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Dresdner Journal : 19.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187408190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-08
- Tag 1874-08-19
-
Monat
1874-08
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 19.08.1874
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01S1 Mttwoch, den 19. August 1874 I» l ^^.rwUdä«-äsut»edeo ^ItUrUuU:. . « tritt?o»^ n>ä ^jLKrtwd: 1 Idir, lb 8t«wp»1^°dt»« kiurn. Lu»«»»« Kummer»: t K^r t Ia»er»toi>prvl»»r I^Lr <i«v Ü»aw eio««' ^nsp»It«v«L ktztitrsil«: i Vvtsr „kio^»«u»är" cli» b Hxr. Krsekstaeur l'Lslivk mit -ta»a»kin« 6« 8ova- Loct k>wrt»x«, Xvsoä» tür ä«a ko'8«vä«o 1^. Dres-uerIoumal. Verantwortlicher Redacteur: Commisstonsrath I. G. Hartmann in Dresden. In»>«r»t»a»»w»kw» »a»HeSr1»r 7<> 7ira«ctvtett«r, 4 oiuo»1>i«tooLr d« —' Or««1ilvr ^ourn»!»; : L«A«n^'o,7 u. L F>«v«', L«i»d»r, »»rU» Vi«llI^ip»^-8»»«ISr,,I»ll-?r»L^elu1» U.: Naa»eM«t«M F L«rlt» Vtsa-LLwdur^ riMK liirt ».». - HL-ed«» ^,«4 ^ko««r, >«rlu>: /»pat«tk«^»tiant, I/. Ftü, kc^t, Lr«m»»: L Rr», l»a: F « öüreLu; Cdsnuut»: ^oigt, ^rx»> kart » H.: L u. F. <7. ^errmann'soke öuct»^ ovrUt»: 7iv D L»ü»l>v«r: <7. ?»rii: //nra», Luttier F <7o »tart^vr: cl- 4'o., SüÄ«/. -4»i n<mc«n - N . Visa: F/ O/Peiit. ll«r»»»xederr KLni^I. t?x»6<Iition li<>8 I)ro6n«>» lonriml», !>r»^I»u, ^.tur^nn tll< 1^^''' Xo. 1. S»» Amtlicher Theil. Dresden, 11. August. Se. Königliche Majestät haben dem Pfarrer Heinrich Scheusfler in Groß- zschocher das Ritterkreuz des Verdienstordens zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. LageSgeschichte. (Berlin. Koblenz. Straßburg i. E. München. Wien. Prag. Buda-Pest. Paris. Madrid. ^London. Kopenhagen. St. Petersburg. Konstantinopel. Srmlin. New-Bork.) Ernennungen, Beisetzungen rc. im -ffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. ProvinzialNachrichtrn. (Leipzig. Zittau. Crim ¬ mitschau. Stollberg.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. EingesandteS. Lotteriegewivaliste vom 17. August. Börsennachrichtea. retegraphische Witterungsberichte. Feuilleton. TagrSkalender. Inserate. Tagesgeschichte. * Berlin, l7. August, Siach den nunmehr fest stehenden Dispositionen wird der Kronprinz des deut schen Reichs und von Preußen die Inspektion über die bayrischen Truppen in der Pfalz in der Zett vom 7. bis 9. September d. I. vornehmen. Zum Hauptquartier desselben ist Homburg bestimmt. Am 7. September soll Brigadeinspection, am 9. September Di- visionsinspection stattfinden. — Um einer unter Leitung des Generalfeldmarschalls Grafen v. Moltke stattfindcn- den Uebungsreise des großen Generalstabes bcizuwohnen, hat sich ein Commando desselben, bestehend aus l Generalmajor, 19 Stabsoffizieren und 9 Haupt leuten, gestern von hier aus mittelst Extrazuges der Hamburger Bahn nach Lübeck begeben. — Neben den sommerlichen Vermessungsarbeiten der betreffenden Ab- theilung des großen Generalstabes werden die des geodätischen Institutes ebenfalls mit allem Eifer fortgesetzt. Professor Oi. Sadebeck, unter Generallieute nant Baeyer, Director des Instituts, befand sich zuerst auf dem Jnselsberg und hat nun sein Quartier in Wil helmshöhe aufgeschlagen, wo jetzt der Herkules als Ob servatorium dient. — Am gestrigen vierten Jahrestage der Schlacht von Mars-la-Tour fand hier auf dem Hofe der Easerne des 1. Gardedragonerregiments die feierliche Enthüllung eines Denkmals statt, welches das Osfiziercorps dieses tapferen Regiments den gefallenen Kameraden aus den Siegesjahrrn 1866, 1870 und 1871 hatte errichten lassen. — Aus Metz sind in den letzten Lagen amtliche Berichte cingctroffen, welche, wie die »D. R. C." erfährt, die volle Befriedigung der militärischen Behörden über dir Ausführungen derjenigen Arbeiten bekunden, die neuerdings zur Erweiterung und Verstär kung der Vertheidigungswerke unternommen wor den sind. In den letzten Tagen stattaehabte militärische Hebungen haben zur Evidenz klar gestellt, daß die Er ¬ weiterungen der Forts, namentlich derjenigen, welche nach der französischen Sette zu belegen, eine für ihre VertheidignnasfLhigkett so wirksame gewesen, daß dieselben jetzt als vollständig uneinnehmbar bezeichnet werden kön nen. Die Stärke der Forts ist gegen früher jetzt nahezu verdoppelt worden, und wenn man erwägt, daß ihre Frontlaac derartig ist, daß sie das gesammte Terrain nach allen Seiten hin bestreichen können, daß aber bei der neuen Construction unserer Geschütze die Trefffähigkett viel mehr erweitert ist, so ist ein Erreichen der Stadt Metz durch die Geschütze etwaiger Belagerer nunmehr ganz undenkbar. — Die Anwesenheit des ägyptischen Ministers Nkurad Pascha in Berlin, der vor einigen Tagen hier eingetrofien ist, soll mit Verhandlungen nn Zusammen hange stehen, welche der Khedive wegen Abschluß von Handelsverträgen mit den auswärtigen Mächten angeknüpft hat. Der im vergangenen Jahre vom Sul tan dem Khedive verliehene Ferman, welcher das Rechts- verhältniß Aegyptens zur Pforte präcisirt, gestattet be kanntlich dem Vicekönige, ohne besondere Erlaubniß oder Vermittelung seines Suzeräns handelspolitische Ver träge mit den auswärtigen Mächten abzuschließen. Da die bestehenden Verträge ungemein schwer auf Aegypten lasten, hat der Vicekönig in einer Circularnote die aus' wattigen Mächte ersucht, wegen Revision der bestehenden Handelsverträge resp. wegen Abschlusses vollständig neuer Verträge mit ihm in Unterhandlung zu treten. Die Hauptmächte, auch Deutschland, sollen dazu bereit sein; nur von Frankreich, welches mit dem Khedive auf sehr gespanntem Fuße lebt, befürchtet man eine entschieden ab lehnende Antwort, welche voraussichtlich die Kündigung des bestehenden Vertrages zur Folge Haden würde. KobleuK, 15. August. (Fr. I.) Die Haussuch ungen bei den Häuptern der katholischen Vereine dauern fort; heute fand eine solche bei dem Präsidenten des (geschlossenen) katholischen Lesevcreins (katholisches Casino) statt, wo man Schriftstücke und Corresponden- zen zu finden gedachte, die den genannten Verein com- promittiren könnten. Advocatanwalt Di. Müller war abwesend, der Schreibtisch desselben wurde polizeilich versiegelt. Straßburg i. E , 17. August. (Tel.) Heute ist hier der unterelsassische Bezirkstag unter vollzähliger Theilnahme seiner 35 NMitglieder — nur der Advocat Schneegans fehlte und hatte seine Abwesenheit mit Krank heit entschuldigt — durch den Bezirkspräsidenten v. Ernst hausen eröffnet worden. Zum Präsidenten des Be zirkstages wurde der Apotheker Julius Klein von hier gewählt. — In den ob er elsässischen Bezirkstag sind, nach hier eingegangenen Meldungen, mit Ausnahme eines einzigen Dcputtrten, sämmtliche Mitglieder, darunter die Bürgermeister von Mühlhausen und Kolmar, cingetretcn und beeidigt. — Der Bezirkstag von Lothringen ist mit 26 Mitgliedern eröfsnet worden, von denen 24 in der letzten Session beeidigt, 2 neu beeidigt und 2 bereits beeidigte entschuldigt sind. Die sämmtlichcn Bezirkstage befinden sich sonach in regelmäßiger Thätigkeit. München, 16. August. Man schreibt dem „N. Corr.": Hinsichtlich der Einführung der Reichsmark rechnung in Bayern, und ob dieses schon vom l. Januar 1875 an möglich sein wird, haben hier ein gehende Bcrathunaen stattgefunden, doch scheint ein definitiver Beschluß noch nicht gefaßt worden zu sein; man vermuthet, daß sich unsere Staatsregierung vorerst noch mit der Regierung Württembergs ins Vernehmen gesetzt hat, um möglicher Weise ein übereinstimmendes Vorgehen zu erzielen. i* Wien, l6. August. Da die Sitzungsperiode der cisleithanischen Landtage auch in diesem Jahre nur ans vier Wochen bemessen ist, so werden die Landtage der drei kleinen südlichen Provinzen Istrien, Görz und Triest längstens im letzten Drittel des Monats Sep tember, die der anderen vierzehn Kronländer am 15. October geschlossen werden. Anfangs November be ginnt die Session des Reichsraths, am 15. April nächsten Jahres die der Delegationen. Am 24. October tritt der ungarische Reichstag wieder zusammen. — Die militärischen Herbstmanöver des laufenden Jahres werden in größerem Umfange als gewöhnlich stattfindrn. Es werden zum 26. August bei Lotis in Ungarn etwa 20,OM bis 25,000, am 9. September bei Brandeis in Böhmen 25,000 bis 30,000 Mann concentritt werden. Zu den Hebungen bei Lotis werden auch ungarische Honveds, zu den bei Brandeis österreichische Landwehren gezogen. Beiden Manöver» werden, außer Sr. Majestät dem Kaiser, mehreren Prinzen des kaiserlichen Hauses und einer Anzahl als Gäste geladener fremder Offiziere, der Minister des Aeußeren Graf Andrassy und der Reichskrtegsministrr Feldzeugmeister Baron Koller, den Manövern in Böhmen ferner Erzherzog Rainer als Obercommandirender der österreichischen Landwehr und der cisleithanische Minister für LandeSvettheidigung Oberst Horst, den Truppenübungen bei Totis der Com- mandeur aller Honveds Erzherzog Joseph und der Hon- vedminister v. Szende beiwohnen. — Verhandlungen wegen gänzlicher und definitiver Aufhebung derGe- treidczölle sind zwischen den Regierungen in Wien und Pest - Ofen, dem Vernehmen nach, noch nicht im Zuge. Daß die ungarische Regierung für die Ein willigung zur Aufhebung Gegenleistungen von der österreichischen verlange, ist wohl nur ein böser Witz, obwohl es richtig ist, daß in der ungarischen Presse dieser Gedanke bereits venttlitt wurde. Q Praß, 17. August. Wie bekannt, hat der hiesige Stadtrath euren besonder» Ausschuß gewählt, welcher aus Anlaß der bevorstehenden Ankunft des Kaisers in Prag ein Programm der zu veranstaltenden Fest lichkeiten zu entwerfen hatte. Dieser Ausschuß hat seine Berathungen bereits beendigt und das von ihm ent- worsene Festprogramm dem Stadtrathe vorgelegt, welcher dasselbe vollinhaltlich genehmigte. Im Sinne dieses Programmes werden nun alle in Prag bestehenden Corporation«, und Vereine zur festlichen Begrüßung des Kaisers geladen werden. Außerdem wurde die Deco- rirung aller der Gemeinde gehörigen Gebäude und eine festliche Illumination sämmtlicher Häuser der Stadt in Aussicht genommen. In der Hibernergasse, nahe dem Franz-Josephs-Bahnhosc, sowie auf dem Westdahnhofe in Smichow sollen Triumphpfortcn errichtet werden. Eine besondere Deputation der Stadtvcrtretung mit dem Bürgermeister an der Spitze wird den Kaiser im Namen der hiesigen Bevölkerung im Bahnhofe begrüßen. Die weitem Details des Festprogramms sollen später sestge- stellt werden. — Gestern Vormittag hat hier die Ein weihung der russisch-orthodoxen Kirche in so lenner Weise stattgefunden. Den Act der Weihe vollzog der Erzpriester der russischen Gesandtschaft in Wien, Rajewski, unter Assistenz der Priester Barckow aus St. Petersburg, Rosenow aus Dresden, Kustotiew auS Pcst und Steranski aus Moskau. Als Festgäste nahmen an der Feier zahlreiche russische Notabilitäten Theil, darunter Prinz Georg Obolenski, Reichsrath Pobedo- nostzew, Hofrath Sablew, Prof. KotlarewSki, Gräfin Komarowski u. A. Auch die Führer der national-tschechi schen Partei, Dr. Palazky und Dr. Brauner, sowie der Bürgermeister Hulesch wohnten dem feierlichen Acte bei. Die neue Kirche ist auf ein Publicum von vielen Hun dert Seelen berechnet, während hier Alles in Allem ge nommen kaum 23 Anhänger der orthodoxen Lehre do- miciliren. — Einer Meldung der jungtschechischen „Narodni listy" zufolge wird in den nächsten Tagen in der Nähe vonBlatna ein großes Meeting veranstaltet werden, auf welchem über die Nothwendigkeit der Land tagsbeschickung öffentlich discutitt werden soll. Die An regung hierzu geht von den Jungtschechen des dortigen Bezirkes aus. Buda-Pest, 17. August. (Tel.) »PestiNaplo" mel det, die Anerkennung der spanischen Republik seiten Oesterreich-Ungams sei eine vollzogene Thatsache. Karlowitz, >6. August. Man tclegraphirt der »N. fr. Pr.": Patriarch Iva cs ko vics übersendete schon an das Hermannstädter Metropolttanconsistonum seine Ab dankung als rumänischer Metropolit, der wahrschein lich Anfang October neugewählt wird. Paris» 17. August. (Tel.) Ucber die Reise des Marschallpräsidenten Mac Mahon nach der Bretagne wird gemeldet, daß derselbe heute Mittag in Le Mans eingetrofien ist, dort die Garnison inspicitt und darauf seine Reise über Laval fortgesetzt hat. — Der neuemannte amerikanische Gesandte in Berlin, Bancroft Davis, welcher bereits am Sonnabend hier angekommen ist, wird am Donnerstag nach Berlin abreisen. — 'Nach dem nunmehr vorliegenden definitiven Resultate der Ersatz wahl im Departement Calvados erhielt Leprovost de Launay (Bonapattist) 40,794, Aubert (Republikaner) 27^72, de Fontette (Legitimist) d97b Stimmen; der Erstere ist somit gewählt. — Der Bruder B azain e'S veröffentlicht im »Figaro" einen Brief, der namentlich die Behauptung zuruckweisen soll, daß der Marschall jein Ehrenwort gegeben habe, nicht aus der Haft zu entfliehen. Madrid, 16. August. (Tel.) Der Schaden, der durch die Verwüstungen der Carlisten an der Eisenbahnlinie Saragossa-Madrid angerichtet worden ist, wird auf 3 Millionen Realen angeschlagen; eS wird einen Zeitraum von 6 Wochen bedürfen, um den Be trieb der Bahn wieder herzustellen. Bei der Räumung von Segorbia haben die. Carlisten gleichfalls große Grausamkeiten verübt. — Ein zu dem englischen Kreuzergeschwader gehöriges Schiff ist heute in Pott Mahon angekommen. — Die Nordarmee hat neue Verstärkungen durch 17 Bataillone, 2« Geschütze und 700 Pferde erhalten. — Der Specialcorrespondent des »Fr. Journ." schreibt an Bord des Dampfers „Guadalete", zwischen Valencia und Alicante, unterm 10. August Folgendes: Den Weg Bordeaux-Jrun nach meinem Ziele zu nehmen, war der Unsicherheit halber nicht ausführbar; ebenso wenig konnte ich Spanien über Perpignan erreichen, weshalb ich mich genöthigt sah, mit einem Dampfer nach Barcelona zu reisen, um von dort mit der Bahn über Madrid nach dem Kriegsschauplätze im Norden zu gelangen. Auch diese Absicht wurde vereitelt, da mittler weile die nach der Hauptstadt führenden Schienenwege von den Carlisten zerstört worden waren. Unter diesen Umständen blieb mir keine andere Wahl, als mich mit einem Dampfer nach Alicante zu begeben — da auch die Strecke Valencia-Madrid unsicher ist —, von wo ich letztgenannte Stadt binnen Tagesfrist zu erreichen Hosse. Innerhalb von fünf Tagen gedenke ich mit Bestimmt heit im Hauptquartiere zu sein. Drei Tage Verweilens in Barcelona (ich mußte so lauge auf den abgehen den Dampfer warten) gaben mir Gelegenheit, mich über die herrschende Stimmung zu orientiren und gewisse Einzelheiten einzuheimscn, die noch nicht in Deutschland bekannt sein werden. Sämmtliche fünf von Barcelona ausgehende Bahnen werden nicht mehr befahren, da kein Reisender sein Leben, kein Geschäftsmann seine Waaren einem mehr als unsicheren Wege anvertrauen will und sich die Bahnbeamtcn überdies weigern, ihren Dienst zu thun. Auf der Strecke Barcelona-Taragona wurde z. B. der Zugführer von den Carlisten erschossen. In Moncado, kaum zwei Stunden von Barcelona, be mächtigten sich die Anhänger des Don Carlos eines größtentheils mit Tuchen beladenen Zuges, entnahmen, was ihnen gefiel, und verbrannten den Rest sammt den Waggons. Der Anführer dieser Schaar hieß Vita del Prat. Andere Horden brannten die Eisenbahnstatton Sardanola total nieder. Die nicht Carlistisch gesinnten Gutsbesitzer Cataloniens weilen größtentheils in Barce lona, da sic lieber ihre Ernten, ihr Vieh und ihre Wohnungen verlieren wollen, als das Leben. Einem von ihnen, der mir die Sache selbst erzählte, legten die Carlisten brieflich eine bedeutende Steuer auf, deren Zahlung nicht erfolgte, weshalb drei Gebäude einge äschert wurden. Die Erbitterung gegen Don Carlos und seine Banden ist eine allgemeine. Merkwürdiger weise macht sich dieselbe in» Ausjprechcn der Hoffnung Lust, daß die Deutschen den schmählichen Zuständen sicher ein Ende machen würden. Mit zäher Hartnäckigkeit hält man an der naiven Ansicht fest, Bismarck werde binnen Feuilleton. Redigirt von Otto Baue?. Literarische Revue. Friedrich Fröb el, die Entwickelung seiner Erziehungs idee in seinen: Leben. Stach authentischen Quellen von Alex. Bruno Hanschmann. Eisenach, Verlag von Bac meister. ' Ist auch bereits viel über diesen merkwürdigen, nicht aus dem traditionellen Schulsysteme, sondern aus der Humanität und gesunden Vernunft hervorgegangenen Pädagogen geschrieben worden, so betrafen doch diese Schriften mehr die Kröbel'sche Methode, als eine mittel- pünktliche Erfassung und biographisch-psychologische Be trachtung seines Lebens und seiner geistigen Entwickelung. Und in der That ist diese eine merkwürdige zu nennen, in eminenter Weise getragen und durchwärmt von Charakterkraft und Begeisterung eines reinen Willens. Stur wo sich, wie bei jenem großen Schulmanne, mit der Energie so viel Milde und Empfänglichkeit der Seele paarte, wo sich eine so seltene Fähigkeit vorfand, den natürlichen Forderungen des Kindes und der Jugend überhaupt gerecht zu werden, da war jene Gesundheit des Resultates zu erwarten, die sich in modificitter zeitgemäßer Weise jener Erziehungs- und Bildungsform mehr und mehr zuneigt, welche die Hellenen im bild lichen Ausdrucke die „Musik" des Menschen hin und wieder nannten. In ihr sollten sich gleichmäßig körper liche und geistige Entwickelung vereimgen und, mit Be rücksichtigung des Schönen, Anmuthigrn und Gesunden, Wissen und Wissenschaft zur freien, selbstthättgen Bil dung des Geistes von innen heraus hinführrn. Wenn dereinst eine Reform im gejammten Jugendunterrichte der Gegenwart errungen fit, so wird Fröbel zu Den jenigen gezählt werden müssen, welche einen ersten nach drücklichen Anstoß gaben, mit dem gealterten, abstractrn Systeme zu brechen. Die neuere Medici» und die un befangene Vernunft werden als Verbündete in diesem Kampfe die wichtige Rolle ausspielen, welche sie bereits übernommen haben. Wir kommen gelegentlich in medicinischer Beziehung auf diese Frage zurück; indem wir es aber Fach blättern überlassen müssen, auf diejenigen Einzelheiten einzugehen, welche sich in der Biographie Fröbel's über dessen pädagogische Richtungen speciellcr ergeben, stim men wir über jene selbst ganz der Anerkennung zu, welche ihr bereits als einer tüchtigen, willkommenen Arbeit Bähring zu Theil werden ließ. Fr. Fröbel war einer der Originalmenschen, wie sie keine Station zahlreicher aufzuweisen hat, als die deutsche. Unter sehr ungünstigen Familienvrrhältnissen ausge wachsen und größtentheils Autodidakt, hat er den Be weis, daß bis in die erste Hälfte unseres Jahrhunderts die geistige Regenrrattonskrast in unserm Volke noch eine ungebrochene gewesen, geliefert und eine von Schwär merei durchaus freie Bahn für unsere Jugend- und Volkserziehung eröffnet, deren wir uns gerade im Hin blick auf die immer bedrohlicher werdenden Einflüsse des Ultramontanismus und Socialismus dankbar zu freuen haben. Der Vater Fr. Fröbel's war protestantischer Geistlicher in dem Dorfe Qberweißbach auf dem thü- ringer Walde. Die Mutter war bald nach der Geburt (21. April 1782) ihres Friedrich gestorben, um eine Stiefmutter an ihre Stelle treten zu lassen, welche den kirchlichen strengen Ton der Hausordnung durch ihre persönliche Abneigung gegen dieses letzte Kind aus erster Ehe seines wohltätigen Einflusses im hohen Grade be raubte. Friedrich Fröbel theilte die Last einer hatten Jugendzeit mit den namhaftesten Pädagogen. Rousseau's Mutter war gestorben, als sie ihrein Sohne das Leben gab, und durch sein ganzes Leben dringt der Schmerzens schrei: »Ich habe keine Mutter gehabt!" Pestalozzi hatte bald den Vater verloren, und die kranke Mutter über ließ ihn der Pflege einer Magd, die indeß nach Mög lichkeit Mutterstelle an ihm vertrat. Dem kleinen Fried rich Fröbel hatte die hatte Stiefmutter auch das Herz des sonst sehr achtbaren Vaters abwendig gemacht, so daß er wie ein Geächteter zu Zeiten ganz auf sich selbst angewiesen war. Aber seine edlere Natur wendete sich von Anfang an mit Unwillen von Denen weg, die ihn gegen die Stiefmutter aufzuwiegeln suchten, und in der kindlichen Verehrung seines Vaters hat ihn nichts wankend zu machen vermocht. Die Unbilden, die er zu ertragen hatte, stählten gerade sein edleres Selbstgefühl und weckten in ihm die Charakterfestigkeit, deren er zur Durchführung seiner pädagogischen Ideen in so hohem Grade bedurfte. Es ist höchst merkwürdig, wie sich dieser Knabe hat durchschlagen müssen, um zu einer höheren Bildung zu gelangen. Als er confirmirt war, hatte der Vater die Absicht, ihn als Schreibgehilfen einem Rent- deamten, oder als Bedienten einem adeligen Herrn in Rudolstadt zu übergeben, weil er ihn zum Studium für ungeeignet hielt. Die Stiefmutter gönnte ihm nicht ein mal diese Laufbahn. Da ließ sich der Vater bestimmen, ihn einem benachbarten Förster in die Lehre zu geben. Hier konnte er nicht nur seinen Sinn für die Natur weiter ausbildrn, sondern auch einige mathematische Bücher studirrn, die ihm eine Ahnung von dem Wetthe der Wissenschaft gaben, und als er 1799 von seinem Vater nach Jena geschickt wurde, um seinem dort studi- renden älteren Bruder das erbetene Geld zu überbringen, gewann er durch den Besuch einiger naturwissenschaft lichen Collegirn eine solche Begeisterung für die wissen schaftliche Laufbahn, daß er, obschon ohne alle genügende Vorbildung und nur mit einem Erlaubnißschein seines Vaters versehen, sein kleines mütterliches Vermögen da ran wagte, nur mit dem Beginn des Wintersemesters 1799 die Universität zu besuchen. Das Geld reichte kaum zwei Semester, und wegen der sich häufenden Schulden mußte er neun Wochen im Carcer schmachten, dis sein Vater gut für ihn jagte. Er mußte darauf zwar das Studircn auf der Universität aufgeben, aber sowohl als Schreiber bei Bamberg, als auch als Oekonomieverwalter in Mecklenburg fand er immer be hilfliche Menschen, die seinem Wlssenstriebe Nahrung gaben, bis er durch den Pädagogen Gruner und dann durch Pestalozzi für die pädagogische Laufbahn bestimmt wurde und, Andere bildend, sich selbst zu einer geistigen und sittlichen Höhe heranbildete, die ihm eine Stellung unter den Edelsten unserer Station sichert. Fröbel's Leben ist eine Kette von Kämpfen, Drang salen, Entbehrungen, aber dabei auch von günstigen Er folgen, Anerkennungen und Ehren, wie sie sich selten zusammenfindcn. Ein großer Theil unserer nationalen Entwickelung findet durch sein Leben und Wirken erst sein volles Verständniß. Das Wesen und der Werth der Pädagogik für unsere Culturaufgabe läßt sich nicht so leicht anschaulicher machen, als es durch diese Bio graphie geschehen. Wenn I. G. Fichte von Pestalozzi jagt: »Er wollte blos dem Volke helfen; aber seine Erfindung, in ihrer ganzen Ausdehnung genommen, hebt das Volk und giebt statt der gesuchte» Volkserzieh- ung — Nattonalerziehung' — so gilt dieses eben so auch von Fröbel; und wenn Fröbel auch nicht wie Pestalozzi in seinem Lienhard und Gertrud so rührende Bilder aus dem Volksleben literarisch zu zeichnen ver mochte, so bittet doch sein Leben, Leiden und Sterben ein viel anziehenderes Bild aus dem großen Culturkampfr unserer Zeit, weil es der Wirklichkeit und nicht der
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