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Dresdner Journal : 30.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187408301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-08
- Tag 1874-08-30
-
Monat
1874-08
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 30.08.1874
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Sonntag, den M August. M SOI I» ,»»,»» >«IeL«: ^ItdOiA»-. . . , Ü 1ÜK. ^jitdrlicb: l Vtzü. IS dk»r. tcuneluvKumiiluru: I Utsr. L»»»»rIi»I d el o» ll»ut»obv » It-Nl-lw« ti-itt ko»O uuä 8It Ut'><rl«u»>'dI>t8 binru. Iu8i r»tvupiol»kr ^ür ä»w vinvr ^o»ualt«nvr> kvtitroilv; L dlxr. Ootvr „Lintsvmdvcli" äiv A»Iv: ü dk^. Lrocbolneo: 1lUr>iok mit -tusn^bm« ävr 8ouu- aoä düivrtag«, XdsutI» Mi- ävu toljk«a6vu lü^ DreMtrÄomml. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. 1874 OowmixnoaLr 6« - 0rv«1n«r ^ouriutt»; ebsnäiu,.: F'o,.' u. L Vt«» N.: //aa»«»!>t«M ck I'«Ak<A, 8»rU» Vim» S»o>do>H-rr«»-L«tp»lU-r>»L» t»r» ».H.-»ÜLcil»»: A Ftbreck«, Mr*»«»: L'. Lr«» l»»: I.. L'tanAk»'» 6ür«,-»u; Vd«»»tt»: F>. »»»>- kurt» ».:L9»<o<v «ob«n.F.6.L-rr«ll»»«'»otürvucbb, ^-aitLeF O'o.,- Sorllt»: /nv O , L»rmar»r: <7. §e^Ä«Ier, r»rt,: //ara», Lx/torr <s 6o., »tutl^Trt: /-a-Le <S LL>., ^1»,»ia»iern-Lür«a«, VI»»! ^O Oxpttit. Uor»n»e«d«rr Xünissl. k!xp<cIIUo» <»-- Oi-omtnor Iourn»l», Itrl-itltN, kio. 1. FLr !c« Monat September werden Nachbestellungen auf da- „Dresdner Isnrnal" angenommen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden links der Elbe bei der unter zeichneten Expedition, für Dresden recht- der Elbe in der B ach - schen Buchhandlung (Hauptstraße 22). Der Preis für diesen Monat beträgt 15 Ngr. Inserate aller Art finden im „ Dresdn. Journ." eine sehr geeignete Verbreitung Die In- sertionsgebühren werden im Jnseratentheile mit 2 Ngr für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Einge sandtes" sind die Znsertionsgcbühren auf 5 Ngr. pro Zeile sestgestellt. K önigl. Expedition des Dresdner Journals. MchtumMcher Theil. Uebrrs-ckl. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (RüpubUque franyaise. — Journal des Döbats. — Moskauer Zeitung.) Tagetgeschichte. Beilage. Provinzialnachrichteu. (Leipzig. Zwickau. Aus dem Vogtlande.) Generalversammlung des Vereins sächsischer Ge meindebeamten. Stand der sächsischen Sparkassen Ende Juli d. I. Börseunuchrichleu. Telegraphische WitteruugSberichte. FtlMuMschc Nachrichten. Bern, Sonnabend, 2V. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Regierung der nordamerikani- schen Union hat ihre Theilnahmc an dem, am 15. September hier beginnenden internationalen Post- conarrffe notificirt. Paris» Sonnabend, L9.August. (Tel. d.Drcsdn. Journ.) Das „Journal officiel" veröffentlicht die Ernennung des Grafen de Jarnac zum französischen Botschafter in London- Bayonne, Freitag, 28. August, Nachmittags. (W. T. B.) Nach aus Carlistischer Quelle stammen den Nachrichten haben die Carlisten den Klecken Haro und die Stadt Calahorra (Provinz Logrono), sowie die Stadt Alcocer (Provinz Guadalajara) be setzt. Die dort befindlichen Besatzungen wurden gefangen genommen. Der Bruder des Präten denten, Don Alfonso, ist in die Stadt Alcaniz (Provinz Tcruel) eingerückt. Madrid, Freitag, 28. August, AbcndS (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das Gerücht von einer bevor stehenden MiniSrrkrifis wird von Seiten der Re gierung für unbegründet erklärt. Amtlichen Meldungen zufolge haben die Car listen die Stadt Calahorra und deren Umgebung wieder verlassen. Der Carlistenführer Daballs hat wiederum 87 Zollbeamte bei Vallfogona er schießen lassen. Nach von Puycerda in Perpignan eiugcgan- aenen Nachrichten waren am gestrigen Tage die Sturmangriffe der Carlisten, wie die Berthel- digung der Belagerten gleich heftig und erbittert. Die in Bresche geschossenen Maurrthcile wurden von den Krauen Puycerda'S mitten im heftigsten Feuer mit Erdsäcken auSgefüllt. Die Nacht ver- lief ruhig. Heute Morgen sah man die Frauen abermals mit Ausbesserung der Wälle beschäftigt. St. Petersburg, Freitag, 28. August, Nachmittags. (W T. B.) Die Lermäblutza des Großfürsten Wladimir mit der Herzogin Marie von Mecklenburg-Schwerin hat heute Stachvitttag ^2 Uhr stattgefundrn. Der Vollzug »es Lrau- ungsaeteS wurde der Stadt durch 101 Kanoven- schnffe verkündet. Dresden, 29. August. Die französischen Journale beschäftigen sich neuer dings wieder vorzugsweise mit der Anerkennung der spanischen Regierung. Die monarchistische und clericale Presse namentlich hat sich redlich Müh«.gege ben, aus der Weigerung Rußlands alle möglichen Fol gerungen zu ziehen. Mil mehr Glaubenseifer, als Uever- legung ist man dahin gelangt, eine vollständige Umge staltung der politischen Lage Europas, zum allermiDxstm den Sturz des Fürsten Bismarck zu prophezeien.^Eine aitdere und objectiverr Auffassung giebt sich im „Jour nal des Döbats " und in der „Ropublique frauyrisr" kund. Beide Blätter suchen nachzuweisen, daß di» ver einzelte Ausschließung Rußlands von dem Vorgehen der europäischen Mächte in der spanischen Krage nur von untergeordneter Bedeutung sein kann und darf. Ins besondere warnt die „Rspublique franraise? d«or, in diesem Ereigniß einen Beweis für den Bruch des Einverständnisses zwischen Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Rußland zu sehen. „Ein solcher Bruch", meint sie, „wird, wenn er sich eines Tages vollzieht, viel dlrectere Ursachen haben. Keine Illusionen! Die französischen Royalisten verblenden sich selbst und nehmen ihre Wünsche für die Wirklichkeit, wenn sie glauben, daß die Angele genheiten des Carlismus der Ausgangspunkt einer Ver änderung in den Beziehungen der großen Mächte sein können, so wie sie die persönlichen Beziehungen der Souveräne, die diplomatische Arbeit des Fürsten Bis marck und vor Allem die allmächtigen, eben so gefürch teten als furchtbaren Wassen des Deutschlands der Gra fen Moltke und Roon geschaffen haben. Frankreich dürfe sich nicht von Rußlands Beispiel beeinflussen lassen. — Denselben Gedanken entwickelt John Lemvinne im „Journal des Döbats", freilich von einem an dern Gesichtspunkte aus. „Man darf dir Wichtigkeit der Anerkennung nicht übertreiben. Die spanische Regie rung, so wie sie ist, anerkennen, heißt nicht, dieser ete- jener Regierungsform den Vorzug geben; sondern einfach eine thatsächlich bestehende Regierung an erkennen. Wir haben uns so ost in einer ähnlichen Lage befunden, daß wir uns im Ernste nicht so schwie rig zeigen sollten. Die Regierung Serrano's ist, wie nian sagt, aus einem Staatsstreich hervorgcgangen; es ist uns erinnerlich, daß die Regierung vom 2. December keinen moralischern Ursprung halte.... Eine strengere Ueberwachung der Küsten und Grenzen von Seiten der französischen Regierung wäre von wirksamerer Hilfe ge wesen, als eine platonische Anerkennung. Wenn wir seit lange von unserer Regierung ein Zeugniß des Wohlwollens gegen eine benachbarte und befreundete Nation verlangt haben, so ist es, weil wir immer be fürchteten, daß eine andere Macht uns zuvorkommen werde. Dies ist eingetroffen. Es wäre unsrerseits eben so kindisch als ungerecht, Spanien verantwortlich zu machen für das Interesse, welches ihm die deutsche Re gierung beweist. Aber wir verlieren durch unser Zau dern und unsre zweideutige Haltung allen Anspruch auf die Dankbarkeit einer Station, mit welcher in guten Be ziehungen zu bleiben für uns von Wichtigkeit ist." Unter den Stimmen der russischen Presse, welche die Anerkennung Serrano's zum Gegenstände der Dis- cussion machen, erscheint ein Artikel der „Moskauer Zeitung" besonders bemerkenswerth. Das durch seine osficiösen Beziehungen bekannte Blatt will die Anerken nung einer neuen Regierung durchaus nicht als eine „leere Formalität" gelten lassen und hebt, indem es die Frage erörtert, welche Gründe für die „Intervention" Deutschlands in Spanien maßgebend gewesen seien, diesbezüglich zwei Stellen aus dem Wortlaute des Cir ¬ culars der deutschen Regierung hervor, wo die Absicht, zu einer baldigen Beendigung des Bürgerkrieges in Spanien beizutragen, ausgesprochen und gegen die Car- listen geltend gemacht wird, daß sie mit ihrem Vorgehen in Spanien den monarchischen und conservativen In teressen empfindlichen Eintrag thun. Dir „Mosk. Ztg." bemüht sich, weitläufig diese Gründe zurückzuweisen. Die blose „moralische Unterstützung', welche durch die An erkennung der Madrider Regierung zu Theil wird, werde ihr nichts nützen. Die Behauptung, daß die Carlisten die monarchisch - conservativen Principien gefährden, sei eine „sonderbare Annahme", denn diese hohen Principien könnten unmöglich aus einem Häuflein Parteigänger be ruhen, die im fernen Spanien Krieg führen. Die Ma drider Regierung könne die besagten Principien wohl nicht compromittiren, aber nur aus dem Grunde, weil sie überhaupt kein Princip hat. Wer ist die Madrider Regierung? Tie Regierung des Marschalls Serrano, weiter nichts. Und wer ist dieser Serrano; was be deutet sein Name im Lande Spanien? Darauf giebt das Moskauer Blatt eine dem Marschall sehr ungünstige Antwort. Er sei ein sehr mittelmäßiger Soldat, ein unfähiger Staatsmann und überhaupt eiu Ungeschickter Mensch, der wohl nie mit den Carliften Hrtzg werden dürfte. Und auch in dem Falle, daß er siege. und die Position behaupte, werde er nicht eine lebensfähige Re gierung in Spanien ejnrichten können. Den Carlisten will das Moskauer Blatt das Land gerade auch nicht verschreiben; aber es hält ihren schließlichen Sieg für wahrscheinlicher, als den des Marichalls Scr-rano, und kann nicht umhin, zum Schluffe des Artikels zu consta- tiren, daß die Carlistrn heute unvergleichlich stärker da- stehen, als vor einem Jahre. Eagesgeschichte. Dresden, 29. August. Se. Majestät der König haben Sich gestern von dem Jagdschlösse Rehefeld in das Hoflager nach Pillnitz zuruckdegeden und heute Vormittag auf dem hiesigen Cavalerie-Exercirplatze dem Brigadc-Ererciren der I. Infanterie-Brigade deigewohnt. Wie wir vernehmen, wird Se. königl. Hoheit der Generalfeldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preuße» morgen Mittag 12 Uhr hier eintreffen und von, den Adjutanten Major v. Geißler, Rittmeister v. Normayn und Premierlieut. v. Wischen brglttttt sein. Die Ankunft Ar.Hohen des Herzogs von Sachsen- Altenburg ist für morgen Nachmittag hier ange meldet; Se. Hoheit wird von dem Major v. Esse- beck und dem Lieutenant v. Egloffstein begleitet sein. Ferner wird morgen, ebenfalls auf Einladung Sr. Majestät des Königs, auch Se. Excellrnz der General- inspecteur der Artillerie, General der Cavalerie v. Podbielski nebst einem Adjutanten aus Berlin hier eintreffen, um den Hebungen der Cavaleriedivision beizuwohnen, und im königl. Schlosse Wohnung nehmen. Dresden, 29. August. Se. Majestät der König haben Allerhöchst anzu befehlen geruht, daß den 2. Sep tember o. aus Anlaß der Sedanseier allgemeiner Rasttag bei den Truppen angeordnel werde. * Berlin, 29. August. Heute Mittag wurde der neuernannte amerikanische Gesandte am hiesigen Hofe, Bancroft Davis, von Sr. Majestät dem Kaiser zur Ueberreichung seiner Creditive im königl. Palais in be sonderer Audienz empfangen und hatte derselbe dann auch bei Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin die Ehre des Empfanges. — Der Präsident des ReichSkanzler- amts, Staatsminister Or. Delbrück, wird sich, wie die „D. R.-C." meldet, in den ersten Tagen des nächsten Monats nach Varzin begeben, um mit dem Reichskanzler über die Erledigung einiger wichtiger Fragen zu de- rathen. Bei dieser Gelegenheit wird, wie es heißt, auch die Frage wegen Einberufung des Bundesraths und auch des Reichstags entschieden werden. Alle bisher hierüber verbreiteten Nachrichten sind deshalb lediglich in das Reich der Vermuthung zu verweisen. — Nach der „Sp. Ztg." scheint es fest beschlossene Sache zu sein, daß dir Reichsjustizgesetze dem Reichstage zu sammen vorgelegt werden. Zu diese« Behusr werd« die Concursordnung in nächster Zeit durch drnBundes- rath sestgestellt werden. Es liege im Plane, die Reichs tagssesfton nicht zu lange auszudehne» und unter allen Umständen eine Collision mit dem preußischen Landtage zu vermeiden. Nian habe daher, und zwar gerade mü Rücksicht auf die Juslizgesetze, in Aussicht genommen, de» Reichstag gegen Weihnachten zu schließen und wohl oder übel nach drei Monaten zu einer kurzen Nachsession noch ein Mal zu berufen, während dieser Zeit aber die Juslizgesetze durch eine ständige Commission vorbereiten zu lassen. Hierbei würde die letztere auS 30 Mitgliedern bestehen und in zwei Sektionen zerfallen, deren jede l2 Ntttglieder zählen würde, während 6 beiden zugleich »»Gehören und al» Referenten fungiren sollen. Soweit ein Plan, welcher der Erwägung unterliege, dessen Aus führung aber wohl noch sehr zweifelhaft sei. Wie der „«chl. Ztg." aus Brieg berichtet wird, ist der aus dieser Stadt gebürtige Ludwig Haber, seit Kurzem deutscher Consul zu Hakodade auf Jessv, der nörd lichsten größeren Insel des Reiches Japan, ermordet worden. Die Künde ist.von der japanischen Regierung durch Telegramm an das auswärtige Amt des deutschen Reiches gelangt; nähere Mitteilungen fehlen noch. — Nach der „D. R.-C." hat sich die schwedisch-nor wegische Regierung bereit erklärt, mit dem deutschen Reiche einen Vertrag wegen gegenseitiger Ausliefe rung von Verbrechern abzuschließe». Als geeignete Unterlage für die einzuleitenden Verhandlungen würde der Entwurf eines neuen Auslieferungsvertrages zwi schen Deutschland und Belgien, dem der Bundesrath durch die Beschlüsse vom 8. JuU vör. und 30. Mai d. I. die Zustimmung ertheilt hat, sich darbitten. Da die ver- tragx-mäßige Regelung dieser Materie auch im deutschen Interesse nur wünschenswerth sein kann, so hat der Reichskanzler beim Bundesrath den Antrag gestellt, sich mit dem Abschluß eines solchen Vertrages zwischen dem deutschen Reiche und Schrvedrn und »Norwegen emver- standen zu erklären. — In der gestrigen Stadtverordnetensitzung referirte Stadtv. Or. Stört über den nun zum dritten Male vorliegenden Antrag des Magistrats, das Ritter gut Britz zum Preis« von 800,oOo Thlr. behufs Anlage emech Rieselfeldes für das Radtalsystem Ul Canali sation anzukaufen. Der Referent recapitulirt die Motive des Magistrats für den erneuten Antrag. Der Magi strat habe die gewichtigen Bedenken, welche sich bei der letzten Berathung über denselben Gegenstand in der Versammlung geltend machten und die sich in der ver- hältnißmäßig niedrig normirtcn Ankaufssumme von 600,000 Thlr. evident zur Erscheinung brachten, gänz lich ignorirt. Auffällig erscheine, daß in der ersten Vorlage die Entfernung von Britz 8500 Nieter, in der jetzigen Vorlage auf 6o00 Nieter angegeben werde, was nach der ausgestellten Anlagekostenberechnung eine Dif ferenz von vielen Tausend Thalern ergebe. Die Geld- dewillignngsdeputation habe sich zwar nicht mit jedem einzelnen der vom Magistrat sonst noch osserinen Ter rains eingehend beschäftigen können, glaubt jedoch aber jedenfalls auf das Gut Großbeeren rücksichtigen zu müssen, welches viele der Uebelstände, die dem Gute Britz anhafteu, vermissen lasse. Einen bestimmten Vor schlag glaubte die Geldbewilligungsdeputativn aber nicht machen zu sollen, sie beantragt vielmehr zur genaueren Prüfung der Angelegenheit dieselbe einer besonderen De putation aus der Mitte der Versammlung zu überwei sen, welche durch Zettrlwahlen herzustellen ist, und den Magistrat zu ersuchen, dieser Deputation seinerseits einen Commissar zuzugeben. Der Correfcrent Stadtv. Löwe nennt diesen Antrag allerdings formell richtig, da im Allgemeinen die Geldbewilligungsdeputativn der Ansicht war, die zu wählende Deputation werde unter keinen Umständen den Ankauf von Britz empfehlen. Die jetzige Vorlage sei gewissermaßen eine Rücksichtslosigkeit des Magistrats gegen die Versammlung, welche ihren frü heren ablehnenden Beschluß nur deshalb in die Form Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 28. August, an Goethe'sGeburtstage: „Götz vonBerlichingen", Schauspiel in fünf Acten von Goethe. - Dieses Stück, das als eine dem dichter namrn- gebende, wahrhaft originelle und nationale Jugendarbeit sich trefflich zur Erinnerung an seinen Ruhm eignet, hat fast an keiner deutschen Bühne das Glück, heute eine entsprechende Aufführung finden zu können. Dieser Mangel trifft indeß keineswegs das Dresdner Theater mehr, als die besten andern. Die alten guten Darsteller der Götzrolle find eben ausgestorben, und auch ihre Ueberlieferung für dieselbe konnte sich nur in demselben geringen Maße, lebens fähig erhalten, als dieses Stück auf dem Repertoire überall selten geworden ist. Dazu kommt als erschwe render Umstand für den modernen Schauspieler, daß zwischen dem heutigen Publicum und jener alldeutschen Rittergestalt der romantische, ehemals noch rege Connex fehlt und die Wechselwirkung zwischen beiden Factoren eine etwas erkältete, mehr literaturgeschichtliche geworden ist. In den Götz muß jeder Schauspieler allmählich hin einwachsen, das kann aber bei einem so weiten Heldrn- wamms nicht stattfinden, wenn dasselbe nur so selten getragen werden darf. Herr Porth findet sich mit dieser Parste durch vielen Fleiß und künstlerischen Impuls strebsam ab, doch er kämpft mit zu viel Jugendlichkeit und mit einem deklamatorischen Vortrag, der des rauhen, treuherzigen Kerns, der elementaren Kraft dieser urwüchsigen Gestalt tntbehrt. Dies zu betonen lohnt vielleicht der Mühe, denn Herr Porth ist für diese Aufgabe eine werdende Kraft. Weniger kann man dies von den Vertretern der andern Hauptrollen sagen, die wie Frl. Berg, Frl. Ulrich, Herr Dettmer, Herr Jaffd, (Elisabeth, Adelheid, Weislingen, Selbitz) im Gleise der Routine eingeübt sind. Warm und frisch wirkte Herr Koberstein als Sickingen. Der Knappe Franz, Herr Bassermann laborirte an einer gezwnngenen, eckigen Leidenschaft lichkeit. Das gefüllte Haus erwies regste Theilnahme des Publikums für den erhabenen Dichter. O. B. In der Kunstausstellung. (Fortsetzung auS Nr. 200.) Wenn bei unserer Unterhaltung über die zu hoch geschraubten Preise für die Künsterzeugnisse — eine Extravaganz, die sich gleichmäßig in ganz Europa voll zogen hat — schließlich angeführt wurde, daß der wohl- gestellte Goethe am heutigen Tage nicht die Mittel haben würde, sein Haus, diesen Muscntempel für die ersten Geister der Nation, mit den Werken berühmter Künstler zu schmücken, so lag hierin der schlagendste Beweis für die sittliche und ästhetische Schädigung der Kunst durch Unbezahlbarkeit ihrer Leistungen. Es soll zum materiellen Nachtheil der bildenden Künste kein Gewicht darauf ge legt werden, daß die Vertreter der Wissenschaft und Literatur zu einer sruaalen pekuniären Bescheidenheit verurtheilt blieben, diese Begründer der Bildung, die von den Aegyptern und Griechen bis auf unsere Gegenwart stets durch die Allem voranschrritende Gedankenschvpfung und durch die höchste Menschenaabe , durch das Wort, die Cullurentwickelung und den Fortschritt der Well ge schaffen und geleitet haben, gefolgt von den Künstlern, welche die poetischen und sittlichen Errungenschaften Jener durch ihr Medium zur sinnlich schönen Ver klärung dringen halfen. Solches Mißverhältnis als Consequenz gegen den höheren irdischen Lohn sür Kunst erzeugnisse anfühten, hieße einen beklagenswerthcn un gerechten Zustand, aus dem sich zwei Nachbarländer zum Theil befreit haben, als leuchtendes Beispiel aufstellen. Es ist eine andere Lehre, die sich aus der vorstehenden Thatsache ergiebt. Jenen meist schwach begüterten Capacitäten, deren geistiges Wirken im großen Weltge triebe das Gute vom Mißlungenen scheidet und durch ihre reine Beifallsfreude dem Tüchtigen Bahn bricht und ihm Ruhm giebt, schließt sich fast die gesammte und durchschnittlich ebenfalls schwach begüterte Gemeinde der wahren Intelligenz an, der sogenannte gebildete Mittel stand. Ich betone noch einmal und zwar mit der festen moralischen Ueberzeugung, daß cs zum Besten der Kunst geschieht: in den Händen jenes gebildeten Mittelstandes wird jeder wahre Künstler am liebsten seine Werke sehen müssen, denn es kommt nicht allein darauf an, daß sie gekauft werden, sondern wesentlich darauf, wer sie kaust. Kein Verständiger kann daran denken, für mäßigen Preis große oder gar monumentale Leistungen erwerben zu wollen; diese sind darauf angewiesen, ihr Entstehen öffentlichen Aufträgen oder dem Vermögen einer statt lichen materiellen Kraft zu verdanken; dem Publicum zugängliche Galerien oder Staatsbauten gehören zu ihren passendsten Heimstätten. Das Staffeleidild, das gute Portrait muß aber auch Deuen zugänglich bleiben, die in so theurer Zett, ihrer Kunstbegeisterung folgend, ab und zu einige hundert Thaler zu edlen Zwecken zu ersparen vermögen. Beendigen wir das hier angeregte, so delikate als hochwichtige Thema durch den Hinblick auf einige Zahlen. Der Kunstfreund nimmt den Katalog unserer doch nur kleinen Ausstellung zur Hand und liest darin unter Anderen: „Die von den Nereiden gerettete Dana«" von Blaas loOO Thlr. „Die Granitbrüche der alten Aegypter" von Fiedler 3000 Thlr. "„Lautenschlägerin" von Fux lOoO Thlr. „Motiv vom Bernina" von Keßler 800 Thlr. „Gefangenentransport" vonKolitz l45O Thlr. „Landschaft" von K otsch 800 Thlr. „In dm Rosen" von Krohn 8(0 Thlr. „Fischmarkt in Chioggia" von Ribarz 3000 Gulden. „Preisver- theilung auf einem Gaufeste" von Schaumann 3000 Thlr. „Italienischer Abend" von O. Sch leh 800 Thlr' „Der Sängerkrieg" von Schwarz 1000 Thlr. „In neres aus dem Lchlcißheimer Schlosse" von Hoff 1600 Thlr. „Alarich's Bestattung" von Beckerath 2OOo Thlr. „Capresische Frauen" von Edward Hüb ner 3000 Thlr. „Nach dem Duell" von Schneider 1800 Thlr. Das Abschreckende dieser Beispiele würde sich steigern, wenn man hinzufügen wollte, wie wenig bedeutend viele dieser Bilder sind, und es ist nicht nöthig, jene Zahlen anzuführen, die zwischen 500—800 Thlr. ebenso sehr das vernünftige Verhällniß zu ihrem, nach den Zeitverhältnissen relativen, Werth über schreiten. Muß da nicht ein großer Theil des Publikums sich der Kunstvervielfältigung, dem Traurigsten, das es giebt, dem Farbendruck zuwenden? Und welchen hatten Stand hat jeder gewissenhafte wohldenkendc Kunstverrin! Er soll das Talent protegiren, seinen Mitgliedern zahl reiche und vorzügliche Kunstwerke erwerben, und wenn er sein Auge mit Sehnsucht auf einige schöne Leistungen wirst, muß er sie wieder ablenken, denn seine Kasse wird sofort gesprmgt. Bei einer solchen Aufgabe sind in der That die Hindernisse größer, als der Lohn öffentlicher Anerkennung. O. B. (Fottsetz"n> folgt )
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