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Weißeritz-Zeitung 1 Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend ü 73. Jahrgang. Donnerstag, den 3. Oktober 1907 Nr. 116 .1 ! ff! 1 "7 Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden auf gefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Dippoldiswalde, den 30. September 1907. 2a 15/07. Königliches Amtsgericht. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Ergänzend zu der Meldung, Er richtung der Talsperren-Baubureaus in Klingenberg und Malter, ist noch zu berichten, bah der Vorstand des Vau- bureaus Malter Herr Regierungsbaumeister Sorger ist. — Auf dem Areal des ehemaligen Beckerschachtes in Hänichen wird fleißig am Bau des Hänichener Bahnhofes gearbeitet. Es sind zahlreiche Baubuden errichtet, die er kennen lassen, daß ziemlich umfängliches Areal zu diesen Bauten in Benutzung kommt. An Arbeitern ist kein Mangel, da vielfach entlassene Reservisten die Gelegenheit, längere Winterarbeit zu erhalten, ergriffen haben. Eine Seltenheit der Gegend, die „ewigen" Feuer der Halde, dürfte bald verschwinden. Seit mehreren Jahren brennt bekanntlich die mächtige Schlackenhalde, vom Schachte herrührend, unterirdisch fort. Hartmannsdorf. Am Dienstag feierte der wohl älteste Lehrer Sachsens, Matthäus Anton Maier, seinen 95. Geburtstag. Er wurde am 1. Oktober 1812 in Dresden geboren, vorgedildet zum Berufe auf dem Kgl. Lehrer seminar daselbst, 1831 Hilfslehrer in Weistropp bei Wils druff, 1832 desgl. in Leuben bei Dresden, 1833 ständiger Lehrer in Bärenburg bei Altenberg, 1837—1879 Kirch schullehrer hier. Dresden. Der Landtag ist zum 15. Oktober nach Dresden einberufen worden. Die Eröffnung dürfte wegen der Uebergabe des neuen Landtagsgebäudcs sich besonders feierlich gestalten. — König Friedrich August wird am Freitag der Bei setzung des Großherzogs von Vaden in Karlsruhe bei wohnen. — Um das Andenken des Großherzogs Friedrich von Baden in der sächsischen Armee zu ehren, hat der König bestimmt, daß sämtliche Offiziere auf drei Tage Trauer anlegen. — Die sächsische Regierung will dem Landtage an geblich eine Vorlage auf weitere Beibehaltung des gegen wärtigen, erhöhten Einkommensteuertarifs vorlcgen. Eine Ermä ßigung der jetzigen Staatspeuer wird also nicht eintrcten, trotz der bedeutenden Erhöhungen der Staats einnahmen. — Der Klettersport in der Sächsischen Schweiz sollte nach den Meldungen verschiedener Zeitungen dem nächst infolge einer Verordnung der König!. Forstoerwal- tung zu Schandau eingeschränkt bez. verboten werden. Es handelt sich jedoch nach Erkundigungen an zuständiger Stelle keineswegs darum, das harmlose bez. sportsmäßige Klettern einzuschränken, sondern die Forstverwaltung zu Schandau hat die Absicht, in Zukunst gegen die Aus schreitungen und Auswüchse, die auf diesem Gebiete durch die sogenannten „wilden Kletterer" sich bemerkbar gemacht haben, einzuschreiten. So ist vielfach beobachtet worden, daß die in der Nähe der Kletterseilen angelegten Kulturen der jungen Nadelbäume ohne Rücksicht zertreten und über- sandet werden, da die „wilden Kletterer" die gebahnten Wege in der Regel nicht benutzen, sondern rücksichtslos durch die jungen Holzbestände gehen und hierdurch die jungen Bäume beschädigen. Die Forstverwaltung ist der Ansicht, daß der Wald zunächst den Naturfreunden gehört und daß er auch einen finanziellen Ertrag fHr den Staat liefern muß. Um unseren heimischen Wald diesen Zwecken zu erhalten und den Verwüstungen und Beschädigungen an den jungen Bäumen wirksam entgegen zu treten, will die Forst Verwaltung mit aller Schärfe gegen die oben an- gedeuteten Auswüchse einschreiten, während die sports einige Männer den stehengebliebenen Mühlenstock umlegen. Dieser schlug plötzlich um und erschlug den Weber Krüger. Ebersbach. Die Vautzner Wach- und Schließgesell schaft wird vom I. Oktober an auch in unserem Ort ihre Tätigkeit beginnen. Löbau. Bis zum 15. September sind im städtischen, Kottmar und Dürrhennersdorfer Revier 2 971785 Stück, im städtischen Löbau-Lehner Revier 4 384000 Stück, in beiden Revieren zusammen 7 355 785 Stück Raupen, Puppen und Falter gesammelt und vernichtet worden. Zittau. Die Angelegenheit der Amtsniederlegung des Stadtrates Werner hat jetzt noch zu einem Konflikt zwischen den städtischen Kollegien geführt. Wie berichtet, hat das Ratskollegium das Entlassungsgesuch des Stadt rates Werner nach Einholung einer Entscheidung der Kreishauptmannschast Bautzen genehmigt, darauf überwies das Ratskollegium die Angelegenheit dem Stadtverord- neten-Kollegium mit dem Ersuchen, die Neuwahl eines un besoldeten Stadtrates vorzunehmen. Im Stadtverordneten- Kollegium, das sich mit dem Fall Werner nunmehr das erste Mal zu befassen hatte, kam es in der letzten Sitzung zu einer lebhaften Erörterung mit dem Ergebnis, daß Fabrikbesitzer Werner zunächst trotz der stadträtlichen Ge nehmigung seines Gesuches um Entlassung aus seinem Amte immer noch als Stadtrat betrachtet wird. Das Stadtverordneten-Kollegium ist nämlich der Ansicht, daß die Entscheidung in dieser Frage nicht dem Stadtrat, sondern dem Stadtverordneten-Kollegium zusteht; da das Stadtverordneten-Kollegium die Stadträte wählt, so habe es auch über ihre Entlassung zu beschließen. Es wurde ein Antrag angenommen, wonach das Stadtverordneten- Kollegium das alleinige Recht für sich in Anspruch nimmt, die Entscheidung über die Entlassung eines Ratsmilgliedes zu treffen. Die Genehmigung zum Abgang des Stadt rates Werner wurde nicht ausgesprochen, es wird viel mehr weiteres vom Ratskollegium erwartet. Zittau. Eine Erhöhung des Verpslegsatzes bei den hiesigen Kinderbewahranstalten ist eingetreten, da durch den bisherigen Wochenbeitrag von 70 Pfg. für ein Kind nicht einmal die Ausgaben für die Beköstigung gedeckt wurden. So sieht sich der Verein für die Kinderbewahr- anstalten durch die Teuerung genötigt, den wöchentlichen Verpflegungssatz für die Kinderbewahranstalten, sowie für den Knaben- und Mädchenhort vom 7. Oktober ab auf 90 Pfg. zu erhöhen. Strehla, 1. Oktober. Unbekannte Diebe drangen nachts in das Kontor des hiesigen Dampfsägewerkes. Gegen 500 Mark fielen ihnen i» die Hände. Leipzig. Die „Leipz. Volksztg." kann es sich bekannt lich nicht versagen, ihren politischen Gegnern beim Tode noch einen aus maßlosen Beschimpfungen bestehenden Nach ruf zu widmen. So ergießt sie in einem voll Unwahr heiten strotzenden, „Ein Feind der Arbeiterklasse gestorben" überschriebenen Artikel auch über den soeben verstorbenen Großherzog von Baden noch einmal die Schale ihres Zornes, über einen Fürsten, dem selbst die badische Sozial demokratie nur die größte Hochachtung entgegenbringen konnte. Leipzig. Manchen gibts der Herr im Schlafe. So ist es auch unserem Rate ergangen. Er will bekanntlich für 17 Millionen Mark ein Elektrizitätswerk errichten. Die Stadtverordneten verlangten nun vor einiger Zeit, daß zur Prüfung des bereits ausgearbeiteten Projektes ein weiterer Sachverständiger zugezogen werde. Dies geschah. Inzwischen verging aber eine geraume Zeit, und über Die „Weiberitz-Zeitung* erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsereAusträgernehmcn Bestellungen an. mäßige Kletterei, die ja in den Bergen der Sächsischen Schweiz außerordentlich viel geübt wird, keineswegs ein geengt werden soll. Es wird deshalb notwendig sein, daß die Kletterer sich in Zukunft unweigerlich den Anordnungen der Forstverwaltung fügen und den Klettersport nur dort ausüben, wo keine Schäden für den Wald und den jungen Nachwuchs entstehen können. Daß übrigens durch die wilde Kletterei auch Leben und Gesundheit der Ausführen den bedroht wird, zeigen die Unglücksfälle, die sich bei der allerdings schwierig zu besteigenden Barbarine am Pfaffen- stein ereignet haben. Freiberg. Der hier wohnhafte Agent Herklotz erschoz sich, weil ihm von einem Bekannten in einer Restauration eine früher verbüßte Strafe vorgeworfen wurde. — In Gallschütz bei Döbeln schossen Kinder auf einem Felde nach Mäusen mit einem mit Zwecken geladenen Pistol. Hierbei wurde der 13 jährige Knabe Lochmann ins Bein getroffen, und eine Zwecke blieb am Beine haften. Die Wunde fand keine Beachtung, es trat Blutvergiftung ein und jetzt ist der Knabe gestorben. — Am 23. September wurde von der Kleinbahn Mügeln—Oschatz eine Frau überfahren und getötet. Die Oschatzer Polizei glaubte in der Toten die Frau Anna Richter zu erkennen, die früher in Oschatz und jetzt aus einem Gute bei Meißen wohnt. Wie sich nun herausge stellt hat, ist die Anna Richter wohl und munter. Die Ueberfahrene aber ist eine Frau Mecus aus Kleinforst bei Oschatz. — Die Errichtung einer Fürsorgestelle für außerehelich Schwangere ist in Zwickau in Aussicht genommen worden. Bei 2072 Geburten im vorigen Jahre kamen dort 224 uneheliche vor. — Die Weihe des neuerbauten Rathauses in Eiben stock findet am 30. Oktober statt. — In einem größeren Kirchdorfe der Oberlausitz hatte der Eemeinderat beschlossen, ein Gut für die Ge meinde anzukaufen. Es wurde eine Kommission gewählt, und diese beauftragte wieder einen Herrn aus ihrer Mitte, einen Gutsbesitzer, der zugleich Mitglied des Gemeinderales ist, als Sachverständiger das in Frage stehende Gut zu besichtigen. Dem Herrn muß nun das Grundstück aus nehmend gut gefallen haben, denn kurzerhand handelte er nach den, bekannten Sprüchwort: „Selber essen macht fett" und kaufte das Gut für sich. Man darf auf die Weiter entwickelung dieser Angelegenheit gespannt sein. Der Ge meinderat braucht, da er den Schaden hat, für den Spott nicht zu sorgen. Bühlau. Unter einer Promenadcnbank in unserem Waldparke wurde vorgestern d ie Leiche eines neugeborenen Kindes, in Zeitungs- und braunes Packpapier eingewickelt, aufgefunden. Nach Aussage des Arztes hat das Kind bei der Geburt gelebt. Pulsnitz. Im Magen einer älteren Henne wurde hier von einer Hausfrau ein Zehnmarkstück gefunden. Eine schöne Ueberraschung am Erntedankfest, zu dem die leckere Speise aufgetragen wurde. Kamenz. Von einer großen Anzahl hiesiger Geschäfte wird am l. Oktober der 8 Uhr-Ladenschluß freiwillig, d. h. ohne behördliche Anordnung, zur Einführung gelangen. Bautzen. Die hiesigen Waschfrauen haben sich zu einer Vereinigung zusammengetan und infolge der erhöhten Lebensmittelpreise eine Preissteigerung beschlossen. Ebersbach. Der in letzter Nummer berichtete Wind mühlenbrand in Georgswalde hat noch ein zweites Menschenleben gefordert. Am Sonntag morgen wollten Da demnächst mit Einebnung der Abteilungen A 1 (Erwachsene), A 3 (Kinder) und f (Erwachsene) des hiesigen Gottesackers begonnen werden soll, so werden alle, die wünschen, daß Gräber ihrer Angehörigen unberührt bleiben, gemäß § 40 der hiesigen Eottesackerordnung aufgefordert, sie bis Ende November d. I. unter Errichtung der hier für festgesetzten Gebühr von 15 Mark zu reklamieren. vtppollllsuksläo, den 27. September 1907. -i Das im Grundbuche für Niederfrauendorf Blatt 93 auf den Namen Hedwig Antonie verehel. Becher geb. Wagner eingetragene Grundstück — ein Basaltstein bruch — soll am 18. Aovowdvr 1907, vormMses 1/411 vdr. an der Gerichtsstelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 81,5 Ar groß und am II. Januar 1907 auf 17000 M. geschätzt. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts, sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. s Rechte aus Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zurzeit der Ein tragung des am 31. August 1907 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grund buchs nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht be rücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläu bigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Inserate werden nüt 1S Pfg., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit 12 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserate init entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Psg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmanntchaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zn Dippoldiswalde. ' Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde.