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Dresdner Journal : 20.06.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187406207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-06
- Tag 1874-06-20
-
Monat
1874-06
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 20.06.1874
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110 Somabend, den 20. Juni. 1874 lm ä«at»«d»a «sied«! ^Mrliet»:. . . . « rt>Ir. )<j)LbrIivt»: 1 l'KIr. 15 K«r. Liorelov Kummern: 1 K«r. lv kr»a»»«o tritt ittirlick L INIr Ztewpel^ebLkr, »u»,«rd»ldä«> Ueut«:k«li tteioke» ?o»t- unck LtempelruicUlu« bioru, lu»er»tenprei«e; I^ür Uso Knum einer ^««pnltensn kstitreile: L K^r. Unter „Lin^venoat" äi« Leite- 5 K^r. Lr»edelnenr Ttz^Iieb mit ^nermdmv Uer 8onn- nvU eisrtL^e, /tdemt» kür äen kol^näeu DreMerIMrnal. ki- Verantwortlicher ^edacteur: I. G. Hartmann. luner»t«a»nn»km» l-eipelU. Fr Nr«r»<1«tetter, UvwwieeionLr a«, * Oresäuer ^ournni»; ebenäm,.: F«Aer»/> 'or.' n N ?>e^er, «modur,-»erU». Vtea-I.«ip»lx-»»».l-»r»,I«ii.rr»nttilr1» » F ^oy/er, L«rNu Vi»u-8im»dur^-kr»^ tort».«.-Nimek«». Nuc/ L«r!iu: N.Neteme^er, ^/5rec/,t, »remen^ L Schotte, Lre». l»u: N. ÄariAeri's kiüreuu; vdemoUr: ^-'r. kurt» L. - N ./«^/er'^ebeu.NC. //err»»an»>'sobe Oucßii^ V^uube-k ckürNl»: /nv O , 8»noov»r: t-' Lc/iü«xter,- k»ri»: 7/n<«s, /.«Me, Luttier <t- U'o., Stntl^ert: LuuLe <1 Uo.» Nütttt. Nunoncen-Lureu«, Vien: O/Pek,L. Ueruus^vkerr Künixl. K»s>eckition ckes Orvsäner lournuls, i »regten, ^lur^uretbeiixusse Ko. 1. Amtlicher Theil. Dre-den, 19. Juni. Seine Majestät der Köniq sind heute früh 4 Uhr 35 Min. nach Bremen gereist. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht den reitheriaen Finanzvortragssecretär Albert Golz zum wirklichen Zollrathe und Hilfsarbeüer bei der Zoll- und Steuer-Direction zu ernennen. Nichtamtlicher TheU. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Internationale Korrespondenz. — Faedrelandet.) Tage-geschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. Hannover. Flensburg. München. Stuttgart. Darmstadt. Mainz. Paris. London. Kopenhagen.) Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Leipzig. Neustadt b. Stolpen.) Die Simon'sche Heilstätte zu Loschwitz. - Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Eingesandteö. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 19. Juni, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die amtliche „Wiener Zeitung" verösfentticht heute ein, »ie eine Bemerkung der Nedaction besagt, aus Versehen nicht gleichzeitig mit den jüngste« militärische« Ernennungen pudli- cirtes kaiserliches Handschreiben an den Grafen Andrassy, welches vom 14. d. datirt ist und in welchem demselben der Personalwechsel im Reichs kriegsministerium bekanntgegeben wird. Das kai serliche Handschreiben ist von Andrassy selbst con- trafignirt. Versailles, Donnerütaa, 18. Juni, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Nationalversammlung fetzte heute die zweite Bcrathung deS Gesetzent wurfs über die Organisation der Municipalbe- hörden fort. Mil 313 gegen 325 Stimmen wurde ein Antrag des Lrputirtrn Bardoux angenommen, wonach der gegenwärtige ModuS für die Amtirung der Municipalräthe bribrhalten, daS von der Com- Mission empfohlene DecentralisationSsystrm ver worfen und die Bestimmung abgelehnt wird, daß den Municipalräthen eine gleich große Anzahl von Mitgliedern aus der Klaffe der höchsten Steuer zahler beigegcben werde. Die Abstimmung erregt Sensation, weil durch dieselbe die ganze Com- Missionsvorlage in Krage gestellt wird. Der Be richterstatter der Commission, de Chabrol, bean tragte die Vertagung der Berathung; die Regie- rung schwieg. Bern, Donnerstag, 18. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) Vom Nationalrath ist der Beschluß deü TtänderathS, wonach die BundeSstadt Bern «iu- cipiell von der Bewerbung um den Sitz des Aun- deSgerichtS ausgeschlossen sein fvll, verworfen und der BundeSrath aufgesordert worden, noch im Laufe der gegenwärtigen Session die Entscheidung auf die emgelaufenen Bewerbungen vorzulegen. Rom, Donnerstag, 18. Juni, Morgens. (A«nce Havas.) Der Papst hat gestern aus Anlaß der 28. Jahresfeier seiner Erwählung daS Cardinal-- collegium empfangen und in einer an dasselbe ^ge haltenen Anrede von der Verfolgung gesprochen, welcher die Kirche ausgesetzt sei. Derselbe soll dabei angedeutet haben, daß er trotz der ihm neuer dings von hervorragenden politischen Persönlich keiten gemachten versöhnlichen Vorschläge sich zu keinerlei Zugeständnissen herbeilaffen werde, da die selben nur der Kirche und der menschlichen Gesell schaft zum Schaden gereichen würden. Washington, Donnerstag, 18. Juni. gV- T. B., Käbcltelegramm.) Der Senat hat die Vorlage über die Einsetzung einer internationalen Copr- Mission genehmigt, welche die Frage, wie eine grö ßere Sicherheit ter Seereisen herbeigrführt werden könne, einer Prüfung unterziehen soll. — Hm Repräsentantenhaus? gelangten mehrere Resolutio nen zur Annahme, welche sich dafür autsprechen, daß der Ausgleich der internationalen Differenzen durch einen Schiedsspruch, nicht durch einen Krieg herbeigeführt werde. Der Oberst Gonzales soll, nach hier eingega» genrn Nachrichten aus Guatemala (Centralaincrika), wegen der an dem englischen Viccconsul Magee verübten Mißhandlungen auf Befehl des Präsi denten von Guatemala erschossen werden. Dresden, 19. Juni. Die jüngst stattgehabten Personalveränderungen im österreichischen Kriegsministerium waren namentlich von der Presse der transleithanischen Reichs- Hälfte mit einer gewissen Bangigkeit ausgenommen wor den und hatten in ungarischen Kreisen neben ander« Gerüchten und Besorgnissen den Gedanken wachgerusen, daß die Spitze dieser Veränderungen gegen den Dualis mus gerichtet sein könne. Wenn nun auch die Pester Journalistik, infolge eingczogener Informationen, sicb fast ausnahmslos bereits zu der von den Wiener Blat tern gleich anfänglich vertretenen Anschauung bekehrt hat, daß der in der Kriegsverwaltung erfolgte Wechsel wohl als eine Angelegenheit der Heeresorganisation, keineswegs aber als eine politische Angelegenheit aufzufassen sei, er scheint es doch der „Internationalen Korrespon denz" nicht überflüssig, daran zu erinnern, daß man jenseits der Leitha in der Frage des Dualismus an dem cisleithanischen Ministerium den treuesten Bundesgenossen besitze, der, abgesehen von der verfassungsmäßigen Ver pflichtung zur Wahrung des dualistischen Verhältnisses, aus voller Ueberzeugung an diesem Verhältnisse, als der einzig möglichen Basis des öffentlichen Rechts in der österreichisch-ungarischen Monarchie, festhalte. Schon die innige, jederzeit ungetrübte Solidarität des Ministeriums Altersperg mit dem Grafen Andrassy würde dem Mini sterium das Fernhalten von jeder Kombination zur selbst verständlichen Pflicht machen, welche irgendwie die staats rechtlichen Verhältnisse in Frage zu stellen vermöchte. Die Ministerkrisis in Dänemark ist dazu an- gcthan, die Aufmerksamkeit auf die abnorme politische Situation dieses Königreichs zu lenken. Das Kabinet Holstein-Holsteinborg, sagt „Faedrelandet", habe vor vier Jahren seine Thätigkeit mit guten und zum Theil vor züglichen Kräften, sowie mit dem redlichsten Willen be gonnen, die Entwickelung des Landes durch zeitgemäße Reformen zu fördern. Dennoch könne dasselbe nicht mit Zufriedenheit und Freude auf sein Wirten zurüübliüen. Es habe in diesen Jahren verhältnißmäßig nur sehr wenia zur Förderung der Entwickelung ausgerichtet. „Aber — fahrt das Kopenhagener Blatt forl — man muß so fort hinzufügen, und es muß so oft gesagt werden, bis die Wahrheit anerkannt wird: es war nicht Schuld des Ministeriums. Dasselbe hatte guten Willen, gute Ein sicht, Umgänglichkeit und Neigung — Einige wollen be haupten, zu viele—, sich den Umständen nach zu fügen; es hat aber Alles nichts geholfen einer Partei gegen über, welche thöricht genug war, sich einzubilden, durch fortgesetztes Verweigern und Verwerfen der vorgelegten Gesetzvorschläge und durch fanatischen Widerstand sich die Macht zu ertrotzen. Namentlich sind es die durch Selbst gefälligkeit und Eitelkeit oder fanatischen Unwillen ge- blendeten Führer der Linken, welche Schuld daran sind, daß Zeit und Geld bei der letzten ReichStagsversamm- lung in so unverantwortlicher Weise vergeudet worben sind; denn die übrigen zur genannten Partei gehörenden Mit glieder, Bauern ohne jegliche Einsicht ober selbstständige Meinung, kann man nur insofern beschuldigen, als sic sich zu willenlosen Werkzeugen und blindlings gehorchen den Abstimmungsmaschinen herabwürdigen und gebrauchen ließen. Es kann deshalb auch nicht überraschen, wenn das Ministerium in seiner Stellung nicht mehr aus- zuhaltcn vermag, nachdem schon vor mehr als einem Jahre einzelne Mitglieder desselben ohne Vorbehalt er klärt haben, daß sie sich mit der größten Bereitwilligkeit zurückziehen wollten, wenn es ihnen erlaubt sei, der eigenen Neigung zu folgen. Es war aber Pflicht des Ministeriums sowohl gegen das Vaterland, als gegen den König auszuharren, so lange man es versuchte, die falsche Lehre, daß die Königsmacht in der dänischen Ver fassung bedeutungslos sei, zu verbreiten und durchzu führen. Mitten im Kampfe zurückzutreten würde einem Verrathe gegen Vaterland und König ähnlich gesehen und der Anarchie die Thüre geöffnet haben. Das Mi nisterium hat aber jetzt einen sehr geeigneten Zeitpunkt zum Rücktritt gewählt." Tagesgeschichte. Dresden, 19. Juni. Se. Majestät der König sind heute Morgen zum Besuche der internationalen land- wirthschaftlichen Ausstellung nach Bremen abgereist und werden Montag (22. Juni) Mittags von dort zurück- crwartet. In der Begleitung Sr. Majestät befinden sich der Grneratadjutant Generallicutenant Krug v. Nidda und der Oberstallmeister Sensit v. Pilsach. N. Dresden, 19. Juui. Lie evangelische Laudes synode wählte heute m Anwesenheit der Regierungs- commissare geh. Kirchen- und Schulrath IN. Gilbert und geh. Kirchenrath Dr. Feller, den Verfassungs- und den Petitionsausschuß. Zu Mitgliedern dieser Aus schüsse wurden (mit der hinter jedem Namen angegebenen Stimmenzahl) folgende Synodalmitglieder ernannt: u) Verfassungsausschub: Bürgermeister Haberkorn (53), Bürgermeister Löhr (50), Advocat Höffner (49), Super intendent b)r. Lechler (46) und — im zweiten Wahl gange — Advocat Koch (3l); b) Petittonsausschuß: Kammerherr v. Erdmannsdorff (e>4), Professor Dr. Luthardt (51) , Appellativnsrath Wilhelmi (48), Rittergutsbesitzer Meinhold (43) und — im zweiten Wahlgange — Professor o>. Kuntze. Beide Aus schüsse constituirten sich sofort und wählten zu Vor sitzenden der Verfassungsausschuß den Bürgermeister Haberkorn, der Petitionsausschutz den Kammerherrn v. Erdmannsdorff. Der Lcgitimalionsausschutz, der sich bereits gestern constituirte, hat den Oberbürgermeister Psotcnhaucr zum Vorsitzenden ernannt. Bei dem hier auf folgenden Registrandenvortrag beschloß die Synode, die Erlasse, betreffend die Aufsichtführung deS Landes- consistoriums über den Religionsunterricht und die Frage der Einführung eines Bibelauszugs in den Volksschulen, ohne vorherige Begutachtung durch einen Ausschuß, im Plenum zu bcrathen, wogegen der Erlaß, betreffend die Einfüb - des Kirchcngesctzes über die Besetzung der geist' ' Stellen in der Obcrlausitz, gegen 15 Stimmen, welch, auch hier Plenarberathung verlangten, dem Ver- sassungsausschusse überwiesen wurde. Schließlich wur den auf Vortrag des Legitimationsausschusses ^Bericht erstatter : Oberbürgermeister Pfotenhauer) sämmtliche stattgehabte Nachwahlen für giltig erklärt. * Berlin, >8. Juni. Aus Ems wird telegraphisch gemeldet, daß der König der Niederlande und der Groß herzog von Sachsen-Weimar heute Vormittag dort cm getroffen und von dem Kaiser Wilhelm und dem Kaiser Alexander am Bahnhof begrüßt worden sind. Zum Empfang waren auch das Gefolge beider Kaiser und die Spitzen der Behörden erschienen. Dem Vernehmen nach begiebt sich der König der 'Niederlande im Laufe des Tages nach Koblenz, um auch der Kaiserin Augusta einen Besuch abzustatten. — Sc. k. und k. Hoheit der Kronprinz begiebt sich heute Abend nach Bremen und wird Sonnabend bereits wieder zurückerwartet." — Der „D. 31.-A." bringt über die Bundesrathssitzungcn vom 16. und 17. d. M. nur folgende kurze 'Notiz: „In denselben wurde über die Gesetzentwürfe, betreffend die Gerichtsverfassung, die Strasproceßvrbuung und die Civilproceßordnung nebst den zugehörigen Einführungs gesetzen bcrathen. Sodann wurden einige Wahlen von 'Mitgliedern von Disciplinartammern vorgeuvmmen. „Da gegen wird DaS, was das heutige Morgenblatt der „N.-Z." (und das „Dr. Journ." bereits in seiner gestrigen Nummer) gebracht hat, von sämmtlichen Abend blättern bestätigt. Bcizufügen ist noch, daß der Bundes- rath in seiner gestrigen Sitzung auch noch den Beschluß gefaßt hat, die Gesetzentwürfe über die Gerichtsverfassung, die Kivilproccßordnung und die Strafprocctzordnung dem Reichstage in seiner diesjährigen Herbstsejsion bereits vorzulegen, bei dieser Vorlegung aber zugleich den An trag zu stellen, der Reichstag möge eine ständige Kom mission niedcrsetzen, welcher diese Gesetze bis zurRcichS- tagssession von 1875 zur Vorbcrathug überwiesen wer den. — Der heutige „D. R.-A." bestätigt die von an deren Blättern bereits gebrachte Mittheilung, daß der Kaiser eine Kommission befohlen hat, welche Sr. 'Maje stät Vorschläge darüber machen soll, in welcher Weise aus dem Zeughause eine Ruhmeshalle für die preußische Armee geschaffen werden kann. Als Präses dieser Kommission ist der Generalmajor und Komman deur der Gardefeldartillericbrigade v. Drcsky ernannt und als militärische Mitglieder sind der Obcrstlieutenant Schmeltzer, Kommandeur des GardefutzartiUcxiercgiments, der Major Fassong vom Kricgsmiuisterium, dcr Major Ising vom Gardefußartillerieregiment und Vorstand des 'Artilleriedepots hier und der Major Rautenberg vom Kriegsministerium, sowie zu den Bcrathungen der qu. Kommission als technische Mitglieder: der geh. Hofrath Schneider in Potsdam, dcr geh. Regicrungsrath Hitzig und der Dircctor der Wassen- und Kunstsammlung des Prinzen Karl von Preußen lgl. Hoheit, Hiltl, dcsignirt worden. — Aus einer Berliner Korrespondenz ist in mehrere Blätter die Mittheilung übergegangen, daß das Institut der Ehrcnamtsvorfteher sich in der kurzen Zeil seit Ein führung der neuen Krcisordnung so mangelhaft erwiesen, daß im Ministerium bereits eine Acnderung der betreffen den Bestimmungen in Aussicht genommen sei, der zufolge an Stelle der Ehrcnamtsvorstehcr geschäftsgewandte Be amte gegen angemessenes Gehalt angestellt werden sollten. Wie die „N. A.Z." jetzt bemerkt, steht diese Mittheilung mit den thatsächlichen Erfahrungen in entschiedenem Widerspruche. DaS Institut der Ehrenämter bewährt sich vielmehr weit über Erwarten, und eine Abänderung des Gesetzes ist von keiner Scite in Anregung gekommen. — Nach den Bestimmungen der Kreisordnung sollen die Eisenbahngcselljchaften auch zu den Kreks- ab gaben, welche den Grundbesitzen! und Gewcrbtrei- benden aufgelegt sind, herangezogcn werden. Die Mini ster des Innern und der Finanzen haben infolge dessen in einem gemeinsamen Erlasse bestimmt, daß die Ein schätzung derselben nach denselben Grundsätzen geschehen soll, wie bei der Heranziehung der KiseubahngeseUschaften zu den Kommunalabgaben. — Der HandclSnnnister hat an dem Lage, wo der Beschluß des BundesrathS in Be treff der Tariferhöhung gefaßt wurde, sämmtliche Feuilleton. Redigitt von Otto Banck. Mendozza und die Herzogin von Savoyen. (Fortsetzung auS Nr. 13S.) Immer lebhafter entfaltete sich die Neugier der Her- zogin, denn Isabella hatte ihr noch Eins gesagt, das ihr Interesse ganz besonders erweckte: „Mein Bruder gleicht nicht sowohl mir als wunderbarcrweise Euch, man würde ihn sür Euren Bruder halten, denn Eure Gc- sichtszüge sind es, die sich in den männlichen kharakter übersetzt gar seltsam auf seinem Antlitz abspiegrln." Diese Worte waren genug, um Theilnahme für dm unbekannten, entfernten jungen Helden, um rin lebhaftes Verlangen nach seinem Anblick zu erwecken. Und dazu kam noch mehr. Spanien, spanische Manieren, spanische Courtoisie, spanische Tracht und Rittersitte beherrschten damals das romantische Vorstcllungsvermögen von ganz Europa und vorzüglich die Gegensätze, der Norden und der Süden, England und die pyrenäische Halbinsel übten rin rigenthümliches Wechsel >erhältniß des pikanten In teresses aufeinander aus. Die Herzogin, obgleich an der Seite rines ungeliebten und unliebenswürdigen Gatten von ziemlich hohen Jahren dahinlebend und nur der Politik und der höfischen Repräsentation aufgropfert, war in ihrem Innern doch eine der Tugmd und Pflicht ge treue Frau. Aber die allgemeine Freiheit drr ritterlichen Minne und ihrer wenigstens äußerlichen Huldigungen im gegenseitigen Verkehre drr vornehmen Wett beherrschte in ihrem Zeitalter die Edelsten nnd Brsten. Tie schöne Frau, in zu strenger und engherziger Etiquettr gehalten und unter der langweiligen Monotonie des Turiner Hofes leidend, mochte nicht einsehen, warum nur sie allein ihren Sinn vrrschließen sollte gegen die harmlosen Unterhal ¬ tungen der Galanterie, denen sich alle Welt ohne Be denken und ohne Anstoß ringsum sie her hingab. Jemehr sie sich mit Isabella befreundete und die phantastischen Erzählungen der jungen Wittwc über ihre spanische Hcimath in ihrer Einbildungskraft aufnahm, je lebhafter setzte sich der Wunsch bei ihr fest, durch eine Reise das schöne Land ihrer Freundin und den immer- mehr gepriesenen Giovanni kennen zu lernen. Sie ver tiefte sich immer erregter in diesen Gedanken und die scheinbar unübcrstLiglichc Schwierigkeit, ihn aussühren zu können, verstärkte ihren Wunsch, denn wenn die Hoff nung des launischen Herzens sich verdunkelt, wird in gleichem Maße sein Verlangen Heller und brennender. Ungern sah sie Isabella endlich ihre Weiterreise antrelen. Tie Herzogin von Savoyen hatte ein Kammersräu- lcin namens Julia, ein sehr reizendes, kluges Mädchen, die ihr liebreich und ergeben entgegen kam und die Ach tung des ganzen Hofes genoß. Ihr entdeckte sie ihren geheimen abenteuerlichen Wunsch, nach Spanien zu reisen. Aber so viel auch Beide überlegten und so innigen An theil Julia nahm, so fanden sie doch kein Mittel für die Turchjührung aus und cs erschien dem Kämmerfräulein die einzige mögliche Hilfe zu sein, wenn es möglich wäre, einen klugen verständigen Mann zu finden, dcr ihr Be ginnen unterstützte. Ein solcher war Francesco Appiano, der Leibarzt des Hofes, und noch mehr als dessen Klugheit kam den Frauen dessen Neigung entgegen. Tenn diese war seit längerer Zeit auf Julia gerichtet. Und wenn sich die selbe auch bisher wenig um jene Huldigungen Appiano's bekümmert hatte, so warf sie jetzt ihr Auge mit mehr Ueberlegung auf ihn und nahm dabei wahr, daß er nicht nur der Maun ihrer Zwecke, sondern auch der Mann ihres Heizens und ihrer Wahl sein dürfe. Je unbefan gener man eincn Gegenstand betrachtet, jc bcssrr sieht man gar oft die vielfache 'Nützlichkeit desselben ein. Je mehr das junge Mädchen den tüchtigen Kharakter des Arztes und dessen äußere Liebenswürdigkeit in Betracht zog, je weniger Opfer kostete es ihr, seinen Bewerbungen Hoffnung zu gewähren. War doch ihre koquetterie in diesem Falle Natur. Sic theilte ihren Plan ihrer Herrin mit und da diese denselben mit großem Beisall aufnahm, so sagte sie cincs Abends zu Appiano: „die Frau Herzogin fühlt sich krank und morgen früh wünscht sic Euch ihre Lcidcn zu klagen". Als Appiano Tags darauf sich angcmcldct hatte, entfernte man die anderen Kammerfrauen und Julia blieb mit dem Arzt und der Herzogin allein. „Meister Francesco", sagte diese, „wenn ihr der kluge und verständige Mann seid, sür den Euch alle Welt er kennt, so werdet Ihr nicht nur sür einen kranken Kör per, sondern auch sür die Leiden der Seele in Eurer Weisheit Mittel, in Eurer Verschwiegenheit Schutz und Hilfe wissen. Ta ich Treue und Ergebenheit, sowie Theilnahme sür mich bei Euch vmaussctzen kann, so laßt Euch sagen, daß ich, eine überaus zärtliche und ei genwillig erzogene Frau, an der Sehnsucht krank bin, mein glänzendes Gefängniß an diesen! Hofe auf einige Zeit freiwillig, ungetrübt und ohne Argwohn verlassen zu dürfen. Es zieht mich zu einer entfernten Freundin, die ich unter den Spanierinnen aus dem cdlen Geschlechte der Mendozza gewonnen, ja es verzehrt mich das heiße Verlangen nach dem schönen merkwürdigen Lande, und von Euch erwarte ich, daß Ihr Mittel und Wege aus- findct, um zu einer solchen Wanderung mir Rath und Erlaubniß zu verschaffen." 'Nachdem ihr Appiano seine volle Hingebung und unverbrüchliche Treue gelobt, und sie dieses Versprechen mit dem Hinweis erwidert hatte, ihm als überschweng lichen Lohn für seine Hilfe Julia zur Gattin zu ver schaffen, Ivar der Arzt übcrselig und sah sich ain Ziele seiner innigsten Wünsche. Er bat sich zwei Tage Be denkzeit aus, einen Plan zu ersinnen, und empfahl der Herzogin das Bett zu hüten, iuvcm er selbst das Ge rücht ihrer ernstlichen Erkrankung zu verbreiten versprach. Tausend Pläne entwarf er, keiner schien zum Ziele zu führen, aber die Liebe, dic selbst im Lummcn Mut terwitz und feine List erweckt, machte ihn, den Klugen, end lich in dieser schwierigen Sache scharffumig. Eine Reise nach St. Jacob in der spanifchcn Provinz Galicia, un ter dem Vorwande des Gelöbnisses einer Pilgerschaft zu den Gebeinen des Heiligen! Das war sein großer end- giltiger Gedanke. 'Nachdem er denselben den Damen mitgetheilt, wurde seine Patientin kränker und kränker, denn cs kam darauf an, sie am Rande des Grabes durch die wunberthättge Hilfe des heiligen Jacob gesund werben und eine maß lose Dankbarkeit gegen den Retter ihres Lebens ihrem Herzen entströmen zu lassen. Die Herzogin, über alle Maßen froh, ein so aussichtsreiches Mittel in Händen zu haben, wurde immer schwächer und erschöpfter, jede Speise wies sie zurück und nährte sich nur heimlich von den sehr kräftigen 'Nahrungsmitteln, welche ihr Appiano zubereitrte und durch Julia überreichen ließ. Es stell ten sich bei der schönen Frau unerklärbarc Leiden und Schmerzen ein und da über ihren Zustand vollkommen Dämmerung herrschte, schlug der Arzt, um absolute Dunkelheit herbcizuführen, ein altes bekanntes Mittel vor. Es tagte gar bald ein mcdicinischcs Kollegium, welches natürlich alle Vorschläge des Hofarztcs billigte und ihm die ihm vertraute Natur der Kranken und de ren Behandlung vollkommen überließ. Aber es wurde schlimmer und schlimmer mit derselben und da man den weisen Doctorcn die seltsamsten Symptome vorgetragcn hatte, so verbreiteten sie in Turin das Gerücht von dex
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