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DK ^Welheritz-Iettung" erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag nnd Sonnabend und wird anden vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Prcirvlerteljührlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsereAusträgernehmen Inserat« werden mit 12 Pfg., solche au, unserer Amtshauptmannschäst mit tvPfg. die Spaltzeile oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der erstell Seite (mir von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 3l>bez. 25 Pfg. Tabellarische undkomplizierteJnscrate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spnltenzeile 80 Pfg. Wchmtz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche MttshmnMmnMaft, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtmt zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmte» Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Vertag von Carl Ichue in Dippoldiswalde. Nr. 42. Donnerstag den 11. April 1907. 73. Jahrgang In dem Güterrechtsregister für den Bezirk des unterzeichneten Gerichts ist heute eingetragen worden, daß der Schuhmacher Gustav Hermann Hamann in Oberhäslich und seine Ehefrau Anna geb. Klecka daselbst laut Vertrags vom 6. April 1907 die Verwaltung und Nutznießung des Mannes aufgehoben haben. Dippoldiswalde, am 8. April 1907. 2 A Keg. 64/07. Königliches Amtsgericht. Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie an dem Land wege von Barenburg nach der Waldidytle liegt bei dem Postamt in Kipsdorf vom 12. ab 4 Wochen aus. Vrvsckvll L., 8. April 1907. I. V.: Gantzer. Moralische Eroberungen. Es ist schon ost genug darüber gellagt worden, wie wenig Preußen es verstehen, sich im Reiche beliebt zu machen, und daß ein güt Teil Schuld an dem hie und da auftauchenden Partikularismus der führende Bundes staat selber trage, weil von ihm Maßnahme» ausgehen, die nicht geeignet sind, die Freude am Reich rege zu halten, und welche damit die sogenannte „Reichsoerdrossen- hcit" Hervorrufen. Die Schuldliste ist ziemlich lang und es braucht wohl an einzelne unliebsame Vorkommnisse nicht erst besonders erinnert zu werden, aber man scheint doch trotz alledem nicht viel gelernt zu haben, denn der augenblicklich spielende Kampf um die Schisfahrtsabgaben kann gleichfalls dazu beitragen, in verschiedenen Bundes staaten, speziell in Süodeutschland und in Sachsen leb hafte Verstimmung zu erregen. Der preußischen Regierung find allerdings die Hände gebunden durch das Kanal gesetz, in welchem die Erhebuung von Schiffahrtsabgaben auf natürlichen Wasserwegen festgesetzt wird, aber die Re- gierung hätte sich gegen dieses Verlangen auf das Ent- schiedendste damals sträuben müssen, zumal sie wußte, daß sie allein nicht vorgehen kann, sondern auch der Zustim mung der übrigen Bundesstaaten bedürfe, da eine solche Abgabe der Retchsverfassung widerspricht und die letztere infolgedessen erst einer Abänderung unterworfen werden müßte. Diese Voreiligkeit, die aus dem Bestreben hervor ging, die leidige Kanaloorlage endlich unter Dach und Fach zu bringen, rächt sich jetzt bitter, wo man an die Ausführung dieser Zusagen herantreten will und die ganze Größe dieser schwierigen Ausgabe erst so richtig in die Erscheinung tritt. Handelt cs sich hier doch nicht mehr darum, deutsche Bundesstaaten zu gewinnen, sondern auch verschiedene Verträge mit dem Auslande liegen vor, die noch auf viele Jahre hinaus laufen und ausdrücklich gegenseitige Abgabenfreiheit vorsehen. Diese Auslands- staatrn haben natürlich keinerlei Interesse daran, der preußischen Regierung um ihrer lieben Augen willen aus der Klemme zu helfen und ohne zwingenden Grund die Verträge in einer Weise abzuändern, daß sie leicht für den betreffenden Staat nachteilig wirken können. Aber auch mehrere der in Frage kommenden deutschen Bundes staaten zeigen wenig Lust, den preußischen Wünschen nach zukommen, weil für sie gleichfalls keine Veranlassung vor liegt und sie eine Beeinträchtigung der Binnenschiffahrt, die aus den Abgaben leicht erwachsen könnte, nicht wünschen. Namentlich in Sachsen sträubt man sich auf das entschiedendste, zumal kürzlich die Maßnahme eines preußischen Landrates eines Grenzkreises, durch welche der Llbschisfahrt Hemmnisse in den Weg gelegt werden, böses Blut gemacht hat, während von preußischer Seite das Vorgehen des Beamten als durchaus berechtigt erklärt wird. Die süddeutschen Bundesstaaten sollen zwar jetzt geneigt sein, in der Angelegenheit etwas Entgegenkommen zu zeigen, indem man eine Art Interessengemeinschaft stabilieren will, aber es scheint sich hierbei wohl nur um «inen von Preußen ausgehenden Fühler zu handeln, ob wohl die Nachricht angeblich aus Süddeutschland stammt. Preußen wäre ja vielleicht in der Lage, seinen Wunsch auf Aenderung der Reichsverfassung hinsichtlich der Wasser- straßenabgaben durchzudrücken, aber eine derartige Majori sierung würde von den in Frage kommenden Bundes staaten bitter empfunden werden und nicht geeignet sein, die Lieb« zu Preußen zu erhöhen. Lotales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In der am 4. d. M. im Sitzungs saal« der hiesigen Amtshauptmannschaft abgehaltenen Hauptversammlung des Albertzweigvereins wurde zunächst über die Tätigkeit des Vereins im vorigen Jahr« Bericht erstattet. Die Zahl der auf 24 Ortschaften des Bezirks sich verteilenden Mitglieder ist auf 192 angewachsen. — Die Mitgliederbeiträge, die sämtlich zur Kasse des hiesige» Vereins gestossen sind, belaufen sich insgesamt aus 717 M., ausschließlich derjenigen der Ortsgruppe Altenberg Die Ausgaben betrugen 982 M. Hieraus geht hervor, daß oer Verein mit den Mitgliederbeiträgen allein nicht aus reicht, sondern sehr wesentlich aus die Erträgnisse von Wohltätigkeitsfesten, Lotterien und dergleichen angewiesen ist. Von der Vereinstätigkeit im vergangenen Jahre ist zu erwähnen, die bereits vor kurzem in diesem Blatte näher beschriebene Einrichtung von Beratungsstätten für Kinder unbemittelter Eltern, ferner die Vermittlung von Freistellen in dem Carolahause bez. anderen Kranken häusern in Dresden zur Vornahme von Operationen bei Kindern wie Erwachsenen, weiter die Unterstützung hie siger armer und würdiger Personen mit Naturalien, die Bewilligung eines Beitrags für die hiesige Kinderbewahr- anstalt und endlich die Errichtung einer Gemeindediakonie in Altenberg bez. Geising. Die Hauptversammlung billigte allenthalben die vom Vorstände beschlossenen Maßnahmen und erteilte demselben hinsichtlich der Kassenverwaltung Entlastung. Für das laufende Jahr wurde beschlossen, die Errichtung einer weiteren Veratungsstätte in der Stadt Glashütte in Erwägung zu ziehen, auch die Beaufsichti gung der Ziehkinder durch Damen des Albertvereins, die sich in Dippoldiswalde besonders gut bewährt hat, in den anderen Orten des amtshauptmannschastlichen Bezirks nach Möglichkeit einzusühren. Schließlich erklärte sich auch die Hauptversammlung mit dem Vorschlag« des Vor standes, zu Beginn des Winters in Dippoldiswalde wieder eine Wohltätigreitsvorstellung zu veranstalten, einverstanden. Die satzungsgemäß vorzunehmenden Wahlen ergaben die Wiederwahl von Frau Superintendent Hempel und Frau Bürgermeister Voigt als Vorsitzende bez. als Kas iererin und die Zuwahl des Herrn Bezirksarzles Di. meck Endler als ärztlichen Beirat. Dieser Bericht über die Hauptver sammlung kann aber nicht geschlossen werden, ohne allen denen, die die Vereinstätigkeit in opferwilligster Weise unterstützt haben, insbesondere den bei den Beratungs stätten tätigen Herren Aerzten, den herzlichsten Dank aus- zusprcchen, dem aber gleichzeitig die Bitte hinzugefügt werden darf, auch fernerhin dem Verein ihr Interesse und Wohlwollen zu erhalten und mitzuhelfen bei den mannig fachen Aufgaben auf dem Gebiete der Kranken- und Wohl fahrtspflege, die sich der Verein gestellt hat. — An Stelle der 3 Hilfslehrkräste Frls. Hieke, Herig und Zimmermann sind der hiesigen Stadtschule zuge wiesen worden der Schulamtskandidat Herr Götze aus Dresden-Plauen und die Schulamtskandidatinnen Frls. Schanze und Löser vom Lehrerinnenseminar Dresden. Nach der üblichen Morgenandacht zur Wiederaufnahme des Unterrichts vollzog Herr Schuldirektor Burkhardt die Einweisung der 3 neuen Lehrpersonen. Er entbot ihnen als Antrittsgruß die Worte, die das Denkmal des Dichters und Schulmanns Herder in Weimar zieren: „Licht, Liebe, Leben", und wünschte, daß unsere Stadtschule für die Neu- Einlretenden sein möchte 1) eine Stätte des Lichts, da tüchtiges Wissen und Können, also eine rechte Verstandes bildung geboten wird, 2) eine Stätte, da Liebe geübt und Liebe erzeugt und wahre Herzens- und Gemütsbildung gepflegt wird, 3) eine Stätte, da Leben herrscht und von der Leben ausgeht zum Zwecke eines starken und ge läuterten Wollens. Mit dem Gesänge des Liedes „Jesu, geh voran" schloß die schlichte Feier. — Am vergangenen Sonntag fand in den Unter richtsräumen der deutschen Müllerschule eine öffentliche Prüfung im Hufbeschlag und anschließend daran eine Aus stellung von Lehrlingsarbeiten und Zeichnungen der hie sigen Gewerblichen Sonntagsschule statt. Neben Vertretern der Behörden war eine große Anzahl hiesiger nnd auswärtiger Gewerbetreibende der Einladung des Schulausschusses genannter Schule gefolgt. Der Vor sitzende desselben, Herr Schmiedeobermeister Mende, be grüßte die stattliche Versammlung und brachte den Dank für die Unterstützung und die Zuwendungen, welche dem jungen Unternehmen zu Teil geworden sind, zum Aus druck. Die dann oorgenommene Prüfung durch Herrn Tierarzt Kettner, fand die volle Zufriedenheit der Zu hörer. Die Ausstellung der Arbeiten und Zeichnungen legte Zeugnis ab van dem ernsten Streben und dem Fleiß der Schüler. Wenn bedacht wird, daß die Schule erst seit einem Jahr besteht und der Unterricht nur einen um den andern Sonntag in den Vormittagsstunden erfolgt, so sind die Resultate beachtenswert und verdient vor alle« Herr Ingenieur Riekert, der in uneigennütziger Weise sich dem Unternehmen widmet, den besonderen Dank aller Gewerbetreibenden. Es ist dringend zu wünschen, daß die Bestrebungen der Schule weitere Beachtung finden und zu einer weiteren gedeihlichen Entwicklung derselben im Interesse unserer jungen Leute Anlaß geben. — Zur Jagd auf Krähen und andere Raubvögel ist jetzt die beste Zeit, weil die Bäume noch unbelaubt und die Krähennester auf ihren Wipfeln sichtbar sind, denn bald beginnt das Brutgeschäft. Welch arge Räuber die Krähen sind, und welchen Schaden sie unter den jungen Häschen und dem Feldgeflügel anrichten können, ist ja hinreichend bekannt, so daß zum Abschuß der schwarzen Gesellen allen Ernstes geraten werden kann. — Vandalismus in Wald und Flur. Alljähr lich gleich von Frühlingsanfang an kann man in Wald und Flur einen Zerstörungsunsug beobachten, dem nicht scharf genug gesteuert werden kann. Sowie die Sträucher, die Haseln und Weiden zu treiben und zu blühen be ginnen und ihre Kätzchen entwickeln, sowie Anemonen und Primeln in Busch und Hag ihre Knospen öffnen, werden sie auch schon geplündert. Ganze Aestchen werden von den Sträuchern abgebrochen. „Nur ein Aestchen!" hört man da sagen. Ja, aber man mutz wissen, daß solch ein Aestchen erst in drei, vier Jahren wieder nach wächst. Es ist auch nicht in der Ordnung, datz manche Spaziergänger Wiese und Wald beiderseits des Weges gar so „abgrasen". In ganzen Bündeln braucht man doch die Blumer nicht heimzutragen. Auf ein Abpflücken und Heimlragen eines Blumenstraußes von öffentlichen, nicht uns allein eigentümlichen Fluren muß jeder Einzeln« eben im Interesse des Ganzen verzichten. Dem echten Blumenfreund, der nicht immer nur Blütenliebhaber Kst, genügt es ja auch, sich den Strauß da draußen zusammen zusuchen nur mit den Augen. Pflückt er eine Blüte ab, so wäre er am Ende zu entichuldigen, da er seinen Schatz sorglich heimträgt. Niemals zu entschuldigen ist es aber, wenn soviele die schönen Frühlingsblüten bündel- und kiloweise abreitzen, um sie nach einer Weile — achtlos wegzuwerfen. Es ist dies eine jener grenzenlosen Rück- sichtslosigkei cn, die einzelne verüben, ohne daran zu denken, daß sie damit ihren Mitmenschen und den kommen den Generationen eines der schönsten Vergnügen entziehen, die Freude an der Blüten weit der Natur. Auch das Weg werfen der fettgetränkten Papiere, die man zum Ein wickeln mitgenommener Viktualien benutzt hatte, ebenso das Bekritzeln und Beschreiben der ausgestellten Bänke rc. gehört in das Kapitel der Verunzierung von Wald und Flur, dessen Nichtbeachtung im Interesse der Gesamtheit, insbesondere der Freude und Erbauung suchenden Spazier- gänger, gar nicht scharf genug gerügt werden kann. 4 — Die Leipziger Blinden wollten dem Pfarrer v. Vuchmald, der vor 15 Jahren die Leipziger Blinden vereinigung nach dem Muster der von ihm vor etwa 20 Jahren in Zwickau gegründeten ins Leben rief, ihre Dank barkeit bekunden und haben mit Unterstützung einer größeren Anzahl von Freunden, welche die Kosten für das nötige Material aufbrachten, einen wertvollen Altar- teppich für die Michaeliskirche, in der sie jährlich zweimal das heilige Abendmahl genießen, gearbeitet. Zum ersten Male schmücke das herrliche Kunstwerk am vergangenen Sonntag den Altarplatz der Kirche. — Der Bau eines Krematoriums in Zittau ist in einer am Sonnabend abgehaltenen Generalversamm lung des Vereins für Feuerbestattung endgültig beschlossen worden. Das Krematorium erhält das Aussehen einer Dorskirche und paßt sich dem dafür vorgesehenen land schaftlich prächtig gelegenen Bauplatze, den die Stadt Zittau kostenfrei überlassen hat, gut an. Der Bau soll noch im Herbst dieses Jahres seiner Bestimmung über geben werden. Die Gesamlkosten werden sich auf etwa 85000 M. belaufen, wozu dem Verein bis jetzt bereit« 35 000 M. zur Verfügung stehen.