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Inserate werden mit 1 Mit achtfeitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Zierats an bestimmter Stelle nnd an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelprr. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Psg. - Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Aus schlag. Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg. 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsereAusträger nehmen Bestellungen an. Wchtritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt sm die KönUiche Umtshauptmamschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Psg., solche au» unserer Amtshauptmannschaft mit 12 Pfg. die Spaltzeile oder deren Naum berech- Nr. 82. Dienstag, den 16. Juli 1007. 73. Jahrgang. Donnerstag, den 18. Juli ds. 3s., mittags 1/21 Ahr, sollen in l Irlsinvr» »rnil vin Lerknuein (ca. l /2 Ztr) öffentlich gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Bieter sammeln im Gasthofe daselbst. Dippoldiswalde, den 15. Juli 1007. 311/07. Der Gerichtsvollzieher -es König!. Amtsgericht«. — --II- Oesterreich nnd Italien.^ Der österreichische Minister des Aeußern Baron Ähren thai ist am Sonnabend nach Desio gereist, um eingehend mit Herrn Tittoni zu konferieren und bei dieser Gelegen heit auch dem König Viktor Emanuel auf Schloß Racconigi einen Antrittsbesuch zu machen. Eine solche Aussprache zwischen den leitenden Staatsmännern ist gerade zwischen Italien und Österreich sehr notwendig, denn wenn auch das offizielle Verhältnis an sich nichts zu wünschen übrig läßt, so handelt es sich dcch bei dem Bündnis zwischen beiden Mächten lediglich um eine Vernunstehe, von Liebe ist auf beiden Seiten wenig zu spüren und frühere Differenzen sind noch immer nicht vergessen. Ja es fehlt nicht an vielfachen kleinen Plänkeleien, die kaum ge eignet sind, die geringen vorhandenen Sympathien zu ver mehren und so steht sich die Bevölkerung beider Länder kühl bis ans Herz hinan gegenüber. Hierin liegt zweifel los ein unsicheres Moment für den Wert des Dreibundes, zumal es ja jenseits der Alpen nicht wenig Leute gibt, die auch von Deutschland nicht viel wissen wollen und lieber ein Bündnis mit Frankreich sehen; man ha« daher ja auch oft genug die Frage aufgeworfen, ob wohl Italien im Ernstfälle seinen Bundespflichten nach jeder Richtung nachkommen würde, eine nicht unberechtigte Besorgnis im Hinblick auf die Sonderabmachungen Italiens mit Frank reich und England. In den letzten Monaten ist man aber in Italien doch zur Vernunft gekommen, da man merkte, daß für Italien der Dreibund immer noch der sicherste Rückhalt sei, zumal namentlich die übrigen Freunde von Italien nur verlangten, ohne etwas greifbares dafür zu geben, während dem Dreibünde derartige egoistische Gesichtspunkte fehlen, weil Italien mit seinen bisherigen Bundesgenossen in weit höherem Maße auf die Rechnung kommt. Eine Begegnung der beiden Leiter der aus wärtigen Angelegenheiten darf unter diesen Umständen auch als ein Symptom der gebesserten Beziehungen an gesehen werden, wenngleich noch lange nicht alles so ist, wie es wohl sein könnte und sollte. Gibt es doch in Italien viele den Mund recht voll nehmende Elemente, denen die Eroberung Norditaliens noch nicht genügt, sondern die auch Istrien und Südtirol dazu haben möchten, ohne daß irgend welche berechtigten Ansprüche hierfür vor handen wären, indem man diese Forderung lediglich auf stellt, weil die genannten Gegenden zum Teil italienische Bevölkerung haben. Ebenso unbegründet sind auch die oft geäußerten Wünsche auf den Besitz Albaniens, indem man sich von Österreich bedroht glaubt. Wie verlautet, soll auch die Balkanpolitik bei den Erörterungen der beiden Staatsmänner einen beträchtlichen Raum einnehmen, aber im Grunde genommen dürfte es nach dieser Hinsicht kaum Differenzpunkte geben, da Oesterreich unter allen Um ständen auf die Aufrechterhaltung des Status quo in der Türkei besteht. Aber beide Staaten haben im Grunde ge nommen in, östlichen Teile des Mittelmeeres noch viele weitere Interessen und gerade diesem Punkte dürste im Hinblick auf die engltsch-französisch-spanischen Abmachungen der Hauptteil der Konferenz in Desto gewidmet sein. Es ist sehr wohl möglich, daß man in Italien jetzt wieder engeren Anschluß an Oesterreich und Deutschland sucht, weil eben die erwähnten Verträge trotz aller freundschaft lichen Versicherungen doch geeignet sind, Italien in seinen Mittelmeerinteressen zu schädigen. Die Begegnung dürfte darum auch eine wertvolle Ergänzung de» Bülowschen Besuches bei Tittoni sein, der zu einer Zeit erfolgte, wo jene Verträge noch nicht abgeschlossen waren. Diesem Um- stände dürste die Begegnung zwischen Ährenthal und Tittoni dienen und darum kann man auch in Deutschland derselben von Herzen einen vollen und günstigen Erfolg wünschen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. „Bange machen gilt nicht", schrieben wir im Hinblick auf unser Vogelschießen und auf den Regen in unserer letzten Nummer — „aber jetzt wie über haupt, kommt es anders als man glaubt", schreibt der Humorist Busch; und es kam anders, ganz anders; vom Himmel strömte am Freitag das edle Naß herunter, am Sonnabend desgleichen, und was der Sonntag will für Wetter Han, das fängt er schon am Freitag an, dabei aber am letzten Siebenschläfertage kein Tröpfchen Regen, — es war einfach zum Verzweifeln. An der ganzen Regengeschichte waren wahrscheinlich die Radeburger und Großenhainer mit ihren Heimatfesten schuld, denn die DIp- poldiswalder stehen bei Petrus so in Gunst, daß sie stets Kaiserweiter haben. — Die Einleitung des diesjährigen Festes war am Sonnabend unter beregten Umständen nichts weniger als angenehm, und war es auch am Sonn tag Vormittag nicht gemütlich im Freien, so war es doch um so gemütlicher nnd fröhlicher, als sich die Schützen mit ihren Gästen zum altgewohnten Frühstück versammelten. Herr Stadtrat Liebel begrüßte hier zunächst die erschienenen Gäste und Schützenbrüder und brachte alsdann das Hoch auf König und Vaterland aus, während der zweite Vor steher Herr Haubold auf das Wohl der Schützenmajestäten und ihrer Marschälle trank. Herr Anders weihte sein Glas der Stadt Dippoldiswalde. Der kgl. und städtischen Behörden, die jederzeit ihr Wohlwollen der Schühengesell- schast entgegengebracht, sie gefördert und unterstützt, gedachte der Vogelkönig Herr Reichel und alsdann auch noch Herr Mühlenbesitzer Mende. Den drei Ehrenmitgliedern und den älteren Mitgliedern brachte Herr Ebert jun. den Dank der Gesellschaft dar, gleichzeitig die jüngeren aussordernd, ebenso treu zur Fahne zu stehen, wie es die älteren getan. Herr Buchdruckereibesitzer Jehne brachte hierauf das Hoch auf die Gäste aus, die in größerer Zahl erschienen waren. In längerer Rede sprach hierauf Herr Amtshauptmann Or. Mehnert seinen Dank für die Einladung aus. Er freue sich in der Gesellschaft weilen zn können, die Ange hörige aller Berufsllassen vereinige. Seine Tätigkeit als Verwaltungsbeamter müsse darauf gerichtet sein, den Be dürfnissen aller Gewerbszweige gerecht zu werden und dabei die Verordnungen seiner vorgesetzten Behörde durchzuführen. Das könne nur geschehen, wenn er auch allseitige Unterstützung finde, und um diese, wie auch um festes Zusammen stehen, bitte er, wenn es jetzt gelte, dem Lande ein neues Wahlrecht zu schaffen. Sein Glas weihte er der Schützen gilde zu Dippoldiswalde. Herr Bürgermeister Or. Weißbach versicherte der Gesellschaft stetes Wohlwollen der städtischen Behörden und trank auf das Wohl der Vorsteher. Im Namen der durch sie vertretenen Vereine und Korporationen sprachen die Herren Schiffner, Arthur Reichel und Schmidt der Schützengesellschaft den Dank aus und leerten erster und letzter ihr Glas auf das Wohl der Gesellschaft, Herr Reichel auf das der Offiziere. Ein Tafellied, das hiernach gesungen wurde, fand allseitigen Anklang und sprach Herr Mende dem Dichter des Liedes Herrn Heine den Dank aus, zu einem kräftigen Hoch auf ihn auffordernd. Um unentwegte Treue zum Königshause bat Herr Bierhändler Kästner. Nachdem noch Herr Schwind namens der Könige zum Frühstück eingeladen nnd auf die jüngsten Schützen getrunken hatte, rüstete man alsbald zum Auszuge. Waren bis dahin des Himmels Schleusen geschlossen geblieben, so öffneten sie sich jetzt aufs neue, sodaß sowohl der Auszug als auch später der Besuch des Festplatzes stark darunter zu leiden hatten. Hoffentlich hat nun der Himmel ein Einsehen und beschert den Schützen für den heutigen Mon tag besseres Wetter. — Am vergangenen Freitag wurde im Saale ^"es Hotels „Stadt Dresden" eine hochinteressante Vorführung geboten. Herr Kahl, Vertreter der Lhoralion-Company, trug mit künstlerischem Feingefühl einige Klavierstücke auf dem Pianola vor und erregte die allgemeine Bewunderung mit diesem genial erfundenen Instrument. Die schwierig sten Kompositionen lassen sich mit Hilfe des Pianola klang- und ausdrucksvoll zu Gehör bringen, sodaß man meint, dem Spiele eines der größten Virtuosen zu lauschen. Dieses Instrument ist ein glänzendes Zeugnis menschlichen Scharfsinns und ist vorzüglich geeignet, die Freude an echt künstlerischen Klaoiervorträgen zu wecken und zu pflegen. Es sei darauf hingewiesen, daß in nächster Zeit nochmals rin Pianolakonzert geboten werden wird, was sicherlich von allen Musikfreunden freudig begrüßt wird. — Infolge der fortgesetzten Regengüsse der letzten Tage begann Sonntag gegen 5 Uhr die Weißeritz ganz rapid zu steigen und erreichte bald die Pegelhöhe l,os m, auf der sie sich tagsüber, von einigen kleinen Abweichungen abge sehen, erhielt. Ab und zu führte sie Holzklötze, Rinden und dergleichen mit, im allgemeinen scheint sie aber größeren Schaden nicht angerichtet zu haben. Im Ölsabachtale bei Rabenau soll die Brücke bereits ganz unter Wasser ge standen haben. Unsere Bahn hat den Verkehr völlig auf recht erhalten können, weiter aufwärts sollen allerdings verschiedene Stellen stark ausgewaschen sein. — Neue Eisenbahnwagen ll./lll. Klasse sind seit kurzem auf der Linie Hainsberg-Kipsdorf in Dienst ge stellt worden. Dieselben unterscheiden sich im Aeußern vor allem dadurch, daß jedesmal zwei der bisherigen kleinen Fenster zu einem einzigen großen vereinigt worden sind. Im Innern ist eine dankenswerte Neuerung durch Einbau von Abortanlagen geschaffen worden. Auch für Unter bringung von mehr Gepäckstücken als bisher ist durch Ein bau von Netzen über den Sitzplätzen Sorge getragen. Die Wagen werden sicher Anklang beim reisenden Publikum finden. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder 1 auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwerten in den uns benachbarten Flußgebieten, 1. Dekade, Juli 1007: vereinigte Weißeritz: beob. 75, norm. 27, Abwchg. -s-48; wilde Weißeritz: beob. 84, norm. 31, Abwchg. -j-53; rote Weißeritz: beob. 83, norm. 31, Abwchg. -s-52; Müglitz: beob. 85, norm. 30, Abwchg. -j-55. — Wie teuer ist ein Eisenbahnzug? Die Reise saison beginnt, und tagtäglich lassen sich Tausende und abertausende von der sausenden und rasselnden Lokomo tive hinausbringen aus dem Dunst der Stadt in die Sommerfrische, an die See und ins Gebirge. Wie viele von ihnen mögen wohl einigermaßen richtige Vorstellung davon haben, was solch ein Zug kostet? Nun unter einem halben Milliönchen wird man ihn kaum haben können. Ein sogenannter Luruszug oder ein Orient-Erpreß kommt natürlich noch bedeutend teurer zu stehen. Eine Lokomo tive samt ihrem Tender ist kaum unter 50000 M. her- zustellen, ein Wagen, der erste und zweite Klasse enthält, wird ebenso teuer, ein solcher erster Klasse allein noch teurer sein. Die anderen Pastagierwagen kann man schon mit 40000 Mk. bekommen, den Gepäckwagen für 10000 Mark und den Dienstwagen der Post für etwa 15000 Mark. Haben wir nun einen mittleren Personenzug, dann kann man sich die halbe Million bequem zusammenzählen. Seifersdorf. Ein sehr bedauerlicher Unfall ereignete sich am Freitag gegen Abend. Der Knecht des Guts besitzers Pfützner wollte einen izum Glück leeren Wagen talwärts lenken und hatte dazu die Magd an das Schlrif- zeug gestellt, jedoch anstatt anzuschleifen, dreht selbige ab, wodurch der Knecht die Gewalt über den Wagen verloren hat und dieser ist denselben über die Brust gefahren. Die entstandenen Verletzungen waren so schwer, daß er den, Krankenhause übergeben werden soll. — Um wegen eines Unwohlseins einen Arzt aufzu- suchen, begab sich am Sonnabend der Wirtschaftsbesitzer Tittel von hier nach Rabenau. In der Behausung des Arztes angekommen, ist Tittel umgefallen und am Herz schlag verschieden, noch ehe er den Arzt sprechen konnte. — Ein unheimliches Regenwetter überzog die Gegend vom Sonnabend bis Sonntag früh. Es regnete, was nur des Himmels Schleusen senden konnten, so daß die Weißeritz am Sonntag früh zu einem reißenden Strome angewachsen war, viel Lehmerde und Holzteile mit sich führend. Man vermutete schon eine ähnliche Katastrophe wie gerade vor 10 Jahren erleben zu müssen. Zum Glück ließ aber am Vormittag der Regen nach und bald machte sich ein Sinken des hohen Wasserstands bemerkbar. Hennersdorf. Vorigen Sonntag fand hier unter Leitung des Herrn Königl. Kammermusikus Teuchert ein Konzert mit Theater von einem Dresdner Künstler-En semble statt, das allseitig großen Beifall fand. Nach einem Prolog, gesprochen von Frl. Hanna Witt, sang Frl. Toni Witt 2 Lieder mit prächtiger Stimme und vorzüglichstem