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VI nach einem Amte zu trachten. In unfern Tagen kenne ich keinen Numa mehr, welcher von den damaligen Beherrschern der Welt zum Könige be- Muffen wurde, und so großmüchig die angetragene römische Königswürde anöschlug. Nichts bewegte ihn zuletzt, als die anhaltenden Bitten seines Vaters Pompiliuö und seines Freundes MarciuS. Ich kenne keinen Leo» Nidas mehr, welcher lieber den rühmlichen Tod für sein Vaterland stec hen, als die fürchterliche Ehre eines Monarchen über seine Landsleute be sitzen wollte, da er sie erst durch ein niederträchtiges Bündnis mit deM Feinde des Vaterlandes, nut einem TerxeS, erhalten sollte. Ich kenne kei nen Cincinnakus mehr, welcher die erhabne Würde eines Bürgemeisters, welche ihm von den Bürgern, als eine Krönung seiner Verdienste, noch länger aufgetragen wurde, bloß deswegen nicht annehmen wollte, weil er sie wider die Vorschrifft der Gesetze behalten sollte. Er wollte lieber diesen Glantz, der ihn lange genug umgeben hatte, ablegen, als zugeben, daß seinetwegen ein Gesetz übertreten würde, welches den Römern so he.lig seyn muste. Solche kuger.dhaffte Männer, solche Weisen, solche Patrioten, hat das Merthum aufzuwetsen. Solche Trophäen haben sich Heyden durch Verachtung der Ehre aufgcsührt. Rom hatte lange nach seiner Erbauung blendende Ehrenämter gehabt, ohne daß ein Gesetz wider die unerlaubten Bemühungen nach Ehrenämtern nöthig war. Lange fehlte eS an Unver- schämten, die nm ein Amt auhielten, ohne zuvor auf der Wage der Gerech tigkeit, zwischen der Schwehre ihrer Kräffte und zwischen der Scknvehre der Würde, das gehörige Gleichgewicht zu untersuchen. Nur die Verdienste wurden im Anfänge, bey der Ausheilung der römischen Ehrenstetten, zu Ra- thc gezogen, und Rom wurde nur in den späteren Zeiten, als die alte Tu gend ausartele, genöthigt, das Gesetz vom Ambnus zu geben. Glückliches - c - Zeit-