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' E -' Inserate werden mit 12 Pfg., solche aus unserer WZM UHW Pfg. Einzelne Nummern tM M .mt entsprechendem Auf- 10 Pfg. - Alle Postan- I d d . schlag-, Eingesandt, im LüsLLSÄL Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amts Klatt für die Königliche YmtslMptmamlchafl, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zn Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anlerhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Kür die A.ch.ahme eines Zierats a.. bestimmter Stelle und an bestimmte« Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Johne. - Druck und Verlag von Carl Irhne m Dippoldiswalde. Nr. 67. Dienstag, den 11. Juni 1907. 73. Jahrgang. die bis zum Srlttoa lag« des Monats bewirkt werden, auf den betreffenden Monat noch voll varrlust. Stadtrat Dippoldiswalde, am 4. Jun. 1907. Sparkasse Dippoldiswalde. Bei der Sparkasse Dippoldiswalde werden vvlll 1- «lull ü. Ld alle Einlagen, Die Finanzen des Deutschen Reiches nnd der Bundesstaaten. Das oft in den Kassen des Reiches und der Bundes staaten wiederkehrende Defizit, das Anwachsen der fun dierten Schulden im Reiche und in den größeren Bundes staaten und die noch nicht ganz mit Erfolg gekrönten Be mühungen, durch Finanz- und Steuerreformen die Ein nahmen in einen richtigen Ausklang mit den Ausgaben im Reiche und in den Bundesstaaten zu bringen, haben vielfach zu einer ungünstigen Beurteilung der Finanzen des Deutschen Reiches und der Bundesstaaten geführt. Es kommt dazu, daß die deutschen Staatspapiere gegenüber den Obligationen Englands und Len Rentenbriefen Frank reichs nicht die Fe tigkeit in ihrem Kurse zeigen, welche man sonst von guten Staatspapieren voraussetzt, und daß gerade in den letzten Monaten die deutschen Staatspapiere vielfach einen Kursrückgang von 3—4 Prozent erfahren haben. Allen diesen unerfreulichen Erscheinungen gegen über würde es dennoch ein schiefes Urteil sein, wenn man irgendwie die Lage der deutschen Finanzen als bedenklich bezeichnen würde. Es geht dies schon daraus hervor, daß Deutschland samt den Bundesstaaten, also das Reich als solches und alle Bundessaaten einzeln gerechnet, zu- sammengenommen nicht halb soviel Schulden haben, als etwa Frankreich oder England. Es ist ferner zu berück sichtigen, daß die gesamten Einnahmen im Jahre 1906 im Deutschen Reiche 2571 Millionen Mark und in den Bundesstaaten 4606 Millionen Mark, also zusammen 7177 Millionen Mark betrugen. Die ganzen Ausgaben des Ne.ches und der Bundesstaaten betrugen allerdings 7189 Millionen Mark, es bleibt also ein Defizit von 12 Millionen Mark. Bei den riesigen Einnahmen und Aus gaben im Reiche und in den Bundesstaaten ist jedoch ein Betrag von 12 Millionen Mark nicht mehr als ein Defizit anzusehen, denn er kann einfach durch eine andere Art der Verrechnung und einige Abstriche bet den außerordentlichen Ausgaben gedeckt werden. Eine gewisse Schwierigkeit für die Beurteilung der deutschen Finanzen bieten ja immer die schwankenden Matrikularbeiträge, welche die Bundes staaten zur Bestreitung der Kosten für das deutsche Heer, die Flotte, die Reichseisenbahn und für die Reichsämter in die Reichskasse zu leisten haben. Da aber das Reich für die Bundesstaaten die Zölle und Reichssteuern ein nimmt und diese Einnahmen sehr wohl noch einer Steige rung fähig sind, so werden die Matrikularbeiträge die Bundesstaaten wohl künftig nicht mehr wesentlich be asten. Die Finanzmänner Deutschlands und die meisten Abge ordneten haben ja auch erkannt, daß zum Beispiel durch eine Ausdehnung der Reichserbschastssteuer auf alle Erb schaften über 10000 M. ganz wesentliche Mehreinnahmen gewonnen und die Matrikularbeiträge der Bundesstaaten eine weitere Ermäßigung erfahren können. Zur Be schaffung von neuen Geldmitteln, welche für wertvolle innere Reformen, zumal für Kanalbauten, Hebung der Binnenschiffahrt und Verbesserung der Eisenbahnanlagen verwandt werden möchten, braucht aber auch in Deutsch land mit der Aufnahme entsprechender Staatsanleihen in keiner Weise gezögert zu werden, denn ein Blick auf die Schuldenlast des Reiches und der einzelnen deutschen Bundesstaaten zeigt, daß erstens das Deutsche Reich eine verhältnismäßig geringe Schuldenlast hat, und daß zweitens diejenigen deutschen Bundesstaaten, di« eine verhältnis mäßig sehr hohe Schuldenlast haben, sich dennoch finanziell und wirtschaftlich in sehr guter Lage befinden, weil eben die seinerzeit gemachten sehr großen Anleihen der be treffenden Staaten zu nützlichen Zwecken verwandt worden sind. So hat z. B. Preußen verhältnismäßig dreimal mehr Staatsschulden als Bayern und Sachsen und acht mal mehr Staatsschulden als Württemberg, aber jeder Kenner der Verhältnisse weiß, daß die wirtschaftliche Lage in Preußen im großen und ganzen mindestens ebenso gut, ! ja wenn nicht besser, als in Bayern, Sachsen und Württemberg ist. Woher kommt das? Preußen hat die großen Staatsanleihen vor einigen Jahrzehnten deshalb gemacht, um in den Besitz der großen Eisenbahnlinien zu gelangen, die jetzt alle preußische Staatsbahnen sind und dem preußischen Staate riesige Einnahmen bringm. Aehn- lich liegen auch die Verhältnisse im Großherzogtum Baden. Die meisten Schulden haben aber die drei deutschen Hansastädte, Bremen, Hamburg und Lübeck, weil man dort für die Hafenanlagen und die Verkehrsmittel kolossale Ausgaben gemacht hat, die wiederum den Wohlstand der Hansastädte begründet haben. — Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 8. Juni. Gegenwärtig findet die Austeilung der Zählformulare für die am 12. Juni statt findende dritte deutsche Berufs- und Betriebszählung statt, deren Ausfüllung am 12. Juni vormittags zu erfolgen hat. Die beiden ersten gleichen Zählungen wurden in den Jahren 1882 nnd 1895 unter dem Namen „Berufs- und Gewerbezählung" vorgenommen. In den 12 Jahren seit 1895 sind im Erwerbsleben Deutschlands so große Veränderungen vor sich gegangen, daß die Ergebnisse der Zählung von 1895 den Bedürfnissen der Staatsverwal tung und Gesetzgebung nicht mehr genügen können. Aus diesem Grunde ist durch Reichsgesetz vom 25. März d. I. die bevorstehende neue Berufs- und Betriebszählung an geordnet worden, deren Zweck wieder der ist, dem Staate und den gesetzgebenden Körperschaften ziffernmäßig ge naue Unterlagen über die soziale Gliederung der Bevölke rung und über die Zusammensetzung, Verteilung und Be deutung der verschiedenen Berufsarten und Erwerbstätig keiten zu liefern. Ohne solche würd: vor allen« die ganze soziale Gesetzgebung fast im Dunkeln wandeln. Diese Unterlagen zu schaffen ist aber nur durch unmittelbare Befragung aller selbständigen Einwohner möglich. Ihnen liegt es ob, durch zuverlässige und gewissenhafte Beant wortung der gestellten Fragen zu der Lösung der großen Aufgabe beizutragen, die eine der Grundlagen für die künftigen Maßregeln zur weiteren Hebung der Lebens verhältnisse der Bevölkerung bieten soll. In noch höherem Maße haben die Herren Zähler Gelegenheit, an der Lösung dieser Aufgabe mitzuarbeiten. Zu ihren Obliegen heiten gehört die Ermittelung der zu zählenden Haus haltungen und Betriebe, die Prüfung der ausgefüllten Zählformulare auf ihre Richtigkeit und Vollständigkeit und die Zusammenstellung des Zählergebnisses innerhalb ihres Bezirkes. Bemerkenswert ist, daß in die Haushaltungs- listen nicht etwa nur die erwerbstätigen, sondern alle Personen, auch die nur vorübergehend anwesenden und die Kinder aufzunehmen sind. Denn aus den Zählungs ergebnissen sollen Tabellen aufgestellt werden in der Be rufsstatistik über die in jeder einzelnen Berufsart Erwerbs tätigen, eingeteilt nach dem Geschlecht und ihrer Stellung im Berufe, sowie über deren Angehörige usw , über die zur Invalidenversicherung gehörenden Personen, über die Empfänger von Invaliden- und Unfallrenten und über die Witwen und Waisen. Die gewerbestatistischen Tabellen erstrecken sich über die Zahl der Gewerbebetriebe, eingeteilt nach Größenklassen. Ferner werden ausgezählt die Haus gewerbetreibenden Personen, die offenen Verkaufsstellen, die Zweiggeschäfte, die Benutzung von Motoren und Arbeitsmaschinen, die Unternehmungsform, die Vereinigung technisch verschiedener Betriebe in einem Gesamtbetriebe u. s. w. Die land- und forstwirtschaftliche Berufsstatistik endlich wird Tabellen über die landwirtschaftlichen Be triebe nach Zahl und Größe usw , über die Bestellung des Ackerlandes, den Viehstand, die Benutzung von land wirtschaftlichen Maschinen, die Nebengewerbe der Land wirtschaft, die Weinbaubetriebe und die forstwirtschaftlichen Betriebe bringen. — Am Donnerstag hielt Herr Prokurist Jehne in der Monatsoersammlung des Turnverein Dippoldiswalde einen hochinteressanten Vortrag über eine Reise nach Ober- italien. Im Geiste führte er seine zahlreichen Zuhörer nach den schweizerischen Städten St. Gallen, Zürich, Luzern rc. nach den« so wunderbar gelegenen Vierwald städter See und durch den St. Gotthardttunnel, über dessen Geschichte und Anlage Redner sich im besonderen ver breitete. Eine Schilderung der oberitalienischen Seen, so wie der Stadt Mailand bildete den Schluß der mit großem Beifall aufgenommenen Reisebeschreibung. — Es ist jetzt die Zeit, daß der Sauerainpfer, auch Sauerlump genannt, von den Kindern oft viel ge nossen wird, und dann hinterher, da sich Durstgefühl ein stellt, größere Mengen Wasser getrunken werden. Dringend ist vor dieser Unsitte zu warnen, erst kürzlich sind nach den an gestellten Erörterungen zwei größere Schulknaben an den Folgen des Genusses von Sauerklee nach nur kurzem Kranksein gestorben. Diese Pflanze — Oxalis Acetosella — b rgt in ihren Blättern und ganz besonders in den Stengeln das gefährliche Gift Oral oder Klee säure. Wird diese in größeren Mengen dem Organismus zugeführt, so entstehen heftige Diarrhöen, Benommenheit des Kopfes, starke Schmerzen, bis schließlich der Tod unter dem Zeichen der Herzschwäche eintritt. Das ganze Krank heitsbild ist dem einer schweren Okolem nostrss oder auch Typhus ähnlich un) kann zu erheblichen Beunruhigungen der Nachbarschaft führen. Schmiedeberg. Am Sonntag, dem 9. Juni, fand hier die Hauptversammlung der K. S. Militärvereine des Vundesbezirks Dippoldiswalde statt. Vor ihrem Beginn veranstalteten die erschienenen Vertreter der Bezirksvereine einen Umzug durch den Ort, an den sich eine Gedächtnis feier für die verstorbenen Kameraden am Kriegerdenkmal anschloß. Herr Ortspfarrer Birkner ermahnte zu dank barem Rückblick auf die Heimgegangenen Krieger und Kameraden, zu gläubigem Aufblick zu Gott und bei dem Ernst der Zeit zu mutigem Ausblick in die Zukunft. Herr Bezirksvorsteher l)r. Bräutigam-Possendorf legte eine,« Kranz im Namen der Vereine am Denkmal nieder. Nach mittags 3 Uhr wurde die Hauptversammlung im Gasthof zu Schmiedeberg in Gegenwart von nahezu 500 Kameraden durch den Bezirksvorsteher eröffnet Er begrüßte die Er schienenen herzlichst, insbesondere die Ehrengäste, u a. die Herren Amtshauptmann vr. Mehnert, Oberforstmeister von Lindenau, Superintendent Hempel, Bundespräsidial mitglied Schönfeld und Bezirksofsiziere. Ein freudig auf genommenes Hoch auf Se. Majestät den König beendete die Begrüßungsansprache, die zu treuem patriotischen Vor wärtsstreben anspornte. Bundespräsidialmitglied Schön feld überbrachte sodann die Grüße des Präsidiums. Als neu gewählte Vereinsvorsteher wurden verpflichtet die Kameraden Witzleben-Frauenstein, Lehmann Fürstenwalde, Höhnel- Geiling, Peter Lauenstein und Kock-Zinnwald. Den Hauptgegenstand der Beratung bildete die Tagesordnung für die demnächst in Bautzen stattfindende Generalver sammlung des Bundes. Herr Bürgermeister Sieber-Geising wurde zum zweiten Ehrenbezirksvorsteher ernannt. Kantor Noack-Altenberg bot einen dankbar ausgenommenen Solo- vortrag eines Liedes. Hiermit schloß der erste Teil der Versammlung. Den zweiten Teil bildete ein Vortrag des Schriftstellers Mar Bewer-Laubegast über persönliche Er innerungen an Bismarck, und zwar über dessen häus liches Leben und über seinen Humor, woran sich die Rezi tation einiger nationaler Dichtungen, die auf Bismarck Bezug hatten, anreihte. Der formschöne, die Herzen er wärmende Bor rag trug Herrn Bewer den lebhaftesten Dank der Anwesenden ein. Mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und dem Gesänge des Liedes „Deutsch land über alles" wurde die Versammlung geschlossen. Börnersdorf. Große Freude herrscht hierselbst, daß es den rastlosen Bemühungen unseres Herrn Gemeinde vorstandes gelungen ist, unter gütiger Unterstützung der Amtshauptmannschaften Dippoldiswalde und Pirna den Betrag von 396,20 M. von der Stadtgemeinde Liebstadt herausgezahlt zu erhalten, der bei dem Bau der Molch grundstraße der Gemeinde zu Unrecht mehr in Anrechnung gebracht worden war. — Einen betrübenden Anblick ge währen bei einer Fahrt durch das Seydewitztal die dortigen Kirschenpflanzungen; denn ein großer Teil der als Straßen einfassung angepflanzten Kirschbäume hat durch die soge nannte Spinne schwer gelitten. Der im Frühjahr mangel haft aufgetretene Regen ist der Verbreitung sehr günstig gewesen. Die an sich schon gering anstehende Kirschen ernte erleidet dadurch noch eine namhafte Einbuße. Dresden. Der Kaiser hat dem Prinzen Friedrich Christian den Schwarzen Adlerorden verliehen. — Die Dresdner Stadtverordneten sind dem Rats- ieschlusse beigetreten, gegen den Entwurf der Ordnung ür die Weißeritz-Talsperren Genossenschaft keinen Wider- pruch zu erheben und bei der demnächst staltsindenden Ab- timmung der Genossenschaftsmitglieder über die Errichtung von Talsperren im Weißeritzgebiet für die Errichtung zu stimmen. Von einer weiteren Stiftung von 2000 Mark