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Wchmtz-Mtullg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Könijiliche Amtsljauptmaniischast. das Königliche Amtsgericht und den Mdk.it zu Dippoldiswalde. 73. Jahrgang Dienstag, den S. März 1907. M.27. Inserate werden mit 12 Pfg, solche ans unserer Amtshauptmannschaft mit lOPfg.die SpaltzeUe oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen ans der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 30bez. 2!> Pfg. Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg. Die „Weibtritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehcn- denRbenden attsgegeben. Preis vierteljährlich 1 Al. 25 Pfg, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern lO Psg. Alle Postan statten, Postboten, sowie «nsereAnsträgernehmen Bestellui^en an. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhattungsblatt". Mit land- und hauswirtfchaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle nnd an bestimmten Tagen wird keine Garantie nbenwmmen. Veranlivorklicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Johne in Dippoldiswalde. In der Bekanntmachung des König!. Amtsgerichts Dippoldiswalde vom 25. Februar 1907 — Nr. 26 dsr. Zeitung — mutz der neue Name der Firma Hermann Rost Nachflgr Carl Geisler lauten psppvnksdnttr L 0ippoI6i««»IiIv Vanl veislei-. Klärung der Lage in Braunschweig. Wie nicht anders zu erwarten war, hat der Bundes rat es als unvereinbar mit den Grundlagen der Bündnis verträge und der Reichsverfassung erklärt, daß ein Mitglied des Hauses Cumberland die Thronfolge in Braunschweig antrete, so lange ein anderes Mitglied dieses Hauses An sprüche auf preußische Gebietsteile erhebt. Verglichen mit dem Bundesratsbechluß vom 2. Juli 1885 bedeutet dieser Beschluß des Bundesrates einen nationalpolitischen Fort schritt Denn mit Ausnahme Braunschweigs, welches sich begreiflicherweise ebenso wie 1885 der Abstimmung enthielt, hat jetzt der Bundesrat einen einstimmigen Beschlich gefaßt. Im Jahre 1885 aber stimmten noch zwei Bundesstaaten gegen den Antrag Preußens: Reuß ältere Linie und Mecklenburg-Strelitz. Der Bevollmächtigte für Mecklenburg- Strclitz begründete seine Abstimmung damit, daß der Antrag Preußens oder eine dem Anträge Preußens entsprechende Erklärung des Bundesrates einen mit Reichsvecsassung und Fürstenrecht unvereinbaren Eingriff in die Thronfolge eines Bundesstaates bedeute, und daß der Herzog von Cumberland durch sein Patent von 1884 den« ^Bundesräte die Be rechtigung genommen habe, dem Regierungsantritt des Herzogs sich in den Weg zu stellen. Der Bevollmächtigte für Reuß ältere Linie machte die Streicher Gründe zu den seinigen. Außerdem konnte Oldenburg zur Annahme des preußischen Antrages sich nicht entschließen, stimmte indessen auch nicht gegen den Antrag, sondern enthielt sich der Abstimmung, indem cs erklärte: Es würde wegen der Wichtigkeit des Gegenstandes eine schriftliche Bericht erstattung des Ausschusses gewünscht haben und enthalte sich der Abstimmung, weil in Ermangelung einer solchen Grundlage die rechtliche und die politische Tragweite der zu fassenden Entschließungen sich nicht mit genügender Sicherheit beurteilen lasse. Heute sind Slrelitz, Reuß ältere Linie und Oldenburg aus die Seite Preußens getreten — es lebt ein anders denkendes Fürstengeschlecht in diesen Bundesstaaten, von denen zwei lange genug als Hort des Partikularismus «ine mehr oder weniger komische Rolle gespielt haben. Der Wandel der Zeit ist von jenen braunschweigischen Kreisen, die an das Haus Cumberland sich herandrängen, nicht vorausgesehen worden. Man rechnete vielmehr, wie der welsische „Ausruf an Deutschlands Fürsten und Freie Städte" vom 29. September 1906 beweist, mit einem Sinken der Reichsflut, um einen bildlichen Ausdruck für die partiku- laristische Strömung zu gebrauchen, auf deren Anschwellen das Welfentum seine Hoffnungen baute. Die Einstimmig keit des Bundesratsbeschlusses wird hoffentlich in Braun schweig wenigstens überall da nach Gebühr gewürdigt werden, wo man nicht ausgesprochen welsische Ziele verfolgt. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Februar d. I. 713 Einzahlungen im Betrage von 77 549 Mk. 18 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 393 Rückzahlungen im Betrage von 67 579 Mk. 23 Pf. Überhaupt sind in der Zeit vom l. Januar bis mit 28. Februar d. I. 197 829 Mk. 22 Pf. Einlagen in 713 Posten, 14 700 Mk. — Pf. Kapital-Rückzahlungen, 86341 Mk. 52 Pf. Zinsen, 57 Mk. 60 Pf. Insgemein 21430 Mk. — Pf- Rückzahlungen v. d. Sächs. Bank, 320358 Mk. 34 W. in Sa. vereinnahmt, dagegen 192195 Mk. 25 Pf. Rückzahlungen in 1027 Posten, 15 Mk. 91 Pf. Zinsen an die Einleger, 26200 Mk. — Pf. Ausgeliehene Kapitalien, 284 Mk. 83 Pf. abgelieferte Überschüsse und Verwaltungsaufwand, 26472 Mk. — Pf. gekaufte Wertpapiere, 92670 Mk. — Pf- Einlage bei der Sächs. Bank, 337 837 Mk. 99 Pf. in Sa. verausgabt worden. Dippoldiswalde. Am Sonnabend versammelte sich eine stattliche Anzahl von Bürgern, um von Herrn Land tagsabgeordneten, Bürgermeister Wittig-Rabenau einen Bericht über den letzten Landtag entgegenzunehmen. Mit einem Rückblick auf die letzte Reichstagswahl und der Auf forderung, neben der Reichs- auch planvolle Heimatspolitik zu treiben, begrüßte der Vorsitzende, Herr Schuldirektor Burkhardt, die Anwesenden, brachte auf S M. d. König ein dreifaches Hoch aus, in das alle begeistert einstimmten, und erteilte das Wort Herrn Wittig. Zuerst gab derselbe einen kurzen Überblick über die umfangreiche Arbeitsmenge des letzten Landtags. Bezüglich des Staatshaushalts, der mit 317 Mill. M. balanziert, konnte der Berichterstatter eine erfreuliche Besserung der Finanzlage Sachsens konstatieren, sodaß man wohlgemut in die Zukunft sehen könne. Freilich seien auch neue Ausgaben unverschiebbar nötig, z. B. für Aufbesserung von Gehältern der kleineren Beamten und von Löhnen der Arbeiter in staatlichen Be trieben. Er hofst, daß der Bau der Weißeritzlalsperren im Jahre 1908 beginnen kann. Man dürfe vor einer einmaligen, größeren Ausgabe nicht zurückschrecken, habe doch der Hochwasserschaden 1897 über 9 Mill. M. be tragen. Dann kain Herr Wittig auf die Errichtung von neuen Seminaren zu sprechen und war dabei der Mei nung, daß hohe pekuniäre Angebote seitens der einzelnen Orte nicht als ausschlaggebend von der Regierung be trachtet werden dürsten. Mancherlei Vorschläge zur Reform des sächsischen Wahlrechts und zur Zusammensetzung der Ersten Kammer seien der Regierung zur Erwägung über geben worden. Die daraus entstandene neue Vorlage sei noch nicht bekannt. Bei der Beratung des Wassergesetzes seien soviel Schwierigkeiten hervorgetreten, daß dasselbe nicht zur Verabschiedung kommen konnte. Dagegen sei in beiden Kammern eine Einigung dahin erzielt worden, daß § 19 des Ergänzungssteuergesetzes, nach dem das land wirtschaftliche Betriebskapital befreit war, aufgehoben wurde. Dem nächsten Landtag würden zugehen Vorlagen für Wassergesetz, Wahlrecht, Gemeindesteuerwesen, Organi sationgesetz, Fürsorgegesetz und Änderung der Gehaltsver hältnisse der Lehrer. Herr Bürgermeister Wittig versprach, wenn ihn das Vertrauen der Wähler wieder in den Land tag berufe, dann auch weiter die Interessen des Wahl kreises verfolgen, aber den nationalen Gesichtspunkt allem voranstellen zu wollen. Mit einer scharfen Beleuchtung der grundlosen, sozialdemokratischen Agitation schloß Redner seinen klaren, rein sachlichen und von treuer Fürsorge für das Vaterland und all seiner Beoölkerungsschichten zeugen den Bericht, für den ihm lauter Beisall gezollt ward. Bei der darausfolgenden Aussprache kam zur Sprache die Entschädigungsfrage der durch die Talsperren betroffenen Betriebswerkbesitzer, die den kleinen Handwerker schädigende Entziehung von Arbeiten an der Eisenbahn, eine bessere Verkehrsverbindung des amtshauptmannschastlichen Bezirks mit der Bezirksstadt und die Verlängerung der Bahn Hainsberg—Kipsdorf bis zur Landesgrenze usw. Herr Landtagsabgeordneter Wittig stellte sich zu diesen Fragen sehr sympathisch, und die Versammlung erklärte ihn ein stimmig durch lauten Zuruf zu ihrem Kandidaten auch für die diesjährige Landtagswahl. — Radium-Erperimental-Vortrag. Ueber das Radium, jenes neue rätselhafte Element, wird am Mon tag, den 11. März, abends 8 Uhr, im Hotel zuin Stern, Herr Physiker Scheffler-Thomas aus Dresden einen Vor trag halten und die wunderbaren Eigenschaften dieses seltenen Stoffes, von dem bis heute aus der ganzen Erde nur einige Gramm existieren, in Experimenten zur An schauung gelangen lassen. Es dürfte für alle, die sich für die neue Erscheinung interessieren, lohnenö sein, diese ein malige Gelegenheit, mit dem rätselhaften Stofs bekannt zu werden, wahrzunehmen, um so mehr, als der Vor tragende außer Vorsührung der Kraft- und Lichtwirkungen eines Präparates von 25 Milligramm Radium, auch dessen Gewinnung, Verwendung in der Medizin, sowie die neuesten Forschungen auf diesem Gebiete eingehend be handeln wird. Schmiedeberg. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate Februar d. I. 102 Einzahlungen im Be trage von 13 806 M. 23 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 48 Rückzahlungen im Betrage von 5793 M. 25 Pf. Kreischa. Über den Ausfall der diesjährigen Wahlen der Vertreter der Unangesessenen im Gemeinderate können sich gewisse Kreise nicht beruhigen. Ein früheres Ge- meinderatsmitglied konnte den Verlust des Mandats nicht verschmerzen und focht dieserhalb die zweite, am 23. Jan. d. I. stattgefundene Wahl — einmal war schon gewählt worden — an. Die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde vermochte jedoch dein Wunsche des Ge nossen, durch eine anzuordnende abermalige Wahl ihm den Wiedereinzug in den Gemeinderat zu ermöglichen, nicht zu entsprechen und verwarf den eingewendeten Rekurs kostenpflichtig. Altenberg. In der hiesigen Eisenbahnschule und in der Städtischen Höheren Lehranstalt fand am Freitag die mündliche Reifeprüfung von 29 Abiturienten statt. Als Königlicher Prüsungskommissar wohnte Herr Vezirksschul- inspektor Bang bei, auch war Herr Superintendent Hempel anwesend, während Herr Amtshauptmann vr. Mehnert zu seinem Bedauern leider durch dringliche Abhaltung am Erscheinen verhindert war. Ferner waren der löbl. Stadt gemeinderat und einige andere geladene Gäste anwesend. Das Ergebnis der vorhergegangenen schriftlichen Prüfungen, sowie auch das der mündlichen Prüfung war ein recht be friedigendes, denn es konnte sämtlichen 29 Abgehenden das Reifezeugnis erteilt werden. Im Betragen erhielten 27 Prüflinge die Zensur 1, 2 die Zensur lb. In Wissenschaften konnten diesmal erteilt werden 4 mal die Zensur 1b, 5 mal 2a, 7 mal 2, 8 mal 2b, 3 mal 3a und 2 mal 3. Sämtliche Abgehende treten in den Kaiserlichen Postdienst. Börnersdorf, 1. März. Nachdem Mittwoch, den 20. Februar unter überaus zahlreicher Beteiligung der Gemeindemitglieder die Einholung des am 2. Weihnachts feiertage zum Pfarrer von Börnersdorf gewählten Herrn Pfarrvikar Arno Krause aus Fürstenwalde stattgefunden hatte, erfolgte am Sonntag Keminiscere seine feierliche Einweisung durch Herrn Superintendent Hempel-Dippoldis- walde. Der auf vormittag 10 Uhr angesetzte Festgottes dienst war trotz des stürmischen Winterwetters von einer sehr großen Anzahl Andächtiger besucht. Das schlichte Gotteshaus hatte zur Feier des festlichen Tages herrlichen Blumen-, Kranz- und Rankenschmuck angelegt. Lingeleitet wurde der Gottesdienst durch den bisherigen Vakanz geistlichen Pfarrer Lindner-Breitenau. Nach der Liturgie betrat Herr Superintendent Hempel den Altar, um die Einweisung vorzunehmen. Seinen allen tief zu Herzen gehenden Worten legte er das Wort des Ebräerbriefes zu Grunde: „Lasset uns aufsehen auf Jesum". Im An schluß hieran erfolgte durch Herrn Pfarrer Lindner die Verlesung des Lebenslaufes des neuen Seelsorgers, und alsdann überreichte der Herr Ephorus im Namen der Patronatsherrschast die Vokationsurkunde. Vor dem Haupt- liede intonierte der Kirchenchor das eigens für diesen Tag komponierte Lied: „Keine süßere Lust es gibt, als daß heiß mein Herz dich liebt." Sodann betrat Herr Pfarrer Krause die Kanzel, um seine Antrittspredigt über Psalm 121, B. 1 zu halten. Er führte aus, daß er allezeit die Gemeinde auf die 3 Berge des Glaubens (Sinai), der Liebe (Golgathch und der Hoffnung (Himmelfahrtsberg) hinführen wolle, und daß der Aufblick auf diese 3 Berge auch ihm allein helfen solle, sein neues Amt recht zu verwalten. Mit Schluß liturgie und Segen schloß die auf alle einen erhebenden Eindruck machende Feier. — Im Anschluß an den Gottes dienst sand alsdann noch ein Festessen statt, an dem sämtliche Ortsbehörden und ein große Zahl der Gemeindemitglieder sich beteiligten. Manch kerniges Wort wurde hierbei ge sprochen. Pfarrer Lindner begrüßte Herrn Ephorus, der in einer längeren Rede dankte. Herr Oberförster Peter überbrachte die Glückwünsche der Patronatsherrschaft und Herr Kantor Schneidenbach die der Schule. Am Ende der Tafel ergriff noch Herr Pfarrer Krause das Wort, um tiefgerührt allen herzliche Worte des Dankes zu sagen und nochmals zu geloben, allezeit das Beste für die gesamte Gemeinde tun zu wollen. Möge seine Amtszeit ein Segen für die Gemeinde, sowohl für Zeit als Ewigkeit, sein! Dresden. Der König! Sächsische Hausorden der Rautenkrone, der höchste sächsische Orden, wird in diesem Jahre ein Jahrhundert alt. Er wurde am 20. Juli 1807 von König Friedrich August den Gerechten gegründet. Der Orden wird nur an regierende Fürsten, Prinzen von Geblüt und Staatsbeamte und Militärs höchsten Ranges als Zeichen besonderer Freundschaft und höchster Gnade für außergewöhnlich große Verdienste um Königshaus und Vaterland verliehen. Die Ordensauszeichnung, die der