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Dresdner Journal : 16.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187407160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-16
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 16.07.1874
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^1«2 Donnerstag, den tS. IM, 1874 ^do»nem»utipr»>,r läkrtivt»:. . . . s 1 Ulr. I tritt Lo»t^ noll HjLürllvd: 1 Iklr. lü X^r i gt«ll>p8lru»cbl»8 kioru. lculrvlosXuwmvru; 1 Xjsr. f lumratenprel»«: ^ür lleu viasr Lt-titrell«: 2 X^r. 0vt«r,,8>u^8»»llüt' clie 2«ilv: b X^r. Lr«cde!neiir tL^licü mit Lu«n»kw« äsr 8onv- uoä keiert^xe, ^iEnä» tür ü«v tol^uüso 1'»8 !.«Ip«E: Fr. /trancidtrtter, 6vouoiii«oi»kr 6« ' Ereockner ^ourn»I»; eb«n6»» : /"'«Arn'?'«,, u L ^'re^rr,- kUuvdarU-Urrlt». V>,»-N«tp»t,-s»,«I Ur»iI«o-7r»»^tLrt« » :4/aa,r^ri^ ^A?rr, L«rli» kart »H, -Hüacksat ^ko«»r, L«rUa /t Nrtrrttr^rr, /nrak,llrntkan4, ^1/drrr^t, Sr«w«o: L Lc^lottr, »r«, l»a: üüreau; edsmail,: Fr. bo,At ^raa>-- tart» ».: F i/<irArr'«t>eu. 0. Lrrrmann »cd« öuLkb^ vörtitr: /nv l) , Saaaorar: §c^««»ter,' karii : /karai, Fo^tte, Luttirr t'o., Stuttgart t -t ^'o., Xüllü ^„nmirrn-Nüreai«, Visa: OiPr/it. u rr»u«x«derr NSnisl. k^ iptilitio» «1«:» iiresttner Journal», Cre^llvu, ^l:trjxu2vtIt«-n^»E Xv. 1. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Außercoutssetzung der Zweiguldenstücke füd- , oeulscher Nahrung betreffend,! 4LLc^8-Lz: vom 10. Juli 1874. Unter.Bezugnahme auf die unter D nachstehende Bekanntmachung des Herrn Reichskanzlers, die Außer- courssetzung der Zweiauldenstücke süddeutscher Währung betreffend vom 2. Juli 1874, wird hiermit zur öffent- tichen Kenntniß gebracht, daß dergleichen Münzen, so weit überhaupt zeither deren Annahme bei Staatscassen nachgelassen war, vom l. September 1874 an bei denselben nicht weiter in Zahlung genommen werden dürfen. Dresden, am 10. Juli 1874. Flnanz - Ministerium. von Krirsen. v. Brück. Btkannlmachung, betreffend die Außercourssetzung der Zweigulden- stucke süddeutscher Wahrung, vom 2. Juli 1874. Auf Grund des tz 8 dcs Münzgesetzes vom 0. Juli 1873 (Reichsgesetzbl. S. 233) hat der Bundesrath die nachstehenden Bestimmungen getroffen. tz l. Bom I. September 1874 ab gelten die Zwei- guldenstücke süddeutscher Währung nicht ferner als ge setzliches Zahlungsmittel. Es ist daher vom 1. September 1874 ab außer den urit der Einlösung beauftragten Kassen Niemand ver pflichtet, diese Münzen in Zahlung zu nehmen. 8 2. Die im Umlauf befindlichen Zweiguldenstücke süddeutscher Währung werden in den Monaten Septem der, Oktober, 'November und Tecember 1874 von den durch die Landes-Centralbehörden zu bezeichnenden Kassen derjenigen Bundesstaaten, welche diese Münzen geprägt haben, bezw. ui deren Gebiet dieselben gesetzliches Zahlungsmittel sind, zu ihrem gesetzlichen Werthe für Rechnung des Deutschen Reichs sowohl in Zahlung ge nommen, als auch gegen Reichs- bezw. Landesmünzen um- gewechsrlt. 'Nach dem 31. Decembrr 1874 werden die Zwei guldenstücke süddeutscher Währung auch von diesen Kassen weder in Zahlung noch zur Umwechselung an- gkckkMNbn. ' ' " " —— 8 3. Die Verpflichtung zur Annahme und zum Um tausch (tz 2) findet auf durchlöcherte und anders als durch den gewöhnlichen Umlauf im Gewicht verringerte, ingleichen auf verfälschte Münzstücke keine Anwendung. Berlin, den 2. Juli 1874. Der Reichskanzler. In Vertretung: Delbrück. 1-UÜMMMÜM LyetU Telegraphische Nachrichten. Kissingen, Dienstag, 14. Juli, Abends. (Tel. d. reson. Jvuru.) Ler gestern in Schweinfurt ver haftete, der Mitschuld an dem Attentat aus den Kürsten Bismarck verdächtige katholische Priester Hauthaler aus Tirol »st heute Abend in die hiesige Krohnvestr eiugeliesert worden. (Vgl. die ausführ lichen Mtttheilungen über bas Attentat aus den Reichs kanzler unter „Lagesgeschichte".) Bissingen, Mittwoch, 1s. Zuli, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Durch weitere Erhebungen ist„festgestelit, daß der Attentäter Kullmann gegen Pfingsten 14 Tage lang in Betlin verweilt hat, um einen Mordanschlag gegen den Kürsten Bis marck auszusühren. Kissingru, Mittwoch, IS. Zuli, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) lieber das Befinden dev Reichskanzler» Kürsten Bismarck verlautet von competenter Seite, es habe fich herausgestellt, baß bei der Behandlung der verletzten Stelle der rech ten Hand mit Ei» keinerlei Rachtheile für den Patienten zu befurchten seien, und e» wird daher diese Behandluugvweise fortgesetzt. Dir Entzün dung vermindert sich uuter derselben rascher, al» zu erwarten staud. Da» Allgemeinbefinden de» Kürsten ist befriedigend. Braunschweig, Mittwoch, 1s. Zuli, Mor gens. (Del. b. Dresdn. Journ.) Eine herzogl. Ler- orduung verfügt, daß d»e Rcichvmarkrecynuug im Herzoglhum Braunschweig am 1. Januar 187s ringefuhrt wird. Zschl, Dienstag, 14. Zuli, Abends 1V Uhr. (Eorr.-Bur.) Nachdem heute Nachmittag !»3 Uhr der Kaiser Wilhelm in Begleitung des Kaiser» Kranz Joseph hier eiugelrossen (vgl. die „Lages- gejchichte" umer Berlin) und oie Hvstafel vorüber war, wurde ein Ausflug unternommen, an wel- chem sich auch die Kaiserin betheiliglr. AbendS 10 uhr kehrten die allerhöchste» Herrschaften von Hallstadt zuruck. Die Rundfahrt am See wurde bi» Obertraun ausgedehnt. Lor dem Hotel zur „Kaiserin Elisabeth" spielt MtUtarmufit. Auf den umliegenden Bergspitzen brninen Kreudenfeuer. Die fremde und einheimische Bevölkerung ist al lenthalben in Bewegung, doch herrscht überall große Ordnung. Karlowitz, Dienstag, 14. Juli, AbendS. (Eorr.-Bur.) Der serbische Kirchencongreß wurde heute nach Durchführung der Lerificirung »arbeiten als constituirt erklärt. Versailles, Dienstag, 14. Juli, AbendS. (Tel. d. Dresbn. Journ.) Die Nationalversammlung hat in ihrer heutigen Sitzung die vom Leputtriru Joubert branlragie und von der Budgereommissiou nach vorgängiger Lerständlgung mit dem Kinauz- mimfirr empfohlene Besteuerung des Salze» in geheimer Abstimmung mit 302 gegen 2s6 Stim me» abgelrhnt. Ob der Kiuauzmlnistrr Magne deshalb zurucktreten wird, ist noch unbekannt. In der Budgetcommisfion ist orr Antrag Jou- veuel, die Oproccutige Autrihe (Morgan) zuruckzu- ^hleu.ubuelLhut ^Santander, (Tel. d. DrcSdn. Je . Oberbefehlshabers der republikanischen Nvrdarmer, Generals Zabala, befindet sich noch in Logroiiv. Ler General Mvrionev hat sich infolge der unter feinen Truppen ausgebrocheneu Krankheiten mehr gegen den Ebrostuß zurnckgezogrn. Die Wieder aufnahme der Operationen ist vor 3 Wocyen un möglich. Der Earlistische Generalstab und das Hauptcorps der Earlislen sind in der Provinz Bivcaya eingerückt. Die Schifffahrt auf dem Nervionslnffe ist durch die Earlisten ernstlich de- orodt. Kopenhagen, Dienstag, 14. Juli, Nach mittags. (W.T.B) Wie officirll gemeldet wird, »st das neue Ministerium (vergl. unter „Lagesgeichlchle") folgendermupen zusammengesetzt: Konnedbecy, Mi- nlsterprasldrnt und Klnauzmtnister; Baron Ro- senörn-Behn, Minister der auswärtigen Angele genheiten; Grneraidirector Tobrefen, Minister des Znnern; Allein, Zustlzm,Ulster; Evmmandeur Rarn, Marine und interimistischerKrirgsminister; Etats- rath Worfaac, Unterrichlvminister. Ncw-Kivrk, Mittwoch, ls. Juli. (Tel. des Dresdn. Journ., Kabcltelcgramm.) In E hicago ist gestern Nachmittag s Uhr ru c große Krurrsviunst ausgrbroaen, welche bisher ubrr vier Slraßrn- viertel sich ausgedehnt hat. Das Keurr entstand an dem Kreuzpunkte der zwölften und der Har- risonstratze, behrte fich dis zur Kakestraße aus und zerstörte u. A. dir Baptistrnkirchr, die Post und vier Hotels; viele Hauser wurden er- solglos gesprengt. Um 10 Uhr Abends griff das Keuer unwiderstehlich um fich, und man befürchtet, daß fich dasselbe bis zum Kluffe, sowie bis an das Ufer drS Michigansees ausdehnen wird. Cagesgejchichte. * Berlin, 14. Juli. Se. Majestät der Kaiser, über dessen Zusammenkunft mit dem Könige von Bayern wir ausführlich unter München berichten, hat sich, tele graphischer Meloung zufolge, heule Vormittag 11 Uhr in einer sechsspännigen Hvfequipage von Salzburg nach Ischl begeben, bei der Abfahrt von der Bevölkerung und den zahlreich anwesenden Kremden mit lauten Kund gebungen begrufzt. Nachmittags -3 Uhr traf Se. Ma jestät m Begleitung des Kaisers Kranz Joseph, welcher in preußischer Uniform seinem erlauchten Gaste vis Strobel entgegengefahren war, in Ischl ein. Der Kron prinz Rudolph, ebenfalls in preußischer Uniform, empfing mit dem Obcrslhofmeister Kürsten Hohenlohe und dem Obersthofmeister der Kaiserin, Kreiherrn v. 'Nopcsa, die beiden Kaiser im Hotel zur „Kaiserin Elisabeth", das mit Blumen und Kähnen geschmückt war. Der Kaiser Kranz Joseph und der Kronprinz geleiteten den Kaiser Wilhelm so dann in die für ihn bestimmten AppartemelitS, wo der Graf und die Gräfin v. Wimpffen denselben begrüßten. . Eine außerordentlich zahlreiche Volksmenge harrte M mehreren Stunden in der Umgebung des Kötels und den an grenzenden Straßen der Ankunft ver Monarchen und empfing dieselben mit enthusiastischen Kundgebungen. — Die 'Nachricht von dem elenden Streich gegen das lieben des Kürsten Bismarck bewegt in hoycm Grade die hauptstädtische Bevölkerung und bildet unter der innigsten Lheilnahme für das Wohl und Wehe desselben fast aus schließlich das Gespräch. Die Zeitungen wurden den Botenfrauen nnd Verkäufen» mit Hast avgenommen und gingen in den Restaurationen von Hand zu Haud. Die Zahl der gestern blS 7 Uhr Abends auf der Haupt- tclegraphenstation aufgegebrnen Telegramme war, wie öle „Sp. Ztg." berichtet, schon so bedeutend, daß heule Berlin wohl nur mit Kissingen sprechen wird. Ver schiedene öffentliche Locale waren festlich erleuchtet. Magistrat und Stadtverordnete werden in elnrr zum morgenden Tag anberaumten Sitzung über em Beglückwünschungsjchrelden an den Reichskanzler berathen. Aus anderen deutschen Orten treffen eben falls schon Meldungen von zahlreichen Glückwünschen ein, die an den Kürsten von selten städtischer Eorpora- tionen, sowie verschiedener Vereine und Privatpersonen gerichtet worden find. Ueber das Attentat selbst und die dem Reichskanzler in Kiffingen dargebrachten Ova tionen bringen wir nähere Details unter München. — Eine aus lrms datirte kaiserliche Verordnung, welche nist dem l. Octobcr d. I. in Kraft treten soll, hebt das Metzer Handelsgericht auf und bestimmt, daß dessen Gerichtsbarkeit bis auf Weiteres vom dortigen Landge richte ausgeübt werde; gegen das aus dazu erwählten Kaufleuten bestehende Handelsgericht waren in letzter Zeit mannichfache Beschwerden laut geworden. — Das Staats Ministerium trat heute unter dem Vorsitze des Vicrpräjidenten Kinanzmlnlsters Camphausen, zu einer Sitzung zusammen; während der bevorstehenden mehrwöchenlttchen Urlaubsreife des ('ctztcrcn wird, ein- lretendcn Kalles, der Miuistcr des Innern Graf Eulen burg den Vorsitz im Slaalsministcrium führen. — Wie die „D. R.-E." unttheilt, sind dw Provinzialbehörocn veranlaßt worden, den an verschiedenen Orten gegrün deten Krauen- und Mädchcnunterstützungsver- einen eine größere Aufmerksamkeit als bisher zuzu- wendcn, da, wie fich herauSgcslcUt, diese Vereine unter dem Aushängeschild: „Nothlcibendcn zu Hilfe zu kom men", sich saft ausschließlich mit Politik beschäftigen, nach tz 3 des Vereinsgesrtzrs aber Kraucnspersvncn ienslag, 14. Juli, Abends. .) Da» Hauptquartier deü nicht Mitglieder eines Vereins sein dürfen, in dessen Versammlungen politische Gegenstände erörtert werden. Bonn, 13. Juli. (K. Vlks.-Ztg.) Das kgl. üanb- gencht sprach heute Morgen in zweiter Instanz drei Geschäftsführer des Mainzer Katholitenvereins von der Beschuldigung, politische Vereine ohne Beobach tung der Vorschriften des Gesetzes gegründet zu Haden, gegenüber dem Recurse der Staatsanwaltschaft srei. München, 13. Juli. Ueber die Zusammenkunft des Deutschen Kaisers mit dem Könige Ludwig gehen der „AUg. Ztg." nachstehende Mittyellungen zu: Die gegenseitige Begrüßung der beiden Majestäten m Kaufering war eine sehr herzliche. Nach derselben be stieg auf die Einladung des Königs Ludwig der Deutsche Kaiser den bayrischen Kömgsprachtzug, der um '»4 Uhr in der reich mit Blumen und Govelins, Kähnen und Wappen geschmückten Elnstelghalle hier eintraf. Der Zug wurde erwartet von sammtlichen Mitgliedern der königlichen Kamille, dem Overstceremonienmeister Grafen v. Moy, den Ministern des Aeustern und des Krieges, dem Regierungspräsidenten, dem Stadtcommandamen und dem Pottzeidirector. 'Nach kurzer Vorstellung ln den, eigens hcrgerichtetcn, geschmackooll decorinen Em pfangssalon führte der Kaiser die Prinzessin Gisela, der König die Prinzessin Therese zur Kamilientafel m den Königssalon, der mit Rosen, Guirlanoen und Lorbeer- kränzen, der Namenschiffre des Kaisers und der Kaiser krone aus frischen Alpenrosen verziert war. Während der Tafel, die aus 10 Gedecken Vestano, spielte die Musik des 1. Infanterieregiments. Im anstoßenden Saale war die MarschallStafel mit 30 Gedeckelt, m einem Sa lon gegenüber »le Grh.-RathStafel. Sowohl bei der An kunst, als auch bei der Abfahrt um o Uhr wurden die beiden Kürsten von den zahlreichen Anwesenden mit den lebhaftesten Hochrufen begrüßt. König Ludwig begleitete den Deutschen Kaiser dann bis Zorneding und begab sich von do« nach Schloß Hohenschwangau zurück. Während der Kaiser noch in München bet der Lasel weilte, war von Kljsingen dir telegraphische Nachricht von dem ruchlosen Attentat auf den Reichskanzler ein-, getroffen, und zwar durch ein Telegramm deS Kürsten Bismarck an den Kaiser, und verbreitete selbstverständ lich nicht geringen Schrecken. Es war indessen alsbald die weitere 'Nachricht angelangt, daß die Verwundung des Kanzlers an der rechten Hand keine bedeutende und der Kürst bereits wieder ausgefayren ist. Sowohl der Kaiser, als auch unser König liegen sofort auf telegra phischem Wege Erkundigungen über das Befinden des Reichskanzlers einholen. j'Auch der König und die Kö nigin von Württemberg haben dem Kürsten BiSmarck telegraphisch ihre aufrichtige Kreude über seine Errettung aus der drohenden Lebensgefahr ausgesprochen.) — Aus Kisfingen liegen uns heute über daS ruchlose Attentat auf den Kürsten Bismarck zahl reiche Miltheilungen vor, deren wesentlichen Inhalt wir im Nachstehenden wiedergcbcn. Eine Kissinger Eorre spondenz der „Nat.-Ztg." glebt du fvlgenoe Schilderung der örtlichen Verhältnisse: Der Reichskanzler hat auf dem jenseuigen Ufer der Saale in dem zu rechter Hand der Brücke über dieselbe belegenen Hause des ttr. L iruff Wohuung geuommen. Der Brücke zunächst befindet sich eine Restauration voi» Braun, ein Garten, in dem zur Mittagsstunde eilt zahlreiches Publicum zu speisen pflegt; daran schließt fich ein Hotel-garni, das demselben Be sitzer gehört. 'Neben diesem liegt das Haus des lir. Liruff, vcsseu erste Etage Kürst Bismarck bewohnt. Auf der andern Seite des Dirufs'schen Hauses befindet sich gleichfalls ein Hotel-garni (von Holzmann), da» zu Mittag von Gästen zahlreich besucht wird. So ist der Ort deS Attentats um dir Mittagszeit stark belebt, und da der Kanzler uni diese Zeit sich zu Wagen nach der Saline zu begeben pflegt, findet sich jetzt regelmäßig so gar ein außergewöhnlich großes Publicum ein, um den berühmten, vielverehnen Mann zu sehen. So war auch am 13. d. (Moutag) eiu zahlreiches Publicum vcrsam melt, als Kürst Bismarck um 'L2 Uhr au der Südseite des Diruff'scheu Garteus den kömgl. Wagen bestieg, Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. Literarische Revue. Ausländische Literatur. (Schluß aus Nr. IVI.) In ethnographischer nnd archäologischer Beziehung wird eilt neues englisches Werl das lebhafteste Interesse der deutschen Gelehrten erwecken. Cs ist „btiumun U»inm«1>^ 1t>u»r '1«^lu>. Ift. A. .Vla<- luilluu L ( o. D,e Etrusker, dieses Volk, welches unS soviel Kunstüberreste, soviel mcrlwürdige Monumente, aber ebenso viel Sphmx-Rälhsel über seine Abstammung, über sein Wesen, über ferne Bildungsstufe, seine Ge schichte, über sein Verschwinden hinterlassen hat, dieses Volt wird noch lange Zeit den Historiker nicht mintrr lebhast, als den Kunsljreund interessiren. Unendlich viele Hypothesen sind darüber ausgestellt worden, unendlich viele widerlegt, oder wenigstens durch Widerspruch ver worfen. Woher ist dieses Volk gekommen? In welcher Weise hat es sich in Italien entwickelt? Wie begreift man sein Aufgehen in ter eigentlichen italienischen Volks masse vor der Zeit oder zur Zeit der Blüthe Rcm's? Alle diese Kragen sind uns dunkel geblieben und die Antworten, die wir darauf erhielten, haben einen pro blematischen Charakter. Taylor stellt nun wieder etwas ganz Neues auf. Wir wollen uns weder pro noch contra in Bezug auf seine Hypothesen verhalten. Er sagt ganz einfach, die alten Etrusker stammten aus Turan: zunächst vergleicht er den Typus beider Vvlts- stämme soweit er nur von den Etruskern überhaupt be kannt sein kann; er hält diese tlrin von Gestalt, m ihrem Taint sehr kräftig gefärbt, kraus von Haar und hierin findet er mongolische Kingerzeige. Die Aehnlichkcit der alten Etrurien mit den. europäischen Racen scheint ihm minder groß. Auch die Todtcnfeicr bei den Etruskern, und gerade von diesem Acte sind wir turch bildliche TarsteUungen ziemlich ausführlich unterrichtet, nennt der englische Korsckcr einen unbedingten turanischcn Runs. Um diesen näher zu erläutern, giebt das Werk eine an sich schon dantbarc detaillirte Beschreibung der turanischcn Grabstätten und alles Testen, was sich nm diesen Eultus schaart. Nun geht der Autor auch auf den Glauben von eimr Kortefistenz des Geistes in einem tnnsttgrn Leben ein nnd findet auch hier turanischcn Ursprung. Er nennt diesen Glauben einen Zug, der durch die Nähe der Perser und Juden auf uns gekommen sei. Ler Grabhügel ist seiner Meinung nach aus einer Nachbildung des asiatischen Zeltes entstanden. Tie Stcinkrcise um den Grabeshügel entstanden als Nachbildungen jener Gewohnheit, die Thirrhäute der Zclldccken aus der Erde gegen den Sturm fcstzubalten. Aus den Steinlrriscn wurden Mauern — hier find die nordischen Strinzirkel erwähnt, der Ver fasser kommtauf Stonehenge und auf die Begrädniß- stätten der Esttmcs und Lappländer in Grönland. Alle diese Rastonnkmeuts tlrngcn geistreich, wenn auch nicht absolut überzeugend. Bestechlich wirkt ein anderes Be weismittel. Tie Etrusker leiteten nämlich ihre Herkunft von der Mutter ab und nicht vom Vater und dieses er innert allerdings an manche Elemente der Exogamie und Polyandr: e der turanischen Racen. Tiefe Völker forschung kommt eigentlich dahm, den etrurischen Stamm als einen Zweig des großen altaischen zu betrachten und bringt dir Bewohner Sibiriens, dir Türken, die Ungarn — wohl auch den lettisch-stnmichen Stamm ? — >n cinr tzomftienverbintung. In spracht eher Beziehung findet Taylor für diese Theorie auch manchen nicht un wesentlichen Anhalt. Dennoch aber sind diese sprach Uchen Beweisführungen höchst problematischer Natur und entbehren der nothwendigcu Gründlichkeit. Jeden falls hat Taylor einen Weg gewiesen, der mit großer Vorsicht weiter betreten werden wird und vielleicht zu wirtlichen factischen Entdeckungen führt. Es sei hierbei bemerkt, dag über die alten Etrusker schon der interessante gedankenreiche Ethnograph Giova nclli m Trient bei Gelegenheit seiner hislvrischcn Ko» schungen über Tirol und dessen Urbevölkerung merk würdige Ideen ausgestellt hat. Giovanclli war es ausgefallen, daß die Bewohner eines großen Theils von Südtirol, besonders jene Stämme, welche noch das Ladi- nische sprechen, oder es früher gesprochen haben, weder italienischen Ursprungs sein konnten, noch einer aus dem Norden vvrgrdrungcncn Race angehört haben können. Auch Giovanclli hatte ganz besonders in sprachlicher Beziehung, sowie in dem Vergleich zu den etrurischen Alterthümern Prüfungen angestellt und von hier aus wieder einen Blick auf die asiatischen Urbewohner aus dem westlichen Abhänge des Himalayagebirges gemacht. Er kam zu dem Resultat, daß die Bewohner der Me raner Gegend, des Vintschgaus, des Grödncrthals, eini ger Lchweizcrthälrr u. s. w. zu einer Kluthzeit aus Eirurien nach den Alpen vorgcdrungen seien und zu gleich ergab sich als eine allerdings auffallende Merk würdigkeit, daß jetzige Volksstämme am Kuße des Hima laya sich derselben rlgcnthümlichen Ackergeräthschastcn, Gärtner-Instrumente und primitiver Hausgeräthc bedienen, wie sie als ein Euriosum in gewissen Thälern Tirols den Eulturmrnschen ausfallen. Es würde also durch diese Hypothese auch eine asiatische Einwanderung nach Etrurien und ein Writerdrängen von Etrurien nach den Hochthälern Italiens und der südlichen Alpcnkctte angedcutet sein.tzkAuch ftne Korjchun gen Givvanclli's sind nicht zumM Abschluß, nicht zum wistcnschaftlichctt Durchbruch gelangt. Tic englische Rciscliteratur hat an einem Werke Tinne's: „ltu; »Vouckviluuck ol tl>o Aitijiuclv»; ttii,l utlivi üliiitc 1>vk> ul liLVul iu tliu Molkst Ivlicuck ut Xviiluuft." 0^ .1. bü u«8t '1'iunu. Nonclon: 8.>»>st8un l.uvv Li C'u., namhaft gewonnen, denn wenn auch über 'Neuseeland und über die Gegend der heißen Geyfer schon sehr viel geschrieben worden ist (z. B. von Lieutenant Meathe und nicht minder von dem bekannten Trollope), so ist doch das Buch Tinne's durch feine un befangenen Schilderungen und durch die Einfachheit, die darin herrscht, ungemein liebenswürdig. Er bespricht eine Natur und ein Volk, das der Maoris, die beide für uns viel Reiz der Neuheit haben, und die Sitten der Eingcborncn sind naiv und noch weniger wie die vieler anderer Wilden von europäischen oder amerikani. scheu Einflüssen verdorben. Die Luftspiegelungen in jenem Lande müssen wuncerbar rein und klar sein und das Klima durchschnittlich so gesund, daß sich der Aus länder sogar Strapazen auferlegen darf, die er zu Hause nicht vertragen könnte. Tie vulcanische 'Natur der Insel scheint durchaus nicht mehr jene Urkraft zu besitzen, als zur Zeit ihrer Entdeckung. Es bereitet fich eine ruhige Epoche vor, welche zum Anbau geeignet ist. Wären tue heißen Geyscr bei uns in Europa, so würde sich ihrer die Industrie zu den glänzendsten Sprculationcn bemäch tigen können. Dott entquillt das kochende Wasser dem Schacht der Berge nur um sich unbenutzt wieder abzu kühlen und Pfade und Wege für den Reisenden einst weilen unsicher zu machen. O. B.
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