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Dresdner Journal : 04.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187408045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-08
- Tag 1874-08-04
-
Monat
1874-08
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 04.08.1874
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AS 178 Dienstag, den 4. August. 1874 ^«»«»uoiuontuprslir l» !»»»*>» ! j ^^^ri»»I^a«Ma«ut»aU«o ^»krUck:. I dlr. I ^ot»«» tritt ko«t- u»<1 ^jLdrttcti: 1 H»Ir. 1b 8^. I tuuru. Lii»«lns Kuwurorll: 1 »8r 1 lo»er»t«upr»t>», ?ür 6«a k»um «ia«r 8«»p*tt*u«v ksttttett«: 1 ^8>° Uut«r„ Lm8««uu1t" Ui« 2»il«: b k^8>° Lrselivluour lt^llob mit Xmarttliv» U»r 8ovo- uaU k'vikrt»^, Xb^oct, kür äso fol^aUov Dres-nrrÄnrnal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. Iax«ri»1en»n»i»km« ,««^Nrt»r H. ^<ra»ti«tetter, OommümiooLr U«, - Orescknvr ^ounucl»; eb«n6dui.: Lu Arn Lor' u K ?>«^rr, L»»d^-N«rU». Vt«»-1.«ip»t8 !br«»I»»i-r>«LkraN» » .- ^/aa,r»cÄ«,n F i'oA/rr, N«rU» Vt«o-S»MdQr^-kr»8-l^tpil8 tart ». N. -Uü-cd«» Luci ^sosre, LsrU»: /ncat»ck«nckand,// Xtö^cc^t, Srsw«: L Lc/ckotte, »r„ I»«: L.KtanAen's ttüroar»; 0k«mrüt«: Lr. (oiAt, ?r»L>-- kart» H :L ^aeArr'«ottvu.Le?.//rrrmann'8«:tivku^ttd , ^-oubeFt/'o.,- vürliti: /nv O., Luwovir: (? Lorox, L«//«>r X Lo./ 8tnlt^»rl: Daubr ck Lo., ^»ino»c«n-Sürrai«, Vi«»: Xi. OxpeiiL. Uor«us8vderr KLoi^l. I^xpeäition (los Oresanor ^ourn»I», Aitr^trettiöiPu«»« Ho. 1. Amtlicher Theil. Se. Ntajestät der König Haden allergnädigst geruht, dem Buchhändler, Könial. Bayerschen Konsul Einhorn zu Leipzig das Ritterkreuz vom Albrechts-Ordrn zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Aus Thüringen. Wien. Buda-Pest. Karlowitz. Paris. Bern. London. Konstantinopel.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Freiberg. Riesa. Bautzen.) Vermischtes. Statistik und BolkSmirthschaft. EmaesandteS. Kemlleton. TageSkalendrr. Inserate. Beilage. Lörsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Paris, Sonntag, 2. August, Morgens. (W. T. B.> Wie versichert wird, hätte die Negierung, ehe die Bank von Frankreich sich weigerte, dem Anträge des Deputirten WolowSki auf Herab setzung der AmortisationSauote bei der Bank von Frankreich von 200 auf 1sO Millionen FrcS. zu- zuftimmen, erklärt, sie würde daS ihr von der Bank gemachte Anerbieten, ihr eiven Vorschuß von 80 Millionen FrcS. zu gewähren, annehmen. Hiervon sollten 40 Millionen für daS Budget des Jahres 1875 verwendet werden, während die übri gen 40 Millionen rrservirt bleiben sollten »ur A«S- gleichung der Bedürfnisse späterer Budgets. Tagesgeschichte. Dresden, 2. August. Se. Exccllenz der Herr Staatsministcr v. Nostitz-Wallwitz ist gestern von seinem Urlaube wieder hier eingetrvfscn. Derselbe hat neben der Leitung der Geschäfte tcs Ministeriums des Innern während der Abwesenheit Sr. Exccllenz des Henn Ctaatsministers Freiherrn v. Friesen zugleich die Leitung ter Geschäfte des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten übernommen. * Berlin, l. August. Prinz Friedrich Karl hat am 27. vor. Pits. Christiani« wieder verlassen, ohne, eingetretener Umstände halber, an der projectirten Bären jagd Theil genommen zu haben. Ter in der Nabe rr- sidirenden Königin-Mutter von Schweden hatte Se. tönigl. Hoheit vorher noch einen Besuch abgestattet. — Cinr kaiserliche Verordnung vom 27. Juli d. I. für Elsaß-Lothringen verfügt: Z l. Die Bezirkstage werden am 17. August d. I. eröffnet und spätestens am 20. August geschlossen, 8 2. Die erste Sitzungsperiode der Kreistage beginnt am 10. August, die zweite am 31. August dieses Jahres. Die Dauer einer jeden dieser Sitzungsperioden wirp auf höchstens fünf Tage frstgrfetzt. — Die Konferenz der Vertreter von Staals- und Privatbahnen, welche gestern behufs Berathung der Eisenbahntarifreform in dem Reichseisendahnamt eröffnet wurde, ist heute zu Ende geführt worden. In unserem der „D. R.-C." entnommenen Berichte über die gestrige Eröffnungssitzung sind einige Ungenauigkeiten zu berichtigen. Nicht für das elsaß-lothringische Tarif- system hat sich die Mehrzahl der Delegirtrn erklärt, sondern vielmehr für das sogenannte gemischte oder braunschweigische System; sie sprach sich entschieden gegen das etwaige Nebeneinanderbestehen beider Systeme und dabei die Erwartung aus, daß die Reichseisenbahnen ihr jetziges System aufgeben und ebenfalls das braun schweigische System annehmen würden. Unrichtig ist ferner, daß die Berlin-Hamburger und die rheinische Eisenbahn in der Konferenz nicht vertreten gewesen wären, denn unter den fünf Vertretern der Privat- bahnen befanden sich gerade Directionsmitglieder dieser beiden Bahnen. Uebrigens ist zu bemerken, daß unter den bayerschen Delegirten zwei den bayerschen Ostbahnen und pfälzischen Eisenbahnen, also auch Privatbahnen angehörten. — Zu den dem nächsten Reichstage zu machen den Vorlagen wird auch die gehören, welche den Hinter bliebenen der Reichsbeamtcn eine Beihilfe an Geld zu gewähren bestimmt ist. Diese fortlaufende Beihilfe haben sie gleich wie der in Ruhestand tretende Beamte seinen Ruhegehalt als ein Recht in Anspruch zu nehmen. Die Sätze werden, je nach den Graden, genau festgestellt und dann Maximal- und Minimalbeträge angenommen. Als Vorbild wird dabei wohl die Verordnung dienen, welche in dieser Beziehung für die Reichsbeamten im Reichslande bereits besteht. — Der heutige „Reichs-Anz." publicirt in einer besonderen fünf Bogen starken Beilage die in dem statistischen Amte des deutschen Reichs ge machten Erhebungen über die Statistik der Wahlen für die zweite Legislaturperiode des deutschen Reichs tages, welche in ihren Einzelheiten von erheblichem Interesse sind. — Der Verein deutscher Zettelbanken hat eine außerordentliche Generalversammlung auf den 0. August nach Berlin anberaumt, um über das Bank- gesetz Besprechungen zu halten. — Dem Vernehmen nach hat auch die Rathskammer des hiesigen Stadtgerichts die vorläufige Schließung der betroffenen katho lischen Vereine genehmigt. Die drei socialdemokra- tischen Reichstagsabgeordneten Hasenclever, Hassel mann und Reimer erschienen heute vor der Fcriendepu- tation des Criminalgerichts unter der Anklage, einen von der Behörde geschloffenen Verein (Allg. deutscher Arbeiterverein) fortgeführt und geleitet, resp. sich bei dem selben ferner betheiligt zu haben. Stach der bekanntlich vor Kurzem auf Beschluß der Rathskammer des Stadt gerichts erfolgten Schließung jenes Vereins verlegte Hasenclever dessen Sitz scheinbar nach Bremen, leitete denselben aber nach wie vor von hier aus Außerdem be- theiligte er sich nebst den beiden anderen Angeklagten an einer öffentlichen Versammlung, welche von der Staatsanwaltschaft als eine Versammlung des verbotenen Vereins angesehen wurde. In letzterem Punkte schloß das Gericht sich der Anklage indeß nicht an und sprach daher dir beiden Mitangeklagten kostenfrei los. Da gegen wurde Hasenclever des Vergehens, an einem vor läufig geschlossenen politischen Verein sich ferner als Mitglied betheiligt zu haben, schuldig befunden und auf Grund des Alinea 2 dcs 8 16 des Vercinsgesetzes vom 11. März 1850 zu einem Monat Gefängniß und in die Kosten verurtheilt. — Die Commission zur Erforschung der deutschen Meere hat ihre Arbeiten in der Schlei begonnen, um die Natur und das Leben des Herings näher zu erforschen. * Posen, 1. August. Der Decan von Olobok, Michalak in Droszcw, ist durch den Tistrictsccmmissar ausaewiesen und ihm der Aufenthalt in den Kreisen Plejch' n und Adelnau verboten worden. Ebenso ist dem Vicar Nowrvcki in Cerkwice wegen unbefugter Ausübung geistlicher Amtshandlungen der Aufenthalt in den Kreisen Odomik, Samter, Posen, sowie in der Stabt Posen untersagt worden. Be A«S Thüringen, 1. August. Die weimarische Regierung hat einige Bestimmungen zur Ausführung des Reichspreßgesetzes getroffen, welche im „Regie rungsblatt" veröffentlicht werden. Dieselben beziehen sich wesentlich auf die Feststellung der zuständigen Polizei behörden. Als die Polizeibehörde des Ausgabeortes, bei welcher die sogenannten Pflichtexemplare einzureichen sind, sind die Bezirksdirectionen anzusehen; ebenso sind die Bezirksdirectoren als diejenige Polizeibehörde be zeichnet, der unter Mitwirkung der unteren Instanzen die Verfügung über Vollziehung einer Beschlagnahme von Druckschriften zusteht. Die bisherigen straßen- polizeilichen Bestimmungen über das öffentliche Anschlägen und Anhcsten von Druckschriften bleiben bestehen. — Die Regierung von Meiningen wird dem im Herbst zusammentretendcn Landtag einen Gesetzentwurf über Gemeinde- und Kreisordnung vorlegen, welcher mit dem I. Januar k. I. in Kraft treten soll. Dieser Entwurf ist den staatlichen und communalen Behörden zum Zweck einer gutachtlichen Aeußerung mitgetheilt worden. Stach Allem, was darüber verlautet, stellt der selbe das Gemeindeversassungs - und Verwaltungsrecht auf andere Grundlagen, als es bisher der Fall gewesen; Vieles wird vereinfacht und der Schwerpunkt in den Kreisausschuß gelegt, welchem, sowie dem an seiner Spitze stehenden, von der Regierung ernannten Landrath eine weite Machtbefugniß eingeräumt wird. st* Wien, 1. August. Heute hat die feierliche Schluß sitzung der internationalen Sanitätsconferenz stattgesunden. Von Seite des auswärtigen Amtes warenszu derselben der Sectionschef Baron Orczy und der Hof- und Ministerialrath Ritter v. Schwegel, der Referent für volkswirthschastliche und handelspolitische Interessen, er schienen. Zunächst ergriff der Vorsitzende, Hof- und Ministerialrath Max Freiherr v. Gagen: das Wort, um einen kurzen Abriß der Thätigkeit und der Ergebnisse der Conferenz zu geben. Seiner Mittheilung ist zu entnehmen, daß die Conferenz ihre Beschlüsse in einer Schlußacte niedergelegt hat, welche während der heutigen Sitzung von allen Mitgliedern unterzeichnet wurde. Freiherr v. Orczy richtete im Namen des abwesenden Grafen Andrassy an die Versammlung eme Abschieds- vedc in französischer Sprache, deren deutscher Worlaut folgender ist: „Meine Herren! Gestatten Sie mir, mich zum Dollmetsch des aufrichtigen Bedauerns zu machen, das Se. Exccllenz der Herr Minister des Auswärtigen darüber empfindet, der Sanitätsconferenz für den erleuchteten und unausgesetzten Eifer, den sie in ihren Ardttten bekundet hat, nicht persönlich danken zu können Von ihm beauftragt, »hu hier zu vertreten, schätze ich mich glücklich, mich einer angenehmen Pflicht entledigen zu können, »ndem ich Ihnen im Namen Sr. Majestät des Kaisers und Königs, meines erlauchten Herrn, die volle Befriedigung aus- spreche, welche Allerhöchstfeme Regierung über die Resultate Ihrer Berathungen empfindet. In der Thal kann sich die Regierung Sr. Majestät zu dem Werke der Konferenz nur Glück wünschen, da dieses nicht nur an sich ein erster Schritt zu einem allgemeinen Einver nehmen ist, sondern gleichzeitig als die Grundlage zu weiteren Unterhandlungen aus diplomatischem Wege betrachtet werden kann. Die Hoffnung, daß diese Unterhandlungen, indem sie aus die Schlußfolgerungen zweier verschiedener SanitatScon- ventioncn hinauSlausen, Ihren Arbeiten einen wirklichen prak tischen Werth sichern werden, erscheint wohl erlaubt. Die eine dieser Konventionen bezweckt die Herbeiführung einer größeren Gleichmäßigkeit der Grundsätze und prophylak tischen Maßregeln zum Mindesten zwischen den zwei Slaalcn- gruppen, welche fortan dasselbe Schutzsystem gegen die kholera adoptiren würden. Die andere giebt der k. und k- Regierung Anlaß zu der Hoffnung, in naher Zukunft die Verwirklichung der Idee einer ständigen intcrationalen Kommission erblicken zu können, zu der S>e die ersten Umrisse vorgezeichnct haben und die als Bindeglied zwischen den Gelehrten und den osficiellen SamtätS- orgauen der verschiedenen Länder der civltisirten Welt zu dienen hätte. Da die Regierung Sr. Majestät des Kaisers und Königs mit der Absicht umgeht, mmelst Rundschreiben an alle m diesem Raume vertretenen Regierungen den Vorschlag gelangen zu lassen, daß man behufs der Erzielung klarer und präc»ser «lipuiaNouen diese ersten durch Ihre Bemühungen aufge richteten Marksteine benützen wolle, so würde die Regierung Sr. Majestät Ihnen, meine Herren, sehr verpflichtet sein, wenn Sie, Jeder an seiner Stelle, bei Ihren Regierungen dem Werke, dem Sie Ihre Einsicht gewidmet haben, Ihre wirksame Unterstützung verleihen wollten. Bester als irgend Jemand sind Sie in der Lage, eine Sache zu befürworten, die auch die Ihrige geworden ist, seit dem Sie Ihre Ansichten über dieselbe auSgetanscht und sich ihr einhellig angeschlossen haben. Lasten Sie mich Ihnen die Versicherung geben, daß Sie, falls Sie geneigt sind, Ihre erleuchtete Aufmerksamkeit und Ihre Fürsorge nach wie vor der großen, von Ihnen iu An griff genommenen Humanitären Ausgabe zu widmen, jederzeit auf den thätigeu Beistand der k. und k. Regierung zählen können Es ist mir die schmeichelhafte Mission zu Theil geworden, Ihnen den Ausdruck der lebhaftesten Dankbarkeit zu über bringen; ich endige, indem ich ihnen denselben erneuere und die Session der zweiten internationalen Sanitätsconferenz für geschlossen erkläre; ich bitte Sie gleichzeitig, in dem Augenblick, in welchem Sie aus einander gehen, um an Ihren hcimath- lichen Herd zurückzukchren, meine besten Wünsche entgegen zunehmen." Or. Fauvel (Frankreich) und Ur. Semmola (Italien) sprachen darauf im Namen der Conferenz Worte des Dankes an den Präsidenten'Baron Gagern für dessen in der That anerkennenswertste Leitung der Verhandlung, Staatsrath Lenz (Rußland) desgleichen an die beiden Secretäre 16. Plason und v. Malfatti. Zum Schluß richtete Baron Gagern »n französischer Sprache an die Versammlung und deren Bureau dankende Worte für die ihm kundgegebenen Sympathien und die ihm ge wordene werthvolle Unterstützung. Die Arbeiten der Conferenz haben vier Wochen in Anspruch genommen. Sie hat während dieser Zett 20 Sitzungen abgehalten. * Wien, 2. August. Ihre Majestät die Kaiserin Elisabeth ist gestern Morgen 5 Uhr mit der Erzherzogin Valerie wohlbehalten auf der Insel Wight angekommen und fand dort den freundlichsten Empfang. Wohl ist die Ueberfahrt bei stark bewegter See erfolgt, doch haben die erlauchten Reisenden durch den hohen Wellengang nicht im Mindesten gelitten. * Buda-Pest, I. August. Das Abgeordneten haus hielt heute die letzte meritorische Sitzung. Die Wahlgejetzvorlage wurde in dritter Lesung angenommen. Hierauf wurden die angemeldetcn Aenderungen der Haus ordnung genehmigt. Tisza's Antrag, bei Bestellung der ständigen Ausschüsse alle Parteischattirungen zu berück sichtigen, wird, nachdem der Ministerpräsident die ge wünschte Versicherung gegeben, angenommen. Schließlich wird außer weiteren unbedeutenden Modifikationen noch bestimmt, daß Vorlagen auch mit Uebergehung der Sektionen im Hause verhandelt und daß hierüber durch einfache Abstimmung entschieden werden könne. * Karlowitz, 3l. Juli. In der heutigen Wahl sitzung des serbischen Kirchencongresses stimmten 54 Deputirte für den Hermannstädter Bischof und rumänischen Metropoliten Prokop Jvacskovics, 7 für Bischof Gruics und 2 für Bischof Kengyelac. Letztere traten hierauf ihre Stimmen an Jvacskovics ab, der demnach mit 56 Stimmen gewählt erscheint. Der Congreß wurde hierauf 10 bis 14 Tage vertagt. Paris, 1. August. Mit den Generalraths- wahlcn Hal vorgestern dieNationalversammlung nicht viele Umstände gemacht. Eine Mehrheit von über 100 Stimmen entschied sich für die Vertagung dieser Wahlen bis zun» Oktober, dem von der Regierung verlangten Zeitpunkt, während die Commission es sür durchaus wünschenswerth erklärte, die Departcmenlsvcrsammlungen wie alljährlich im August zu berufen, folglich die Er- gänzungswahlen sofort vorzunehmen. — Mit der gestri gen Sitzung der Kammer erklären sich alle Parteien be- sriedigt; die monarchistische Mehrheit, weil ihre Ferien- wünschc sämmtlich erfüllt und sämmtliche unbequemen Amendements der Linken verworfen worden sind; die Republikaner, weil sic die Scharte von Mittwoch wieder ausgewetzt und in vratorischer Beziehung noch einmal Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. Rundschau über Theater und Musik. "'s Im Laufe der letzten Wochen haben drei große Musikfeste stattgefunden, deren Schauplätze Deutschland, die Schweiz und England waren und welche gerade durch die Heterogenität ihres Charakters die Pflege der Tonkunst nach den verschiedensten Richtungen illustriren. Der „Allgemeine deutsche Musikverein", eine Genossen schaft von Künstlern und ernsten Kunstfreunden, veran staltete in diesem Jahre bereits die neunte Tonkünstler versammlung, und zwar tagte dieselbe, nachdem man infolge von Mißverständnissen noch in letzter Stunde von der Abhaltung des Festes in Braunschweig hatte absehen müssen, in der altehrwürdigen Musenstadt Halle a. S. Die Hauptfactoren der großen Kunstaction, Mu siker und Sänger, stellte Leipzig. Der freudigen Be reitwilligkeit des Gewandhausorchestrrs, der Kunstbegri- sterung des Riedel'schcn Vereins und dem Eifer der „Paulmer" ist es allein zu danken, daß das Musikfest nicht nur zu Stande kam, sondern auch in erfreulicher Weise verlief. Der erste Tag (25. Juli) brachte ein Kirchenconcert in der schönen Marktkirche. Dasselbe er öffneten mehrere kleinere Kompositionen für Chor- und Sologesang, sowie eine „Elegie" für Violoncell und Orchester von G. Rebling, welche Kammervirtuos Friedrich Grützmacher aus Dresden seeleuvoll und mit feinstem Ge schmack vortrug. Hierauf folgte nicht nur der Glanzpunkt des Abends, sondern man kann wohl sagen, die großartigste Leistung des ganzen Musikfestes: das Requiem von Hector Berlioz unter Dtrection des Prof. Karl Riedel, welcher das Werk zuerst in seiner Bedeutung erfaßte und bereits wiederholt zur Aufführung gebracht hat. Die Chöre wurden vom Riedel'schcn Verein und von einer Anzahl Paulinern ausgeführt. Konnten auch, schon des Rau mes wegen, die vom Componisten vorgeschriebenen Or chestermassen nicht beschafft werden, so repräsentirte den noch der Jnstrumentalkörper eine dem Gesangschor hin reichend entsprechende Anzahl imponirender Kräfte, so daß es beim 'i'nba wirum wirklich erschien, als ob die Posaunen des jüngsten Tages ertönten. Der Bericht erstatter der „N. Ztschr. f. M." bezeichnet diese Repro- duction als eine wahrhaft dramatische Leistung, so lebens voll handelnd kamen die sich zum dramatischen Ausdruck steigernden Seelenstimmungcn zur Erscheinung. Orchester und Sänger lösten nicht nur correct, sondern auch geistig erfüllt ihre ost ungewöhnliche Aufgabe. Franz Liszt's „Faustsymphonie" bildete den ersten und wichtigsten Theil des Programms vom 26. Juli. Das Leipziger Ge wandhausorchester, für welches daheim die Liszt'schen Werke verbotene Waare sind, feierte hierbei, unter Leitung des Hofkapellmeisters Max Seisriz aus Stuttgart, einen wahr haft glänzenden Triunchh. Es reihten sich hieran das bereits an dieser Stelle erwähnte Violinconcert von Albert Diettich, vom Concertmeister Lauterbach aus Dresden mit großer musikalischer Feinheit vorgetragen, und ein neues Klavierconcert von Joachim Rass, von Frau Pau line Erdmannsdörsser-Fichtner aus Sondershausen ge spielt. Den Schluß bildete die Cantate „Rinaldo" (Text von Goethe) von Johannes Brahms, ausgeführt von dem akademischen Gesangverein der Pauliner. Der dritte Tag brachte eine Kammermusikmatinöe im Saale des Halleschcn Schützenhauses und ein geistliches Concert in der, als Denkmal mittelalterlicher Baukunst, sowie durch ihre schöne Orgel bekannten Domkirchc zu Merse burg. In ersterer executirten die oben aenannte Pia nistin, sowie die Herren Lauterbach und Grützmacher ein Rassisches Trio mit brillanter Technik und hohem Schwung, während Fräul. Marie Brridenstein aus Erfurt Lieder von Robert Franz und Liszt zu schönster Geltung brachte. Das eidgenössische Musikfest, welches in den Tagen vom II. bis 14. Juli in Zürich abgehalten wurde, hatte in diese Stadt Mitwirkende aus den ver schiedensten Theilen der Schweiz herbeigerufcn; von Zürich, Bem und Luzern waren die Sänger, Damen und Herren, zur Stelle, um im „Triumphliede" von Brahms, dem dritten Theile des Schumann'schen „Faust", dem Finale der !'. Symphonie (die am ersten Tage zur Aufführung kamen) und (am zweiten Tage) in Händel'ü „Josua" die Chorpartien durchzuführen. Die von Aarau und Winterthur, wie die von Schaffhausen, Lausanne und Gens unterstützten abwechselnd. Der Chor der Instru mente griff über die engem Grenzen der Schweiz hinaus und zählte unter seinen Vertretern viele Namen, die in Deutfchland einen guten Klang haben. Die Zusammen setzung der Zuhörerschaft trug dieselben Merkmale einer über- alle geographischen Schranken erhabenen Künstgemeinde, eines alle Hindernisse und Opfer überspringenden Jdealis- mus. Ein Correspondent des „Musikal. Wchbl.", dem wir bci diesen Mittheilungen folgen, constatirt, daß der Auf schwung der schweizer Musikverhältnisse namentlich ein Resultat der letzten zwanzig Jahre ist, welches eng an den Namen Theodor Kirchner geknüpft werden muß. Außerdem habe man in der Schweiz seit langer Zeit schon die Musik, wenn nicht officiell, so doch officiös als einen unentbehrlichen Theil der den Bürgern nöthi- gen geistigen und sittlichen Erziehung erkannt und ihre Pflege in Formen geregelt, deren Festigkeit und Solidität selbst bei schwachen Kräften förderliche Leistungen er möglicht. Als Festdirigent fungirte der Musikdirector Friedrich Hegar in Zürich. Das Festprogramm, welches als traurige Concesston an den unseligen Personcncultus u. A. auch biographische Notizen über die mitwirkendeu Solisten (Frau Pcschka-Leutner aus Leipzig, Vogl aus München, Hill aus Schwerin, August Wilhelmj aus Wiesbaden) enthielt, bezifferte die Zahl der mitwirkendcn Chormitglieder auf 638. Der von uns citirte Bericht erstatter äußert sich geradezu entzückt über die Fülle, Weichheit und Schönheit des Klanges der Frauenstimmen. In der Zeit vom 22. bis 25. Juni wurde in Lon don das siebente der alle drei Jahre stattfindenden Händel feste gefeiert. Der Krystallpalast, welcher sich täglich eines sehr zahlreichen Besuches erfreut, bot in diesen Tagen ein ganz besonderes Schauspiel. Das herr liche Gebäude, das kolossal große Orchester war mit Tausenden und aber Tausenden von Menschen gefüllt. Die Pracht des mit Blumen herrlich verzierten Palastes wetteiferte mit den kostbarsten Toiletten der hierher in großer Anzahl gekommenen Damen. Die besten Sänger (wir nennen unter den Solistinnen die Damen Adeline Patti, Tietjens und Trebelli), die besten Musiker, die besten Instrumente, ein riesiger Chor hatten sich ver einigt, um am ersten Tage den „Messias" zur Auffüh rung zu bringen. Auch für die andern Festtage war das Programm ausschließlich aus Händel'schen Kompo sitionen zusammengestellt. Den Schluß des Händelfestes bildete aber ein prächtiges Feuerwerk im großen Garten des Krystallpalastes. Während die Augen von Tausen den von Flammen geblendet wurden, nahmen die letztcrn mit Blitzesschnelle die Gestalt des Meisters an. Der Künstler ist mit der Leier in der Hand dargestellt; rin Lorbeerkranz umgiebt ihn. Und wieder erklingt die Musik, und wieder erschallt der Beifall der begeisterten Menge. Man wirst den Engländern vor, und wohl nicht mit Unrecht, daß sie wenig Verständniß für Musik haben. Allen Sinn für Musik kann man aber einem Volke nicht absprcchen, das sich mit solchem Eifer und
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