Suche löschen...
Dresdner Journal : 08.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187408085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-08
- Tag 1874-08-08
-
Monat
1874-08
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 08.08.1874
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W182. I» ,»»»»o äsutiok«» L«i«k» . ^Ldrliod:. . . . S VUlr. 1 ^dlr tb k!iLrsIv6^umw«rn: l ke^r. XL»i»rk»Idäs» ä«ut»oti«u Uviudv« tritt?o»t ao<i 8tsmp»l»u»ot>I»^ tuvru. lu»^r»tenpr«l»e: legr 6eo it»uw «wvr x««v»Itvoüv k«tit/.< it»: S vllt«r„ Liii^ir<Lu6t" di« /eil«: b üxr. Krsobeineo r lÄ^liod mit Xuimckluis <t«r 8ouu- «vd kvieitttis«, Xbsad» für dva tvl^vvdso Sonnabend, den 8. Anglist 1871 DreMerHourmil. Verantwortlicher Redacteur: Commisstonsrath I. G. Hartmann in Dresden. 1o8«ni»1«o»i>n»«m« »o»v>G1»r F> Kru»<dktrtte^, OorumismoaLr d«, Drviidnvr dourmtl»; «beodwi.: H»,' u. K LLmdarM-I^rlt»- V>»o-l.»tpii^-«»»»I-Lr»,I»»-rr»L^illrr » ».: //ucv! el 1<-A?«r, LerUa V>»o-L»wdM^-kr»Dk-L«tp»t^-knuNl- tort ». H. - Hancke»: N«d >«rUr> X /»,a/ldk»id<in1.//. Xtdsec^t, Vr«o>»»: L. M», I»o: /<. LtanAc«'» öürc»u; CL-woit»: />. 1aij^, kr»»'' kurt» H. ^aeArr'»vke-u.</.t).Herrmann »edv Kuckk., Daud« ct Co./ 6»rUtr: /nvO, N»n»ov»r: 6'. Hektik/er,- k»ri,: . f^<///er 1- Co,- Stutt^»rt: Da«-e Co., Annoncen-Larea«, Visu: Xi Oxpeiit. Ueransxodor: liüui^I. Kxr>«di6»n »je» Dresdner lournsl», i«n>>tieu, ?>i:er^. rek>u-u^Xk<>e Ao. 1. Amtlicher Theil. Der seitherige Advokat und Notar i)r. Ferdinand Alwin Steeger, zuletzt in Kötzschenbroda, vorher in Mügeln, ist in Folge des Ausgangs einer wider ihn ge führten Untersuchung der Armier der Advokatur und des Notariats entsetzt worden. Gemäß 8 75 der Advo katenordnung und § 88 der Notariatsordnung wird dies hierdurch bekannt gemacht. Dresden, am 3. August 1874. Ministerium der Justiz. Lbeke«. Rosenberg. Nichtamtlicher Theil. Ucbcrsickt. Telegraphische Nachrichten Tagesgeschichte. (Berlin. Gnesen. Magdeburg. Elber feld. Fulda. München. Aus Thüringen. Paris. Rom. Madrid. London. St. Petersburg. Athen.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provivzial-Rachrichten. (Meißen. Meerane. Löbau.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. EinflesandteS. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Börsennachrichten. Utlcqraptnlllic Nachnchtcn. München, Freitag, 7. August, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Erzbischof von München- Freising, v. Scherr, hat wegen der von dem alt- katholischen Bischöfe Reinkens in der hiesigen Nikoluitirche vollzogenen SaeramentSspendung der Firmung bei dem Könige eine Protestvorstellung eingereicht. Der erzbischöfliche Protest bezeichnet die jüngsten Pontificalhandlungcn deS altkatho- lischrn Bischofs als sacrilcgisch und kanonisch unerlaubt, die Rechte des Erzbischofs kränkend, daS gläubige Volk ärgernd und die öffentliche Ordnung verwirrend und störend. Versailles, Donnerstag, 6. August, Abends. (W. T. B.) Die Permanrnzcommisfion beschloß, alle 14 Tage regelmäßig am Donnerstage zu einer Sitzung zusammenzutreten. Madrid, Donnerstag, 6. August, Morgens. (W. T. B.) Die amtliche „Gaceta veröffentlicht ein Rundschreiben des Ministers des Auswärtigen, Ulloa, an die Vertreter Spaniens im Auslände, welches die ballistische Kriegführung charakterisirt. Tic Earlistcn, heißt es in diesem Rundsck reiben, brennten, plünderten und mordeten unter dem Vor wande, die Religion zu vertheidigcn. Ter Minister weist hin auf die Gräuel von Cuenca, auf die Er schießung von Gefangenen in Olot, sowie auf die Ge fangennahme von Frauen, Hindern und Greisen in den Feuilleton Redigirt von ^tto Banck. Breite Schultern. Lon Friedrich Spiclhagen*). „Aber Ihr wollt doch unmöglich schon fort, Ihr Herren?" sagte Gottlieb. „Es ist hohe Zeit", jagte der Assessor Stricker, sich erhebend und die Spitzen seiner schlanken Finger mehr mals aufeinander drückend. „Die gnädige Frau hat ganz zweifellos schon einige Male leise gegähnt", sagte der Lieutenant v. Berkcnfeld, mit einem Blicke zärtlichen Vorwurfs nach der jungen Lame in der Sophaecke. „Nonsens", sagte Gottlieb; „Emmy ist munter wir eine Lerche. Sehen Sie doch nur die Augen I Geh', Emmy, hol' uns noch ein wenig Zucker, Kind!" Die junge Frau erhob sich aus ihrer Ecke und ging nach dem Buffet, das im Hintergründe des großen und stattlichen Gemaches stand. „Thut den Frauen gut, so eine kleine Motion", sagte Gottlieb mit leiserer Stimme; „schlafen sonst gar *) Dem neuen Buche Friedrich Spielbayen'S „AuS meinem Skizzenbuche" entnommen Der vellebte Erzähler giebt darin Verschiedenes — Jugenderinnerungen, Reisetchil- derungen rc. was zunächst nicht zum Zwecke der Veröffent- Uchung geschrieben wurde und daher mehr den Charakter deS Persönlichen und Individuellen trägt DieS erhöht nur da» lebendige Colorit, die geistige Frische und die ungezwungene leichte Behandlung in diesen Darstellungen und Skizzen, welche die Leser in sehr anziehender Weise kesseln werden. Die hier mit- getheilte novellistische Skizze — von besonderm Interesse, da au« ihr der Roman „Hammer und Ambos" entstand — wird unsre Empfehlung de» Buches besten» unterstützen baskischen Provinzen, um dieselben bei einem Angriffe von Seiten drr Rcgierungstruppen zu erschießen. Die „Gaceta" publtetrt ferner Decrete, die Auflösung der Junta für den Verkauf der Rational- aüter und die Errichtung von Proviuzialjuvte« für öffentlichen Unterricht betreffend. General Zabala dementirt di» Nachricht, daß der Marschall Espartero in Gefahr gewesen sei, von den Carlistev angegriffen zu »erden. Die Carltsten haben auf einen Eisenhahnzug von Alicante geschossen und eine« Maschinisten verwundet Bukarest, Donnerstag, 6. August. (Corr.-Bur.) DaS „Journal de Bocarest" dementirt mit Ent- schiedenheit alle Gerüchte über angebliche Ab machungen zwischen Rumänien, Serbien und Mon tenegro, durch die der Friede im Orient bedroht werden könnte, und giebt gleichzeitig Aufklärun gen über die Reise des rumänischen Agenten Stomdza nach Cettmje. Tagesgeschichtt. * Berlin, 6. August. Die zur Rückreise Sr. Ma jestät des Hai fers getroffenen Dispojifionen haben, nach übereinstimmenden Meldungen der hiesigen Hauptblätter, eine geringe Abänderung dahin erfahren, daß die An kunft Sr. Majestät in Berlin erst um 5 Uhr Nachmit tags am nächsten Sonntage erfolgt. Ihre Majestät die Kaiserin wird bereits am Sonntag Morgen wieder auf Schloß Babelsberg cintreffen. — Der Prinz Friedrich Karl ist von seiner Reise nach Schweden Anfangs dieses Monats in Kiel eingetrofsen und hat sich von dort aus zu einem Besuch nach Schloß Panker begeben. Se. königl. Hoheit hat als langjähriger Com- mandeur des brandenburgischen Armeecorps und im Hin blick auf die glorreichen Erfolge, welche dasselbe unter seiner Führung in den letzten drei Feldzügen errungen hat, diesem Armeecorps bei Dahmsdorf im Kreise Lebus ein Denkmal errichten lassen und als dauerndes Zei chen der Anerkennung der Provinz überwiesen. — Die gestern zur Vorbereitung der Volkszählung zusam- mengetretenc statistische Commission besteht aus fol genden Mitgliedern: Deutsches Reich: Becker, Dirrctor des statistischen Amtes, Vr. Meitzen, geh. Regierungs- rath; Königreich Preußen: vr. Engel, geh. Oberregie- rungsrath; Lauenburg: v. Eossel, Regierungsassessor; Königreich Bayern: Or. Mayr, Ministerialrath; König reich Sachsen: I>. Hülße, geh. Regicrungsrath; König reich Württemberg: v. Riecke, Oberfinanzrath; Grvß- herzogthum Baden: Harbeck, Lcgativltsrath; Großherzog- thum Mecklenburg: O>. Dippe, Ministerialrath; ver einigte thüringische Staaten: Nr. Hildebrand, geh. Re- gierungsrath; Großherzogthum Oldenburg: Nr. Holl mann, Regicrungsrath; Hcrzogthum Braunschweig: Kybitz, Hofrath; freie und Hansestadt Lübeck: Di. M>-, G. Pabst; freie und Hansesladt Hamburg: I. C. F. Neßmann, Vorstand des statistischen Bureaus; Eljaß- Lothringen: Metz, Regicrungsrath. — Die zur Bera- thung der Grundsätze für eine einheitliche Ordnung des Apothekenwesens vom Reichskanzleramt einberusene Commission wird am 1". d.M. hier zusammentreten. — Die Berathungen über die deutsche Concursord- nung sind nunmehr vollständig zum Abschluß gebracht worden. Die damit beiraut gewesene Commission hat am Schlüsse ihrer Arbeit einstimmig sich dafür erklärt, die Vorlegung des Entwurfs in der nächsten Reichs- tagsfission zu beantragen, welcher also die vollständig abgeschlossene Gruppe der Justizgesetze vorgelegt werden könnte. — Die 1 l hervorragenden deutschen Juristen, welche in die Commission zur Aufstellung eines deutschen Civilgesctzbuchs gewählt worden sind, haben jetzt sämmtlich sich bereit erklärt, die Wahl anzunehmen. Die Arbeiten, welche eine Rcihe von Jahren erfordern, zu leicht ein. Merkwürdig, wie man bei gutem Grog und guten Cigarren einschlafen kann! Aber die Weiber! die Weiber! cs ist ein Jammer mit den Weibern! Es fehlt ihnen Allen so der rechte Sinn für die tiefe Poesie, die aus einem beinahe leeren Glase heraufblinkt; sie haben kein Herz dafür, keine Seele, keine Eingew—" „Was schwätzest Du da wieder einmal, Du alter schlechter — breitschultriger Mann", sagte Emmy, indem sie die Zuckerschale auf den Tisch stellte und ihrem Gat ten dabet einen leisen Schlag aus die vornübergebcugten, in der That ungewöhnlich breiten Schultern gab. „Schilt nur nicht auf meine Schultern, Emmy", jagte Gottlieb; „Du weißt, daß Du es einzig und allein meinem breiten Rücken verdankst, wenn Du in diesem Augenblicke nicht mehr Fräulein Emmy Jäger, von der Firma Jäger-Breitkopf u. Co., sondern Frau Gasdirec- torin Roland bist." „^l> ball!" sagte Emmy. „Aber, Emmy, Du kannst doch nicht läugnen, daß ohne meine Schultern —" „Gottlieb, Du bist unausstehlich", sagte Emmy, in dem sie einen schwachen Versuch machte, beleidigt aus- zusehrn. „Sie machen uns in der That neugierig", sagte der Assessor Stricker, der sich längst wieder gesetzt hatte. „Was ist's mit ihren Schultern, Roland?" sagte der Lieutenant v. Berkenfeld. „Nichts ist, gar nichts"; sagte die junge Frau eif rig; „Gottlieb ist ein Schwätzer, ein Fanfaron, ein Re nommist —" „Nein, das geht zu weit! Ihr Herren, jetzt sollt Ihr selber hören und urtheilen, ob diese kleine, ein hal bes Jahr alte Frau hier berechtigt ist, mich, ihren lebens länglichen Gatten, mit solchen Ehrentiteln zu schmücken; und ob ich die Bescheidenheit verletze, wenn ich behaupte, sollen zunächst so in Angriff genommen werden, daß 5 Mitglieder ständig hier in Berlin über die einzelnen Theile des Entwurfs in Berathung treten und dir Re sultate dann den weiteren 6 Ntttgliedern zur Kritik unterbreiten. — Aus Kiel wird gemeldet, daß die bei den zum Kreuzen an der spanischen Nordküste bestimm ten Kanonenboote „Nautilus" und „Albatroß" erst nächsten Sonnabend in See gehen werden. Das deutsche Uebungsgeschwader drgirbt sich zu Anfang nächster Woche nach Danzig. — Dir Wiener „Neue freie Presse" vom 23. Juli enthielt in einer Corrr,pondrnz aus Konstan tinopel vom 17. desselben Monats Angaben über Aeußerungen, die der neuernannte kaiserlich deutsche Bot schafter Frhr. v. Werther bei dem officiellen Empfange der türkischen Würdenträger über die Haltung seines Amtsvorgängers in drr Hassunistrnfrage und über die Stellung, welche dir deutsche Regierung in Zukunft diesen und ähnlichen Fragen gegenüber einnehmen werde, gethan haben soll. Die „Nordd. Allg. Ztg." sieht sich nun in den Stand gesetzt, diese Angaben ihrem ganzen Umfange nach für eme tendenziöse Erfindung zu erklä ren; weder bei diesem, noch bei irgend einem anderen Anlaß, weder öffentlich, noch privatim hat Freiherr v. Werther je derartige Aeußerungen gethan. Gnesen, 5. August. Man schreibt der „N.A.Z.": Nachdem der Domherr Korytkowski am 24. v. M. von hier ausgewiesen ist, erging zur Täuschung der staat lichen Behörden an die Pfarrgeistlichke it der Erz diözese Gnesen, wie angenommen werden muß, die In struction, den postalischen Verkehr mit den geistlichen Oberen durch die vermittelnde Hand eines hier wohnen den Laien gehen zu lassen. Es ist der hiesigen Staats anwaltschaft gelungen, den Namen des Letzteren zu er mitteln und Maßregeln zu treffen, den weiteren Miß brauch seiner Adresse unmöglich zu machen. Da der erwähnte Laie die Posteingänge an die Räthe des früheren hiesigen erzbischöflichen Generalconsistoriums abgegeben hat, so wurde von der hiesigen Staatsanwalt schaft die Vornahme einer Haussuchung bei dem früheren Official, Metropolitankanonikus Dorszewki angcordnet und mit deren Abhaltung der Districtscommissar Wendland beauftragt. Ueber das Ergebniß der Haus suchung kann vorerst natürlich nichts in die Oeffentlich- keit dringen. Magdeburg, 5. August. In Sachen der angeb lichen Verzichtlefftung des Grafen Otto zu Stolberg- Wernigerode erhält die „Magdeb. Ztg." die nachfol gende Berichtigung: „In Ihrer Zeitung wird aus Berlin geschrieben, daß Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode vor einiger Zeit infolge der Verhandlungen über Einführung der Kleisordnung dem Ministerium seine Bereitwilligkeit zum Verzicht auf seine Regierungsrechte ausgesprochen habe. Diese Nachricht ist unrichtig. Bereits im Jahre 1808 sind auf Antrag des regierenden Grafen Verhand lungen eingcleitet worden, welche dahin zielten, unter Aufrechterhaltung der sonstigen Rechte des gräflichen Hauses die Functionen des gräflichen Regierungscol- legiums in Wernigerode auf eine königliche Negierung zu übertragen. Diese Verhandlungen, welche inzwischen angesichts der für nahe bevorstehend gehaltenen Einfüh rung der Kreisordnung eingestellt waren, sind vor eini ger Zeit auf Antrag des regierenden Grafen wieder aus genommen worden. Darauf wird die obige Nachricht Ihrer Zeitung zurückzuführen sein. Wenn jener Artikel die Regierungsrechte des Grafen „verfassungswidrig ge übte Rechte" nennt und die Beibehaltung derselben als unverträglich mit der „öffentlichen Pflicht" bezeichnet, so wird cs genügen, daran zu erinnern, daß die königliche Staatsregierung, der die Wahrung der Verfassung und des Rechtes in erster Linie obliegt, bis in die neueste Zeit durch zahllose Acte die volle Rechts- und Ver fassungsmäßigkeit der gräflichen Behörden anerkannt und in keiner Weise das Verlangen oder auch nur den Wunsch zu erkennen gegeben hat, daß ein Verzicht des regieren den Grafen dessen gcsammte Regierungsrechtc beseitige." Elberfeld, 6. August. (Tel.) Der hiesige allgemeine deutsche Arbeiterverein ist heute zufolge einer Ent- daß ich nicht meinem Witze, nicht meinen Kenntnissen, nicht meiner Liebenswürdigkeit, sondern einzig und allein diesen meinen breiten Schultern und den Armen, die daran hängen, mein einträgliches Amt und meine un verträgliche Frau verdanke." „Lassen Lie uns hören!" sagte der Assessor. „Die gnädige Frau giebt Ihnen die Erlaubniß", sagte der Lieutenant. „Meinetwegen", sagte Emmy. Sie hatte sich wieder in die Sophaecke gesetzt und that, als ob sie schmollte; aber der Lieutenant sah nicht ohne einige Wehmuth, daß die sanften Augen der jungen Frau mit sehr freundlichem Ausdrucke auf der mächtigen Gestalt ihres Gatten ruhten, der den dampfenden Inhalt seines Glases noch einmal umrührte, ein paar blaue Ringe aus seiner Cigarre blieS, sich behaglich in seinen Stuhl zurücklehnte und also anhub: „Sie müssen nämlich wissen, lieben Freunde, daß ich eigentlich ein Taugenichts bin, oder, wenn das zu viel sein sollte, ein Thunichtgut. Es muß das wohl wahr sein, denn sie haben es mir ost genug gesagt. Als ich kaum laufen konnte, hat meine Wärterin mich gleichsam zum zweiten Male mit diesem Namen getauft; ich war noch keine halbe Stunde in der Klippschule, so hatte mich der Lehrer allen andern Kindern als einen Tauge nichts denuncirt; meine liebe selige Mutter hat mich oft mit Thränen an ihren Busen gedrückt und mich schluchzend gefragt: ob ich denn gar nicht gut thun wolle? und mein Vater hat mich mehr als einmal in seine Stube kommen lassen und mir lange Reden ge halten, von denen ich meistens nur das eine verstand: daß ich rin heilloser Taugenichts sei, dessen späteres Schick sal sein (meines braven Vaters) Herz mit bangster Sorge erfülle. Sie glauben nicht, wie viel heiße Thränen mich diese scheidung des kgl. Appcllationsgerichts zu Köln bis auf Weiteres geschlossen worden. Fulda, 4. August. Die polizeilichen Nachforschun gen über die Ausdehnung des katholischen Ver,- einswesens haben, wie man der»,,Köln. Ztg." schreibt, ergeben, daß zur Zeit 26 katholische Vereine hier existi- ren. Es sind dies folgende: das katholische Casino, der Mcisterverein, der Gesellenverein, der Jünglings- verein, der Kindheitsverein, der Bonifaciusvercin, der Borromäusvercin, der Vincentiusverein, der Paramen- tenverein, der Dienstbotenverein, der katholische Lehrcr- venin, die Sodalität, der Verein christlicher Mütter, der Katharinenverein, der Elijabethenverein, die Antonius- bruderschast, die Michaelsbrudcrschaft, die Armeseclen- druderschaft, die Bruderschaft vom hochwürdigsten Gute, die Bruderschaft vom Herzen Jesu, die Bruderschaft von der unbestellten Empfängniß, die Marianische Liedesver sammlung, die Passionsbruderjchaft, die Aloyjiusbrudcr- schast, die Franciscusbruderschaft, der Verein der Ter- tiarierinncn. * München, 5 August. BekannlUch)jwurde unter dem 17. April I87l der HauSritterorden vom heil. Georg einer zeitgemäßen Reorganisation und Re form unterzogen. Zufolge der zz 3l u. 32 der neuen Statuten wll die Ausübung der Werke der Barmherzig keit durch Errichtung von Krankenhäusern und ähnltchcn Anstalten gepflegt werden. Am 26. Mai 1812 fand die feierliche Grundsteinlegung eines solchen Kranken hauses in Nymphenburg statt. Heute Vormittag wurde die feierliche Einweihung des kürzlich voll endeten Krankenhauses mit Hauskapelle in Anwesenheit mehrer k. Prinzen (darunter Prinz Adalbert als Stell vertreter des König») vom Erzbischof v. Scherr vollzo gen. Nach der Einweihung wurde das Krankenhaus dem Orden der barmherzigen Schwestern osficiell über geben. Das Gebäude, welches zwar nicht groß, aber den Bedürfnissen genügend sein wird, prangte bei herr lichem Wetter nebst einem großen Theile Nymphcndurgs in geschmackvoller Decorativn und Flaggenschmuck. Um 1 Uhr fand im k. Schlosse bei dem Prinzen Adalbert zum Abschlusse des Festes große Lasel statt, wozu außer den anwcjcnben Prinzen und Gcorgiordensrittem die Prinzessinnen Ludwig, Gisela und Theres« geladen waren. Aus Thüringen, 6. August. Ich meldete Ihnen seiner Zeit, daß in Eisenach der dortige Führer der Socialdcmokratie, Giffey, kurz vor dem daselbst veranstalteten Arbtiterverlnüderungssest in Haft genom men ward. Gestern hat vor dem dortigen Krrisgericht die Verhandlung staltgefunden. Die Anklage stützte sich auf die KK llt und >30 des Strafgesetzbuchs wegen An leitung zur Störung des öffentlichen Friedens und Miß achtung staatlicher Einrichtungen, sowie auf 8 2> > deS PreßgcietzcS. Mit Giffey waren noch 16 andere Män ner, fast sämmtlich Eisenacher Arbeiter, angeklagt; diese wurden indessen freigesprochcn, Giffey dagegen schuldig befunden, und mit Berücksichtigung der bestandenen Unter suchungshaft, zu 3 Neonaten Gefängniß und theilwesser Tragung der Kosten verurtheilt. — In Gotha hofft man Aussichten auf eine neue Vervollständigung des thüringischen Eisenbahnnetzes durch Her stellung einer Bahn von Gotha nach Ohrdrufs zu haben. Diese Bahn hätte indessen nur wirkliche Bedeutung, wenn sie von Ohrdrufs an dem thüringer Walde vor beigeführt würde und dic Seitenthäter desselben in directc Verbindung mit größeren Schienenwegen gebracht würden. Paris, 5. August. Tie Nationalversamm lung hat sich heute bis zum 3«'. November vertagt nachdem von ihr der mit der Bank von Frankreich über einen Vorschuß von 8o Millionen Frcs. abgeschlossene Vertrag ohne Discussion genehmigt worden war. Wie man sich erinnert, hatte die Kammer vor einiger Zeit aus den Antrag Wolowski's beschlossen, dem budgctari- schen Deficit der nächsten Zukunft dadurch abzuhelfen, daß man die Rückzahlung der Schuld des Staates an die Bank von 200 auf 150 Millionen jährlich herab- setzc. Es bedurfte hierzu natürlich der Einwilligung der Bank, und die Verwaltung der letzteren hält es mit düstern Prophezeiungen gekostet haben. Ich hatte näm lich dabei stets das innigste Mitllüden mit mir selber. Ich sah mich selbst in gelb- und schwarzgestreiftem An zuge, eine Eisenstange zwischen den Beinen, einen Besen aus der Schulter in der Gesellschaft anderer Herren in demselben Costum durch die Straßen meiner Vaterstadt geführt, zum Entsetzen aller Nachbarsleute und besonders aller Nachbarkinder, die sämmtlich klein und unschuldig geblieben waren, während ich zu solcher Große des Lei bes und des Lasters heranwuchs; ich sah mich am Gal gen hängen, des Nachts im Mondenschciue, umkrächzt von gefräßigen Raben und Dohlen; ich sah mich auf das Rad geflochten, dies Bild aber weniger deutlich, weil ich mir keine rechte Vorstellung von der interessanten Situa tion machen konnte. b5tin: ich war innig überzeugt, daß ich dies Alles und noch viel mehr durch meine ab grundtiefe Schlechtigkeit vielfach verdient habe, und daß, wenn der Himmel mit seinen Strafgerichten noch immer zögerte, er dies nur meines Canarienvogels wegen thuc, der ohne mich verhungern würde. Du lieber Himmel: der Canaricuvogel — es war ein hübsches goldgelbes Thierchen mit einer grün-braunen glänzenden Tolle und besaß meine Hanzc ^cbe — er verhungerte wirklich, aber nicht ohne nnch, sondern durch mich, und ich denke noch jetzt mit Entsetzen an die Nacht, dw dem Tage folgte, an welchem mein Hänschen zum letzten Male mlt seinen verhungerten Beinchen zum Himmel gezuckt hatte. Ich war darauf gefaßt: daß der Teufel mich holen würde, und hatte mir ein Gebet zurccht gemacht, womit ich seine Barmherzigkeit anrufcn wollte, und das, glaube ich: „lieber, lieber Teufel" anfing. Wenn die Herren mich nun fragen, worin denn eigentlich jene meine absonderliche Schlechtigkeit bestand, so weiß ich wirklich selbst noch in diesem Augenblicke keine rechte Antwort darauf zu geben. Daß ich in der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite