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Dresdner Journal : 25.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187404256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-04
- Tag 1874-04-25
-
Monat
1874-04
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 25.04.1874
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^v»4. Im N«icl»«: ^Lkrlivt»:. . . . S ?klr !4)U>rI>ek: 1 1'dlr. IS lüurelll« XuwMk-rn: 1 ic^r. lr> ?,«»««» Uitt iU>r!i< k 9 Dklr 8t»ml>«l8«küt>r, ».«»»«r^-UdUv» <i«ut»ctioa tivmd«, imä 8t«mpeI»ll«d1i»E bloru, Iu8kiLt«uprel»e: t'2r 6eu k»um «ju«r ^«,p»1woso 1'etitrsito: i Xxr. Unter cll» ü dl^r Kriek««»»»» T^Uob mit F»,»»k»»» U«r 8ov»- unck k«i«rtt^, ^d«oä» kür ä«» kolg«oäa» 1^. Sonnabend, ^en 25. April . ... - ——7 ' ' --- — — Dres-ntrÄomMl. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hattmann. 1874 l»-«r»t«»»»»»k»» »»«Wirt«, Fr /t^a-rtutett«^, Oommi««anLr «I»» ' l)r»z«4n«r 4ourv»I»i «k«ilU>ni.: F«Aen u L Freier, SiwdnrU >«rU»- Mt«-L»ip,t,-L«»«l-»r««l»».rnuNlNu4 » U.: F «^OAter, S«rU» Vt*»-L»w^iA-?r»U-l.«tp«t^-knm» /»roki-Ie^tiant,// ^IkLrrckt. Irsm«»- K./>e»>tottr, >r«, l»u:Äa,tAen » LNr«tu; vdsmmtii Fr loiAt kurt» N.: F ^«irAcr'sobe u^/U öuvk ii., V>ai»bt F <7o., Sitrlit,: /nv -D„ L»n»vv,r: U,8e^i/»<trr, k»ri,: 4/ui>»r, Fa/itte, Lu/tirr Uv., 8«»Ux»rt: DauLe F <o., ^4» no-icr» - Farran, Vt»o: ^41 Oxprtt/t. Krr»»8xvb«r: Xüuisl. Uxpeüitivn äv« Ore«xlner ^ournnl», l-re»Usu, t^o. 1. Ämttichcr Theil. Dre-den, l4. April. Seine Königliche Majestät haben auf Bortrag des Justizministeriums dem Assessor beim Gerichtsamt Leipzig 1, Carl Robert Schilling, den Charakter eines Commissionsraches in der V. Klasse der Hofrangordnung beizulegen allergnädigst geruht. Dresden, 23. AprU. Seine Majestät der König haben den Kammermusikern Heinrich Hübler und Benjamin Queißer das Chrenkrruz des Albrechts ordens zu verleihen geruht. Seine Majestät der König Haden allergnädigst ge ruht, dem Korbmachermcister Heinrich Schurig zu Dresden das Prädicat „Königlicher Hofkorbmacher" zu ertheilen. NWinntlichcr Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 24. April, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die heutige Sitzung deS Reich-tagS galt »»nächst der ersten und zweiten Berathung deS Gesetzentwurfs über Erwerbung eines DirvstgebäudeS für daS ReichSeisenbahnamt. AlSdann wurde die zweite Lesung deS Kirchen- dieuergesetzes fortgesetzt und zunächst H 2 mit einem Amendement des Avg. Meyer angenommen. Zu tz 3 sprach der Abg. Schüttinaer gegen das Gesetz, wie er behauptet namens 32 mit katholischem Bewußtsein gewählter bayerischer Abgeordneten. Der bayerische Bundescommissar Oberregierungsrath Riedel führte aus, daß in keiner Weise den bayerischen Reservatrechten durch das Gesetz etwas »ergeben sei. Bayern werd« sich durch solche Angriffe nicht abhalten lassen, dem Reiche zu geben, was des Reiches sei. (Leb hafter Beifall.) Wien, Donnerstag, 23. April, LbevdS. (Cvrr.- Bur.) DaS Herrenhaus hat heute den Voranschlag deS Staatshaushalts und daS Kinanzgesetz pro 1874 in zweiter und dritter Lesung angenommen und sodann die Berathung der Gesetzvorlage, be treffend die Regelung der Beiträge zum ReliaionS- fond behufs Deckung der Bedürfnisse deS katho lischen CultuS, begonnen. In der Generaldebatte plaidirt Fürst Lo bkow itz für den Uebergang zur Tagesordnung. — Cardinal Rau scher jagt, die Absicht der Regierung hätte auch ohne ein Eingreifen in die Vermögensrechte der Kirche erreicht werden können. Wenn man sich mit den Bischöfen inS Cinvernehmen gesetzt hätte, würden sie vollkommen bereit gewesen sein, einer sehr bedeutenden Erhöhung des Bei trages zum Religivnsfond zuzustimmen. — Cardinal Schwarzenberg bedauert gleichfalls, daß keine Ver einbarung mit der Kirche stattgefunden habe, und betont, daß die Bischöfe immer zu großen Opfern bereit ge wesen seien. Die Bemerkung des Fürsten Schwarzen berg, er werde die künftige Steuer kaum auftreiben können und vielleicht gepfändet werden, erregte einige Heiterkeit. — Baron Hein plaidirt für das Gesetz. Der Cultusminister v. Stremayr hob den beiden Cardinälen gegenüber hervor, es sei feiten der Regierung wiederholt die Anbahnung eines Einverständnisses mit dem Episkopate über die den Gegenstand des Gesetzes bildenden Punkte anaestrebt worden; alle desfallsigen Versuche seien aber erfolglos gewesen, und das Episko pat habe bis in die neueste Zeit Anträge solcher Art gestellt, daß die Regierung zu deren Beantwortung nur das gegenwärtige Gesetz für geeignet erkannt habe. Bei der Gesetzvorlage handle es sich auch um keinerlei Con- fiscationsmaßregel, sondern lediglich um die Aufbesserung der äußern Lage des niedern, ein Seelsorgeramt beklei denden Clerus. DaS HauS beschloß mit 86 gegen 2V Stim- men, auf die Specialberathung des Gesetzes einzu- gehen. Wien, Freitag, 24. April, Nachmittag. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Herrenhaus nahm heute in der Specialberathuny den ReaieruugSentwurf, die Beiträge zum ReligronSfond betreffend, in der Fassung des Ausschusses an. Bezüglich deS ersten covfesfiovellen Gesetzes ist zwischen dem Herren hause und dem Abgeordnetenhause nunmehr ein confvrmer Beschluß erzielt. Versailles, Donnerstag, 28. Avril, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der hentlgen Sitzung der Permanenzcommisfion brachte der Deputirte Luret eine Interpellation ein wegen der Vorgänge in der letzten Sitzung deS GeneralratHS von Mar seille und heanspr uchte für den Präsidenten deS GeneralratHS daS Recht, die Ordnung im Sitz- ungSsaale allein aufrecht zu erhalten. Der Mini ster deS Innern, Herzog v. Broalie, antwortete, m jeder Session deS GeneralratHS von Marseille seien dergleichen Anstößigkeiten vorgekommen. Mit de« Grafen Köratry, dem Präfecten unter LhierS, habe der Generalrath ebenfalls Confiirte gehabt, und daS Verhalten deS Präsidenten deS General rathS, Labadie, sei von dem damaligen Minister getadelt worden. Die Regierung untersuche g^en- »ärtia noch die Angelegenheit und werde »hre Ent schließung seiner Zeit bekannt machen. (Vgl. unter „Taaesgeschichte.") Eine Anfrage deS Deputirten de Mahy in Betreff der wiederholten Schiffbrüche transatlan tischer Dampfer beantwortete der Marineminister mit der Erklärung, «S beständen keine besonderen Reglements; eS veruhe vielmehr Alles auf der Verantwortlichkeit deS betreffenden TchiffScapitänS. Rom, Donnerstag, 23. April, AbendS (Tel. d. Dresdn. Journ.) D«e Deput«rtenkammer hat in ihrer heutigen Sitzung die Generaldebatte der Kinanzvorlagen beendigt und, nachdem Mautellini, der Berichterstatter der Commission, für die Com- misfionSanträge gesprochen hatte, alle Anträge auf Uebergang zur Tagesordnung abgelehnt. Morgen beginnt d»e Specialberathung. Die Urbereinkunft der Regierung mit der Tüd- bahngesellschaft ist gestern abgeschlossen worden. Der bisherige päpstliche NuntiuS ir» Wien, Cardinal Kalcinelli-Antoniacci, und der Erzbischof von Salzburg, Cardinal v. Larnoczy, find hier eingetroffen. St. Petersburg, Donnerstag, 23. AprU, AbendS. (W. T.B.) Durch Verfügung des Mi nisters deS Innern ist der Vertrieb und der Col- portageverkauf des Journals „GoloS", der seit dem 13. November vor. I. verboten war, wieder freigegeben. Dresden, 24. April. Die halbofficielle Berliner „ Provin zial - C orre - spondenz" spricht sich in ihrer neuesten Nummer über die Absetzung des Erzbischofs Grafen Ledochowski und die Stellung der preußischen Staatsregiernng in dieser Angelegenheit folgendermaßen ans: „Der kirchliche Gerichtshof hat (auf Grund Art. 24 des Gesetzes über die kirchliche Disciplinargewalt) durch Urtheil vom 15. d. M. die Entlassung des Erzbischofs Grafen Ledo chowski aus seinem bischöflichen Amte ausgesprochen. Nach dem in Kraft stehenden Staatsgesetze hört Graf Ledochowski hiermit auf, Erzbischof von Posen und Gnesen zu sein, der dortige Bischofssitz wird erledigt, und alle geistlichen Handlungen, sowie alle Bestimmungen über kirchliche Angelegenheiten, welche fortan von dem Grafen Ledochowski oder in seinem Namen und Auf trage noch vorgenommen werden sollten, haben dem Staate und dem bürgerlichen Gesetze gegenüber keine Gel tung. Nach der grundsätzlichen Stellung und dem bis herigen thatsächlichen Verhalten des Erzbischofs und der ihm untergebenen Geistlichkeit ist freilich kaum zu er- warten, daß sie sich diesen Folgen der Staatsgesetzgebung ohne Weiteres fügen sollten. Der Widerspruch derselben Feuilleton. Redigirt von Etto Banck. Residenztheater. Zur Feier des allerhöchsten Ge- burtefestes Sr. Majestät des Königs eröffnete den Abend des 23. April die Beethoven'schrn Ouvertüre „Tie Weihe des Hauses", worauf Hr. Direktor Müller einen von ihm selbst verfaßten Prolog sprach. Seine Vortrags weise drang durch einfache Natürlichkeit zum Herzen, im EinNan g mit dem Inhalt der kurz gefaßten Dichtung, die das schöne zwangslose Verhältniß. eines aufrichtigen Vertrauens zu eincm Monarchen betonte, dem es Hrrzens- bcdürfniß fein wird, seine Landcskinder glücklich zu sehen und in milder Humanität und edler Gerechtigkeit die aus Liebe und freiwillige Verehrung gegründete Gegenseitigkeit fortzusühren, an welche man in Sachsen zwischen Volk und Oberhaupt, wie zwischen Familien- gliedern und Familienoberhaupt, gewöhnt ist. Eine Schlnßscene mit einer Grsangstrophe der Sachsenhymne erinnerte zur Befestigung jenes Vertrauens durch ein Transparentportrait an den verewigten großen Vater unseres Monarchen, dessen Segen als rin leuchtendes Vorbild seine sterbliche Hülle für alle Zukunst über leben wird. Der Feier des Tages folgte als Theatervorstellung „Diana", Schauspiel in 5 Acten von Paul Lindau. Wir sehen am heutigen Tage von jeder Besprechung des beifällig aufgcnommenen Stückes ab und zwar noch speciell aus dem Grund«, weil dessen Aufführung zwar eine relativ gute, aber in der Besetzung mit Ausnahme der Rolle Kuck (durch Hrn. Müller) eine wenig zutref fende sein mußte. Es ist wahrscheinlich, daß sich bei der Wiederholung schauspielerisch ein abgerundeterer Eindruck er girbt, günstiger für einige unbefangene kritische Bemerkuitgen. Das Stück ist für Dresden neu, doch hat es.nament lich nach seinen Aufführungen zu Berlin und Wien in viel gelesenen politischen und Fachblättern eine unge wöhnlich große, durch Nachdruck ausgebreitete Fluth von Besprechungen hervorgerufcn, welche mehr als bei ähn lichen Fällen alle gebildete Leser mit Inhalt und Eigen- thümlichkeit dieses Dramas vertraut gemacht hat. Ader auch Inhalt und Eigenthümlichkeit jener zum Theil geist vollen Kritiken waren interessant genug. Sie scheiden sich bei wenig objektiver Vermittlung in drei Haupt gattungen : bittere literarische Gegnerschaft, enthusiastische Freundschaft und gedrückte Feigheit haben sie hervorge- rufen. Die Motive erklären sich leicht. Lindau hat seit dem Beginn seiner glänzenden literarischen Epoche durch die „Briefe eines deutschen Kleinstädters" und die „literarischen Rücksichtslosigkeiten" in der Kritik einen schonungslosen Ton angeschlagen, den er fortsetzt in seiner Zeitschrift „Die Gegenwart". Und dieses Blatt gewann durch Lindau's eigene Feder, wie durch geschickte redac- tionelle Führung und tüchtige Mitarbeiterschaft eine mächtige Stimme in ganz Deutschland. Aber der Autor legte in seinen polemischen, zuweilen sa- tirisch-pamphletistischen Arbeiten, die oft in ihrer Art wahre Kunstwerke sind, einen sehr absoluten Maßstab an fremdes Schaffen, und man fühlte, daß man es dabei mit einem Stimmungsmenschen zu thun hatte, dessen Grundsätze Catonischer Strenge, dessen Gerechtigkeit gegen kollegiales Streben häufig von einer ungebändigten Jugendkraft, von einer Lust an Kampf und Zerstörung durchbrochen wurden. Es wurde deutlich, daß nicht nur lautere Be geisterung für die Sache, sondern auch stark ausgeprägte Beifallsliebe und der Kitzel, den Witz auf Kosten Anderer zu üben, an Lindau's Matadorthum der Kritik vielen gegen" die Rechtmäßigkeit und verbindliche Kraft der neuen kirchlichen Gesetzgebung wird sich gegenüber den jetzigen entscheidendsten Folgen derselben voraussikbtlich nur noch zu größerer Schroffheit steigern. Rian muß daraus gefaßt sein, daß der Erzbischof und seine Bevoll mächtigten, gestützt auf das kanonische Recht, den Ver such machen werden, die bischöfliche Verwaltung den, Staatsgesetze zum Trotz fortzuführen. Die Staatsrrgie- rung hat in solcher Voraussicht bereits den entschiedenen Willen zu erkennen gegeben, den Forderungen des Ge setzes werter Geltung und durchgrelfende Wirksamkeit zu sichern. Sobald zu erkennen war, daß die Bischöse es auch aus das äußerste Mittel, welches die vorjährigen Gesetze dem Staate gewähren, auf die Amtsentlassung ankommrn lassen, und auch der gerichtlichen Entscheidung die Anerkennung und Folgeleistung versagen würden, hatte die Regierung es als eine unabweisliche Pflicht erachtet, dem Staate neue Mittel der Abwehr zu sichern, um die gerichtlichen Entscheidungen nöthigenfalls durch Straf- und Zwangsmittel zum Vollzug zn bringen. Der Staat ist einem abgesetzten Bischöfe gegenüber allerdings ohne Weiteres in der Lage, ihn aus dem Genüsse seines Amtseinkommens zu setzen; aber es kommt weiter und vor Allem darauf an, der unbefugten Fortsetzung der Amtsthätigkeit wirksam entgegenzutreten. Zu diesem Zweck hat dir preußische Regierung dem Landtage einen Gesetzentwurf über die Verwaltung erledigter Bisthümer vorgelegt, durch welchen Vorsorge getroffen werden soll, daß der Eintritt der Vakanz des Bischofsstuhles der Dtöcrse gegenüber zur Anerkennung gebracht werde, daß namentlich die Einstellung jedes amtlichen Verkehrs mit dem entlassenen Bischos und die erforderlichen Maß nahmen wegen Bestellung eines einstweiligen BisthumS- verwesers und Wiederwahl eines Bischofs nöthigenfalls erzwungen oder ersetzt werden, daß zumal in den Fällen der Störung einer dem Gesetze entsprechenden kirchlichen Organisation wenigstens die ärgsten Schäden von der kirchlichen Vermögensverwaltung und von den Einzrlge- meinden fern gehalten werden können. Das weitere Ein schreiten gegen abgesetzte Bischöfe selbst, welche, dem ge richtlichen Urtheile zuwider, ihre Befugnisse fortzuführen versuchen, wurde der Reichsgesetzgebung Vorbehalten, deren weitergehende Competenz die Möglichkeit darbot, zum Schutze der bedrohten Rechtsordnung wirksamere Mittel, als die Landesgesetzgebung zu gewähren. Dem Reichstage ist ein Gesetzentwurf voraelegt worden, nach welchem denjenigen Bischöfen und Geistlichen, welche in hartnäckiger Weise den Gesetzen des Staates den schul digen Gehorsam versagen und sich somit als Verächter des Gesetzes bekennen, auch der Schutz der Gesetze ent zogen werden soll, indem sie aus der Staatsgenossenschast, deren sittliche und rechtliche Grundlagen sie nicht an erkennen, ausgeschlossen werden können. Die Gesetze, welche im Reichstage und im preußischen Landtage noch zur Beschlußnahme vorliegen, sind durch die nunmehr erfolgte Amtsentsetzung des Erzbischofs von Posen und Gnesen von unmittelbar dringlicher Bedeutung gewor den. Das weitere Vergehet der Regierung zum Schutze der Staatsintereffen und zum Schutze der katholischen Gemeinden selbst ist gelähmt, so lange ihr nicht die neuen gesetzlichen Vollmachten gegeben sind. Sie wird sich zu nächst daraus beschränken müssen, allen Betheiligten zum Bewußtsein zu bringen, daß die von dem abacsetzten Bi schöfe und von unrechtmäßig angestellten Geistlichen vor- genommenen kirchlichen Handlungen dem Staate gegen über ungiltig und nichtig sind; — zu einem wirksamen eigenen tÄnschreiten aber muß sie die Ermächtigung durch die weitere Gesetzgebung erwarten. Es kann keinen« Zweifel un terliegen, daß die Reichsvertretung und die preußische Lan desvertretung der Regierung mit voller Bereitwilligkeit die Mittel in die Hand geben werden, uin den Kampf ge gen die geistlichen Verächter der Staatsgesetze durchzu- führen und den revolutionären Widerstand derselben er folgreich zu brechen. Je früher die Negierung in den Stand gesetzt wird, ihrerseits mit bestimmten Maßregeln vorzugehen, destomehr wird sie in der Lage sein, wenig stens der äußeren Verwirrung und Zerrüttung einiger ¬ maßen vorzubeugen, welche durch das Auftreten der Bi schöfe immer entschiedener in die gesammten Verhältnisse der katholischen Kirche gebracht wlrd." Während der ullramontane „Kuryer Poznanski" und die ihm verwandten polnischen Blätter über die Absetzung des Erzbischofs Ledochowski noch immer bitter und schmerzlich klagen, verhalten sich die Organe der nationalen Polenpariei diesem Ereigniß gegenüber „kühl bis ans Herz hinan ", nicht etwa, weil sie mit der ultra- montanen Haftung des Erzbischofs unzufrieden wären, sondern weil derselbe niemals ein wahres Interesse für das Polenthum an den Tag gelegt habe. Ein Posener Korrespondent des Krakauer „Kraj" constatirt, daß die nationale Partei mit gleichgiltigem Blicke der Verfolgung der kirchliche«« Hierarchie zuschaue, bedauernd die Schläge, welche bei dieser Gelegenheit auch der nationale«« Sache zu Theil würden. Man erinnere sich, daß der Erzbischof ein Verbot erließ, nationale Hymnen ii« den Kirche«« zu singen, daß er die deutsche Sprache in seinem Organ einführte, daß er in den Kirchen die Kreuze und Me daillen der in dem deutschen Kriege gefalleiren Soldaten aufhängen ließ, daß er >«ach Versailles reiste, um sich vor dem Deutschen Kaiser zu „erniedrigen" (I), und daß er so aus «nannichfache Weise die polnischen Gefühle ge ring geschätzt und verletzt habe. Bis dahin sei Ledo chowski „ein Feind des polnischen Geistes" gewesen. Als er aber sah, daß er der deutschen Regierung gegen über „dir Rolle des Mohre««" gespielt, der seine Pflicht gethan und nun gehen könne, da habe er sich unter die nationale Fahne begeben und sei mit einem Male ein eifriger Pole geworden. Ueber die ««ächste Zukunft, welche den Ultramontanismus und das Polenthum in der Provinz Posen envartet, schreibt der citirte Corre- spondent des „Kraj": „Unzweifelhaft ist Ledochowski der letzte Erzbischof von Posen und Gnesen gewesen, welcher von Geburt und Namen, wenn auch nicht nach seiner Ueberzeugung ei«« Pole war. Die preußische Regierung, wenn sie nicht de«« erzbischöfliche«« Sitz überhaupt un besetzt läßt, wird einen deutsche«« Erzbischof mit dem Auftrage einsetzen, uns zu deutschen Katholiken umzu gestalten. Welche Rolle alsdann die Domgeistlichkeit spiele«« wird, dürste nicht schwer zu errathen jein; sie wird sich durch die Rücksichten aus die materielle Existenz bestimmen lassen. Man darf sich darüber nicht wun den«, da der größte Theil derselben au» Leute«« besteht, welche verhältnißmäßig leicht zu ihrer Stelle gekommen sind uitd diese nicht gern einer Idee wegen, und wäre es auch eine erhadenere, verlieren möchten; denn Geist liche von wahrem Beruf und aus Liebe könnte man jetzt an den Fingern abzählen. So bereitet sich für uns eine sehr traurige Lage vor; sobald der Kamps zwischen Staat und Kirche beendet sein wird, werden die Waffen gegen Diejenigen gewendet werden, welche bei der nationalen Standarte geblieben sind." Tagesgeschichle. Dresden, 24. April. Aus Anlaß des Geburtssestes Sr. Majestät des Königs hat gestern Abend in den Paradesälen deS kgl. Residenzschlosses eine Assemblee stattgefunden. Ihre Majestäten de« König und die Kö nigin, sowie Ihre königliche«« Hoheiten Prinz und Frau Prinzessin Georg geruhten vor dem Souper Cercle ab zuhalten. Nach ll Uhr zogen die allerhöchste«« und höchsten Herrschaften Sich in Ihre Gemächer zurück. Die Assemblee war sehr zahlreich besucht. Unter den Anwesende«« befände«« sich auch die zur Zeit in Dresden weilenden Fürstlichkeiten, das gesammte diplomatische Corps, die Herren Staatsminister (mit Ausnahme des Herrn Staatsministers Abeken, welcher sich in Berlin befindet), die Herren Präsidenten und zahlreiche Mit glieder der beiden Kammern und viele distinguirte Fremde. I-. Berlin, 23. April. Der Reichstag erledigte heute i«ur de«« ersten Paragraphei« des Gesetzentwurfs über die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern. Die nahezu sechsstündige Discussion Antheil hatten, ja daß dieser ost zu persönlichen Zwei kämpfen ausartende Krieg um des Krieges und des Amüsements Wille«« nicht mit des Autors reichem Wissen und der ernsten Vertiesung seines nach vielen Setten hin so reifen Talentes in Harmonie stehe. Dazu kam sein beispielloses Glück, und als er nun auch noch den Tageserfolg dcrBühne eroberte, vergaßen seine literarischen Feinde alle wohlthätige zopfwidrige Bewegung, die uns „Die Gegenwart" brachte und uns der Vcttermichelschaft deutscher Herrilhuterkritik entgegenstellen Hilst. Tie Be- leidiatcn verfiele«« in einen Fehles den Lindau niemals besaß, ja dessen Gegentheil er bei viele«« Veranlassungen mit Wärme kundgab, — in Eifersucht und neidvolle Bitterkeit. In solchen Empfindungen wurde sein zweites Stück „Diana" mit einem Maß gemessen, das hyper absolut war und vor dem nur einiges „Classische" mit Ehren bestehen kann, ohne als künstlerisch völlig ver fehlt oder unmoralisch verurtheilt zu werden. Die maßlosen Lober Lindau's sind leichter zu er klären. Freundschaft und Liebe sind dabei ein ehren- werthes, wen«« auch verstandverdunkelndes Motiv. Andern rieth die weise Vorsicht ihrer Haasennatur, dein Starken zu schmeicheln. Es ist stets dir Art kleiner Köpfe, höher Begabte für unedel und rachsüchtig zu halten; sie wittern immer, daß der Geist mit Mephistophelischer Bos heit gepaart sei, und doch ist Bosheit gerade deshalb so allgemein, weil sie das Erbgut der Mittelmäßigen und Kleinen ist. Otto Banck. Ein Jagdzug deS Grafen Lichy im BogoS. (Fortsetzung au« Nr. VS.) Erschöpft bis auf die letzten Kräfte setzte ich mich auf einem etwas erhöhten Punkt nieder und musterte das Terrain. Bald sah ich, daß ich mit besonderer Ungeschicklichkeit geführt wurde; von jeder anderen Seite, nur nicht da, von wo ich gekommen war, hätte ich mich den Elephanten eher unbemerkt nähen« können. Bei den vielen zerstreut herumliegenden Felstrümmern und dem dichten Gestrüpp muß es ein leichtes und ganz ungefährliches Unternehmen sei,«, sich an diese Thiere anzupürschen. Sein Hauptaugenmerk hat man nur dar aus zu richten, nicht mit dem Wind zu kommen und mög lichst geräuschlos vorzudringen; zu diesem Zweck thut man am besten, wenn man alleii« geht. Sonnenunter gang war nahe, ich mußte mich um einen Platz für die Nacht umsehen. Ich beschloß daher im Strombett des Meroni zu schlafen, denn vor den vielen Raub- thieren ist man auf einem offenen Platze iinmer sicherer als im Djungel; denselben Weg, wie die Elephanten neh mend, hatte «ch bald der. erwähnten Bergsattel erstiegen, m meinen Füßen lag wieder Surtoch in leichtem Nebel gehüllt, grau in grau, während die phantastisch geformten Riffe der Bora-Best-Andu im Glanze der letzten Sonnenstrahlen wie Feuer glühten. Unwillkür lich fiel mir Hildebrand ein, nur sein Pinsel konnte annähernd die unbeschreiblichen Lichtrffecte und den eigenthümlichen Farbenton jener Breiten wiedergeben. Recht angenehm war es mir, als ich Surrur, den einen meiner Führer traf; auch er hatte einen Elephanten angeschossen, ohne ihn zu bekommen; — die Nacht war schon hereingebrochen, als wir den Sandstrom erreichten. Glücklicherweise hatte ich Feuerzeug in mei nem Gürtel, Holz wurde herbeigeschlcppt und bald loder ten sechs Helle Feuer, in deren Mitte wir mit hungrigem Magen in kurzer Zeit fest eingeschlafen waren. Es mochte wohl zwei Ubr morgens sein, als ich halb erfroren erwachte. Ein dichter Nebel hatte sich über das Thal gelagert, dessen eisiger Hauch mich um
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