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Die ,W«iheritz.Zeitung- «scheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- »enAbenden ausgcgeben. Preismerteljährlich 1M. 2b Psg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsereAusträgernehmen Bestellungen an. Wcheritz-Mung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit 15 Psg., solch« aus unser« Amtshauptmannschast mit 12 Psg. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zelle 35 bez. 30 Psg. - Tabellarische und komplizicrteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Psg. Amtsblatt für die Königliche Umkhauptmannschasi, das Königliche Amtsgericht nnd den Siadirat zu Dippoldiswalde. Mit achtfeitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Taget» wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelpke. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Nr. 139. " Donnerstag, den 28. November 1907. 73. Jahrgang. Bekanntmachung. Es ist für das Königlich Sächsische Kriegsarchiv von Wichtigkeit, davon Kenntnis zu erhalten, was an kursächsischen bez. sächsisch-polnischen Fahnen md Standorten, Fahnen des „Banners^ williger Sachsen", Fahnen der Bürgergard n pp heute noch vorhanden ist. Derartige Feldzeichen »-finden sich ersah ungsgemäh teils im Privatbesitze, teils im Besitze von historischen Sammlungen, Vereinen, Schützengeselhchasten. Kirchengemeinden und dergl. „ , , ... „ Alle hierauf bezüglichen Mitteilungen, sowie etwa ge geschichtliche Unterlagen über Herkunft, Zeitpunkt der Erwerbung bezw. Verleihung, insbesondere auch Angaben über die gegenwärtige Beschasfenheit, Gröhe, Farbe, Wappen- und Namenschmuck werden an das Königlich Sächsische Kriegsarchiv in Dresden-N., Mar neallee 3, erbeten. , , Dresden, den 23. November 19 7. Kriegsministerium. Stadtverordneten-Crgänzungswahl. Die diesjährige Sladtoerordneten-Ergänzungswahl findet 8onnskvni>, 7. veLvmbei* I8V7, von vormittags 9 bis mittags 1 Uhr, im Ratssitzungszimmer statt. Sämtliche stimmberechtigte Bürger hiesiger Stadt werden deshalb hierdurch aufge fordert, an diesem Tage zu der angegebenen Zeit persönlich in dem obenbezeichneten Wahllokal zu erscheinen und die Stimmzettel abzugeben, auf welchen aus der jedem Stimmberechtigten zugehenden Wahlliste 3 angesessene und 1 unangefessener Bürger zu benennen sind. Dippoldiswalde, am 26. November 1907. Der Stadtrat. Formulare und andere Drucksachen sür Gemeinde- und andere Behörden liefert jn zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Earl Jehne, Dippoldiswalde. Japan nnd Nordamerika als wirtschaftliche Bundesgenossen. Während wegen der gelben Frage in Nordanierika zwischen Japan und den Bereinigten Staaten vor einem halben Jahre der Krieg auszubrechen drohte, hat jetzt der frühere japanische Handelsminister Kaneko auf einmal die Behauptung aufgestellt, daß Japan und Nordamerika wirtschaftliche Bundesgenossen seien, weil sie nicht nur in ihrer Ausfuhr, sondern auch in ihren Bedürfnissen auf einander angewiesen seien. Kaneko urteilt, das; das, was Japan nach den Vereinigten Staaten aussührt, niemals in diesem Lande erzeugt werden kann, besonders nicht Rohseide, Tee und kunstgewerbliche Gegenstände. Wenn man auch oft versucht hat, den Maulbeerbaum, die Seiden raupe und den Tee in den südlichen Teilen der Bereinig en Staaten zu züchten, so konnte man doch damit keinen Gewinn erzielen, und die Amerikaner haben die Idee auf gegeben. Aber wenn ferner jemand gründlich das japa nische Leben studieren will, so wird er einfach erstaunt sein, zu finden, wie sehr Japan von amerikanischen Er zeugnissen abhängig ist. Jn den Familien der gewöhn lichen, obern oder Mittlern Klassen in Japan erhebt man sich morgens von einem Bett, dessen Laken aus amerika nischer BaumrMle gemacht sind, zieht ein japanisches Kostüm an, das aus amerikanischer Baumwolle angesertigt ist, ißt Brot, dessen Mehl aus Minnesota kommt, und trinkt eine Tasse Tee mit kondensierter Milch aus Chicago und Zucker von den Philippinen, aus Hawaii oder aus Lem Süden der Vereinigten Staaten. Nach dem Frühstück zünden die Japaner eine Zigarre an oder machen ein paar Züge aus der Pfeife. Jn beiden Fällen kommt der Tabak aus Virginia, Tennessee oder aus einem andern amerikanischen Staate. Von der Rohbaumwolle, die nach Japan eingesührt wird, kommen 75 Prozent aus den Vereinigten Staaten. Kondensierte Milch, Tabakblätter, Mehl und Papier kann in Japan nicht zu Preisen pro duziert werden, die niedriger sind als die amerikanischen. Bei Nacht sind in Japan alle Strotzen in jeder Stadt und in jedem Dorf vom äutzersten Norden auf den Kurilen bis zum äußersten Süden auf Formosa mit Petroleum be leuchtet, das aus Wes Virginien oder Pennsylvanien kommt. Nun verfolge man die Küstenlinie der Bereinigten S.aaten. Von Alaska angefangen mit seinem Küstenstreifen, der Britisch-Kolumb en vorgelagert ist, herunter durch Oregon und Südkalisornien, dann durch die Hawaiischen Inseln, Guam und die Philippinen besitzen die Vereinigten Staaten fast zwei Drittel der ganzen Küste des Stillen Ozeans; während das verbleibende Drittel in den Händen Japans ist, mit Formosa angefangen, das an die Philippinen an- stötzt bis einschließlich Loochoc, die Kurilen und das neu erworbene Territorum von Sachalin. Mit Ausnahme von Kamtschatka, das russisch ist, bilden der ganze Stille Ozean einen gemeinsamen Wasserweg für den internatio nalen Handel der Vereinigten Staaten und Japans. Des halb brauchen diese beiden Nationen, wenn sie daran gehen, den asiatischen Handel auszubeuten, keine Furcht zu haben, daß irgendein Rivale sich eindrängt. Japan steht dem asiatischen Markt am nächsten, und dann kommen gleich die Vereinigten Staaten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die diesjährige Stadtverord- neten-Ergänzungswahl findet Sonnabend, den 7. De zember, statt. — Die demnächst zur Ausgabe gelangende Liste der stimmberechtigten Bürger zählt 222 unangesejsene und 211 angesessene Bürger auf. — Nach einer Pause von s/4 Jahren ertönte durch unsere Stadt in der Nacht zum heutigen Mittwoch, früh gegen l/43 Uhr, wieder der Feueralarm. Es brannte, ent zündet auf bisher noch unermittelte Weise, die zum Nats- mühlengrundstüä gehörende massive Scheune, in der außer Wiitschaftsgerät die gesamte diesjährige Ernte und mehrere hundert Zentner Kohlen unlergebracht waren. Den rasch herzueilenden Feuerwehrmannschaften erwuchs nur die Aufgabe, unter großartigem Funlenregen den nahen großen Speicher und ein Wohngebäude zu schützen, was dem un ermüdlichen Eifer auch gelang. — Innerhalb der ver gangenen 40 Jahre ist dies das vierte Mal, daß das Mühlengrundstück vom Feuer heimgesucht wird. — Von auswärtigen Spritzen waren hilfsbereit zur Stelle die von Ulberndorf, Elend, Berreuth, Reichstädt, Reinholds hain, Oberhäslich, — Vor vollbesetztem Reichskronensaal hielt am Mon tag Herr Leo Erichsen, weit und brett bekannt als Psy chologe, geworben vom hiesigen Gewerbeverein, einen Er- penmentaloortrag mit der Aufschrift: „An der Grenze des Ueberjinntichen". Nach einleitenden Worten zeigte er eine erstaunliche Rechenfertigkeit und Gedächtnisstärke. Im Nu nannte er die Wochentage mehrerer ihm in Zahlen zuge- rusener Monatstage verschiedener Jahre. Jn 8 Sekunden rechnete er Quadrat- und Kudtkzahlen und Quadratwurzeln aus. Mit bewundernswerter Sicherheit wiederholte er 30 ihm vom Publikum genannte Wörter in der Reihe. Als großartigste Leistung muß anerkannt werden die gleich zeitige Berechnung der Kubiken und Wochentage und Wiederholung der 30 Wörter außer der Reihe. Als emp fehlenswert zur Erhöhung der geistigen Tätigkeit bezeich nete er den gleichmäßigen Gebrauch beider Körperhälften, verwarf demnach die aussch.ießltche Anwendung der rechten Hand. Geradezu uns Wunderbare grenzte im zweiten Teile die Wittensbeeinslutjung des Psychologen auf zwei Medien, deren Handem und Sprechen bet vollem Ve- wußyein vollständig unter dem Banne des Meisters stand. — Ergänzend wollen wir hier gleichzeitig bemerken, daß feil einen» Jahre in unsrer Schule Versuche in, Schreiben mit der linken Hand außer der rechten angestellt werden. — Nur vier Sonntage sind noch bis zum Weihnachts- feste! Es beginnt die Ernte sür diejenigen Geschäftsleute, die es nicht unterlassen haben, ihre Weihnachlsartikel bereits dem Publikum anzutündigen. Nichts macht sich eben ge rade in der gegenwärtigen Geschästssaison besser bezahlt, als eine regelmäßige Insertion, denn schon Wochen vor Weihnachten wird ja von vielen eingekauft. Der Haupisturm jettens des Publikums erfolgt allerdings kurz vor oem Feste, aber auch schon jetzt ist es namentlich die ländliche Bevölkerung, die bereits Einkäufe besorgt, und die ländliche Bevölkerung ist es wiederum, die nicht nur gern und viel, sondern die besonders auf Anzeigen hin kaust. Nichts ist also für den Geschäftsmann unzweck mäßiger, als das Unterlassen der regelmäßigen Insertion, gerade jetzt. Eine regelmäßige Insertion macht stets volle Kassen. Das Pplikum kauft in den allermeisten Fällen erst dann, wenn es schon mehrmals eine Ankündigung gelesen hat. Es ist dies auch ganz naturgemäß, denn in den meisten Fällen muß man sich erst an den Gedanken des Kausens gewöhnen, muß erst genügend zum Kaufe angeregt worden sein; pflegt doch auch der Geschäftsmann selbst erst auf ein Dutzend Offerten hin zu kaufen. Wer also ein Weihnachtsgeschäft machen will, mit dem er zu frieden ist, der unterlasse es nicht, von jetzt an möglichst ost zu inserieren, denn das Inserat ist und bleibt sür den Geschäftsmann diejenige Reklame, die sich am besten be zahlt macht. Dresden. Der Bericht der Zwischendeputation der Ersten Kammer zur Vorbereitung des Entwurfes eines Wassergesetzcs ist ausgegeben worden. Eine Ver gleichung mit dein Bericht der Zwischendeputation der Zweiten Kammer ergibt, daß sich die Deputation der Ersten Kämmer prinzipiell auf den gleichen Boden stellt, wie die der Zweiten Kammer. Das Zustandekommen des Gesetzes kann demnach als sicher gelten. Freilich wird das Gesetz insofern nicht befriedigen, als er die bestehende Unklarheit und Unsicherheit über die rechtliche Eigenschaft der einzelnen fließenden Gewässer nicht erledigt und inso fern werden auch nach dem neuen Rechte manche Pro zesse nicht ausgeschlossen sein. Aber der wesentliche Zweck des Gesetzes, die Regulierung der Staatsaussicht, ist immer hin erreicht und zugleich für die Aufrechterhaltung der privaten Rechte an fließenden Gewässern bedeutsame Für sorge getroffen, da plioate Rechte an den fließenden Ge wässern durch die Vorschriften dieses Gesetzes nicht berührt werden. Die Ausübung solcher privaten Rechte soll aber den Beschränkungen unterworfen sein, die sich aus diesem Gesetz ergeben, und insofern ist der neue Entwurf immer hin als ein wesentlicher Fortschritt zu bezeichnen. — Zum Präsidenten des sächsischen Oberlandesgerichts ist Geh. Rat Or. jur. Börner ernannt worden. — Die Beratungen über die Wahlrechtsvorlage in der Zweiten Kammer sollen am 4. Dezember beginnen. — Der Bericht der Zwischendeputation über den Wassergesetzentwurf wurde am Dienstag von der Zweiten Kammer an die Eesetzgebungsdeputation zur Bericht erstattung verwiesen. — Im vorigen Jahre hat die Bierstcuer der Ge meindekasse in Loschwitz 4679 M. 95 Pf. eingebracht. Von umliegenden Ortschaften haben auch Bühlau und Weißig diese Steuer eingeführt. Schneeberg. Die städtischen Kollegien bewilligten für die Zwecke des Kaiserin Auguste Viktoria-Hauses zur Ver minderung der Säuglingssterblichkeit einen einmaligen Beitrag von 50 M. Ferner erklärten sie ihren Anschluß an eine Petition wegen Erbauung einer Eisenbahn nach dem Vogtlands, und zwar auf der Strecke Schneeberg- Neustädtel—Rothenkirchen—Rodewisch —Auerbach. Zwickau. Die ehemaligen sächsischen Ulanen wollen im Jahre 1909 in Zwickau einen Ulanentag abhalten. Der hiesige Ulanenverein hat sich bereits mit der Vorbe reitung des Festes befaßt. Meerane. Jn unserem aus Kertzsch znfließenden Leitungswasser macht sich seit einiger Zeit eine Trübung bemerkbar, die auf Bleigehalt zurückzuführen und nach Prof. Heyer-Dessau damit zu erklären ist, daß das Wasser freie Säuren enthält, die bei längerem Stehen des Wassers in den Bleirohren das Blei auflösen. Prof. Heyer will die freien Säuren durch Zusetzen von Chemikalien binden und die Garantie übernehmen, den Uebelstand zu beseitigen. Der Nat hat nun beschlossen, dem Genannten die Emrich tung einer hierzu nötigen Anlage zu übertragen, und einen Betrag von 10000 M. für diesen Zweck bewilligt. Die Stadtverordneten haben dem zugestimmt. Oelsnitz i. V. Die Hoffnung, es werde diesmal ge lingen, die beiden sozialdemokratischen Vertreter aus dem Stadtoerordnctcnkollegium zu beseitigen, hat sich nicht er füllt. Es werden auch in Zukunft drei Sozialdemokraten — zwei Konsumvereinsbeamte und ein Gastwirt — dem Kollegium angehören. Da der Gewerbe- und Hausbesitzer verein und die Vereinigung der Festbesoldelen sich nicht auf eine gemeinsame Kandidatenliste zu einigen vermochten, so gingen ein Ansässigen- und ein Unansässigen-Mandat den Ordnung^parteien trotz starker Wahlbeteiligung (7I Proz.) verloren. Tagesgefchicht«. Berlin. Die nationalliberale Reichstagssraktion sprach sich für eine Vermögenssteuer und ein Rohspiritusmonopol, aber gegen eine Zigarrenstener aus.