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Dle „Wcitzeritz-Zeitung" cljch'int wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag nnd Evnnnbend und wird an den vvrdergehen denAdenden ansgcgebeiu Preis vierteljährlich I M. 25 Phi-, Zweinionailich 8t Psg., cinnwnatlich -12 Psg. Einzelne Nummern 1» Pfg. Alle Postan stellten, Postboten, sowie unscreAusträgeruehlneii Bestellungen an. Mchtlitz-Mllllg. Anzeiger fiir Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit 12 Pfg., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit lOPfg. die Spaltzeile oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile :IO bez 25, Psg. Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzcile NO Pfg. Amtsßfllii für die Königliche Wllshanplmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten llnterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eitles Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Taget» wird keine Garantie übernommen. Veraulworllicher Redakteur: Paul Jehnr. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 34. Donnerstag, den 21. März 1907. 73. Jahrgang Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie an der Straße von Falkenhain bis zur Buschmühle bei Schmiedeberg liegt bei dem Postamt in Schmiedeberg (Bez. Dresden) vom 2l. ab 4 Wochen aus. Xsisei»Iivkv vbei—I*osKiIii»«IeAon. orssaen-L. 18 März 1907. I. V.: Gantzer. Zum 22. März. Der 22. März, als der Geburtstag unseres unvergeß lichen Kaisers Wilhelm der Große, war für das gesamte deutsche Volk der schönste nationale Festlag, so lange der Heldenkaiser und Friedensfürst noch lebend unter uns weilte. Seit aber der Tod ihn uns genommen hat, steht derselbe Tag unter dem Zeichen tiefernster Wehmut. Doch die Erinnerung an die hehre Heldengestalt des großen Kaisers wird nie verblassen, sein Geist wird fortleben von Geschlecht zu Geschlecht. Wir wollen heute von dem Ver ewigten nicht ein Bild entwerfen, wie es der Geschichte angehört, sondern das ihn uns als Beispiel und als Lehrer für sein Volk zeigt. Schon bei seiner am 8. Juni 1815 erfolgten Konfir mation gelobte der damals l 8jährige Prinz, „seines Gottes überall zu gedenken, seine Kräfte dem Vaterlande zu widmen und den Pflichten des Dienstes mit der größesten Pünkt.ichkeit nachzukommen"; nnd bei der Kaiserproilama- tion am l8. Januar I87l legte er das Gelübde ab, „allezeit Mehrer des Reiches zu jein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung". Treu sich selber, treu seinem Volke hat er diese Gelübde gehalten, denn Kaiser Wilhelm !. war, gleichwie wir es heute an seinem erlauchten Enkel rühmen, nicht nur Soldatenkaiser, sondern auch ein Vater seines Volkes in des Wortes schönster Bedeutung. Welch ein Segen ist dem deutschen Volke durch die langen Friedensjahre erwachsen! Wie war das ganze arbeitsreiche Leben des hochseligen Kaisers seinem Volke gewidmet, und wie hat er sein Volk geliebt! Wem anders, als dieser sürsorgendcn, immer gleichen Liebe, mit der er auch die geringsten seiner Untertanen umfaßte, dankt das Volk die jetzt immer mehr ihrer Vollendung zuslrebenden Unfall-, Kranken-, sowie die Alters- und Jnvalidengesetze! Ja, Treue um Treue, Liebe um Liebe, Dank um Dank finden wir in dem ganzen Leben des ruhmgekrönten Monarchen verkörpert. Liebe, Treue und Dank hat er seinem Volke allezeit gegeben und gesät — Liebe, Treue und Dank hat er darum auch tausendfältig geerntet. Kaiser Wilhelm der Große ist zwar gestorben, aber er ist nicht tot, er lebt und wird ewig leben in dem Herzen seines Volkes. Was Kaiser Wilhelm uns in erster Linie gelehrt hat, das sind Bescheidenheit, Demut, Liebe zum Vaterlande, Liebe untereinander und Pflichttreue bis zum letzten Atem zuge. Noch kurz vor seinem Tode sprach er zu seinen Angehörigen, als sie in ihn drangen, er möge sich doch schonen und ruhen, die Worte: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein." Diese Pflichttreue, der unerschütterliche Glaube an Gottes Allmacht, sowie die Ergebung in seinen Willen sind uns vorbildlich. Aber er hat nicht nur ge lehrt, er hat auch gegeben, und was er uns als heiliges Vermächtnis hinterlassen hat, das ist das auf blutiger Wahlstatt sestgeschmiedete einige Deutsche Reich mit Elsaß- Lothringen; das ist ein großes, schönes, mächtiges Vater land. Dieses Erbe Wilhelms des Großen ruht heute in der sicheren und festen Hand seines erhabenen Enkels, unseres Allergnädigsten Kriegsherrn, Wilhelms II. Auch er hat, wie einst sein großer Ahn gelobt, der erste Diener des Staates zu sein und seine Kräfte dem Vaterlande zu weihen; auch er will Mehrer des Deutschen Reiches und seiner Wohlfahrt sein durch friedlichen Wettbewerb, und herrlich hat er sein Gelübde gehalten. Darum, so oft jetzt er 22. März wiederkehrt, ruft er uns entgegen: Haltet >as Gedächtnis Wilhelms des Großen heilig, schart euch uch an diesem Tage um den Thron seines erlauchten mkels, eueres geliebten Kaisers, sprecht mit Friedrich dem kroßen: „Es ist nicht nötig, daß ich lebe, wohl aber, daß ch meine Pflicht tue und für mein Vaterland kämpfe", md erneuert ihm nicht mit den Lippen allein, sondern aus iefstem Herzensgründe das Gelübde der Treue: Und mögen die Wogen sich türmen In Sturmes- und Wetiergebraus — Wir wollen Dir Treue halten, Du herrliches Königshaus. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nächsten Donnerstag findet in unserer Stadtkirche Wochenkommun i.on statt. — Recht dankbar wird von vielen Kirchenbesuchern die neue Einrichtung begrüßt, daß die nicht vermieteten Kirchenplätze durch ein deutliches „Frei" bezeichnet sind; kann es doch bei Berücksichtigung dieses Kennzeichens nicht mehr vorkommen, daß sich Besucher des Gottesdienstes ver anlaßt sehen, den Platz zu wechseln, um wirklichen oder vermeintlichen Ansprüchen Späterkomniender zu entsprechen. — In der letzten Monatsoersammlung des Stenographen vereins „Gabelsberger" fand sich dec Bibliothekar des Vereins, Herr Prokurist Jehne, in dankenswerter Weise bereit zu einem Vortrage über „Die Mailänder Aus stellung 1906". Die interessanten Ausführungen des Redners über die Entstehung, Zweck und Umfang der Ausstellung, über die ausgestellten Objekte und seine persönlichen Ein drücke von dem Gesehenen, gipfelnd in hoher Anerkennung des von Deutschland Ausgestellten, fanden dankbare An erkennung. — Am Sonnabend abend hielt die hiesige Freiw. Feuerwehr ihre 42. Generalversammlung ab. Hauptmann R. Heinrich begrüßte die Anwesenden aufs herzlichste und brachte anschließend daran ein Hoch auf den hohen Protektor, Se. Majestät König Friedrich August, aus. Sodann wurde der vom Feldwebel Heinrich verfaßte Jahres bericht vorgetragen. Die gegenwärtige Stärke der Wehr beläuft sich auf 7l Mann. Zur ernster Tätigkeit rücke dis Wehr dreimal aus. Theaterwachen wurden 66 gestellt. Der vom Kassierer Weißbach erstattete Kassenbericht ergab eine Einnahme von 494,06 Mark, eine Ausgabe von 409,05 Mark, Bestand 85,01 Mark. Die Unterstützungs kasse hatte eine Einnahme von 1828,09 Mark, eine Aus gabe von 103,72 Mark zu verzeichnen, sodaß 1724,37 Mark als Bestand verbleiben. An Stelle des nach 27 jähriger treuer Dienstzeit aus dem aktiven Stande der Wehr aus geschiedenen Zeugwarts Bemmann wurde der bisherige Sektionssührer Thümmel mit großer Mehrheit gewählt. Aus der weiteren Wahl gingen hervor Nöhringer, Gössel, Weißbach, Klotz, Walther, Roche als Sektionssührer und Karl Langer, Grahl, Schneider, A. Schmidt, Kästner, Sach als deren Stellvertreter. In den Ausschuß wurden Grahl, Reisig, Schwind gewählt. Unter anerkennenden Worten wurden im Lause des verflossenen Jahres dem Signalisten Fischer für 30jährige, und Buchmann, M. Krönert, Mittag, Schöne, Thümmel, Wallter für 10 jährige Dienstzeit Aus zeichnungen zuteil. Den regelmäßigen Besuchern der Uebungen wurden Prämien überreicht. — Unsere Kinderbewahr-Anstalt berichtet über das verflossene Jahr, daß sie sich während desselben einer recht fleißigen Benutzung zu erfreuen hatte. 10746 Kinder haben an 281 Tagen in genannter Anstalt schützendes Obdach und Verpflegung gefunden. Die Mittel zur Er haltung unserer Kinderbewahr-Anstalt sind ihr im ver gangenen Jahr durch folgende Einnahmen zugeflossen: 241,10 M. Beiträge von 85 Mitgliedern; 1074,60 M. Verpflegungsgelder von den Kindern; 113,56 M. Nutzungen des Grundstücks; 534,85 M. Legate und Zinsen; 100 M. Beitrag von hiesiger Stadt; 100 M. Beitrag von dem hiesigen Albert-Zweigverein; 65,93 M. vom hiesigen Männer-Gesangverein als Hälste des Reingewinnes eines Wohltätigkeits-Konzerts; 49,50 M. anteilige Zinsen aus der König Albert-Jubiläums-Stiftung; 180 M. Beitrag aus der „Jäckel-Stiftung"; 50 M. Jahresbeitrag I. M. d. Königin-Witwe Carola von Sachsen; 15,25 M. aus der Sammelbüchse des Erholungheims Dippoldishöhe; 20 M. Sühnegelder aus 3 Sühne-Terminen durch die Herren Friedensrichter Schiffner und Rehschuh; 11 M. Geschenk von N. N. und 235,75 M. hat die Sammlung zur Christ bescherung ergeben. — Von diesen Einnahmen sind be stritten worden: 1089,24 M. zur Beköstigung der Kinder- und des Hauspersonals; 434,70 M. für ,Gehälter und Löhne, darunter 300 M. an das Diakonissenhaus in Dresden für Leistungen einer Schwester, welche der Anstalt vorsteht: 42,86 M. für Steuern nnd Abgaben; 154,13 M. für Baulichkeiten; 170,65 M. für Heizung und Licht; 66,62 M. für diverse Ausgaben, insbesondere die Instand haltung des Inventars betreffend; 117,35 M. für Frei stellen, einschließlich 25,90 M. für Rechnung der Bieder mann-Stiftung; 70 M. als erste Ratenzahlung zur Tilgung des von hiesiger Stadt erhaltenen Darlehns von 350 M.; und 247,47 M. haben die Ausgaben zur Christbescherung für 60 Kinder betragen. — Unsere Kinderbewahr-Anstalt ist ein Hort gegen die großen leiblichen und sittlichen Ge fahren, denen jedes Kind ausgesetzt ist, wenn es unbeauf sichtigt und sich selbst überlassen bleibt. Wo die Lrwerbs- verhältnisse der Eltern es nicht gestatten, den Kindern den Tag über die geordnete Pflege und mütterliche Beauf sichtigung zuteil werden zu lassen, will unsere Kinderbewahr- Anstalt als Ersatz für das Elternhaus eintreten und diesen Kindern ein schützendes Asyl bieten, in dem sie fröhlich blühen und gedeihen können in einer für Leib und Seele gesunden Atmosphäre. Es sei den Eltern dringend ans Herz gelegt, von dieser ihnen gebotenen Fürsorge für ihre Kinder, ihnen zu Liebe, recht viel Gebrauch zu machen. — Am 15. März herrschten nach dem amtlichen Be richte der König!. Kommission für das Veterinärwesen im Königreich Sachsen überhaupt 8 verschiedene ansteckende Tierkrankheiten, und zwar: der Milzbrand in 8 Gemeinden mit 8 Gehöften, der Bläschenausschlag der Rinder und die Geflügelcholera in je 1 Gehöft, die Räude der Pferde in 6 Gemeinden mit 8 Gehöfte», die Schweineseuche einschl. Schweinepest in 3 Gemeinden mit 4 Gehöften, die Brustseuche der Pferde in 10 Gemeinden mit 15 Gehöften, die Rotlaufseuche der Pferde in 3 Gemeinden mit 4 Ge höften und die Gehirnrückenmarksentzündung der Pferde in 45 Gemeinden mit 49 Gehöften. — Die Amtshaupt mannschaft Dippoldiswalde war am Berichtstage von an stehenden Tierkrankheiten frei. Seifersdorf. Der im hiesigen Militäroerein am Sonntag gehaltene Vortrag über „Sonne, Mond und Sterne" von Herrn A. Möbius hier erfreute sich eines leid lichen Besuches. Genannter Herr unterrichtete seine Zu hörer über die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete der Astronomie, und unterstützle seine Worte durch gediegene Lichtbilder. Dresden. Wie der „Berliner Lokal-Anzeiger" hört, werden auch mit der sächsischen Regierung Verhandlungen wegen der geplanten Erhebung von Schiffahrtsabgaben gepflogen. Schandau, 18. März. Bei Besteigung des sogen. Jungfraufelsens war gestern ein Dresdner Bergsteiger in einem Kamine einige Meter abgestürzt, so daß er sich Verstauchungen am Arm und Vein zuzog. Markneukirchen. Die seit Jahren hier viel besprochene Frage der Heizung unserer Kirche während der Winter monate dürfte nun bald ihren Abschluß finden, da der Kirchenvorstand einstimmig beschlossen hat, eine Heizungs anlage für die Kirche zu beschaffen. Welcher Art diese sein wird, ist späteren Entschließungen vorbehalten. Zschopau, 18. März. Die Frage nach Beschaffung neuer Diensträume für das hiesige Postamt steht schon seit längerer Zeit im Vordergründe des Interesses, da die bisherigen Räume, die sich in einem am Altmarkt gelegenen gemieteten Hausgrundstücke befinden, den Anforderungen des gesteigerten Verkehrs nicht mehr genügen. Die Post gebäudefrage ist nunmehr ihrer endgültigen Entscheidung sehr nahe gerückt, denn der hiesige Konsumverein hat in seiner gestrigen außerordentlichen Hauptoersammlung den Ankauf des Grundstückes, in dem sich gegenwärtig das Post amt befindet, beschlossen. Da es hier an Häusern, die für die Aufnahme des Postamtes in betracht kommen könnten, fehlt, so rechnet man mit der Errichtung eines besonderen Postgebäudes. Als geeigneten Platz hierzu beabsichtigt man den freiliegenden Teil des Königsplatzes der Post- verwaltung anzubieten; doch macht sich hiergegen eine heftige Gegnerschaft bemerkbar, die eine Beeinträchtigung und Verschlechterung der schönen Königsplatzanlagen fürchtet. Der Erledigung dieser Frage sieht nian deshalb Hier mit Spannung entgegen. Leipzig, 18. März Die Ehefrau des in der Dusonr- straße 22, vier Treppen hoch, wohnhaften, aus Seibels dorf in Bayern gebürtigen 28 Jahre alten Schneiders Eduard Motschmann ist gestern früh gestorben. Aus Gram darüber versuchte Motschmann sein acht Tage altes Kind und sich durch Revoloerschüsse zu töten. Beide wurden