Volltext Seite (XML)
Dir .Wriheritz-Zritung" erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich «4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. - Alle Postan statten, Postboten, sowie imsereAusträgernehmen Bestellungen an. WHeritz-Mung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserat« werden mit 12 Pfg., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit lO Pfg. die Spaltzelle oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite fnur von Behörde») die zwei gespaltene Zeile 30 bez. 25 Psg. Tabellarischc und komplizierte Inserate mit entsprechendem Aus schlag. Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeilc 30 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Nl. 28. Mit achtsettigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle nnd an bestimmte» Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druckt und Verlag von Earl Johne in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 9 März 1907. 73. Jahrgang Flnsjanfsichtsdienst. Gemäß Verordnung der Königlichen Ministerien des Innern und der Finanzen ist vom 1. kodruar cklssvs Madras ab ein amtlicher kluüaulslvlilscklvllst eingerichtet worden, der durch Flußmeister und Fiußausseher ausgeübl wird. Für den Bezirk der hiesigen Königlichen Amtshauptmannschaft sind die den König lichen Straßen- und Wasserbauinspeltionen Freiberg, Dresden II und Pirna II unter stellten Flußmeister I., Paul Reinhold Schwär, 2., Mar Lhelles Preußer und 3, Arthur Wilhelm Kochert und zwar der unter l., Genannte innerhalb des Amtsgerichtsbezirks Frauenstein, der unter 2., Genannte innerhalb des Amtsgerichtsbezirks Dippoldiswalde und der unter 3., Genannte innerhalb der Amtsgerichtsbezirke Altenberg und Lauenstein zuständig. Unter Leitung der betreffenden Straßen- und Wasserbauinspektion und beziehentlich nach Anordnung der Königlichen Amtshauptmannschaft hat der Flußmeister, der zugleich als polizeiliches Hilfsorgan der letzteren bei Ausübung der Flußaufsicht tätig zu sein hat, das besondere Augenmerk auf die Reinhaltung der fließenden Gewässer zu richten und die Wasserläufe und deren Zubehörungen, sowie deren Ueberschwennnungsgebiete zu be aufsichtigen, ferner bei der Vorbereitung und Ausführung der an den Wasserläufen vor kommenden Bauten und bei Unterhaltung der Flußbetten und Flutlinnen mitzuwirken. Im einzelnen sind seine Dienstpflichten unter anderem folgende: I. die Feststellung von Wasser- und Uferverunreinigungen und die Fürsorge für ihre Behebung, die Untersuchung gewisser Klär- und Veschlenßungsanlagen, sowie von Vorrichtungen für dauernde Entziehung von Fluß- oder Teichwasser oder etwaiger Zuführung von ungereinigtem Fluß- oder Teichwasser nach Trink- wasserlenungsanlagen; 2. die Aufsicht über die Freihaltung des Ueberschwemmungsgebicts der Wasser läufe, sowie über die Beseitigung voä Stromhemmnisten aller Art; 3. die Prüfung von Uferschutzbauten, Hochwasserdämmen, Brücken, Stegen, von Furten, Wehren, von Vorrichtungen zur Erleich erung des Zuges der Fische, Talsperren und deren Zubehörungen, die Ueberwachung der Stauzeichen; 4. die Aufsicht über die Ausrüstung und bauliche Erhaltung der Pegeljtationen und die Mitüberwachung der Ausübung des Hochwassermeldedienstes; 5. die Aufsicht üver die Befolgung der sischereipolizeilichen Vorschriften; Die neue russische Reichs-uma. Die nach einem sehr verwickelten und langwierigen Verfahren gewählte neue russische Reichsduma ist nunmehr in die Erscheinung getreten; am Dienstag nachmittag er folgte im Taurischen Palais zu Petersburg, wo bereits die erste Reichsduma tagte, ihre gerade nicht sehr prunkvolle Eröffnung durch den hierzu vom Zaren beauftragten Regierungsvertreter. Gleich die Eröffnungssitzung zeigte ein charakteristisches Merkmal für die oppositionelle Stimmung, welche auch in der neuen Reichsduma gegen die Regierung vorherrscht, denn in das von den Mit gliedern der Rechten ausgebrachte Kaiserhoch stimmten die Abgeordneten des Zentrums und der Linken nicht mit ein. Die nachfolgende Präsidentenwahl bestätigte dann das Überwiegen des oppositionellen Elementes in der neuen russischen Volksvertretung, denn Professor Golowin aus Moskau, ein Mitglied der fortschrittlichen Kadettenparlei, wurde mit 356 Stimmen zum ersten Vorsitzenden der Duma gewählt; auf Kamzakow, den Kandidaten der regierungs freundlichen Rechten, fielen nur 91 Stimmen, 1 l Stimmen erhielt ein dritter Präsidentschaftskandidat. Die vereinigte Opposition verfügt also auch in der jetzigen Reichsduma über eine recht stattliche Mehrheit, und wie da die Duma arbeiten ersprießliche Früchte im Interesse des Zaren reiche» und der Gefamtheit der russischen Nation zeitigen sollen, das ist im Hinblick aus die reaktionären Tendenzen in der russischen Regierung einstweilen sehr schleierhaft. Präsident Golowin hat sich nun allerdings beeilt, in seiner Antrittsrede zu versichern, daß die Duma trotz der in ihr herrschenden politischen Meinungsver schiedenheiten doch in dem Bestreben einig sei, für das Wohl der Nation zu arbeiten, woran Golowin den Aus druck der Hoffnung anfchloß, es werde der neuen Duma gelingen, ,im Verein mit dem Zaren die Wohltaten der Verfassung und der sozialen Gesetzgebung auf dem durch die erste Duma vorgezeichneten Wege zu verwirklichen. Aber die Voraussetzung sür die Erfüllung dieser Hoffnung ist die, daß die Regierung des Zaren wenigstens ihren guten Willen zeigt, endlich den Forderungen der Zeit Rechnung zu tragen und der Verwaltung des Zarenreiches einen etwas freiheitlicheren Geist einzuhauchen. Hiermit hat es jedoch osfenbar nach wie vor gute Wege, und man kann es schon jetzt als fast zweifellos betrachten, daß bald Differenzen zwischen der oppositionellen Mehrheit der neuen Duma und dem Regime des Ministerpräsidenten Stolypin auftauchen werden, und nachher könnte wohl schwerlich 6. die Aufsicht darüber, daß bei bevorstehenden Eisgängen und Hochfluten d« Aufeisen der im Wasserlaufe vorhandenen Bauwerke und das Ziehen der Wehre, Freifluter und dergleichen rechtzeitig ausgeführt wird und während der Hoch fluten und Eisfahrten die Hochwasserdämme zur Verhinderung und Hintanhal tung des Durchreißens von den Unterhaltungspslichtigen ausreichend bewacht werden. Die Anlieger der Wasserläufe und die sonst beteiligten Grundstücksbesitzer, insbe sondere auch die Besitzer von gewerblichen Anlagen werden veranlaßt, dem Flußmeister bei Ausübung seiner Aufsichtsführung den Zutritt zu den betreffenden Grundstücken und Anlagen zu gestatten, ihm auch erforderlichenfalls die nötige Auskunft zu erteilen. Da dem Flußmeister die Mitüberwachung des im Bezirke für die kleineren Flüsse eingerichteten Hochwasserdienstes und der diesen vorbereitenden Beobachtungen obliegt, so werden die Ortsbehörden derjenigen Orte, in welchem Hochwasserbeobachtungs- und Meldestationen errichtet sind und die Beobachter selbst hiermit angewiesen, dem Fluß- meister gegebenenfalls Entgegenkommen zu betätigen. 222 A. König!. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 25. Februar 1907. Die Herren Bürgermeister und Gemeindevorstände des Bezirks — mit Ausnahme von Altenberg, Geising, Breitenau, Fürstenau, Georgenfeld, Hermsdorf im Erzgeb., Holz- Hau, Rechenberg und Zinnwald — werden hiermit veranlaßt, die unter Nr. 26 der Sammlung amlshauptmannschafilicher Bekanntmachungen u. s. w. näher bezeichnete tabellarische, oder eventuell Fehl-Anzeige über die in ihren Gemeinden wohnhaften, be ziehentlich ansässigen katholischen Glaubensgenossen bis spätestens zum 10. April dieses Jahres anher einzureichen. Nr. 335K. König!. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 2. März 1907. Unter Bezugnahme auf die diesseitige Bekanntmachung vom 15. Oktober vorigen Jahres — Nr. 121 der „Weißeritz-Zeitung" und 122 des „Frauensteiner Anzeigers" — werden die Vvsitrvr von HrsMskrrollgvll hiermit aufgefordert, die letzteren mittelst des vorxo8vdrlodov«ll korwulars und unter Beibringung der erforderlichen krükllllM rollßllisso nunmehr solort und 8pL1S8t0llS dl8 20. tUv8»8 A0llLt8 hier anzumelde«. Die Gendarmerie ist angewiesen worden, Führer von Kraftfahrzeugen, die während der Fahrt nicht im Besitze der erforderlichen vorgeschriebenen Nachweise sich befinden, unnachsichtlich nunmehr zur Anzeige zu bringen. 306 A. König!. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 4. März 1907. — Der am 7. März hier abgehaltene Viehmarkt er- freute sich eines sehr guten Besuches. Aufgetrieben waren 35 Pferde, 9 Rinder, 7 Stück Jungvieh, 14 Läufer schweine und 87 Ferkel. Bon den Ferkeln sind 80 Stttk verlauft worden zum Preise von 33—40 M. pro Paar. — Am 7. d. M. morgens gegen >/rI0 Uhr ist von dem Mädchen Z. in der Gartenstrabe in der Nähe der Technikumallee ein Kind weiblichen Geschlechts geboren worden. Von vorübergehenden Personen ist das Kind nach dem in der Nähe liegenden Schützenhause und die Mutter nach ihrer Wohnung gebracht worden. — Die zweite große Kaninchen-Ausstellung findet am 16. und 17. März in den Räumen des Schützenhause» hier statt und wird für Interessenten viel Neues und Lehr reiches bieten. — Die deutsche evangelische Christenheit rüstet sich, die 300 jährige Wiederkehr eines Tages dankbar freudig zu begehen, welcher der Kirche des Evangeliums, unserer evangelisch-lutherischen Kirche zumal, einen ihrer treueste» Zeugen und gottbegnadetsten Sänger schenkte: am 12. März 1607 wurde Paul Gerhardt in Gräfen hainichen geboren. In seiner Vaterstadt will man sein Gedächtnis durch Errichtung eines Paul Gerhardt-Gedenk haufes ehren, das nicht nur durch seinen Namen die Er innerung an ihn lebendig erhalten, sondern auch ein Mittelpunkt für die Bestrebungen der helfenden und rettenden Liebe in Stadt und Umgegend sein soll. Eine Danker- pslicht unserer Kirche ist es, in den Gemeinden die Er innerung an den treuen, mannhaften Bekenner des Evan geliums in kirchlich bewegter Zeit und frommen Sänger zu wecken und zu erhalten, dessen Lieder ihre Erbauung bei den öffentlichen Gottesdiensten mächtig gefördert habe« und Unzähligen in Stunden des Leids und der Anfechtung eine Quelle des Trostes und der Kraft geworden sind. Das evangelisch-lutherische Landeskonslstorium hat deshalb verordnet, daß am Sonntag Lätare, den 10. März, in der Predigt des Hauptgottcsdienstes des 300jährigen Geburts tages Paul Gerhardts gedacht und dem Danke, den unsere Kirche ihrem gesalbtesten Liederdichter schuldet, gebührender Ausdruck gegeben werde. Den Kirchenvorständen ist es anheimgegeben, die bei den Gottesdiensten des Sonntages gesammelten Becken- und Lymbelgelder sür den Zweck der Errichtung des erwähnten Gedenkhauses zu bestimmen. Es ist zu wünschen, daß die Gemeinden an dem Jubiläumr- gottesdienste und sonstigen Veranstaltungen, das Gedächtnis Paul Gerhards zu erneuern und eine genauere Bekannt- noch auf ein gedeihliches Zusammenwirken von Regierung und Duma gerechnet werden. Zunächst freilich dürste die Regierung versuchen, mit der neuen Duma in Güte aus zukommen, so lange dies eben geht, da indessen in der neugewählten Volksvertretung gerade die radikalen Elemente in verstärkter Zahl erschienen sind, so erscheint es bereits jetzt fraglich, ob die Freundschaft zwischen Regierung und Duma lange dauern wird. Vielleicht jieht sich die Negierung auch zur Auflösung der neuen Duma genötigt, und dann wäre in Rußland wiederum eine hochkritische innere Situation geschaffen, aus welcher sehr wahrscheinlich ein erbitterter Kamps auf Leben und Tod zwischen der Regierungsgewalt und den Fanatikern der Revolutions pariei hervorgehen würde. Hat doch gleich der Zusammen tritt der Duma zu Slraßenunruhen in Petersburg geführt, die das Eingreifen der Gendarmerie und auch von Kavallerie nach sich zogen und welche Vorgänge einen ausgeprägt revolutionären Charakter trugen. Sollte es nun wirklich zu einer abermaligen Auflösung der Reichsduma kommen, so steht zu befürchten, daß sie blutige Szenen in der russischen Hauptstadt wie auch in den anderen großen Städten des Reiches nach sich ziehen, und daß sie die russischen Verschwörer zu neuen Verzweiflungstaten an feuern wird. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Mittwoch legte imSchühen- konvent Herr Wustlich die Jahresrechnung ab, die einen Umsatz von 4000 M. auswies. Dann wurden 10 Hallen aktien ausgelost und zur Offizierswahl verschritten, da der bisherige Hauptmann, Herr Bäckermeister Baumgarten, seine Funktion unwiderruflich aufgekündigt hat. Es wurden gewählt die Herren Paul Lindner als Hauptmann, Emil Mende und Bernh. Gietzolt als Leutnants und Aßmus als Feldwebel. — Die hiesige Fecht schule veranstaltet am nächsten Sonntag in der Reichskrone ein großes Konzert, in welchem auch Frl. Rohrwerder Dresden, die schon im vorigen Winter in einem Gesangvereinskonzert sehr gefallen hat, austriit. Der Kasse dieses Vereins, der im Stillen gar manche Träne trocknet und manche Seufzer armer Familien stillt, wäre ein erheblicher Reingewinn von Herzen zu gönnen. — Der hiesige Männergesangvercin rüstet sich zu einem Konzert am l. Osterfeiertage im Schützenhaussaale. Dasselbe wird einen Volksliedcrziklus mit verbindendem Tert von E. Nasche bringen und im letzten Teile in einer Bismarckfeier ausklingen.