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Dresdner Journal : 18.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187404185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-04
- Tag 1874-04-18
-
Monat
1874-04
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 18.04.1874
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ä?88. 1871 Sonnabend, den 18. April. itdnnaemeat^prel«: Im äeuttckiv Niied«! däkrlick.-. . . . k l'klr. j^fLkrlick: l l'klr. 1b klirr. KloreluuKummero! l K^r Intritt jükrlivk 2 I KIr. 8wm;xj1icekakr, ^u,»«rä»1dd«8 deutsokea It«>ok«» Ko»O und 8l«mp«Iru»<:KI»l? Kiuru, toseräteuprelse: ?2r d«o k»um «ioer ^«p»itsnsn ?ktitr«ilo: 2 Xzr. Unter „Linx-esLndt" die Leile- b Kxr. Lrsvkelueiir Tü^llok mit ^uemdrmo der 8ouu- und ?siert»xs, übende kür deu kolxeodsu NresdnerHournal. Verantwortlicher Rcdacteur: I. G. Hartmann. la»er»t«n»»a»kme kr Drondstrtter, Oan>ml»>ionLr d«i I)r««Iner duuru»!»; ek«nd>te.: />>uArn />'»,' u L kreier, Lemdur^-üerll,- Vi« l^ip,t^-L»»«I-Nr»,l»» rr»»KNlrt» Ik.:Daa*r»»ttt» «k ^0A?er, Lerltu Vt»u-S»Mdur^-kr»^-k«ipii8-?r«uk- turl». N. - Uüoed«»: Nud I»rU» Nttrnie^«-r, /niakdendant,// F/srre^t. Lremeui L. Lc/e/stte, In«« !»o: /.KtonArn's Nüreau; vk»miät,i » I^oiAl, rr»»>- kurt» N.: D i/,irA^r'svke u.F O.Drrr7nu»»'»ek<- kurkk., DauörFO'o, värliti: /»vD, Smmovr: <'. §^üee.,ier, k»ri« Daran, I.aMp>, Lattier F O'o., Stutt^»rt: Daube' et <7o., >8ädd. ^nnoncepp-Dürea«, Vi«u: ^4i Oxpe/it:. Ui-r«u8xvder: Xüni>rl krpndltion des dresdner donrnal», ilreecleu, Nurjruretkvu^usse Ku. l. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben allergnädiast zu ge nehmigen geruht, daß der Eisenbahndircctor Pöge zu Dresden den von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ihm verliehenen rothen Adler orden III. Classe annehme und trage. Se. Majestät der König haben aUeranädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Or. mud. E. R. Max Bille zu Dresden den von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland ihm verliehenen St. Stanislausorden III. Classe annehme und trage. MMmüllichk'. Mkil. U e b t r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Tagesgesckichte. (Dresden. Berlin. Königsberg. Sttal- sund. Köln. Viünchen. Wien. Lemberg. Paris. Rom. Ottowa.) Ernennungen, Lersetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Löbau. Sebnitz. Stollberg. Schwarzenberg. Lunzenau. Strehla. Auerbach. Aue.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) LermischteS. Statistik und Lolkkwirthschaft. Eingesandtes. Lotteriegewinnliste vom 16. April. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Deutscher Reichstag (Sitzung vom >6. April). Telegraphische Witterungsderichte. Kirchennachrichten. Börsennachrichten. Inserate. ^lichnchlkii. Gnesen, Freitag, 17. April, Vormittags. (Tel. d. Dresdn. Ivurn.) Der den Erzbischof Grafen Lebo chowSki stellvertretende hiesige Generalofficial, Dom herr Wojciechowski, ist heute verhaftet und zur Verbüßung einer 1 jährigen Gefängnißstrafe nach Bromberg abgeführt worden. Wien, Donnerstag, l6. April, Abends. (W. T. B.) Dav Abgeordnetenhaus hat heute die General debatte über die dritte confessionelle Gesetzvorlage, welche die gesetzliche Anerkennung der Religions- gesellschaftcn betrifft, zu Ende gesüh t und die Ge- letzvorlage mit großer Majorität angenommen. Es traten im Ganzen nur L Redner aus, die sich sämmtlich für die Vorlage auSsprachen. Prin- eipirlle Bedenken wurden von keiner Seite erheben. L ondon, Donnerstag, 16. April, Nachts. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses gab der Schatzkanzler Sir Stafford Northcote ein Expose des Budgets. Ter Schatzkanzlcr beziffert die Einnahmen des letzten Rechnungsjahres mit 77,335,657 Pfd. St., die Aus gaben mit 76,446,50« Pfd. St. und veranschlagt für den Jahrgang 1874/75 die Einnahmen auf 77,005/00 Pjd. St., die Ausgaben auf 72,503/00 Pfd. St. Ter Ueberschuß wurde demnach 5,402/i< o Pfd. Et. betragen. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater — Altstadt —, den 16. April: Gastspiel der italienischen Operngesellschaft des Herrn Pollini: „Der Troubadour" von ABerdi. Auch diese hier bis zum Uebermaß abgespielte Oper empfing ein neues Interesse, eine neue Wirkung durch die gestrige Vorstellung, denn nur mit dem italienischen Text, der weder den Wohlklang, noch auch die Inten tionen des Componisten beeinträchtigt, und mit italieni schen Sängern kann sich der Eindruck der italienischen Oper in nationaler Echtheit ergeben. Nur die jenen eigene, mit dieser Musik eng verwandte Gesangs- und Vortragsbchandlung, ihre temperamentvolle feurige Be lebung, scharf ausgeprägte Rhythmik, Phrasirung und na tionale Empfindungswcise vermag das sinnlich Reizvolle des schönen Tonelements, den äußerlich essectuirenden Pathos dieser Musik, und jene Höhepunkte geistvoller dramatischer Eonccption, in denen Berdi bisweilen seine Genialität entfaltet, zu jener entschiedenen Wirkung zu bringen, die uns fesselt, ja sogar ergreifend erregt. Und wesentlichen Antheil in gleichem Sinne hatte daran die treffliche Dirrction des Hrn. Kapellmeisters Goula und die vorzügliche Ausführung der Kapelle. Ter alle Zelter sagte einmal nach dem Anhören einer italienischen Oper: „Zehn Mal war ich im Begriff, aufzusprinaen und hinauszulaufen, und zehn Mal packte mich der Kerl wie der bei den Rockschößen und zog mich auf den Sitz zu rück". Daran wird man bei so in der Gesammtheit ge lungener Interprriation eines Verdi'schen Werkes unwill kürlich erinnert. „In der Gesammtheit", denn nicht alle Einzelnheiten sind es, die das hier bisher darin Gebo- Der Schatzkanzler macht den Vorschlag, die Z«kerzölle abzuschaffen, und zwar soll der Einfuhrzoll auf rohen Zucker am 1. Mai, derjenige auf raffinitten Zucker am 21. Mai aufhören. Ferner beantragt er die Abschaffung der Pferdesteuer und die Ermäßigung der Einkommen steuer um 2 Pence im Pfund (also auf den Satz von 1 Penny). Hierdurch würde der Budgetüberjchuß auf 462,<>00 Pfd. St. herabgemindert werden. Das Unterhaus nimmt die vom Schatzkanzler voraeschlagenen Steuerabschaffungen, sowie die Er- Mäßigung der Einkommensteuer an und wird die Berathung des Budgets am nächsten Donnerstag beginnen. Eine Botschaft der Königin beantragt für den Eommandanten der zurückgekehrten Streitkräfte im Kriege gegen die Aschantis, den General Sir Garnet Wolseley eine Dotation von 25,600 Pfd. Sterling. Konstantinopel, Donnerstag, 16. April. (W. T. B.) Der Licar des Ervatnarchen Haffun, Monfignor Azarian, hat eine Reise nach Rom an getreten. Dem armenisch-katholischen Patriarchen Küpe- lian find die von ihm erbetenen Wesirialcrlafse für 6 Prälaten übergeben worden, welche in die Pro vinzen geschickt werden, um dort seine Autorität zur Anerkennung zu dringen. Lagtsyrichichtr. Dresden, 17. ^lpril. Sichern: Vernehmen nach wird unser Landtag Montag den 27. April wieder zusammentreten. I . Berlin, 16. April. Der Reichstag erledigte heute den zweiten Abschnitt des Militärgesetzes, welcher von der Ergänzung des Heeres handelt, mit wenigen, zum größten Theil unerheblichen Abänderungen nach den Vorschlägen der Commission. Die erheblichste Ab änderung der Eommissionsvorschläge bestand darin, daß die Errichtung eines Reichsiecrutirungsamts, welche die Commission vorschlug, auf Ersuchen der Vertreter des Bundesraths abgrlehnt wurde. Der Versuch der Con- servativen, die Wiederaufnahme der von der Commission abgelehnten Bestimmung, wonach der Versuch der Aus Wanderung zur Hinterziehung der Militärpflicht der Strafe des tz 140 des Strafgesetzbuchs unterliegen - soll, zn erwirken; blieb erfolglos, ebenso der Versuch des Centrums, den Studirenden der Theologie besondere Vergünstigungen bezüglich der Zurückstellung zu ver schaffen. Aus einer Mittheilung, welche der Präsident am Schlüsse der Sitzung machte, scheint hervorzugehen, daß auf die Durchberathung der Gewerbeordnungs- Novelle in dieser Session verzichtet werden wird, da vier Gesetze und der Verwaltungsbericht für Elsaß-Lothringen derselben vorangehen und der Schluß des Reichstags, wenn irgend möglich, Ende nächster Woche eintrcten soll (vergl. den Sitzungsbericht in der Beilage). — Gestern Abend hielt die Commission für den Bau des Parlamentshauses wieder eine ziemlich resultatlose Sitzung. Ten Mitgliedern lag ein Situationsplan des Terrains an der Königgrätzcr Straße vor behufs Fest stellung, wie weit es möglich ist, darauf ein den Ver hältnissen entsprechendes Gebäude auszuführcn. Als Maß stab für ein solches hat man 5 der prämiirten Pläne in das Auge gefaßt. Tie Architekten, welche der Com mission angehören, sind um ein drittes Mitglied, den Baumeister Ende, vermehrt worden. Bisher gehörten der Commission der geh. Oberbaurath Hitzig und der Tircctvr der Bauakademie Prof. Lucae an. Tie Com mission beauftragte die Architekten mit der Vorbereitung eines Gutachtens. — Wie schon erwähnt, verhandelte gestern der könig liche Gerichtshof sür kirchliche Angelegenheiten über die bekannte, auf Grund des tz 24 des Gesetzes vom 12. Mai lene übertreffen, wohl aber das charakteristisch hcrvor- trctende nationale Element, der dramatische Zug und be lebende Schwung der Ausführung, die gesangliche Be herrschung, die Einigung der Leistungen in voller An spannung und warmer Hingabe des Talents und besten Könnens. Manrico ist die Glanzpartie Signor Marin i's; dieser Sänger entwickelt darin mit wohl beherrschtem Vor trage sein herrliches Stimmmaterial mit jener seltenen Schönheit des Tons, die auch für tiefe Empfindung fast stets vollgiltig ciutritt. Seine Stimme vereinigt mit Noblesse und schönem Piano eine ungemein kernige, con- centrirte Klangkrast, in rascher Ansprache folgsam, und ohne auch in höchster Energie des Tons je den Eindruck des Forcirten zu machen. Die Eabaletta im dritten Act mit dem siegenden Effect des hohen O enthusiasmirte. Schon allein Marini's glänzende Wiedergabe der Titel rolle befürwortet eine Wiederholung der Oper, nicht min der aber die Durchführung der übrigen Partien, das dramatische Ensemble. Madame Desiröe Artüt be kundete als Leonore in Spiel und Gesang, wie zu versichtliche Stützen Geist und kunstvolle Technik bleiben; einzelne Stellen, z. B. beim Erkennen Manrico's im Finale des zweiten Acts und in der genialen Miserere Scene waren von hinreißender Wahrheit des Affects. Signor Padilla, für dessen Stimmmittel sich kräftig leidenschaftliche Allegrosätze nicht eignen, zeichnete sich als Luna namentlich durch meisterhaften Vortrag der Cavatine im zweiten Act aus; Signora Abeli vermag zwar die Azucena trotz ihrer hübschen Stimme noch nicht zu einer Hauptpartie herauszubildcn, schloß sich aber mit intelligenter und dramatisch verständiger Aus führung dem Ganzen entsprechend an, und Signor Bossi — Ferrando — enthob sogar die Zutroductions- scrne ihrer gewohnten Langweiligkeit. 1873 erhobene Anklage wider den Erzbischof von Posen und Gnesen, Grafen Ledochowski. Der Gerichtshof war, wie die „N-Z." berichtet, zusammengesetzt aus den Herren Vicepräsident des Obertribunals Heineccius als Vorsitzenden, den ObertribunalSräthen v. Diepenbrock- Grüter und Eggeling, Präsident v. Schelling und den Oberappellatiousgerichtsräthen 'Nieden, Kannegießer und Bürgers. Die öffentliche Anklage vertrat der Ober staatsanwalt v. Gröben. Der Angeklagte war zum Termin nicht erschienen, dagegen war der als Zeuge ge ladene Geheimsecretär des Erzbischofs zur Stelle. Die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen sind be kannt. Die Anklageschrift hat die Verstöße des Erz bischofs gegen die Maigesetze in sechs verschiedene Grup pen eingetheilt. Der Oberstaatsanwalt entwarf zur Be gründung der Anklage noch einmal ein zusammenfassen des Bild der gegen die Staatsordnung gerichteten Thätig keit des Angeklagten, bezog sich aus die in amtlichen Documenten vorliegenden Beweise für seine Behaup tungen und fuhr dann fort: Ist der Angeschuldigle mithin der Verletzung der Mai gesetze schuldig, so sind die Verletzungen auch so erheblich, daß >ein Verbleiben im Amte ün Interesse der öffentlichen Ord nung unmöglich ist. Er schmäht die Anordnungen der Lbrig keit und würde dieselbe Sprache, dast die Malgesetze mit der von Gott gebotenen Freiheit der Kirche m Widerspruch liehen, auch dann geführt haben, wenn er hente hör dem hohen Ge richlshofe erschienen wäre. Ist dem Angeklagten unbekannt, daß in vielen deutschen Ländern dieselben Gesetze schon lange in voller Uebung stehen? Soll in Preußen DaS wider das Gewissen laufen, was dort ohne GewitsenSbedränguiß zu Recht besteht? Darf der Staat nicht bei der Besetzung der grade für die katholische Bevölkerung fo überaus wichtigen Pfarrstellen Mitwirken, kann es ihm gleichgiltig! sein, wenn die geistlichen Oberen die Gewalt über Leib und Ehre der ihnen untergebenen Priester in Anspruch nehmen ? Die durchschlagende Bestimmung des Artikel wo der Verfassung, daß gehörig publicirlc Gesetze sür alle Staatsangehörige rechtsverbindlich sind, trifft bei den Maigcsetzen um so mehr zu, als zu ihrem Erlaß erst der Ar tikel lb der preußischen Verfassung geändert wurde, der möglicher Weise ein Hinderniß sein konnte Die Aufrechterhaltung der Autorität der Gesetze ist LedenSbcdinguug der Staaten, na mentlich sür Preußen, daS seine Entwidelung der gleichmäßigen Achtung der Gesetze von Seiten des Fürsten wie des Volkes verdankt Die loyale Discussion Hst Niemandem beschränkt, unser Preßgcsetz dielet dazu volle Freiheit; aber der Ange schuldigte kritisirte sie nicht, sondern bestritt ihre RcchtSver bindttchkeit in jeder möglichen Beziehung; in allen von ihm abhängigen TagcSblättern konnte man lesen daß der Wider stand gegen die Maigcsetze ein Gott wohlgefälliges Werk sei. Der Gedankt, daß jeder seine subjective Meinung über den ob- jectiven Bestand der Gesetze setzen dürfe, ist ein durchaus re volutionärer, er muß zum Unyturz aller Ordnung führen, und ist er schon gefährlich bei einem Privatmaune, um wie viel mehr bei der hochwichtigen Stellung eines katholischen Erz bischofs, namentlich in der Provinz Posen, wo der Gegensatz aus religiösem Gebiete coindicirt Mit dem Gegensätze auf poli tischem Gebiete. Dazu kommt noch die AmtSverrichtung der widerrechtlich angestelltcn Geistlichen, welche die schlimmste Verwirrung auf dem civilrechtlichen Gebiete zur Folge haben muß. Schon hiernach ist der Thatbestand des 8 24 deS Ge setzes vom te. Mai I87:i dargethan; es kommt gar nicht da rauf an, daß wirklich Gefahren für die öffentliche Ordnuug eiugetrcten sind. Der Wille des Angeschuldigten ging dahin, die Gesetze zu verletzen, die Eonsequcnzen waren ihm ganz gleich. Aber factisch ist auch dem Oberpräsidenten angezeigt, daß 18 Trauungen vorgenommen sind, die so nichtig sind, daß das Lbertribuual selbst den Antrag aus die RichügkcitSerklü- rung einer solchen Ehe als gegenstandslos zurückwies. Der Angeschuldigte hat die freiwillige Amtsniederlegung verweigert, die Hoffnung, er werde nach Abbüßung der Gefängnißstrafe ein anderes Verfahren einschlageu, ist nicht gerechtfertigt, — ich beantrage deshalb, die Amtsentsetzung gegen ihn aus- zusprechcn. 'Nach dreiviertelstündigcr Berathung erkannte der Ge richtshof dem Anträge des Staatsanwalts gemäß. Die Amtshandlungen des Erzbischofs vor Erlaß der Mai- gesetzc waren bei der Urtelsfindung unberücksichtigt ge blieben; schon sein Verhalten nach Erlaß derselben ge nüge, um sein Verbleiben im Amte mit dem Interesse der öffentlichen Ordnung unverträglich erscheinen zu lassen. Die Amtsentsetzung des Grafen Ledochowski muß freilich, sagt die „N.-Z." weiter, so lange nicht der dem Abgeordnetenhause vorliegende Gesetzentwurf wegen Wahrnehmung erledigter bischöflicher und geistlicher Aemter in Kraft getreten ist, vorübergehend einige Ver legenheiten Hervorrufen. Glücklicherweise läßt der be- Da diese Oper hier noch nie italienisch und noch nie so gut in ihren, Gesammtcindruck gegeben wurde, so glaube ich, würde man mit ihrer Wiederholung einem Wunsche des musikliebenden Publicums entgegenkommen. Wünscyenswerth aber bleibt es, daß dabei die Aufführung der hier noch nicht gegebenen Oper Flotow's „Ter Schatten" und auch der „Favoritin" von Donizctti ge sichert bleibt. C. Banck. Rundschau über Theater und Mufik. Am 12. April waren es 100 Jahre, daß in Ber lin zum ersten Male Goethe's „Götz von Berlichin- gen" gegeben wurde. Das königl. Schauspielhaus brachte dieses für die deutsche Theatergeschichte epochemachende Ereigniß durch — den Theaterzettel in Erinnerung, auf welchem zu lesen war: „Zur 1U)jährigen Jubelfeier: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" rc. Wer etwa erwartet hatte, es würde nun wirklich eine Feier ftattfinden, etwa ein Prolog die Vorstellung einleiten, oder sonst irgend eine festliche Veranstaltung den Abend illustriren, der sah sich getäuscht. Dagegen wurde eine historische Uebersicht über die Darstellungen des Stückes vertheilt, deren Zusammenstellung dem unermüdlichen Chronisten des Berliner Theaters, C. L. Barth, zu dan ken ist, wie dies schon bei frühem Jubelvorstellungen classtscher Stücke der Fall war. — Frau Niemann-Rabe hat ihr Gastspiel im Schauspielhausc beendigt, ohne, wie mehrfach angekündigt wurde, als Gretchen auch dem Ber liner Publicum sich vorzuführen. Dagegen dürfen die Kritiker des französischen Journals „Figaro" das Ver dienst für sich in Anspruch nehmen, uns Deutsche neuer dings über die richtige Auffassung dieser Rolle belehrt zu haben. Anläßlich der Neubesetzung des Gretchen bei Wiederaufnahme des Gounod'schen „Faust" in der Opörs sonnene Sinn des Volkes ermatten, daß dieselben un schwer werden überwunden werden. Aus den an das Abgeordnetenhaus gelangten Petitionen der preußischen Domcapitel ist ersichtlich, daß dieselben eine Sedisvacanz deS bischöflichen Stuhles, wo eine solche durch Uttheil des kirchlichen Gerichtshofes herbeigefühtt wird, nicht anerkennen und die in dem gedachten Gesetzentwurf ihnen zugedachten Functionen nicht übernehmen werden. — Die preußischen Domcapitel haben, wie es scheint auf gemeinsame Uebereinkunft, eine Verwahrung gegen den Gesetzentwurf über die Vermattung erledigter Bis thümer bei dem Abgeordnetenhause eingereicht. Als Probe dieser Proteste, wie sie aus Posen, Paderborn, Münster u. s. w. eingelaufen sind, theitt die „Germania" die Petition des Breslauer Domcapitels mit, welche auch der Kanonikus IN. Künzer mit unterzeichnet hat. Die Petenten erklären, daß sie im Falle einer von den, geist lichen Gerichtshof ausgesprochenen Absetzung des Bi schoss angesichts des von ihnen geleisteten Cides nicht in der Lage wären, eine Sedisvacanz anzunehmen und einen neuen Bischof oder auch nur einen Capitclvicar zn wählen. Indessen hat der Gesetzentwurf diefc Even tualität schon vorausgesehen und auch für diesen Fall die geeigneten Vorschriften getroffen, indem eine gesetz liehe Verpflichtung zur Wahl nicht auferlegt, es vielmcbr einem jeden Mitglied? des betreffenden Domcapitels an heimgegeben ist, sein Wahlrecht zu üben oder nicht. In, Unterlassungsfälle wird seine Person vom Gesetze keines wegs getroffen. Königsberg, 15. April. Nach der „Ostpr. Ztg." wird die Zahl der um die hiesige Festung zu erbauen den Forts bedeutend vergrößert. Außer dem auf dem Quednauer Berge bereits projectirten Fort werden noch zwei weitere Fotts, und zwar bei Neudamm und west lich der Mühle Lauth im Laufe dieses Jahres in An griff genommen. Die Arbeiten hierzu haben bereits be gönnen. Außerdem sind 8 andere Horts bei Beydritten, Ehorlottenburg, Marienburg, Kalgen, Hoch-Karschau, Aweiden, Seettgenfeld und 'Neuendorf projectirt, und er folgt die Absteckung und Vermessung des erforderlichen Terrains bereits in diesem Frühjahr. — Der Strike der Getreideträger dauert hente noch fort zum Schaden des Handels, aber zum noch größeren der Strikenden. Bis vorgestern waren 5 Rädelsführer verhaftet. Die Kaufmannschaft wird nicht nachgeben. Stralsund, 14. April. Die „Str. Ztg." berichtet, daß der Strike der Schiffszimmerer auf den hiesigen Wersten, der am 5. Januar seinen Anfang nahm und also über drei Monate gedauert hat, jetzt beendigt ist. Die Schiffszimmerer sind auf die von den Bau meistern vorgeschlagenen Bedingungen eingcgangen (Ar beitszeit von 6 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends bei 1 Thlr. Tagelohn) und haben an, 10. d. die Arbeit wieder ausgenommen. Die Zahl der im letzten Viertel jahr strikenden Arbeiter betrug ungefähr l50; diesen ist nun wieder ein guter Verdienst erschlossen, welcher bei den von den meisten in letzter Zeit betriebenen Eisen- dahnarbeiten stark geschmälert war. Köln, 16. Aprll. (K. Vlks.-Z.) Die Zuchtpolizei kammer des hiesigen Landgerichtes hatte am 21. Februar c. den Erzbischof wegen der Beschuldigung, „im Novem ber vorigen Jahres dem Pfarrer 'Niessen zu Hellenthal die Genehmigung ertheilt zu haben, als Stellvertreter die pfarramtlichen Functionen in der vacanten katholi schen Pfarre zu Blumenthal auszuüben, bevor fcststand, daß gegen die Uebettragung, beziehungsweise Genehmi gung der erwähnten Stellvertretung kein Einspruch sei tens des Oberpräsidentcn der Rheinprovinz erfolge", >« eontumnc-jsiu in eine Geldstrafe von 1000 Thlr., even tuell in eine Gefängnißstrafe von 10 Monaten verur- theilt. Auf die gegen dieses Uttheil vom Erzbischöfe er hobene Berufung, kam die Sache heute vor der corrcc- tionellen Appellkamm er zur Verhandlung. Die Appcllkammer nahm die Berufung an und sprach den Erzbischof von Strafe und Kosten frei. Es bedarf kei ner Bemerkung, daß gegen das Strafmaß nicht appellirt lviniquo zu Patts hat cs sich nämlich gezeigt, daß die conventionellen Gretchen, denen man bisher Beifall zu- jauchzte, alle falsch waren. Sie waren Ursache, daß man die blonden Mädchen jenseits des Rheins mit einem Hei ligenschein umgab, der in. Allgemeinen auf Unwahrheit beruht. Die neue Repräsentantin sichre zur Wahrheit zurück. Sie erinnere daran, daß Sauerkraut, Wurst und Bier die Nahrung der Gretchen und daß sie während deS letzten Krieges an ihren „Faust" schrieben: „Wenn Du ein paar hübsche kleine Ohrringe bei einem Juwelier erhaschen kannst, so wirst Du mir eine große Freude machen." — Im königl. Opernhausc wird nächster Tage die Vcrdi'sche Oper „Aida" unter Mitwirkung von Frau Mallinger, sowie der Herren Niemann und Betz in Scene gehen. Der großen Vorbereitungen wegen mußten in dieser Woche zwei Vorstellungen ausfallen. — In Stettin wuroe Mitte vor. Mts. eine Oper „Der Schwedcnsce", Test von Ernst Pasqu«, die Musik von einem preußischen Hauptmann namens Robert Em merich aufgeführt; der Eomponist soll die Form glück lich beherrschen und viel melodische Erfindung zeigen. — Das Stadttheater in Breslau brachte jüngst das fünf- actige Schauspiel „Preußens erstes Schwnrgcricht" aus der Feder deS dortigen Rcgicrungsraths Hermann Kette, welches sich an einen historischen Stoff anlehnt und entschiedenen Erfolg gehabt haben soll, obgleich, zur Ent täuschung des Publicums, der Held und die Heldin des Stückes'sich „nicht kriegen". — Ein anderer Rcgierungs- rath, Richard Glaß m Altenburg, hat soeben am dasigen Herzog!. Hoftheater nicht minder glücklich mit eineni Drania „Warwick" debutirt. Dasselbe, bereits vor sechs Jahren im Buchhandel erschienen, steht dem Stoffe nach zwischen Shakespeare's Heinrich-Dramen u. Richard III.; die zu Grunde liegende Geschichte gehört zu der des Kampfes dex rothen und der weißen Rose. Den Hin-
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