Volltext Seite (XML)
mehr sprechen konnte; naturgemäß hörte dann das Schimpfen der Klägerin auf, als ihre Heiserkeit jedoch vorüber war, fing die Schimpferei von neuem an." ' Ein seltsamer Fisch ist in Bad Boll im badischen Schwarzwald gefangen worden. Die vier bis fünf Jahre alte 3/4pfündige Forelle trug einen ins Fleisch einge wachsenen Serviettenring aus Zelluloid um den Leib, in den sie in ihrer Jugendzeit hineingeraten sein muß und der ihr zwilchen den Flossen hängen geblieben war. „O, -u fröhliche, selige " (Fortsetzung) Jetzt aber hatte auch Annie den Knaben bemerkt, und rasch trat sie einen Schritt vor. Sie kannte diesen Kleinen, der erst seit einem halben Jahre mit singen ging, von der Straße her. Wie er hieß und überhaupt etwas Näheres über ihn wußte sie nichr; sie war nur, angezogen von seiner etwas zu zarten Schönheit, immer stehen geblieben, wenn die Currendejungen irgendwo sangen, und jedesmal war ihr Almosen dann reichlicher ausgefallen, als es ihre Mittel eigentlich erlaubten. Auch jetzt wartete sie nur, bi» das letzte langgezogene Amen verhallt war, dann trat sie zu dem das Geld einrammelnden größeren Jungen heran, gab ihm ein Eilveistück und fragte dann: „Wie heiß« d r Kleine dort?" „Der? Erich Römer." „Jit er im Waisenhaus?" „Ja, seit dem F ühjahr." „Aber er sieht krank aus " „Na ja. Wenn einer in einem fort weint!" Die Tränen stiegen jetzt Annie selbst in die Augen. Sie ging hinüber zu dem Kleinen und nahm sein Händchen zwischen die ihren. Es war eiskalt und bläulich. Ver wundert blickie das Kind zu ihr auf. „Fehlt Dir etwas, Eiich?" fragte sie freundlich, „bist Du krank?" > „Ich weiß nicht; vielle'chi!" Annie wandte sich um und winkte Erwin herbei: „Fühlen Sie doch einmal, Herr Dollar. Mir scheint, der Im ge hat Fieber." Branding war selbst ganz blaß, als er jetzt herantrat und die Stirn des Knaben befühlte. „Ja," sagte er, „ich Iah es ihm schon an, er hat Fieber. Wie heißt Du denn, mein Sohn?" „E ich Römer." „Und bist im Waisenhaus?" „Ja — in dem großen in der Königltraße." Einem raschen Impuls nachgebend wandle sich Bran ding zu dem ältesten der Currendechüler: „Ich fahre mit dem Jungen selbst in das Waisenhaus, er darf heul' aus keinen Fall mehr mitsingen. Geht nur ohne ihn weiter." Eingeschüchtert durch die kurze Redeweise des fremden Herrn gingen sie fort, ohne etwas zu erwidern. Der Doktor hatte Erichs Hand gefaßt und bückte sich zu ihm hernieder. „Heißt Du wirklich Römer, mein Junge?" „Ja! Wie soll ich denn sonst heißen?" „Nun, ich fragte nur so; es ist ja gut. Komm nun, wir setzen uns in eine Droschke und fahren zusammen nach Haus" Annie staunte. Sie hatte noch nie den Doktor mit Kindern umgehen sehen und konnte sich nicht die Bewegung erklären, die sichtbar auf seinen Zügen ausgeprägt war. Eie Halle Wanda nicht gekannt. Und deshalb verstand sie nicht, warum Erwins Hand zitterte, als er sich jetzt von ihr verabschiedeie. Sie ermahnte ihn nochmals, morgen abend nicht bei ihnen zu fehlen, und ging dann weiter ihren Besorgungen nach. Jetzt, da sie wußte, daß Branding den Festabend in ihrem einfachen Heim oer leben wollte, jetzt mußte sie irgend eine Kleinigkeit doch auch für ihn kaufen. Aber was? Sie sann und sann, und nichts wollte ihr einsallen; schließlich ging sie nach Haus, um mit ihrer Mutter den schwierigen Fall zu be raten. Die alle Dame schüttelte den Kopf, auch sie wußte keinen Rat. „Weißt Du," sagte sie, „der Mann ist zu vermögend, dem kann ein armes Mädel, wie Du, garnichts schenken." „Na, Muttchen, wie wärs denn mit einem Oelbild? Ich habe da neulich die Landschaft aus Norwegen kopiert, die Dir so gut geiallen hat —" „Aber, die liebst Du doch so sehr, Annie!" „Ich liebe beide, Muttchen, den Doktor und die Land schaft. Da kann ich schon einmal großmütig sein und die kleine Liebe der größeren opfern." „Ach, Kind, wenn Du doch nicht immer spaßen wolltest! Man wird nie klug aus Dir." „Soll man auch nicht! Du weißt doch, daß das moderne Weib ein Rätsel ist! Eine Sphimc mit Hörnern!" „Mit Hörnern?" „Ja, so würde Ich es wenigstens darstellen. Die Sphinrgeltalt wegen der traditionellen Rätselhaftigkeit und die Hörner wegen ihrer modernen Wehrhaftigkeit. Du glaubst garnicht, Muttchen, wie wehrhaft wir sind! Wir spießen unterschiedslos und erbarmungslos auf, was sich uns entgegenstellt. Was Sanstmut, was edle Weiblichkeit! Unsinn! Damit lockt man noch keinen Hund hinterm Ösen hervor. Dreinhauen muß man können, moralisch oder tatsächlich Darauf kommts an!" Ani.ie hatte diese Rede mit pathetischen Gesten begleitet und ein möglichst ernstes Gesicht dazu gemacht. Die alte Frau Förster sah sie entsetzt an. „Kind, was snakst Du da! Du bist ja wohl nicht recht klug im Kopf!" „Im Kops? Na, Muttchen, wo sollt' ich denn sonst klug sein als im Kops? — Uebrigens hast Du recht, ich bin rein närritch vor Vergnügen, daß wir morgen einen Gast haben weiden. Einen Hasenbraten soll er bekommen und vorher einen Karpsen und nachher einen Mohnkuchen — er ißt nämlich gern 'was Gutes, Dein idealer Doktor." „Mein Doktor? Du hast Dich wohl versprochen? Bisher hatte ich immer den Eindruck, daß Du für ihn schwärmtest." „Eindrücke täuschen, Mutter. Und überhaupt schwärme ich nie. Ich bin, wie Du weißt, ein hausbackenes, prak- lishes, nüchternes Wesen, das für Romantik keineswegs geschaffen ist" Die alte Dame blickte mit einem frohen Lächeln auf ihre Tochter hin, deren Flische und Fürsorglichkeit die Freude ihres Lebensabends bildeten. „Du bist mein Goldherz!" sagte sie. Annie trat vor den Spiegel und betrachtete sich auf merksam, während sie munter weiteisprach: „Dieses gewöhnliche Gesicht!" sagte sie kopfschüttelnd, „eine dunkelblonde Haarfarbe, wie sie alle Welt hat — blaue, freundliche Ailiagsaugen, eine Stumpfnase und einen gleichgültigen Mandl Dann rote Backen, eine leidliche Figur — na, weißt Du, Muttchen, mich wunderts nicht, daß ich sitzen geblieben bin!" Fiau Föiser ereiferte sich: „Sitzen geblieben! Du hast sechs Bewerbern einen Korb gegeben! Und daß Du den guten Scholz nicht ge nommen hast, das wurmt mich noch h ule!" „Das Unvermeidliche mit Würde tragen!" deklamierte Annie, „es war nun einmal Dein Schicksal, eine alte Jungfer zur Tochter zu haben, Muttchen! Und Scholz war zwar Fabrikbesitzer, war erst vierzig Jahre, hatte aber einen gewaltigen Lmbonpoint und keine Haare mehr über der Stirn — nein, Mutter, ich konnte nicht!" „Nun, wer weiß, was noch geschieht, Annie!" „G oßrr Golt, diese unverbesserliche Mutter hofft noch immer! Ich sage Dir, wenn nicht noch eine große Liebe über mich hereinbricht, heirate ich nie. Ohne Liede tue ichs nun einmal nicht!" Die Mutter hatte ein halbes, fast schalkhaftes Lächeln. Daß Annie um Brandings willen unoermählt geblieben war, wuß:e sie nur zu gut. In letzter Zeit war es ihr aber zuweilen vorgekommen, als ob vr. Brandings ver schlossenes, allzu ernstes Wesen vor Annies gutem Humor und der wahrhaft sonnigen Güte ihres Wesens nicht mehr Stand hielt. Und daß er morgen kam, erschien ihr als ein besonde s günstiges Zeichen. Sie war keine von den unüberlegten Müttern, die „das Standesamt um jeden Preis" zu ihrer Devise machen. Aber Branding war ein edler Mensch und eine gute Partie! Deshalb hatte sie in oll diesen Jahren Annies unausgesprochene Liebe mitge fühlt und mitgelitten. Inzwischen rollte die Droschke mit dem Doktor und seinen, Schützling durch enge, bescheidene Straßen und hielt endlich vor dem Waisenhaus. Branding hieß den Kutscher warten und ging mit dem Knaben, der fort während geschwiegen und der Erschöpfung nachzegeben hatte, die er schon seit dem frühen Morgen fühlte, zu dem Vorsteher des Instituts. Es machte keine Schwierigkeiten, die Erlaubnis für Erich auszuwirken, daß er für die Fest tage bei seinem neuen Göiner bleiben durste. Branding war ja ein angesehener Herr. Während der Kleine aus dem Schlafsaal ein Bündel mit seinen dürftigen Habselig keiten herbeiholte, fragte der Doktor nach den Familien- oerhältnissen des Kindes, dessen Gesicht ihn, je länger er es betrachtete, desto mehr interessiert hatte. Aber der Waisenoater wußte nichts. Erich war ihm von der Armen- kommhswn eines östlichen Viertels überwiesen worden. (Fortsetzung folgt ) Dresdner Produktenbörse vom lb Dezember. I. An der Börse: Weizen, pro 1000 kg netto, weißer 214—2SI, brauner alter (75-78 kg) . do neuer (75—7S kg) 200 bis 215 russischer rot 243—251, Kansas und argen tinischer 240 250. Roggen pro 1000 kg netto sächsischer (70 bis 73 kg) 100-205, dto. preutz. 205 -207, russischer 217 -220. Gerste pro 1000 Ice netto: sächsische 185—102, schlesische 05 bis 204, pos. 100 -204, böhm. 215—224. Futtergerste 150—ISO. Aaser, vro 1000 Kg netto: sächs. neuer i 60—168, schles. u. posener neuer 160—168. Mai», nro >000 kg netto: TmauanNne 164 bis 171. Laplaia gelber 158—161, amerikanischer mired 168-170. Rundmal», gelb 158 bis 161. E bsen, pro 1000 kg netto: Futterwar« 100—200. Wicken, pro >000 kg netto sächsische 170 -180. Buchweizen pro 1000 kg netto: inländischer und fremder 222- 226. Oelsaaten, pro 1000 kg netto: Wi «terrap», feucht , do. trock-n 300 -310. Leinsaat, pro 1000 kg netto: feine 265—270. m ttlere 250 —260, Laplata 235—240, Bombay 263—265. Rüböl, pro 100 kg nel'o mit Fatz: raffln. 76, Rapskuchen pro 100 (Dresdner Marken» lange 14.50, Leinkuchen, pro 100 kg (Dresdn-r Marken) l. 18,5 >, 2. 17,50. Weizenmehl, pro 100 kg netto, ohne Sack (Dresdner Marken) er- klussive der städtischen Abgabe: Kaiseraus ug 36,10-36,50, Grietzlerauszug 34.50-35.00, Semmelmehl 33,50-34/10, Bäcker- mundmehl 32,50 -33,00, Grietzlermundmehl 27,50 —28,0. , Pohl- meh! 25 01—26,0). Roggenmeb! oro 100 k>> netto ohne Sack (Dresdner Marken), erklussioe der städtischen Abgabe: Rr. 0 31.53-32 00. Nr. 0/1 33,5:1-3103, Nr. 1 24 50 bk 30,00, Nr. 2 27,00-28,00, Nr. 3 25,00 -2550, Futtermehl >680—17,20. Weizenkiele, pro 10' kg netto ohne Sack (Dresdnei Marken), grobe 12.53-12 03, seine 12,51-12.00. Noggenkle'e. pre 100 kg netto, ohne Sack (Dresdner Marken), 1330 -13.70 (Feinstc Ware über Notiz.) Die für Artikel pro 100 kg notierten Preis« verstehen sich für Geschäfte unter 5000 kg. Alle andere» Notierungen, einshltetzltch der Notiz für Malz, geben für Geschäfte von mindesten» 10000 kx. ll. Auf dem Markt«: KartoNel», (50 kg, 2,80-3.2) M., S-u «m Gebund (50 kg) 3 80—4,20 M., Roggen-Stroh Flegeldrusch Shock 36 bis 38 N Dresdner Schlachtoteymarkr vom 16. Dezember. Nach amtlichen Feststellungen. Auftrieb: 261 Ochsen, 224 Kalben und Kühe, 262 Bullen, 260 Kälber, 844 Schafe, 2462 Schweine. Preise für 50 Kilo in Mark (der niedrige Preis gilt für ganz geringwertige, der hohe für beste Ware: L. — Lebend. Schl. — Schlachtgewicht): Ochsen L. 33 bis 48, Schl. 68 bi, 87, Kalben und Kühe L. 28 bis 44, Schl. 55 bis 77, Bullen L. 32 bis 44, Schl. 63 bis 76, Kälber L. 40 bis 5Schl. 68 bis 80, Schafe L. 34 bis 47, Schl. 68 bis 84, Schweine L. 40 bis 50, Schl. 54 bis 64. Ausnahmcpreise über Notiz. Geschäftsgang: Bei allen Tiergattungen langsam. Von dem Auftrieb sind 141 Rinder und 40 Schafe öster reichisch-ungattiche Herkunft. Vorschutzverein zu Dippoldiswalde. (Kassierer: Kfm. R. H. Lincke.) Täglich (mit Ausnahme des Sonntag und Mittwoch) von vormittags 4 bis l2 Uhr und nachmittags von Z bis 5 Uhr.) Sparkasse zu Dippoldiswalde. (Im Rathaus, Parterre.) Expeditions-Stunden: Sonntags: nur am letzten Sonntag lm Monat von l/-2 bis V-4 Uhr, ar allen Wochentagen von 4 bis 12 Uhr und 2 bis 4 UH», Sonnabends ununterbrochen »n 4 bis 2 Uhr. Altertumsmuseum. Geöffnet: Sonntags von 11—12 Uhr im hiesigen Rathause, 2 Treppen. Letzte Nachrichten. Dresden, 18. Dezember. Im Laufe des heutigen Vor mittags trafen zu den Beisetzungsseierlichkeiten der Königin- Witwe Carola hier ein: Der Großherzog von Baden, der Fürst zu Lippe-Detmo d, Prinz Leopold von Preußen, Prinz Ernst von Sachsen-Altenburg, Fürst von Hohen- zollern, der Erbprinz von Reuß j. L., der Lrbgroßherzo- von Mecklenburg-Strelitz, Prinz Sizo von Schwarzburg- Rudolstadt, Prinz Mar von Bayern, der Fürst von Ven dome, außerdem viele Abgesandte fremder Höfe und Staaten. Weida (Sachsen Weimar). Die Lederfabrik von Krasse ist heute niedergebrannt. Der Schaden soll 200000 M. betragen. Beuthen. Auf der Grube Friedensblick wurden drei Bergleute von niedergehenden Kohlenblöcken erschlagen. Oldenburg. In Norderham wurde bei einer Schlägerei der Dachdecker Schneider erslochen, zwei Personen schwer, sechs leicht verletzt. Acht Personen sind verhaftet. Heiligenskadt. Der V-Zug überfuhr bei Klein- Weriher einen Geschirrführer und zwei Pferde; der Ge- schirrführer ist getötet. Petersburg. Der kaiserliche Hof hat wegen Ablebens der Königin-Witwe von Sachsen eine 24!ägige Trauer angelegt. Teheran. Die Lage in Persien ist noch immer ernst, wenn sie sich auch nach neuesten Berichten etwas gebessert hat. Die englische und russische Regierung gehen, nach Reutermeldungen, Hand in Hand, um geordnete Zustände wieder herzustellen. DM" kuppen! "MG Mache auf mein Lager selbstgekleideter Puppen aufmerksam, verkaufe selbige bis Weihnachten zu xaur dMtxou Preisen. Bitte beachten Sie mein Schausenster. Mar» vlttried, Uchtnnal Singer-Nähmaschine 25 M, Alljlllutz! Gelegenheitskaus! Waschtisch 8 M, beides gut erhalten. tzerrengasse SI. O Beyer. festlichen Gelegenheiten cmpkichlt »«in« als: ^obannisbeerwein, bleiclelbcerwcin, Stachelbeerwein, Kirschwein u Apfelwein. O Boßmann, Oartenstraste. Jette Kasermast-Känse Kin WchsMr, MM WS empfiehlt Msx Wolk. ist zu verkaufen in LürvuksI» Ar. 8. einfache wie aparte Muster, ckesgleicken - —-»-Dö» kür Kehörclen, Gesellschaften, Vereine, Korporationen usw. werclcn prompt angekertigt. kleiner schwarzer Spw «LtdLLULVLL ohne Halsband, «itt^ gegen Belohnung abzugeben bei Bruno Rothe, Sadisdorf. Mnchts-LchMick. I 8 8oldm»uu, SiW«» nni lüWswnU. U H^lllige Welhnachtsäpfel, Wal- nüsse, Haselnüsse, Lhristbaum- ketten und Konfett, sowie ff. MU" Pfefferkuchen empfiehlt Paul Hofman«, Freiberger Platz.