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_ DK ,W»G«ritz-Ztttu«g- erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsrreAusträger nehmen Bestellungen an. UHttitz-Mlung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserat« werden mit 1 Pfg-, solch« au» unserer Amtshauptmannschaft mit 12 Pfg. die Spaltzelle oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespalten« Zelle 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. Eingesandt, im redaktionellen Teile, die SpaNenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zn Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchaftlicher Monats-Beilage. Kür die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Versnlworllicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Irhnr in Dippoldiswalde. Nr. 79. Dienstag, den „ knvülsg MN«! «len 12. un«1 18» Juli «I. I-, werden die Geschäftsräume der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft ge reinigt. An diesen Tagen werden nur dringende Geschäfte erledigt. 834 ä. Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 3. Juli 1907. Mannschaften -er Reserve und Landwehr l. Aufgebots aller Waffen, welche gesonnen sind, sich zum freiw. Dienst in der Schutztruppe für Süd-West- Afrika für die Zeit bis 30. September 1909 zu verpflichten, haben sich bis 10. Juli 1907 bezw. 6. August 1907 beim Hauptmeldeamt des Bezirks-Kommandos Pirna zu melden. Den sich meldenden Leuten wird empfohlen, ihre gegenwärtige Stellung erst dann zu kündigen, wenn sie durch das Bezirks-Kommando die Gewißheit haben, daß sie auch wirklich zur Einstellung gelangen. Die vorherige Untersuchung auf Tropendienstfähigkeit ist erwünscht und wird die selbe bei den sich persönlich meldenden Mannschaften veranlaßt werden. Reisekosten können jedoch nicht vergütet werden. welche unter Umständen den ehemaligen Schutztruppen-Angehörigen, die nach Ablauf ihrer Dienstverpflichtung bei der Schutztruppe behufs Ansiedelung im Schutzgebiet ver bleiben, gewährt werden können. I. den ausgeschiedenen Schutztruppen - Angehörigen wird, falls sie auf Heimbe förderung verzichten und sich verpflichten, als Ansiedler im Lande zu bleiben, das Heimreisegeld als Ansiedelungsbeihilfe gezahlt. 9. Juli 1907. 73. Jahrgang. Hl I 2. Ausgeschiedene Schutztruppen-Angehörige werden beim Kaufe von Regierungs land hinsichtlich des Preises bevorzugt, wenn sie ein eigenes Vermögen von mindestens 2000 M. nachweisen können. 3. Diejenigen ausgedienten Schutztruppen-Angehörigen, welche auf eigener Farm wohnen, können ein unverzinsliches Darlehen bis zum Höchstbetrag von 6000 M. bewilligt erhalten und finden hierbei gegenüber anderen Bewerbern in erster Linie Berücksichtigung. Auf diese Vergünstigungen besteht ein rechtsverbindlicher Anspruch nicht, llüniglivlies SvLie1««l«oininsn«I« Pinns. Holzversteigerung, MWmÄorftr Revier. Kunath's Gasthaus „zum Bad" in Rabenau, Montag, den 15. Juli 1907, oorm. 10 Ahr: 37 h. u. 191 w. Stämme, 224 h. u. 709 w. Klötzer, 250 w. Derb- u. 3420 w. Reisstangen, l1,s rm w Nutzknüppel, 7 rm h. u. w. Brennscheite, 16 rm h. u. w. Brennknüppel, 2,s rm h. Zacken, 42 rm h. u. w. Äste, 27,90 Wllhdrt. w. Brennreistg; Abt. 74, 75, 81, 87, 93, 94, 95, 97, 98, 99 u. 104 (Poisen, Forst, Buch- wald, Rabenauer Grund u. Vorholz); Gasthaus „zur Heidemühle" in Wendisch» carsdorf, Mittwoch, den 17. Juli 1907, vorm. 10 Ahr: 65 h. Stämme, 597 w. Klötzer, 15 w. Derbstangen, 6,s rm w. Nutzknüppel, 16 rm w. Brennscheite, 36,s rm h. u. w. Bremtknüppel, 3 rm w. Zacken, 33,5 rm w. Äste. 22,40 Wllhdrt. w. Brenn» reisig, 216,s rm w. Stöcke; Abt. 24, 30, 41, 44, 55 u. 56 (Dippoldiswalder Heide). Kgl. Forstrevierverwaltung Wendifchcarsdorf u. Kgl. Forstrentamt Tharandt. Parlamentarische Regierungsmehrheit oder Revolution in Rußland. Obwohl es in Rußland schon seit zwei Jahren wie in einem Vulkane gährt und kocht und gelegentlich auch feuerspeiende Ausbrüche erfolgen, so haben doch die Dinge im russischen Reiche bekanntlich zu keiner großen Revolu tion geführt, und eine in den Mantel der Reform ge hüllte Reaktion im alten russischen Fahrwasser hat eigent lich das Feld behauptet. Die russische Volksvertretung in der Duma ist dabei teils wegen ihrer großen Parteizer- splitterung, teils aber auch wegen eines Verkennens ihrer parlamentarischen Aufgaben zu einer Null geworden, sie hat auf die Gesetzgebung in Rußland bisher nicht den ge- r ngsten Einfluß zu über vermocht, und außerdem scheut sich die russische Regierung in keiner Weise, die Duma nach Hause zu schicken und die verfassungsmäßigen Rechte der Russen noch insofern einzuschränken, daß sie erklärt, daß radikale und revolutionäre Abgeordnete überhaupt nicht in die Duma gewählt werden dürfen. Eigentlich ging der Sinn der russischen Regierung sogar dahin, die sozialdemokratischen Mitglieder der Duma ins Gefängnis zu stecken und dann nach Sibirien zu verbannen. Von dieser seltsamen Art der Behandlung der parlamentarischen Freiheit scheint aber die russische Regierung doch noch abgekommen zu sein. Es wird nun in russischen Regie- rungskrcisen und in den rechtsstehenden Parteien offenbar der Versuch gemacht, in der neuzuwählenden Duma eine regierungsfreundliche Mehrheit dadurch zu erreichen, daß man den sogenannten Oktoberverband mit der Partei der Kadetten künftig zu versöhnen oder gar zu verschmelzen versucht. Dieser Plan beweist aber, mit welcher politischen Blindheit in Rußland die parlamentarischen Angelegen heiten und die politische Freiheit überhaupt behandelt wird. Die Anhänger des Oktoberoerbandes sind in den Augen der Kadettenführer Reaktionäre und vertreten in der Duma allrussische reaktionäre Regierungsgrundsätze. Die Partei der Kadetten nennt sich dagtgen die Partei der Volksfrei- heil, die sich die Verwirklichung der bürgerlichen Gleich berechtigung und die Einführung notwendiger sozialer Reformen in Rußland, zumal die Durchführung der dringend nötigen Bodenreform, zur Aufgabe gestellt hat. Da nun das neue Wahlgesetz, nach welchem die Duma zum dritten Male gewählt werden soll, die Parteien der Linken wesentlich einzuschränken trachtet, so hat die Kadettenpartei keine Hoffnung, ihr Reformprogramm in der neugewählten Duma irgendwie gefördert zu sehen. Wenn daher der Oktoberverband der Kadettenpartei keine bindenden Zusagen macht, daß auch er für die bürger liche und sozial« Gleichberechtigung und für die Boden reform in Rußland «intreten will, so ist das Ansinnen des Oktoberverbandes, sich mit der Kadettenpartei verbinden zu wollen, eine echt russische Dummdreistigkeit. Es sind daher auch schon Stimmen laut geworden, daß die Kadettenpartei - das Ansinnen des Oktoberverbandes zur Verschmelzung in eine neue große parlamentarische Partei zurückweisen wird. Zum Verständnis der Lage in Ruß land sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß die liberale Kadettenpartei nicht zu den revolu ionären Parteien in Ruhland gehört, sondern mit dem Zaren und seinen über die Lage der Dinge gehörig aufgeklärten Ratgebern Ruß land in die Bahnen vernünftiger Reformen bringen will In der Opposition hatten aber die Kadetten bisher mit den Radikalen und Revolutionären in der russischen Duma die Mehrheit und bei der Hartnäckigkeit der russischen Parieimänner und der List und Tücke der schleichenden Revolution dürfte auch diese Oppositionsmehrheit wiederum in die neugewählte russische Duma einziehen und die Dinge einer großen politischen Revolution zutreiben, wenn es der Schreckensherrschaft der russischen Regierung nicht gelingt, eine gesügige Mehrheit in der neuen Duma zu gewinnen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wegen Raummangel können wir einen längeren Bericht über die Hauptkonferenz der Lehrer schaft des hiesigen Jnspektionsbezirks erst in nächster Nummer bringen. — Schützenfeste und Vogelschießen. „In Ge birg' und Klüften herrscht der Schütze frei", so mag wohl mancher denken, der kühnen Mutes mit dem ganzen Siegesbewußtsein zum Schützenfeste eilt, wo auf hoher Stange ein Vogel zum Treffen lockt. Mit Eifer wird ge zielt, wer für besonders geübt gelten möchte, kneift das linke Auge zu und blinzelt zum Adler in die Höhe empor, dann legt er bedächtig an und schießt. Aber wieviele Löcher kommen in die Lust, statt in die hölzerne Figur dort oben und wem der Meisterschuß gelungen ist, der darf stolz sein. Allgemeines Händeschütteln, halb aner kennende, halb neidische Blick« seitens der Schützenbrüder belohnen sein« Tat und meistens darf er außer dem Ruhm auch noch etwas Substanzielleres nach Hause tragen: eine fette Gans, ein Fäßchen Bier oder sonst etwas Schönes. Daß die Schützenfeste schon alt sind, geht daraus hervor, daß sie schon in den Chroniken des Mittelalters erwähnt werden. Das Vogelschießen damals war allerdings nichts anderes als das Schleudern eines Bolzens nach der Spitze. Man hatte meistens einen Hahn gewählt, vielfach richtete man die Stange in einem Baume aus, weshalb der Name „Vogelslinde" gebräuchlich war. Früher begannen alle Schützenfeste in der Kirche, der Pfarrer zog dann mit auf den Platz und unter dem Absingen des ambrosianischen Lobgesanges wurde der erste Schuß getan. Daß es sich hier nicht bloß um die Schießfertigke t handelte, sondern die ganze Sache auch eine tiefere Bedeutung hatte, läßt sich leicht aus der Beteiligung d«r Priester ermessen. Das Abschieben de« Bogels wurde nämlich zugleich als ein Sinnbild betrachtet, das den Sturz des Heidentums allegorisch oarstellte. Jetzt haben die Feste ihren Sinn verloren und gelten nur noch als lustige Tage, an denen nach vollbrachter „Arbeit" Scherz und Tanz der Schützen brüder warten, nicht zu vergessen nach den Anstrengungen ein wohlbereitetes Mahl und etwas gegen den Durst. Letzterem Mittel sprechen allerdings, wie Fama aus plaudert, manche Herren so sehr zu, daß sie nachher beim Nachhauseweg nicht einmal mehr das Schlüsselloch in ihrer eigenen Haustür tressen sollen, selbst wen« sie vorher den „Königsschuß" getan haben. Ja, so schwindet die Herr lichkeit der Welt! Wer aber diesmal nicht Sieger geworden ist, der lasse den Mut nicht sinken, vielleicht blüht ihm dar nächste Mal das Glück, das heute einem anderen ge lächelt hat. Kipsdorf. Von der Fremdenliste für die Höhenluft- kurorte Kipsdorf, Bärenfels und Bärenburg ist Nr. 3 er schienen und weist dieselbe auf die Zeit vom 18. Juni bis 3. Juli 1907 an angekommenen Sommergästen 283 Parteien mit 464 Personen und 272 Passanten nach. Die Gesamtfrequenz beträgt bis zum 18. Juli (einschließ lich der Wintergäste 964 Parteien mit 1598 Gästen und 926 Passanten. Dresden. Der König gedenkt sich demnächst mit seinen Kindern auf einige Wochen nach Norderney zu be geben. Während die Abreise der Kinder bereits auf den 12. Juli festgesetzt ist, wird sich der König erst am 20. Juli nach dorthin begcken. Der Aufenthalt in genanntem Seebade, wo in den sogen. Bremerhäusern Aufenthalt ge nommen wird, soll bis 5. oder 6. August währen. Dresden. Das neue Wahlgesetz enthält 48 Para graphen. Die Abgeordneten werden auf sechs Jahre ge- wählt. Nach Ablauf der sechs Jahre wird die Kammer neu gewählt. Die amthauptmannschaftlichen Bezirksver- bände, sowie die Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen und Zwickau bilden je einen besonderen Wahlkreis. In den amtshauptmannschaftlichen Verbänden wird die Wahl durch die Bezirksversammlungen vollzogen. In Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen und Zwickau wird die Wahl in einer gemeinschaftlichen Sitzung des Stadtrates und der Stadtverordneten vorgenommen. Die Städte Dresden und Leipzig werden je 3, in Chemnitz und in den Amtshaupt mannschaften Chemnitz, Zwickau und Pirna werden je 2, in den übrigen Amtshauptmannschaften, sowie in den Städten Plauen und Zwickau wird je 1 Abgeordneter ge wählt. Für die Wahl der Abgeordneten gilt die absolute Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen. Bei der Verhältniswahl bilden jeder amtshauptmannschaftliche Be zirk und die Bezirke der Städte Plauen und Zwickau je 1 Wahlkreis, in den Städten Dresden und Leipzig s nd je 5, in Chemnitz sind 3 Wahlkreise zu bilden Dresden. Der Steuerzuschlag bleibt! Mit dem Ende des Jahres 1907 läuft bekanntlich die Frist ab, für welche seinerzeit der Sächsische Landtag die Erhebung eines 25prozentigen Zuschlages zur sächsischen Staatseinkommen steuer beschlossen hat. In der Presse ist nun bereits mehr fach die Frage erörtert worden, ob es in Zukunft möglich sein wird, diesen 25prozentigen Steuerzuschlag in Wegfall zu bringen oder nicht. Auch in den Kreisen der Mit glieder der Zweiten Kammer ist diese Frage schon viel fach erwogen morden, und es bestand hier wenig Ge-