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Die .Weißerch-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wirdanden vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., cinmonatlich 42 Psg. Einzelne Numnicrn 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsere Vlustrüger nehmen Bestellungen an. MsilM-Mmig. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit 15 Pfg., solche aus unserer Amtshauptmannschast mit 12 Pfg. die Spaltzeile oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische undkomplizierteInserate mit entsprechenden» Auf schlag. - Eingesandt, ick redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Ymtshaiwtmannlchast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zn Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tage,» wird keine Garantie übernommen. Veranlwörtlicher Aedakleur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 113. Donnerstag, den 26. September 1907. 73. Jahrgang. Die Herren Gemeindevorslände des hiesigen Verwaltungsbezirks werden veranlaßt, die Brandversicheiungsbeiträge für den zweiten Termin 1907 auf Grund der Ihnen bereits zugegangenen Heberegister mit 1 Psg. von jeder Beitragseinheit bei der Gebäude-, und 1>/2 Pfg. von jeder Beitrogseinheit bei der freiwilligen Versicherung längstens bis zum 10. Ottober dieses Jahres einzuheben oder einhebcn zu lassen und zu den mittels besonderer Mitteilung bestimmten Zeilen pünktlich und möglichst ohne Reste an die Kassenverwaltung der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschast abzulicfern. König!. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 20. September 1907. Fleischbeschau betr^ Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 17. November vor. Js , die Anmeldung sämtlicher Cchlachttiere in der Polizeiwache zum Zwecke der Durchführung der Fleischbeschau bett., wird hierdurch weiter ungeordnet, daß vom 1. Oktober dss. Jhs. ab bei der Anmeldung der Cchlachttiere gleichzeitig auch die geordneten Gebühren bei der Polizeiwache zu hinterlegen sind. Dippoldiswalde, am 23. September 1907. Der Stadtrat. BiirgerverMichUmg. Diejenigen zum Erwerb des Bürgerrechts berechtigten oder verpflichteten Ee- meindemitglieder,deren Ausnahmein die diesjährige Stadtverordneten-Wahliiste mit erfolgen soll, werden hiermit veranlaßt, sich umgehend und bis spätestens den 10. Oktober dss. Jhs. persönlich an Ratserpeditionsstelle — Zimmer Nr. 8 — zu melden. Dippoldiswalde, am 24. September 1907. Der Stadtrat. Holzversteigerung Altenberger Staatsforstrevier. Hotel „altes Amthaus" in Altenberg. 7. Oktober 1907, vorm. 1/210 Uhr: 63Z w. Stämme, 13 h. u. 42459 w. Klötzer, 935 w. Pfähle. 8. Ostober 1907, vorm." 9 Uhr: 1 rm w. Nutzschrite, 11 rm h. u. w. Nutzknüppel, 246 rm w. Brennscheite, 257 rm h. u. w. Brennknüppel, 294 rm h. u. w. Zacken, 122 rm h. u. w. Äste, 443 rm w. Reisig. Kahlschläge Abt. 89, 106, 107. Einzeln Abt. I, 4, 6, 10—13, 19, 20, 22, 24, 25, 27, 28, 36, 38, 39, 40, 45, 47—50, 57, 65—71,76—78, 106, 107, 110, 111. König!. Forstrevierverwaltung Altenberg zu Hirschsprung. König!. Forstrentamt Frauenstein. Die Krisis in Ungarn. Ungarn befindet sich in einer schweren politischen Krisis, da einflußreiche Parteien den Ausgleich mit Oester reich erschweren und offen oder heimlich auf eine Los- reißung Ungarns von Österreich hinarbeiten, oder doch mit dem Gedanken der Unabhängigkeit Ungarns ein wag halsiges Spiel treiben, um gewisse Forderungen gegenüber Oesterreich in den Ausgleichsverhandlungen durchzudrücken. Für Oesterreich selbst ist ja die Sache zunächst nicht sihr bedenklich, da die wirtschaftliche Gemeinsamkeit Oesterreichs und Ungarns durch den gemeinsamen Zolltarif und durch die Handelsverträge, deren Dauer bis zum Jahre 1917 gilt, gesichert ist. Aber für die politischen Geschäfte in Ungarn und besonders für das ungarische Ministerium liegen die Dinge sehr übel, da der Ausgleich noch immer nicht in der finanziellen Hauptfrage fertig ist und das ungarische Ministerium im ungarischen Reichstage bis jetzt keine Mehrheit gesunden hat, welche die Forderung Oester reichs inbezng auf die Erhöhung des finanziellen Beitrages Ungarns zum Ausgleich annehmen will. Bereits am 10. Oktober tritt aber der ungarische Reichstag wieder zu jammer, ur.d^ wenn dann dos ungarische Ministerium nicht Erklärungen obgeben kann, auf deren Grund die Annahme des Ausgleiches für den ungarischen Reichstag möglich ist, so wird es in Ungarn zu einer ernsten poli tischen Krisis kommen. Die radikalen Parteien Ungarns sind ja bereits so dreist, die volle Losreißung Ungarns von Oesterreich zu verlangen. Außerdem ist die Lage in Ungarn noch dadurch verwickelt geworden, daß der unga rische Minister des Innern, Graf Andrassy, feierlich ver sprochen hat, bei dem Wiederzusammentritte des ungari schen Reichstages den Gesetzentwurf über die sogenannten Versassungsgarantien einzubringcn. Der Kaiser von Oesterreich als König von Ungarn und noch mehr sein Nachfolger, der Erzherzog Franz Ferdinand, haben aber die betreffenden Forderungen und Vorschläge des Grafen Andrassy rundweg abgelehnt, und über die Ablehnung ganz energisch ihrer Willensmeinung Ausdruck gegeben. Ganz besonders scheint der Thronfolger für Oesterreich und Ungarn, der Erzherzog Franz Ferdinand, die politische Situation sehr richtig erkannt zu haben und daraus zu dringen, daß den Ungarn inbezug aus ihre unberechtigten Forderungen eine feste Hand gezeigt werde. Der Thron folger soll geäußert haben, Laß die Forderungen der Ungarn eine so bedeutende Einschränkung der Kronrechte enthielten, daß künftig der König von Ungarn nur noch ein Cchottenkönig sein würde, und der Kaiser Franz Josef dürste in diesem Punkte dem Thronfolger beistimmen, denn er hat den Grafen Andrassy beauftragt, die Forde- «rungcn auf Versassungsgarantien zu ändern, sonst könnten sie nicht angenommen werden. Es wird ohne Zweifel höchste Zeit, daß der Größenwahn der Ungarn, die nie und nimmer allein eine europäische Großmacht bilden können, mit einem kalten Wajjerstrahle aus der Wiener Hofburg behandelt wird, damit endlich mit den über triebenen Forderungen der Ungarn ein Ende gemacht und die schon so lange andauernde Krisis in Ungarn, die auch eine politische Gefahr für Oesterreich und für Europa bedeutet, beseitigt wird. Da der ungarische Ministerpräsi dent vr. Wekerle als ein sehr kluger Staatsmann gilt, und sehr wohl weiß, daß Ungarn gar nicht imstande ist, sich von Oesterreich loszulösen, und daß es sogar, ein politisches Unglück für die Dollblulungarn selbst werden kann, noch weiter Lem Unabhängigkeitstraume nachzu jagen, da ja die geborenen Ungarn nicht einmal die Mehr heit im ungarischen Reichstage beanspruchen dürfen, so dürste der kluge und einflußreiche Ministerpräsident ja auch schließlich noch einen Ausweg aus der Krisis finden. Aber der Wahn und die Leidenschaft der Ungarn, zumal der Unabhängigkeitspartei, ist unberechenbar, und man spielt schon seit Jahr und Tag in Budapest mit dem Feuer, jodaß es schließlich nur eine der Krone würdige Lösung gibt, indem sie selbst die Anmaßungen der Ungarn scharf zurückweist und das parlamentarische Regiment, bei welchem auch die sehr zahlreichen Deutschen und Kroaten Ungarns mit zu reden haben, gegen die Ungarn selbst ausspielt. LoMes und Sächsisches. Dippoldiswalde. Begünstigt vom herrlichsten Herbst wetter hielt der Turnverein am vergangenen Sonntag sein Abturnen ab. Den sehr gut ausgesührten Freiübungen folgte Turnen an den Geräten. Große Anziehungskraft üble auch das volkstümliche Wetturnen der Mitglieder und Zöglinge aus, bestehend für erstere in Hanlelstemmen, deutschem Dreisprung und Schlcuderbaliwerfen, für letztere in Klimmziehen, Weitspurigen und Schnellauf mit Hinder nissen. Bei Gelegenheit des abends im „Stern" abge haltenen üblichen Turneiballes nahm der stellvertretende Vorsitzende Herr Lehrer Eidner unter entsprechender An sprache die Verteilung der Preise vor. Es erhielten von den Mitgliedern den ersten Preis mit 31 Punkten Hoch, den zweiten mit 27,4 Punkten Wächtler, den dritten mit 243/4 Punkten Donalh. Lobend erwähnt wurden Breit feld u> d Pietzsch. Von den Zöglingen erhielten Langer und Börner mit je 16 Punkten den ersten Preis, Dimmel und Müller mit je 131/2 Punkten den 2. Preis. Lobende Erwähnung fand Pietzsch. — In hiesiger Stadt sind in der letzten Zeit wieder holt Anzeigen über Obstdiebjtähle erstattet worden, die teils von Kindern, teils auch von Erwachsenen ausgesührt worden sind. Da die Strafbestimmungen des Forst- und Feldstrafgesetzes vielen noch unbekannt sind, so wollen wir nur auf die Strenge derselben Hinweisen, denn die kleinsten Vergehen sind mit 2 Tagen Gefängnis bedroht. — Am 22. d. M. fand im Gasthofe zu Reinhardts grimma die diesjährige Versammlung der Militärvereine des Unlerbezirkes Dippoldiswalde statt. Der Obmann des Unterbezirkes eröffnete die Versammlung mit einer Be grüßungsansprache. Der Bezirksvorslehcr erstattete Bericht über die in Bautzen abgehaltene Bundesgeneralversamm lung und teilte mit, daß Prinz Johann Georg das Ehren präsidium des Bundes übernommen habe. Besonders wies er darauf hin, daß bis Ende nächsten Jahres die Vereine für jedes Mitglied 1 Mark zur König Albert- Gcdächtnis-Ctistung zu entrichten haben. Auch wurden die Vereine ersucht, freiwillige Beiträge zu stiften zur Be schaffung einer Anzahl von Exemplaren des Militärver- einskalenders und des „Kamerad" für die Mannschafts- ftubcn in den Kasernen. Zum Vorsitzenden des Kranken- pflegervcrbandes im Bezirk ist Kamerad Bademeister Lll- Dippoldiswalde ernannt worden. Die nächste Haupt- bezirksversommlung wird in Dippoldiswalde stattsinden. Nach Erledigung der Tagesordnung hielt Kamerad Burgardt Ruppendorf einen Vortrag über Englands See herrschaft. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder I auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 2. Dekade, Sept. 1907: vereinigte Weißeritz: beob. 16, norm. 16, Abwchg. -j-0; wilde Weißeritz: beob. 17, norm. 19, Abwchg. —2; rote Weißeritz: beob. 16, norm. 19, Abwchg. —3; Muglitz: beob. 17, norm. 19, Abwchg. —2. — Zehn Gebote zur Verhinderung von Bränden. Es ist eine alte Erfahrung, daß die meisten Brände durch grobe Nachlässigkeit entstehen. Der Beginn der kälteren Jahreszeit zeitigt insbesondere viele Brände, daher be herzige jeder die folgenden Gebote: I. Vertraue niemals Kindern und unzurechnungsfähigen Personen offenes Licht oder Feuerzeug an; auch lasse Kindern und solche Per sonen nie ohne Aussicht in Räumen, in denen Feuer oder Licht vorhanden ist. 2. Bewahre Streichhölzer stets so auf, daß sie von Kindern und unzurechnungsfähigen Per sonen nicht erreicht werden können. 3. Mache Feuer stets nur in den vorhandenen Feuerstätten und entnimm nie brennende Gegenstände (glühende Kohlen) den Feuer stätten, um sie zum Anzünden von Feuer im Herd oder Ofen zu verwenden. 4. Gieße nie Petroleum, Spiritus, Terpentin oder dergleichen zum Anmachen oder Anfachen des Feuers in die Feuerstätten oder in brennende Lampen. 5. Benutze nie Benzin ^oder Äther, z. B. auch Fußboden- öl, in Räumen, in welchen offenes Licht oder Feuer sich befindet und verwahre sie nur in dicht verschlossenen Ge- fägen. 6. Lagere nicht in unmittelbarer Nähe von Oesen oder Herd Holz zum Trocknen. 7. Hänge nicht Kleider, Betten, Lappen, Tücher, Wäsche und ähnliche Gegenstände zum Trocknen in unmittelbarer Nähe von Feuerungs anlagen auf. 8. Verbrenne fettige Putzlappen sofort nach dem Gebrauch oder bewahre sie in feuersicheren Behältern auf, denn sie neigen zur Selbstentzündung. 9. Lagere nicht unter hölzernen Treppen Holz, Papier, Lumpen, Gerümpel und anderes im Falle eines Brandes Qualm verursachendes Material. 10. Uebergieße stets frische Asche mit Wasser, wenn besonders dazu hergerichiete, mit un- verbrennlichem Deckel versehene Gruben nicht vorhanden sind, und man genötigt ist, sie aus Höfen oder Dunghaufen auszuschütten. — In seiner Sitzung am 22. September hat der Stadtgemeinderat in Brand beschlossen, die revidierte Städteordnung cinzuführen und einen juristisch gebildeten Bürgermeister anzustellen. Brand hat 3288 Einwohner. Seifersdorf. Einen nicht recht günstigen Griff hat die hiesige Gemeinde beim Bau der Wasserleitung getan. Im Gegenteil zum Oberdorse, welches ein vorzügliches Trinkwasser besitzt, sind im Niederdorse schon oft Klagen laut geworden über schlechtes, sogar stinkendes Wasser. Gerade jetzt ist dasselbe fast ungenießbar, so daß man sich entschlossen hat, einige Flaschen Wasser, verschiedenen Stellen entnommen, an die KöniglicheAmtshauptmannschaft zu senden, um zu erfahren, ob dieses Wasser der Gesund heit nicht zuwider ist. Chemnitz. Der Jnseratenschwindler, der bereits im Lause dieses Sommers in Dresden, Leipzig und Pirna sein Handwerk trieb, indem er den Namen des Freiberger Anzeigers für seine Betrügereien mißbrauchte, ist neuer dings auch in Chemnitz und Döbeln aufgetreten. Er hat sich dort bei Geschäftsleuten als Annoncenakquisiteur aus gegeben und Jnseratenaufträge für den Freiberger An zeiger entgegengenommen. Gleichzeitig ließ er sich die Hälfte der Einrückungsbeträge auszahlen. Die Quittungen für diese Anzahlungen unterzeichnete der Schwindler in Chemnitz, wo ihm über 15 M. in die Hände sielen, mit „R. Kluge", in den, andern Falle (in Döbeln), wo er