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Dresdner Journal : 11.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187407114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-11
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 11.07.1874
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0158 Sonnabend, den 11. Juli. 1874 ^bon-omo-tiprstir l« ärutSvüro U«1«b,; ^Lkrliek:. ... 6 I'blr ^jLkrlwb: l 7'blr lb klirr tlmrvlov Hummern: I kl^r tlun«rb»!d6« äsuwolieo lieiokv« tritt koiO no«i 8wmi>elru»ct»t»ßj Nin^u. Inverateapreive: t^ür 6en K»um einer 8»»l>»lt«nen ketitreil«: L Kxr Unter „kinxeenoai" äie Leite: b Kxr. Lreelielneur IL^Iioti mit änsrmkms 6er Sono- nn6 k'eiertT^e. ^benci» Mr 6eo tol^enUev 1^ Dres-nerZournal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. Ineeratennnonkme »aiMkrt», F'r. Nrantt^tctter, OommimiiooLr 6« DrveUnsr 6ourn»le; el»en6m, : F.'nAen /-'m- u. N ?>e^er, N»md»r^ S«rU«- Vt«n L«ipiiss L»,«l-Sr»,l»u ^rimLÜlr»» U: <0 t'"A/«-r l>«rlm Vt«n-S»mdllr^-?r«^-l.«>r>«t^-kr»nL- turt ».« -Münrd«»: LerUo X Nrtrme^er, 7»<-at>6rnl/«»z,//.^tbrec^t, Lremin: Hekiotte, Sr«, l»u: /..Ännqen » Lürenu; VLemnlti: Fr F m Ak, Frmc>- kort» H.: F,' ^arArr^vke u. 2 6. //rrrniann »eke kuebk^ V)uuLe<^ t'o.,- vürlil,: /nv /) , Siumover: < <8c/»u»strr, k»ri»: 7/u^u«, Fa/iccr, Hut/irr <F L'o., Stott^»rt: F-uube 6 t.'u., ^1,ina,icen-/tu>e<i«, Vten: ^t/ Oppetit. UeranK^eker: Xx>ni>rt. k!xs>e6ition s Oresttner ^nurnnl», t>r<»-6eu, jtluriruretttt-iltr^e dio. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 10. Juli. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute Nkittag von der in den Bautzner Krrisdirectionsbezirk unternommenen Reise im Hoflager zu Pillnitz wieder eingetroffen. Dresden, 3. Juli. Seine Königlich: Majestät Ha den dem Stellvertreter des Generalstaatsanwalts Staats anwalt Ephraim Oskar Taube den Charakter eines Justizraths beizulegen allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Taarsgeschichte. (Dresden. Berlin. Königsberg i. Pr. Paderborn. St. Wendel. München. Turm. Madrid. London. Kopenhagen. Äthen.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Pirna. Oelsnitz.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Eingesandtes. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Feleyraphilche Nachrichten. Versailles, Donnerstag, 9. Juli, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nativ- »alversammlung wurde dir nachstehende Botschaft des Marschallpräsidenten Mac Mahon verlesen: „Als die Nationalversammlung durch Gesetz vom 20. November vor. Js. die Exekutivgewalt auf sieben Jahre in meine Hände legte, hat sie, mein Mandat über allen Zwcifel stellend, den Interessen des Landes zugleich die nothwendige Sicherheit geben wollen, welcheprecareIn stitutionen genügend nicht gewähren. Das Votum der Nationalversammlung erlegte mir schwere Pflichten auf, für deren Erfüllung ich Frankreich verantwortlich bin uird denen ich mich nicht entziehen darf. Das Votum übertrug mir Rechte, die ich nur zum Wohle des Lau des gebrauchen werde. Die mir übertragene Gewalt hat eine festbegrenzte Dauer und ist unwiderruflich. Die Nationalversammlung hat, als sie vor der Beschluß fassung über die constitutioncllen Gesetze jene Gewalt mir übertrug, ihrer Souveränetät gewisse Fesseln selbst auferlegen wollen. Diese Gewalt, deren Endzeitpunkt nicht abkürzbar ist, werde ich handhaben, um sie mit allen gesetzlichen Mitteln zu vertheidigen. Ich werde so der Erwartung und den« Willen der Nationalversamm lung entsprechen, die, mich für sieben Jahre an die Spitze der Regierung stellend, eine starke, stabile und ge- acht.te Gewalt zu schaffen glaubte. Ader das Gesetz vom 2o. November bedarf der Ver vollständigung. Die Nationalversammlung, welche der Gewalt auch die weitern nothwendigen Mittel zu geben versprach, kann nicht daran denken, ihrer Verpflichtung untreu zu werden. Möge sie mir erlauben, ihr dieselbe eindringlichst ins Gedachtniß zurüctzurufen und deren beschleunigte Ausführung zu fordern. Unter den Wünschen des Landes steht obenan die Organisation der Gewalten, welche ein Unterpfand sein wird für die Stetigkeit der Verhältnisse. Es ist durch aus nothwcndig, dre bisher zurückgestellten Kragen zur Lösung zu bringen, diene Zögerungen würden die Un gewißheit verlängern, den Geschäftsgang lähmen und die Wohlfahrt des Landes schädigen. Ter Patriotismus der Nationalversammlung wird nicht schwach werden ge genüber den noch zu erfüllenden Verpflichtungen, und wird dem Lande geben, was er dem Lande schuldet und was das Land erwartet. Namens der wichtigsten Lan- desinteressrn beschwöre ich die Versammlung, das Werk zu vervollständigen und unverzüglich in die Berathung der Fragen einzutreten, die nicht länger unerledigt bleiben dürfen. Die Beruhigung der Gemüther erfordert dies dringend. Getragen von dem gleichen Gefühle der Verant wortung werden die Nationalversammlung und die Re gierung gemeinsam alle auferlegten Pflichten erfüllen. Eine gebieterische Pflicht besteht darin, durch definitive Institutionen dem Lande die Ruhe, Sicherheit und Be friedigung zu gewähren, der das Land bedarf. Ich be auftrage die Minister, der constitutionellen Commission unverzüglich diejenigen Punkte wissen zu lassen, auf welche ich als auf die wesentlichsten besonderes Gewicht lege." Die Botschaft wurde von der Rechten und dem rechten Centrum mit Beifall ausgenommen. Casimir Pürier beantragt, die Versammlung solle die konstitutionelle Commission aufsordern, ihren Bericht sofort vorzulegen. Der Wunsch des Marschallpräsidenten stimme mit seinen eigenen bezüglichen Wünschen durch aus überein, und es sei nothwcndig, den Gewalten des Marschalls in seiner principirü fest bestimmten Regie rungsform eine Stütze zu geben. — Der Vorsitzende der constitutionellen Commission, Bat die, erklärt den Antrag Pürier's für überflüssig, weil die Commission schon am Montag den fraglichen Bericht erstatten lassen werde. — Pürier zieht infolge dessen seinen Antrag zurück. Lom Deputirten Raoul Duval wird hierauf der Antrag auf Auflösung der Nationalversamm lung eingevracht. ES wird beantragt, dir Wahl berechtigten zur Vornahme der Neuwahl der Nationalversammlung zum 25. October d. I. zu sammen zu berufen; die dermalige Nationalver sammlung soll erst nach Einberufung der neu zu wählenden aufgelöst werden. Die Dringlichkeit dieses Antrags wird indeß abarlrhnt. Für die Dringlichkeit stimmten nur die Linke, die äußerste Linke und die Bonapartisten. Ebenso wird dir Dringlichkeit für den weiteren Antrag Hervü de Saisy's abgelehnt, daß die jetzige Nationalversammlung nicht eher auSeinander- aehe, als bis die Reorganisation der Armee ge sichert sei. V«chuiui»ftm^ trat darauf ft» pft Ls- rathung deS UnteroffiziergrsetzeS ein und nahm dasselbe in erster Lesung an Madrid, Donnerstag, 9. Juli. (Tel.d.Dresdn. Joum.) Ein Manifest deS Carlistenchefs Dorre garay , gerichtet „an die civilisirten Nationen", verleumdet die RegierunaSarmre, deren Auffüh rung ihn gezwungen habe, die Art der Krieg führung zu ändern. Dorregaray gesteht die Er schießung von 15 Gefangenen zu. Seiner Er klärung widerspricht der letzte Tagesbefehl des ge fallenen Marschalls Concha, welcher ausspricht, daß er den Fnnd besiegen, nicht ermorden wolle. London, Donnerstag, 9. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten haben seit gestern circa 20,000 Kohlenbergwerks arbeiter in Süd-Aorkshirc die Arbeit niedergelegt, weil sie auf eine Herabsetzung der Löhne um 12'/« Procent nicht eingehcn wollen. ES heißt indeß, daß dieselben eine Herabsetzung der Löhne um nur 10 Procent anzunrhmen geneigt seien. Tagesgerichte. Dresden, 10. Juli. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute Vormittag '^>1 Uhr aus der Lausitz wieder hier eingrtrosscn. Nachmittags fand zu Ehren des heutigen Namenstages Ihrer Majestät der Königin Mutter, welcher zugleich der Geburts tag Sr. königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg ist, Familientafel statt. Ueber die Reise Ihrer Majestäten im Bautzner Kreisdirectionsbezirke sind uns folgende weitere Berichte zugegangen: § Bautzen, 9. Juli. Ueber den Aufenthalt Ihrer Majestäten des Königs und der Königin in unserer Stadt habe ich im Anschlusse an mein gestriges Referat Folgendes noch zu berichten: Heute Vormittag sand zu nächst eine Parade der hiesigen Garnison statt, welche zu diesem Zweckt auf dem Kornmarkte Aufstellung ge nommen hatte. Punkt 8 Uhr erschien Sc. Majestät in Begleitung des Generalmajors Freiherm v. Hausen, des Oberstallmeisters Senft v. Pilsach und des Flügeladju tanten v. Minckwitz, welchen sich auch der geh. Regierungs- rath v. Beust, der Amtshauptmann v. Salza, der Bürger meister, mehrere Rathsmitglieder und der Stadwerord- netenvorsteher angeschlossen hatten, aus dem Platze, nahm die Parade ab, ließ beide Bataillone vor sich defiliren und sprach sodann Allerhöchstseine Zufriedenheit mit der Haltung der Truppen aus. Ein dreifaches Hurrah auf Se. Majestät, von dem Oberst Bartky ausgebracht, schloß das militärische Schauspiel. Se. Majestät nahm hierauf das neue Militärlazareth am Königswalle, wel ches jetzt soweit fertig ist, daß es demnächst seiner Be stimmung übergeben werden kann, unter Führung des Oberstabsarztes l»r. Needon und des Baumeisters Wend ler in Augenschein und verfügte Sich von da auf den Schießplatz, wo in dieser Woche gerade das sogenannte Königjchicßen abgehalten wird. Die Schützen hatten an Se. Majestät das Ersuchen richten lassen, Hochderselbe wolle auch das Schießfrst mit Seiner Gegenwart verherr lichen, und dieses Gesuch war gnädigst ausgenommen und bewilligt worden. Se. Majestät verweilte längere Zeit in der Schießhalle, geruhte selbst vier Mal nach der Scheibe zu schießen, und Böllerschüsse verkündeten, daß Se. Majestät einen sehr guten „Blattschuß" gemacht habe. 'Nachdem Se. Majestät noch einen Trunk srischcn Bautzner Bieres huldvollst angenommen, verließ Hoch derselbe, begleitet von den begeisterten Hochrusen der Anwesenden den Platz und begab Sich nach dem Land- Hause zurück. Der übrige Theil des Vormittags von 9 Uhr an war der Besichtigung mehrerer hiesiger Schulen und gemeinnütziger Anstalten gewidmet. Zunächst be suchten Ihre Majestäten gemeinschaftlich im Schlosse Orthndurg den schönen Sitzungssaal des Appellations gerichts, die Räume der ttxetsdirection und den neuen Schwurgerichtssaal, statteten sodann der neuen Bürger schule einen längeren Besuch ab und wohnten, nachdem Hochdieselden in der Aula von dem Director und mch reren Schülerinnen der Selecte begrüßt worden waren, eine geraume Zeit dem Unterrichte in der letzten Klasse der höheren Töchterschule bei. Ihre Majestäten folgten mit dem größten Interesse dem Unterrichte, waren sicht lich über die Aufmerksamkeit und die schnellen Antworten der Kleinen erfreut und geruhten, dem Lehrer Holm Ihre volle Anerkennung auszusprechen. — Von da an trennten sich Ihre Majestäten. Ihre Majestät die Königin, geleitet von dem Amtshauptmann v. Salza und zwei Rathsmitgliedern, besucbtc die städtische Kinder bewahranstalt und Kinderarbeitsschule, die Kinberbewahr anstatt zu Seidau und das Stadtkrankenhaus. In jeder dieser Anstalten verweilte Hochdieselbe längere Zeit, er kundigte sich eingehend nach den bestehenden Einrichtungen und überall offenbarte sich das so überaus gütige und milde Herz der hohen Frau, welches für die Armen und Leidenden so warm schlägt. Im Stadtkrankenhause, wo Ihre Majestät fast alle Krankenstuben besuchte, fragte Sie jeden Kranken nach seinem Leiden, an jeden richtete Sie Worte der Theilnahme und des Trostes. Se. Majestät der König stattete inzwischen unter Führung des geh. Regicrungsrathes v. Beust, des Bürgermeisters und des Stadtverordnctcnvorstehers dem Gymnasium, dem städti schen AtterthumSmuscum und dem landständischen evan gelischen Lehrerseminare längere Besuche ab und wurde in den Schulen von den betreffenden Lehrerkollegien, im Alterthumsmuseum von einer städtischen Deputation und dem Gründer und CustoS des Museums, dem Buch händler Rösger ehrfurchtsvoll begrüßt. Um 12 Uhr Mittags erfolgte die Abreise Ihrer Ma jestäten mittels» Extrazuges nach Löbau. Es hatten sich zur Verabschiedung wiederum die Spitzen der königlichen Behörden, der Landesälteste und der Landesbeslaltte, die Mitglieder deS RathcS und der Stadtverordneten und eine große Anzahl Damen eingefunden. Ihr Majestäten unterhielten sich noch eine Zeit lang in der Bahnhofs- halle aus das Huldvollste mit einzelnen Herren und Damen und bestiegen sodann nach einem dreimaligen, von dem Bürgermeister Löhr ausgebrachten Hoch den bereit stehenden Zug, welcher sich alsbald in Bewegung setzte und Ihre Majestäten schnell aus dem Bereiche der immer noch aus der zahlreich versammelten Menschen- menge erschallenden Hochrufe entführte. Glockengeläute hatte das KönigSpaar entpsangen; die Glocken ertönten auch wieder beim Abschiede und riefen den Majestäten Bautzens Scheidegruß nach. Bald wird sich unsere Stadt des Schmuckes, welchen sie zu Ehren ihres Kö nigs und ihrer Königin angelegt hatte, wieder entkleiden. Der Glanz und die Aufregung dieser Tage wird schwin den; die Liebe und Verehrung für unser erlauchtes Kö nigshaus aber hat in unseren Herzen nur noch festere Wurzeln geschlagen und wird dauernd sein. X Löbau, 9. Juli. Heute Mittag '^1 Uhr trafen mittelst Extrazugs Ihre Majestäten der König und die Königin nebst Gesolgc, von Bautzen kommend, auf dem feiten der Stadt festlich geschmückten Bahnhöfe ein. Unter den Klängen des ausgestellten Musikchors und dem Jubel der zahlreichen Menschenmenge verließen Ihre Majestäten den Wagen und verfügten Sich, auf blumenbestreutem Wege, in den Wartejalon, an dessen Eingänge die Schüler des Seminars, sowie die Knaben und Mädchen der 1. Klassen der Bürgerschule Auf stellung genommen hatten. Höchstdicselben wurden hier vom Bürgermeister Hartmann namens der Stadt ehr surchtsvollst begrüßt, nahmen hieraus die Vorstellung der . erschienenen Mitglieder des Raths- und Stadtvcrord netencollegiums, der königlichen Behörden, der Geistlich keit und verschiedener anderer Herren von hier und der Umgegend, sowie der dem hiesigen Albert - Zweigvcrein vorstehenden und anderer Damen huldvollst entgegen und geruhten sodann einer Einladung des Vorstandes deS Stadtverordnetencollegiums, ein bereit gehaltenes Dejeuner einnehmen zu wollen, Folge zu geben. 'Nach Aufhebung desselben und nachdem Ihre königl. Majc stäten den Salon verlassen hatten, hielt Seminardirector Grüllich eine Ansprache an Höchstdicselben, worauf eine Schülerin der 1. Mädchenklassc Ihrer Majestät ein Bouquet überreichte, Se. Majestät der König aber einen Ihm von den Mitgliedern des Militärvereins gewid meten Lordeertranz huldvollst entgegenuahm. Gegen ^2 Uhr setzten Ihre Majestäten die Reise nach ZUtau sort, begleitet von den sreudigen Zurufen der Anwefen- den und den Klängen der Sachjenhymnc. —9— Zittau, 9. Juli. Nachdem die frohe Kunde anher gelangt war, daß unsre königlichen Majestäten zum ersten Male nach Ihrer Thronbesteigung Zittau mit Ihrer Gegenwart beglücken würden, wurden sofon zu einem würdigen Empfange Vorbereitungen getroffen, um die Treue und Verehrung, welche Zittau stets seinem Landesherrn und dessen hohem Hause bewiesen hat, aufs diene an den Tag zu legen; auch hatten Stadtrath und Stadtverordnete eine Feftdeputation aus ihrer Mitte mit den erforderlichen Einleitungen beauftragt. Die Ein wohnerfchaft bekränzte und beflaggte die Häuser und Gleiches geschah mit den öffentlichen Gebäuden. Nach mittag gegen 2 Uhr begaben sich die Vorstände der kö niglichen Behörden, der Eommandant des Regiments, Mitglieder des Stadtraths und der Stadtverordneten, der erste Geistliche, der Director des Johanneums auf den Bahnhof. Der 2 Uhr 30 Niinuten ankommende königl. Zug wurde mit einem von Herrn Bürgermeister Haber körn ausgcbrachten Hoch auf Se. Majestät den König und Ihre Majestät die Königin empfangen, worauf das Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater — Neustadt — 9. Juli. Ter Störenfried. Lustspiel in vier Acten von Roderich Benedix, (dien einstudirt.) In diesen heißen Commer- tagen könnte man den seligen Jules Janin beneiden, dem Ine Nachsicht des Pariser Publikums es Jahre lang gestattete, über das Theater zu rrfrriren, ohne seine Villa in Passy zn verlassen, einzig und allein auf die Berichte feiner Adjutanten sich stützend, die er nach den verschiedenen Muscntempeln zu entsenden pflegte. Jeden falls wären die Folgen einer Nachahmung des Plauder- Haften französischen Feuilletonisten, den Beruf des Krittlers etwas von der leichten Seite zu nehmen, diesmal keine allzu gefahrvollen gewesen. Die Lustspielcoups, welche die Vorrathskammcr des guten Benedix aufweist, reprä- sentiren eine so einfach bürgerliche Kost, daß die litera rische Gourmandise von vornhcrein aus Befriedigung verzichten muß. Es ist gewiß we^er Undankbarkeit, noch Pharisäerthum, wenn wir nach und nach zu dem Naren Be wußtsein vorwärts schreiten, daß dir dramatischen Gebilde des einstigen Lieblings des deutschen Publikums einer abge- thanen Lebensperiode angehörcn, und wenn es dem Dust aus dem Kochtopf am häuslichen Herde nicht mehr ge lingen will, unsere Sinne gefangen zu nehmen. Dir Aufgabe, solche hausbackene Waare mit einiger Würze zu versehen, fällt den TarstcUern zu, und die Namrn einer Frau Bayer, eines Fräul. Ulnch, sowie der Herren Tettmrr und Trssoir bürgen für eine geschmackvolle Besorgung dieses Geschäfts. Sir ließen es sich übrigens nicht umsonst angelegen sein, durch feine Lrhattirungen fchärfrr zu individualisiren und dir Figurrn poetisch an- zuhauchen. Vermögen der Grist und dir Grazie des Schauspielers auch nicht die glitzernde Diamantschrift des Esprits herzustellen, so kann diese künstlerische Zu- that uns doch für Augenblicke vergessen machen, daß unsere Gesellschaft und Zeit durch größere Motive be wegt sein will. In einer der beiden Backfischrollcn führte sich Fräul. Gräffner vom königl. Theater in Wies baden als Gast vor. Durch eine hübsche Erscheinung und ein wohlklingendes Organ unterstützt, erfreut zu nächst das natürliche und nngekünstelte jugendliche Wesen. Tie Seele ihres Humors zu belauschen bot das dies malige Auftreten noch keine Gelegenheit. R. Gthr. Neue Erwerbungen der königlichen Gemälde galerie. Seit in diesen Blättern vor Kurzem erst (s. d. Bl. v. 17. Mai c.) über eine Reihe werthvoller Erwerbun gen aus der holländischen Schule berichtet werden konnte, welche durch Vermittelung des Hofraths vr. Roßmann bei Gelegenheit der Versteigerung zweier Privatgalerirn in Amsterdam und Harlem erlangt worden waren, darf bereits von ebenso werthvollen Erwerbungen aus der italienischen Schule berichtet werden. Diesmal war es die berühmte Sammlung des Nir. Barker in London, welche die Gelegenheit zu Ankäufen besonders von Bil dern älterer Meister bot, welche in der hiesigen Galerie bis jetzt noch wenig oder gar nicht vertreten waren. Die Generaldirrction der königlichen Sammlungen hatte den Direktor L. Gruner beauftragt, sich zu diesem Zwecke zur Zeit der Auktion nach London zu begeben, wo der selbe nach einem frühern langjährigen Aufenthalte mit allen einschlagendrn Verhältnissen aanz besonders ver traut, überdies auch dort schon im Jahre 1853 mit dem Ankäufe der schönen spanischen Bilder aus dcm Nach lasse König Louis Philipp s betraut gcwescn war, welche noch immer zu den glücklichsten und wcrthvoUstcn Er werbungen der Galerie zählen.'*) Wenn wir die neuen Akquisitionen etwa in einigermaßen chronologischer Folge anführen wollen, so würde die Reihe beginnen mit einem Bilde von Gentile di Niccolü di Giovanni di Masso, ge nannt da Fabriano, wo er zwischen 1300 und 1370 ge boren wurde. Madonna mit dem Kinde auf ihrem Cchooße, welches einen Granatapfel in der Hand hält. Maria sitzt aus einen: reich getäfelten Marmorthrone, überdacht von einem Baldachinvorhang, welcher einen schön gemusterten Gold stosi in wirklicher Vergoldung zeigt. Auch das untere Gewand der heiligen Jungfrau ist mit einem zierlichen Goldmuster bedruckt, ebenso wie ihr Heiligenschein ein Ornament von feinster Gvldgravirung, nach alter Weise in den srischen Kreidegrund mit dem Griffel vertieft ein geritzt, in zierlichster Ausführung zeigt. Ler blaue Man tel der Maria erinnert an die Faltengebung des Fiesole, wie denn überhaupt eine Wahlverwandtschaft zwischen beiden Meistern stattsindet, so daß einige Kunstgelehrte ihn für den Meister, andere für einen Schüler Kiesole'S erklären. Zwei Bilder eines anmuthigen Meisters der Floren- tinischrn Schule, des Lorenzo di Credi, Mitschüler und Nachahmer des Leonardo da Vinci, vertreten diese nicht unwichtige Persönlichkeit, in unbezweifelter und voll ständigster Weise. Tas eine, ziemlich umfangreiche, rin Altarbild in lebensgroßen Figuren, zeigt uns Maria thronend mit dem Kinde auf dem Arm unter einem *) Es mag bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt bleiben, daß em GypSabguv der berühmten Bron;estatue, welche unter dem Nomen der Victoria von Brescia besannt ist, dem hiesigen Mengs'schen Museum durch die Bemühungen Gruner s vor nicht langer Zeit »ugesührt wurde Baldachinvorhang sitzend, während zur Linken S. Seba stian mit inniger Gcberde dem segnenden Kinde den Todespfcil seines Martyriums reicht, zur Rechten aber steht Johannes der Evangelist. Die Gestalt der Madonna gehört zu den edelsten Schöpfungen jener Zeit derVor- blüthe italienischer Kunst und das Kmd ist von zarter Anmutt) und Natürlichkeit, die Gestalten der Heiligen würdig und schwungvoll. Das Ganze in äußerst zarten, Hellen nnd etwas bunten Farben auf be stimmten Umrissen leicht colorirt. Das andere Bild desselben Meisters ist bedeutend kleiner und stellt die heilige Jungfrau kniend und das auf der Erde auf Stroh liegende Kind anbctend dar. Es ist bei Weitem vollendeter als das größere nnd seiner Individualität ist die geschlossene, einfache Gruppe und die kleinere Dimen sion der Figuren bei Weitem zusagender. Man sieht den: Bildchen in allen Theilen die liebevolle Sorgfalt der Vollendung an, welche ihm der Künstler so recht von Herzen gegeben hat. Der Kopf der Maria ist von: zartesten Ausdruck, die betenden Hände ganz vortrefflich gezeichnet und modellirt und das Kindchen von überaus lieblicher Anmuth in Formen und Farben. Auch im Punkte der Erhaltung übertrifft es das größere Bild, was bei seinem leichten Farbenauftrag der Gefahr beim Reinigen zu leiden, bei Weitem mehr ausgesetzt sein mußte. Zwei eigenthümliche Flachsäulen oder Pilaster von Luca Signorelli, mit je drei Heiligen in kleinen Dimen sionen, zeigen trotz ihrer Kleinheit den Meister in seiner vollen Größe und geistigen Bedeutnng. Es sind die Heiligen Bernhard, Onofrius und Dorothea auf der einen und Bernhardin, Hieronimus und der Schutzengel mit dem kleinen Tobias auf der andern Pfeilcrfläche. Beide sind als echte Werke des Meisters anerkannt und befanden sich als Seitrnbilder einer Kreuzabnahme von
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