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.V 7 « Dienstag, de» 31. März. 1868. IbmwEMttanreise: l» >«r«L >»»«. KU>rU-l>: «kkle. »«» ^MrUeN: » .. » .. «»»«Uiek:— „ 1» -» U1o»»U»«Ni»»»«r». 1 ,, » tritt ^Lli-Iiek » rkle. 8t»n>velxet»ükr, > »ui«rk»ld 6«, Nvräö 8ua6«» ko»t u»6 St,wp«I»it»vdl«G ki»»». »as»r«trnprrisr: ««» L»»m «lo«r z»»p»lt«ll«ll 1 Kxr. v»t»r „Lt»x«»«oat" <U« 2«il«: S Nssr. Lrschtiimi: lUxli-k, »it ^u,O»kio« L«r SoQL itoä k'il-rt»««, UrchQ«, N>r 6«o kolxsoöto DiM-nerImmml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. ><s»rntnim,««tzWe «lawirts: k». 6owaü»»lo»lr 6«» vr««!a«r ^oaro-l», «v«»ck»l N Lxol.»«, Lva»U ko»v; L»»d>UA->«rU». Vt» - l.«lp»lU - N»Z,I - 7r»L^iu-t ». U.: » ««rU»! O«uriv»',ek« Sucdk., Sor»«a, Uvvoi.-« Nr«»«,: L. LrO«iLü: r, 8r^»o»»Hiloollc«od<»r»»i», ^»»»», 8lH> 1k r»«v»v; Rr«»keiirt «.».: 8a»I»k.; LN»! Xo. SLo,»««, kiti: S^^», Sv^t.1», LL»^ (G, kl»«« äs I» 8var»«); kr»G: k». L»»»lo»', L»«dk.t wt«: ^l.. - LSoi^I. L»p«6it!vu ck«, l)r«,äo«r Dr,»ä«o, H»ri«LZtr»»»« U» 7. Amtlicher Theil. Dresden, 27. März. Sc. König!. Majestät haben allergnädigst geruht, dem Casernendirector Obersten Ebert den erbetenen Abschied auS allerhöchsten Kriegs- dienstm, mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den Abzeichen für Verab schiedete, zu bewilligen, und dafür den Oberstleutnant von Witzleben, Kommandant der Militär-Sttaf-An- statt und des Garnison-Hospitals zu Dresden, unter Verleihung des Obersten-Charakters zum Director der Casernen in Dresden zu ernennen, sowie dem zur Dis position stehenden Hauptmann ve. Naundorff das Commando der Militär - Straf - Anstalt und des ge nannte« Garnison-Hospitals zu übertragen. Droben, 28. März. Se. König!. Majestät haben alleranädigst geruht, die vom Major von Zez schwitz des II. Reiter-Regiments erbetene Versetzung in den Disponibilitätsstand, mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Regimentsuniform mit den Abzeichen für Verabschiedete, zu bewilligen. Dresden, 29. März. Se. Majestät der König ha ben bei dem Sanitäts - Corps der Armee nachstehende Beförderungen und Ernennungen allergnädigst zu be schließen geruht: die Stabsärzte vr. Schady und ve. Tanner sind zu Ober-Stabsärzten befördert, den Stabsärzten Christner und vr. Meyer ist der Hauptmannsrang verliehen, die Assistenzärzte Helbig I., vr. Rirtschler und vr. Meyer sind zu Stabsärzten befördert und der 8tuä. m«ä. HugoNicolai, ist zum Assistenzarzt ernannt worden. Dresden, 31. März. Seine Königliche Majestät haben allrranädiast geruht, die zeitherlgen Assessoren Emil Rudolph Böhme bei'm Gerichtsamtr Zittau und Wolf von Löben bei'm Gerichtsamtr Großenhain ru GertchtSamtleuten, Jenen bei'm Gerichtsamte Remse, Diesen bei'm Gerichtsamtr Jöhstadt zu ernennen. DreSde», 31. März. Se. Königliche Majestät haben dem Vorstände des Gerichtsamts Moritzburg Gerichts amtmann Friedrich Ludwig-Wolf die nackgesuchte Versetzung in Ruhestand mit der gesetzlichen Pension, unter Brlgfsung seines Titels und Ranges, zu bewil ligen und die Versetzung des Gerichtsamtsmanns bei'm Gerichtsamte Jöhstadt Gustav Klinkhardt in gleicher Stellung zum Gerichtsamtr Moritzburg zu genehmigen allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. llrbersicht. Telegraphische Nachrichten. TagrSgeschichte. LandtagSoerhandlnngen. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom sO. März.) Dresdner Nachrichten. Statistik »nd BalkSwirthschast. Feuilleton. TagrSkalendrr. Inserate. Siirsennach- richtrn. Vellage. Srnrnnnnaea, versetznngen re. im Sssentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Pradinzialnachrichten. Statistik »d valtimirthschast. vermischte». Eingrsandte». Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Moatag, 3V. Marz, Mittag». (Tel. des Dr. Journ.) Wir in gut unterrichteter» Kreisen ver sichert »lrd, diirste der Reichstag nächste« Sonnabend seine Sitznagen schließen und am IS. April zur Wahl van Tommisfionen für da» Zollparlamcnt wieder zu- sammentrrtrn. Da» Zollparlameut würde am LO. April beginnen. Do» Hauptinteeesse der politischen Kreise eaarrutrirt sich aus die Frage, ob die AuSdehnu«« der Freizügigkeit aus Süddeutschland im Wear dr» Ver trag» mit de« Einzelstaaten «der durch eine Vorlage de» Zollbundr-rathrS an da» Zallparlament ersalgru soll. Entschiedru scheint diese Frage noch nicht M sei». Lltrnburg, Montag, SO. Mürz. (W. T B.) Die Prinzessin Marie hat sich mit dem Erbprinzen K«rl »ms Schvarzburg-SoadrrShausen »erlabt. Wir«, Sonntag, 2S. Mar». (Tel. d. Boh.) Henle sand eine Versammlung der liberale» Herrenhaus»!«« «lieber statt. Der Ministerpräsident theilte mit: Der Nrisn»tck brtras zu« Theil Berichte über die Nacht vom Ll. Mürz, worüber salsche Nachrichten >«» Oos» lager gelangten. Doch waren selbe schon onfgekKrt. Ferner begehrte Se. Maj. der Kaiser Aufklärungen, betreffend dir GrrichtSbarkrit mt intern»» dr» Ehrge- srtze», sowie v«wrsr«tlichr Arndtrnngrn am Schnlge- fetze. Dir Sanktion der intereonfrsfionellen Gefttze war nie sraglich. Die Versammlung erklärte sich be reit zur Annahmt dtr gewünschtr» Aenderunge«. Pari», Sonntag, 2V. Marz, Abend». (M T.B) Dir „Patrik" thrilt mit, daß morgen rin Mintster- rath und rine GehrimrathSfitzung unter de» vsrsttzr de» Kaiser» behas» Prüfung der Krage »egen der Wahlen stattfinden werden. Dasselbe vlatt «evet, daß der Minister dr» Innern, Pinard, de» Kaiser übrr die durch die Controloperation der mobile» Na tionalgarde herv»rgrr«sene Stimmung de»»ichst ei»r» Bericht vorlegrn wird. Brüssel, Sonntag, 2». Marz, Morgen». (W.T. B.) Nach hirr riagegangrnro Meldungen find seit gestern i» Lhatelet «rue Ruhrstirnngen vorgekomme«. Die Savalerie war gruiithigt, zweimal gegen die >»« suhrer varzugehe«, wobei zahlreiche Ber»»»d«ngr« vorgrkommen find. (Vgl. unter „Tagesgeschichte",) «t. Peter»burg, Montag, 30. Mürz. (W. T. B.) E» wird versichert, Varon Budberg w»dr den russischen votschastrrpostra in Pari» ausgrbe«. Zn« Nachfolger würde er de« bisherigen Lhef der gehtime» Polizei, Grnerallkutnant Grasen P. Schvwalaff I., erhalten. Tagesgefchichtr. Dresden, 30. März. Beide Kammern haben heute Sitzungen gehalten. Die Erste Kammer hat in An wesenheit des Regirrungscommiffars geh. Finanzraths Klemm den Bericht ihrer Finanzdeputation (Referent Rittner) über Abtheilung 8 des Einnahmebudgets, Steuern und Abgaben betreffend, berathen und ist den Beschlüssen der jenseitigen Kammer, wonach unter Anderm, um dies hier zu wiederholen, die außerordent lichen Steuerzuschläge bei der Grundsteuer auf 1 Pfennig pro Einheit und bei der Gewerbe- und Personalsteuer auf */. eines Jahresbetraaes sich belaufen sollen, ein stimmig beigctretcn, bez. soviel Pos. 24 d (außerordent licher Zuschlag zur Gewerbe- und Personalsteuer) an langt, nachdem geh. Finanzrath v. Nostitz-Wallwitz bemerkt hatte: Man lese fast täglich in öffentlichen Blät tern die Behauptung, daß der Steuerdruck ein uner träglicher geworden sei. Natürlich sei es, daß jetzt, wo die Lebensmittel einen so hohen Preis hätten, jede Ausgabe drücke. Von einem unerträglichen Steuerdrücke könne aber nicht gesprochen werden, wie dies z.B.aus einer Vergleichung mit dem Jahre 1834 deutlich hervorgehc. Da mals habe Sachsen 1,600,000 Einwohner gehabt, und an directen Steuern seien in der Finanzperiode 1834—36 durchschnittlich 1,745,000 Thlr. erhoben worden, was pro Kopf einen Steuerbetrag von v/,« Thlr. ergebe. Im Jahre 1868 habe Sachsen 2,438,000 Einwohner, und die Summe des Bruttoeinkommens der directen Steuern, einschließlich der außerordentlichen Zuschläge, belaufe sich auf 3,437,600 Thlr., mithin komme auf den Kopf rin Stcuerbetraa von 1'/- Thlr. Erwäge man, daß seit dem Jahre 1834 der Geldwerth sich wesentlich ver ändert habe und die Ermäßigung des lctztern mehr als der Unterschied zwischen '/.« und '/» betrage, daß i. I. 1834 es noch keine Eisenbahn gegeben habe, daß der Zollverein erst in der Bildung begriffen gewesen sei und daß der Zinsfuß 3 Procent betragen habe, so könne man getrost behaupten, daß relativ die directen Steuern jetzt niedriger seien, als im Jahre 1834. — Der Referent sprach dem Vorredner für diese Ergän zungen seinen aufrichtigen Dank aus und bemerkte, daß auch die Deputation diese Bettachtungen angestellt, hierüber im Berichte aber nichts erwähnt habe, da man sich in den Berichten auf die nothwendigstcn Bemer kungen zu beschränken suche. Auch den bei Pos. 23 (Zölle u. Verbrauchssteuern) von der jenseitigen Kam mer bezüglich der Besteuerung des Jungviehs unter 300 Pfund und der Zusendung der Betriebspläne für Brennerei und Brauerei durch die Post angenommenen Anträgen ist die Kammer einstimmig beigetreten. Der Bericht über die Sitzung der Zweiten Kam mer, welche sich heute mit dem das Einnahmebudget umfassenden Theile des Rechenschaftsberichts für die Finanzperiode 1861—63 beschäftigte, folgt umstehend. Nach Beendigung der Sitzungen begaben sich die Mitglieder der beiden Kammern infolge einer Ein ladung des k. Krieasministrriums in das Zeughaus zu einer eingehenden Besichtigung desselben. ) Berlin, 28. März. Die in mehreren sächsischen Blättern aufgestellte Ansicht, als ob das Außen bl ei ben der sächsischen Abgeordneten irgendwie die Beschlußunfähigkeit des Reichstags veranlaßt habe, ist hier um so weniger verstanden worden, als es consta- tirt ist, daß bereuS die beschlußfähige Zahl der Reichs tagsmitglieder angemrldct gewesen, aber diese Zahl da durch wieder reducirt worden, daß mehrere Abgeordnete, welche zugleich Mitglieder von Provinziallandtagen Preußens sind, wieder abgereist waren. Es reicht hin, hier die Worte des Präsidenten Dr. Simson bei Er öffnung der Sitzung anzuführen, welcher nach den ste nographischen Mitthrilungen Folgendes erklärte: „Ob wohl die Anzahl derjenigen Mitglieder, die sich gemel det haben und in die Abtheilungen verloost sind, die absolute Majorität, das ist die Zahl von 149, bereits um einige Nummern übersteigt, so muß ich doch bemer ken, daß einige der gestern anwesenden und verloosten Mitglieder, weil sie gleichzeitig Mit- aUeder von noch tagenden Provixziallandtagrn der preu ßischen Monarchie sind, gestern Berlin auch wie der haben verlassen müssen." 8. Berlin, 28. März. Zur heutigen Re ichstags- sitzung hatten sich der Bundeskanzler Graf Bismarck, Geh. Rath vr. Weinlig, der Präsident des Bundes kanzleramtes, v. Delbrück, und andere Bundescommis- sare einaefunden. Zunächst werden eine ganz außer ordentlich große Anzahl Urlaubsgesuche bewilligt, u. a. die der sächsischen Abga. Günther, Gebert, Mammen. Nach mehren» geschäftlichen Mitthrilungen macht man sich über die geschäftliche Beh«ndlung einer großen An zahl Vorlagen schlüssig. Schlußbcrathung un Plenum wird beschlossen: für das Gesetz, die Unterstützung der bedürftigen Familien zum Dienste cinberufener Mann schaften der Reserve betreffend (Referent v,-. Frieden thal), für den Vertrag zwischen den Vereinigten Staa ten und dem Norddeutschen Bunde betreffs der Staats angehörigkeit derjenigen Personen, welche aus dem Ge biet des einen Theils in das des andern einwandern (Referenten Meier-Bremen und vr. Schleiden), für den Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsverttag mit der Republik Liberia (Referent Mroes), für die Postverttäge mit Oesterreich, den süddeutschen Staaten u. s. w. (Re ferent ist noch nicht ernannt); hingegen beschließt man für die Gesetze über Aufhebung der polizeilichen Be schränkungen der Bcfugniß der Eheschließung und über die Verwaltung des Staatsschuldcnwesens des Nord deutschen Bundes besondere Commissionen zu wählen. Hierauf empfiehlt Abg. v. Böckum-Dolsis mit kurzen , Worten die Annahme eines AbLnderungsgesetzes des diesjährigen Bundeshaushaltetats. Die Penfiousbei- trägc der Bundesbeamtcn für dieses Jahr sollen näm lich unrrhoben bleiben oder, soweit sie schon erhoben sind, zurückcrstattet werden. Das Haus genehmigt die ses Gesetz einstimmig. Zum Schluß erstattet der von Dresden eingettoffene Abg. ve. Schwarze als Referent Bericht über eine Anzahl Anträge der Abgg. Twestcn und Lasker, die Abänderung mehrer Bestimmungen der Geschäftsordnung betreffend. Es sind dies dieselben Anträge, welche der Referent selbst am letzten Reichs tag ausgearbeitet hatte, die aber damals wegen Ar beitsüberhäufung nicht mehr erledigt werden konnten. Nun sind zwar zu diesen Anträgen von verschiedenen Seiten andere Anträge eingeaangen, allein ebenso haben die Conservativen den prajudiciellen Antrag ein- gcreicht, diese sämmtlichcn Anträge der Gcschäftsord- nungscommission zur Berichterstattung zu überweisen. Dr. Schwarze verwendet sich lebhaft nir das Eingehen auf das Materielle der Sache; ein Verweisen an die Commission sei ein Vertagen -4 caienitss xrnecss; die Lasker-Twcsten'schen Vorschläge seien wesentlich Ver besserungen der vielfach mangelhaften Geschäftsordnung; die Discussion selbst würde Das, was sie noch zu wün schen übrig ließen, ergänrcn. Allein der Reichstag entscheidet sich, nachdem die Abg. Wagener, Waldeck, Braun-Wiesbaden für und nur der Abg. Twesten ge gen die Vertagung gesprochen haben, dafür, die Sache an die Commission zurückzugcben. Damit ist nach Lage der Dinge entschieden, daß diese Frage bei dem dies maligen Reichstag nicht wieder »ur Sprache kommen wird. Nächste Sitzung: Wahlprüfungen, Montag. — Sobald das Gewerbegesetz dem Reichstag vorgelegt sei» wird, beabsichtigt man die jetzt bestehende Commission für Handel und Gewerbe durch eine große Anzahl von Abgeordneten aus allen Bundesstaaten zu ergänzen, um die Erfahrungen aus möglichst vielen Kreisen be nutzen zu können. Toch ist auch die Wahl einer ganz besondern Commission, die nach gleichen Grundsätzen zu bilden wäre, nicht ausgeschlossen. — Der Reichstag bietet noch immer den Anblick vieler leeren Sitze; au- allen Theuen der preußischen Monarchie, insbesondere auch aus den neuen Provinzen, und aus den übrigen Ländern fehlen Abgeordnete. Ebenso werden eingrei fende Vorlagen an den Reichstag wohl erst dann ge langen, wenn die gewählten Commissionen ihre Berichte erstattet haben, — allein auch hier ist keine überreicht Arbeitsmasse etwa vorhanden. Daß die Geschäftsord- nungsfrage nicht zur Erledigung gekommen ist, wird vielseitig bedauert. Ter von dem Abg.vr.Schwarze aus Dresden verabfaßte Bericht wird allenthalben als eine vorzügliche und gründliche Arbeit bezeichnet. Auch der Umstand, daß dieser Abgeordnete infolge der an ihn von dem Präsidenten vr. Simson gelangten Einladung so fort zurUcbernabme des Referats nach Berlin geeilt war, bat einen angenehmen Eindruck gemacht. — Die Fraction der deutschen Fortschrittspartei des Reichstages hat beim Präsidium einen Antrag auf Abänderung des Art. 32 der Verfassung dahin gehend eingereicht, daß der» Mit gliedern des Reichstags in gleicher Weise, wie den Mitgliedern des preußischen Abgeordnetenhauses, wäh rend der Dauer der Session Diäten sowie auch Reise kosten gewährt werden sollen. * Berlin, 28. März. Wie der „St.-A." meldet, hat in Bezug aus dir Vorkommnisse auf Hamburger Auswanderungsschifsen das Schatzdrpartemcnt ru Washington an den Senat eine Reihe von Vorschlä gen gerichtet. In denselben wird die Nothwendiakeit hervorgehoben, bessere Maßregeln zum Schutze der Zwi- schendeckpassagicre und eine schleunige Revision der be stehenden Gesetze zu treffen. Es soll bestimmt werden, daß Zwischendeckpassagiere nur in einem Deck unter gebracht werden; daß nur je zwei Kinder im Alter von 1—5 Jahren (bisher 8 Jahren) als eine Person gel ten; daß jedes Schiff, welches ein Geschäft daraus macht, Passagiere aufzunehmen, einen vollständigen Vorrath von Medicin, der für etwaige Krankheiten der Passagiere sowohl, wie der Mannschaft ausreicht, und einen tüchtigen Arzt oder Wundarzt an Bord haben FeuMeton. K. H«sthr«ter. Sonnabend den 29. März ward zum ersten Male: „Amelia oder der Maskenball", Oper in 3 Acten (deutsch von Grünbaum), Musik vonJ. Verdi, gegeben. Der Text ist eine getreue Nacharbeitung des Scribe-Auber'schrn „Maskenballs", aber die Handlung mit wunderlichem Einfall nach Boston verlegt, wodurch ihr allerdings alles Interesse der historischen Haltung und Mvtivirung verloren ging, wenn auch die dramatische Vorttefslichkeit des Süsets bestehen blieb. Da wir übri gens fast nur eine Vertauschung der Namen und des Orts erblicken, so ist rine Erinnerung an Auber's Werk kaum abzuwrisen, das unter Mitwirkung der historischen Be- üthungcn dramatisch höher steht. Näher aber ttegt ein Vergleich mit Verdi'S eigenen Werken, namentlich mit seinem hier beliebtesten, dem „Troubadour". Letztere Oper besitzt einige schönere, schwungvollere Melodien und ihr vierter Act, namentlich mit dem poetisch ge- dachtenMiserere, ist bramatisch tiefer erfaßt, aber dennoch ist „der Maskenball" in seiner Gesammthett dramatisch bedeutender und reicher concipirt und ausgeführt. Verdi bat sein großes, mitunter sogar zum Genialen sich auf- schwingendes Talent mit der Dramatik der modernen Oper vertrauter gemacht, er ist mehr Kosmopolit in seiner Musik geworden, hat eine bessere Einigung an genommener fremder Elemente mit seinen nationalen erreicht, und sich, ohne die nationalen Eigenschaften ge« sangvollrr Melodik und sinnlichen Tonreize- zu min dern, noch mehr al- im „Trouvadour" von dem lep: bräuchltchen trivial schematifirtrn Formrrcept der ita lienischen Oper befreit. Vergegenwärtigen wir un- dasselbe, wie e- mit be- sLeidentlich varnrendcr Routine ungeiabr gehandhabt wurde. Ein Lhor eröffnet die Scene. Dahrrau- ent wickelt eine prim, äovns, ein primo nomo oder auch ein 8»»»o eine breite Cantilene; der Ausruf „wer kommt?" „was hör' ich?" oder ein meldender Bote giebt geschickte Veranlassung zum Allegro, zur Cabba- letta, vom Chor tutti markirt, und dies Schema wieder holt sich mit anspruchloser Modifikation in Duetten, oder auch Terzetten rc. Dann wird in kühner Stei gerung durch: „Welch ein Lärmen? welch Getöse?" das Finale eingeführt; die entscheidende Situation giebt Gelegenheit, eine allgemeine Erstarrung auf der Bühne Platz greifen zu lasten, die sich allmählich in ein athcm- gepreßtes Ensemble lüftet, das sich mit laufender Chor begleitung steigert, und endlich in einen großen Büh nenschrei ausbricht und mit vollem Orchesterwind dahin- segelt. Mai» wird ohne nähern Hinweis genugsam er kennen, wie weit sich Verdi davon entfernt hat. Sein Gebrauch von Ariososätzen und rhythmisch geschlossener Phrasirung statt deS Recitativs ist freilich mehr nur eine Neuerung als ein Gewinn. Aber dramatischer Gewinn ift da- natürlichere Anpasten der Gesangsfor- men an die Situation, die treuere Auffassung und Ge staltung des Ausdrucks, der Stimmung, der Affecte. Verdi secundirt nicht mehr wie früher dem rohen Schrei- drang der Sänger. Di« Instrumentation ist grschmack- und maßvoll, erweist vielfach musikalisch feine Combi nattonen und charakteristische» Colorit; auch die Ehöre sind nicht nachlässig behandelt. Mit jener Wärme, die leichtes instinctives Schaffen eines routtnirten Meistrrs und bisweilen auch der Aufschwung den Inspiration verräth, tritt uns reiche Erfindungskraft entgegen: in grsangvoller Melodik, in Ryvthmik. in dramatisch be- weater, durch geistvolle DetaÜ-festeulder Lonschilderug; auf einigen Höhepunkten der Conceptton Energie und Innerlichkeit de- Ausdruck- und edle Haltung Bei diesen Fortschritten kann Verdi freilich sein italienisches Naturell dennoch nickt vrrläugnen. Seine leichtfertige Handhabung der Compositionstechnik, welche »n den Effecten der einfachern und ärmern italienischen Formen gar wohl bewandert war, entschließt sich in der großen- theils sehr veränderten Behandlung selten zu einer mit künstlerischem Ernst festgebaltenen, gesteigert und voll endet entwickelten und abschließenden Ausgestaltung; man vermißt einige breit angelegte und durchgearbeitete Musikstücke, namrxtlich auch Finalsätze. Und schlimmer wirkt noch Anderes. Verdi leidet an musikalischen Rück fällen. Er schweift dann mit leichtblütiger Wahl und Willkür zum Gehaltlosen, Trivialen ab, läßt den Sinn der Worte fallen, springt vom besten Gedanken ab, unterbricht glücklich gestaltete und dramatisch gehobene Scenen plötzlich mit leeren und ordinären Tonsätzen. 1 Wer mit hohen Anforderungen an dramatische Wahrheit und inne gehaltene Charakteristik rc. hört, wird sich daher öfter verletzt und im Ganzen ungenü gend befriedigt fühlen. Aber es bleibt doch ein ange nehmerer Genuß, rin Talent mit dem Reichthume sei ner Begabung auch bisweilen spielen, als ein Talent der Armuth derselben mit fühlbar mühsamer Anspan- znung und geistigem Raffinement möglichst Beste- ab- ringen zu seben. Nur wenige specirllerr Hinweisungen seien noch hin- zugrfügt. Der schwächere, an banalen Sätzen reichste Act ist der erste in seiner ersten Abtheilung. Drama tisch belebter und chalattcnstsichcr entwickelt sich di« Scene bei Ulrica, der B^akrsagerin. Ich hebe nament lich da- Trio mit Amelia und die melodisch reizende Barcarole Richard s (de- Gouverneur-) hervor. Der dramattsck bedeutendste, mit Schwung und Grist am gelunarnsten durchgrsührte Act ist dtr zweitr. Glrich dir erste Scene Amelia'» — mit obligatem englischen Horn — ist schön erfunden; höchst charakteristisch ge färbt der Triosatz: „Hörst du wohl, wie die Stimmen des Todes," — der erste Eintritt des Chors. Abfal lend schwächere Sätze mischen sich freilich ein, und der im höhnenden Ton ganz mißglückte Gesang der Ver- schworncn, welcher mit „Sich mit der Gattin rc." be ginnt, ist von solcher Trivialität, daß dadurch die ganze Schlußwirkung des Acts gestört wird. Im dritten Act tritt sehr schön empfunden die Arie Rene'- hervor. Die folgende Scene ist voi» spannender und effekt voller dramatischer Bewegung, aber ihre Steigerungen verlieren sich zum Theil in gehaltlos-pbrasirte Melo dik, so daß der Gesammteindruck von den Sängern schwer festzuhalten ist. Die Ballscene ift wirkungs voll und geistreich behandelt, besonders die Verwebung des Gesanges zur Tanzmusik; und ein genialer Zua ist die vereinzelte Fortführung der Tanzmelodie nach der Ermordung Richard s durch die Vlvline; deren > Spieler mechanisch fortspielend jenes Ereigniß noch nicht bemerkt hat. Frau Kainz-Prause gab al- Amelia eine vortreffliche Gesangsleistung, die vorzüglichste der Vor stellung. Aber Amelia ist eine bedeutende Spielpartt« — und ihrem Gesänge fehlte feurige Belebung, affect- volle Beseelung. Noch mehr vermißte man die- bei Herrn Bachmann in der Nolle Richard'-, so gern auch daS fleißige Bestreben dieses Sängers anerkannt sei. Die Ausbildung seiner Stimme ist nicht der Art, um den für Verdi'S Musik nithiaen Gesangvortrag entsprechend zu beherrschen; Stimmkraft allein ist dazu eine wenig ausreichende Hilfe. Auch die Znronatto, «ar schwankend. Herr Dege le, Reik, war der einzige, der seiner Partie dramatisch« Belebung zu gebest wußte. Fräulein Hänisch gab den Pagen Oskar recht anmuthig und savgs der muntern Mr-