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Dresdner Journal : 19.06.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187406198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-06
- Tag 1874-06-19
-
Monat
1874-06
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 19.06.1874
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Frettag, den 19. Juni. O13S. 1874 ^d«»nvmk»1«prvl,: lm ck«ut»od«o LvieL«: ^Lürliollr. ... 6 ll'KIr. jsj^LUrlicd: 1 IRlr. 15 Kxr. k»!liu:«ll>eKullHLerv: 1 Ußr. Io kr«a»«o tritt jSllrlieki L '1RIr 8tswpo««düür. »u»ori»»Idäv» ckvut»odvu Uviekv» tto«t- unä 8tvwp«I»u«ctilLik Uioru, luuvratellprolssr Pckr Uso «Wsr ^s»pttlt«oe» llstitrsilv: 2 di^r. Outvr ais Aviw: 5 Ujxr. Arsokeknsi»» r^Ueti mit ^ammdms äor 8oiu>- vllck koisrti^o, FY«Q«t» kür äv» iolsvoäsll Dres-nerÄurnal. . Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. kn^i-»ien»no»dmv »»«vLrt«: I-«lpit^: />>. Brandstetter, Ooiiimi«»ionitr «le« 1>rv«ckn«r llour»»I«; vben^ii-, : ZwAen ' u. L />>e^«r, S«wdiu^-»«rU,- F i'oA/er, L«rli» Vt«u-LLmdLr^-kr»^-l,«jp,tx-kr»Lk kurt ». tt. - NÜQcdva' ^7u<k. »srllv: /nraZ,tien</ank,^.^//-rrckt, »r«w«o: »r„- l«»: D. StanAe»'« Nürt-it»; Vdvmrut»: » p »,At, rr»»'- kurta H' /: u. F //err»ia»in'«ok,> Nuckli^ V>«««5eck ^'o./ Uorlitr: /nv /1^ Hannover: t/'. Lc^ü^er,' kuri,: Dn/itte, ^r«k/rtr <t 6'o., Stuttgart: V-auLx <1 k'u., Ann<me«-»-Li7reau, Vi«u: 0/-/>eiiL. tleriliis^ekxi-: Künixl. I^xpetlition <te« Orvsllner kournsls, Drehle», )1»rA»letilvnjs»s8t! ^>o. 1. Ttleyrapliische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 18. Juni, LormitttgS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der BundeSrath beschloß in seiner gestrigen Schlußsitzung, die Gesetzent würfe, betreffend die Gerichtsverfassung, nämlich die Civilproceßordnuna und die Strasproceßord- nung, der nächsten ReichStagSsesfion vorzulegen mit dem gleichzeitigen Anträge auf Einsetzung einer ständigen außerordentlichen ReichStagScom- misfion behufs deren Lorberathuna bis zur Ses sion deS JahreS 1875. Karlsruhe, Mittwoch, 17. Juni, Nachmit tags. (W. T. B) Die Zweite Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung beschlossen, an den Großherzog eine Adresse zu richten, in welcher um eine Ge setzvorlage, betreffend die Einführung obligatori scher gemischter Volksschulen und gemischter Lehrer seminare, nachgesucht wird. Mainz, Mittwoch, 17. Juni, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die zweite Generalversammlung deS Vereins der deutschen Katholiken hat eine Reihe von Resolutionen gefaßt, deren wesentlicher Inhalt folgender ist: I) Urber die allgemeine Lage der christlichen Gesell schaft : Die moderne Civilisation ist mit der Kirche unver träglich. Die Folge des Kampfes gegen die Kirche ist die Auflösung der socialen und politischen Ordnung. Eine Heilung ist nur zu erwarten, wenn dem päpstlichen Stuhle seine politische Selbstständigkeit und seine traditionellen Rechte wiedergegeben werden. 2) Eine Resolution bezüglich der Lage des deutschen Vaterlandes verwirft die deutsche Reichsverfassung und perhorrescirt die nationale Partei, das Jesuitengesetz, die Entchristlichung des Unterrichts und der Leitung des Unterrichts durch die Staatsgewalt, die liberale Presse, sowie die auswärtige Politik des deutschen Reichs, na mentlich gegenüber dem päpstlichen Stuhle. 3) Eine Resolution über die Lage des Arbeiterstan des weist die Ursachen der Unzufriedenheit der Arbeiter bevölkerung nach und gicbt die Mittel zur Abhilfe dieser Unzufriedenheit an, als: Gesetze über die Ausnutzung der körperlichen und finanziellen Kräfte des Volkes, über Verminderung der Steuerlast, über Wiederherstellung des Wuchelgcsetzcs, über Beseitigung der Mängel des Ge- werdegesetzes auf Grundlage eines auf christlichen An forderungen beruhenden Handwcrkerrcchts, über Gewerbe- und Schiedsgerichte, über gewerbliche Hllfsanstalten, so wie über Beschränkung der Frauen- und Kinderarbeit. 4) Eine Resolution über die Rechte der Kirche be sagt, daß das kirchenpolitische System, welches die kirchen feindlichen Parteien durchzuführen bestrebt sind, in Wider spruch mit der katholischen Kirche stehe. Das Lehr-, Priester- und Hirtenamt des Papstes und der Bischöfe könne durch kein Staatsgesetz ausgehoben oder beschränkt werden. 5) Eine Resolution über die Gewissensfreiheit be zeichnet die Verpflichtungen, welche den Geboten Gottes, den Anordnungen Jesu Christi und den Vorschriften der Kirche widerstreiten, als unberechtigte, zollt der Haltung der katholischen Bischöfe und des Elerus Bewunderung und Verehrung, weist die Staatskirche zurück und be streitet den weltlichen Gerichtshöfen das Recht, Bischöfe ihres Amtes zu entsetzen oder die Verwaltung vacanter Bisthümer anzuordnen. 6) Eine Resolution über die Aufgabe des Vereins der deutschen Katholiken besagt, derselbe werde unge brochenen Muthes die natürlichen Rechte der Person, sowie die Rechte der Kirche und des deutschen Volkes vertheidigen, und fordert alle Katholiken auf, sich der Organisation des Vereins anzuschließen. Paris, Donnerstag, 18. Juni, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das linke Centrum der Na tionalversammlung fordert das rechte Eentrum durch eine im „Journal des DöbatS" veröffent lichte Erkläruntz abermals zum geschloffenen Zu sammengehen mtt ihm für dre Errichtung der Re publik alS der einzig möglichen Regierungsform auf und macht dasselbe im Ablehnungsfälle für die leicht mögliche Wiedererrichtung des Kaiserreichs verantwortlich. Versailles, Mittwoch, 17. Juni, Abends. (Tel. d. Dresdn. JournJ Die Nationalversammlung ist heute in die zweite Berathung des Gesetzentwurfs über die Organisation der Municipalbchörden ein- aetreteu. Im Verlaufe der Sitzung brachte der Deputirte de Belcastel (von der Rechten) einen An trag auf Abänderung deü Reglements über die Abstimmung beurlaubter Deputirten ein, deren Stimme nur dann zulässig sein soll, wenn ihre Ge genwart von dem Präsidenten der Versammlung constatirt ist. Die Dreißigercommission begann die Prüfung der Anträge von Casimir Pürier und Lambert de Sainte-Croir, die Organisation der Republik unter der Präsidentschaft Mac Mahon'S betreffend, und beschloß, zunächst den Antrag Pürier'v zu diScutiren und sodann einen besonder» Bericht über denselben zu erstatten. Man glaubt, daß die CommisfionSbeschlüsse für den Antrag Lambert'S de Samte-Croix günstig ausfallen werden. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Tagesgeschichte. Dresden, l8. Juni. Heute Mittag hat die Er öffnung der außerordentlichen evangelisch-lutherischen Landrssynode stattgefunden. Derselben war Vormit tags 9 Uhr in der evangelischen Hoskirche ein Gottes dienst vorausgegangen, bei welchem der Obcrhofprcdigcr Dr Kohlschütter die Predigt hielt und dem die >n kvmitK-vttLiij beauftragten Staatsminister Frhr. v. Frie sen und Or. v. Gerber (die Staatsminister v. Nostitz- Wallwitz und Abeken sind zur Zett von Dresden ab wesend), die bei der Synode beschäftigten Regierungs- commissare und sämmtliche Mitglieder der Synode bei wohnten. Die Eröffnungssitzung sand Mittags 12 Uhr im Sitzungslocale der Ersten Kammer statt. Anwesend waren die Staatsminister Frhr. v. Friesen und Or. v. Gerber, geh. Kirchen- und Schulrath Dr. Gilbert, geh. Kirchenrath Or. Feller und Regierungsrath T>r. Freiesleben. Staatsminister !>,. v. Gerber eröffnete im Namen der in LvLngeliois beauftragten Staatsminister die Synode mit folgender Rede: „Hochwürdige, Hochgeehrte Herren! Die drei Jahre, welche seit der ersten Landessynode ver stossen sind, haben auch für unsere evangelische Landeskirche wichtige und bedeutungsvolle Ergebnisse gebracht Manche der auf jener ersten Synode ausgesprochenen Wünsche haben in dieser Zeit ihre Erfüllung erhallen: es sei gestattet, daran zu erinnern, daß durch die mit den Ständen des Landes verab schiedeten Pcnsions und Wiltwenpcnsionsgesetze sür evangelische Geistliche, sowie durch die sowohl auf dem vorigen, als auf diesem Landtage bewilligten Staatszuschüsse zur Verbesserung des Einkommens der Geistlichen Wesentliches geschehen ist, um die äußere Stellung der Letzteren zu sichern und mit den ver änderten Ansprüchen der Zett mehr und mehr in Uebercinsiim- muvg zu bringen Vor Allem aber sind durch Verabschiedungen mit den Ständen des Landes die Bedingungen ersüllt worden, von denen die Ausführung der auf der ersten Synode beschlösse- nen Consistorialordnung und des neuen die Besetzung Ler geist- Amtlicher Theil. Dresden, >8. Juni. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß der Oberstallmeister Senfft von Pilsach das von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Baden ihm verliehene Couimandeurkreuz erster Classe des Zähringer Löwen- Ordens annehme und trage. Dresden, 18. Juni. Seine Königliche Majestät haben den Geheimen Justizrath Hermann Gustav Held, Ritter des Verdienstordens, zum Eomthur II. Classe dieses Ordens zu befördern allergnädigst geruht. Bekanntmachung, die Verbrennung königlich sächsischer Staatspapiere betreffend. Der unterzeichnete Landtagsausschuß bringt hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß die nachstehend verzeich neten, im Jahre 1870 durch baare Zahlung eingelösten königlich sächsischen Staatspapiere den 26. Juni dieses JahreS, Vormittags von 9 Uhr an, in dem im Hofraume des hiesigen Landhauses befind lichen Verbrennofen öffentlich durch Feuer vernichtet wer den sollen, als: u) 4 Stück unverzinsliche Kammer-Credit-Cassenscheine im Betrage von 197 Thlr. 10 Ngr. —-, t>) 876 Stück 3^> landschaftliche Obligationen vom Jahre 1830 im Betrage von 268,000 Thlr. - - — - nebst Zinscoupons, v) 403 Stück 4?» Staatsschulden - Cassenscheine vom Jahre 1847 im Betrage von 201,500 Thlr. — - — - nebst Zinscoupons, <I ) 699 Stück 4 Io ehemalige sächsisch-schlesische Eisen bahnactten im Betrage von 69,900 Thlr. — — - nebst Zinscoupons, «) 2737 Stück 4^, Staatsschulden-Cassenscheine von den Jahren 1852/68 im Betrage von 540,500 Thlr. — - — - nebst Zinscoupöns, t ) 230 Stück 3^> Staatsschulden-Cassenscheine vom Jahre 1855 im Betrage von 23,<XX> Thlr. - - — - nebst Zinscoupons, p) 56 Stück 4H> ehemalige Albertseisenbahn - Acüen im Betrage von 8,400 Thlr. — - — - nebst Zinscoupons und I,) 69 Stück 41b Staatsschulden-Cassenscheine vom Jahre 1870 im Betrage 5,200 Thlr. —- — - nebst Zinscoupons. Dresden, den >6. Juni 1874. -er Lavdtagraiuschoß zo Verwaltung der Lluatrschuldeo. Pfotenhauer. Nichtamtlicher Theil. Uebcrsicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Flensburg. Mün chen. Wien. Prag. Paris. Bern. Venedig. Barce lona. Kopenhagen. Rio-de-Janeiro.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Eingesandtev. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Mendozza und die Herzogin von Savoyen. Novelle, frei nach dem Italienischen Bandello's bearbeitet. Ganz ähnlich den Kämpfen zwischen den Montnchi und Capuletti, welche Shakespeare in ihrer tragischen Spitze in „Romeo und Julie" berührt hat, finden wir in mittelalterlicher Zeit in allen europäischen Staaten, be sonders in den italienischen Republiken, aber auch unter den tyrannisch monarchischen Verfassungen Englands, Frankreichs und Spaniens blutige, Jahrhundertelang fortgesetzte Familicnseindschaften. Sic waren das Un glück sür die Kraft des Staats und sür dir betreffenden Parteien, die sich in einer oft gegenstandslosen Fehde ver nichteten. Aber in der Cpecialgcschichte bilden sie im großen Einerlei der Staatsactionen eine romantische Oase, die ost ncch angcbaut und weitergcpflcgt ist von der aus- schmürtcndkn Phantasie der Poeten und Künstler. Wilde Parteikämpse gaben den Hintergrund sowohl für manche große Dichtung, wie sür manches interessante Product der dramatischen und epischen Literatur in Vers und Prosa. Auch die spanische und italienische Novelle, nicht aroß an idealer Kraft und sorgsam künstlerischer Aus führung, aber merkwürdig und unübertroffen durch an dere Eigcnthümlichkcitcn, — dieses ursprüngliche Vorbild der eigentlichen kurz gefaßten Erzählung vrn Leidenschaften und Handlungen, von wenig Reflexion nnd von knappestrr Schilderung der Zustände und der Beiläufigkeiten prägte gerade diese ihre eigenthümlichen Charakterzügr während dreier Jahrhunderte, vom 14. bis rum 16., zu eincm wenig variirenden Typus in sesten formen aus. Und gerade in der spanischen und altitalienischcn Novelle sind die vorhin berührten zahlreichen Parteikämpse vornehmer Familien mit großer Steigung zur Unterlage und zu den bewegenden Factoren der Compvsition gewählt. Auch der fruchtbarste und psychologisch-geistreiche Erzähler der italienischen Literatur, der sabulircnde Bischof von Agcn, Matteo Bandrllo, von dem wir schon vor zwei Jahren eine seiner reizendsten, sür Shakespeare anregenden No vellen in neuer Bearbeitung mitgethcilt haben, berührt jenes abenteuerliche Thema pcrivnlichcr Parteikämpse in der nachsvlgendcn Erzählung, die zu seinen vorzüglick sten gehön. Eine planlose, zu unkritische Benutzung hat diesen wunderbar talentvollen Dichter und viele seiner Genossen mehr als billig bei den weitern Leserkreisen irr Verges senheit gebracht. Ta der srischc Kern seiner Erfindungs kraft und seiner realistischen Darstellung sich allezeit bei dem unbefangenen Publicum zur Herrschaft bringen wird, so hätte man sür den veränderten fittcnrcinern Geschmack der Gegenwart es verziehen sollen, jenes Dichters ost leicht fertige Motive lieber auszuscheidcn oder urnzuwandcln, statt sie als eine Anregung sür eine niedrig stehende Phantasie zu verwerthen. Von den Urtheilsfähigcn ethisch zurüügcwikskn, geht aus solche Weise das harmlos Lie benswürdige und sür die europäische Literatur unersetz bar Schöne mit den Auswüchsen eines materiellen Ge schmacks zugleich zu Grunde. Und das ist ein beträcht licher Verlust, auch sür die gute Unterhaltung und sür den gesunden Sinn. Nichts ist so sehr geeignet wie die alte Novelle, dem Publicum zu zeigen, wie vortheilhaft eine schmucklose sachliche Darstellung ist und wie weit ost die moderne literarische Manier vom einfachen Wege abschweist, wenn sie durch das Detail der Schilderungen und der Betrachtungen der Phantasie und dem Ver stände des Lesers olle eigene Thättgkrit raubt und, aus allen literarischen Gattungen borgend, bald lyrisch, bald episch, bald dramatisch wird und alle diese Clemente in den Teig eines großen Erzählcrartikels hineinknrtet. Aus den Gegenstand und die Behandlung der nach folgenden Novelle hinweisend, sei noch Eins bemerkt; so gequält, ja zur Satire herausfordernd es uns oft be rührt, aus der Zeit unserer modernen Anschauungen heraus die abenteuerliche Romantik des Mittelalters in ihren schroffen Cvntrasten, in ihren lridenschastlichcn Ueberschwcnglichteitcn, in ihrer persönlichen Hingabe an den Moment und an die Launen des Menscheuherzens ausgcmalt zu sehen, so interessant und voll Berechtigung ist ein solches Bild, sobald es sich als ein Zeitbild, als ein Sittcngcmalde eines Mitlebendcn oder kurz Nach lebenden erweist. Und ein solcher war der heitere ita lienische Poet. Noch zurüüragend in jene letzten, sich an den Geist des Mittelalters williger anschmicgendcn Tage des 15. Jahrhunderts, die den naiven unbefangenen Blick für die Details der romantischen Vcrrpcchc nicht verloren hatten, finden wir ihn immer jo erzählend, als verstände sich Gefühl und Glaube für die Uebcrschwcng- lichkeit der Actionen, für den Uebermuth der persönlichen Freiheit, für die kecke Frische der Lebenslust als ein un- versicchbarcs Gemeingut aller Menschen ganz von selbst. Es geht bei allem Raffinement der Jntrigue ein kind licher, derb genießender Grundtvn durch das Ganze, wo bei in Einbildungskraft und Vortrag Leichtigkeit, Grazie und sinnliche Schönheit walten und zwar nicht mit li terarischer Coquetterie, sondern aus angeborenem Natur- gesühl. Deshalb sind auch seine leicht slizzirten Gebilde so lebensfähig geblieben und so wahr und groß erwach sen unter der Umdichtung des erhabensten Wcltpoetcn. Theilte diese verjüngende Werdekraft unser Autor auch mit anderen Genossen vor, neben und nach ihm, so stand sie doch ihm in erhöhtem Maße zu, und er wurde am meisten und mtt Vorliebe von den verschönernden Seg nungen des unsterblichen Briten beglückt. lichen Stellen betreffenden Kirchengesetzes abhing Diese neuen Ordnungen werden nunmehr m Verlnudung mit der allge memen VerwaltungSreorganisalion noch im Lause dieses JahreS ins Leben treten. Das öUrchenregiment ist sich wohl bewußt, daß in Demjenigen, waS bisher gcichehen ist, noch nicht der Ab schluß der Reformen enthalte» ist, welche »m Jnteresje unseres ttlrchenwesens wünschenswenh erscheinen; von den vielen inneren Fragen abgesehen mag hier nur an die Nothwcndigleit einer allgemeinen gesetzlichen Regelung des Amtseinkommens der Geistlichen erinnert werden. In dem Augenblicke aber, da der Eintritt der neuen mit Len hierzu erforderlichen Voll machten ausgestattelen ttirchenbehörde unmittelbar dcvorsteht, mußte es geboten erscheinen, dieser letzteren die Einleitung lener weiteren Reformen zu überlassen, welche, wenn sie gedeihlich sein sollen, eine auAschlievlich hierauf gerichtete, ununterbrochene und Planmäßige Arbeit erfordern. Es wird daher Ausgabe der im Jahre l87ü zusammenlrctenden ordentlichen Laubes- synode sein, die umfassenden Vorlagen zu berathen, welche inzwischen zur Befriedigung der eben bezeichneten wichtigen Interessen der evangelisch-lutherischen Landeskirche vorbereitet werden sollen. Wenn nun gleichwohl das kirchenregunent jetzt eine außerordentliche Synode berusen hat, jo liegt d»e Veranlassung hierzu in der im Sqnodalabschiede vom 7. Juui t87i crtheillen Zulage, daß der LandeSsqnode vor dem In krafttreten deS neuen Schulgesetzes eine Vorlage über die Art und Weise der Beaufsichtigung des Religionsunterrichts durch das LandeSconsisiorium zugehe» solle Die zur Erledigung dieser Zusage dienende Vorlage ist Ihnen in Verbindung mtt zwei anderen dringlichen Vorlagen bereits zugegaugen. So erkläre ich denn nameiK der lu Lvun^tiow beauf tragten Staatsminister die außerordentliche Svnode für er öffnet und ersuche den Herrn Alterspräsidenten, das ihm ge bührende Amt zu übernehmen. Unter Leitung des Alterspräsidenten 1'. prim. Klemm nahm hierauf die Versammlung die Wahl ihres Tirectv- riums vor. Zum Präsidenten wurde mtt 36 von 60 Stimmen Kammcrhcrr v.Zehmen — 13 Stimmen fielen auf Bürger meister Haberkorn —, zum Vicepräfidenten mtt 48 von 61. Stimmen geh. Kirchenrath Or.Hoffmann,zuSecretärenGe richtsamtmann Weidauer und — im zweiten Wahlgange — L-. Schwabe gewählt. Sämmtliche Gewählte nahmen die auf sie gefallenen Wahlen dankend an. Nachdem Präsident v. Zehmen den Vorsitz übernommen, erfolgte die Verpflichtung sämmtlicber Anwesenden und hierauf die Wahl des Lcgitimationsausschusfes, zu dessen Mit gliedern Bürgermeister Haberkorn, Rentamtmann Finke, Oberappellationsrath Neidhardt, Advocat Schenk und — im zweiten Wahlgange — Oberbürgermeister Pfoten hauer ernannt wurden. Schließlich fand noch die Wahl zweier Mitglieder in den RedactionSausschuß statt, welche die Mitglieder Superintendent Or. Lechler und Aovvcat Jacob traf. * Berlin, 17. Juni. 'Nachrichten aus EmS zufolge hat Se. Majestät der Kaiser gestern daselbst die Brun- nencur begonnen. Stach der „Pr.-C." wird der Aufent halt des Kaisers in Ems etwa bis Anfang der zweiten Woche des Juli währen. Dann gedenkt Se. Majestät über Homburg zum Besuche des russischen Kaiserpaares nach Jugenheim und Mitte Juli zur Cur nach Gastein zu gehen, etwa zum 10. August aber nach Berlin zu- rückzukchren, um bis Ende August den Truppenübungen im Bereiche des Gardecorps und des 10. (hannöverschen) Armeecorps beizuwohnen. Heute Vormittag haben sich die beiden Kaiser zum Besuche Ihrer Majestät der Kai serin Augusta von Ems nach Koblenz begeben. — Gestern Nachmittag 2 Uhr fand vom Trauerhause, v. d. Hcydtstraße 15, die feierliche Beerdigung des verstorbenen Staatsministers a. D. Frhrn. v. d. Heydt statt. Als Theilnehmer der Trauerfeierlichkeit waren außer den Familiengliedcrn u. A. zugegen der General- fcldmarschall Graf v. Wrangel, der Viccpräsident des StaalSministeriumS Finanzministcr Camphausen, die Staatsminister Gras zu Eulenburg, v. Kameke, v. Stosch, der Generalmajor Graf v. Brandenburg, der Oberprä sident v. Jagow, der Bankpräsivent v. Dcchend, der frühere Justizminister v. Bernuth, der amerikanische Ge sandte Or. Bancroft, und außer vielen hohen Beamten und mehrer» Vertretern der Geistlichkeit Berlins auch der Borstand des zoologischen Gattens, zu dessen Grün dern und steten Förderern der Verstorbene gehörte. Um 2 Uhr erschien Se. k. und k. Hoheit der Kronprinz. Generalsuperintendcnt IN. Büchsel hielt die Gedächtniß- Reich an Gütern, an Herrschaft und an Vasallen gehörten die beiden edlen Aristokratengcschlcchter der Mendozza und Toledo zu den einflußreichsten in Spanien. Aber es hatte sich seit alten Zeiten eine verbitterte Feind schaft, eine blutlustige Fehde zwischen ihnen entspannen, und heißer Kampf, immer wieder austauchend, arm an Gründen, aber reich an Haß, verzehrte ihre Kraft, raffte Feinde und Freunde in Schaarcn hin. Am heftigsten wüthete dieser Streit, als gerade unter der einen Partei ein angesehener und muthvoller junger Mann, Don Giovanni di Mendozza, der Parteiführer und der mäch tigste der Seulen war. In großen Massen standen die Parteien kampfbereit einander gegenüber. Man erwar tete aufs Neue eine Entscheidung durchs Schwert. Des jungen Giovanni's Hauswesen führte damals seine Schwester Isabella, die Wittwe eines vornehmen Spaniers. Erschüttert von dem bedrohlichen Stand des Kampfes, flehte sie den Himmel an, da Friede von den erbitter ten Gemüthern nicht zu erwarten sei, ihren Bruder den Tag der Schlacht siegreich bestehen zu lassen. Sie ge lobte für die Gewähr dieser Bitte eine Wallfahrt nach der Pcterskirche in Nom. Und die Bitte wurde gewährt. Das mit Gefallenen bedeckte Schlachtfeld zeigte die Niederlage der Toledos. Giovanni hatte wenig gelitten und mit den Seinen das Feld behauptet. Ader er erschrak, als er das Gelübde einer Fußwanderung nach dem entfernten Rom von sei ner geliebten Schwester erfuhr; da er es jedoch nicht hindern konnte und er sich voll ihr trennen mußte, so trug er Sorge, daß sie mit möglichster Bequemlichkeit und in kurzen Tagereisen die lange Arbeit vollbringe. Und Isabella reiste ab, zog mit lhrem Gefolge über die Pyrenäen nach Frankreich und wieder durch die SU- pen nach Turin. Tas war damals eine interessante be wegte Stadt, und der dortige Hof machte Nah und Fern
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