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Die „Weiherch-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbcndenausgeaeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., cinmonatlich 42 Psg. Einzelne illumniern M Pfq. Alle Postan jtaltcn, Postboten, sowie unsere Austräger nehnien Bestellungen an. Weißeritz-^itung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit 12 Pfg., solche aus unserer Amishauptmannschaft mit IO Pfg. die Spaltzelle oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile :!O bez 25 Pfg. Tabellarische und koinplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche AmtslMptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtmt zu Dippoldiswalde. 73. Jahrgang. Sonnabend, den 16. März 1907. Nr. 32. Mit achtseitigem „Illustrierten Unlerhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle nnd an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernonnnen. Vermilnwrilicher Redakteur: Paul Ichur. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses am 21. März 1907, vorm. '/211 Uhr, im Sitzungssaale der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt in der amtshauptmannschaftlichen Kanzlei aus. 69 8. Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, am 14. März 1907. knviRsg unek 8oni»sbvnil, rken 22. unil 23 IA3nL «l. , werden die Geschäftsräume der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft ge reinigt. An diesen Tagen werden nur dringende Geschäfte erledigt. 30 l A. Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, am l 2. März l 907. Geschäftszeit a« Sonnabenden betr. Der Geschästsverkehr bei der städtischen Verwaltung — einschl Kassen — findet vom l. April d. I. ab bis auf Weiteres an Sonnsdeniksn ununterbrochen von vormittags 8 bis nachmittags 3 Uhr statt. Die Kassen sind an diesen Tagen für das Publikum von vormittags 9 bis nach mittags 2 Uhr geöffnet. Standesamtliche Geschäfte werden an Sonnabenden bis nachmittags 3 Uhr, an den übrigen Wochentagen jedoch nur vormittags erledigt. An Sonn- und Festtagen findet Dienstverkehr mit dem Publikum überhaupt nicht statt. Stadttat Dippoldiswalde, am 12. März 1907. Die Sparkaffe zu Dippoldiswalde ist ab l. April 1907 an allen Wochentagen vorm. von 9 bis 12 Uhr und nachm. von 2 bis 4 Uhr, Sonnabends jedoch von vorm. 9 bis nachm. 2 Ahr ununterbrochen geöffnet. Außerdem ist die Sparkasse vom gleichen Zeitpunkte ab nur noch am IvÜLtsw Sonntag eines jeden Monats nachm. von >/22 bis >/24 Uhr geöffnet. Dippoldiswalde, am 12. März 1907. Der Stadtrat. vr. Weißbach. braucht als Ersatz für die 5 Pfennigkarten. In den Ver handlungen der Budgetkommission ist bei der Vorberatung des Postetats dieser Tage ganz ernstlich über die Wieder einführung des billigen Ortsportos verhandelt worden. Den gewünschten Millionensegen hat die Aufhebung des 2-Pfennigtarifs nicht gebracht. So auf Heller und Pfennig wird sich das auch wohl kaum herausrechnen lassen, man hatte aus 10 Millionen Mehreinnahmen gerechnet, während in Wirklichkeit auf diesen Rechnungsposten nur die Hälfte des Ansatzes entsällt oder entfallen soll. Dresden. König Friedrich August kehrte am 14. März von einem Ausfluge nach Cintra nach Lissabon zurück und stattete alsdann dem deutschen Kreuzer Falke einen Besuch ab. Planitz. Ein Einbruch ist in den letzten Nächten in die hiesige Kirche verübt worden; es wurde eine Sammel büchse erbrochen und beraubt. Tagesgeschichte. Berlin. Graf Posadowsky teilte im Deutschen Land wirtschaftsrat mit, das dem Reichstage im nächsten Herbst ein neues Biehseuchengesetz zugehen wird. — Der Reichskanzler wird sich, wenn es die Ge schäftslage des Reichstages erlaubt, beim Beginn der parlamentarischen Ferien nach der Riviera begeben. Fürst Bülow gedenkt bis zu seiner Rückkehr, die nach etwa 14 Tagen erfolgt, in Rapallo zu verbleiben. — Der Großherzog von Hessen versagte die Wahl des sozialdemokratischen Stadtverordneten Weipert in Osfenbach zum Beigeordneten die landesherrliche Ge nehmigung. — Wie die „National-Zeitung" mitteilt, hat es der Reichsschatzsekretär Freiherr v. Stengel nicht in Abrede ge stellt, daß die nächste deutsche Reichsanleihe möglicherweise eine vierprozentige fein werde. An Popularität würden die Reichs- und Stuatspapiere durch den höheren und zeitgemäßen Zinssatz nur gewinnen. Braunschweig, 14. März. Beim Regentschaftsrat ist, wie die „Braunschweigische Landeszeitung" meldet, ein Protest des Herzogs von Cumberland gegen den Beschluß des braunschweigischen Landtages, betreffend die Regenten wahl, eingelaufen. Hannover, 14. März. Im benachbarten Groß-Burg wedel brannte in der vorigen Nacht das Rettungsha ur dis auf die Umfassungsmauern nieder. Die 97 Zöglinge, welche im Gebäude schliefen, konnten nur mit knapper Not gerettet werden. 2 Wärterinnen erlitten Verletzungen. Das Gebäude gehörte der Pestalozzi-Stistung. 8 Feuer wehren waren von nah und fern herbeigeeilt, sie konnten aber wenig helfen, da Wassermangel herrschte. Hamburg. Die deutsche Marineverwaltung kaufte auf der Insel Helgoland einen größeren Teil des Ober landes an zur Errichtung von Kasernen, Ererzierschuppen, eines Ossizierskasinos, Wohngebäude für Offiziere und An lage bedeutender Festungswerke. Die Aufstellung weiterer schwerer Geschütze ist vorläufig nicht beabsichtigt. Frankreich. Die „Jena" ist vollständig verloren. Man erzählt sich herzzerreißende Einzelheiten von der Katastrophe. Der Schiffsfähnrich Rour wollte die Schleusen ösfnen, um das Dock voll laufen zu lassen und so die Feuersbrunst zu ersticken. Dabei wurde er in das Dock geschleudert und vor den Augen der entsetzten Mannschaft in Stücke zerrissen. Die Stadt bietet das Bild tiefer Trauer. Theater und Cafes sind geschlossen. Viele Familien harren vergeblich auf Nachrichten über die Ver mißten, die man ihnen doch nicht geben kann. Cs be Lokales und Sächsisches. t Dippoldiswalde. Nach schweren Leiden verschied am Donnerstag vormittag der Vorstand des hiesigen Amts gerichts, Herr Oberamtsrichter G. W. Kraner. Seit I. Juli 1905 in seinem hiesigen Amte, erwarb er sich die Hochachtung aller, die mit ihm in Berührung kamen. Seine Beisetzung findet am nächsten Sonntag in Dresden statt. — Das Konzert des „Sachs. Fechtvereins" hier am Sonntag erfreute sich eines sehr zahlreichen Besuches, so daß sicher ein erklecklicher Überschuß für Vereinszwecke er zielt morden ist. Alle Darbietungen ohne Ausnahme ernteten reichen Beifall und haben alle Teilnehmer die Gewißheit, ihre Kräfte in den Dienst einer guten Sache gestellt zu haben. — Am Mittwoch nachmittag fand die öffentliche Prüfung in der Fortbildungsschule statt, zu der sich eine recht erfreulicye Anzahl von Bürgern eingefunden hatte. Die lll. Klasse besprach die Kohle und die Gas bereitung, Klasse Ilb betonte, daß Deutschland zur Industrie und zum Außenhandel gezwungen ist, Klasse Ila setzte Briese auf, die bei einem Stellungswechsel vorkommen, und Klasse l stellte die gesetzlichen Bestimmungen für einen Wechsel fest. Von den 98 Fortbildungsschülern hatten 34 ihre Schulpflicht erfüllt. Ihnen gab Herr Lehrer Hering in seiner Abschiedsrede das Leitwort mit: „Bleibe fromm usw." Am Donnerstag folgte die Prüfung in der Handelsschule. Herr Lehrer Krüger wiederholte mit den Schülern die wirtschaftlichen Verhältnisse in verschie denen deutschen Gebieten, und Herr Lehrer Eidner das deutsche Münz- und Bankwesen. Darauf hielt Herr Krüger die Abschiedsrede mit dem Mahnworte: „Lerne leben!" L Schüler wurden entlassen. Die Schüler E. Börner und P. Weinhold erhielten eine Buchprämie. — Wir wollen auch hier nochmals auf den Vortrags abend des Flottenvereins am nächsten Sonntage Hin weisen. — Donnerstag, 21. März, abends 8 Uhr, wird Herr Architekt Kießling im Saale des „Stern" das Schulbau projekt erläutern. — Zum 17. März. (St. Gertrud.) Der Name Gertrud stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet soviel wie „Speerjungfrau" oder „Speerkämpferin". Da die Germanen, unsere Vorfahren, im heißen Kampfe oft von ihren Frauen unterstützt wurden, die von ihrer soge nannten „Wagenburg" aus die Feinde angrisfen, so galt der Name „Qerckrück", wie er ursprünglich lautete, als Ehrentitel und fand sich vielfach. Die heilige Gertrud war die Tochter des fränkischen Majordomus Pipin von Landen, wurde 626 geboren und starb als Aebtissin des Klosters zu Nyvel im Jahre 659. Ihre Frömmigkeit und Barm herzigkeit verschafften ihr schon bald die Heiligsprechung. Im Volke wurde sie besonders als Schutzpatronin der Reisenden verehrt und ihren Tag, den 17. März, beging man festlich durch das Trinken der „Gertrudsminne". Darunter verstand man einen Trunk zum Andenken an die Heilige, denn es war damals Sitte, zu Ehren der ver schiedenen Heiligen an deren Festen die Becher zu leeren. Ursprünglich war diese Gewohnheit aus dem Heidentum mit herübergenommen worden und nach Annahme des Christentums wollte man sich von dem angenehmen Brauche nicht mehr trennen. So blieb er bestehen, bis endlich die Bischöfe eingreisen mußten, um den Übertreibungen des selben zu steuern. Die Zahl der Heiligen wurde beschränkt, an deren Tagen „Minne" getrunken werden durfte. Die „Gertrudsminne" erhielt sich am längsten und bestand bis hoch in das Mittelalter hinein in den Niederlanden als „St. Gärteminnen". Warum die Heilige als Schützerin der Reisenden erwählt wurde, ist nicht ganz klar, doch scheint es, als ob die in den Klöstern geübte Gastfreundschaft gegen jeden, der des Weges gezogen kam, wohl die Ver anlassung dazu gewesen sein mag. Vielleicht auch ver mischt man hierbei die Aebtissin mit der heidnischen Göttin Freya, die ja ebensalls das Amt inne hatte, Wanderern Zuflucht zu gewähren. Die große Verbreitung des Namens Gertrud, der auch in allerhand Abkürzungen wie Trude, Traute, Trudchen und Gerta vorkommt, beweist, wie sehr die Namenspatronin aller dieser Mädchen und Frauen auch noch heute in Ansehen steht. Da der Name ein echt germanischer ist, darf man sich seines häufigen Vorkommens umsomehr freuen. — Die Iden des März sind ja jedem Pennäler bekannt, und er demonstriert die neuerworbene Wissenschaft gern mit der Geschichte vom alten Cajus Julius Cäsar, der mit seinen Kriegsdenkwürdigkeiten unseren Tertianern zusetzt. Namentlich die berühmte Beschreibung vom Bau des Be lagerungsturmes vor Massilia (Marseille) und insbesondere die von der Herstellung der Rheinbrücke haben es in sich, und mancher hoffnungsvolle Lateiner denkt vielleicht im stillen, es war für Cäsar ganz recht, daß er wegen des Märzen Iden nicht weiter schreiben konnte, sonst hätte er er den Gymnasiasten des zwanzigsten Jahrhunderts am Ende noch vielerlei zu „ochsen" hinterlassen. Heuer liegen des Märzen Iden anderthalb Wochen später, und ihre Gefahr heißt Schulschluß oder vielmehr richtiger, die damit verbundene Versetzung. Zur Stunde ist wohl das be stimmende Votum schon allenthalben schriftlich Wert, wenn es auch erst späterhin zur offiziellen Verkündigung kommt. Ehedem, in den „guten alten Zeiten", wo neben der väterlichen Liebe auch das väterliche Bambusrohr recht eindringlich zu der blühenden Jugend sprach, wurden in diesen Wochen vor Ostern heimliche Attentate auf den Rohrstock unternommen, zu dem Zweck, das nette Instru ment im Augenblick seiner Anwendung nicht gar zu nach drücklich wirken zu lassen. Es wurden z. B. vorsichtige Einschnitte in das Stöckchen und anderes unternommen, was ihm ein jähes Ende zu bereiten geeignet war. Wenn dann der erzürnte pater kamiliae auch die sofortige Herbei- schasfung eines neuen Stockes anordnete, das war ver gessen, und inzwischen verrauchte auch der väterliche Zorn. Heute ist der Rohrstock zwar noch kein ganz überwundener Standpunkt, aber er ist doch von der modernen Humani tät in die Ecke gedrängt. Darum ist in den Augen unserer Herren Jungen Humanität alles, was nicht weh tut! Aber die Iden des März! Am schönsten wäre es, wenn an ihrem Termin auch dies Jahr jemanden der Garaus gemacht würde, nämlich dem Winter. Es ist ja nicht ge rade geistvoll, wenn man von dem alten Patron zu viel spricht, aber helfe sich jemand, wenn er es so arg macht, wie in den letzten Tagen wieder, wo eine ganz gräuliche Temperatur herrschte. Der Winter könnte wirklich aber auch in der Tat machen, daß er nach dem Blocksberg kommt. Da ist Platz für ihn. — Das Ende der Zweipfennigmarken. Bei den Postanstalten werden gegenwärtig die Reste der Zwei- pfennlgmarken aufgebraucht. In größeren Mengen werden sie auf die Rückseite der Paketadressen geklebt und wo nur irgend möglich auch sonst im inneren Dienstbetrieb ver wandt. An das Publikum werden die Marken nicht mehr ausgegeben. Auch die Restbestände an Zweipsennig-Post- karten gehen ihrem Ende entgegen, nachoem man ihnen in der ReichsSruckerei noch einen 3-Psennigzusatzstempel aufgedruckt hat. Die letzten Vorräte werden jetzt aufge