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Di« „Wiitzeritz-Z«it«ng' erscheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donner«, tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen. denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsereAusträgernehmen Bestellungen an. Wcherih-Ieitung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit 15 Pfg., solche aus unserer Ämtshauptmannschast mit12Psg.die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Psg. - Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf- schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für di- Königliche Ämtshauptmannschast. das Königlich- Amtsgericht und den Stadtral zu Dippoldiswalde. Mit achtfettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Irhnr in Dippoldiswalde. Nr. 115. Dienstag, den 1. Oktober 1907. 73. Jahrgang. — - ' - - - " -"' Auf der »sknlinis «Snivken—werden von Ende dieses Monats ab in den Fluren Wilmsdorf und Possendorf Ssu-ügv verkehren, was mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird, daß auf diesen Verkehr die Be stimmungen der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung vom 4. November 1904 (Reichs gesetzblatt Seite 388), sowie der Verordnung, die Handhabung des Schutzes der im Bau befindlichen Eisenbahnen gegenüber dem Publikum betreffend, vom 15. Mai 1882 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 148) Anwendung zu finden haben und daß dem Publikum besonders die Befolgung der Vorschriften in den HZ 77—80 und 82 der an gezogenen Ordnung zur Pflicht gemacht wird. Namentlich werden die Geschirrführer angehalten, die Gespanne mit besonderer Vorsicht zu leiten. Zuwiderhandlungen werden, wenn nicht nach den allgemeinen Strafbestimmungen eine höhere Strafe verwirkt ist, auf Grund von § 82 der erwähnten Bau- und Betriebsordnung mit Geldstrafe bis zu 100 Mark geahndet werden. Uebrigens wird noch darauf hingewiesen, daß mit Rück sicht auf 8 4b, Ziffer 5 a der Betriebsordnung während des Zugsverkehrs eine Be wachung der Uebergänge nicht stattfindet. 1149 Königliche Ämtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 26. September 1907. Zn dem Güterrechtsrcgister für den Bezirk des unterzeichneten Gerichts ist heute ein getragen worden, daß a) der Fleischer Arthur Emil Rühle in Lungkwitz und seine Ehefrau Martha Lina Elisabeth» geb. Kläber, daselbst durch Ehevertrag vom 25. September 1907 und b) der Tischlermeister Ernst Mar Weinhold in Dippoldiswalde und seine Ehe- stau Amalie Auguste, geb. Kühnel, daselbst durch Ehevertrag vom 13. Sep tember 1907 die Verwaltung und Nutznießung des Mannes ausgeschlossen haben. Dippoldiswalde, am 28. September 1907. 2 167. 168/07. Königliches Amtsgericht. Einquartierung. Diejenigen Quartiergeber, die anläßlich der diesjährigen Einquartierung — nament lich bei der am 9 , 13. und 19. dss. Mts. erfolgten engen Belegung — Offiziere, Mannschaften oder Pferde bei sich ausgenommen und mit dem Ratsstempel versehene Quartierzettel nivkl erhallen haben, werden hiermit veranlaßt, sich nunmehr sofort und bis spätestens den 2. VKIodve- el». im Ouartieramt — Z. Nr. 9 — zu melden. Nachträglich eingehende Ansprüche müssen unter allen Umständen zurück gewiesen werden. Dippoldiswalde, am 25. September 1907. Der Stadtrat. Herr d. Iswolski in Wien. Der russische Minister des Auswärtigen v. Iswolski weilt seit Mittwoch in Wien, um mit seinem Kollegen, dem österreichisch-ungarischen Minister des Auswärtigen, Baron Ährenthal, eingehende politische Konferenzen ab zuhalten. Zn den Wiener und Budapester Regierungs kreisen mißt man der Begegnung der beiden Staats männer eine große Bedeutung bei, was sich auch in den dem Ereignisse gewidmeten Artikeln der Wiener und der Budapester offiziösen Presse wiederspiegelt. Speziell der Pester Lloyd schreibt zu dem Erscheinen Iswolskis in Wien: „Während früher die Rivalität zwischen Rußland und Österreich-Ungarn die Balkanpolitik beherrschte, ist seit dem Jahre 1897 der Monarchie eine führende Rolle an der Seite Rußlands gesichert. Diese Unerschütterlichkeit des Einvernehmens der beiden Mächte bewirkt, daß die allge meine Zustimmung zur gemeinsamen Reformaktion schärfer zum Ausdruck gelangt. Den Gegenstand des Meinungs austausches zwischen den Ministern Iswolski und Baron Ährental werden vermutlich die Einzelheiten der Durch führung der Reformaktion bilden. Mit großen prinzipiellen Fragen werden sie sich nicht beschäftigen, weil solche un gelöste Probleme zwischen Österreich-Ungarn und Rußland nicht bestehen." Zweifellos kann denn auch die Wiener Reise des Leiters der auswärtigen Angelegenheiten des Zarenreiches nur als ein erneuter Beweis der unver minderten Fortdauer der österreichisch-russischen Entente be treffs der Balkanangelegenheiten betrachtet werden, wie sie zuerst im Mürzsteger Vertrage hervortrat und dann eine immer weitere Vervollkommnung erfuhr. Es ist ganz zweifellos dem erzielten Einverständnisse Rußlands und Oesterreich-llngarns in den Balkanfragen zuzuschreiben, wenn während der letzten Jahre im „europäischen Wetter winkel" verhältnismäßige Ruhe herrschte, und wenn selbst der leidige Bandenkrieg in Mazedonien über den Rahmen lokaler und höchstens provinzieller Vorgänge nicht hinaus ging. Sicherlich würden die mazedonischen Wirren eine für den europäischen Frieden gefährliche Wendung ge nommen, mindestens aber einen Krieg zwischen Bulgarien und der Türkei nach sich gezogen haben, falls die frühere Rivalität und Eifersüchtelei zwischen Österreich-Ungarn und Rußland auf der Balkanhalbinfel noch fortgedauert hätte. So über haben die freundschaftlichen Aussprachen, welche das Wiener und das Petersburger Kabinet über die ver schiedenen Probleme mit einander pflogen, und das hier aus hervorgegangene Abkommen bewirkt, die mancherlei Funken, die auch heute noch im europäischen Südosten herumlprührn, zu lokalisieren und die Balkanvorgänge zu einer untergeordneten Sorge der europäischen Diplomatie zu mpchen. Mit Zuversicht darf erwartet werden, daß die Besprechungen Iswolskis mit Baron Ährenthal auch weiterhin die Ruhe auf der Balkanhalbinsel sichern werden, womit der Wiener Besuch des russischen. Staats mannes zugleich den Charakter einer neuen Friedensbürg- schast für Europa erhielt. Nicht ganz zufällig ist es wohl nun, daß am selben Tage mit dem russischen Minister auch König Carol von Rumänien in Wien eingetroffen ist, um dem greisen Kaiser Franz Josef seinen Besuch zu machen und ferner ebenfalls mit dem Baron Ährenthal zu konferieren. Diese Unterredungen werden die ab schließende Ergänzung der Besprechungen darstellen, die, wie erinnerlich, vor kurzem auf dem Semmering zwischen dem rumänischen Ministerpräsidenten Sturdze und Frei herrn v. Ährenthal gepflogen wurden. Die gleichzeitige Anwesenheit Iswolskis in der österreichischen Reichshaupt stadt ist sicherlich nicht ohne Bedeutung, jene bildet eine abermalige kräftige Bekundung der Einmütigkeit der am Erfolg der mazedonischen Reformaktion an erster Stelle interessierten Mächte und steckt außerdem den Staats männern am goldenen Horn ein den Weg, welchen sie gehen müssen, hell beleuchtendes Signal aus. Herr von Iswolski gedenkt nach Beendigung seines Aufenthaltes am Donaustrande auch nach Berlin zu kommen, welcher Be such des russischen Staatsmannes dann der deutschen Politik Gelegenheit geben würde, ihre Zustimmung zu dem auch den deutschen Interessen entsprechenden Programm der Ententemächte aufs neue zu erkennen zu geben. Dann muß sich zeigen, ob die Mächte auch den schönen Ent schlüssen die energieoolle Tat folgen lassen werden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Sein zweites Abturnen hielt am vergangenen Sonntag der Turnverein „Jahn" ab. Dem üblict en Schauturnen folgte nicht nur ein Wetturnen der Mitglieder und Schüler, sondern auch erstmalig ein Wett- spiel der Mitglicderriegen gegen einander. Von ersteren gingen Zönnchen mit 231/2 als erster, Lippert mit 211/4 als zweiter, Klemm mit 20>4/20 Punkten als dritter Sieger, Joh. Schmidt, Arthur Schmidt und Quase lobend hervor. Den Schülern Pretzsch konnte mit 261/2 und Heimann mit 26>/4 Punkten die Siegerschleife, sowie Heine und Rupprecht Belobigung zugesprochen werden. Als Sieger im Wettspiel ging die erste Riege durchs Ziel. Ball und Rekrutenabschied beschloß das Sommerturnen. Schmiedeberg. Am Donnerstag abend hielt der hie sige Männergesangverein seine diesjährige Hauptversamm lung ab. Es wurden wieder gewählt: als Liedermeister Herr Kantor Kadner, als Vorstand Herr Lehrer Forkhardt, als Schriftführer Herr Lehrer Weschke, als Kassierer Herr Alfred Jungnickel und als Archivar Herr Karl Echerping. Das diesjährige Stiftungsfest soll Dienstag, den 15. Ok tober in üblicher Weise mit Tafel und Batt stattfinden. Geising. Zum zweiten Male in diesem Jahre ist unsere Stadt von einem Brandunglück betroffen worden. Freilag früh 4 Uhr weckte Feuerlärm die Bewohnerschaft. Auf noch unaufgeklärte Weise war im Gasthof „Stadt Dresden" auf der dem Tittelschen Hause benachbarten Seite im Bodenraum Feuer entstanden, das bei der Fach werksbauart des Gebäudes rasch um sich griff und ehe Hilfe kam, schon zu große Ausdehnung angenommen hatte, um noch im Entstehen unterdrückt werden zu können. Ein über Nacht bleibender Geschäftsreisender bemerkte den Brand zuerst und schlug Lärm im Hause. Die Löschungs arbeiten wurden sowohl von einem Hydranten aus, wie auch von der Bachseite her durch Spritzen energisch in Angriff genommen, so daß die Nachbargebäude geschützt und das Feuer auf seinem Herd beschränkt werden konnte. Glücklicherweise herrschte Windstille, andernfalls wäre die Gefahr für die Nachbargebäude nicht zu unterschätzen ge wesen. Ein beträchtlicher Teil des Mobiliars konnte ge rettet werden. Das Hauptgebäude samt dem seitlich an- gebauten Salon brannten völlig au«, ebenso stürzte nach einigen Stunden die Saaldecke in dem Hinteren Anbau zu sammen. Rehesel-. In der Nacht zum Freitag ist im hiesigen Kgl- Jagdschlösse eingebrochen worden und zwar sind die Spitzbuben durch Ausheben eines Ladens und Eindrücken eines Fensters in das Zimmer des Kammerdieners gelangt, woselbst sie Betten, Decken und Kleidungsstücke Mitnahmen. Da verschlossene Türen das weitere Vordringen im Schlosse unmöglich machten, so sind die übrigen Räume von den ungebetenen Besuchern verschont geblieben. Im Verdacht sind zwei fremde Männer, mutmaßlich Zigeuner, die sich abends im Dorfe Herumgetrieben haben, nun aber spurlos verschwunden sind. ' . Dresden. Der Gesandte Freiherr von Friesen über mittelte der badischen Regierung das Beileid der sächsischen Regierung. Voraussichtlich wird König Friedrich August von Sachsen an den Beisetzungsfeierlichkeiten in Karlsruhe teilnehmen. — Das amtliche „Dresdner Journal" schreibt: „Amt licher Mitteilung zufolge bestätigt es sich, daß die Gräfin . Montignoso vor dem Standesamt zu London eine neue Ehe mit dem Tonkünstler Toselli eingegangen ist. Wie wir weiter erfahren, werden nunmehr auf Allerhöchsten. Befehl sofort die erforderlichen Schritte getan werden, um die Herausgabe der Prinzessin Anna herbeizuführen." Dresden. Eine Spezialgesandtschast des Schahs von Persien wird Anfang Öktober in Dresden eintreffen, um dem König von Sachsen die Thronbesteigung des neuen Schahs anzuzeigen. — Das Kostgeld an den sächsischen Seminaren ist laut Verordnung des Kultusministeriums um jährlich 20 Mark vom 1. Oktober ab erhöht worden. Dafür soll eine Verbesserung der Zukost, namentlich beim Abendbrot, eintreten. — Die Steuererhöhung in Dresden macht den Stadtvätern viel Sorge. Wie von unterrichteter Seite mit geteilt wird, wird die Steuererhöhung auf nur 15 Proz. sich lediglich dann ermöglichen lassen, wenn von den Straßenbahnüberschüssen, die eigentlich bestimmungsgemäß bis 1910 anzujammein waren, um dann den Ausfall der Eingangsabgaben zu mildern, schon in diesem Jahre ein Teil zur Tilgung des Steuerfehlbetrags verwendet wird. Andernfalls sind 24 Prozent Zuschlag erforderlich, um den Ausgleich im Haushaltplan herbeizuführen. — Am 14. September ds. Js. waren in Hannover einer Familie K. unter erschwerenden Umständen 26000 Mark, meist in Banknoten, gestohlen worden. Als Täter kam ein bei der Familie K. als Krankenwärter ange stellter angeblicher Alex von Otten alias Lukaszewski in Frage. Der hiesigen Kriminalpolizei war nun bekannt geworden, daß in letzter Zeit ein Unbekannter sich in Dresden und Umgebung durch auffälliges Geldausgeben verdächtig gemacht hatte. Die sofort an der Hand der Personenbeschreibung eingeleiteten Nachforschungen ließen die Identität des Unbekannten und des Täters in Hannover vermuten. Durch Photographie wurde in ihm ein schon vielfach vorbestrafter, am 4. Dezember 1874 in Nieder- häßlich geborener Arbeiter Arthur Emil A. festgestellt und am Donnerstag in dem Moment festgenommen, als er sich durch Anlegung eines falschen Bartes unkenntlich machen wollte. In seinem Besitz wurde ein geladener Revolver, sowie ein größerer Tell des in Hannover ge- stohlenen Geldes vorgesunden. Außer ihm wurden zwei seiner Brüder und ein hiesiger Handelsmann wegen