein kuchen pro 100 kg (Dresdner Marken) I. l8,50, 2. 18,00 Weizenmehl, pro 100 kg netto, ohne Sack (Dresdner Marken) er klusswe der städtischen Abgabe: Kaiserauszug 36,50—37,00, Grtehlerauszug 35,50 36,00, Semmelmehl 34,50—35,00, Bäcker- niundmehl 33,00—33,50, Grießlermundmehl 26,00—26,50, Pohl- mehl 19,00—20,50. Roggenmehl, pro 100 kg netto, ohm Sack (Dresdner Marken), erklussive der städtischen Abgabe« Nr. 0 27,00-27,50, Nr. 0/1 26,00 -26,50, Nr. 1 25,00 bk 25,50, Nr. 2 22,50-23,50, Nr. 3 18,50-19,00, Futtermehl 14,80—15,00. Wetzenkleie, pro 100 leg netto ohne Soä (Dresdner Marken), grob« 11,80—12,00, fein« 11,60—11,80. Roggenklei«, pro 100 kg netto, ohne Sack (Dresdner Marken), 12,60-13,00. (Feinste Ware über Notiz.) Di« für Artik«! pro 100 kg notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 kg. Alle anderen Notierungen, einschließlich der Notiz für Malz, gelten für Geschäft« von mindestens 10000 kg II. Auf dem Markte: Kartoffeln (50 kg) 2,60 Mark bl- 2,80 Mark, Hrv Im Gebund (50 kg) 3,50-3.70 M. Roggen- troh, FlegeldruIL (Schock! 35 bis 37 M Dresdner Schlachtviehmartt vom 23. November. Nach amtlichen Feststellungen. Austrieb: 195 Ochsen, 234 Kalben und Kühe, 202 Bullen, 284 Kälber, 755 Schafe, 1968 Schweine. Preise für 50 Kilo In Mark (der niedrig« Preis gilt sür ganz geringwertige, der hohe für beste Ware; L. — Lebend Schl. — Schlachtgewicht): Ochsen L. 27 bis 46, Schl. 57 bis 82, Kalben und Kühe L. 25 bis 42, Schl. 48 bis 74, Bullen L. 30 bi» 42, Schl. 62 bi» 74, Kälber L. 40 bis 53, Schl. 70 bis 84, Schafe L. 35 bis 44, Schl. 68 bis 85, Schweine L. 48 bis 57, Schl. 63 bis 72 Ausnahmepreise über Notiz. Geschäftsgang: Bei Ochsen, Kalben und Kühen, Bullen, Kälbern, Schafe«, und Schweinen langsam. Bon dem Auftrieb sind 153 Rinder österreichisch-ungarischer Herkunft. Sparkasse zu Reinhardtsgrimma. Nächster Trpeditlonstag: Sonnabend, den 28. November, nachm. von 2—5 Uhr. Eingesandt. (Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.) Zur Vertreterwahl der Ortskrankenkasse Dippoldis walde, die nächsten Sonnabend stattfindet, im Interesse der guten Sache einige Ausführungen zu machen, und zwar in der Hauptsache bezüglich der Vertreter der Arbeit nehmer, ist Zweck dieser Zeilen. Selbstverständlich hat jedes stimmberechtigte Mitglied das Recht, unter den Be rechtigten die Männer seines Vertrauens zu wählen. Um jedoch einer allzugroßen Stimmenzersplitterung vorznbeugen, traten stets eine Anzahl Arbeitnehmer und Arbeitgeber vor der Wahl zusammen und arbeiteten eine Vorschlagsliste aus. Maßgebend war für die Kandidaten, daß sie Inter esse sür die Kasse vermuten ließen, daß möglichst viele Berufe vertreten waren, daß der Aufzustellende durch längeres Hiersein die Verhältnisse kannte und voraussicht lich ayf absehbare Zeit auch hier blieb (damit die General versammlung nicht alsbald große Lücken aufwies) und daß man von ihm überhaupt ein „gesundes Urteil" er warten durfte. Vor der letzten Wahl jedoch tauchte ganz unvermittelt eine zweite nur die Arbeitnehmer betreffende Vorschlagsliste auf, die infolge ihrer Zusammenstellung (aber auch nur deshalb) nicht allgemeines Vertrauen be anspruchen konnte. Das Wenigste wäre vielleicht noch da gegen einzuwenden gewesen, wenn man als Voraus setzung die Angehörigkeit zu einer gewerkschaftlichen (also wirtschaftlichen) Organisation verlangt hätte, denn ein gewisses Recht hat, ganz allgemein betrachtet, der Satz: „Der Arbeiter, der von seinem höchsten und wichtig sten und (in richtige Bahnen geleitet) nicht nur für sich, sondern auch sür die Allgemeinheit segensreich wirkenden Rechte, von dem ihm gesetzlich zustehenden Koalitionsrechte, keinen Gebrauch macht, wird kaum der richtige Mann sein sür die Vertretung anderer Arbeiterinteresten." In einem Orte wie Dippoldiswalde jedoch, wo kleine und kleinste Betriebe die Mehrzahl bilden und gar mancher Arbeiter aus natürlichsten Gründen noch gar keine Gelegenheit hatte, sich einwandsfrei mit dem rein wirtschaftliche Inter essen betreffenden Koalitionsrechte zu befassen, könnte schon die strikte Anwendung obigen Satzes zu einem Unrecht werden. Aber der letzterwähnte Wahlvorschlag ließ mit ziemlicher Gewißheit vermuten, daß nicht nur das wirt schaftliche, sondern vor allem das politische Org'anisiertsein Bedingung war, und das ist fraglos verkehrt (denn die Verwaltung einer Ortskrankenkasse ist rein wirtschaftlicher Natur und hat mit Politik an sich glücklicherweise nichts zu tun, wenn letztere nicht gewaltsam hereingezerrt wird) und gibt dem ganzen Vorgehen einen unangenehmen bitteren Beigeschmack. Mit Hilfe der Nachlässigkeit vieler stimmberechtigter Kassenmitglieder erlebte man dann das Schauspiel, daß die Majorität der Arbeitnehmerverlreter geradezu einem einzigen Betriebe gesichert war und als Folge hiervon auch gar bald die Majorität des Gesamt vorstandes. Daß diese Verhältnisse nicht geeignet sind, Vertrauen bei der großen Mehrheit der Kassenangehörigen zu erwecken, ist klar, abgesehen davon, daß auch in die Verwaltung selbst Reibungsflächen hineingetragen worden sind, die der Sache selbst nicht dienen. Sollte auch bei der diesjährigen Wahl das gleiche Manöver gemacht werden, so würde die einzig-richtige Antwort aller objektiv denkenden Wähler sein: Streichung aller Namen der An gehörigen des jetzt allein dominierenden Betriebes! Man verlange von einem Vertreter Interesse an der guten Sache und eigenes gesundes Urteil, sehe aber durchaus nicht auf seine politische Stellung, die bei Männern mit vorer wähnten Eigenschaften bei der Verwaltung der Orts krankenkasse ganz gleichgültig ist. Ein gewerkschaftlich organisierter Arbeiter.